Griechenland bleibt Risikoquelle

Von Dr. Oliver Everling | 13.Januar 2015

Die FERI EuroRating Services AG schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone mit 25 Prozent als gering ein. Allerdings sehen die FERI-Experten in der gegenwärtigen Diskussion um einen Austritt ein hohes Verunsicherungspotential mit negativen Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Zum einen entstünden laut FERI-Experten ohnehin erhebliche Kosten für die gesamte Eurozone einschließlich Deutschland, da weitere Schuldenschnitte für Griechenland absehbar seien. FERI-Prognosen gehen auch davon aus, dass die EZB im laufenden Jahr ihre Geldpolitik mit dem Ankauf von Staatsanleihen weiter lockern wird.

Zum anderen könne man laut Axel D. Angermann, Leiter Economics der FERI EuroRating Services AG, keineswegs von mittlerweile anhaltender Stabilität in der übrigen Peripherie der Eurozone sprechen. „Die nach wie vor schwierige wirtschaftliche Lage in Frankreich und Italien und die bislang nur in Ansätzen sichtbaren Reformen bilden nach wie vor einen hohen Risikofaktor für die Eurozone“, erklärt Angermann. Die anstehenden Wahlen in Spanien und Griechenland könnten darüber hinaus zur Rücknahme bereits eingeleiteter Reformen führen.

Insgesamt erwartet FERI für das neue Jahr ein moderates Wachstum von 1 Prozent sowohl im Euroraum als auch in Deutschland. Die Geldpolitik aller Notenbanken werde expansiv bleiben und das Niedrigzinsumfeld aufrechterhalten. Die US-Wirtschaft und der Ölpreisverfall blieben wiederum wichtige Triebkräfte der Weltwirtschaft. FERI-Experten gehen davon aus, dass sich der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte stabilisieren, aber im Jahresmittel um mehr als 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen wird.

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Hohe Erwartungen an die Liefertreue der EZB

Von Dr. Oliver Everling | 12.Januar 2015

Laut des jüngsten von ING Investment Management, die demnächst als NN Investment Partners firmieren wollen, durchgeführten Risk Rotation Survey gehen fast zwei Drittel (64 Prozent) der Anleger davon aus, dass die Europäische Zentralbank bald ein Programm der quantitativen Lockerung auflegen wird. Über ein Viertel (27 Prozent) meint sogar, dass dies bereits im ersten Quartal 2015 geschehen werde.

Bei Betrachtung auf regionaler Ebene zeigten sich nach Angaben der ING Investment Management europäische Investoren am zuversichtlichsten, dass ein solcher Schritt vermieden werden könne: Jeder Fünfte (22 Prozent) meint, dass ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen überhaupt nicht erforderlich sein werde. Demgegenüber sind nur acht Prozent der Befragten in Nordamerika und 13 Prozent der Befragten in anderen Teilen der Welt dieser Ansicht.

Mit Blick auf das Jahr 2015 gilt die Sorge der Investoren vor allem der Zukunft Europas; 60 Prozent nannten die Krise in der Eurozone als ein wesentliches Risiko für ihre Portfolios. Jeder Achte (13 Prozent) ist überzeugt, dass die Eurozone auf ein deflationäres Umfeld zusteuere, wie dies in Japan bereits seit mehreren Jahren besteht. Weitere 50 Prozent der Befragten meinen, dies sei „recht wahrscheinlich“, während lediglich 23 Prozent es für eher unwahrscheinlich halten.

