Kurzweiliger Schreck ungedeckten Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2014

Wem die Lektüre der Werke von Ludwig von Mises und daraus selbst die Konsequenzen abzuleiten zu mühsam erscheint, findet mit dem Buch von Andreas Marquart und Philipp Bagus eine kurzweilige Alternative, die zugleich pointiert auf heutige Probleme unseres ausufernden Schuldensystems fokussiert ist: „Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden: … und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielem“. Das Buch stützt sich im wesentlichen auf das wissenschaftlich tiefe und breite Fundament der Österreichischen Schule.

Das Buch stützt sich somit auf gesicherte Erkenntnisse. Da diese schon vor Jahrzehnten formuliert und immer wieder kritisch hinterfragt und diskutiert wurden, liegt der Wert dieses neuen Buches daher weniger in neuen Thesen und Theorien, sondern in den praktischen Denkanstößen, den vielen Beispielen aus der Praxis sowie der aufrüttelnden, manchen auch provozierenden Sprache.

„Wenn Sie nun erwarten,“ leiten die Autoren in ihr Buch ein, „dass dieses Buch eine Hetzschrift gegen die ‚bösen‘ Reichen und Unternehmer ist, die ihre armen Arbeitnehmer ausbeuten und die man mit Gesetzen zwingen muss, höhere Löhne oder Mindestlöhne zu zahlen, dann täuschen Sie sich.“

Die Autoren gehen vielmehr bis an die historischen Quellen des Geldes zurück und stellen fest, „dass dieses Geld irgendwann einmal nicht Geld, sondern einfach nur Ware war. Und weil diese Ware häufig gehandelt wurde, genau wie in unserer Geschichte, wurde diese Ware plötzlich zu Geld oder Warengeld, ganz ohne staatliche Autorität.“

Nicht nur in der Politik, sondern auch wer Volks- oder Betriebswirtschaftslehre studiert, wird kaum je ernsthaft hinterfragt, ob es nicht bessere Alternativen zu „der“ Notebank gibt, sondern meist nur die Funktionen einer Notenbank aufgezählt. „Bei jedem anderen Produkt würden sich die Verbraucher über die Monopolstellung eines Produzenten beklagen. Bei unserem Geld tut das niemand. Warum nicht? Mal ganz ehrlich, haben Sie sich jemals gefragt, warum der Staat für unser Geld zuständig ist?“

Die Autoren rütteln an Glaubenssätze, die heutzutage im deutschen Staatsfernsehen – ARD, ZDF usw. – praktisch als Wahrheiten präsentiert werden: Inflation ist nach „offizieller“ Ansicht unabdingbar, es „drohe“ die Deflation. Tatsächlich muss es erstaunen, wie viele Menschen diesen Lehren bedingungslos folgen, obwohl sie zu Hause im Haushalt wohl kaum etwas anderes als Klagen über Teuerungen und das knappe Haushaltsgeld hören. „Also, wir haben nichts gegen fallende Preise. Und Sie? Die Notenbank scheint aber etwas dagegen zu haben. Warum? Weil in einem Papiergeldsystem fallende Preise sich zerstörerisch auswirken.“

Was sich wie ein Scherz liest, ist bittere Wahrheit: „Wir überlassen unser Geldwesen also Menschen, die scheinbar nicht einmal in der Lage sind, einen Flughafen fristgerecht fertigzustellen. Aber beim Thema Geld kennen die sich ja sicher aus. Zugegebenermaßen ist das Funktionieren unseres modernen Geldsystems alles andere als trivial.“

Die Darstellungen von Marquart und Bagus lassen Zweifel daran aufkommen, ob die Monopolisierung der Geldschöpfung in der Hand von sehr wenigen Menschen wirtschaftlich begründet und gerecht ist. „Dürfen Sie Geld am Computer schaffen und anderen auf ihren Konten gutschreiben und dafür Zinsen kassieren? Nein, aber die Banken dürfen’s. Wieso dürfen die das und wir nicht?“

Die Autoren zeigen auf, wie schon durch Wortwahl und Definitionen der „Schwarze Peter“ der Finanz- und Wirtschaftskrisen Menschen zugeschoben wird, die dafür letztlich nicht verantwortlich sind: „Durch die Definition der Inflation als Teuerung wird von den Gründen abgelenkt. Man kann den Schwarzen Peter dann viel leichter anderen zuspielen. Dann war es eben der böse kapitalistische Eisverkäufer oder die raffgierige Erdölindustrie, die die Preise erhöht haben, um sich zu bereichern.“

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Verwunderung“ über die „mangelnde“ Inflation trotz ungeheurer Geldmengenvermehrungen sind auch die Nachweise der Autoren zu folgender Überlegung wichtig: „Inflation als Teuerung zu bezeichnen ist so, als ob man ein Symptom einer Krankheit mit seiner Ursache verwechselt. Aber nicht das Fieber ist die Krankheitsursache, sondern die Viren im Körper. Genauso ist der Preisanstieg nur eine Folge der Geldmengenausweitung. Er ist noch nicht einmal eine notwendige Folge.“

„Fallende Preise sind das natürliche Ergebnis von Wirtschaftswachstum. Eine wirklich demokratische Art, den Produktivitätsfortschritt der breiten Bevölkerungsmasse zugutekommen zu lassen.“ Warum auch die heutige Bundesregierung sich nach Kräften dieser Wohlstandssteigerung trotz umgekehrter Lippenbekenntnisse entgegenstellt, macht das Buch von Marquart und Bagus klar.

Im Kern leidet unser Finanzsystem demnach an den Verlockungen des Goldschürfens: Wer als erster das Gold findet und in Umlauf bringt, genießt bei (noch) niedrigen Preisen einen Wohlstandsvorteil, da das zusätzliche Gold nur langsam auch Preisanpassungen in der gesamten Volkswirtschaft zur Folge hat. Im Unterschied zum Goldschürfen ist die heutige Produktion von Geld jedoch gänzlich mühe- und nahezu kostenlos, denn sie erfolgt tagtäglich per Mausklick. Diese Verlockung ist es, denen Regierungen auf allen Kontinenten verfallen sind.

Im Mittelpunkt des Buches steht mithin der Cantillon-Effekt. Wer zuerst an billige Kredite kommt, profitiert von den niedrigen Preisen für Sachwerte (vor allem Aktien und Immobilien). Dagegen ist der gewöhnliche Sparer im Nachteil, weil er außer Haus und Hof keine Sachwerte hat, die er beleihen könnte. Zudem steigen die Preise für Sachwerte schneller als die Zinseinnahmen auf Sparguthaben. Diesen Prozess erläutern die beiden Autoren aus Sicht der österreichischen Schule der Nationalökonomie und beleuten die Rolle des staatlichen Notenbankmonopols in Verbindung mit dem Fiat-Geldsystem.

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US-Behörde kostete Kölner Unternehmen Millionen

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2014

Die DF Deutsche Forfait AG, Köln, (Prime Standard, ISIN: DE0005488795) wurde vom Office of Foreign Assets Control (OFAC), einer Behörde des US-Finanzministeriums, von deren Sanktionsliste (SDN Liste) entfernt. Im Februar 2014 hatte das OFAC die Gesellschaft wegen behaupteter Verstöße gegen Iran-Sanktionen auf die Liste gesetzt.

