Basierend auf den aktuellen Daten des Medizinischen Dienstes neues Ranking
Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2023
Avivre Consult aktualisiert Analyse der Pflegeheim-Qualitätsbewertungen durch den Medizinischen Dienst: Basierend auf den aktuellen Daten des Medizinischen Dienstes haben Ines Löwentraut und ihr Team erstmals seit 2019 wieder eine Analyse der Pflegeheim-Qualitätsbewertungen erstellt.
Erstmalig sind neben 20 privaten Pflegeheimbetreibern auch 10 frei-gemeinnützige und 10 kommunale Träger berücksichtigt worden, um eine noch aussagekräftigere Analyse vorlegen zu können. Hierdurch flossen die Daten von mehr als 2.000 Pflegeeinrichtungen in die Analysen ein. Aufgrund der umfangreichen Datenbasis sowie der hierdurch erstellten Auswertungen wird es in diesem Jahr zwei ca. 100-seitige Reports geben:
Report A beinhaltet die Gesamtbewertung aller 40 Pflegeheimbetreiber inklusive Ranking, Report B umfasst die detailliertere Darstellung der drei Betreibersektoren privat/gemeinnützig/kommunal sowie die Ergebnisse nach den einzelnen Bundesländern.
Im Ranking der einzelnen Teilbereiche gibt es interessante Unterschiede bei den 40 größten Pflegeheim Betreiber auf privater, kommunaler und gemeinnütziger Ebene – mehr bei Avivre Consult.
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Nachhaltigkeit und Perspektiven – Jan Grothe, CPO der Deutsche Bahn AG
Von Dr. Oliver Everling | 6.Dezember 2023
In einer globalisierten Welt, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz zunehmend an Bedeutung gewinnen, spielt die Wahrnehmung verschiedener Länder und Kulturen eine entscheidende Rolle. Jan Grothe, Chief Procurement Officer der Deutsche Bahn AG, reflektierte kürzlich in beeindruckender Weise über seine Erfahrungen während einer Reise nach China. Seine Einsichten werfen nicht nur ein Licht auf die Bemühungen Chinas im Bereich der Nachhaltigkeit, sondern auch auf die Notwendigkeit, jenseits von vorschnellen Urteilen eine umfassendere Perspektive einzunehmen.
„Das erste Mal, als ich im Urlaub weiter weg war und einen blauen Himmel sah, fragte ich mich, warum wir das nicht zu Hause haben“, gibt Grothe zufällige Worte eines Arbeiters in China wieder und teilt eine interessante Anekdote aus einem chinesischen Stahlunternehmen. Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt für seine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Bemühungen Chinas im Bereich Lieferketten-Due-Diligence und Nachhaltigkeit auf LinkedIn.
Eine wichtige Lektion, die Grothe betont, ist die Zurückhaltung bei voreiligen Urteilen, insbesondere aus einer westlichen Perspektive mit unserem Luxus und einem höheren Niveau an Reife im Bereich der Nachhaltigkeit. Er erkennt an, dass andere Länder unterschiedliche historische Hintergründe und kulturelle Prägungen haben.
Besonders beeindruckt zeigt sich Grothe von den Fortschritten in Chinas erneuerbarem Energiesektor. China verzeichnet das weltweit stärkste Wachstum in diesem Bereich, mit Tausenden von installierten Windturbinen und PV-Systemen. Städte wie Shanghai haben bereits über 50% Elektroautos, während Shenzhen sogar 100% elektrische Busse aufweist. Investitionen in die Schieneninfrastruktur sind ebenfalls bemerkenswert.
Die Unternehmen, die Grothe besuchte, zeigten alle eine klare Nachhaltigkeitsstrategie, die oft über das hinausgeht, was in Europa üblich ist. Dabei wird nicht nur CO2, sondern auch Kreislaufwirtschaft und Biodiversität berücksichtigt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Grothe betont, ist die kontinuierliche Investition in Bildung. Sobald die Notwendigkeit verstanden ist, steigt die Motivation und der Stolz bei der Umsetzung. Ein Arbeiter berichtet von einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität, die ihn persönlich erreicht hat.
Trotz anfänglicher Skepsis zeigt sich Grothe nach seinen Reiseerlebnissen aus China optimistischer. Die strengen Standards, die weltweit für Lieferanten gelten, werden konsequent angewendet. Die Erfahrungen vor Ort haben ihn gelehrt, Dinge nicht nur aus der Ferne zu beurteilen.
Schlussfolgernd stellt Grothe die Frage, ob China möglicherweise zum Weltexportmeister für grüne Technologien werden könnte, ein Ziel, das ursprünglich für Deutschland geplant war. Diese Gedanken regen dazu an, die eigene Perspektive zu hinterfragen und Erfahrungen vor Ort als Grundlage für Urteile zu nutzen. In einer Welt, die sich rasch verändert, können solche Einblicke wesentlich dazu beitragen, den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft zu ebnen (mehr auf LinkedIn).
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Moody’s Corporation stellt erstes KI-gesteuertes Forschungstool vor: Moody’s Research Assistant
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2023
Moody’s Corporation gab heute die Einführung von Moody’s Research Assistant bekannt, einem bahnbrechenden Such- und Analysetool, das von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) betrieben wird. Das Produkt nutzt den umfangreichen eigenen Inhalt von Moody’s und die neuesten Large Language Models (LLMs), um Kunden bei der Generierung neuer Erkenntnisse aus der Breite und Tiefe von Moodys Kreditforschung, Daten und Analysen zu unterstützen.
Als erstes GenAI-gesteuertes Forschungstool, das kommerziell für Finanzmarktteilnehmer verfügbar ist, synthetisiert der Moody’s Research Assistant riesige Informationsmengen, damit Benutzer schnell und in großem Maßstab Kredit- oder Investitionsmöglichkeiten bewerten, Entwicklungen überwachen, Entitäten vergleichen und analytische Workflows verbessern können. Verankert in Moodys umfangreichem eigenen Inhalt in Kombination mit der neuesten GenAI-Technologie, ermöglicht der Moody’s Research Assistant Benutzern, schnellere und umfassendere Risikoeinblicke zu generieren.