Dazu Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy Multi-Asset, bei ING Investment Management (ING IM): „Das vergangene Quartal ist anscheinend ähnlich verlaufen wie das zweite Quartal: Grundlegende Bedenken beeinflussen den Risikoappetit der Investoren. Während im Laufe des Jahres zunächst Abenomics im Vordergrund stand, ist die Zukunft der Eurozone in den letzten Monaten ins Rampenlicht gerückt. Es besteht bei der Anlegerschaft ganz klar die reale Sorge, dass eine längere Phase der Deflation Draghi dazu veranlassen könnte, bereits Anfang 2015 ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen umzusetzen. Ob das tatsächlich geschieht, bleibt abzuwarten. Doch ohne ein Denken, das in seiner Flexibilität der in den USA verbreiteten Haltung gleicht, sowie den Willen, alles Notwendige zu tun – ,whatever it takes‘ –, um die gesetzten Ziele zu erreichen, wird es noch lange dauern, bis Europa die Krise ausgestanden hat.“

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Argumente für Dual-Tranche von BMW

Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2015

Von den Bayerischen Motorenwerken gibt es eine Dual-Tranche mit 5 und 10 Jahren. Das Bayerische Landesbank Research sieht offenbar genügend Gründe, die Anleihen zur Zeichnung empfohlen zu stellen.

BMW Bonds handeln demnach derzeit ab einer Restlaufzeit von ca. 4 Jahren klar unter den ‚A+‘ bzw. ‚AA-‚ Kurven – und damit nach Ansicht der Analysten aus München im Vergleich zum aktuellen Rating zu teuer. Im Vergleich zur Kurve der ausstehenden Cash Bonds seien die beiden Fix-Kupon Neuemissionen jedoch attraktiv gepreist – selbst wenn ein Pricing am unteren Ende der IPTs (5J: MS +20 Bp; 10J: MS +40 Bp) bzw. auch darunter unterstellt wird. „Obwohl BMW Bonds insgesamt relativ eng handeln empfehlen wir daher die Zeichnung der Neuemissionen.“

Langfristige Ratings gibt es für Anleihen der BMW AG seit 2005. Derzeit sind diese von Moody’s bei A2 angesiedelt, bei Standard & Poor’s etwas besser noch bei A+, in jedem Fall stabil, so das Urteil der anerkannten Ratingagenturen aus den USA.

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CACEIS akquiriert weiteres Depotbankmandat

Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2015

IDeA FIMIT sgr, die führende Immobilienverwaltungsgesellschaft Italiens mit einem verwalteten Vermögen von 10 Milliarden EUR, hat sich für CACEIS als Depotbank ihres neuen geschlossenen Immobilienfonds Armonia entschieden.

Das Vermögen des Fonds Armonia beläuft sich auf 175 Millionen EUR und der Fonds umfasst 113 Immobilien, darunter auch Prestige-Objekte. CACEIS ist in Italien bereits Depotbank für mehrere von IDeA FIMIT sgr verwaltete Fonds.

„Dieses Mandat bestätigt den Rang, den CACEIS unter den anderen wichtigen Akteuren des Dienstleistungssektors für Immobilienfonds in Italien einnimmt. CACEIS ist bereits die führende unabhängige Depotbank in Frankreich und Deutschland für Immobilienfonds und spielt in der Schweiz und in Luxemburg eine herausragende Rolle“, kommentieren die Beteiligten diese Wahl.

Roberto Colapinto, der verantwortliche Vertriebsleiter für Kunden in Südeuropa und Südamerika bei CACEIS, erklärte: „Es handelt sich um ein prestigeträchtiges Mandat in dem für uns strategisch bedeutendem Immobilienfonds-Sektor. Unsere Kunden können von unserer internationalen Erfahrung und von unserem vollständigen Know-how des lokalen Markts profitieren. Die Auflegung eines Fonds wie Armonia ist ein positives Signal für die Immobilienfondsbranche in Italien, die über ein starkes Entwicklungspotenzial verfügt.“

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Hoffnungen auf das EuGH-Urteil

Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2015

„Die europäischen Inflationszahlen dümpeln weiterhin an der bedrohlichen Schwelle zur Deflation. Dafür werden meist die sinkenden Energiepreise verantwortlich gemacht, obwohl auch bei Industriewaren seit Monaten eine preisliche Abwärtsspirale zu beobachtet ist. Die EZB scheint dies erkannt zu haben“, glauben Analysten der MainFirst Asset Management, denn die deutete seit September letzten Jahres ein Ankaufprogramm von Staatsanleihen an. Mehr als deutlich drückte sich jüngst Notenbankpräsident Mario Draghi im Interview hierzu aus: „Wir sind in technischen Vorbereitungen, um den Umfang, das Tempo und die Zusammensetzung unserer Maßnahmen Anfang 2015 zu verändern.“

„Irgendwie kommt uns das bekannt vor“, so der Kommentar zum anstehenden EuGH-Urteil von Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset Fund: „Bereits im Sommer 2012 versicherte Draghi, die EZB werde im Notfall unbegrenzt Anleihen von Krisenländern kaufen und brachte damit erstmals ein Staatsanleihen-Ankaufprogramm ins Spiel. Zwar hat die EZB in der Praxis noch keine einzige Staatsanleihe im Rahmen dieses Programms erworben, wurde jedoch als Teil der Troika und ESM-Partner äußerst aktiv in Spanien, Italien, Zypern und Griechenland. Mit Ruhm bekleckert hat die EZB sich dabei nicht – zu verbissen erschien ihre Haltung zu Sparmaßnahmen und Vernachlässigung der Wachstumsimpulse. Es wäre also mehr als willkommen, wenn die EZB nun ihren Stil hin zu mehr Wachstum ändern würde.“

Die Bedingungen seien heute andere, argumentiert Vogel. Im Zusammenhang mit den Rettungspaketen kam es zum ersten Mal im Februar 2014 zur entscheidenden Frage: Darf die EZB überhaupt Staatsanleihen kaufen? „Damals verwies das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung dazu an den Europäischen Gerichtshof. Der Vorwurf der Karlsruher Richter war eindeutig: Die EZB habe mit besagter Ankündigung ihr Mandat, die Preisstabilität im Euro-Raum zu sichern, mehr als überschritten.“

Die Fondsmanager von MainFirst Asset Management hoffen, dass am 14. Januar schafft der EuGH Klarheit in der Sache schafft. „Die maßgeblichen Argumente erscheinen heute jedoch in einem anderen Licht, u.a. weil nur noch Griechenland und Zypern internationale Hilfe in Anspruch nehmen. Und während zuvor der unlimitierte Staatsanleihenkauf die Gemüter erhitzte, steht jetzt die Aussage Draghis, die Zentralbankbilanz könnte auf das 2012er Niveau zurückkehren, im Vordergrund. Dieser Hinweis auf eine Limitierung des Programms könnte die Richter in Karlsruhe und ihre Kollegen in Luxemburg im Hinblick auf künftige Maßnahmen beruhigen. Deswegen gehen wir davon aus, dass der EZB Recht zugesprochen wird – und sie somit einen Freibrief für ihre lockere Geldpolitik erhält.“

Die EuGH-Entscheidung ist nach Beobachtung von MainFirst maßgebend für die kommende EZB-Sitzung am 22. Januar. Darüber hinaus werden auch die negativen Inflationszahlen der Eurozone sowie die geringe Nachfrage nach neuer Liquidität (TLTROs) seitens der Banken das neue Maßnahmenpaket der Notenbanker massiv bestimmen. „Vieles spricht demnach dafür,“ so Vogel, „dass die EZB das Ankaufprogramm nicht nur auf Pfandbriefe und besicherte Kredite begrenzen wird und das Gelddrucken somit munter weiter geht.“

Die Märkte würden angesichts fallender Ölpreise und sinkender Inflationserwartungen inständig auf Staatsanleihenkäufe der EZB hoffen. Bundesanleihen und Euro haben sich entsprechend entwickelt. „Wie es der Zufall will, wird am Wochenende nach der nächsten EZB-Sitzung ein neues griechisches Parlament gewählt. Ob Griechenland Teil dieses Ankaufprogramms sein wird, ist also mehr als fraglich.“

