Vertrauensvolle Führung: Die DFV Deutsche Familienversicherung AG mit Vater-Tochter-Duo an der Spitze

Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2024

Die DFV Deutsche Familienversicherung AG (DFV) hat kürzlich Viktoria Knoll zur Generalbevollmächtigten für die Bereiche Marketing, Personal und Produktentwicklung ernannt, wodurch sie als Chief Commercial Officer (CCO)/Chief HR Officer (CHRO) ab sofort Mitglied der Geschäftsleitung ist. Dieser Schritt wirft ein besonderes Licht auf die Bedeutung von Vertrauen seitens der Aktionäre, insbesondere wenn Vater und Tochter gleichzeitig Schlüsselpositionen im Unternehmen besetzen.

Die Entscheidung, Viktoria Knoll in die Geschäftsleitung aufzunehmen, wurde von Dr. Stefan M. Knoll, dem Vorsitzenden des Vorstands und gleichzeitig Vater von Viktoria, mit Freude und Dankbarkeit bekannt gegeben. Der CEO betonte die Fortsetzung der Verjüngung an der Unternehmensspitze und lobte die exzellente Ausbildung sowie die überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft seiner Tochter.

Viktoria Knoll, die am 1. April 2022 in das Unternehmen eingetreten ist, hat sich bereits als Head of Marketing profiliert. Unter ihrer Führung wurde die Marketingabteilung personell und inhaltlich umfassend umgestaltet. Ihr Fokus liegt auf der strategischen Ausrichtung des Marketings, insbesondere im Bereich Social Media, der Weiterentwicklung digitaler Vermarktungsfähigkeiten, der Implementierung von KI-gestütztem Marketing und der Steuerung der TV-Werbung der Deutschen Familienversicherung.

Die Erweiterung ihrer Verantwortungsbereiche um Personal und Produktentwicklung zeigt das Vertrauen des Unternehmens in ihre Fähigkeiten und ihre vielseitige Qualifikation. Viktoria Knoll, eine staatlich geprüfte Kommunikationswirtin mit einem Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre von der Humboldt Universität Berlin und einem Master of Science in Digital Marketing Strategy vom Trinity College Dublin, bringt umfassende Berufserfahrung in Werbeagenturen mit eigener Etat- und Führungsverantwortung mit.

Die Integration von Familienmitgliedern in Führungspositionen birgt Chancen, aber auch Herausforderungen. Ein besonderes Augenmerk der Aktionäre sollte daher auf transparenter Kommunikation und klaren Leistungsnachweisen liegen. Die Tatsache, dass Viktoria Knoll bereits vor ihrem Eintritt bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG erfolgreich bei der Digitalagentur DEPT in Berlin tätig war, unterstreicht ihre Unabhängigkeit und Erfahrung außerhalb des elterlichen Unternehmens.

In einer Zeit, in der die Bedeutung von Diversität und Inklusion in Unternehmen zunehmend anerkannt wird, stellt die Ernennung von Viktoria Knoll nicht nur einen Schritt in Richtung Verjüngung der Unternehmensführung dar, sondern zeigt auch, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Familienmitgliedern in Führungspositionen möglich ist, sofern klare Strukturen und Transparenz gewährleistet sind. Das Vertrauen der Aktionäre spielt dabei eine entscheidende Rolle, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die DFV Deutsche Familienversicherung AG unter der gemeinsamen Führung von Vater und Tochter weiterentwickeln wird.

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Industrie nochmals mit realem Umsatzminus

Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2024

Die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft schlägt sich in zurückhaltenden Prognosen für viele Wirtschaftsbereiche und Branchen für das Jahr 2024 nieder. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen, geldpolitischen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte: Eine kraftlose Weltwirtschaft, steigende Zinsen und zunehmend sichtbare Standortnachteile lassen die Wirtschaft in Deutschland auch im kommenden Jahr auf der Stelle treten.

