China produziert Gewinner und Verlierer in Branchen
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2016
Unter zwölf von dem Kreditversicherer Coface bewerteten Branchen sind zwei in der Kategorie “sehr hohes Risiko”: Bau und Metall. Deren Risiken sind eng verknüpft mit Themen wie Verschuldung, notleidende Kredite, Ausfall von Unternehmensanleihen, Überkapazitäten und „Zombie-Firmen“. Im zweiten Halbjahr dürfte das Wachstum der Baubranche und des Metallsektors weiter abkühlen, so die Prognose der Experten. Die Gründe gemäß Coface: lahmende private Investitionen, gebremste Investitionen der staatlichen oder staatsnahen Unternehmen, geringe Produktivität. Der Schatten über der Bauaktivität führt auch zu einer geringeren Nachfrage nach Baumaterialien, besonders nach Zement und Metallen. Deren Produzenten leiden ohnehin schon unter Überkapazitäten. Den Risiken könnte der Staat mit Reformen bei den eigenen Unternehmen begegnen und Maßnahmen wie Werksschließungen, Reorganisation und Public-Private-Partnerships (PPP) initiieren. „Dennoch werden sich die Kreditrisiken für Bauunternehmen, einschließlich der Produzenten von Baumaterial, weiter verschärfen. Der Ausblick ist insgesamt negativ“, sagt Jackit Wong, Coface-Economist für Asien-Pazifik.
Alle „Verliererbranchen“ unterliegen aufgrund der insgesamt schwierigen Geschäftsmöglichketen einem erhöhten Zahlungsausfall- und Insolvenzrisiko. Zwischen potentiellen Gewinnern und Verlierern gibt es Branchen, die nicht direkt von den strukturpolitischen Entscheidungen der Regierung betroffen sind. Dazu zählen landwirtschaftliche Lebensmittel, Holz-Papier und Textil-Bekleidung, die Coface mit „mittleres“ oder „hohes Risiko“ bewertet.
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Investment- und Risikomanagement
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2016
Mit 1119 Seiten ist das neue Buch von Prof. Dr. Peter Albrecht und Prof. Dr. Raimond Maurer nicht nur inhaltlich ein Schwergewicht. Ihre 4. Auflage des Buches „Investment- und Risikomanagement“ befasst sich umfassend mit den Modellen, Methoden und Anwendungen bei Investitionsentscheidungen, wie sie bei institutionellen Anlegern getroffen werden müssen.
Gegenstand des Werkes ist das systematische Management, das heißt die Analyse, Planung und Kontrolle von Investitionen in Finanztitel. Ausgeklammert bleiben die rein aufbau- und ablauforganisatorischen, technischen und rechtlichen Aspekte der Durchführung in der Anlagepraxis. So erfährt der Leser wenig über Börsenpraktiken oder Tradingplattformen. In jedem Fall vermittelt das Buch in einem ersten Teil die institutionellen und methodischen Grundlagen, um die darauf basierenden Modellierungen zu verstehen. Die Autoren charakterisieren Investments unter Sicherheit ebenso wie unter Risiko, wobei sie für letztere Einperiodenmodelle und Mehrperiodenmodelle vorstellen. Der Leser erfährt von allen gängigen verteilungsbasierten Risikomaßen, die bei ein Perioden Modell in populär sind, ebenso wie von zeitstetigen Modellen, die für Mehrperiodenmodelle grundlegend sind.
Die Autoren befassen sich nicht mehr mit der Frage, inwieweit Renditen und Preise von Finanztitel überhaupt dem Verhalten von Zufallsvariablen folgen. Ferner ist an die unbefriedigende Fachdiskussion zu erinnern, inwieweit aus statistischen Beobachtungen über Finanztitel aus der Vergangenheit auf ihre Zukunft geschlossen werden kann. Der Leser wird nicht weiter mit den theoretischen Glaubenskriege belastet, sondern darf sich auf eine umfassende Einführung in die wissenschaftlichen Grundlagen des Investment- und Risikomanagements freuen.