Wie auch der Kommentar von MainFirst zeigt, ist eine Diskussion der Grundfragen dieser EZB-Politik nicht in Sicht. Die geradezu manische Fixierung auf Inflationsziele wird in Wissenschaft und Praxis im wesentlichen durch zwei Hypothesen begründet: Erstens die mangelnde Flexibilität der Preise nach unten, so dass Inflation die volkswirtschaftlich zu effizienten Allokation von Ressourcen dringend benötigten Anpassungsspielräume schafft. Zweitens sorgt Inflation zur Enteignung der Sparer, so dass das Schuldenproblem der Staatshaushalte wenn nicht gelöst, so doch gemildert werden kann.

Beide Argumente haben einen fahlen Beigeschmack, denn beim ersten Argument geht es vor allem um die Lohn- und Gehaltstarifabschlüsse, deren Last auf die Volkswirtschaft durch Inflation gemildert werden soll. Dann erscheint es aber nicht konsistent, wenn auf der einen Seite Politiker bei Demonstrationen für höhere Löhne und Gehälter mit den Arbeitern und Angestellten maschieren, auf der anderen Seite dieselben Politiker für Inflationsziele eintreten, die gerade diese Einkommenssteigerungen wieder aufheben sollen.

Von der Enteignung der Sparer sind zum Beispiel auch Rentner betroffen, die auf Zinseinkommen angewiesen sind und/oder deren Pensionen aus Pensionsfonds und Rückstellungen erwirtschaftet werden müssen. Auch hier ist es nicht plausibel, dass führende Politiker einerseits von der Sicherung der Renten sprechen, andererseits aber Niedrigzinsen und Geldentwertung forcieren wollen.

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Beginn der Zinsnormalisierung in den USA

Von Dr. Oliver Everling | 6.Januar 2015

Hat die chinesische Wirtschaft schon heute ein höheres Gewicht für die Welt als die der USA? Bemerkungen von John Chatfeild-Roberts, Chief Investment Officer von Jupiter AM, lassen darauf schließen: „China mag mittlerweile zur größten Volkswirtschaft der Welt avanciert sein. Das dortige Wirtschaftswachstum verlangsamt sich jedoch gerade und ändert sich in seiner Zusammensetzung, da das Land eine Neuausrichtung seiner wirtschaftlichen Grundstruktur anstrebt: weg von der Exportabhängigkeit und hin zu einem stärkeren Binnenkonsum.“

Regionale Divergenzen sind 2014 ein Schlüsselthema gewesen und die Analysten bei Jupiter AM erwarten, dass die Politik der Zentralbanken die lokal herrschenden Wirtschaftsbedingungen weiter widerspiegeln wird. In den USA hat sich die US-Notenbank (Fed) mittlerweile von der quantitativen Lockerung verabschiedet. Die Bank of Japan weitet indes ihre Anleihenkäufe aus und die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte im ersten Quartal des kommenden Jahres diesem Beispiel folgen.

„Ebenso gehen wir davon aus,“ so Chatfeild-Roberts, „dass die jüngste Dollar-Stärke anhalten wird. Dies gilt umso mehr, wenn das Wachstum in den übrigen Teilen der Welt relativ verhalten bleibt und Anleger von möglichen Zinserhöhungen der Fed ausgehen. Dies dürfte für die Schwellenmärkte zur Belastungsprobe werden. Die Exporteure in Europa und Japan könnten dagegen profitieren, wenn ihre Währungen gegenüber dem Dollar an Wert verlieren.“