Cristina Pieretti, General Manager of Digital Insights für Moody’s Analytics, sagte: „Für Finanzmarktteilnehmer erfordert die erfolgreiche Navigation durch die komplexe Risikolandschaft von heute eine ressourcenintensive Analyse einer Vielzahl von Forschungs- und Datenbereichen über verschiedene Risikodomänen hinweg. Mit Moody’s Research Assistant kann die Analyse, die früher Stunden dauerte, jetzt in Minuten durchgeführt werden, was mehr Zeit für strategische Entscheidungsfindung freisetzt.“
Benutzer, die an einem Pilotprojekt des Moody’s Research Assistant teilgenommen haben, berichteten von Produktivitäts- und Effektivitätssteigerungen. Basierend auf beobachteten Metriken während der Pilotphase könnten Benutzer bis zu 80% der Zeit für Datensammlung und bis zu 50% der Zeit für Analyse durch die Nutzung von Moody’s Research Assistant einsparen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Moody’s Research Assistant den Benutzern bis zu 27% der Zeit einsparen könnte, die sie für die typischen Aufgaben und Funktionen eines Finanzanalysten aufwenden.
Der Moody’s Research Assistant ist als Add-on zu CreditView, Moodys Flaggschiff-Rating- und Forschungslösung, verfügbar. Unter Verwendung des Azure OpenAI Service von Microsoft und betrieben von fortschrittlicher Sprachverarbeitungstechnologie ergänzt der Moody’s Research Assistant das vorhandene Informationssystem von CreditView, indem er relevante Entitäten, Branchen und geografische Regionen effektiv in Textinhalten identifiziert.
Moody’s Research Assistant deckt die neuesten Ratingaktionen, Kreditmeinungen und Forschungsberichte von Moody’s Investors Service ab, um Benutzern Echtzeitantworten zu liefern. Letztendlich wird der Moody’s Research Assistant erweitert, um mehr von Moodys Daten und Inhalten über Risikobereiche wie Kredit, Klima, Cyber, Compliance, Lieferkette und mehr zu nutzen.
Die Einführung des Moody’s Research Assistant ist das neueste Kapitel in Moodys Integration von KI in seine Produkte, Lösungen und Prozesse, die Entscheidungsträgern helfen, Risiken zu entschlüsseln und Chancen zu nutzen. Moodys fortlaufender Innovationsansatz basiert auf drei Hauptprinzipien – dem Drang zur Weiterentwicklung, der Ermächtigung der Mitarbeiter und der Priorisierung von Kundenwirkung.
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Chancen für aktive Anleihen-Allokation
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2023
Nach zwei Dürrejahren hat sich die Lage am globalen Rentenmarkt grundlegend verändert: Michael Weidner, Portfolio Manager/Analyst und Co-Leiter Global Fixed Income bei Lazard Asset Management Deutschland, findet wieder attraktive Renditen bei intakter Ertragslage vor. Damit kann diese Assetklasse erneut jene Rolle im Portfolio übernehmen, die ihr die klassische Portfoliotheorie zuschreibt: ein Basisinvestment, das mit kalkulierbaren und sicheren Renditen für Diversifikation gegenüber Risikopositionen sorgt.
„Die Ertragskraft auf der Rentenseite ist sowohl im Euro- als auch im US-Dollar-Raum wiederhergestellt und übersteigt die Dividendenrendite eines globalen Aktienportfolios deutlich – bei kalkulierbarem Risiko. Anleihen sind unter diesen Umständen als Basis der Vermögensallokation einfach sinnvoll“, so der Experte. Die Anlageklasse erfüllt aus seiner Sicht erneut die drei Kernkriterien, die ein Basisinvestment in der Vermögensallokation erfüllen muss. „Mit einem globalen Rentenportfolio lassen sich kalkulierbare und sichere Erträge erwirtschaften. Wir sehen eine kontinuierliche Liquidität, so dass wir jederzeit Handlungsspielräume haben. Zudem dienen globale Anleihen der Diversifikation, denn sie zeigen erneut eine niedrige Korrelation zu risikoreichen Vermögenswerten“, so Weidner. Sein Fazit deshalb: „Wir erleben die Renaissance dieser Assetklasse.“
Attraktiv seien nicht nur die Erträge, sondern auch das Risiko. Der Bloomberg Global Aggregate Index (in Euro) zeige eine Rendite von 4,2 Prozent bei einer annualisierten Volatilität von 3,05 Prozent, so Weidner. Daraus ergebe sich für die im Index erfassten globalen Anleihen ein Rendite/Risiko-Verhältnis von 1,38. Im Vergleich dazu weise der Aktienindex S&P 500 beispielsweise eine Dividendenrendite von rund 1,6 Prozent bei einer Volatilität von rund 22 Prozent auf. Das Rendite/Risiko-Verhältnis der Aktien in diesem Index liege entsprechend bei 0,1. „Die Ertragskraft von Aktien ist langfristig natürlich ungleich höher als bei Anleihen, aber die Volatilität ist auch fünf- bis sechsmal so hoch. Globale Anleihen sind also ein deutlich sichereres Investment, wobei die Couponzahlungen aktuell die Dividendenrendite globaler Aktien erneut übertreffen“, betont Weidner.
Rückenwind erhalten Anleihen von den Notenbanken. „In vielen Regionen nähert sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende. Viele Schwellenländer haben bereits die Wende hin zu Zinssenkungen vollzogen, die meisten entwickelten Länder werden – in unterschiedlichen Geschwindigkeiten – innerhalb der nächsten zwölf Monate folgen“, prognostiziert Weidner. Zinssenkungen würden sich positiv auf die Renditen auswirken. Ein Absinken des Leitzinses auf null Prozent – wie zuletzt gesehen – sei aber nicht zu erwarten.
