Schlüsseltresore im Rating

Von Alex Bergmann | 11.November 2020

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Schlüsseltresor: praktisch, robust und sicher

Schlüssel an sich sind bereits ein wichtiger Sicherheitsgegenstand. Mit einem Schlüssel wird Zugang zu Gebäuden und damit auch Wertsachen gewährt. Da spielt Sicherheit eine wichtige Rolle. Gerade dann, wenn mehrere Schlüssel im Spiel sind, ist ein Schlüsseltresor die perfekte Lösung. Denn im Schlüsseltresor lassen sich Schlüssel absolut sicher und zugleich auch ordentlich aufbewahren. Die Aufbewahrungslösung für Schlüssel ist nicht nur im gewerblichen Bereich vertreten, sondern wird auch zunehmend im privaten Kontext verwendet.

Welche Funktion erfüllt der Schlüsseltresor?

Der Schlüsseltresor ist immer dann die perfekte Lösung, wenn mehrere Personen Zugriff auf einen Schlüssel haben. Sehr oft kommt der Schlüsseltresor im medizinischen Bereich zum Einsatz – in Kranken- oder Pflegehäusern. Aber auch Hausverwaltungen, Reinigungskräfte, Schulen, Kindergärten und Büros sind immer öfter mit den praktischen Tresoren zur Schlüsselaufbewahrung ausgestattet. Die Schlüsselbox bietet einerseits die perfekte Übersicht für alle Schlüssel, die verwaltet werden müssen. Dazu begeistert der Schlüsseltresor andererseits mit maximaler Ordnung. Denn es haben nur die Personen Zugriff auf die Schlüssel, die ihn benötigen.

Welche Vorteile bietet ein Schlüsseltresor?

Der Schlüsseltresor als abschließbarer Safe

Ob Schlüsseltresor oder Schlüsselsafe – die einzelnen Tresore haben immer die Funktion, die Schlüssel sicher und zugleich ordentlich aufzubewahren. Es gibt jedoch viele unterschiedliche Ausführungen. Das wird gerade bei dem Sicherheitsaspekt deutlich. Es gibt beispielsweise Schlüsseltresore, die mit einem Zahlen- oder Drehkombinationsschloss ausgestattet sind. Hier wird eine individuelle Zahlenkombination festgelegt, mit der sich der Tresor öffnen lässt. Das Eine Alternative wäre der Schlüsseltresor mit Schlüsselschloss. Der Tresor ist mit einem Zylinderschloss ausgestattet und lässt sich nur mit einem Generalschlüssel oder einer Schlüsselkarte öffnen.

Schlüsseltresore für jeden Anwendungsbereich

Im gewerblichen Rahmen sind Schlüsseltresore unfassbar wichtig. Hier spielen Ordnung, Sicherheit und Einbruchsschutz eine wesentliche Rolle. Deswegen gibt es Schlüsseltresore auch in vielen Ausfertigungen. Unterschiede sind nicht nur bei dem Verschluss zu finden. Auch die Größe kann sehr unterschiedlich ausfallen. Wer einen Schlüsseltresor für den privaten Bereich sucht, wird ebenfalls überrascht sein. Es gibt sehr kompakte Schlüsseltresore, die sich beispielsweise direkt am Briefkasten anbringen lassen. Am Ende spielt es also keine Rolle, für welchen Zweck man einen Schlüsseltresor sucht. Er punktet immer mit maximaler Sicherheit.

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MicroVision kommt der Vision näher

Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2020

MicroVision, Inc. (NASDAQ: MVIS), ein führender Anbieter innovativer Laserstrahl-Scantechnologie, gab heute bekannt, dass das Unternehmen wichtige Fortschritte bei der Entwicklung seines LRM-Sensormoduls (Dynamic Scanning Long Range Lidar) der ersten Generation erzielt hat. Fortschritte gibt es insbesonders, die wichtigsten Anforderungen der Automobilindustrie zu erfüllen, von denen das Unternehmen glaubt, dass sie das Entwicklungsziel der Herstellung von Hardware für Demonstrations- und Benchmarking-Verfahren bis April 2021 erleichtern werden. Diese ersten Produkttests zeigten wichtige Ergebnisse, zum Beispiel die Fähigkeit, eine Reichweite von 200 Metern zu erreichen. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass weitere Fortschritte bei der Entwicklung dieser Funktionen wichtig sind, um potenzielle strategische Alternativen zu verfolgen, die einen Verkauf oder eine Fusion des Unternehmens umfassen könnten.

MicroVision ist der Entwickler der PicoP®-Scantechnologie, einer Ultra-Miniatur-Sensor- und Projektionslösung, die auf der vom Unternehmen entwickelten Laserstrahl-Scan-Methode basiert. Dank des Plattformansatzes von MicroVision für diese Sensor- und Anzeigelösung kann die Technologie an eine Vielzahl von Anwendungen und Formfaktoren angepasst werden.

„Wir gehen davon aus, dass die Automobilindustrie nach Lidar-Produkten mit großer Reichweite ein Ziel mit einem Reflexionsgrad von 10% auf 200 Metern erkennen muss, um einem Lidar-Sensor die Möglichkeit zu geben, ein Stück Reifen auf der Fahrbahn in diesem Bereich zu erkennen mit einem Fahrzeug, das sich mit Autobahngeschwindigkeit solchen Gefahren auszuweichen hat. Ich glaube, das MicroVision-Team ist auf dem besten Weg, dass unser LRL-Sensormodul der ersten Generation dieses Ziel erreicht und darüber hinaus eine hohe Auflösung bei voller Reichweite bietet“, sagte Sumit Sharma, Chief Executive Officer von MicroVision. „Unsere ersten Produkttests haben auch gezeigt, dass das Sensormodul mit unserer neuen, proprietären MEMS-Scan-Technik, von der wir erwarten, dass sie auch ein Schlüsselmerkmal jedes zukünftigen Produkts sein wird, das „Rauschen“ von Sonnenlicht und anderen Lichtquellen unterdrücken kann. Ich glaube auch, dass das Vertrauen in unsere Fähigkeit, diese Funktionen in unser Sensormodul zu implementieren, MicroVision auf den richtigen Weg bringt, um die wichtigsten Anforderungen der Lidar-Technologie für Automobilhersteller zu erfüllen, und MicroVision einen strategischen Vorteil im LRL-Bereich verschafft.“