Der starke Rückgang der Ölpreisnotierungen in 2014 wird nahezu sicher auch noch in 2015 zu spüren sein, prognostiziert Jupiter AM. Er schlägt sich bereits in einer zeitverzögerten „Steuersenkung“ für Verbraucher auf der ganzen Welt nieder, wie vor allem viele Autofahrer nun feststellen können. Sollten die Preise allerdings noch länger auf niedrigem Niveau verharren, könnte dies einige Ölproduzenten weltweit ruinieren. „Sofern die USA und Großbritannien auf Wachstumskurs bleiben, rechnen wir ab 2015 mit dem Beginn zur Zinsnormalisierung. Dieser Prozess dürfte allerdings sehr langsam verlaufen.“

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Mit Transparenz in neue Anlageklasse

Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2015

Unerschöpfliche Energie, unbegrenzt verfügbar, gratis. Ein Traum? „Mitnichten. Mit der Sonne“ schreiben Ingmar Kruse und Daniela Kramer in ihrem Beitrag zum Buch „Cleantech Rating“, „wird die größte Energiequelle angezapft, die den Menschen derzeit und auf absehbare Zeit zur Verfügung steht.“

Ob nun noch vier oder fünf Milliarden Jahre, sei für die Menschheit realistisch betrachtet wohl nicht relevant. „Aber wir können sie jetzt nutzen und die Investitionen, die jetzt in die photovoltaischen Energiegeneratoren fließen, werden sogar nächsten Generationen noch direkt zugutekommen.“ Denn eine Photovoltaik-Anlage („ PV-Anlage“) sei quasi verschleißfrei – wenn die Qualität stimmt und sie gut funktioniert. Ist das gegeben, kann eine PV-Anlage mehrere Jahrzehnte lang einen stabilen Steady Revenue Stream produzieren, bei nur wenigen Jahren Amortisationszeit – auch der energetischen.

Danach werden aufgrund kostenfreier Primärenergie nur noch Erträge erwirtschaftet, rechnen Kruse und Kramer vor, die Kosten für die Instandhaltung sind bei gut funktionierenden Anlagen marginal. „Das Ergebnis ist ein erstaunliches und doch reales Paradoxon, nämlich eine Win-Win-Situation für alle: für den Investor und für die Umwelt, eine ökologisch-ökonomische Maximalsituation.“

Die Voraussetzungen dafür zu überprüfen, kann Gegenstand eines Cleantech Ratings sein, neben den technologischen Kriterien beispielsweise die standortbedingten. Sonnenlicht steht grundsätzlich überall zur Verfügung, aber die geografischen, klimatischen und witterungsbedingten Standortparameter sind global betrachtet äußerst divers. Daraus lassen sich jedoch – wie Kruse und Kramer in ihrem Beitrag zum Buch beleuchten – längst nicht Rückschlüsse der Art ziehen, dass höhere Breitengrade zur Nutzung der Photovoltaik etwa weniger gut geeignet wären als beispielsweise die Äquatorialregionen.

Bei all dem (Sonnen-) Licht gibt es auch Schatten: Zur Sicherung der Leistungsfähigkeit müssen mindestens einige der Anlagenfunktionsparameter überwacht werden, und dieser Punkt war bislang nicht im Fokus des Interesses – weder bei Herstellern noch bei Investoren. „Hersteller haben üblicherweise keine Möglichkeit, das Ergebnis ihrer Produktion zu überprüfen, weil die Latency, die Latenz-Zeit zwischen Herstellung und Funktions-Feedback, zu lang ist“, sagen die beiden Experten aus Nürnberg: „Gerade bei neuen Zelltechnologien gibt es keine Langzeitstudien, und so können kostenintensive Rückrufaktionen die Folge sein. Hinzu kommt -die reale Gefahr besteht -, dass das herstellende Unternehmen die Kosten bei möglichen Schäden nicht mehr tragen kann und sogar Versicherungsabdeckungen überstiegen werden können.“

Kruse und Kramer zeigen in ihrem Beitrag zum Buch auf, wie die letzten Schwierigkeiten beim Investment in Solarenergie überwunden werden können.