Der Blick auf die Märkte gefällt dem Portfoliomanager: „Die Anlagechancen auf den globalen Rentenmärkten sind so facettenreich wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Wir sehen mehr und gleichzeitig größere Relative-Value-Anlagechancen, die das Potenzial für aktives Management erhöhen.“
Der aktuelle Favorit des Lazard-Teams unter den währungsgesicherten Staatsanleihen über zwei, fünf und zehn Jahre ist dabei überraschend: Japan. „Über alle Zeiträume hinweg sind japanische Staatsanleihen am rentierlichsten, gefolgt von Neuseeland, Schweiz und Australien. In Japan sehen wir auch keine invertierte Zinskurve, sodass die Rendite für die zehnjährigen Anleihen mit 4,7 Prozent höher liegt als für zwei Jahre (4,0 Prozent) oder fünf Jahre (4,3 Prozent)“, sagt Weidner. Das sei in anderen Ländern wie der Schweiz, den USA oder Großbritannien anders; hier seien die Kurzläufer rentierlicher. Lazard Asset Management habe jüngst vor allem stark auf Anleihen mit kurzer Duration gesetzt, für die sich neben Japan auch Neuseeland (3,8 Prozent Rendite), die Schweiz (3,5 Prozent Rendite) und Australien (3,4 Prozent Rendite) empfehlen würden.
„Viele Regionen bieten sich wieder für die aktive Anleihen-Allokation an“, fasst Michael Weidner zusammen. Er setzt auf ein Portfolio, das Währungsrisiken weitgehend absichert und mit einer aktiven Durationssteuerung zur Diversifizierung beiträgt. So würden sich stabile Basisportfolios mit Renditen zwischen 4,3 und 4,5 Prozent kreieren lassen. „Für den Renditekick bieten sich zusätzlich riskantere Satelliten an wie zum Beispiel skandinavische High-Yield-Anleihen. Hier können aktuell Renditen von über 9 Prozent erzielt werden“, so der Experte.
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Kutschenbauer, Aufzugführer – aber welche Berufe sterben durch KI?
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2023
In einem aktuellen Marktkommentar erklärt Angus Bauer, Head of Sustainable Research bei Schroders, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf Mitarbeitende hat und wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um HR-Prozesse und Funktionen im Bereich Personal zu optimieren.
Über eine Milliarde Wissensarbeiter/-innen gibt es in der Weltwirtschaft und in einigen, großen Volkswirtschaften macht ihr Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt rund 50 Prozent aus. Die Einbindung von KI in diesen Bereich der Arbeit hat daher das Potenzial zu einem tiefgreifenden Wandel, hat zugleich aber eine hitzige Debatte ausgelöst über die Bedrohung für Arbeitsplätze und die Art und Weise, wie gearbeitet wird. Angus Bauer betrachtet die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze, auch angesichts der Erfahrungen durch die Automatio und diskutiert, wie Unternehmen KI einsetzen können, um das volle Potenzial ihrer Belegschaft zu nutzen.
KI sieht Angus Bauer als eine neue Technologie, deren Einsatzmöglichkeiten noch nicht vollends klar seien. Daher warnt er davor, vorzeitige Entscheidungen zu treffen, die womöglich nicht revidiert werden können.
Wird KI Arbeitsplätze vernichten? Eine der größten Sorgen im Zusammenhang mit der Einführung von KI, insbesondere großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) wie ChatGPT, ist, dass sie die menschliche Arbeitskraft überflüssig machen könnte. „Dabei ist der Schritt, Arbeit zu automatisieren, nicht neu: seit 200 Jahren gehen wir so vor. Bei jeder Welle der Automatisierung verschwinden ganze Aufgabengruppen, aber neue Aufgabenklassen – und neue Arbeitsplätze – entstehen.“
Dieser Prozess verlaufe nicht ohne Reibungen, und manchmal gehen die neuen Arbeitsplätze an andere Menschen an anderen Orten. Aber im Laufe der Zeit ist die Gesamtanzahl der Arbeitsplätze nicht gesunken, und die Gesellschaft insgesamt hat profitiert.
„So deuten Forschungen darauf hin,“ berichtet Angus Bauer, „dass nur einer der 271 Berufe, die in einer Zählung in den USA 1950 aufgeführt waren, aufgrund vollständiger Automatisierung seitdem verschwunden ist. Dabei handelt es sich um den Beruf des Aufzugführers (Bessen, 2016). Geht man noch weiter zurück in die Vergangenheit, stößt man auf den Beruf des Kutschenbauers. Dieser Beruf verschwand aufgrund des technologischen Wandels bis 1950 weitgehend. Gleichzeitig entstanden aber Arbeitsplätze im Bereich des Auto-Karosseriebaus.“
Bisher hat die Automatisierung hauptsächlich Arbeitsplätze in der Produktion betroffen. „Im frühen 20. Jahrhundert wurden dort Arbeitsabläufe in Einzelaufgaben aufgeteilt, die dann automatisiert ausgeführt werden konnten. Dies ebnete den Weg für die Einführung von Maschinen in Fertigungsstraßen und schuf die Grundlage für Schichtarbeit und Fabriken, die rund um die Uhr produzieren. Lässt sich dieser Prozess auch auf Wissensarbeit anwenden?“
Ein typischer Arbeitstag von Wissensarbeiter/-innen umfasse eine Vielzahl von Aufgaben, so Angus Bauer: „Ein Großteil davon lässt sich nur schwer automatisieren, nicht zuletzt, weil jedes Unternehmen verschiedene Technologiesysteme einsetzt.“
Jedoch gibt es bestimmte Aufgabengebiete, für die sich die Automatisierung anbietet, etwa bei der Verbesserung von Geschwindigkeit oder Genauigkeit. Auch bietet die Automatisierung Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit, sich auf Kernelemente ihrer Arbeit zu konzentrieren.
