Im Mittelpunkt von FinTech
Von Dr. Oliver Everling | 30.August 2016
Inzwischen hat die FinTech Group mehr als 1 Mrd. € von mehr als 180.000 B2C Kunden und rund 250 B2B Kunden eingesammelt. Die zur FinTech Group gehörige biw AG zählt rund 9,5 Mrd. € assets under management. Frank Niehage, CEO der FinTech Group AG, berichtet von seinen Eindrücken aus seiner Besuche bei Google. „Die beiden Google-Gründer waren Montessori-Schüler, daher waren die Arbeitsformen und Farben, die wir heute bei Google sehen, für sie selbstverständlich.“
Niehage versteht seine Gruppe als führenden europäischen Anbieter und Betreiber für Finanztechnologie. „Rocket Internet ist ein großer Kunde, sitzt in Berlin und wird dort auch bleiben.“ Aber die meisten anderen Adressenseien in Frankfurt, daher habe die FinTech Group ihren Sitz auch nach Frankfurt am Main verlegt.
In Deutschland sieht Niehage einen Transrapid-Effekt. Die Technologie werde in Deutschland auf höchstem Niveau erdacht und mit höchster Sicherheit konzipiert, komme hier aber nicht zum Einsatz, sondern werde in China umgesetzt. Wenn es um Themen wie Bezahlsysteme gehe, sehe man in Deutschland einen ähnlichen Effekt, dass die Akzeptanz im Ausland wesentlich höher sei als bei Deutschen. „Wir bauen eine digitale Bank für Rocket Internet“, berichtet Niehage. „Wir haben mit Rocket nun den europäischen Partner, es gibt keinen besseren, genau der richtige.“
Niehage sieht seine Gruppe nicht mehr als jungen Start-up, sondern glaubt, die Erfahrungen der Gruppe an viele Start-ups weitergeben zu können. Die FinTech Group arbeitet mit einer größeren Anzahl von bekannten Adressen der FinTech-Szene zusammen.
Niehage spricht von „surf’n turf“. Das Ökosystem der FinTech Group sei vom Angebot von Fisch und Fleisch zugleich gekennzeichnet, also B2C und B2B zugleich. Kein geringerer als Amazon sei nach genau demselben Prinzip konzipiert. Niehage will die gegenseitige Befruchtung, „in unserem Bereich ergänzt sich das gut.“ Ih sei bewusst, dass in akademischen Kreisen gerne die jeweils „reine“ Lehre vertreten werde, in der Praxis bewähre sich aber die Kombination.
Niehage erläutert die Wertschöpfung der FinTech Group, wie B2B auch Nutzen für den privaten Kunden im Geschäft B2C bringt. Auf Zinspilot würden zum Beispiel nur solche Anbieter auftauchen, die zuvor auch einer Prüfung standgehalten hätten. Dazu bedürfe es Knowhows aus dem Geschäft B2B.
Mit der Commerzbank wurde eine strategische, langfristige CFD-Partnerschaft eingegangen. MorganStanley Produkte werden über flatex erhältlich sein. In Korea arbeite die FinTech Group mit Finotek zusammen. „Das wird ein Showcase sein, den wir den Banken in Deutschland verkaufen können.“ In Korea kann man in 30 Minuten ohne jeden Medienbruch ein Konto eröffnen und einen Kredit bekommen. In Korea gebe es das schon lange, da die Koreaner in Technologien und Investitionen in Humankapital stark sei. Das ganze Land sei „total vernetzt“. „Diese Technologie haben wir nur wir exklusiv“, macht Niehage klar.
Finotek sei die erste gelistete FinTech-Firma in Korea. Umgekehrt zur FinTech Group werde Finotek auch Produkte der FinTech Group in Korea vertreiben. Frankfurt sei übrigens auch die größte Community der Koreaner in Deutschland.