„Wir freuen uns über die Fortschritte, die wir bei der Entwicklung unseres MEMS-LRL-Sensormoduls der ersten Generation erzielen“, fuhr Sharma fort. „Durch die frühzeitige Entwicklung und Demonstration dieser Kernfunktionen können wir im April 2021 Hardware für Tests zur Verfügung stellen.“

Umfangreiche Forschungen haben MicroVision zu einem unabhängigen, anerkannten Marktführer bei der Entwicklung von geistigem Eigentum gemacht. Das IP-Portfolio von MicroVision wurde vom Patent Board als eines der 50 besten IP-Portfolios unter den globalen Industrieunternehmen anerkannt und in den Ocean Tomo 300 Patent Index aufgenommen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Redmond, Washington.

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USA bleibt der Nachschub aus China aus

Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2020

Bleibt den USA der intellektuelle Nachschub aus? Prof. Dr. Sebastian Heilmann, Lehrstuhl für Regierungslehre/Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier, berichtet bei der 33. FERI Jahrestagung von alarmierenden Zahlen.

Sebastian Heilmann spricht bei der alljährlichen Tagung der FERI über „Bifurkation“ oder „Neuer Kalter Krieg“? Es geht um Konsequenzen der strategischen Rivalität zwischen den USA und China für europäische Investoren. Er analysiert die Bindekräfte: Was bremst eine radikale Abkopplung? Hierzu geht er auf grenzüberchreitende Transaktionen und den Austausch zwischen den USA und China ein.

Das Jahr 2020 brachte den USA eine einschneidende Entwicklung: Während bisher hunderttausende chinesische Studenten in die USA strömten, bleiben diese heute in China. Sebastian Heilmann spricht von einem Rückgang von 99 %, der sich klar am Rückgang der Visa und Anträge bemessen lässt.

Sebastian Heilmann spricht von den drastischen Konsequenzen, die die ausbleibenden Chinesen für die amerikanischen Forschungslabore haben. So bleibe in den USA der Nachschub an hoch qualifizierten und hoch motivierten Arbeitskräften in wichtigen Forschungsbereichen aus.

Während im Februar 2020 die Sorge der Industrie im Westen sich noch auf die unterbrochenen Lieferketten durch Lockdowns in China bezog, geht es nun um Humankapital. So kann es auch für die Kapitalmärkte spürbare Konsequenzen haben, wenn junge Talente künftig in China ihre Karrieren suchen und nicht mehr in den USA.

„Rund ein Drittel aller Absolventen in den Technik- und Naturwissenschaften kommt aus China“, fügt Sebastian Heilmann hinzu und macht damit klar, welches Gewicht die skizzierten Verschiebungen für das Verhältnis zu den USA haben.

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Klimawandel und Pandemie im Rating verstehen

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2020

Auf der 10. Jahreskonferenz des European Capital Markets Institute (ECMI) kann die Anlegersorge nicht zerstreut werden, dass Ratingagenturen für politische Ziele im Zusammenhang mit „Environmental, Social and Governance (ESG)“-Zielen oder Zielen der Bekämpfung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie instrumentalisiert werden. Dazu gibt die Rede von Verena Ross, Executive Director der European Securities and Markets Authority (ESMA) Anlass.

Das Rating einer unabhängigen, anerkannten Credit Rating Agency (CRA) dient Anlegern dazu, eine fachlich fundierte und methodisch überprüfbare Meinung einer auf Bonitätsanalysen und Kreidtwürdigkeitsprüfungen spezialisierten Agentur über die wirtschaftliche Fähigkeit, rechtliche Bindung und Willigkeit eines Emittenten zu erhalten, entweder generell seinen nicht nachrangigen, aber unbesicherten, zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen vollständig und rechtzeitig nachzukommen, oder speziell über ein Finanzinstrument in Form eines Emissionsratings.

Den daraus resultierenden Informations- und Instrumentalfunktionen des Ratings ist nur gedient, wenn ausschließlich Kriterien herangezogen werden, die eben die wirtschaftliche Fähigkeit, rechtliche Bindung und Willigkeit eines Zahlungsverpflichteten beeinflussen, seinen Kapitaldienst mit Zins und Tilgung vollständig und rechtzeitig zu leisten. Zu diesen Faktoren zählen zweifellos auch die Einflüsse des Klimawandels und jeder Pandemie.

Verena Ross stellt nun diese Herausforderungen in ihrer Begrüßungsrede wie folgt dar:

„Erstens der Klimawandel. Der European Green Deal hat oberste Priorität. Aus unserer Sicht liegt noch viel Arbeit vor uns, um sicherzustellen, dass die Anleger über die Informationspunkte verfügen, die sie benötigen, um ESG-Faktoren vollständig in ihre Anlageentscheidungsprozesse zu integrieren. Im Bereich der Ratingagenturen haben wir Richtlinien herausgegeben, die darauf abzielen, die Transparenz der Auswirkungen von ESG-Faktoren auf Ratingmaßnahmen zu erhöhen. Über die Kreditratings hinaus sind wir uns bewusst, dass Ratingagenturen zunehmend in ESG-Ratings und der Bereitstellung von ESG-bezogenen Informationen aktiv sind. Obwohl dies nicht direkt in unseren Verantwortungsbereich fällt, haben wir aufgrund unserer Erfahrung mit der Überwachung von Ratingagenturen und Ratings die Dynamik dieser Produkte und der Branche gut verstanden. Im Einklang mit unserem erweiterten Mandat im Rahmen der überarbeiteten ESMA-Verordnung und als Teil der umfassenderen Rolle der ESMA als europäische Finanzmarktregulierungsbehörde interessieren wir uns aktiv für Fragen der nachhaltigen Finanzierung.“

Zwar räumt Verena Ross ein, dass die ESG-Frage „nicht direkt“ in ihren Verantwortungsbereich fällt. ESMA führt die Aufsicht über CRAs, aber nicht über ESG-Ratingagenturen. So bleibt offen, wie denn eine „indirekte“ Verantwortung hier übernommen wird.