„Durch die nun erfolgte Streichung von der SDN Liste sieht sich die Gesellschaft in ihrer Auffassung bestätigt, keine Verstöße gegen US-Sanktionsrecht begangen zu haben. Gleichzeitig kommt mit der Streichung von der Liste eine Vereinbarung zwischen der Behörde und der Gesellschaft zustande,“ heißt es in einer Pressemitteilung der Gesellschaft, „in der die Gesellschaft bestimmte Garantien gegenüber dem OFAC abgibt. Zudem hat sich die Gesellschaft darin verpflichtet, eng spezifizierte Auflagen und Berichtspflichten gegenüber dem OFAC einzuhalten. Die Streichung von der OFAC Sanktionsliste erfolgte ohne Strafzahlung.“

Durch die Vereinbarung der Auflagen verpflichtet sich die Gesellschaft insbesondere, ihr bestehendes Compliance-System im Einklang mit US-amerikanischem Sanktionsrecht jeweils zu erweitern bzw. anzupassen. „Die Erweiterung hatte die Gesellschaft bereits im März 2014 umgesetzt. Auch die übrigen Auflagen und Berichtspflichten will und kann die Gesellschaft erfüllen.“

Die Gesellschaft darf nach aufgrund der Streichung von der Sanktionsliste wieder im vollen Umfang Geschäfte in US-Dollar tätigen. Sie darf – unter Beachtung des US-amerikanischen Sanktionsrechts – ihr bisheriges Geschäft zudem in vollem Umfang wieder aufbauen.

Die erhebliche Einschränkung der operativen Handlungsfähigkeit durch das 249-tägige OFAC Listing hat in den ersten neun Monaten 2014 zu Verlusten von rund EUR 9,0 Mio. geführt. „Hiervon entfallen EUR 1,5 Mio. auf Rechts- und Beratungskosten als Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit dem OFAC Listing“, berichtet die Gesellschaft. „Die Eigenkapitalposition der Muttergesellschaft DF Deutsche Forfait AG verringert sich gemäß vorläufiger Zahlen auf rund EUR 2,2 Mio. per Ende September 2014. Zur Höhe des Konzerneigenkapitals kann die Gesellschaft derzeit keine Angaben machen, da dies von den endgültigen Konzernzahlen 2013 abhängt, die noch Gegenstand einer Nachtragsprüfung sein werden. Auch im vierten Quartal wird mit weiteren Verlusten gerechnet, da der Wiederaufbau des Geschäftsvolumens auch nach Streichung von der Sanktionsliste noch einige Monate dauern wird.“

Der Vorstand will kurzfristig ein Konzept zur vollständigen Wiederherstellung der operativen Handlungsfähigkeit der Gesellschaft vorlegen: „Die Gesellschaft plant dabei verschiedene Maßnahmen zur Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis und zur Sicherung ihrer Fremdkapitalfinanzierung. Dazu wird ein Sanierungsbeitrag sowohl von Eigenkapital- wie von Fremdkapitalgebern erforderlich sein.“

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Bargeld durch Pfandsicherheiten

Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2014

Die marktorientierte Bewertung der Pfandsicherheiten ist bei iPfand selbstverständlich. Es ist das erste Online-Angebot in Deutschland, das Kredite gegen Wertgegenstände vergibt. Als Angebot der Deutsche Pfandkredit AG ermöglicht iPfand insbesondere Menschen mit Sachvermögen sowie Kleinunternehmern und Selbstständigen innerhalb von 24 Stunden Liquidität bis 100.000 € durch Hinterlegung von Leihgütern wie Luxus-Uhren, Schmuck, Edelmetallen, Edelsteinen oder anderen Wertgegenständen zu erhalten.

Die große Mehrheit der Pfandleihgegenstände sind Schmuckstücke, insbesondere aus Gold und Luxusuhren. Aber auch hochwertige Technik, wie zum Beispiel viele Apple Produkte, Kunst oder Fahrzeuge kommen in Frage. In der Pfandbranche sind Fachleute mit den Schätzungen der Wertgegenstände beauftragt.

„Oft haben die Experten langjährige Erfahrungen im Schmuckhandel“, heißt es dazu zur Erklärung bei iPfand, „oder sind ausgebildete Juweliere, Goldschmiede, Uhrmacher, Diamantgutachter oder Edelsteinfachleute. Maßgeblich für die Wert-Schätzung ist aber nicht der ursprüngliche Kaufpreis, sondern der aktuelle Marktwert beziehungsweise der mögliche Wiederverkaufswert.“

Gerade bei technischen Geräten kann der Unterschied zwischen Kaufpreis und dem aktuellen Wert schon nach relativ kurzer Zeit erheblich sein. Daher werden sehr gerne wertbeständige Gegenstände wie Gold- und Silber-Schmuck, hochwertige Markenuhren, Diamanten und Edelsteine beliehen.

Bei den Schätzungen kommt es ja nach Kompetenz und Infrastruktur des Anbieters regelmäßig zu erheblichen Differenzen. „Wer sich unsicher ist,“ rät iPfand, „sollte sich Angebote von mehreren Anbietern einholen. Grundsätzlich lohnt sich aber auch die Überlegung, ob unbedingt die höchstmögliche Auszahlungssumme in Anspruch genommen werden sollte. Denn: Je höher die Pfandsumme, desto höher sind auch die anfallenden Zinsen und Gebühren.“

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Bankenabhängigkeit des Mittelstands

Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2014

Nur knapp die Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sehen sich selber bei der Unternehmensfinanzierung als von ihrer Bank unabhängig an. Das ist ein Ergebnis der Umfrage „KMU-Banken-Barometer 2014″, die der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e.V.“ in diesem Jahr erstmals durchgeführt hat. Alle Ergebnisse der Umfrage werden unter www.banken-barometer-2014.kmu-berater.de veröffentlicht.“

Das bedeutet, dass sich mehr als die Hälfte der KMU in eine gefährliche Abhängigkeit von einer Bank begeben haben“ betont Bernd Tovar von der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband. Und es bleibe die Frage, ob die von knapp 50 Prozent der Unternehmen gesehene Unabhängigkeit tatsächlich vorhanden sei? „Die Abhängigkeit von einer Hauptbank kann für ein Unternehmen aus zwei Gründen bestandsgefährdend werden“ erläutert Tovar. 

Sollte nämlich die Hausbank die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens kritischer beurteilen, kann dies schnell zu einer restriktiveren Haltung bei der Verlängerung bestehender Kredite oder bei neuen Kreditwünschen führen. 

„Zweitens erleben wir häufig in der Beratung, dass Banken ihre Risikopolitik verändern und sich Mittelständler plötzlich einer zurückhaltenderen Kreditvergabe gegenüber sehen, obwohl ihre wirtschaftlichen Verhältnisse unverändert gut sind“ berichtet Tovar aus der Beratungspraxis. Anlässe für solche Änderungen in der Risikopolitik seien zum Beispiel oftmals Bankfusionen oder neue Vorstände oder auch insgesamt zu hohe Risiken in der Bilanz einer Bank selber.