Themen: Technologierating | Kommentare deaktiviert für Im Mittelpunkt von FinTech
Saldenlöcher bleiben nach Jackson Hole
Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2016
Das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole brachte nach Ansicht der Bad Homburger FERI keine bahnbrechenden Erkenntnisse. EZB-Chef Mario Draghi nahm in diesem Jahr nicht an der Konferenz teil, bemerken die Analysten aus Bad Homburg: „Dafür gibt es vielleicht gute Gründe: Vier Jahre nach dem Höhepunkt der Euro-Krise 2012 zeigt die Euro-Zone derzeit erneut, trotz extremer Eingriffe der Geldpolitik, Anzeichen gefährlicher Verspannungen. Diese sind unter anderem an den TARGET 2-Salden innerhalb des Euro-Systems erkennbar.“
Oberflächlich betrachtet scheine die Euro-Zone seit vier Jahren wieder stabil, so FERI. Entscheidend war die Aussage von Mario Draghi im Juli 2012, die Euro-Märkte aktiv abzusichern, „whatever it takes“. Seit diesem Zeitpunkt sind die Risiko-Spreads von Staatsanleihen aller hochverschuldeter Länder der EMU massiv gesunken. Gleichzeitig hatten sich die zuvor stark gestiegenen TARGET2-Salden des Euro-Systems wieder deutlich nach unten entwickelt.
Dieses freundliche Bild ist allerdings trügerisch. Der unerwartete BREXIT vor vier Wochen gab vielen Marktteilnehmer erstmals seit langem wieder einen Anlass, genauer nachzusehen. Der BREXIT senkt theoretisch die Hürden und erhöht die Wahrscheinlichkeit für weitere Austritte anderer Länder der EU. Folglich hätten nach dem BREXIT die Risiko-Spreads labiler Länder, wie etwa Italien oder Portugal, ansteigen müssen. „Doch das genaue Gegenteil ist eingetreten“, so Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chefstratege der Bad Homburger FERI Gruppe. „Offensichtlich hat die EZB derart massiv in den Markt eingegriffen, dass jeder Versuch einer realistischen Risikobewertung der Märkte sofort gestoppt wurde“, so Rapp weiter.
Trotz dieser extremen Abdeckung möglicher Marktrisiken durch die EZB zeigt die Euro-Zone an anderer Stelle wieder deutlich zunehmende Fragilität. So sind die sogenannten TARGET2-Salden innerhalb des Euro-Systems erneut auf das Niveau angestiegen, das sie zuletzt in der Hochphase der Euro-Krise 2012 erreicht hatten. „Dieser Anstieg ist Grund zur Sorge, da er wie damals Kapitalflucht aus Risikoländern wie Italien und Spanien signalisiert“, warnt Rapp. Ein wichtiger Auslöser dafür sei die immer noch ungelöste Bankenkrise in Italien, aber auch zunehmende Sorge vor dem Ausgang des Verfassungsreferendums im Oktober.
Nach Ansicht von FERI beschreitet die EZB durch ihre massive Verschleierung tatsächlicher Risiken einen fragwürdigen und zunehmend gefährlichen Weg. „Die Geschichte lehrt, dass echte Probleme immer einen Weg an die Oberfläche finden, seien sie auch noch so gut versteckt“, gibt Rapp zu bedenken. Strategische Investoren sollten deshalb, mit Blick auf die Zukunft des Euro und den Zusammenhalt der gesamten Euro-Zone, weiter skeptisch sein.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Saldenlöcher bleiben nach Jackson Hole
Crowdinvesting Plattform zinsbaustein.de
Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2016
Die Werbemaßnahmen sind in den einschlägigen Zeitschriften und im Internet schon angelaufen: Bauträger und Investor sontowski & partner group aus Erlangen hat in diesem Jahr gemeinsam mit dem auf die Finanzdienstleistungsbranche spezialisierten Company Builder FinLeap die Crowdinvesting Plattform zinsbaustein.de gegründet. Seit dem Start konnten nach eigenen Angaben innerhalb kürzester Zeit bereits drei Projekte der S&P mit einem Mezzaninekapital von 2,85 Millionen Euro mitfinanziert werden. Insgesamt wird so bereits ein Projektvolumen von rund 50 Millionen Euro realisiert.
„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung von zinsbaustein.de“, so Klaus-Jürgen Sontowski, geschäftsführender Gesellschafter der sontowski & partner group. „Die hohe Nachfrage und die schnelle Platzierung der Nachrangfinanzierungen für Immobilienprojekte über zinsbaustein.de zeigt, dass Crowdinvestment das Produkt der Stunde ist und bei Privatanlegern auf großes Interesse stößt. In Kürze wird zinsbaustein.de auch Beteiligungsmöglichkeiten an zwei Studentenapartmentanlagen in Düsseldorf und in unmittelbarer Nähe zum Campus der renommierten EBS Universität für Wirtschaft und Recht (ehemals European Business School) in Oestrich-Winkel anbieten, die von CUBE Real Estate realisiert werden“, ergänzt Sontowski.
