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Feri trumpft mit Unabhängigkeit

Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2009

„Wie kommt man als unabhängiger Berater durch so eine Krise?“ Michael Stammler, CEO der Feri Finance AG, nimmt zur Beantwortung dieser Frage vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise den Rückblick auf die Gründung 1987 zum Ausgangspunkt, heute werden 220 Familienmandate und ca. 1.000 institutionelle Kunden betreut, mit 12,5 Mrd. verwalteter Assets im Konzern. Ausbau und Internationalisierung mit einer klaren Wachstumsstrategie sind die Eckpunkte der strategischen Zielsetzungen. Ergebnisrückgänge in der Vermögensverwaltung aufgrund der hohen Abhängigkeit der Vergütung von den verwalteten Vermögen (geschätzter Rückgang der Marktvolumina 25 – 35 %) waren die Konsequenz der Krise.

Überraschend sei festzustellen, dass gegen Ende 2008 die Abgeltungssteuer nicht die erwarteten Effekte brachte, wie auch wenig Impulse für das Vermögensverwaltungsgeschäft aus der Frustration von Kunden über die Krise ausgingen. Anleger verabschiedeten sich aus dem Markt, viele brauchten ihr Geld „zu Hause“ in ihren Firmen, berichtet Stammler. Mit Ausnahme z.B. der Feri gibt es von unabhängigen Vermögensverwalter wenig öffentliche Ergebnisse und Zahlen. Die Feri konnte der Krise nicht ausweichen, „hat sie aber gemeistert“, so Stammler: AuM heute seinen größer als Ende 2007, und trotz unterjähriger Verluste konnte das Gesamtjahr positiv abschließen.

Unabhängigkeit bedeutet für Stammler eigenständiges und unabhängiges Research, langfristige Denkmodelle („out-of-the-box“) und frühes Erkennen globaler Veränderungen, objektive Beratung ohne eigene Produkte und Honorarmodelle ohne versteckte Gebühren und Provisionen (Retrozessoinen gehen an den Mandanten). Die Feri sei in einem wieder wachsenden Markt gut positioniert.

„Alle Assetklassen sind Richtung Süden gegangen“, erläutert Dr. Matthias Klöpper von der Feri die Marktbewegungen. Aus dem Jahr 2008 bleibe die Erfahrung, dass Marktbewegungen alle negativen Erfahrungen und Erwartungen übersteigen können. Die simple, grobe Assetaufteilung hat nicht vor Verlusten bewahrt, zeigt Klöpper auf. „Es braucht ein Risikomanagement, das über die Assetklassen gelegt wird“, so die Quintessenz von Klöpper. Die großen Privatvermögen seien ganz wesentlich von der Erfahrung geprägt worden, dass auch die Streuung des Vermögens nicht vor Verlusten bewahrt hat.

Institutionelles Gedankengut greift zunehmend auch bei privaten Investoren: Einhalten vorgegebener Verlustgrenzen, Kontrolle und aktive Steuerung von Risikobudgets, Analyse von Investmentrisiken, Einbeziehn von Feri-Langfristprognosen in Asset-Optimierungsüberlegungen sowie strategische Präferenz für Sachwertanlagen müssen sich mit der Auswahl der besten Manager je Anlageklasse verbinden.

„Unsere Empfehlungen und Maßnahmen in der Feri Family Trust daher: Betonung des Risikotragfähigkeitsansatzes, Etabilierung des Risiko-Overlay-Managements bei sehr großen und komplexen Mandaten, Ausbau des Leistungsangebots mit Studien zur Optimierung Strategischer Asset Allokation (ALM-Studien), robustere Portfolios und Ausrichtung auf Sachwerte sowie“, macht Klöpper klar, „Unsetzung des Multi-Asset und Multi-ManagerAnsatzes.“

Dr. Helmut Knepel, CEO der Feri EuroRating Services AG, geht der Frage nach, ob man nach der Finanzkrise überhaupt noch Ratings braucht. „Ja, öffentlich-rechtlich: Der Standardansatz nach Basel II beruht auf externen Ratings, die Aufsicht über Versicherer usw. bedient sich der Ratings in zahlreichen Rechtsnormen weltweit. Ja, privatrechtlich: Anleiheverzinsungen und Kündigungsrechte sind an Ratings gekoppelt, Sicherungsklauseln in Kreditverträgen nehmen auf Ratings Bezug oder Anlagestatuten sehen Ratings vor.“

Knepel will das Erfordernis von Ratings für Europa jedoch nicht alleine mit rechtlichen Zwängen begründen. Auch politisch müsse man sich klar machen, dass Ratings in mehr als 100 Ländern etabliert seien. Ohne europäischem Ansatz würde das Feld dem Einfluss anderer überlassen.