Die weiteren Teile des Buches folgen einer stringenten Logik. Im zweiten Teil werden unter den primären Finanztiteln Aktien und Zinstitel unterschieden. Im dritten Teil des Buches geht es um die derivativen Finanztitel wie Forwards und Futures, Optionen und Swaps. In einem vierten Teil geht es um weiterführende und vertiefende Fragestellungen, mit denen sich institutionelle Anleger zunehmend befassen, wie etwa internationale Investments, Immobilien und alternative Investments. Etwas deplatziert werden in diesem letzten Teil auch Ausfall bedrohte Zinstitel behandelt. Auf den letzten Seiten des Buches kommen die beiden Professoren auch auf Ratings zu sprechen. Ratings sind dabei klar ein Aspekt primärer Finanztitel, namentlich der Zinstitel und ihre Behandlung gehört daher in den zweiten Teil des Buches.
Die stiefmütterliche Behandlung des Themas Rating, geschweige denn der Rolle der Ratingagenturen, steht im Gegensatz zu dem Schweiß, den die Herabstufungen seit der Finanzkrise vielen Investmentmanager gekostet hat. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen die Beurteilung von Staatsanleihen zum Beispiel eine rein finanzmathematische Angelegenheit war. Von institutionellen Anlegern wird heute verlangt, nicht nur die Ratings unabhängiger Agenturen zu berücksichtigen, sondern auch sich selbst anhand eigener Modelle Urteile zu bilden.
Dem ansonsten hervorragend gelungenen Werk der Autoren Albrecht und Maurer ist daher schon deshalb eine fünfte Auflage zu wünschen, um die Prioritäten neu zu überdenken. Im deutschen Sprachraum sind Studierende auf dieses Buch angewiesen, denn es gibt kaum ein vergleichbares Werk von diesem Format und Anspruch.
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Steigende Verschuldung macht staatlich forciertes Wachstum unhaltbar
Von Dr. Oliver Everling | 16.August 2016
„Das Tempo, das China zurzeit beim Kredit- und Wirtschaftswachstum hinlegt, wird dauerhaft nicht haltbar sein. Das Kreditwachstum bleibt ein eher langfristiges Risiko“, so das Urteil von Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management. Es habe zwar geholfen, die chinesische Wirtschaft zu stabilisieren, wodurch die Kapitalabflüsse reduziert werden konnten. Doch der Übertragungseffekt von Krediten auf die Konjunktur nimmt zunehmend ab. Das Ergebnis nach seiner Einschätzung: finanzielle Ungleichgewichte entstehen, die die Nachhaltigkeit von Wachstum und Krediten längerfristig gefährden. „Folglich muss immer mehr Geld geliehen werden und irgendwann wird der Punkt erreicht sein, an dem die Blase platzt. Doch bis dahin werden die politischen Verantwortlichen das Problem erst einmal weiter vor sich hinschieben.“
Kurzfristig wirkt China nach Meinung von Goldman Sachs Asset Management stabil, doch auf lange Sicht könnte die steigende Verschuldung das staatlich forcierte Wachstum jedoch unhaltbar machen. Die Wirtschaftsaktivität hat sich dank einer lockereren Geldpolitik und aggressiveren Konjunkturstimuli zugunsten der Infrastruktur stabilisiert. „Die Lage am Immobilienmarkt hat sich nach einer Phase der Volatilität aufgehellt, obgleich bei den jüngsten Preisanstiegen und der Zunahme von Neubauprojekten eine Verlangsamung zu beobachten ist. Das Exportgeschäft ist durchwachsen und leidet besonders unter der schwachen Nachfrage in Asien. Die Wachstumsaussichten werden nicht nur durch die Überkapazitäten im verarbeitenden Gewerbe belastet, sondern auch durch ein potenzielles Übergreifen der Schwäche der Industrie auf den Dienstleistungssektor und die sinkende Effizienz politischer Instrumente. Vor diesem Hintergrund prognostizieren wir für die chinesische Wirtschaft ein Wachstum von 6,5 Prozent in diesem und 6,0 Prozent im nächsten Jahr.“
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Inflation ist eine Frage des Maßstabs
Von Dr. Oliver Everling | 16.August 2016
„Man kann den Zentralbanken kaum vorwerfen, sie hätten zu wenig unternommen, um die Inflation anzukurbeln. Trotz gigantischer Ankaufprogramme, historisch tiefer Leitzinsen und dem Versprechen, die Zinsen auch in Zukunft auf tiefem Niveau zu belassen, sind die Teuerungsraten in den wichtigsten Währungsräumen außergewöhnlich niedrig.“ So kommentiert Mars Asset Management das aktuelle „MARS Chartbook“.