Weiter führt Verena Ross aus: „Zweitens COVID-19. Die jüngste Krise hat unser tägliches Leben tiefgreifend beeinflusst und weltweit erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen gehabt. Wie Ratingagenturen diese Auswirkungen und die damit verbundenen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in ihrer Analyse berücksichtigen, hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Unsererseits haben wir uns seit Beginn der Krise aktiv mit Ratingagenturen befasst, um sicherzustellen, dass die Kontinuität ihrer Geschäftstätigkeit gewährleistet ist, und um zu verstehen, wie sie die wirtschaftlichen Auswirkungen in ihre Analyse einbezogen haben.“

Hier geht es offenbar nicht bloß um ein akademisches Erkenntnisinteresse, wie die für viele Unternehmen unstrittig negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie von Ratingagenturen aufgenommen werden, Verena Ross: „Es ist auch klar, dass die Welle der Herabstufungen nach dem Ausbruch der jüngsten Krise eine erneute Debatte über die Rolle und das Vertrauen in die Kreditratings im Finanzsystem ausgelöst hat. Wie bereits erwähnt, war das Problem der Überabhängigkeit 2013 ein Schlüsselelement des überarbeiteten CRA-Regulierungspakets. In diesem Bereich wurden zwar einige Fortschritte erzielt, insbesondere bei der Sicherstellung, dass durch neuere Finanzregulierungen mechanistische Verweise auf Kredite vermieden wurden. Bei den Ratings besteht nach wie vor die Sorge, dass wichtige Teile der EU-Finanzregulierung und private Verträge wie die Dokumentation von Investmentfonds Verweise auf Ratings enthalten, die zu mechanistischer Abhängigkeit führen könnten. Die ESMA beteiligt sich aktiv an dieser Debatte, beispielsweise über die ESRB-Arbeitsabläufe zur Prozyklizität von Ratings.“

Werden Ratings politisch nur dadurch „stabilisiert“, dass Ratingagenturen von notwendigen Herab- oder Heraufstufungen abgehalten werden, würden Ratings an Diskriminanzkraft einbüßen. Von Ratingagenturen darf nur berücksichtigt werden, welche stützenden staatlichen Maßnahmen bei den betroffenen Unternehmen auch ankommen, also nicht lediglich auf Absichtserklärungen beruhen. Die Geschichte der Ratingagenturen ist voll von Beispielen, in denen Unternehmen staatliche Hilfe versprochen, aber nicht geleistet wurde, so dass die betroffenen Emittenten in Insolvenz gingen.

Sachfremde Einflüsse auf Ratings führen zu einer „Glättung“ der Ausfallstatistik, d.h. in den obersten Ratingkategorien kommt es dann tendenziell zu mehr, in den untersten zu weniger Ausfällen – mithin diskriminieren dann Ratings weniger, was aber gerade ihre Kernfunktion ist, um Anlegern zu helfen, Risiken richtig zu beurteilen und risikopolitische Maßnahmen ergreifen zu können.

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Moody’s sichert sich Künstliche Intelligenz für ESG und KYC in China

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2020

Moody’s Corporation (NYSE: MCO) hat eine Minderheitsbeteiligung an MioTech erworben. Damit ist ein führender Anbieter von alternativen Daten und Erkenntnissen für die Umwelt-, Sozial-, Governance- sowie KYC-Märkte (ESG) aus der Volksrepublik China in der Hand von Moody’s. Die Investition spiegelt Moodys Engagement wider, in den sich entwickelnden Finanzmärkten Chinas innovative ESG- und KYC-Lösungen anzubieten.

MioTech verwendet Künstliche Intelligenz (KI), um alternative Datenquellen in Bezug auf ESG- und KYC-Faktoren, Lieferketten und Finanzinformationen für über 800.000 öffentliche und private Unternehmen in China zu verfolgen und zu scannen. Die Analysetools des Unternehmens dienen dazu, unstrukturierte Datensätze in Erkenntnisse für Portfoliomanager, Research-Analysten und Risikomanager umzuwandeln. Die KI-Algorithmen erkennen die Schwachstellen von Unternehmen, indem sie Nachrichten, soziale Medien, Offenlegung und andere Formen alternativer Daten in Echtzeit überwachen.

„Die führende Technologieplattform von MioTech sammelt und analysiert eine beeindruckende Reihe von Unternehmens-, Branchen-, ESG- und KYC-Daten aus verschiedenen öffentlichen Quellen, um Kunden relevante Informationen bereitzustellen“, sagte Min Ye, Managing Director und Head of International bei Moody’s. „Unsere Partnerschaft wird wertvolle Daten, Analysen und Einblicke in Chinas heimische Risiko- und Investmentmärkte liefern.“

Moody’s und seine Tochterunternehmen werden versuchen, die alternativen Daten- und Produktangebote von MioTech zu integrieren, um Analyseprozesse zu rationalisieren, Portfolios zu überwachen, über Risikobewertungen zu informieren, Produktentwicklungen zu beschleunigen und die Abdeckung Chinas zu vertiefen.