Bei den bisher finanzierten Projekten handelt es sich um einen modernen Bürokomplex in Erlangen, einem Premium-Wohnbauprojekt in Forchheim sowie dem Pflegezentrum „Spectrum Stein“ im Süden von Nürnberg. Anleger erzielen bei allen Projekten bisher 5,25 Prozent Zinsen pro Jahr, berichten die Betreiber.
Themen: Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für Crowdinvesting Plattform zinsbaustein.de
Niedrigste Zinsen für höchstes Risiko
Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2016
Die PIGS der Europäischen Währungsunion – Portugal, Italien, Griechenland und Spanien – nutzen offenbar die aktuelle Geldpolitik der Europäischen Zentralbank weiterhin weidlich aus. Dies lässt sich aus einem Kommentar von Martin Strohmeier aus dem Research Team der Norddeutschen Landesbank Girozentrale schließen. Möglich werden diese Vermögensverschiebungen innerhalb Europas durch die Befürworter der Niedrigzinspolitik.
„Am Wochenende waren mehrere Stimmen aus dem EZB-kritischen Lager zu vernehmen. Nachdem Peter Bofinger (dienstältestes Mitglied des Sachverständigenrates) die Erwartungshaltung aussprach,“ berichtet Strohmeier, „dass das ultraniedrige Zinsniveau noch für weitere fünf Jahre Bestand haben werde, schlug der deutsche Finanzminister in dieselbe Kerbe.“
In einem Interview mit der FAZ berichtete Schäuble, dass niedrige Zinsen in Bereichen wie z.B. Pensionsplänen schädlich seien. Das deutsche Finanzministerium ist einem internen Dokument zufolge beunruhigt, dass das QE Programm der EZB zu weiteren Verzerrungen bei den Zinssätzen am Staatsanleihenmarkt führt.
„In einer Welt,“ warnt Strohmeier, „in der für 10-jährige Papiere der größten Volkswirtschaft der Welt (USA: Rating: Aaa, Outlook stable) zwar noch Renditen von 1,62% (-1bp) zu erzielen sind, darf sich das nach Griechenland am höchsten verschuldete EWU-Land Italien (S&P Rating BBB-, Outlook stable), welches seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung niemals die Maastricht-Kriterien erfüllte, über derzeit am Markt verlangte Zinsen in Höhe von 1,13% (unver.) für 10-jährige Papiere freuen. Welcome to the World des Italieners Mario Draghi!“
Strohmeier spricht die Konsequenzen klar aus: „Der Zins als Risikomaß des Kreditrisikos hat hier seine Berechtigung vollständig verloren. Whatever it takes! Italien nutzt diese, durch den EZB Chef erzeugte, Fehlbepreisung am Staatsanleihenmarkt und möchte heute am Geldmarkt bei einer negativen Rendite von rd. minus 0,24% EUR 6 Mrd. einsammeln (Laufzeit 181 Tage). Auch die fünfte französische Republik des dezentralen Einheitsstaates tritt über mehrere Kurzläufer in Höhe von EUR 6 Mrd. im negativen Zinsbereich an den Markt.“
Themen: Anleiherating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Niedrigste Zinsen für höchstes Risiko
Alltägliche Zahlungsverzögerungen
Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2016
Für 83,7 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Zahlungsverzögerungen ihrer Kunden Alltag, trotz der guten Konjunkturlage der deutschen Wirtschaft. Das ist Ergebnis einer neuen Coface-Befragung zum Zahlungsverhalten im Geschäft zwischen Unternehmen (B2B).
Damit liegt der Anteil sogar über demjenigen in China. Dort berichteten in einer vergleichbaren Coface-Studie rund 80 Prozent von Zahlungsverzögerungen. In der deutschen Unternehmenslandschaft sind Zahlungsverzögerungen ausgeprägter bei Unternehmen, die vorrangig vom Exportgeschäft abhängig sind. Sie verbuchen zu fast 90 Prozent Verzögerungen, bei den auf den deutschen Markt konzentrierten Unternehmen sind es 82,8 Prozent.
„Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Umfang der Außenstände tendenziell leicht verringert“, erklärt Dr. Mario Jung, Economist für Nordeuropa bei Coface und Autor der Studie. Denn rund 20 Prozent der befragten Unternehmen berichten von geringeren Außenständen, während 16,9 Prozent einen Anstieg vermerken. Über 60 Prozent sehen keine Veränderung in ihren Außenständen. Unter den exportorientierten Unternehmen fällt das Bild etwas gemischter, aber dennoch tendenziell positiv aus. Dort sehen gut 24 Prozent eine Verringerung ihrer Außenstände. Dem steht allerdings ein deutlich höherer Anteil – im Vergleich zum Durchschnittswert von 16,9 Prozent – von 23,3 Prozent mit gestiegenen Außenständen gegenüber.