Er verweist auf einige wissenschaftliche Studien, die sich speziell mit den Auswirkungen von ChatGPT auf Bürotätigkeiten befasst haben: „Eine Studie von Noy und Zhang (2023) mit Fachleuten mit Universitätsabschluss ergab, dass unter bestimmten Umständen eine Zeitersparnis von 40% zu erzielen ist, bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität (insbesondere im unteren Bereich des Spektrums). 2013 veröffentlichte Harvard Business Review Zahlen, die darauf hindeuteten, dass Wissensarbeiter/-innen drei Stunden pro Tag mit Schreibtischarbeit verbringen und den Rest ihrer Arbeitszeit für Zusammenarbeit, Besprechungen usw. verwenden. Bei einer Zeitersparnis von 40% ist es durchaus denkbar, dass Arbeitnehmer/-innen, unterstützt durch generative KI, in nur drei Tagen die Arbeit von fünf Tagen erledigen, mit allen verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitsleistung und mögliche Veränderung der Work-Life-Balance.“
„Je mehr wir erkennen,“ fügt Angus Bauer hinzu, „in welchen Bereichen uns die KI-Technologie hilft, desto stärker dürften in der öffentlichen Wahrnehmung unserer Ansicht nach auch die positiven Auswirkungen der Technologie in den Vordergrund treten. Denn KI erhöht nicht nur die Produktivität des Einzelnen, sondern kann auch fehlende Qualifikationen ausgleichen. Schätzungen zufolge werden weltweit bis zu 85 Millionen Arbeitsplätzen fehlen, was bis zu 8,5 Billionen US-Dollar BIP kosten könnte. KI könnte Unternehmen und Ländern helfen, die mit demografischem oder qualifikationsbedingtem Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben.“
Wie können Unternehmen KI nutzen, um ihre Belegschaft zu optimieren? „Unserer Meinung nach kann KI auch auf vielfältige Weise im Bereich des Personalmanagements genutzt werden etwa zur Qualifikation, Personalplanung und für Investitionen in die Unternehmenskultur. Manche Experten/-innen vertreten die Ansicht, dass sich im Laufe der Zeit die Produktionsmittel angleichen und dass das Management der Arbeitskraft so zu einem wichtigen Faktor wird, der über die Steigerung der Renditen entscheidet. Bevor der aktuelle Boom der KI seinen Anfang nahm, waren die wichtigsten produktiven „Vermögenswerte“ in den Wissensindustrien die Menschen. Doch durch die Einbeziehung von KI in den Dienstleistungssektor ändert sich das. Es wird digitale Assets geben, zu denen alle gleichermaßen Zugang haben. Aber je nachdem, wie gut die KI-Modelle auf proprietäre Daten trainiert werden, wie effizient sie genutzt und die Technologien eingesetzt werden, können unterschiedliche Resultate erzielt werden – und das ist zu einem großen Teil vom Personalmanagement abhängig.“
Die vielleicht offensichtlichste Möglichkeit, KI und große Sprachmodelle in das Personalmanagement einzubinden, besteht im Bereich Weiterbildung. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage von Jefferies unter Büroangestellten wurde festgestellt, dass 82 % der Befragten bereit wären, ihre Fähigkeiten zu verbessern, wenn sie befürchten müssten, dass ihr Arbeitsplatz durch die Automatisierung wegfallen würde.
Wie aus der PWC-Umfrage „Global Workforce Hopes and Fears Survey 2023“ deutlich wird, sieht etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer/-innen die Vorteilen, die KI ihnen bieten kann, vor allem durch neue Fähigkeiten und Chancen, während lediglich ein Drittel eher negativ eingestellt ist.
In den vergangenen Jahren ist der Druck auf Unternehmen, flexibler zu agieren und mit weniger Ressourcen mehr zu erreichen, enorm gestiegen. Die strategische Personalplanung kann dabei eine zentrale Rolle einnehmen, da sie sich auf Qualifikationen, Wettbewerbsfähigkeit und Ausführung konzentriert.
„Die Anwendung großer Sprachmodelle in diesem Bereich hat das Potenzial,“ sagt Angus Bauer, „die Personalabteilungen agiler zu machen, Mitarbeiter/-innen bei der Fortbildung zu unterstützen und die Nachhaltigkeit sowie den Wert des Humankapitals eines Unternehmens im Laufe der Zeit zu steigern. Jede Personalabteilung wünscht sich besseren Einblick in Belegschaft. Die KI kann dazu beitragen, Feedback von den Mitarbeitenden einzuholen, Bewertungen und Freitextantworten auf Umfragen auszuwerten und zusammenzufassen, um so die Stimmung der Belegschaft oder das Burnout-Level zu identifizieren.“
Die aus diesem Themenkomplex entstehenden Fragestellungen rund um den Einsatz von KI im Personalmanagement werden sich im Laufe der Zeit verändern. Um das Thema zu analysieren, bieten sich für Investoren/-innen aktuell jedoch folgende Fragen an, so Angus Bauer:
Was sind die wichtigsten Chancen und Risiken für das Unternehmen und seine Mitarbeiter/-innen durch die fortlaufende Entwicklung von KI? Welche Maßnahmen wurden ergriffen oder sind geplant, um KI in das Unternehmen zu integrieren? Ist geplant, signifikante finanzielle oder personelle Ressourcen für KI bereitzustellen oder aufgrund von KI wesentliche Änderungen im Personal vorzunehmen? Wird darauf geachtet, KI einzusetzen, um Fähigkeiten und Qualifikationen besser zu nutzen, Mängel in der Qualifikation der Mitarbeiter/-innen zu identifizieren oder die Arbeitskräfteplanung und Agilität zu verbessern? Wie wird sichergestellt, dass KI nicht die Prozesse nachteilig beeinflusst? Wie werden Mitarbeiter/-innen darauf geschult, effektiv mit KI-Tools und -Technologien im Talentmanagement umzugehen? Wird KI eingesetzt, um die berufliche Entwicklung und die interne Mobilität zu unterstützen?
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Verpuffte Sanktionen – Boom bei Chinas Halbleiterbranche
Von Dr. Oliver Everling | 21.November 2023
„Seit 2019 übt die US-Regierung Druck auf weltweit führende Halbleiterunternehmen aus, um zu verhindern, dass China hochmoderne Halbleitertechnologie und -ausrüstung erwirbt“, schreibt Yanxiu Gu, Produktspezialistin für chinesische Aktien bei ODDO BHF Asset Management in einem aktuellen Marktkommentar. Für Huawei sei das jedoch der Anstoß die Chip-Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Das niederländische Unternehmen ASML könne seine EUV-Lithographiesysteme nicht mehr nach China verkaufen. So kann China, Experten zufolge, keine High-End-Chips mit 7nm oder kleiner mehr herstellen. In dem neuen 5G-Smartphone des chinesischen Technologiekonzerns (Mate 60 Serie) ist der in China hergestellte High-End-Chip Kirin 9000S verbaut. Experten der Beratungsfirme TechInsights zufolge wurde dafür die 7nm-Prozessortechnologie des modernsten chinesischen Herstellers SMIC eingesetzt.