„MioTech freut sich auf eine aufregende Partnerschaft mit Moody’s“, sagte Jason Tu, CEO und Mitbegründer von MioTech. „Das umfassende Branchen-Know-how von Moody’s wird die Daten und Technologien von MioTech in verschiedenen Sektoren und Regionen weiter stärken.“

MioTech wird weiterhin als unabhängige Einheit operieren, kündigt Moody’s an. Die Investition wurde mit Bargeld finanziert und wird voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf die Finanzergebnisse von Moody für 2020 haben.

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DEFAMA bleibt verlässlich

Von Dr. Oliver Everling | 28.Oktober 2020

Über die ersten neun Monaten 2020 berichtet die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) bei einem Umsatz von 10,3 (Vj. 8,1) Mio. € über ein Ergeb­nis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 6,5 (4,9) Mio. €. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 2,5 (1,9) Mio. € erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 1,8 (1,4) Mio. €. Dies entspricht einem Gewinn von 0,42 (0,36) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 4,2 (3,3) Mio. € entsprechend 0,96 (0,83) € je Aktie und erhöhten sich somit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30%.

In den Zahlen enthalten sind die Erträge von 38 Bestandsobjekten. Zu beachten ist, dass aufgrund des laufenden Umbaus in Radeberg deutlich niedrigere Erträge als im Vorjahreszeitraum und zugleich erhöhte Finanzierungskosten enthalten waren. Bereinigt um diesen Effekt wäre der FFO um 42% gestiegen. Mit der für den 5.11. geplanten Wiedereröffnung des „Silberberg Center“ und dem per 1.10. erfolgten Nutzen-Lasten-Wechsel des Objekts in Anklam sowie ersten Ergebnisbeiträgen der Objekte Heidenheim, Michelstadt und Ochsenfurt wird es im Schlussquartal zu einem Ertragssprung kommen.

Die Ziele für das Gesamtjahr 2020 belässt der Vorstand trotz der guten Entwicklung unverändert bei einem FFO von rund 5,7 Mio. € bzw. 1,30 € je Aktie und einem Nettogewinn nach HGB von rund 2,5 Mio. € bzw. 0,56 € je Aktie. Zwar zeichnet sich weiterhin ab, dass diese Werte insbesondere beim FFO als zentraler Steuerungsgröße übertroffen werden könnten. Da aufgrund der sich aktuell wieder verschärfenden Corona-Krise jedoch erhöhte Unsicherheiten bestehen, verzichtet DEFAMA auf eine Prognoseanhebung.

Einschließlich der jüngst vermeldeten Zukäufe liegt der annualisierte FFO des aktuellen Portfolios bei 6,9 Mio. €, entsprechend 1,56 € je Aktie. Der Vorstand geht davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch weiter steigern zu können. Per Ende 2020 soll diese Kennzahl bei mindestens 7 Mio. Euro liegen. Derzeit befinden sich etliche weitere Immobilienkäufe und mehrere bedeutende Vermietungsmaßnahmen in weit fortgeschrittenen Verhandlungen.

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Ratingagentur ohne chinesische Beteiligung in China zugelassen

Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2020

Meinungsfreiheit gewinnt in der Volksrepublik China in kleinen Schritten an Boden. So ist es als Erfolg anzusehen, dass in China erstmals Ratings von einer Agentur anerkannt werden, die ohne chinesische Mitgesellschafter direkt aus dem Ausland kontrolliert wird.

S&P Global (China) Ratings gab kürzlich bekannt, dass die Registrierung bei der China Securities Regulatory Commission (CSRC) abgeschlossen wurde. Dies ist das erste Mal, berichtet S&P, dass eine Credit Rating Agency (CRA) in vollständig ausländischem Besitz auf dem chinesischen Markt für Börsenanleihen Ratings erstellen kann.

Bei der Registrierung kann S&P Global (China) Ratings diejenigen Anleihen und Asset-Backed Securities bewerten, die bei CSRC registriert sind und zur Übertragung auf dem chinesischen Markt für Börsenanleihen gehandelt oder notiert werden, sowie Rating-Emittenten, Originatoren, Unternehmen und andere von CSRC spezifizierte Positionen, aber ohne Staatsanleihen.

„Die CSRC-Anmeldung ist ein wichtiger Meilenstein in unserem langfristigen Engagement für den chinesischen Kreditsektor“, sagte Hongshan Chen, Präsident und CEO von S&P Global (China) Ratings. „Es verbessert unsere Fähigkeit, dem zweitgrößten Anleihemarkt der Welt transparente, global verstandene Ratings und Researchs zu liefern.“

Diese Registrierung bedeutet, dass S&P Global (China) Ratings, den breitesten Aufgabenbereich einer vollständig in ausländischem Besitz befindlichen Ratingagentur in China hat. Anfang 2019 erhielt das Unternehmen die einzigartige Genehmigung, Ratings auf dem Interbankenanleihenmarkt zu veröffentlichen. Das Unternehmen hat im Juli letzten Jahres sein erstes Rating veröffentlicht.

„Seit Beginn unseres Geschäfts in China haben uns die Begeisterung der Marktteilnehmer für unser Angebot zutiefst ermutigt. In diesem Markt besteht ein echter Appetit auf granulare, unabhängige Kreditratings. Wir glauben, dass wir diesen Bedarf auch erfüllen können. Ratings spielen eine Rolle bei der Weiterentwicklung der chinesischen Kapitalmärkte und bieten Investoren auf der ganzen Welt etwas, das ihnen vertraut ist und dem sie vertrauen“, sagte Frau Chen.

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Intrum mit starkem Wachstum

Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2020

„Ich bin stolz und bescheiden, meine neue Rolle als President und CEO von Intrum zu übernehmen, einem Unternehmen, das ich in den letzten sechs Jahren in verschiedenen Führungspositionen sehr gut kennengelernt habe. Zunächst möchte ich meinem Vorgänger Mikael Ericson für seinen großartigen Beitrag zu Intrum in den letzten 4 Jahren danken, wo das letzte Quartal eines der stärksten in den letzten Jahren ist“, sagt Intrums President and CEO Anders Engdahl.