Der Handlungstipp der KMU-Berater: Mittelständler sollten eine zweite in etwa gleich starke Hauptbankbeziehung zu einem anderen Kreditinstitut aufbauen. „Dieser Schritt muss in Zeiten getan werden, in denen die Situation gut ist. Zum einen erleichtert das den Aufbau neuer Kreditbeziehungen, zum anderen benötigt der Aufbau einer zweiten Hauptbankverbindung Zeit gerade auch mit Blick auf die Verteilung der Sicherheiten“ so Tovar. Hintergrund für diese Empfehlung aus Sicht der KMU-Berater: Banken und Sparkassen haben oftmals unterschiedliche Sichtweisen und verfolgen verschiedene Risikostrategien. Das eröffne Unternehmen mehr Finanzierungsspielräume. Außerdem sei auch nur auf dieser Basis ein wirklicher Wettbewerbsvergleich von Angeboten der Banken möglich.

Außerdem fordern die KMU-Berater die mittelständischen Unternehmen auf, auch weitere Finanzierungs-Alternativen zu betrachten und ihren Finanzierungs-Mix auszubauen. Dies seien zum Beispiel Leasing, Factoring, Beteiligungskapital und auch die neuen Möglichkeiten im Internet, wie sie unter anderen das Finanz-Portal www.compeon.de biete. 

„Erfreulicherweise sagen 70 Prozent der Unternehmen, dass sie eine klare Finanzierungsstrategie haben. Mit Blick auf die hohe Abhängigkeit von einer Hauptbank sehen wir aber auch bei diesen Unternehmen Handlungsbedarf, ihre Finanzierungsstrategie nochmals zu überprüfen“ betont Tovar.

Das KMU-Banken-Barometer umfasste zwölf Fragen. Die Umfrage konnte vom 15. Juni bis 31. August 2014 beantwortet werden. Davon haben 155 Unternehmer/innen Gebrauch gemacht.

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REAG, WISAG, Lagerhallen24.de & IndustrialPort erstellen Online-Ertragswertermittlung für Logistikimmobilien 

Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2014

Die Immobilienberatungsgesellschaft REAG, der FM-Dienstleister WISAG, das Industrieimmobilienportal Lagerhallen24.de und die Industrieimmobilien-Researchgesellschaft IndustrialPort haben gemeinsam eine online-Ertragswertermittlung für Lager-, Logistik- und Produktionsimmobilien erstellt. 

Die bundesweite Auswertung von Daten von Lagerhallen24, IndustrialPort, WISAG und REAG ermöglicht es, eine erste Wertindikation im Rahmen der vom Nutzer eingegebenen Daten abzuleiten. So werden verschieden Nutzungsarten, Objektqualitäten, regionale und objekttypische Mieten, Instandhaltungs- und Verwaltungskosten berücksichtigt und mittels Ertragswertverfahren nach deutschen Regularien (ImmoWertV) verarbeitet. 

Zum ersten Mal wird diese Expertise mittels einer Online-Plattform (www.industrialport.de) zur Verfügung gestellt. Die Kooperation der vier bundesweit agierenden Unternehmen ermöglicht eine flächendeckende Betrachtung des gesamten Hallenflächenbestandes inklusive der dazugehörigen Büroflächen. 

„Viele Eigentümer, Nutzer oder Kaufinteressenten möchten sich zunächst ein grobes Bild über den Wert der Immobilie verschaffen“, erläutert Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort. „Dennoch ersetzt die Indikation selbstverständlich keine gutachterliche Begehung und sachverständige Wertermittlung einer individuellen Immobilie“, fügt Thomas Kral, Leiter Bewertung bei der REAG, an. 

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Deutschland am Tropf des Euroraums

Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2014

„Deutschland kann sich der schwachen Dynamik im Euroraum nicht länger entziehen. Folge ist ein sehr moderates Wachstumauch im Jahr 2015. Die Politik bleibt gefordert, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und einen Beitrag zur Lösung der Probleme in Europa zu leisten“, so die These von Axel Angermann von der FERI EuroRating Services auf der FERI Herbsttagung am Frankfurter Flughafen. Die deutsche Industrieproduktion leide unter der schwachen Exportentwicklung in den Euroraum. Die deutsche Industrieproduktion knickte ab. Während nach China und in die USA kräftig exportiert werde, blieben die Nachfrageimpulse aus dem Euroraum aus.

Angermann bemerkt die gute Lage in den binnenmarktorientierten Bereichen, hegt aber verhaltene Erwartungen, sowohl nach Betrachtung des Geschäftsklimas Dienstleistungen, als auch bei den Baugenehmigungen. Arbeistmarkt und Einkommensentwicklungen stützen in Deutschland den privaten Verbrauch. 2015 sieht Angermann einen Wachstumsrückgang trotz höheren Konsums voraus und empfiehlt, unter fundamentalen Gesichtspunkten deutsche Aktien unterzugewichten.

Angermann bemerkt den Unterschied zwischen den USA und Europa auch im Bankensektor. Während in Japan keine einzige Großbank unverändert durch die Krise gegangen sei, blieb der Bankensektor z.B. in Deutschland praktisch ohne Veränderung. „Das zeigt den noch bestehenden Konsolidierungsbedarf“, kommentiert Angermann, denn viele maßgebliche Faktoren zur Veränderung der Bankwirtschaft wirken auch hier.

„Zwischen der Umsetzung der beabsichtigten Wirtschaftsreformen in China und einer periodisch wiederkehrend expansiver ausgerichteten Geldpolitik besteht ein Zielkonflikt“, richtet Angermann den Blick nach Asien. „Kurzfristig wird so zwar die Wirtschaft stabilisiert, langfristig erscheint der Ausgang der Reformagenda allerdings unsicherer denn je.“ Angermann beobachtet in China eine leicht expansiver ausgerichtete Geldpolitik und vermag Stabilisierung zu erkennen, aber keine grundsätzlich höhere Wachstumsdynamik. China biete Chancen für risikobewusste Anleger.

„Die Wachstumsdynamik der Schwellenländer bleibt – bei deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern – insgesamt begrenzt.“ Angermann seiht verbesserte Aussichten für Indien und Malaysia und macht dies an der Analyse von Faktoren wie Inflation, Leistungsnbilanz, Wechselkurs und Devisenreserven fest. In Osteuropa bestehen größere Risiken in Ungarn und Russland.

Wer in Schwellenländer investiert, muss sich detailliert mit den Länderratings der FERI EuroRating Services befassen. Die Wachstumsperspektiven für Schwellenländer zeigen, dass Länderdifferenzierung wichtig ist. Mit Blick auf Aktien sei die Hoffnung auf neuen Aufschwung noch nicht fundamental gedeckt. Renten aus Schwellenländern bieten allerdings eine Alternative zu Industrieländern.

Zusammenfassend warnt Angermann vor den Rentenmärkten in den USA, ist aber bullish bezüglich der US-Aktienmärkte. In Lateinamerika sind die Rentenmärkte attraktiver als die Aktienmärkte. Nur bei China sieht Angermann sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte im grünen Bereich.