„Die Industrie befindet sich bereits seit 2018 in einem Abwärtstrend. Die Produktionszahlen liegen aktuell noch immer um rund 6 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Zwar besteht Hoffnung, dass im zweiten Halbjahr ein verbessertes weltwirtschaftliches Umfeld wieder einen Zuwachs der Industrieproduktion ermöglicht. Insgesamt dürfte die Produktion im Jahr 2024 aber wieder um etwa 2 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2023 liegen“, so die Erwartung von Axel D. Angermann.

Die Chemiebranche kann sich dabei nach dem drastischen Rückgang der vergangenen Jahre auf niedrigem Niveau stabilisieren. Mit deutlichem Gegenwind muss die Autoindustrie rechnen, so die Warnung des Chef-Volkswirten: „Der Wegfall staatlicher Förderungsmaßnahmen für den Kauf von Elektrofahrzeugen und starke internationale Konkurrenz mit wachsenden Marktanteilen für chinesische Hersteller lassen für das Jahr eine um etwa 3,6 Prozent geringere Produktion erwarten als im Jahr 2023. Negativ sind auch die Aussichten für den Maschinenbau, der unter der allgemeinen Investitionsschwäche leidet. Stabilere Erwartungen hinsichtlich der Rahmenbedingungen, mit denen Unternehmen mittelfristig planen können, wären hier ein wesentlicher Faktor für eine Verbesserung der Perspektiven, sind aber aus heutiger Sicht eher Wunsch als beobachtbare Realität.“

Bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren trat die Ampel-Regierung mit dem Versprechen an, pro Jahr 400.000 neue Wohneinheiten schaffen zu wollen. „Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt. Tatsächlich ist die Bauproduktion in den beiden zurückliegenden Jahren jeweils um 4 bzw. 3,5 Prozent geschrumpft, und ein Ende der Talfahrt ist noch nicht in Sicht. Das gilt insbesondere für Bauträger und Projektentwickler, deren Geschäft unter gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten massiv leidet. Abhilfe könnten hier die Vereinfachung von Bauvorschriften, eine umfassende Entbürokratisierung und die massive Förderung seriellen Bauens schaffen. Dass das Minus im Baugewerbe insgesamt nicht noch höher ausfällt, liegt an einer guten Auftragslage für Vorhaben innerhalb des Bestands und an der positiven Entwicklung des Tiefbaus. Die langfristigen Perspektiven hängen hier allerdings wesentlich von der zuverlässigen Finanzierung der Straßen- und Schienenbauprojekte ab.“

Mit der sinkenden Inflation verbindet sich die Erwartung eines moderaten Zuwachses des privaten Konsums im Jahr 2024. Vor diesem Hintergrund sollte sich der Umsatz des Einzelhandels nach dem deutlichen Minus im Jahr 2023 zumindest stabilisieren, heißt es aus dem Hause der FERI. „Reisebüros und -veranstalter haben im Jahr 2023 stark zugelegt und dürften 2024 ebenfalls gut abschneiden. Auch nachdem die Tourismusbranche 2023 ein preisbereinigtes Umsatzplus von 14 Prozent erzielen konnte, liegen die Umsätze noch immer um mehr als 10 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Damit sind weitere Aufholeffekte möglich, auch wenn sich die Dynamik des Wachstums spürbar abschwächen sollte. Mit Umsatzrückgängen ist dagegen im Gastgewerbe zu rechnen, weil der Wegfall der Mehrwertsteuerbegünstigung zu höheren Preisen und sinkender Nachfrage führen wird.“

Positiv bleibt die Umsatzentwicklung im IT-Sektor und damit verbundenen Branchen: „Der Umsatz mit Dienstleistungen der Informationstechnologie ist inzwischen ein Drittel höher als vor der Pandemie, für die Datenverarbeitung und Webportale beträgt das Plus 19 Prozent. Auch im Jahr 2024 dürften beide Sektoren vom anhaltenden Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung profitieren. Es gilt aber weiterhin das bereits im vergangenen Jahr Gesagte: Um die Potenziale dieser Sektoren voll ausschöpfen zu können, braucht es mehr Impulse auch aus dem politischen Bereich. Mehr Engagement von Kommunen und Ländern in der Digitalisierung von Verwaltungsabläufen und Bürgerdienstleistungen wären hier hilfreich.“