Intrum ist ein branchenführender Anbieter von Kreditmanagementdiensten mit einer Präsenz in 24 Märkten in Europa. Intrum hilft Unternehmen, erfolgreich zu sein, indem es Lösungen zur Verbesserung des Cashflows und der langfristigen Rentabilität anbietet. Es ist ein wichtiger Teil der Mission des Unternehmens, sicherzustellen, dass Einzelpersonen und Unternehmen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um schuldenfrei zu werden. Intrum hat ca. 10.000 engagierte Fachkräfte, die rund 80.000 Unternehmen in ganz Europa bedienen. Im Jahr 2019 belief sich der Umsatz auf 16,0 Mrd. SEK. Intrum hat seinen Hauptsitz in Stockholm, Schweden, und die Intrum-Aktie ist an der Nasdaq Stockholm Exchange notiert.

„Wir sind äußerst zufrieden mit unserer starken Leistung im dritten Quartal, obwohl wir für das letzte Quartal des Jahres eine Verlangsamung erwarten, da das Geschäftsvolumen aus neuen Verkäufen begrenzt bleibt. Vor diesem Hintergrund behalten wir unsere optimistische Sicht auf die Geschäftsmöglichkeiten für 2021 und darüber hinaus bei, die unter anderem durch Megatrends im Verbraucherverhalten, die Digitalisierung, die fortgesetzte Regulierung des Finanzsektors sowie das Volumen nach der Pandemie unterstützt wird“, so Anders Engdahl weiter.

Die Arbeit an „One Intrum“ habe sich im Laufe des Quartals intensiviert. Zusammen mit dem Management und de Mitarbeitern werde es seine Priorität sein, diese Arbeit mit der Entwicklung eines neuen effizienteren Betriebsmodells fortzusetzen, das es der Gesellschaft ermöglicht, die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern und den Kunden ein verbessertes Angebot zu ermöglichen. „Auf diese Weise schaffen wir weitere Möglichkeiten für langfristiges organisches Wachstum und Rentabilität.“

Obwohl Intrum natürlich von der Pandemie betroffen ist, blickt Anders Engdahl mit Stolz und Zuversicht auf die ersten drei Quartale des Jahres zurück und ist stolz darauf, wie gut die Organisation in einer herausfordernden Welt die Bedürfnisse der Kunden erfüllen konnte. „Am 18. November werden wir einen digitalen Kapitalmarkttag veranstalten. Ich freue mich darauf, weitere Informationen über unseren weiteren Weg zu liefern und aktualisierte Finanzziele vorzustellen“, heißt es bei Intrum.

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Moody’s Analytics übernimmt Acquire Media

Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2020

Moody’s Corporation (NYSE: MCO) gab heute die Übernahme von Acquire Media (AM) bekannt, einem Aggregator und Vertreiber von kuratierten Echtzeitnachrichten, Multimedia, Daten und Warnungen. Verkäufer ist die Naviga, Inc., einem führenden Anbieter von Content-Engagement-Lösungen für die globale Medienindustrie. Die Akquisition stärkt die Position von Moody’s Analytics (MA) als führender Anbieter von Know Your Customer (KYC)-Lösungen, indem die Fähigkeit gestärkt wird, Marktteilnehmern Frühwarnung und Echtzeitinformationen zu bieten.

Die patentierte Technologieplattform von AM erfasst Informationen aus über 18.000 globalen Inhaltsquellen, einschließlich Medien, Blogs, Websites, behördlichen Aufsichtskommissionen und sozialen Medien, und verteilt dann kuratierte Echtzeit-Feeds und Warnmeldungen an Kunden aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Unternehmen und Medien.

„Acquire Media spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Nachrichten und Informationen in Echtzeit“, sagte Stephen Tulenko, President von Moody’s Analytics. „Die Akquisit

Die Transaktion ergänzt sowohl die Übernahme von Unternehmensdaten und Analysesoftware Bureau van Dijk (BvD) durch Moody im Jahr 2017 als auch die Übernahme von Regulatory DataCorp (RDC), einem Anbieter von Lösungen zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und KYC-Daten und Due Diligence, im Januar 2020.

Moody’s wird die Echtzeit-Infrastruktur für die Aggregation und Verteilung von Inhalten von AM mit den Informationsportfolios, Datensätzen und Analysetools von BvD und RDC kombinieren, kündigt das Unternehmen an. Zusammen bieten die integrierten Produkte und Dienstleistungen den Kunden ein verbessertes KYC- und Kontrahenten-Screening und -Überwachung, wertvollen Echtzeitkontext und Horizontscan-Lösungen. AM wird in den Geschäftsbereich Research, Data & Analytics von MA integriert.

Was viele andere Ratingagenturen finanziell überfordern würde, zahlt Moody’s aus der „Portokasse“: Die Investition wurde mit Bargeld finanziert und wird nach Ansicht des Managements von Moody’s keine wesentlichen Auswirkungen auf die Finanzergebnisse von Moody’s für 2020 haben.

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Verkannte Grundlagen der Ökonomie

Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2020

Das Geleitwort eines Prominenten kann Fluch und Segen zugleich sein. So verhält es sich auch bei diesem Buchtitel, der mit einem Geleitwort von Ernst Ulrich von Weizsäcker ins Thema einführt. Damit ist zunächst einmal klar, dass hier nicht „irgendeine“ Autorin schreibt. Während dies einerseits für den Verlag verkaufsfördernd ist, führt es andererseits dazu, dass das Buch – politisch koloriert – Vorurteile weckt. Dadurch wird das Buch insbesondere in den Zielgruppen, in denen es Denkanstöße liefern könnte, vielleicht nicht die gewünschten Effekte haben.