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Auch die sicheren Häfen sind in Gefahr

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

„Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht daran, dass es bei der Geldanlage überhaupt möglich ist, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Das meiste Geld investiert sie daher in die eigene Wohnung oder ins Eigenheim.“ Dass doch mit gesundem Menschenverstand der eine oder andere Blick in die Zukunft zu gelingen vermag, stellt Guido Lingnau in seinem Buch unter Beweis.

Guido Lingnau „Auch die sicheren Häfen sind in Gefahr – Schützen Sie Ihr Vermögen vor der demografischen Katastrophe“ 288 Seiten ISBN 978-3-89879-869-3 FinanzBuch Verlag, München 2014.

Im ersten Kapitel geht es um Prognosen und die analytischen Werkzeuge, „The trend is your friend“, Mode- und Megatrends. Lingnau taucht tief in die Geschichte ein, indem er sich Kondratieff-Zyklen vornimmt, Superzyklen an den Aktienmärkten, politische Ereignisse vom Fall der Mauer bis zum Putin-Hitler-Vergleich, Finanzkrisen und Preisentwicklungen. Im dritten Kapitel geht er Fragen nach dem Wie und Warum nach, identifiziert alterabhängiges Verhalten in den fünf Rollen „Produzieren, Konsumieren, Investieren, Sparen, sowie Reformieren und Risiken eingehen“. In diesem Kapitel geht er auch dem Kernelement seiner Argumentationen nach, nämlich den demografischen Wellen und den aus ihnen folgenden – wie er es nennt – „Jahreszeiten“: Es folgt ein Kapitel über die nächsten Krisenherde, ein Kapitel über lohnende Investitionsländer sowie ein Kapitel über konkrete Empfehlungen. Das Buch schließt mit einem Kapitel über „Deutschland: gestern, heute und morgen“.

Lingnau analysiert u.a. den Dow Jones Industrial, der seit 1900 insgesamt drei Phasen mit deutlich überdurchschnittlichen Erträgen durchlaufen hat. „Jede dieser Phasen wurde von einer Babyboomer-Generation angeschoben, als diese mehrheitlich das 20. Lebensjahr erreicht hatte, und der Boom endete jeweils, als diese Generation Anfang 40 war.“ Lingnau glaubt in den drei Superzyklen am US-Aktienmarkt und drei Kondratieff-Wellen ein gemeinsames demografisches Muster zu erkennen. „Die jeweils dominierenden Volkswirtschaften, im 19. Jahrhundert die europäischen und im 20. Jahrhundert die US-amerikanische, gaben dabei auch den weltweiten Takt für Wirtschaft und Finanzmärkte vor.“

Lingnau geht einer Reihe von Beobachtungen auf den Grund und gibt Beispiele von einem markanten Trend: „Sind die Babyboomer im Alter von unter 20 Jahren, so ist die Wahrscheinlichkeit einer hohen Inflation recht groß. Danach sinkt sie in der Tendenz deutlich.“

Da sich die Altersstruktur einer Gesellschaft langsam, aber fortlaufend ändere, ändere sich auch beispielsweise die Summe aller altersabhängigen Angebots- und Nachfrageimpulse in der Wirtschaft Tag für Tag ein klein wenig. „Die Babyboomer üben dabei aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke zwangsläufig mit ihrem jeweiligen altersabhängigen Verhalten einen größeren Einfluss auf die Gesamtentwicklung aus als kleinere Altersgruppen.“

Aufgrund der Veränderungen des Verhaltens der Babyboomer durchleben Volkswirtschaften demografische – wie Lingnau es nett – „Jahreszeiten“. Die Jahreszeit, in der sich die Babyboomer zu einem gegebenen Zeitpunkt befinde, bestimme die Jahreszeit, die die Gesellschaft insgesamt durchlebt, folgert Lingnau. Zum Winterland werde ein Land, so Lingnau, dessen Babyboomer in den Ruhestand übergehen, ohne dass eine neue, stärkere Babyboomer-Generation geboren wurde. „Das Japan des Jahres 2014 bietet ein Beispiel.“

Lingnau befasst sich jedoch nicht nur mit demografischen Beobachtungen, sondern stellt diese auch in den Kontext weiterer Faktoren, wie etwa der Schuldenkrise der Staaten in Europa. „Bleibt es bei der positiven Leistungsbilanz der Eurostaaten, könnte eine neue Schuldenkrise tatsächlich in eine fernere Zukunft hinausgezögert werden. Der Unterschied zu Japan ist aber, dass die Eurostaaten keinen gemeinsamen Staatshaushalt haben. Die Bonität der einzelnen Staaten ist, gelinde gesagt, teilweise äußerst zweifelhaft. Banken und große Unternehmen werden ihre Guthaben eher ins Ausland bringen, als sie klammen Staaten anzuvertrauen.“

Unter den Industrieländern hält Lingnau langfristig aus rein demografischer Sicht nur die USA, Schweden und Australien für interessant. „Die letztgenannten Länder dürften aber erst dann zu attraktiven Anlageländern werden, wenn sie ihre Überwertung am Immobilienmarkt abgebaut und die nicht unwahrscheinliche Finanzkrise überwunden haben. Später, ab etwa 2023, könnte Großbritannien folgen. In Spanien und Portugal endet der Sommer in den kommenden beiden Jahren. Irland hätte noch bis 2020 demografischen Rückenwind. Junge Sommerländer finden sich ansonsten nur unter den Schwellenländern.“

Lingnau dämpft die Hoffnungen für Afrika. „Afrika galt in den letzten Jahren bei vielen Anlegern als eine Art Geheimtipp. Vor allem das starke Bevölkerungswachstum und die sehr junge Bevölkerung wurden immer wieder als Investitionsgründe benannt.“ Dabei sieht Lingnau zu viele Kinder eher als einen Bremsklotz für die Entwicklung an den Aktienmärkten. „Frühlingsländer leiden häufig unter einer hohen Inflation, Verteilungskämpfen und mangelnden Innovationen. All diese Faktoren behindern die Wertentwicklung von Aktien und erst recht von Anleihen.“

Innovationen identifiziert Lingnau als die Haupttriebkraft für Wirtschaft und Aktien. „Innovationssprünge fand man seit 1789 überwiegend in großen marktwirtschaftlich organisierten Ländern, wenn dort eine neue Babyboomer-Generation ins Erwerbsleben eintrat, also im demografischen Sommer. Dann lief es auch meist sehr gut an den Aktienmärkten, wie wir bereits gesehen haben.“

Zu den Guthaben der Deutschen bei Banken und Lebensversicherungen sieht Lingnau wesentlich bessere Alternativen. „Neben dem selbst genutzten Wohnraum sollte jetzt auch kein neues, nicht selbst genutztes Immobilienvermögen in Deutschland mehr erworben werden. Sehr viel spricht für ein breit gestreutes Portfolio aus Aktien, Anleihen, Währungen und Gold.“

Lingnau bleibt nicht bei diesem groben Raster der Empfehlungen, sondern kommt in seinem Buch noch wesentlich konkreter zur Sache, etwa in der Frage, wann Versicherungen zur Altersvorsorge optimalerweise abgeschlossen werden sollten. Indem er praktische Vorschläge macht, erhöht er den Nutzwert des Buches deutlich über eine rein akademische Abhandlung, denn seine Vorschläge erlauben es dem Leser, die Implikationen der Beobachtungen des Autors auch subjektiv nachvollziehen zu können.