„Offensichtlich funktioniert der Standardvorgang nicht,“ so die Analysten von Mars Asset Management weiter, „dass eine Zentralbank Anleihen kauft und dafür Liquidität in den Markt pumpt und somit die Zinsen senkt und die Kreditvergabe ankurbelt, was die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen belebt. Das Risiko einer erhöhten Inflation bleibt bis auf weiteres niedrig.“
Mit den herkömmlichen Modellen der herrschenden Lehrmeinung und Politik lässt sich das Phänomen der Flutung der Geld- und Kapitalmärkte mit Zentralbankgeld und dennoch Ausbleiben der Inflation offenbar nicht mehr erklären. Daher muss die Frage erlaubt sein, ob Inflation überhaupt noch richtig gemessen wird.
Jedermann trägt heute ungeheure Produktivitätsfortschritte in Form von Smartphones in seiner Weste oder Hosentasche. Es wäre naiv, diesen Produktivitätsfortschritt nur anhand des Preises für Mobiltelefonie zu messen. Der Produktivitätsfortschritt der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wirkt sich in allen Lebens- und Arbeitsbereichen aus.
Höhere Produktivität sollte sich in einer funktionierenden Marktwirtschaft in sinkenden Preisen abbilden. Das ist aber nicht der Fall, einerseits aufgrund institutioneller Preisrigiditäten, andererseits aber eben aufgrund der Geldflut. Möglicherweise wird es eines Tages cleveren Volkswirten gelingen, die statistisch heute kaum fassbaren Produktivitätsveränderungen eben doch zu rechnen und so nachzuweisen, dass wir uns längst in einer hoch inflationären Phase befinden, die die volkswirtschaftliche Allokationsfunktion der Preise korrumpiert.
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Frankfurt als FinTech-Standort
Von Dr. Oliver Everling | 15.August 2016
Die ING-DiBa macht sich für Frankfurt als FinTech-Standort stark. Die Bank ist einer der Hauptsponsoren des neuen FinTech Hubs in Frankfurt. Das Technologiezentrum wird im Hochhaus „Pollux“ entstehen. Die entsprechenden Räumlichkeiten werden von der FinTech Community Frankfurt GmbH angemietet. Deren Gesellschafter sind die Stadt Frankfurt, die Johann Wolfgang Goethe-Universität und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.
Ziel der Initiative ist der Aufbau und die Pflege eines Netzwerkes der Start-ups sowie der Tech-Unternehmen in Frankfurt und der Rhein-Main-Region. Auf diese Weise soll eine Plattform geschaffen werden, mit dessen Hilfe die Entwicklung und die Präsentation von Start-Ups und insbesondere FinTech- Innovationen erleichtert werden kann.
„Mit unserem Engagement tragen wir zum einen zur Entwicklung einer FinTech-Szene am Finanzplatz Frankfurt bei und zum anderen möchten wir innovative Geschäftsideen von jungen Unternehmen fördern“, so Željko Kaurin, Vorstandsmitglied der ING-DiBa. Die Bank arbeitet bereits mit mehreren FinTechs zusammen. Beispielsweise kooperiert das Institut mit easyfolio.
