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Kaum mehr Transparenz durch Produktinformationsblatt

Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2011

„Die Standardisierung des Beratungsgesprächs ist bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken hoch, aber bei den Großbanken noch höher“, berichtet Dr. Ralph Jakob auf der Tagung „Ideal oder Real – Gibt es für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine faire Finanzberatung?“ auf der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach. Dr. Ralph Jakob, CFP, CEP, CFEP, ist Wissenschaftlicher Direktor des PFI Private FinanceInstitute der EBS Business School, Wiesbaden. Jakob sprach zum Thema „Anlageberatung im Spannungsfeld zwischenKunde, Kreditinstitut und Finanzmarktaufsicht“.

Investmentsfonds dominieren klar die Anlageberatung. Bundesschatzbriefe haben inzwischen eine geringe bis sehr geringe Bedeutung. Jakob hebt hervor, dass Banken in der Beratung ETFs nicht empfehlen, da diese für den Kunden ein günstigeres Kostenverhältnis aufweisen. Banken fehlen bei ETFs die Provisionsanreize, um diese Produkte aktiv zu beraten. Banken raten in der Regel zu solchen Produkten, bei denen der Kunde die höchsten Provisionen an die Bank bezahlt.

39 % der befragten Kundenberater bestägitgen, dass die Vertriebsvorgaben regelmäig mit dem eigentlichen Kundeninteresse kollidieren und so zu großer Belastung des Beraters führen. Jakob tritt der Vorstellung entgegen, der Berater würde absichtlich gegen die Interessen seiner Kunden handeln. Den meisten Beratern sei vielmehr ihr Interessenkonflikt bewusst.

Trotz großen Interesses an regulatorischen Veränderungen fühlt sich ein Großteil der Befragten in Bezug auf aktuelle regulatorische Änderungen schlecht informiert, berichtet Jakob. Die Berater wissen oft nicht, in welchen Fällen sie ordnungswidrig handeln.

Das Produktinformationsblatt führt zu hoher Unsicherheit in Bezug auf den Kundennutzen. 55 % sehen keine Vereinfachung der Anlageentscheidung für den Kunden, berichtet Jakob aus seiner statistisch repräsentativen Befragung. 97 % der Berater setzen das Produktinformationsblatt in der Beratung ein.

Die Transparenz der Anlageberatung aus Kundensicht zeigt sich aus einer anderen Befragung aus Köln als relativ hoch: 60 % der befragten Bankkunden beurteilen ihr letztes Beratungsgespräch als transparent. 87 % der Kunden haben in den letzten 12 Monaten Produktinformationsblätter erhalten; dass nicht 100 % dabei waren, kann mit der Einführung erst im Frühjahr 2011 zusammenhängen; Jakob kommt es aber auf das interessante statistische Ergebnis an, dass sich in der Wahrnehmung der Kunden aber durch das Produktinformationsblatt die Transparenz der Beratung nicht erhöht hat.

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