Lingnau bezeichnet sich selbst – bescheiden – als „ökonomischen Laien“. Der Text des Buches zeigt, dass dies offenbar eine gute Voraussetzug für nachvollziehbare Argumentationen und Schlussfolgerungen ist, denn Lingnau argumentiert erkennbar frei von theoretischem Ballast und frei vom Streit unter Denkschulen, die gewöhnlich die Chefvolkswirte zur Einseitigkeit vorverurteilen. So kann sich der Leser ganz auf die Sache konzentrieren und muss sich nicht mit allfälligen Sticheleien gegen Keynsianer, Monetaristen oder mit Dogmen befassen.

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Die Geld Apokalypse

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

„Die Geld Apokalypse – Der Kollaps des internationalen Geldsystems“ von James Rickards aus dem FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe trifft den Nerv einer Zeit, in der die Sorge um den künftigen Wert des Geldes offenbar ganz neue politische Parteien und Initiativen hervorzubringen vermag. Das Buch von Rickards reiht sich an weitere Titel aus dem FinanzBuch Verlag, die sich aus verschiedenen Persepktiven mit dem Thema „Geld“ und seiner Ordnung befassen.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: Geld und Geopolitik, Geld und Märkte, Geld und Wohlstand. Im ersten Teil hat es der Leser mit einem Kapitel „Prophezeiung“ zu tun mit Abschnitten zu Trading, Terror-Trade, „Projekt Vorhersage“ und MARKINT, sowie einem zweiten Kapitel „Das Gesicht des Kriegsgotts“. Wie in einem unterhaltsamen Hollywood-Film präsentiert Rickards Action, Comedy, Drama usw. Der Leser erfährt Gruseliges von dunklen Machenschaften der Geopolitik, bekommt bekannte Klischees präsentiert, z.B. den Schrecken von Millionen getöteter chinesischer Mädchen als angebliche Folge der Ein-Kind-Politik usw.

Wie für amerikanische Bücher inzwischen typisch, spielt auch im Buch von Rickards China eine große Rolle – bis hin zu Reiseeindrücken vom pompösen Südbahnhof in Nanjing. „Die ökonomischen Kosten eines Finanzkriegs gegen die USA sind vielleicht nicht höher als die eines Kriegs auf dem Wasser und in der Luft und der verursachte Schaden könnte sogar noch größer sein. China besitzt keine Flotte mit hochmodernen Flugzeugträgern, aber es hat Geld und Computer und wird sich sein eigenes Schlachtfeld aussuchen.“

„Die Federal Reserve glaubt, dass sie einen umkehrbaren Prozess managt. Sie glaubt, dass man mit der angemessenen Menge an Geld und Zeit Deflation in Inflation und später zu Disinflation verwandeln kann. In diesem Punkt liegt sie falsch“, schreibt Rickards. Deflation sei aus vielerlei Gründen der schlimmste Albtraum der Federal Reserve. „Reale Gewinne durch Deflation sind schwer zu besteuern. Wenn eine Schuldirektorin bei konstanten Preisen 100 000 Dollar im Jahr verdient und eine Gehaltserhöhung von 5 Prozent erhält,“ gibt Rickards ein Beispiel, „erhöht sich ihr realer Lebensstandard vor Steuern um 5000 Dollar. Aber die Regierung besteuert den Gehaltsanstieg und für die Direktorin bleibt weniger übrig. Wenn ihr Gehalt gleich bleibt und die Preise um 5 Prozent sinken, hat sie denselben Anstieg ihres Lebensstandards um 5000 Dollar. Diesen Zuwachs kann die Regierung aber nicht besteuern, weil er nicht durch eine Gehaltserhöhung, sondern durch niedrigere Preise zustande gekommen ist.“

Die Federal Reserve verstehe nicht, legt Rickards dar, dass Geldschöpfung ein irreversibler Prozess sein kann. „Ab einem bestimmten Punkt kann das Vertrauen in das Geld verloren gehen und es gibt keine Möglichkeit, es wiederherzustellen. Ein ganz neues System muss den Platz des Geldes einnehmen. Aus der Asche des alten Dollarsystems wird ein neues internationales Währungssystem hervorgehen, so wie das Dollarsystem 1944 in Bretton Woods aus der Asche des Britischen Commonwealth hervorgegangen ist, noch bevor die Flammen des Zweiten Weltkriegs gelöscht waren. Die Crux des Problems im heutigen internationalen Finanzsystem ist, dass es nicht um Geld, sondern um Schulden geht. Geldschöpfung dient dem Zweck, faule Schulden zu managen.“

Wie so oft bei volkswirtschaftlich orientierten Büchern, ist das Buch von Rickards stark in der Kompilation vieler Fakten, die Herleitung von konsistenten Schlussfolgerungen und Empfehlungen steht dagegen auf einem dünnen Fundament. So passt Rickards Sympathie für die Nutzung von Sonderziehungsrechten (SDR) wohl kaum zu seinen zahlreichen Beobachtungen vom „Ruin der Finanzmärkte“, der doch gerade durch sich jahrzehntelang ausweitende staatliche Eingriffe verursacht wurde. Woher die Hoffnung kommen soll, dass Politiker mit einer gestärkten Weltbank, der niemand mehr entrinnen kann, alles besser machen, bleibt daher offen.

Statt in den politischen Verlockungen staatlicher Zwangsgeldsysteme und Schuldenwirtschaft die Ursache der Krisen zu suchen, hofft Rickards offenbar auf die „Zentralbank der Welt“: „Um SDRs auf diese Weise zu verwenden, wird die Zustimmung der Chinesen erforderlich sein und im Austausch gegen diese Zustimmung werden die Chinesen darauf bestehen, dass SDRs nicht dazu verwendet werden, um wie in der Vergangenheit den Dollar zu retten, sondern um den Dollar so schnell wie möglich zu ersetzen. Dieser Prozess wird sich innerhalb weniger Monate abspielen, sozusagen in Lichtgeschwindigkeit, gemessen an den Standards des internationalen Währungssystems. Auf Dollarbasis wird dieser Übergang inflationär sein, nicht wegen des Druckens neuer Dollars, sondern weil der Dollar gegenüber dem SDR abgewertet werden wird. Ab diesem Zeitpunkt wird die US-Volkswirtschaft schwierigen strukturellen Anpassungen ausgesetzt sein, weil sie ihre SDRs im internationalen Wettbewerb verdienen muss und nicht durch beliebiges Drucken von Banknoten.“