Neben dem Technologiezentrum des FinTech Hubs werden ab November auch Mitarbeiter der ING-DiBa im „Pollux“ angesiedelt sein. Die Bank hat über zwei Stockwerke verteilt insgesamt 1.400 Quadratmeter zusätzliche Projektfläche im Hochhaus angemietet. Die Mitarbeiter werden dort bereichsübergreifend an neuen, digitalen Prozessen und Kundenservices der Bank arbeiten.
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Streichinstrumente als Sachanlage
Von Dr. Oliver Everling | 12.August 2016
Hochwertige Streichinstrumente können eine interessante, wertbeständige Sachanlage sein. „Spitzeninstrumente sind außerordentlich wertstabil“, sagt Christian Reister, Mitinhaber von Violin Assets GmbH. Das junge Unternehmen ist auf Schloss Bedburg bei Köln beheimatet und hat sich auf den Handel mit hochwertigen Streichinstrumenten spezialisiert.
„Der Wert von Streichinstrumenten entwickelt sich nahezu abgekoppelt von anderen Anlageklassen wie Aktien, Renten, Gold oder Immobilien“, erklärt Christian Reister. Zudem sei der Instrumentenmarkt weitgehend von langfristig orientierten Investoren geprägt. „Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass man bei Spitzeninstrumenten sogar eine klare Tendenz zur Wertsteigerung erkennen kann“, sagt Christian Reister weiter. Laut der für diesen Markt maßgeblichen „Fuchs-Taxe“ haben hochwertige Streichinstrumente in den vergangenen einhundert Jahren einen durchschnittlichen Wertzuwachs von zwischen 5-8 Prozent p.a. verzeichnet. Besonders exponierte Einzelstücke liegen deutlich darüber.
Vom Investor zum Mäzen ist es dann nur ein kleiner Schritt. Denn hochbegabte Nachwuchskünstler oder schon etablierte Virtuosen haben großen Bedarf an Spitzeninstrumenten. Viele Eigentümer von Meistergeigen, -bratschen oder -celli stellen deshalb ihr Instrument einem Ausnahmekünstler leihweise zur Verfügung.
Die Kapitalanlage Streichinstrument eignet sich für private Investoren, aber auch für Stiftungen, sofern eines der Stiftungsziele im Bereich Kunst/Kultur oder der Exzellenzförderung liegt und damit die Investition im Einklang mit der Satzung und den Förderzwecken steht. Aus Anlagegesichtspunkten erfüllt ein hochwertiges Instrument die für Stiftungen maßgeblichen Kriterien Rendite, Sicherheit und Liquidität. Die Preise für moderne Instrumente beginnen bei etwa 30.000 Euro, historische Instrumente lohnen sich ab etwa 100.000 Euro als Kapitalanlage.
„Vor wenigen Monaten haben wir ein wertvolles Zanoli-Cello an eine deutsche Stiftung vermittelt“, erzählt Christian Reister. Violin Assets war auch dabei behilflich, die Stiftung mit dem jungen Nachwuchskünstler Manuel Lipstein bekannt zu machen. Ihm stellte sie das Instrument im April dieses Jahres langfristig zur Verfügung. Im Juni spielte er damit seine ersten Konzerte. Die Kritik schrieb, zitiert Reister: „Manuel Lipstein brachte sein Cello betörend schön zum Singen, es füllte mit voluminösem Ton die Stadthalle…“
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Endlich auch ein DAX-Konzern
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2016
Scope hat ihr Erstrating für die Linde AG veröffentlicht. Damit vergibt der Anbieter erstmals eine Bonitätsnote für einen DAX-Konzern und schafft somit den erfolgreichen Einstieg in die erste Liga europäischer Wertpapieremittenten. Das Münchener Gase- und Engineeringunternehmen wurde mit A+/S-1+ bewertet. Das Rating für Linde ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von Scope, sich als führender Full-Service-Ratinganbieter in Europa aufzustellen. Derzeit arbeitet Scope bereits an Ratings für weitere DAX-Unternehmen und geht davon aus, dass diese in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.
