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FFP2-Masken und Schäden durch PFAS-Chemikalien bei 3M

Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2021

„Die positiven 4Q-Zahlen haben den Konsens übertroffen, allerdings konnte der Ausblick für 2021 nicht ganz die Erwartungen erfüllen“, schreibt die DZ BANK in ihrer Research-Publikation über die jüngste Unternehmensveröffentlichung von 3M. Die Aktie von 3M profitierte trotzdem vom Zahlenmaterial.

Der US-Industriekonzern deckt ein branchenübergreifendes Spektrum an Produkten für den professionellen und privaten Einsatz ab. Das Portfolio umfasst u.a. Lacke, Schleifmittel und Klebstoffe für den Automobilbau, Sicherheits- und Arbeitsschutzsysteme, Fluide und Beschichtungen für die Elektro- und Kommunikationsbranche, Artikel für die Medizin und Zahntechnik sowie Büro- und Heimwerkerartikel.

Die Analysten der DZ BANK sehen aber mit Sorge, dass eine weitere Klage in den USA gegen 3M aufgrund der jahrzehntelangen Schäden durch PFAS-Chemikalien bekannt wurde (Kläger: Stadt Downey, Kalifornien). PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Aus Sicht der Experten der DZ BANK werden die hohen Schadenersatzforderungen von vielen Investoren unterschätzt und vom Management „kleingeredet“. Daher das Urteil der Analysten: „Wir raten zum Verkauf.“

PFC ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien – auch bekannt als PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) oder PFT (perfluorierte Tenside). Im Menschen binden sich PFC wie zum Beispiel Perfluoroktansäure (PFOA) an Proteine in Blut, Leber und Niere. Besonders kritisch zu bewerten sind die Weitergabe der PFC von der Mutter zum Kind während der Schwangerschaft und Stillzeit und die langsame Ausscheidung langkettiger PFC aus dem menschlichen Körper.

Epidemiologische Studien zu Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und PFOA lassen den Schluss zu, dass diese Stoffe eine verringerte Antikörperantwort auf Impfungen bewirken können. Einige der Studien legen nahe, dass erhöhte Serumspiegel von PFOS und PFOA (Perfluoroctansäure) mit einer erhöhten Infektionsneigung verbunden sind. Es liegen außerdem eindeutige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber PFOS, PFOA und PFNA (Perfluornonancarboxylat) und erhöhten Serumspiegeln von Cholesterin vor.

Unbeirrt von den Klagen legten für 3M im vierten Quartal die Umsätze organisch um 5,5% auf 8,6 Mrd. USD zu, was über der Markterwartung von 8,4 Mrd. USD lag. Die in Zeiten der Viruspandemie explodierende Nachfrage nach Atemschutzmasken (u.a. FFP) trugen allein zum Umsatzplus mit 3,5 Prozentpunkten bei (+280 Mio. USD).

Trotz der breit diversifizierten und innovativen Produktpalette habe das Unternehmen mit Preisdruck in vielen Absatzmärkten zu kämpfen, kritisieren die Analysten. Die Herstellung von Atemschutzmasken und Gesundheitsprodukten sei aufgrund der Viruspandemie zwar lukrativ. Der überwiegende Teil des Konzerns bekomme aber die negativen Folgen der Viruspandemie zu spüren und bleibe weiterhin ein Restrukturierungsfall. „Es drohen hohe Schadensersatzforderungen aufgrund von jahrzehntelanger Umweltverschmutzungen durch PFAS-Chemikalien, die von 3M mitentwickelt und vertrieben wurden.“

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