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Hoffnung auf Pharmerging Markets

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2014

Von den Einsparungen bei Gesundheitsausgaben in den europäischen Ländern schwer getroffen, versuchen die Unternehmen der pharmazeutischen Industrie neues Geschäft zu generieren. Sie gehen auf neue Märkte und investieren in Nischenbereiche. Das neue Absatzmodell legt den Fokus auf „Pharmerging“, stellt der internationale Kreditversicherer Coface in einem neuen „Panorama“ fest. Neben einer detaillierten Betrachtung des Pharmasektors hat Coface einige Branchenbewertungen in Nordamerika aktualisiert.

Die Wirtschaftskrise hatte heftige Auswirkungen auf die Pharmabranche in Europa, denn die Staaten senkten die Erstattungskosten. Unter anderem begann die Politik zudem, stärker auf Generika zu setzen. Diese Hürden erschweren es, neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Um ihre Produktivität zu steigern bewegen sich pharmazeutische Unternehmen daher in Richtung Emerging Countries. Deren alternde Bevölkerung macht die Länder zu künftigen Wachstumsmärkten. Darüber hinaus erleichtert die Gesundheitspolitik der Schwellenländer den Menschen den Zugang zur medizinischen Versorgung. „‚Pharmerging‘ wird zum Zauberwort für die europäischen Pharmahersteller. Anders als die Industrieländer versprechen die Emerging Markets bis 2017 Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich“, erklärt Khalid Aït-Yahia, Branchen-Economist bei Coface.

Zudem bewegen sich die Pharmaunternehmen mit ihrer Forschung und Entwicklung in kleinere, aber profitablere Bereiche. Komplexe Krankheiten eröffnen die Möglichkeit zu einer strategischen Neupositionierung in solchen Nischen. So planen pharmazeutische Unternehmen ihr Wachstum in hoch komplexen Bereichen wie Onkologie, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In Nordamerika haben sich die Branchenrisiken nach Ansicht von Coface aufgrund des positiven gesamtwirtschaftlichen Ausblicks und der niedrigeren Ölpreise entspannt. Dies kommt besonders drei Branchen zugute: Chemie, Transport, Textil/Bekleidung. Coface hat sie in „niedriges Risiko“ hochgestuft. Die Chemiebranche wird getragen von der starken Nachfrage aus den beiden wichtigsten Kundensegmenten: Automobil und Bau. Angetrieben vom US-Wachstum und dem zu erwartenden Zuwachs des internationalen Warenverkehrs stellt sich die Transportbranche solide dar. Der Sektor profitiert in Nordamerika auch von den bereits erfolgten Restrukturierungen im Luftfahrtbereich. Ein reichhaltiges Angebot und die kontinuierliche Nachfrage tragen zur Stabilisierung der Textil- und Bekleidungsbranche bei.

Die schwache Erholung in Westeuropa und das ungelöste Problem der Überkapazitäten in Branchen mit Bezug zu Infrastrukturinvestitionen in den aufstrebenden asiatischen Ländern haben Coface dazu bewogen, ihre Branchenbewertungen für diese Regionen unverändert zu lassen. Eine Branche wird allerdings genauer beoabachtet: der Handel in Westeuropa. Die Einschätzung bleibt zwar bei „mittleres Risiko“, die anhaltend schwache Konsumnachfrage und die russischen Sanktionen für bestimmte Lebensmittel lassen aber den europäischen Händlern die Gewinne schrumpfen und drücken auf die Preise.

 

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