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Hausbank degeneriert zur App

Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2015

Das Verhältnis zwischen Kunde und Bank hat nach Angaben der EUROGROUP CONSULTING einen neuen Tiefpunkt erreicht: Nur 22 Prozent der Deutschen vertrauen ihrem Kreditinstitut, im vergangenen Jahr waren es noch 38 Prozent, im Jahr davor 42 Prozent. Von dieser Unzufriedenheit profitiert die Konkurrenz aus dem Internet: 37 Prozent der insgesamt rund 65 Millionen Bankkunden in Deutschland können sich vorstellen, ihre Finanzgeschäfte künftig mit Apple, Google oder PayPal abzuwickeln. Das sind Ergebnisse der repräsentativen „Kundenbankstudie 2014″ der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung EUROGROUP CONSULTING. 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren wurden dafür befragt. Angesichts dieses Tiefpunktes könnten Banken mit Optimismus in das Jahr 2015 schauen: Tiefer als in 2014 können sie kaum noch sinken, es darf eigentlich nur besser werden.

Mit 54 Prozent beschreibt die Mehrheit der Befragten das Verhältnis zu ihrer Hausbank als neutral, distanziert oder misstrauisch. Im Jahr zuvor waren es lediglich 35 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. Jeweils ein Fünftel gibt an, dass die individuellen Wünsche nicht berücksichtigt werden oder es nicht die passenden Angebote gibt. Ebenfalls 20 Prozent sagen, dass die Finanzkrise ihr Vertrauen in die Banken und Sparkassen beschädigt hat. 19 Prozent haben schlechte Erfahrungen mit ihrer Hausbank gemacht.

Der zunehmende Vertrauensverlust hat drastische Folgen: Gegenwärtig spielt fast jeder dritte Deutsche mit dem Gedanken, in den kommenden zwölf Monaten seine Bank zu wechseln. „Die zentrale Botschaft der Kundenbankstudie an die Geldhäuser lautet: Sprechen Sie mit Ihren Kunden! Denn Vertrauen und damit die Bindung der Kunden lässt sich nur durch eine engen persönlichen Kontakt wiederherstellen“, sagt Heinrich Piermeier, Bankexperte von EUROGROUP CONSULTING. Umso kritischer erscheint es da, dass die Beziehung zwischen Kunde und Bank abgenommen hat. 28 Prozent der Befragten geben an, überhaupt keinen Kontakt zu ihrer Hausbank zu haben, sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Dass die Kreditinstitute trotz aller Bemühungen die Bindung zum Kunden verlieren, liegt an dem geänderten Kommunikationsverhalten, erklärt Piermeier: „Die Menschen setzen unterschiedliche Kanäle ein und erwarten dies auch von ihrer Bank. Offensichtlich gelingt es den Instituten aber nicht, dort zu sein, wo es sich die Kunden wünschen.“

Anbieter wie Apple, Google und PayPal haben das erkannt und locken mit digitalen und intuitiv erlebbaren Angeboten. Immerhin: Noch gibt es für die Banken und Sparkassen Hoffnung. Wie die Kundenbankstudie zeigt, stehen 46 Prozent der Deutschen den Angeboten aus dem Internet nach wie vor skeptisch gegenüber, 17 Prozent sind unentschlossen, ob sie die Finanzangebote der
Internetkonzerne nutzen wollen. „Banken sollten jetzt handeln, um das Feld nicht der digitalen Konkurrenz zu überlassen – und damit endgültig den Kontakt zum Kunden zu verlieren“, sagt Piermeier.

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Steuerung von Versicherungsunternehmen

Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2015

Die Beurteilung des Managements von Versicherungsunternehmen spielt in der Analyse von Ratingagenturen eine immer größere Rolle. Einerseits zeigt die Entwicklung der Versicherungswirtschaft, dass rein quantitative Betrachtungen nicht ausreichen, um existentielle Gefährdungen von Versicherungsunternehmen richtig einzuschätzen, andererseits haben sich auch die analytische Möglichkeiten, Methoden und Informationsquellen, deutlich erweitert, um auch Strategie und Management kritisch zu hinterfragen und im Rating einer vergleichenden Beurteilung zuzuführen.