Themen: Debitorenrating | Kommentare deaktiviert für Alltägliche Zahlungsverzögerungen
Betreibertag in Frankfurt
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2016
Das Bad Homburger Beratungsunternehmen Avivre Consult unter der Leitung von Ines Löwentraut lädt zu seinem 5. Betreibertag ein. Die Veranstaltung spricht Dienstleister und Geschäftsführer, Regionaldirektoren und Einrichtungsleiter von Betriebsgesellschaften stationärer Pflegeeinrichtungen und im Gesundheitsbereich an. Sie werden in breit gefächerten Vorträgen über neueste Trends informiert.
Für den Betreibertag konnte Avivre Consult eine Reihe engagierter Redner gewinnen:
Oliver Kisignàcz, Vertrieb Stadtwerke Gießen AG, Michael Nickolaus, Kreisgeschäftsführer Kreisverband Kaiserslautern-Land e.V.,
Deutsches Rotes Kreuz, Annett Klinger, Standortrepräsentantin Deutsche Kreditbank AG, Dr. Thomas Hilse, Geschäftsführer HILSE:KONZEPT Management- und
Kommunikationsberatung, Johann Rumetsch, Rechtsanwalt Herbert Smith Freehills Germany LLP, Mario Schmitz, Head of Market Research & Due Diligence Avivre Consult GmbH
Die Teilnehmer der Veranstaltung sollen interessante Einblicke in aktuelle Themenbereiche erhalten:
Einrichtungscheck für Investoren: Wie können sich Investoren für die Anforderungen der Zukunft rüsten? Energie: Wie können Sie die Energiekosten Ihrer Einrichtungen gleichzeitig mit dem
Risiko senken? Fachkraftmangel: Machen ausländische Pflegekräfte Sinn? Finanzierung: Wie können Sie von öffentlichen Förderdarlehen profitieren?
Einrichtungscheck für Betreiber: Wie können sich Betreiber auf die Anforderungen der Zukunft einstellen? Rechtlicher Rahmen für Betreiber: Was ändert sich?
Die vollständige Agenda mit dem Anmeldeformular findet sich auf www.avivre-consult.eu.
Themen: Health Care Rating, Immobilienrating, Klinikrating | Kommentare deaktiviert für Betreibertag in Frankfurt
Mischfonds „UniAusschüttung“ gut beurteilt
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2016
Die FERI EuroRating Services AG hat den Mischfonds „UniAusschüttung“ mit „B“ („gut“) bewertet. Der Fonds wurde am 29.04.2016 von Union Investment aufgelegt und verfügt somit zum Bewertungsstichtag (30. Juni 2016) über eine Fondshistorie von zwei Monaten.
„Der UniAusschüttung ist ein aktiv gemanagter, globaler Mischfonds,“ berichtet FERI, „der eine quartalsweise Ausschüttung anstrebt. Hierzu wird in jährlichen Abständen eine Ausschüttungsbandbreite bestimmt (aktuell 2,5 bis 3,5 Prozent). Erreicht werden soll dieses Ziel durch Nutzung unterschiedlicher Ausschüttungsquellen wie Dividenden, Zinsen oder Optionsprämien. Dabei greift der Portfoliomanager Michael Nipp auf die Research-Expertise des gesamten Portfoliomanagements der Union Investment zurück. Trotz der geringen Fondshistorie kann der UniAusschüttung auf bewährte und etablierte Prozessbausteine zurückgreifen, die bereits seit längerer Zeit im Hause Union Investment angewendet werden. Als Grundlage sämtlicher Anlageentscheidungen dienen qualitative und quantitative Analysen sowie ein aktiver Managementansatz.“ Dazu greift der Portfoliomanager insbesondere auf hausinterne Quellen wie beispielsweise das Union Investment Committee – „UIC“ – aber auch auf die Kompetenzeinheiten der einzelnen Anlageklassen zurück. Insgesamt ist der Investmentprozess effizient gestaltet und von der Investmentphilosophie bis zur Portfoliokonstruktion konsistent aufgebaut.