Rickards hofft offenbar auf übergeordnetes Geschick einer Weltbank, die er selbst als „auf transparente Weise intransparent“ beschreibt. Die Aufweichungen der Prinzipien, nach denen die Europäische Zentralbank ursprünglich einmal ans Beispiel der Deutschen Bundesbank anknüpfen sollte, sind mit Blick auf weitere Zentralisierung keine ermutigende Erfahrung. Rickards scheint sich aber für diese Machtfülle zu begeistern: „Die fünf Topmanager des IWF sprechen effektiv für die ganze Welt, wenn sie an einem Konferenztisch sitzen.“

„Jede Bewegung hin zu Gold-Dollars oder Gold-SDRs wäre inflationär,“ analysiert Rickards, „weil man Gold wesentlich höher bewerten müsste, um den Welthandel zu stützen und mit den existierenden Goldbeständen zu finanzieren. So wie beim Szenario mit den Papier-SDRs würde die durch die Abwertung des Dollar ausgelöste Inflation jede Art von Ersparnissen auslöschen.“

Am Ende des Buches stellt Rickards plötzlich vor, wie man sein Geld anlegen sollte: „Alles in allem sollte ein Portfolio aus 20 Prozent Gold, 20 Prozent Land, 10 Prozent Kunst, 20 Prozent alternativen Fonds und 30 Prozent Cash unter den Bedingungen von Inflation, Deflation und sozialen Unruhen eine optimale Kombination der Wohlstandswahrung bieten und zudem hohe risikoadjustierte Renditen und angemessene Liquidität gewährleisten. Aber kein solches Depot wird funktionieren, wenn man es einfach kauft und hält.“ Bei seinen Empfehlungen überrascht vor allem, dass nach den vielen Seiten der Lektüre über den Kollaps des Dollars der Leser nun einen hohen Anteil Dollars als Bargeld halten soll. Abgesehen davon fehlt solchen Empfehlungen der praktische Nutzwert für den Leser, wenn z.B. sein persönliches Risikoprofiling und viele andere Faktoren wie die steuerliche Situation außer Acht bleiben.

Hohe Inflation und hohe Deflation sind Szenarien, die – gemessen am selben Warenkorb – nicht gleichzeitig richtig sein können. So bleibt nach Rickards letztlich nur die Unsicherheit: „Die erhoffte milde, mittelmäßige Inflation, die sich selbst trägt und mit einer Geldillusion alle Boote anzuheben scheint, ist nicht mehr möglich. Das verbliebene Angebot besteht nur noch aus hoher Inflation, Deflation, Unruhen, Zahlungsausfällen und Repression.“

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Geldreform gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

Das Buch von Thorsten Polleit und Michael von Prollius „Geldreform: Vom schlechten Staatsgeld zum guten Marktgeld“ gibt es nun bereits in der dritten Auflage, erstmals jetzt im FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe.

„In einem System des freien Marktgeldes steht es den Marktakteuren frei,“ schreiben die beiden Autoren, „dasjenige Gut zu wählen, das sie als Geld verwenden wollen. Niemand macht den Geldnachfragern Vorgaben, was sie als Geld nachfragen müssen. Jedem ist es zudem freigestellt, Angebote bereitzustellen, die sich als Geld etablieren können. Das Zusammenspiel von freiwilligem Angebot von und freiwilliger Nachfrage nach Geld bestimmt, was Geld ist, welche Qualität es hat, und in welcher Menge es umläuft. Geld wird durch ein Ausleseverfahren hervorgebracht – wie es üblicherweise bei jedem anderen Gut auch der Fall ist.“

Die Folgerungen von Polleit und von Prollius liegen auf der Hand: „Die Geldnachfrager werden nur dasjenige Gut als Geld nachfragen, von dem sie erwarten, dass es gutes Geld ist. Aus Sicht der Geldnachfrager wäre gutes Geld vermutlich ein Geld, das sich vor allem nicht beliebig und unkontrolliert vermehren lässt. Ein Gut, das diese Mindestanforderungen nicht erfüllt (wie zum Beispiel bunt bedruckte Papierzettelchen), würde nicht als Geld nachgefragt werden.“

Es ist das Verdienst der Autoren, ganz gegen den Ruf nach immer mehr Bankenregulierung sich mutig mit der Idee des „Free Banking“ zu bfeassen: Banken sind unter Bedingungen des „Free Banking“ im Kern nur in zwei Geschäftsfeldern aktiv: im Depositengeschäft und im Kreditgeschäft. Banken sind hier keine Geldproduzenten, sondern in beiden Geschäftsfeldern handhaben sie nur bereits vorhandenes Geld.

Der Staat beanspruche aber heute noch das Monopol der Geldproduktion, weil sich auf diesem Wege Zwangsumverteilungspolitiken verfolgen lassen, die in einem freien Marktgeldsystem in dieser Größenordnung nicht möglich wären. „Das Ersetzen des Sachgeldes durch ein staatliches Zwangspapiergeld, das beliebig vermehrt werden kann, vergrößert die Finanzkraft und damit auch die Wirkungsmacht des Staates in unerhörtem Ausmaß.“

Bei vielen Menschen stehe der Staat in allergrößtem Ansehen. Zwar rege sich hier und da auch Missmut über ihn, wenn etwa bekannt wird, dass er Steuergelder verschwendet hat. „Trotzdem wird der Staat von vielen als unverzichtbar angesehen. Schließlich könne eine moderne Gesellschaft ohne Staat nicht funktionieren, so die Mehrheitsmeinung. Die Regierenden mögen zwar schlecht sein, aber ohne sie wäre alles noch viel schlechter. Es sei besser, mit den Unzulänglichkeiten des Staates zu leben, als das Chaos zu ertragen, das sich ohne ihn unweigerlich ausbreiten würde.“

Der Wertverfall des Geldes ist daher auch ein herausragendes Merkmal des staatlich beherrschten Geldwesens. Die Beschränkungen einer ausufernden Verschuldung und Aufblähung des Finanzwesens verschwanden mit dem Übergang zum nicht einlösbaren Papiergeld: Dieses Geld kann jederzeit in jeder beliebigen Größe vermehrt werden. „Ob US-Dollar, japanischer Yen, Euro, britisches Pfund, chinesischer Renminbi oder Schweizer Franken – sie alle sind staatliches Zwangsmonopolgeld. Sie werden von staatlichen Zentralbanken durch Kreditvergabe ‚aus dem Nichts‘ geschaffen.“ Dieses „Nichts“ kann eben beliebig vermehrt werden.

Polleit und von Prollius zeigen, wie Mindestreserven praktisch obsolet geworden sind, denn das Szenario, in dem die Kunden die Bankenschalter stürmen (man spricht hier auch von einem „Bank-Run“), kann mittlerweile das ungedeckte Papiergeldsystem wohl nicht mehr ernstlich erschüttern. Im heutigen Zentralbanksystem kann jederzeit neues Geld geschaffen und den Banken zur Verfügung gestellt werden.

In der Konsequenz befördere das Eigennutzkalkül des Individuums Politiken, durch die die Gesellschaft zusehends in ein kollektivistisch-sozialistisches Gemeinwesen überführt wird: einen zusehends dominierenden Staat und einen immer größer werdenden Regel- und Regulierungswust, und zwar zulasten der individuellen Freiheit. Freie Währungswahl und freie Geldproduktion, verbunden mit Free Banking, seien dagegen die natürlichen Bausteine eines marktwirtschaftlichen Geldwesens.

