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Eurozone bleibt in Gefahr

Von Dr. Oliver Everling | 6.Oktober 2014

Von der FERI Herbsttagung kommen weiterhin Warnsignale bezüglich des Bestandes der Eurozone. Axel Angermann von der FERI EuroRating Services analysiert die Säulen der Weltwirtschaft und setzt die Faktoren in einen globalen Kontext. „Die Geldpolitik aller großen Notenbanken ist weiterhin darauf ausgerichtet, den Strukturwandel mit der Bereitstellung größtmöglicher Liquidität zu begleiten. Die Wirksamkeit einer immer weiter expansiven Geldpolitik stößt allerdings an Grenzen“, warnt Angermann.

Gleich, ob USA, Japan, UK oder China, überall habe man es mit einer weiteren Ausweitung der Bilanzsumme der Zentralbanken zu tun. „Eine Ausnahme ist die EZB.“ Die FED in den USA sei mit großer Unsicherheit dem Mitgliedern der FED über das Ausmaß der ersten Zinserhöhung(en) konfrontiert. Erste Leitzinsanhebungen durch FED und Bank of England (BoE) erwartet Angermann im Jahr 2015. „Wir machen eine neue Erfahrung: Leitzinsanhebungen bergen die Gefahr deflatorischer Tendenzen.“ Angermann zeigt Szenarien für mögliche Leitzinssteigerungen im Euroraum, in den USA und in Großbritannien auf.

„Das Umfeld extrem niedriger Zinsen bleibt bis auf weiteres bestehen. Die Zinsdifferenz zwischen USA und UK einerseits und Deutschland andererseits vergrößert sich weiter.“ Die Langfristzinsen stehen vor einem moderaten Anstieg in den USA, es gebe aber kaum Potenzial für deutsche Staatsanleihen. Als Folge sieht Angermann einen weiter steigenden Spread zwischen USA und dem Euroraum.

Angermann wartet auf der FERI Herbsttagung mit konkreten Prognosen auf. „Die US-Wirtschaft wird im Jahr 2015 um 3 % wachsen und damit die entscheidende Triebkraft für das globale Wachstum bleiben. Das mittelfristige Wachstumspotenzial bleibt begrenzt.“ Angermann geht auf die Komponenten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ein: Der private Verbrauch werde 2015 um 2,8 % (2014: 2,3 %) steigen, Bauinvestionen 4,5 % (3,2 %), Ausrüstungsinvestionen 6,2 % (5,2 %), Staatsverbrauch -0,4 % (0 %), Exporte 6,2 % (3,2 %) und Importe 5,2 % (4,5 %). Die hohe Verschuldung insgesamt begrenze in den USA aber das langfristige Wachstumspotenzial. Der Aufwärtstrend an den amerikanischen Aktienmärkten ist daher ungebrochen, birgt aber steigende Risiken.

„Im Euroraum bleibt es bei einer sehr schwachen Wirtschaftsentwicklung mit der Möglichkeit des Rückfalls in die Rezession. Die Risiken für den langfristigen Bestand der Währungsunion sind deutlich gestiegen.“ Diese These macht Angermann an den überwiegend negativen Konjunkturindikatoren für den Euroraum fest. Warnleuchten leuchten nach wie vor für Frankreich und Italien auf, während sich Spanien und Portugal z.B. bei ihren Exporten in den grünen Bereich bewegt haben, während Irland z.B. das Konsumentenvertrauen und den Einzelhandelsumsatz in den grünen Bereich schieben konnte.

Die Industrieproduktion bleibt im Euroraum im Abwärtstrend. Positiv äußert sich Angermann zur iberischen Halbinsel: „Spanien findet dank Strukturreformen zu solidem Wachstum.“ Umso mehr sei der Stillstand in Frankreich zu beklagen. In den Sorgenfällen Frankreich und Italien werde es ohne Reformen keine Wachstumsbelebungen geben. Die fortdauernde Tristesse im Euroraum kombiniert sich mit dem Problemfeld Kreditvergabe, das die Frage aufwirft, wie wirksam das EZB-Programm sein könne. „Für den Euroraum droht das Japan-Szenario.“

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