Für den Büchner Verlag übersetzte Ulrike Brandhorst das Buch der Amerikanerin Riane Eisler: „Die verkannten Grundlagen der Ökonomie – Wege zu einer Caring Economy“. Es ist ein typisch amerikanisches Buch, einer selbstbewussten Autorin, die nicht lediglich den Anspruch erhebt, einen bescheidenen Diskussionsbeitrag zu den bisher ungelösten Problemen von Sozialismus und Kapitalismus zu leisten, sondern die dem Leser gleich den Begriff liefert, unter dem die Zukunft der Menschheit zu gestalten ist: „Caring Economy“, herbeigeführt durch die „Care-Revolution“.

Die Autorin stellt sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus als Versuche da, „eine Dominanz geprägte Wirtschaft hinter uns zu lassen, die uns den Großteil der überlieferten Geschichte begleitet hat – angefangen von der Top-Down-Wirtschaft der Stammesführer über die der chinesischen Kaiser und nahöstlichen Scheichs bis hin zu den europäischen Feudalherren.“

„Allerdings“, hebt Riane Eisler hervor, „schenken weder die kapitalistische noch die sozialistische Wirtschaftslehre der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder der essentiellen Bedeutung des Umweltschutzes in irgendeiner Form Beachtung. In beiden Theorien wird die Natur lediglich als Objekt betrachtet, das es zu beherrschen und auszubeuten gilt.“

An der Wurzel jeder Ökonomie, die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, sieht Riane Eisler eine Gesellschaft, die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Für Kapitalismus und Sozialismus war die Sichtbarmachung dieser Frauenarbeit kein Thema, denn diese sollte umsonst in von Männern kontrollierten Haushalten geleistet werden.

Die von Riane Eisler kritisierten Theoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts  befassten sich allerdings schlicht nur mit den politisch und gesellschaftlich relevanten Beziehungen zwischen Haushalten und Unternehmen sowie dem Staat. Unter den damaligen Bedingungen konnte sich eben keiner vorstellen, dass sich eines Tages Amerikaner vom Frühstück bis zum Abendessen in – fossile Brennstoffe verbrauchende – Autos setzen würden, statt Mahlzeiten zu Hause zuzubereiten und einzunehmen. Der hohe Anteil häuslicher Wertschöpfung war selbstverständlich. Es ging den Vordenkern damals darum zu verstehen, wie Menschen mit Fremden umgehen und mit ihnen Geschäfte machen, und erkannten den Eigennutz als Triebfeder.

Eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen ließen sich nennen, von der Kindererziehung bis zur Altenpflege, die heute auf „Märkten“ nachgefragt und nicht mehr als interne Angelegenheit von Haushalten angesehen werden, in denen einst mehrere Generationen zusammenlebten. Der Staat zwingt die Kinder in die Schule, was wohl unumstritten auch eine Errungenschaft der Menschheit ist; der Staat zwingt aber auch jeden Bürger zur Teilnahme an dem vom Staat vorgegebenen Wirtschaftssystem, indem der Staat von seinen Bürgern auch dann Rundfunkbeiträge, Steuern wie Grundsteuern und sonstige Abgaben verlangt, die unabhängig von der Frage erhoben werden, wie das zur Leistung der Abgabenlast erforderliche Geld beschafft wird. Dadurch zwingt der Staat jeden Bürger auf den Markt, sich bzw. seinen Besitz zu verkaufen und sich mit jeder erdenklichen Methode Geld zu beschaffen.

„Die aktuellen Wirtschaftskennzahlen wie z.B. das Bruttoinlandsprodukt (BIP) machen deutlich, dass auch der Schutz und die Pflege unserer natürlichen Lebensgrundlagen allgemein immer noch als irrelevant für die Wirtschaftsleistung betrachtet werden. Aus diesem Grund werden auch von Unternehmen verursachte Umweltschäden im Wirtschaftsjargon als ‚Externalitäten‘ bezeichnet, obwohl es ohne die natürlichen Lebensgrundlagen überhaupt keine Wirtschaft gäbe. Gleiches gilt für Schäden, die Menschen, darunter auch zukünftige Generationen, durch Aktivitäten entstehen, die im BIP als ‚produktive Aktivitäten‘ betrachtet werden.“

Riane Eisler verkennt hier, dass den alten Wirtschaftstheoretiker die Rolle privater Haushalte durchaus bewusst war. Nur gab es keinen Anlass, die haushaltsintern geleisteten Arbeiten wirtschaftstheoretisch zu modellieren. Die Prinzipien der Marktwirtschaft und des Kapitalismus dienen nicht dazu, Arbeit innerhalb eines privaten Haushalts zu organisieren oder gar bestimmte Konsumgewohnheiten vorzuschreiben. Die Idee der Marktwirtschaft resultiert vielmehr aus Antworten auf die Fragen danach, wo Menschen auf Märkten zusammentreffen, was sie dort tun und wie Menschen Fremden gegenüber sich zwar auch altruistisch, aber eher egoistisch verhalten. Meist sind sie nur dann zur Erbringung von Leistungen bereit, wenn sie nicht nur für den anderen, sondern auch für sich persönlich einen Vorteil sehen.

Zahlreiche politische Aktivisten von Links- bis Rechtsaußen zeugen beispielsweise davon, wie selbst spektakuläre, vordergründig altruistisch erscheinende Aktionen mit dem Streben nach sozialer Anerkennung, Status in der Peergruppe, Berühmtheit über die sozialen Medien hinaus bis hin zu verbesserten Bewerbungschancen bei staatlichen Stellen oder NGOs  motiviert sein können.

Die inzwischen 83jährige Autorin glaubt ihre Ansichten mit populären Veröffentlichungen jüngerer Buchschreiber wie Thomas Piketty belegen zu können, ohne sich kritisch mit deren Kassenschlagern auseinanderzusetzen. So gibt sie ihrem Buch durch ihren Rundumschlag ein modisches Gewand aus Ökologie und Kapitalismuskritik und entwertet damit ihre beachtenswerteren Thesen, die der Leser erst später zu lesen bekommt.