„Gutes Geld erfordert nicht nur den freien Eintritt in die Geldproduktion, es muss auch eine gänzlich freie Nachfrage nach Geld gewährleistet sein. Ein jeder darf das Geld, das seinen Zwecken am besten entspricht, frei auswählen. Keine Geldart darf privilegiert werden“, warnen die Autoren, denn jedes Fiatgeld sei inflationär, es begünstige einige wenige auf Kosten vieler. Das „aus dem Nichts“ geschaffene Geld sorge zudem für Wirtschaftsstörungen: Fehlinvestitionen, Spekulationswellen und Boom-und-Bust-Zyklen.

Polleit und von Prollius zeigen grundlegende Eigenschaften eines marktwirtschaftlichen Geldwesens auf: „(1) Das Angebot von und die Nachfrage nach Geld ist vollkommen frei; (2) es gibt keine Zentralbank, die das Monopol der Geldproduktion innehat; (3) es herrscht Bankfreiheit (Free Banking) und (4) Banken operieren mit einer 100-prozentigen Reserve; keine Bank darf etwas verleihen, was ihr als jederzeit fällige Sichteinlage anvertraut wurde.“

Thorsten Polleit und Michael von Prollius geben dem Leser ein klares Bild davon, was Geld eigentlich ist, was seine Kaufkraft ausmacht und wie Geld entstanden ist. Wer daran noch zweifeln sollte: Inflation ist „immer und überall ein Übel“, daher widmen die Autoren diesem Nachweis ein ganzes Kapitel.

Nachdem klar ist, wie staatliches Zwangsgeldmonopol und Inflation zusammenhängen, widmen sich Polleit und von Pollius der Idee des freien Marktgeldes und des „Free Banking“. Vor diesem Hintergrund beschreitet der Leser dann „den leidvollen Weg vom Sach- zum Papiergeld“ und versteht, warum Geld heute verstaatlicht ist, wie der Staat Geld produziert und bekommt mit auf den Weg, was man über Zentralbanken wissen sollte.

Zinspräferenz, Zins und Zinsfeindschaft, „Boom und Bust“, Überschuldung, Hyperinflation, kollektive Korruption, trügerische Rettungspolitiken – der Leser darf auf eine spannende Lektüre bis zum „Happy End“ der „Rückkehr zu gutem Geld“ gefasst sein. Leider wird der Leser jedoch das Buch mit der Sorge zusammenklappen müssen, dass wir heute noch weit von „gutem Geld“ entfernt sind.

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Die neue Ordnung des Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2014

Thomas Mayer ist für seine Publikationen zum Euro bekannt: „Die neue Ordnung des Geldes“ ist sein neuester Titel im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-840-2). Hier legt er dar, „warum wir eine Geldreform brauchen“, so lautet deshalb auch der Untertitel seines Buches, mit dem der Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe geradezu ein Sperrfeuer von fundierten Buchpublikationen fortsetzt, die sich mit der immer noch nicht überwundenen Euro-Krise staatlicher Schuldenpolitik auseinandersetzen.

Das Buch eignet sich für jeden, der prägnante Antworten auf eigentlich einfache Fragen sucht: Was ist Geld? Wie entsteht Geld? Was machen Banken? Wie entsteht Inflation? Was ist Zins? Gibt es ein stabiles Geldsystem? Wie geht es weiter mit dem Euro? Was wird aus unserem Papiergeldsystem? Anhand dieser interessierenden Fragen gliedert Mayer auch sein Buch.

Die möglichen Antworten auf diese Fragen – aus der Sicht unterschiedlichster Denkschulen und Ideologien – füllen ganze Bibliotheken. Mayer gelingt es aber, dem Leser die Antworten anhand der wichtigsten Fakten und Zusammenhänge in schlüssiger Form zu präsentieren, ohne den Leser zu sehr mit den unterschiedlichen Theoriegebäuden zu belasten. Mayers strikte Orientierung an konkreten Fragen wird den Leser erfreuen, der auf 256 Seiten Antworten auf immer wichtiger und drängender werdende Fragen zu unserem Geldsystem sucht.

„In ihrer komplizierten Modellwelt, die mit viel Mathematik verwissenschaftlicht werden soll,“ kommentiert Mayer die Geldtheoretiker,  „haben sie den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Und weil sie sich über die elementaren Fragen im Unklaren sind, sind sie unfähig, unser Geldwesen richtig zu ordnen, den Euro nachhaltig zu stabilisieren und eine Geldkrise als Folge der Finanzkrise abzuwehren.“

Geld verändert seinen Charakter als Maß für Kredit und Schuld und wird zum Tauschmittel erst dann, wenn das Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft verloren geht und durch Machtverhältnisse ersetzt wird, berichtet Mayer, und kommt auf Graebers Münzgeld zu sprechen, das vornehmlich aus militärischen Gründen entstand: Herrscher gaben ihren „Soldaten“ Münzen und verlangten, dass die Bauern ihre Steuern in eben diesen Münzen entrichteten. „Besonders Soldaten konnten dafür sorgen, dass die Bauern ihrer Steuerpflicht auch nachkamen. Dem so geschaffenen Geldangebot stand damit eine künstlich erzeugte Geldnachfrage gegenüber. Die Bauern mussten den Soldaten Waren gegen Münzen abtreten,“ legt Mayer dar, „die sie für die Zahlung ihrer Steuern benötigten, um von den Soldaten in Ruhe gelassen zu werden.  (…) Wenn nun Geld seiner Natur nach vornehmlich ein Maß für die Schuld des Untertanen oder (später) des Bürgers an den Staat ist, so ist es folgerichtig, wenn der Staat das Geld emittiert, mit dem diese Schuld beglichen werden kann, …“

Mayer skizziert, wie Banken Einlagen schaffen, indem sie Kredite vergeben. „Erst dann borgen sie sich die notwendigen Reserven von der Zentralbank. Wollen die Kunden einen Teil ihrer Einlagen in Bargeld tauschen, borgen sich die Banken auch diese Form des Außengelds von der Zentralbank und geben es an die Kunden gegen eine Abbuchung bei ihrer Bankeinlage ab.“

In der öffentlichen Wahrnehmung dominiere die Vorstellung von den Banken als Vermittler zwischen Sparern und Investoren. Dabei werde die Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen meist als das nützliche traditionelle Bankgeschäft gesehen, während die Aktivitäten der Banken auf den Kapitalmärkten argwöhnisch betrachtet würden. Mayer zeigt, warum Vorschläge heute Konjunktur haben, das „riskante Kapitalmarktgeschäft“ vom scheinbar „sicheren Kreditgeschäft“ abzutrennen. Banken spielen aber die wesentliche Rolle bei der Schaffung von Geld, das durch die Vergabe von Krediten entsteht. „Nimmt man dies zur Kenntnis, kommt man zu dem der öffentlichen Meinung entgegengesetzten Schluss: Das Kreditgeschäft ist riskant, weil mit ihm die Schaffung von Einlagen, oder anders gesagt, die Schöpfung von Giralgeld verbunden ist. Dagegen ist das Kapitalmarktgeschäft sicherer, weil es sich im Kern mit der Vermittlung zwischen Anlegern und Investoren befasst.“