„Die Lücken im Rating sind zu schließen, indem jeder Anbieter von Finanzprodukten verpflichtet wird,“ zitiert Knepel ein Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, Frank Schäffler, „mindestens zwei Ratings unabhängiger Agenturen einzuholen und jedem Anleger mitzuteilen. Ebenso müssen Berater haften, die ohne Aufklärung über erteilte Ratings Anleger zu Käufen von zwielichtigen Finanzprodukten bewegen. Wie die Finanzkrise zeigt, kann hier nicht auf US-Agenturen gewartet werden,“ so dass Zitat von Schäffler weiter, „sondern ist Europa gefordert, eigene Ratingansätze zu entwickeln und zu fördern.“

Entscheidend sind die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Vorteile von Ratings: Erhöhung der Informationseffizienz und Transparenz von Finanzmärkten, Unterstützung der Transformationsfunktionen der Märkte nach Risiken, Fristen, Losgrößen sowie Transaktionskosten- und Komplexitätsreduktion sind Beispiele. Aus der Praxis der Ratingagentur illustriert Knepel zudem die Spezialisierungsvorteile der Ratingagenturen und Ausnutzung ökonomischer Skaleneffekte, Bündelungseffekte Management und Knowhow. Schnellere Erfahrungskurveneffekte durch Lernen aus verschiedenen Segmenten sowie Synergieeffekte aus der Kenntnis von Emittenten und Emissionen, Märkten und Produkten kombinieren sich in der Tätigkeit der Ratingagentur mit der Mehrfachverwertung von Wissen (Länder, Branchen, Unternehmen). Ratings bieten die entscheidende Unterstützung bei der Kapitalaufnahme und –anlage.

Für institutionelle Anleger ist Rating ein Instrument zur Bewertung von Produkten, es bietet Markttransparenz, Überblick und Vergleich und ist ein Werkzeug zur Portofolioanalyse, Selektion, Strukturierung und Steuerung. Knepel spricht von den Singal-, Indikator- und Warnfunktionen des Ratings, die Rolle des Ratings als zweite Meinung („second opinion“) sowie die Unterstützung von Reporting und Dokumentation für Entscheidungen. Rating bedeute Rationalisierung und Beschleunigung von Investmentprozessen, Professionalisierung des Researchs und Kosteneffizienz und –reduktion.

Privaten Anlegern bietet Rating ein beraterunabhängiges Anlageurteil. Wer einen raschen Überblick über vergleichbare Anlageofferten, einen Informationsfilter und eine Prüffunktion sucht, greift zu Ratings. Leicht verständliche Ratingskalen statt Fachjargon und Informationsüberflutung, ein einheitliches Bewertungsprinzip durch Symbole für alle Vermögensklassen (Assets) zeichnen Ratings als kostenloses Informationsinstrument durch aktuelle Verfügbarkeit über das Internet aus. Beratern helfen Ratings, anlagegerechten Rat (vgl. WpHG, MiFID) zu geben. Privaten Anlagen bieten Ratings einen einzigartigen Zugang zu professionellem Research („Investieren wie Profis“).

Hinsichtlich der Positionierung der Feri EuroRating Services sieht Knepel mit Blick auf die Frage, welche Produkte überhaupt die Finanzkrise „überleben“ würden, beste Chancen für Produkte, bei denen Feri traditionell im Rating stark ist. Fragliche Aussichten für Produkte, die das Wachstum der US-Agenturen trugen.

Knepel kommt auf die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für Ratingagenturen zu sprechen. „Zielsetzungen der Verordnung sind die Sicherstellung der Unabhängigkeit und Vermeidung von Interessenkonflikten, die Verbesserung der Qualität der Ratings durch Schaffung von mehr Wettbewerb der Agenturen, die Einführung von Angabe und Transparenzpflichten und die Schaffung eines Registrierungs- und Aufsichtsrahmens.“

„Rating“ ist nach der EU Verordnung ein Bonitätsurteil in Bezug auf ein Unternehmen, eine Kreditzusage, einen Schuldtitel oder schuldtitelähnliches Instrument oder den Emittenten derartiger Verpflichtungen, das anhand eines etablierten, genau festgelegten Einstufungsverfahrens für Ratingkategorien abgegeben wird. Knepel kritisiert die Verordnung deshalb, weil sie nur diese Ratings reguliert, nicht aber auch alle anderen Ratings, die für Finanzprodukte verantwortet werden müssen.

Knepel begründet, warum eine europäische Alternative im Rating bei globalen Finanzmärkten notwendig ist: Berücksichtigung spezifischer Produkte (beispielsweise geschlossene Fonds, offene Immobilienfonds), Berücksichtigung kultureller, gesellschaftlicher und institutioneller Unterschiede, Stärkung des Wettbewerbs der Ratingagenturen, Unabhängigkeit von politischer Einflussnahme auf Ratingagenturen und auch politischer Rückenwind.

Übertragung der im deutschsprachigen Raum erfolgreichen Aktivitäten zur Bewertung von Anlagemärkten und Anlageprodukten auf weitere europäische Länder, Ausweitung der Ratingaktivitäten im Bereich der Bewertung von Emittenten von Fonds, Zertifikaten und Immobilienprodukten sowie Aufbaue eines Bereichs Kredit- und Unternehmensrating durch strategische Partnerschaften in einzelnen europäischen Ländern – diese Punkte machen die Positionierung der Feri EuroRating Services als europäische Ratingagentur aus. Eine europäische Alternative zu den angelsächsischen Ratingagenturen durch Erweiterung, um neue Themen und Ausbau der internationalen Reputation.

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