In China hat das die Begeisterung für und das Vertrauen in die heimische Innovationskraft gestärkt. Huawei kann so seinem Hauptkonkurrenten Apple in China immer mehr Marktanteile abnehmen. Huawei war bis zu den Sanktionen der USA die Nummer 1 in China und der zweitgrößte Smartphone-Hersteller der Welt. Die Markteinführung der neuesten Smartphones dürfte Huawei wieder zum größten Smartphone-Hersteller Chinas machen. Die Produktspezialistin für chinesische Aktien von ODDO BHF fasst zusammen: „In der ersten Oktoberwoche überholte Huawei gemessen an Smartphone-Verkäufen Apple, Honor und Xiaomi und wurde zur gefragtesten Marke.“
Mit 1000 bis 3000 verbauten Chips ähneln Elektroautos riesigen PCs und Smartphones. „Als Huawei Anfang des Jahres in den Markt eingestiegen ist, war nicht klar, inwiefern Huawei einen Wettbewerbsvorteil Huaweis gegenüber etablierten Marken wie BYD, Tesla oder Li Auto haben würde“, erinnert sich Yanxiu Gu. „Der Durchbruch Huaweis mit dem Kirin 9000S hat jedoch das Vertrauen der Verbraucher in die Produkte des Unternehmens deutlich gestärkt.“ Beispielsweise sei Huaweis neuer Elektro-Geländewagen M7 direkt zu einem ernsthaften Konkurrenten für andere chinesische Marken geworden. In 25 Tagen gingen bei Huawei mehr als 50.000 Bestellungen für Elektroautos ein. Das übertraf selbst die eigenen Erwartungen von 8.000 Bestellungen pro Monat vor.
Der Expertin von ODDO BHF AM zufolge verzeichneten seit der Markteinführung der Mate 60-Serie auch inländische Zulieferer Kursgewinne. Es wird erwartet, dass sie vom Nachfrageschub im Markt für Smartphones und Elektroautos profitieren werden. Ein Beispiel ist das Unternehmen OFIUM, das Huawei Kameramodule liefert und früher für Apple fertigte. Der Aktienkurs verdoppelte sich innerhalb von 6 Tagen nach der Markteinführung des Huawei Mate 60. Auch die Seres Group, die am Bau von Huaweis Elektroautos beteiligt sind, und der Chip-Hersteller SMIC verzeichneten seit Markteinführung des Smartphones bis Anfang November einen höheren Anstieg ihrer Aktienkurse als der chinesische Halbleitermarkt insgesamt.
Die chinesische Regierung ist bereit unbegrenzt viel in die Forschung der Halbleiterindustrie zu investieren seit die US-Sanktionen die modernsten Lithographieanlagen beinhalten. Davor war die Bereitschaft in Innovation zu investieren bei chinesischen Unternehmen gering, waren sie doch vergleichsweise günstig zu kaufen. Das wird heute kritisch gesehen, die Haltung sei naiv gewesen. Yanxiu Gu von ODDO BHF Asset Management fügt hinzu: „Chinesische Unternehmen schrecken geringere Gewinnmargen oder sogar Gewinneinbußen nicht ab, solange sie weiterhin auf die finanzielle und regulatorische Unterstützung der chinesischen Regierung zählen können.“ Laut Reuters plant diese einen zusätzlichen Fonds mit einem Volumen von 300 Milliarden Yuan (41 Milliarden US-Dollar), um der Halbleiterindustrie neues Leben einzuhauchen.
Der 7nm-Chip Kirin 9000S ist ein Meilenstein im Kampf Chinas gegen die US-Sanktionen so Yianxiu Gu. Die Kapitalstärke Chinas, die vorhandenen Fachkräfte und die enorme Binnennachfrage böten eine gute Grundlage, anstehende Herausforderungen zu meistern. Schließlich sei China der größte Halbleitermarkt der Welt und die riesige Binnennachfrage ermögliche etwa bei Elektroautos und Photovoltaik, von Skalenvorteilen zu profitieren. Derweil ist mit weiteren Sanktionen der USA zu rechnen. Aufgrund der Sanktionen erlangen einheimische Unternehmen mehr Marktanteile. Das zeigt sich auch bei Unternehmen wie Huawei, Alibaba und Baidu, die sich gezwungen sehen, auf inländische Anbieter zurückzugreifen. Bei fast der Hälfte aller Ausschreibungen chinesischer Foundries für Maschinenausrüstungen bekamen inländische Anbieter den Zuschlag.
Ähnlich wie Taiwan seit 50 Jahren den Chiphersteller TSMC fördert, wird auch China lokale Unternehmen massiv unterstützen, heißt es aus ODDO BHF Asset Management. Durch die US-Beschränkungen für Technologieexporte müssen nachgelagerte Technologieunternehmen wie Huawei kostenintensive Innovationssprünge unternehmen. Vorgelagerte Branchen und Ausrüster aus China werdenn jedoch eindeutig als Profiteure gesehen. Der Kurs des Herstellers von Ätzanlagen für integrierte Schaltkreise AMEC ist seit Jahresbeginn um 63% gestiegen (Stand: 18. Oktober 2023. Die Produkte werden weltweit anführende Unternehmen verkauft. „Der Technologiewettlauf zwischen China und den USA wird so schnell nicht enden. Anleger jedoch könnten sich gute Chancen entgehen lassen, wenn sie sich von diesen Aktien abwenden“, resümiert die Spezialistin für chinesische Aktien.
