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Investment- und Risikomanagement

Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2016

Mit 1119 Seiten ist das neue Buch von Prof. Dr. Peter Albrecht und Prof. Dr. Raimond Maurer nicht nur inhaltlich ein Schwergewicht. Ihre 4. Auflage des Buches „Investment- und Risikomanagement“ befasst sich umfassend mit den Modellen, Methoden und Anwendungen bei Investitionsentscheidungen, wie sie bei institutionellen Anlegern getroffen werden müssen.

Gegenstand des Werkes ist das systematische Management, das heißt die Analyse, Planung und Kontrolle von Investitionen in Finanztitel. Ausgeklammert bleiben die rein aufbau- und ablauforganisatorischen, technischen und rechtlichen Aspekte der Durchführung in der Anlagepraxis. So erfährt der Leser wenig über Börsenpraktiken oder Tradingplattformen. In jedem Fall vermittelt das Buch in einem ersten Teil die institutionellen und methodischen Grundlagen, um die darauf basierenden Modellierungen zu verstehen. Die Autoren charakterisieren Investments unter Sicherheit ebenso wie unter Risiko, wobei sie für letztere Einperiodenmodelle und Mehrperiodenmodelle vorstellen. Der Leser erfährt von allen gängigen verteilungsbasierten Risikomaßen, die bei ein Perioden Modell in populär sind, ebenso wie von zeitstetigen Modellen, die für Mehrperiodenmodelle grundlegend sind.

Die Autoren befassen sich nicht mehr mit der Frage, inwieweit Renditen und Preise von Finanztitel überhaupt dem Verhalten von Zufallsvariablen folgen. Ferner ist an die unbefriedigende Fachdiskussion zu erinnern, inwieweit aus statistischen Beobachtungen über Finanztitel aus der Vergangenheit auf ihre Zukunft geschlossen werden kann. Der Leser wird nicht weiter mit den theoretischen Glaubenskriege belastet, sondern darf sich auf eine umfassende Einführung in die wissenschaftlichen Grundlagen des Investment- und Risikomanagements freuen.

Die weiteren Teile des Buches folgen einer stringenten Logik. Im zweiten Teil werden unter den primären Finanztiteln Aktien und Zinstitel unterschieden. Im dritten Teil des Buches geht es um die derivativen Finanztitel wie Forwards und Futures, Optionen und Swaps. In einem vierten Teil geht es um weiterführende und vertiefende Fragestellungen, mit denen sich institutionelle Anleger zunehmend befassen, wie etwa internationale Investments, Immobilien und alternative Investments. Etwas deplatziert werden in diesem letzten Teil auch Ausfall bedrohte Zinstitel behandelt. Auf den letzten Seiten des Buches kommen die beiden Professoren auch auf Ratings zu sprechen. Ratings sind dabei klar ein Aspekt primärer Finanztitel, namentlich der Zinstitel und ihre Behandlung gehört daher in den zweiten Teil des Buches.

Die stiefmütterliche Behandlung des Themas Rating, geschweige denn der Rolle der Ratingagenturen, steht im Gegensatz zu dem Schweiß, den die Herabstufungen seit der Finanzkrise vielen Investmentmanager gekostet hat. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen die Beurteilung von Staatsanleihen zum Beispiel eine rein finanzmathematische Angelegenheit war. Von institutionellen Anlegern wird heute verlangt, nicht nur die Ratings unabhängiger Agenturen zu berücksichtigen, sondern auch sich selbst anhand eigener Modelle Urteile zu bilden.

Dem ansonsten hervorragend gelungenen Werk der Autoren Albrecht und Maurer ist daher schon deshalb eine fünfte Auflage zu wünschen, um die Prioritäten neu zu überdenken. Im deutschen Sprachraum sind Studierende auf dieses Buch angewiesen, denn es gibt kaum ein vergleichbares Werk von diesem Format und Anspruch.

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