Der Fonds wird seit Auflage von Michael Nipp verantwortet. FERI bewertet seine Investmenterfahrung in Höhe von neun Jahren als „gut“. Die langjährige Erfahrung des Stellvertreters Jörg Schmidt sowie die enge Zusammenarbeit mit den für die einzelnen Prozessbausteine relevanten Investmentteams beeinflusst die Fondsbewertung positiv, berichtet die Ratingagentur aus Bad Homburg.
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Mischfonds „UniAusschüttung“ gut beurteilt
Nordamerikanische Ratingagenturen bleiben allein maßgebend
Von Dr. Oliver Everling | 24.August 2016
Der EU-Vertrag ermächtigt die Europäische Kommission, im Namen der Europäischen Union auf den internationalen Kapitalmärkten Kredite aufzunehmen. Dabei spielen europäische Ratingagenturen keine Rolle, wie ein Blick auf die Veröffentlichungen der Kommission zeigt:
http://ec.europa.eu/economy_finance/eu_borrower/index_de.htm
Die Europäische Kommission berichtet nur darüber, dass die Bonität der EU von den nordamerikanischen Ratingagenturen Fitch, Moody’s und DBRS mit AAA/Aaa/AAA (stabiler Ausblick) und von Standard & Poor’s mit AA (stabiler Ausblick) beurteilt wird. Die hohen Ratings seien Ausdruck des sehr starken Rückhalts in den EU-Ländern, unter denen einige der größten und höchstentwickelten Industrienationen der Welt sind und die gemeinsam den weltweit größten Wirtschaftsblock bilden.
Die Anleihen sind unmittelbare und unbedingte Zahlungsverpflichtungen der EU, für die alle 28 EU-Mitgliedstaaten haften. „Bei der Investition in eine EU-Anleihe zählt allein die Kreditqualität der EU, denn die Anleihe ist vom Kreditrisiko des von der EU damit finanzierten Darlehens an einen Empfängerstaat völlig abgekoppelt. Der von der EU ausgegebene Schuldtitel ist durch einen vielschichtigen Schuldendienstschutz abgesichert: Die Anleihe wird unabhängig von der Verwendung der damit aufgebrachten Mittel vollständig durch den EU-Haushalt (145,3 Milliarden Euro in Zahlungsermächtigungen für 2014) und in letzter Instanz durch die EU-Mitgliedstaaten garantiert“, berichtet die Europäische Kommission im Internet.
Die EU dürfe keine Darlehen zur Finanzierung eines eigenen Haushaltsdefizits aufnehmen. Durch das Weiterverleihen der aufgenommenen Mittel zu gleichen Konditionen ergebe sich für den EU-Haushalt weder ein Zinsrisiko noch ein Fälligkeits- oder Wechselkursrisiko.
Themen: Anleiherating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Nordamerikanische Ratingagenturen bleiben allein maßgebend
„Erdonomics“ drohen zu scheitern
Von Dr. Oliver Everling | 23.August 2016
Die türkische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung die Overnight Rate wie erwartet erneut gesenkt – zum fünften Mal seit dem Amtsantritt des neuen Zentralbankchefs im April. Die – formell weiterhin unabhängige – Zentralbank begibt sich damit weiter in den Dienst der „Erdonomics“, eines wirtschaftspolitischen Konzepts, das Zinssenkungen als Impulsgeber für einen dynamischen Konsum und diesen wiederum als Allheilmittel für die Wirtschaft insgesamt ansieht.
Der „Erdonomics“-Ansatz wird allerdings scheitern, so Angermann, weil er mindestens drei zentrale ökonomische Zusammenhänge nicht berücksichtigt, denen sich auch ein mit großer politischer Macht ausgestatteter Präsident nicht einfach entziehen kann.
Erstens beschleunigen Zinssenkungen die Talfahrt der türkischen Währung, die seit Mitte 2013 in der Spitze bereits knapp 40 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren und sich gerade erst in diesem Jahr wieder etwas erholt hatte. Folge einer schwächeren Währung sind steigende Importpreise. Diese hatten seit 2013 mit einer zweistelligen Jahresrate zugelegt und werden diesen Trend wieder aufnehmen. Weil die Türkei deutlich mehr Güter und Dienstleistungen importiert als exportiert, so Angermann, schlägt sich dies in hoher Inflation nieder (aktuell liegt dies bereits bei über 8 Prozent) und hat damit einen spürbar negativen Effekt auf den Konsum: In der jüngeren Vergangenheit (seit 2013) lag das Wachstum des privaten Verbrauchs mit einer jährlichen Steigerungsrate von 2,4 Prozent nur noch etwas mehr als halb so hoch wie in den zehn Jahren der Erdogan-Regierung zuvor (4,5 Prozent). Zwar könnte die Zentralbank versuchen, mittels Interventionen am Devisenmarkt die Abwertung zu begrenzen. Doch nachdem die Devisenreserven des Landes in jüngerer Vergangenheit bereits deutlich rückläufig waren und die Notenbank nun noch etwa 12 Milliarden US-Dollar an eigenen Fremdwährungen hält, ist der Handlungsspielraum hier äußerst begrenzt. Aussicht auf eine rasche Änderung der Lage besteht vorerst nicht, urteilt Angermann, solange der Tourismus als wichtiger Devisenbringer nicht wieder in Schwung kommt.