„Es ist unser klares Ziel, über alle Asset-Klassen hinweg die europäische Alternative in der bislang angelsächsisch dominierten Rating-Welt zu sein“, sagt Torsten Hinrichs, Vorstandsvorsitzender der Scope Ratings AG. „Mit dem Erstrating für die Linde AG sind wir hier einen wesentlichen Schritt vorangekommen. Das Vertrauen von Linde in unseren Rating-Ansatz bestätigt uns. Zugleich ist es für uns Motivation, unsere Präsenz bei Blue-Chip-Unternehmen der europäischen Industrie noch weiter auszubauen. Die anstehenden Veröffentlichungen weiterer Ratings börsennotierter Unternehmen werden uns hier zusätzliches Momentum geben.“
Als Teil der Unternehmensgruppe Scope Corporation AG analysiert und bewertet die Scope Ratings AG seit Jahren erfolgreich strukturierte Finanzprodukte, Fonds, aber auch Bonitäten in den Bereichen Projekt- und Infrastrukturfinanzierung. Durch die Übernahme von FERI EuroRatings, die am 1. August 2016 erfolgreich abgeschlossen wurde, ist die Scope Group zudem nun auch in dem wichtigen Bereich Sovereign Credit Ratings vertreten. Darüber hinaus vergibt Scope Ratings für europäische Großbanken, einige davon börsennotiert. Zu Jahresanfang hatte die Ratingagentur bereits eine Bonitätsbewertung für die Franz Haniel & Cie. GmbH, eine der bedeutendsten Familienholdings Deutschlands, veröffentlicht. Mit dem Rating für die Linde AG verschafft sich das Unternehmen nun endgültig Zugang zu den größten börsennotierten Industriekonzernen Europas. Neben der Erschließung weiterer DAX-Unternehmen strebt Scope auch entsprechende Mandate im europäischen Ausland an, beispielsweise in Frankreich oder Spanien.
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Druck auf Ölpreise steigt
Von Dr. Oliver Everling | 9.August 2016
„Vor dem Hintergrund weltweit steigender Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten ist das schwarze Gold wieder in den Fokus der Leerverkäufer gerückt. Die US-Produktion hat sich stabilisiert, während OPEC und Russland die Produktion weiter steigern. Die Folge ist eine erneute Verzögerung des Ausgleichsprozesses und damit einhergehend ein Andauern des niedrigen Preisniveaus“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. US-Hersteller mit einem hohen Kostenaufwand hätten in den letzten Monaten Gelegenheit gehabt, ihren künftigen Produktionsbedarf über 50 USD pro Barrel abzusichern. Je nach Art der Absicherung könne dies trotz der erneuten Preisschwäche auch zu einer größeren Belastbarkeit beitragen.
„Im dritten Quartal steigt der Druck auf die Ölpreise, zumal die saisonal bedingte geringere Raffinerienachfrage meist für wachsende Lagerbestände sorgt. Das weltweite Phänomen sehr hoher Lagervorkommen war eine der Ursachen für die Preisschwäche im letzten Monat“, sagt Hansen. Angesichts einer zu erwartenden Zunahme der Rohölbestände falle auch die Prognose für das Jahresende immer noch höher aus als aktuell, wobei bisherige Prognosen jedoch nach unten korrigiert werden müssen.
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Asiens Aktienmärkte am Wendepunkt?
Von Dr. Oliver Everling | 9.August 2016
Asiens Aktienmärkte haben sich in den vergangenen Jahren enttäuschend entwickelt, doch nun dürfte sich der Konsolidierungskurs der asiatischen Unternehmen auch für Investoren auszahlen. Das erwarten Anh Lu, Managerin des T. Rowe Price Asia ex Japan Equity Fonds, und Nicolas Beecroft, Asien-Experte der Investmentgesellschaft.