Das Buch von Torsten Hallmann, Achim Junglas, Wilhelm Kichner und Marc Wiegang (Hrsg.) kommt daher jedem zu Hilfe, der sich verantwortlich mit dieser komplexen Thematik befassen will: Steuerung von Versicherungsunternehmen: Grundlagen, Prozesse, Praxisbeispiele. Das Buch liegt nun bei Schäffer Poeschel in der zweiten, überarbeiteten Auflage vor.

„Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht auch nichts“, zitieren die Herausgeber den Alt-Bundespräsidenten Walter Scheel. Daher muss der weiteren Integration des Risikos in die Steuerung höchste Bedeutung zukommen. Das Rating von Versicherungsunternehmen ist dabei der Versuch, durch eine Gesamtschau der Risiken die Ausfallbedrohung von Gläubigern zu beurteilen.

„Der Regulator will die Versicherungsunternehmen zu einer professionellen wert- und risikoorientierten Steuerung zwingen“, fassen die Herausgeber ihre Beobachtungen zur Verdrängung der Rolle der Gewinn- und Verlustrechnung zugunsten der Bilanz als primärem Instrument der Gewinnermittlung zusammen.

Indem das Buch allen wesentlichen Themenfelder wie der informatorischen Grundlagen der Steuerung, der operativen Steuerung, der strategischen Steuerung, der Steuerung der versicherungsspezifischen Prozesse und der Steuerung der Risiken im Versicherungsunternehmen nachgeht, liefert es dem Leser einen Komplettüberblick, wie er sonst kaum in einem anderen Titel auf ähnlichem Niveau in deutscher Sprache geboten wird.

Während vor Jahrzehnten noch versicherungsmathematische Modellierungen usw. im Vordergrund ähnlicher Bücher standen, zeigt sich an diesem aktuellen Titel, wie der Gesetzgeber nicht nur durch weitreichende Regulierung marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen der Versicherungswirtschaft aufhebt, sondern auch Gestaltungsmöglichkeiten einschränkt. Die Steuerung von Versicherungsunternehmen hat immer mehr einheitlichen Mustern zu entsprechen.

Die Folge ist eine zunehmende Verantwortung des Gesetzgebers für das von Versicherungsunternehmen eingegangene Risiko. Die Versicherungswirtschaft ist – im Vergleich zu anderen Branchen – schon seit vielen Jahren in ihren Konzernspitzen und Vorständen überproportional von Juristen geführt. Die Aufsicht und Regulierung der Versicherungsunternehmen soll die Funktionsfähigkeit des Versicherungswesens sichern, Risiken begrenzen und letztlich auch den Steuerzahler vor kostspieligen Rettungsaktionen bewahren. Die überbordende Regulierung der Versicherungswirtschaft entpuppt sich für den Gesetzgeber als Bumerang, wenn sich im Krisenfall die gesetzlichen Vorgaben als untauglich erweisen oder sogar krisenursächlich sind.

Das Buch geht nicht der Frage nach, ob in Parlamenten und Ministerien die besseren Manager von Versicherungsunternehmen sitzen, sondern zeigt Konsequenzen der geltenden Rechnungslegungsstandards und von Solvency II auf. Das Buch erlaubt u.a. tiefe Einblicke in die Steuerung der Produktentwicklungsprozesse, der Vertriebsprozesse, der Underwriting-Prozesse, der Betriebsprozesse, der Schadenbearbeitungsprozesse und der Kapitalanlageprozesse.