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FMA warnt vor betrügerischen Finanzdienstleistern: Anstieg der unseriösen Anbieter um 26,2% im Jahr 2023

Von Dr. Oliver Everling | 3.Januar 2024

Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) hat einen alarmierenden Anstieg unerlaubt tätiger Finanzdienstleister auf dem österreichischen Finanzmarkt im Jahr 2023 festgestellt. Im Vergleich zu 2022, in dem die FMA 84 Investoren-Warnungen veröffentlichte, stieg die Zahl im abgelaufenen Jahr auf 106 – ein besorgniserregendes Plus von 26,2%. Besonders beunruhigend ist, dass der Großteil dieser unseriösen Anbieter über das Internet aus dem Ausland agiert, für behördliche Maßnahmen schwer greifbar ist und Indizien für betrügerische Machenschaften vorliegen.

Die betrügerischen Aktivitäten konzentrieren sich vor allem auf webbasierte Handelsplattformen, die angeblich verschiedene Finanzinstrumente anbieten. Die FMA warnt jedoch davor, dass viele dieser Plattformen lediglich durch manipulierte Software einen falschen Eindruck von Handel und Veranlagung vermitteln. Einmal getätigte Einzahlungen werden veruntreut, und vermeintliche Gewinne werden nie ausgezahlt.

Besonders perfide sind die Methoden einiger unseriöser Anbieter, die mit gefälschten Empfehlungen oder Geheimtipps von Prominenten werben. In den vergangenen Monaten wurde vermehrt behauptet, dass bekannte Persönlichkeiten wie Armin Wolf, Armin Assinger, DJ Ötzi, Alexander van der Bellen, Mirjam Weichselbraun, Christoph Grissemann oder Barbara Karlich in diese betrügerischen Finanzdienstleistungen investiert hätten. Diese Behauptungen sind jedoch frei erfunden und werden ohne Zustimmung der Prominenten als Köder missbraucht.

Die unseriösen Anbieter nutzen gefälschte Social-Media-Beiträge und Artikel, um falsche Informationen über angebliche Auftritte oder Interviews der Prominenten zu verbreiten. Dadurch sollen potenzielle Anleger dazu verleitet werden, auf der Plattform einzusteigen. Dabei werden geringfügige „Test-Investitionen“ mit hohen Gewinnversprechen und geringem Risiko empfohlen. Nach anfänglichen Scheingewinnen wird dann zu höheren Investments gedrängt. Sobald Anleger weitere Einzahlungen verweigern oder Auszahlungen fordern, brechen die Kontakte zu den Plattformbetreibern abrupt ab. Die betrogenen Anleger warten vergeblich auf die Auszahlung der angeblich erzielten Gewinne.

Die FMA empfiehlt allen, die ein Investment bei einem unbekannten Anbieter in Erwägung ziehen, zuerst die Unternehmensdatenbank auf der FMA-Website zu konsultieren, um zu prüfen, ob der Anbieter überhaupt berechtigt ist, Finanzdienstleistungen anzubieten. Zusätzlich sollte eine Internetrecherche durchgeführt werden, um festzustellen, ob bereits Investoren-Warnungen veröffentlicht wurden, sei es von der FMA, anderen Behörden oder spezialisierten Verbraucherschützern wie der „Watchlist Internet“. Generell gilt die Regel: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist in der Regel auch nicht wahr. Potenzielle Investoren sollten daher äußerst vorsichtig sein und auf Warnungen der FMA sowie anderer seriöser Quellen achten, um sich vor betrügerischen Machenschaften zu schützen.

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Risiko „Trump“ macht die Schwachstellen in der Weltwirtschaft sichtbar

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2024

Die Möglichkeit, dass der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald J. Trump, noch einmal ins Weiße Haus einzieht, ist in diesem Jahr der größte Unsicherheitsfaktor für Anleger. Norman Villamin, Group Chief Strategist bei der Union Bancaire Privée (UBP), skizziert, worauf sich Anleger dann einstellen müssten: „Wie schon 2017 würde er fiskalpolitische Instrumente nutzen, um Unterstützer zu belohnen und die Opposition zu bestrafen. Die Ausweitung des Haushaltsdefizits würde sich dieses Mal jedoch auf einem im historischen Vergleich bereits hohen Ausgangsniveau vollziehen.“ Das Haushaltsdefizit der USA ist derzeit bereits bei 2 Billionen US-Dollar, so hoch wie 8% des BIP.