Mayer zeigt die Anreizstrukturen für Bankmanager auf, die in deutschen Banken schon Realität geworden sind und die Zustimmung der Bankenverbände zur Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen nach Basel III erbrachte: „Die Aktionäre mögen zwar ihr investiertes Kapital verlieren, aber dies ist für Bankmanager nicht notwendigerweise eine Katastrophe. Wenn der Staat das Institut mit öffentlichen Geldern rekapitalisiert, werden sie wahrscheinlich nicht einmal ihre Stellung verlieren. Man kann schwerlich auf die Leute verzichten, die die Geschäfte der Bank bis in alle Einzelheiten verstehen. Daher stehen die Chancen für die Bankmanager nicht schlecht, dafür bezahlt zu werden, die Probleme zu beheben, die sie zuvor verursacht haben. Vielleicht wird das Gehalt nicht mehr so hoch wie vorher sein. Aber sie haben natürlich die ihnen in der Vergangenheit, in besseren Zeiten, als Bonus zugeteilten Aktien längst verkauft und in sicheres Bargeld umgewandelt, sodass sie eine Gehaltskürzung gut verkraften können. Was also liegt angesichts dieser Umstände näher, als den Banken eine höhere Eigenkapitalquote vorzuschreiben und die Boni zu deckeln, insbesondere, wenn sich dadurch nicht einmal die Kreditkosten für die Realwirtschaft verteuern? Jeder, der dies fordert, kann sich des Beifalls des Publikums gewiss sein. Übersehen wird dabei allerdings, dass eine höhere Eigenkapitalquote das System nur ändert, aber nicht abschafft.“

Die eigentliche Aufgabe von Banken sieht Mayer nicht in der Vergabe von Krediten, sondern dem Angebot von Giralgeld, also Einlagen. Investmentfonds könnten Unternehmensanleihen oder sekuritisierte Kredite kaufen und den Kauf mit der Ausgabe von Fondsanteilen finanzieren, so der konkrete Vorschlag von Mayer: „Investmentfonds schaffen kein eigenes Geld, sondern erwerben von den Banken geschaffenes Geld gegen die Ausgabe von Anteilen und geben es an die Nachfrager nach Eigen- oder Fremdkapital gegen Aktien oder Anleihen weiter. Der Preis der Anteile schwankt mit dem Wert der Anlagen und ist nicht im Verhältnis 1 : 1 an Zentralbankgeld gekoppelt. Investmentfonds sind die wirklichen Vermittler zwischen Sparern und Investoren.“

Im Vergleich zum Kreditgeschäft sieht Mayer das Kapitalmarktgeschäft als deutlich weniger riskant. „Im Kapitalmarktgeschäft werden Ersparnisse in Investitionen verwandelt. Tatsächlich leisten die Kapitalmärkte, was üblicherweise den Banken zugeschrieben wird: die Vermittlung zwischen Sparern und Investoren. Es ist deshalb widersinnig, Kapitalmarktgeschäfte als besonders riskant zu brandmarken und sie deshalb besonders strengen Regulierungen zu unterwerfen. Letztendlich sind die Risiken eines Akteurs auf dem Kapitalmarkt eher mit denen eines Händlers mit Tomaten vergleichbar, während die Risiken eines Bankiers näher bei denen eines Betreibers eines Atomkraftwerks liegen.“

Mayer kommt auf einen wichtigen Denkfehler der aktuellen „Rettungsmaßnahmen“ rund um den Euro, die Staaten der Eurozone und den Banken zu sprechen: „Je länger die Zentralbanken an ihrer Politik der quantitativen Lockerung festhalten, desto mehr entwickelt sich das Geld- und Kreditsystem zu einer planwirtschaftlichen Veranstaltung. Im Unterschied zum real existierenden Sozialismus früherer Jahre steuern nun aber die staatlichen Planer nicht mehr die Realwirtschaft, sondern den Finanzsektor. Dabei wird die Zins- und Kreditpolitik durch eine umfassende Regulierung der Finanzindustrie ergänzt. Diese Reaktion auf die Finanzkrise kommt Schumpeters Vision eines bürokratischen Sozialismus als Antwort auf die Instabilität des Geldsystems recht nahe.“

Im Unterschied zu anderen Autoren, die ihre Leser lediglich mit volkswirtschaftlichen Apokalypsen unterhalten, ohne aber fundiert Auswege aufzuzeigen, präsentiert Mayer seine Idee eines Aktivgeldsystems, das im Kern nicht länger auf leeren, staatlichen Versprechungen beruht: „In einem Aktivgeldsystem spielt der Staat nur eine passive Rolle, denn Aktivgeld beruht auf gesellschaftlicher Konvention und nicht auf staatlichem Zwang. Aktivgeld entsteht am besten im Wettbewerb um die Gunst der Nutzer. Auf diese Weise haben sich in der Vergangenheit Gold und Silber als Warengeld durchgesetzt. Der Staat sollte jedoch für Transparenz und Fairness im Währungswettbewerb sorgen und gegen Betrug vorgehen. Bildet sich im Wettbewerb ein Oligopol der Geldanbieter heraus, so muss staatliche Ordnungspolitik den Missbrauch der Marktmacht der Oligopolisten verhindern.“

Nach der Lektüre des Buches von Mayer ist dem Leser klar, dass das gegenwärtige „staatliche Passivgeld ohne Staat“ den Euro nicht retten wird. „Vertragliche Vereinbarungen, die staatliche Strukturen ersetzen sollen, können ohne zentrale Staatsgewalt in der EWU nicht dauerhaft durchgesetzt werden.“ Eine Alternative zu nationalen Währungen sieht Mayer in als Aktivgeld konzipierten Gemeinschaftswährungen für Ländergruppen innerhalb der bestehenden EWU. „Im Gegensatz zur Passivgeldordnung, die den Staat braucht, stützt sich die Aktivgeldordnung auf gesellschaftliche Konvention und kann daher auch in einem Staatenverbund ohne Zentralstaat bestehen. Da Aktivgeld ohne staatlichen Annahmezwang auskommt, kann es jedoch nur Gemeinschaftswährung, aber keine staatlich verordnete Einheitswährung sein. Deshalb sollte gemeinschaftliches Aktivgeld in der EWU im Hayek’schen Währungswettbewerb entstehen.“

Mayer kommt erstaunlich gut ohne wissenschaftliche „Fachsimpelei“ in seinen Darstellungen aus und widersteht erfreulicherweise der Versuchung, sein unerhört tiefes Verständnis der Geldpolitik und Geldtheorie allerorten zur Schau zu stellen. Das Buch dürfte auch für jeden fachlich interessierten Laien lesbar sein, denn diese hindern weder komplizierte Formeln noch Fachjargon an den Einsichten. Für die Kenner der Volkswirte der letzten Jahrhunderte wird die Lektüre aber zum besonderen Genuss, da Mayer auf die führenden Köpfe zu sprechen kommt.

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