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Rezession eingepreist – Europäische Qualitätsunternehmen bevorzugt
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2023
Der spektakuläre Zinsanstieg der letzten beiden Jahre hat laut Laurent Denize, CIO ODDO BHF Asset Management, zu einigen Kollateralschäden geführt. „In diesem Zusammenhang zeichnen sich die Aktienmärkte nach wie vor durch eine Polarisierung aus. Besonders augenfällig ist dies zweifellos in den USA, wo die Aktienmarkthausse fast ausschließlich den Kurszuwächsen der als wachstumsstark geltenden „glorreichen Sieben“ zuzurechnen ist“, so Denize, der auch Co-CIO der ODDO BHF ist, in einem aktuellen Marktkommentar.
Auch der MSCI USA Growth Index habe seit Jahresbeginn um 36% zugelegt. Der MSCI USA Value Index sei hingegen – belastet durch das Rezessionsrisiko – um 2% gefallen. Diese Polarisierung zeige sich auch in Europa. „Für das Plus des Stoxx Europe 50 Index seit Jahresbeginn waren die steigenden Aktienkurse von Novo Nordisk und ASML zu 45% die treibenden Faktoren“, so Denize. Er weist darauf hin, dass durch die Outperformance der US-Märkte seit Jahresbeginn der Bewertungsabschlag gegenüber Europa auf ein Rekordniveau von 35% gestiegen ist.
Das Szenario einer schweren Rezession ist ODDO BHF AM zufolge in den Bewertungen zyklischer europäischer Unternehmen bereits eingepreist. „Noch nie wurde eine Rezession so breit vorhergesagt (ohne bislang einzutreten)“, merkt Denize an. Zwar habe sich die europäische Wirtschaft als sehr widerstandsfähig erwiesen. Bei den zyklischeren Werten ist der Abschwung jedoch bereits seit mehreren Quartalen spürbar. Unternehmen aus den Sektoren Chemie, Stahl, Papier/Pappe und Bergbau, die zu den zyklischsten Branchen gehören, haben in den letzten Quartalen aufgrund des Lagerabbaus bei ihren Kunden deutliche Volumen- und Rentabilitätseinbußen hinnehmen müssen.
„Wir gehen aber davon aus, dass der absatzbelastende Lagerabbau nun weitgehend abgeschlossen ist. So haben die jüngsten Quartalsberichte bei vielen dieser Unternehmen eine Stabilisierung erkennen lassen. Hinzu kommt, dass viele zyklische Unternehmen inzwischen Bewertungsniveaus aufweisen, die bereits das Szenario einer schwerwiegenden Rezession einpreisen, ähnlich wie es in den letzten Phasen eines konjunkturellen Abschwungs der Fall ist“, analysiert der Chefanlagestratege. „Zwar waren es diese Unternehmen, die als erstes die Konjunkturabkühlung zu spüren bekamen. Sie werden jedoch – das sollten wir nicht vergessen – auch als erstes profitieren, wenn die Konjunkturindikatoren wieder anziehen.“ Anlagen in zyklische Unternehmen in dieser Zyklusphase erforderten jedoch eine genaue Prüfung der Bilanzqualität, um sicherzustellen, dass die Unternehmen in der Lage sind, eine Abschwungphase unbeschadet zu überstehen.
Vor diesem Hintergrund baut ODDO BHF die Aktienallokation in der Eurozone leicht aus, und zwar sowohl bei bestimmten unterbewerteten Titeln als auch bei profitablen Wachstumswerten. Letztere dürften durch die Stabilisierung der Zinsen gestützt werden, wenngleich ein Großteil der Neubewertung bereits erfolgt ist. In den kommenden Monaten werde daher die Gewinnentwicklung das Zünglein an der Waage für eine Out- oder Underperformance sein.
Denize zufolge tun sich hier für langfristig orientierte Anleger zahlreiche Chancen auf: „Es ist an der Zeit, Wachstums- und Value-Aktien nicht länger als ein Gegensatzpaar zu betrachten. Qualitätsunternehmen sind in beiden Segmenten zu finden.“ Die relativen Renditen, die für 2023 in Europa sehr ähnlich ausfielen, seien ein Beleg dafür. Vor diesem Hintergrund ist ODDO BHF davon überzeugt, dass es 2024 wie bereits in diesem Jahr auf die gezielte Auswahl der überzeugendsten Titel ankommen wird, um Performance zu generieren.
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Die Tücken des Fondsratings: Warum ein gutes Scope Rating keine sichere Anlage bedeutet
Von Dr. Oliver Everling | 16.November 2023
Ein gutes Rating für Investmentfonds wird oft als Qualitätsmerkmal betrachtet, das Anlegern Sicherheit und Erfolg verspricht. Doch die Realität zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist. Das jüngste Fondsrating-Update von Scope Fund Analysis im November 2023 verdeutlicht, dass selbst Fonds mit Top-Ratings herbe Verluste verzeichnen können. Das belegen Zahlen des Unternehmens des Berliner „Scope Group“, der Scope Fund Analysis GmbH.
BlueBay Investment Grade Bond: Mehr Rendite, aber auch mehr Risiko: Ein Beispiel für diese Diskrepanz ist der BlueBay Investment Grade Bond, der sein (A)-Rating zurückerobert hat. Die positive Entwicklung in Bezug auf die Performance im Vergleich zur Peergroup Renten EURO Corp. Inv. Grade führte zu dieser Aufwertung. Der Fonds, der hauptsächlich in europäische Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating investiert, zeigt über fünf Jahre eine Rendite von -0,56% und -3,61% p.a. im Vergleich zur Peergroup. Doch die höheren Risikokennzahlen, insbesondere die Volatilität und der maximale Verlust über fünf Jahre, liegen über dem Durchschnitt der Peergroup. Diese Zahlen (6,92% und -13,80%) sollten Anleger dazu veranlassen, genauer auf die Risikofaktoren zu achten, selbst wenn ein Fonds ein gutes Rating vorweisen kann.
BGF World Gold: Glanz trotz niedriger Rendite: Ein weiteres Beispiel ist der BGF World Gold, der nach fast sechs Jahren wieder ein Top-Rating erreicht hat. Der Fonds, der in Unternehmen des Edelmetall-Bergbaus investiert, zeigt zwar eine beeindruckende Risikostabilität, jedoch liegt die Rendite über fünf Jahre mit 7,81% unter dem Peergroup-Durchschnitt. Auch hier verdeutlicht sich, dass ein gutes Rating nicht zwangsläufig eine überdurchschnittliche Rendite bedeutet.