Auch bei den steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Belastungen sind Verschiebungen zu erwarten: Der traditionelle Energiesektor bekäme Rückenwind, wie schon während der letzten Amtszeit von Donald Trump. Derweil müssten sich die Big Tech-Konzerne darauf einstellen, stärker kontrolliert zu werden, das war schon in Trumps erster Amtszeit bezüglich der Opposition zu beobachten. Wahrscheinlich wären auch weitere Einschränkungen im Bereich des Kapitalverkehrs und des geistigen Eigentums sowie eine Ausweitung der bereits 2021 eingeführten Beschränkungen.

Ein solcher politischer Kurs hätte sowohl wirtschaftliche als auch geopolitische Konsequenzen. Wirtschaftlich könnte eine ungezügelte Ausgabenpolitik die Inflation in den USA und weltweit erneut anheizen und die Fed ihrer Möglichkeiten berauben, konjunktursteuernde Impulse zu setzen und die Inflation im Zaum zu halten. Geopolitisch wäre mit neuerlichen Spannungen zwischen den USA und Europa, wie auch schon während Trumps erster Amtszeit, zu rechnen. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg. „Wenn im pazifischen Raum Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen der USA rasch verschärft werden, sind Vergeltungsmaßnahmen seitens der chinesischen Regierung vorprogrammiert“, so Villamin. Der seit dem Handelskrieg von 2018–2019 noch schwelende Konflikt könne dann wieder aufflammen.

Für Anleger wäre mit einer neuerlichen Präsidentschaft von Donald Trump unter anderem das Risiko verbunden, dass die Schwachstellen in der Weltwirtschaft offen zutage treten. „So könnte sie als Katalysator für inflationäre Tendenzen und eine Aufweichung der Haushaltsdisziplin wirken. Die Unsicherheit könnte weiter steigen“, vermutet Villamin. Auf politischer Ebene könnte sich damit die Herausbildung einer neuen Weltordnung beschleunigen, mit dem Aufstieg des «Globalen Südens» und einer Verlagerung der Macht von den bisher tonangebenden Ländern hin zu Schwellenländern in Europa und dem Nahen Osten. „Gold könnte angesichts solcher destabilisierender Entwicklungen ein Comeback als langfristiger Anker für den Vermögenserhalt in Anlegerportfolios feiern“, so der Chefstratege der UBP.

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Die CRA-Verordnung und die Förderung des Wettbewerbs im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2023

Die Credit Rating Agency (CRA) Regulation, eine Regelung zur Regulierung von Ratingagenturen in der Europäischen Union (EU), verfolgt unter anderem das Ziel, den Wettbewerb in den Märkten für Kreditbeurteilungen zu erhöhen. Ein zentraler Ansatzpunkt hierbei ist die Ermutigung von Emittenten oder damit verbundenen Dritten, kleinere Ratingagenturen zu nutzen.

Gemäß Artikel 8d der CRA-Verordnung sind Emittenten oder damit verbundene Dritte, die beabsichtigen, zwei oder mehr Kreditbewertungsagenturen für die Bewertung einer Emission oder Einrichtung zu beauftragen, dazu aufgefordert, zumindest eine Agentur mit nicht mehr als 10% des Gesamtmarktanteils in der EU zu berücksichtigen. Durch diese Regel sollte der Marktanteil der kleineren Agenturen quasi automatisch steigen.

Entscheidet sich ein Emittent oder damit verbundener Dritter trotzdem dafür, keine Agentur mit weniger als 10% Gesamtmarktanteil zu beauftragen, verlangt die CRA-Verordnung (Artikel 8d), dass diese Entscheidung dokumentiert wird. Die Einhaltung der Pflichten nach Artikel 8d wird auf nationaler Ebene von den zuständigen sektoralen Aufsichtsbehörden überwacht und durchgesetzt.