Der Leser erfährt mehr über Risikomanagement und Solvency II, Risikomodelle und Kapitaladäquanz, Asset Liability Management, Steuerung der versicherungstechnischen Risiken, Steuerung der Kapitalanlagerisiken, Unternehmenssteuerung und Personalführung sowie über die Aufbauorganisation der Steuerung von Versicherungsunternehmen. Wer auf dem Wissen aus diesem Titel aufbauend mehr darüber erfahren will, wie sich die Steuerung von Versicherungsunternehmen im Credit Rating auswirkt und welche Rückkopplung sich aus dem Rating wiederum für die Steuerung ergibt, kann zu weiteren Buchtiteln greifen.

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IFRS und HGB im Vergleich

Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2015

Solange es parallel unterschiedliche Anforderungen an Einzel- und Konzernabschlüsse gibt, wird es einen Bedarf am Vergleich der Rechnungslegungsysteme geben. Kaum erstaunlich daher, dass dieses Buch von Sven Hayn und Georg Graf Waldersee nun schon in der 8. Auflage vorliegt: IFRS und HGB im Vergleich: Synoptische Darstellung für den Einzel- und Konzernabschluss.

Zur Geburtsstunde der IFRS war es eine verbreitete Hoffnung, dass sich mit „Internationalen“ Rechnungslegungsstandards die Unterschiede der Rechnungslegung auch über den Atlantik hinweg einebnen und damit einen besseren Vergleich der Unternehmen erlauben würde. Leider bleibt dies zurzeit noch bloßes Zukunftsszenario, denn für US-amerikanische Unternehmen gelten nach wie vor andere Maßstäbe. Immerhin finden sich Anwendungsmöglichkeiten für IFRS inzwischen in mehr als 100 Ländern.

Der Leser findet in diesem Buch nicht nur Gegenüberstellungen der Regelungen, sondern auch eine Einführung und Darstellung des Übergangs auf internationale Rechnungslegungsstandards. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Konvergenzprojekt zur Bilanzierung von Leasingverhältnissen, Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze, einer Vielzahl von Einzelthemen, konzernspezifischen Themen, Abschlussbestandteilen sowie Zwischenberichterstattung.

Das Buch ist aufgrund ausführlicher Erläuterungen streckenweise nicht nur aufgrund der Einführung auch als Lesebuch geeignet, um sich mit wichtigen Teilgebieten der komplexen Materie vertraut zu machen. Die Stärke des Titels liegt jedoch zweifellos in seiner Qualität als Nachschlagewerk, denn die Mitarbeiter dieses Werkes haben sich dem strengen Korsett einer tabellarischen Gegenüberstellung unterworfen.

Indem Kriterien, HGB, aktuell anzuwendende IFRS und gegebenenfalls Neuregelung tabellarisch zusammengefügt werden, bleiben die Autoren äußerst diszipliniert beim jeweiligen Thema und verfallen nicht der Versuchung, der Fülle der in der Literatur aufgeworfenen theoretischen Aspekte nachzugeben oder jede Wunschvorstellung zu dokumentieren, die in sonstigen Fachbeiträgen vielleicht formuliert werden.

An der 8., grundlegend überarbeiteten Auflage haben wieder eine Vielzahl von Experten mitgewirkt, insbesondere aus dem Hause der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Das Buch ist für Wissenschaft und Praxis gleichermaßen interessant, da es wie sonst kaum ein anderer Titel in deutscher Sprache auf gebotenem fachlichem Niveau zuverlässig erlaubt, den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von IFRS und HGB nachzugehen.

Für internationale Ratingagenturen stellt es eine ungeheure Herausforderung dar, die in unterschiedlichen Jurisdiktionen tätigen Einzelunternehmen und Konzerne hinsichtlich ihrer Ausfallrisiken zu vergleichen. Die Versuche der Wirtschaftsprüfung, auf einheitliche Standards hinzuwirken, sind deshalb für Ratingagenturen von elementarer Bedeutung. Mithin ist das Buch auch jedem Ratinganalysten zu empfehlen, der einen schnellen Zugriff auf Antworten zu maßgeblichen Einzelfragen sucht.

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