Flossbach von Storch-Multiple Opportunities II: Von (A) zu (A)-Rating: Ein drittes Beispiel ist der Flossbach von Storch-Multiple Opportunities II, der nach vier Monaten mit (A)-Rating eine Stufe nach unten rutscht. Die leichte Verschlechterung auf der Performance- und Risikoseite im Vergleich zur Peergroup führte zu diesem Downgrade. Auch hier zeigt sich, dass ein Fonds, der über fünf Jahre besser als der Durchschnitt abschneidet, über drei Jahre leicht zurückliegen kann. Die höheren Risikokennzahlen des flexiblen Ansatzes verdeutlichen, dass auch hier Vorsicht geboten ist.
Fazit: Die aktuellen Entwicklungen im Fondsrating verdeutlichen, dass Anleger nicht blind auf Ratings der Scope Fund Analysis GmbH vertrauen sollten. Ein gutes Rating ist kein Garant für langfristigen Anlageerfolg. Es ist entscheidend, nicht nur auf die Rendite, sondern auch auf die Risikokennzahlen zu achten. Die Vergleiche mit Peergroups bieten dabei eine wichtige Orientierung. Anleger sollten sich bewusst sein, dass höhere Renditen oft mit höheren Risiken einhergehen und dass ein ausgewogenes Verhältnis entscheidend für eine erfolgreiche langfristige Anlagestrategie ist.
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Wandelanleihen: Risikoabbau plus Rendite
Von Dr. Oliver Everling | 16.November 2023
Mit dem Ende des Zinserhöhungszyklus dürfte eine überdurchschnittliche Performance kleiner und mittlerer Unternehmen einhergehen, also den wesentlichen Emittenten von Wandelanleihen. Dieser Ansicht ist Arnaud Brillois, Portfoliomanager und Analyst bei Lazard Asset Management und Leiter des Global Convertible-Teams. „Wir sind der Meinung, dass die Bewertungen vieler Wachstumswerte das höhere Zinsumfeld bereits einpreisen“, lautet die Prognose des Experten.
Mit Blick auf die Zukunft führt er weiter aus: „Wir gehen davon aus, dass das in den Quartalsergebnissen berichtete höhere Umsatzwachstum der weit wichtigere Treiber für die Bewertungen darstellt als der Gegenwind aus den potenziellen Zinserhöhungen.“ Zumal die Daten des dritten Quartals eine deutliche Verlangsamung der weltweiten Inflation gezeigt hätten. In den USA zum Beispiel habe der Preisdruck deutlich nachgelassen. Deshalb habe die US-Notenbank Fed in ihrer jüngsten Prognose erklärt, dass sie sich dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähere – wobei ihr jüngster „Dot Plot“ noch eine weitere Zinserhöhung prognostiziere.
Brillois ordnet die Erklärung der Notenbanker ein: „Die Fed bleibt bei ihrer Siegeserklärung vorsichtig und stellt längerfristig höhere Zinssätze in Aussicht. Dies führte in den letzten Monaten zu einer hohen Zinsvolatilität, da der Markt versucht hatte, die zukünftige Entwicklung einzupreisen (einschließlich der Frage, wie lange es bis zur ersten Zinssenkung dauert). Mittelfristig gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen der Zinssätze auf die Aktienperformance abnehmen werden.“
Davon dürften vor allem die zinssensiblen Wachstumssektoren kleiner und mittlerer Unternehmen profitieren, die in den Jahren 2021 und 2022 unter den steigenden Zinsen gelitten hätten. „Mid-Cap-Wachstumswerte schnitten bereits 2023 besser ab, blieben aber noch hinter den großen Technologiewerten zurück, die den größten Teil der NASDAQ-Performance verantworten“, so der Experte.
In einigen Teilsektoren seien die starken Unternehmensergebnisse bereits mit einer robusten Aktienperformance belohnt worden. Brillois und sein Team hätten daraufhin bereits gehandelt: „Kreuzfahrtunternehmen beispielsweise haben im Jahr 2023 bislang starke Gewinne verzeichnet. Das hat uns dazu veranlasst, Gewinne mitzunehmen und die Position zu reduzieren. In anderen Teilsektoren, darunter Fluggesellschaften, Online-Reisebuchungen und Live-Unterhaltung, bleiben wir engagiert. Unsere These lautet: Bei diesen Unternehmen wird sich die Rückkehr zur vollen Auslastung in den kommenden Quartalen als wichtiger für die Quartalsergebnisse erweisen als die Befürchtungen hinsichtlich einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.“
Die Strukturen von Wandelanleihen sind für Anleger nach wie vor günstig, betont Brillois. Dies sei besonders in volatilen Zeiten relevant. „Viele Wandelanleihen bieten attraktive Renditen wie beispielweise im Technologiesektor: Hier werfen rund die Hälfte der Convertibles über 5 Prozent pro Jahr ab“, so der Experte. Darüber hinaus böten diese Anleihen mit der Wandeloption ein gewisses Aktienengagement, das bei einer Börsenrallye eine zusätzliche potenzielle Renditequelle darstelle. „Diese Konstellation bedeutet auch, dass Wandelanleihen im Durchschnitt relativ nahe an ihrem Bond-Floor liegen. Das bietet in Zeiten des Risikoabbaus oder höherer Volatilität einen wichtigen Schutz nach unten“, so der Experte.
Ganz genau beobachten die Portfolio Manager von Lazard aktuell die Preisbildung für Unternehmensanleihen. „Der Markt ist angesichts des wirtschaftlichen Hintergrunds leicht angespannt. Wir gehen aber davon aus, dass das hohe absolute Niveau des Carrys höhere Bewegungen begrenzen kann“, so der Experte. Leicht gestiegen seien auch die Ausfallquoten von Unternehmen. „Angesichts der Folgen höherer Zinssätze, strengerer Kreditvergabestandards der Banken und des sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums in den USA und Europa fallen sie jedoch noch recht niedrig aus“, urteilt Brillois.