Riane Eisler will zwischen Dominanz- und Partnerschaftssystemen unterscheiden. „In Dominanzsystemen gibt es in Beziehungen nur zwei Möglichkeiten: man ist übergeordnet oder untergeordnet.“ In einem Partnerschaftssystem dagegen will Riane Eisler Beziehungen gestärkt sehen, die von gegenseitigem Respekt und Fürsorge geprägt sind: „Obwohl es große Unterschiede zwischen kapitalistischen und kommunistischen Wirtschaftssystemen gibt, werden in beiden sowohl die natürlichen Ressourcen als auch die Produktionsmittel von ‚den Oberen‘ kontrolliert – was auf Mensch und Natur gleichermaßen negative Auswirkungen hat.“

Riane Eisler entdeckt in den Religionen, aber auch in den Wissenschaften die Wurzeln verfehlter Denkweisen: „Der in Dominanzsystemen verbreitete Mythos, dass Menschen grundsätzlich böse und selbstsüchtig seien und daher einer strikten hierarchischen Kontrolle unterworfen werden müssen, gehört zu den Grundpfeilern des dominanzgeprägten Denkens. Er findet sich sowohl in der religiösen Vorstellung der Erbsünde als auch in den soziobiologischer Theorien über egoistische Gene wieder.“ Riane Eisler sieht im Kapitalismus nicht das Ungeheuer, sondern in den ihm zugrundeliegenden „dominanzgeprägten Überzeugungen Strukturen und Gewohnheiten, die wir aus früheren Zeiten übernommen haben.“

„Da Marx und Engels alles, was Frauen betraf, als zweitrangig betrachteten, schenkten sie auch der stereotypisch mit Frauen assoziierten Fürsorge und Care-Arbeit wenig Aufmerksamkeit und erkannten daher auch nicht, wie stark die Wirtschaft, die sie doch menschlicher machen wollten, durch die Abwertung von Fürsorge und Care-Arbeit entmenschlicht wurde“, schreibt Riane Eisler und betont, „dass wirtschaftliche Ungleichheit kein Alleinstellungsmerkmal des unregulierten Kapitalismus ist, sondern vielmehr ein generelles Merkmal von dominanzgeprägten Wirtschaftssystemen.“ In stark dominanzgeprägten Kulturen sieht Riane Eisler die Bestechung auf sämtlichen Regierungsebenen – vom niederrangigsten lokalen Amtsträger bis zum obersten Staatsbeamten – als eine oft noch akzeptierte Praxis. Die Substitution von privatem durch öffentliches Eigentum, der Ersatz von Unternehmern durch Beamte oder von Marktpreisen durch staatliche Gebühren machen also nicht den entscheidenden Unterschied. „Ein weiteres Kennzeichen streng dominanzgeprägter Regime sind unverhohlene Enteignungen.“ Riane Eisler schreibt aus persönlicher Erfahrung des Sozialismus, in ihrem Fall des Nationalsozialismus, vor dem sie als Kind mit ihren Eltern fliehen musste.

„Das erste und grundlegendste Element“ der Alternative zu Dominanzsystemen sieht Riane Eisler in demokratischen und egalitären Strukturen sowohl in Familien als auch in der Gesellschaft insgesamt. „Das zweite Grundelement eines Partnerschaftssystems besteht darin, dass Missbrauch und Gewalt kulturell nicht akzeptiert sind, was zu mehr Vertrauen und gegenseitigen Respekt führt.“ Das dritte Grundelement, nämlich Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit zwischen Frauen und Männern, soll dazu führen, „dass Eigenschaften und Verhaltensweisen wie Friedfertigkeit und Fürsorge, die in Dominanzsystemen als weibisch abgewertet werden, für Männer wie Frauen als gleichermaßen wünschenswert gelten und in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik Wertschätzung erfahren.“

Riane Eisler widerspricht Kritikern, die häufig die Industrialisierung für zunehmende Umweltprobleme verantwortlich machen: „aber Umweltprobleme gibt es nicht nur in einer Industriewirtschaft. Die Ausbeutung unserer Mitwelt ist charakteristisch für Dominanzsysteme und reicht weit zurück – bis hin zu den prähistorischen Herden, die durch Überweidung die Böden auszehrten und so Knappheit verursachten, was wiederum die Entwicklung dominanzgeprägter Beziehungen vorantrieb.“

Indem die Autorin historischen Betrachtungen breiten Raum gibt, erhält der Leser immer wieder Gelegenheit, aus Beispielen der Menschheitsgeschichte zu lernen. Außerdem liest sich das Buch stets interessant, da Riane Eisler eine Fülle historischer Details bereithält, die selbst einen geschichtskundlich gebildeten Leser überraschen können. Hinsichtlich der Genauigkeit wird der Leser nur dadurch verunsichert, dass Riane Eisler den Verfasser der „Bibel“ der kapitalistischen Lehre, Adam Smith, mit dem Geburtsjahr 1923 angibt – ein Typo.

„Mit seiner Ablehnung gegenüber staatlicher Einmischung stellte Smith indirekt die Kontrolle der Oberklasse über die Wirtschaft in Frage. Es hätte ihn schockiert, wenn er erfahren hätte, dass seine Wirtschaftstheorie einmal zur Rechtfertigung von Raublust und Gier genutzt werden würde – Verhaltensweisen, die er streng verurteilte.“ Smith habe weder behauptet, dass der Staat keine Rolle spiele, noch setzte er sich für eine Privatisierung von staatlichen Dienstleistungen ein. Riane Eisler lässt keinen Zweifel daran, dass im Vergleich zu den früheren feudalen und merkantilen Wirtschaftssystemen, in denen Adlige und Könige den Großteil der Wirtschaftsressourcen besessen hatten, der Kapitalismus mit Sicherheit ein Fortschritt war. Die Hoffnung aber, nun auch die Schattenseiten des Kapitalismus durch Sozialismus beseitigen zu können, wurden nicht nur durch „Stalins brutales autokratisches Regime“ zerschlagen, wie Riane Eisler an Beispielen vor Augen führt.