Zweitens verschärft nach Einschätzung der Experten aus Bad Homburg eine erneute Währungsabwertung die Verschuldung, die auf den türkischen Unternehmen lastet: Seit 2008 ist die private Verschuldung im Land auf 78 Prozent des BIP und damit um 35 Prozentpunkte gestiegen. Der Wertverlust der türkischen Lira erschwert eine Bedienung der Verbindlichkeiten und dürfte manche Unternehmen in existentielle Schwierigkeiten treiben, mit negativen Folgen für Beschäftigung und Konsum.
Drittens verwundert es entsprechend nicht, dass der politische Druck auf die Banken steigt, ihre Zinsen nicht risikoadäquat anzuheben und auf die Eintreibung fälliger Kredite zu verzichten. Dies untergräbt allerdings die Stabilität des Bankensystems und damit eine der zentralen Errungenschaften, auf denen der wirtschaftliche Boom der ersten Jahre der Erdogan-Regierung beruhte. Die Gefahr einer Bankenkrise belastet zusätzlich das ohnehin angeschlagene Vertrauen internationaler Investoren in den Standort Türkei. Ein Land, das auf Kapitalimporte zur Finanzierung seines hohen Leistungsbilanzdefizits von zuletzt 4 Prozent des BIP angewiesen ist, kann sich Kapitalflucht in größerem Umfang nicht leisten. Die Eindämmung der Kapitalflucht erforderte aber gerade Zinserhöhungen und nicht Zinssenkungen.
Im Ergebnis bedeutet dies, so Angermann, dass Zinssenkungen seitens der Zentralbank in eine Negativ-Spirale aus Abwertung der lokalen Währung und Kapitalflucht führen können, die durch die steigende Instabilität des Bankensystems weiter verschärft wird. Am Ende stünde eine Zahlungsbilanzkrise, deren Bewältigung ähnlich schmerzhaft wäre wie im Jahr 2001: Damals brach die türkische Wirtschaft um fast 6 Prozent ein, die Zahl der Arbeitslosen stieg innerhalb von zwei Jahren um rund 70 Prozent, und die Beschäftigten mussten reale Einkommensverluste von mehr als 20 Prozent hinnehmen. Als die von Erdogan geführte AKP im Jahr 2002 die Parlamentswahlen gewann, begann eine Phase großer wirtschaftlicher Prosperität. Die Wiederkehr einer großen Krise wie im Jahr 2001 würde auch die Machtbasis von Erdogan und seiner Partei erschüttern.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für „Erdonomics“ drohen zu scheitern
Weltweit neuer Dividendenrekord
Von Dr. Oliver Everling | 22.August 2016
Nach dem Wortlaut der 11. Ausgabe der Studie „Henderson Global Dividend Index“ über weltweite Dividendenausschüttungen im zweiten Quartal des Jahres 2016 erreichte der HGDI mit 161,0 den höchsten Stand seit Ende 2014, nachdem die Dividendenzahlungen im zweiten Quartal des Jahres weltweit um 2,3 Prozent auf USD 421,6 Mrd. gestiegen sind.
Während sich das Dividendenwachstum in den USA im Vergleich zu vorherigen Quartalen abschwächte, stiegen die Ausschüttungen von europäischen Unternehmen, für die das zweite Quartal traditionell die wichtigste Ausschüttungs-Periode ist, deutlich an.
In Deutschland fiel das Dividendenwachstum hauptsächlich wegen der Entwicklungen von zwei traditionell wichtigen Dividendenwerten deutlich geringer aus: Volkswagen hatte im Zuge des Diesel-Emissionsskandals seine Dividende um 98% gekürzt, während die Deutsche Bank ihre Ausschüttung komplett strich.
Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Weltweit neuer Dividendenrekord