Insgesamt glaubt er, dass Wandelanleihen diesen Risiken weniger ausgesetzt sind als andere Anlageklassen. Denn mit einer günstigen Branchenzusammensetzung mit Fokus auf Wachstumsunternehmen sowie durchschnittlich weniger komplexen Bilanzen könnten Wandelanleihen vergleichsweise weniger stark exponiert gegenüber Kreditrisiken sein. Arnauld Brillois verweist außerdem auf die Historie: „Im Vergleich zu ähnlich bewerteten traditionellen Nominalanleihen weisen Wandelanleihen aus historischer Sicht bereits einen beträchtlichen Kreditabschlag auf, was die Anlageklasse in Zeiten des Kreditausverkaufs vor weiteren Abschlägen schützt bzw. bei einer Marktnormalisierung eine zusätzliche Renditequelle darstellt.“
Bei den Experten von Lazard überwiegt im derzeitigen Marktumfeld der Optimismus. „Aktuell bieten viele Wandelanleihen sowohl interessante Renditen als auch eine hohe Aktiensensitivität“, fasst Brillois zusammen. „Zudem können Wandelanleihen eine potenziell günstige Sektormischung mit einer Tendenz zu mittelgroßen und wachstumsstarken Titeln gewährleisten. Und schließlich sehen wir ein defensiveres Kreditrisikoprofil der Anlageklasse, das die Performance in Zeiten der Kreditunsicherheit schützen könnte.“
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Hohe Unsicherheit im Rating: Wie verhalten sich die USA?
Von Dr. Oliver Everling | 16.November 2023
Die zunehmenden Spannungen um Taiwan verschärfen gegenwärtig den Hegemonialkonflikt zwischen den USA und China, immer mehr Signale deuten auf eine mögliche Eskalation schon in naher Zukunft. Dahinter steht Chinas offensive Strategie für eine „Neue Weltordnung – Made in China“. „Die jüngsten Drohgebärden aus Peking verheißen nichts Gutes. Im Fall eines Angriffs auf Taiwan droht ein sehr gefährliches Szenario mit gravierenden Folgen für die ganze Welt“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, in einer aktuellen Analyse potentieller Eskalationsrisiken im Taiwan-Konflikt. Die Sorge vor einer weiteren Verschärfung des Taiwan-Konflikts war offensichtlich auch ein wichtiger Anlass für das jüngste Spitzengespräch zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping in San Francisco.
China habe seinen Druck auf Taiwan durch verstärkte Militärmanöver in der Region und eine zunehmend aggressive Rhetorik zuletzt systematisch erhöht. Die Eskalationsstrategie Chinas sähe neben einer vollständigen Seeblockade des Inselstaates und Attacken gegen Taiwans Datennetze in letzter Konsequenz auch eine gewaltsame Einnahme der Insel vor. Staatschef Xi Jinping habe wiederholt Chinas territorialen Anspruch auf Taiwan betont und die Wiedervereinigung mit der „abtrünnigen Provinz“ explizit gefordert. Die Lage könne sich rund um die im Januar 2024 anstehenden Präsidentschaftswahlen in Taiwan zuspitzen. Sollte ein China-kritischer Kandidat gewinnen, könne Peking seine Pläne zur militärischen Intervention zeitnah aktivieren. „Das Risiko einer Eskalation wird dadurch verstärkt, dass Chinas Präsident Xi Jinping die neue Staatsdoktrin nationaler Wiedergeburt und Stärke als ‚schicksalhaft‘ stilisiert und deren Erfolg direkt mit seiner Person verknüpft hat. Damit setzt sich China in der Taiwan-Frage unmittelbar unter Zugzwang. Im schlimmsten Fall droht eine direkte militärische Konfrontation zwischen China und den USA“, so Rapp.
Durch die Insellage unmittelbar vor der chinesischen Küste habe Taiwan sowohl für China als auch für die USA enorme strategische Bedeutung. Für China gehe es primär um sichere Navigation für Energietransporte und Handelsschiffe, aber zunehmend auch für die chinesische Flotte. Aus Sicht der USA biete Taiwan dagegen als ‚unsinkbarer Flugzeugträger‘ einen enormen geostrategischen Vorteil, um eigene Machtinteressen im Westpazifik abzusichern. Hinzu komme noch die hohe Abhängigkeit der USA von modernster Chiptechnologie, die zu einem Großteil in Taiwan produziert werde. „Aus Sicht der USA ist Taiwan für alle zukünftigen Entwicklungen im Bereich Hochtechnologie absolut unverzichtbar. Eine Übernahme durch China hätte für die USA enorme sicherheitsrelevante Konsequenzen. Speziell dieser Punkt macht deutlich, warum Taiwan im Großmachtkonflikt zwischen den USA und China eine so zentrale Rolle spielt“, erklärt Rapp.
Ob die USA im Fall einer chinesischen Invasion Taiwan tatsächlich militärisch beistehen würden, sei derzeit kaum seriös zu beantworten. Hauptrisiko sei, dass schon kleinste Anlässe eine militärische Konfrontation zwischen den USA und China – und damit einen potentiellen Weltkrieg – auslösen könnten. Theoretisch könnten die USA zwar Taiwan auch an China preisgeben, etwa um Zugeständnisse in anderen strategisch relevanten Bereichen zu erreichen. Dies erscheine derzeit aber wenig realistisch, weil damit die Bewegungsfreiheit der USA im Pazifik stark begrenzt werde. „Die weitere Entwicklung rund um Taiwan hängt deshalb auch vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA im kommenden Jahr ab“, ergänzt Rapp. Sollte es ab 2024 zu einer Neuauflage der volatilen Trump-Präsidentschaft kommen, könnten auch bislang unverrückbare Parameter der US-Außenpolitik schnell kippen. „Die nächsten beiden Jahre sind deshalb für Taiwan – und alle damit verbundenen Risiken – von entscheidender Bedeutung. Auch für die globalen Kapitalmärkte gewinnt dieses Zeitfenster an Brisanz“, warnt Rapp. Professionelle Investoren sollten vorerst sehr genau beobachten, wie sich die rivalisierenden Großmächte USA und China im Taiwan-Konflikt positionieren, um potentielle Risiken für die Weltwirtschaft besser abschätzen zu können.
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