Die Autorin wird nach dem Kollaps der Sowjetunion allerdings zu stark von den US-amerikanischen Verhältnissen geblendet. „Im Ideologiewettstreit zwischen Kapitalismus und Sozialismus wurde der Kapitalismus zum Sieger erklärt. Doch während dies zunächst als großer Segen für das Wirtschaftswachstum gepriesen wurde, stellte es sich bald heraus, dass es sich hierbei um einen Pyrrhussieg handelte – zumindest für die große Mehrheit der Weltbevölkerung. Denn während die Aktienmärkte stiegen, die Unternehmensprofite in die Höhe schnellten und die CEO-Gehälter astronomische Summen erreichten, wurden die Bedingungen für den Großteil der Bevölkerung immer schlechter.“

Hier ignoriert die Autorin, dass die Volksrepublik China nach Einführung der Marktwirtschaft mehr Menschen aus der Armut geholt hat als je ein anderer Staat in der Menschheitsgeschichte zuvor, gleich nach welchem Maßstab gerechnet, ob relativ oder absolut, hunderte Millionen. Auch in Europa, insbesondere auch in Deutschland, waren die obersten und die untersten Einkommensquantile noch nie so eng beieinander wie heute. Die Zahl börsennotierte Unternehmen ist rückläufig. Viele Flaggschiffe der europäischen Wirtschaft kämpfen nicht erst seit der Corona-Krise ums Überleben. Selbst afrikanische Flüchtlinge kommen schon mit eigenen Smartphones nach Europa und erwarten selbstverständlich Zentralheizung, Fernseher und Kühlschrank – alles Produkte, die für ihre Großeltern noch unerschwinglich waren. Von „immer schlechter“ kann also nicht die Rede sein.

Die Kritikpunkte an den Wirtschaftssystemen im Westen wie im Osten sind dennoch zahlreich und lassen sich auf vielen Seiten zusammentragen. Sieht man von einzelnen Übertreibungen einmal ab, ist die Kritik berechtigt. Während die Bestandsaufnahme in einem Buch wie dem von Riane Eisler zur „Pflicht“ gehört, liegt die „Kür“ im Aufzeigen einer Alternative. Hierzu bietet die Autorin den Begriff „Caring Economy des Partnerismus“ an, der sicherlich positive Assoziationen weckt.

Wie ernüchternd liest sich dann aber ihr Satz: „Diese Theorie befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase und benötigt den Beitrag und die Kreativität von vielen von uns.“ Riane Eisler weiter: „Darüber hinaus benötigen wir dringend eine Wirtschaftstheorie, die der Politik vor Augen führt, dass sie nicht nur auf der Grundlage kurzfristiger Überlegungen entscheiden darf.“ Im Klartext: Problem erkannt, Lösung noch nicht gefunden.

Vielen statisch denkenden, meist linken, grünen oder auch rechten Utopisten hat Riane Eisler in ihrer Forschungsmethode die „Analyse von Beziehungsdynamiken“ voraus. Ausgerechnet in ihrem Kapitel „Wie können wir Wirtschaft neu denken?“ wird aber recht wenig neu gedacht, denn die Vorschläge reichen von Kindergeld über Elternzeit bis preisreduzierten Tickets und ähnlich beliebten Wünschen.

Viele ihrer Vorschläge sind zwar nicht in den USA, aber in anderen Staaten schon Realität, ohne dass sich daraus ein signifikant anderes Wirtschaften im Sinne einer „Caring Economy“ ergeben hätte. Wer auf die positive Wirkung einer Fülle von Subventionen, Zuschüssen und einem Dickicht aus Regulierung hofft, überschätzt Wissen und Weisheit jeder Regierung und unterschätzt die Komplexität der Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten.

Auch in weiteren Kapiteln kommt Riane Eislers Hoffnung zum Ausdruck, zu Lasten des Steuerzahlers all die Anreize setzen zu können, dass „Care-Arbeit in Privathaushalten und im Non-Profit-Bereich finanziell belohnt wird“. Indem sie vom Staat finanzielle Belohnungen einfordert, wird nicht klar, worin die Abkehr vom Profitdenken bestehen soll.

Im Abschnitt „Technologische Fantasien und globale Realitäten“ gibt die Autorin ihre Hoffnung auf, dass neue Technologien Probleme wie wirtschaftliche Ungleichheit und Gewalt lösen könnten. Ihr Blick richtet sich daher im folgenden Kapitel darauf, wie mit Spendengeldern in Norduganda ein Brunnen gebohrt wurde usw., nicht aber auf die technologischen Durchbrüche, die in Afrika und Asien zur finanziellen Inklusion, sozialen Integration und zu mehr Sicherheit verhalfen. „Die Evolution hat uns Menschen neurochemisch so ausgestattet, dass wir Freude empfinden, wenn wir uns um andere kümmern. Diese Freude kennen wir alle. Wir erfahren sie, wenn wir uns um ein Kind, einen Liebespartner oder Freunde kümmern – und sogar bei der Pflege unserer Haustiere.“

Diese Freude wurde gerade durch neue Technologien zu einem wahren Feuerwerk entfacht: Während Riane Eisler ihre Bücher verkauft, stellen Millionen namenloser Autoren ihr Wissen auf Wikipedia bereit. Weitere Millionen schreiben Blogs und laden Videos hoch, mit denen sie nicht nur ihren Spaß und ihre Freude, sondern auch zahllose nützliche Tipps mit Milliarden Menschen teilen. Oder geben eine Buchbesprechung.

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