„Die Unternehmen haben lange von einem Umfeld kräftigen Wachstums profitiert und die Kostenseite vernachlässigt, was sich angesichts der schwachen weltweiten Konjunktur und insbesondere nach 2011 gerächt hat. Doch nun tragen die Konsolidierungsbemühungen in vielen Unternehmen Früchte, wir erwarten steigende Margen und höhere freie Cashflows“, erklärt Lu. Viele Unternehmen hätten sich nun an die neuen ökonomischen Realitäten angepasst. Ein höherer Anteil freien Kapitals verschaffe den Unternehmen den Spielraum für strategische Entscheidungen wie Produktinnovationen und Zukäufe, aber auch für Ausschüttungen an die Anteilseigner oder den Abbau von Schulden.
„Die Firmen haben ihr Potenzial erhöht, Werte für die Anteilseigner zu schaffen. Dieses Muster erkennen wir bei immer mehr Unternehmen. Wenn sich diese Erkenntnis bei anderen Marktteilnehmern durchsetzt, könnte der Zeitpunkt für eine Neubewertung des asiatischen Aktienmarktes gekommen sein“, erwartet Lu.
Ein großer Teil der asiatischen Unternehmen sei in Zeiten hohen Wachstums zu Größe gelangt. Angesichts wirtschaftlicher Stabilität und hoher Kapitalflüsse aus dem Ausland hätten die Firmen nach der Asienkrise massiv investiert. Währenddessen seien die Löhne jedoch schneller gewachsen als die Produktivität, insbesondere in China. „Beim Gewinnwachstum konnten sich die Unternehmen auf steigende Umsätze verlassen – und genau diese Ausrichtung hat sich gerächt, als sich das makroökonomische Umfeld geändert hat“, sagt Lus Kollege Nicolas Beecroft. Erstmals seit der Asienkrise beobachtet der Experte nun jedoch eine moderatere Entwicklung der Löhne, die sich positiv auf die Gewinnmargen auswirken dürfte. Aktuell profitierten viele Unternehmen zudem von niedrigeren Rohstoff- und Energiekosten.
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DAX Unternehmen weniger transparent
Von Dr. Oliver Everling | 9.August 2016
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Düsseldorf, und die Hamburger Kirchhoff Consult AG haben auch in diesem Jahr die Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen hinsichtlich ihrer Prognosequalität untersucht. Analysiert wurden die qualitativen und quantitativen Angaben zur zukünftigen Geschäftsentwicklung, um die Transparenz und die Genauigkeit der Prognoseberichterstattung zu ermitteln. Insbesondere die quantitativen Angaben sind von entscheidender Bedeutung und wurden deshalb bei der Auswertung besonders gewichtet. Die besten Bewertungen erhielten Unternehmen, die ihre Ergebnisprognose sowohl auf Konzern- als auch auf Segmentebene quantifiziert haben.
Im Rahmen der diesjährigen Untersuchung erreichten elf DAX-Gesellschaften das Prädikat „hohe Transparenz“ gegenüber zehn im vergangenen Jahr. Zu den Aufsteigern zählen Bayer und ThyssenKrupp. Dagegen füllte sich die Kategorie „niedrige Transparenz“ wieder etwas stärker: Mit BASF, Commerzbank und Lufthansa verließen gleich drei Unternehmen das Mittelfeld.
Insgesamt wiesen in diesem Jahr acht DAX-Unternehmen in ihren Prognoseberichten einen niedrigen Transparenzlevel auf. Sämtliche Gesellschaften der Kategorie „niedrige Transparenz“ gaben unter anderem in ihren Berichten keine quantitative Prognose zum Konzernergebnis ab. Der Software-Hersteller SAP, der erst im vergangenen Jahr in die Kategorie „hohe Transparenz“ aufgestiegen war, fiel zurück auf eine mittlere Bewertung, da auf eine quantifizierte Segmentergebnisprognose verzichtet wurde. 11 Unternehmen kamen damit in die Kategorie „mittlere Transparenz“, zwei weniger als im Vorjahr.
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