Um Emittenten oder damit verbundene Dritte bei dieser Bewertung zu unterstützen, sieht Artikel 8d der CRA-Verordnung vor, dass die European Securities and Markets Authority (ESMA) jährlich eine Liste der registrierten Ratingagenturen sowie die Arten von Ratings veröffentlicht. Diese Liste enthält auch eine Berechnung der Umsätze der Ratingagenturen aus Kreditbewertungsaktivitäten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene.

Die Gesamtmarktanteile jeder registrierten Kreditbewertungsagentur werden gemäß Artikel 8d(3) der CRA-Verordnung anhand des Jahresumsatzes aus Kreditbewertungsaktivitäten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene in der EU berechnet. Für die Berechnung der Gesamtmarktanteile für das Jahr 2022 wurden die geprüften Finanzberichte der Kreditbewertungsagenturen herangezogen.

Die Marktanteile nach Ratingkategorien, die in Abschnitt 9 aufgeführt sind, basieren auf dem Anteil der Instrumente, für die eine von EU-registrierten Kreditbewertungsagenturen ausgestellte Bewertung vorliegt.

Die Tabelle der ESMA gibt eine Liste aller in der EU registrierten Kreditbewertungsagenturen gemäß der CRA-Verordnung wieder. In diesem Zusammenhang operieren derzeit mehrere Gruppen von Kreditbewertungsagenturen in der EU. Für jede Agentur oder Gruppe von Agenturen stellt die ESMA den jeweils anwendbaren Gesamtmarktanteil bereit. Um Informationen zur Entwicklung des Marktes bereitzustellen, gibt die ESMA auch Auskunft über die jährliche Veränderung des Marktanteils jeder Agentur.

In diesem Jahr führte die Abmeldung von zwei Kreditbewertungsagenturen zu Veränderungen am Marktanteil. Die beiden abgemeldeten Agenturen waren Qivalio SAS (ehemals Spread Research) und Scope Hamburg GmbH (ehemals Euler Hermes Rating GmbH).

Abschließend gibt die ESMA einen Überblick über die Gesamtmarktanteile der einzelnen Agenturen, wobei S&P Global Ratings Europe Limited den größten Anteil mit 48,63 % hält. Die Marktanteile anderer Agenturen variieren, wobei einige einen Anstieg und andere einen Rückgang verzeichnen. Auf S&P Global Ratings Europe Limited folgt Moody’s Investor Services mit 31,45 %. Fitch Ratings Ireland Limited konnte seinen Marktanteil auf 10,26 % steigern (im Vorjahr 10,05 %), wie auch die nächstgrößte, aber schon unter der kritischen 10-%-Marke liegende DBRS Ratings GmbH auf 1,81 % kam (im Vorjahr 1,31 %), während die genannten anderen Ratingagenturen Marktanteile verloren. 16 weitere Ratingagenturen spielten eine untergeordnete Rolle.

Die Veröffentlichung dieser Informationen und die daraus resultierenden Maßnahmen sollen sicherstellen, dass der Kreditbewertungsmarkt in der EU transparent bleibt und Wettbewerb sowie Vielfalt gefördert werden.

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Gewinnentwicklung und Geschäftsmodell sind die wichtigsten Kaufkriterien

Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2023

Die GRENKE AG, globaler Finanzierungspartner für kleine und mittlere Unternehmen, hat zusammen mit der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe in einer groß angelegten Studie die Motive und Entscheidungskriterien von privaten Anlegerinnen und Anlegern beim Kauf von Aktien analysiert. Wichtigstes Ergebnis bei der Frage nach den Anlagezielen: Langfristige Vermögensbildung hat für über 75 Prozent der befragten Privatanleger eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. Auch der Schutz vor Inflation stellt – zumindest aktuell ­– für über die Hälfte der Befragten ein wichtiges Anlageziel dar. Und: Statt auf wenige Aktientitel zu setzen, investieren Aktionärinnen und Aktionäre lieber in eine Vielzahl von Unternehmen.

Laut Studie, die von Matthias Jenkel als Abschlussarbeit seines Dualen Studiums bei der GRENKE AG mit über 900 privaten Anlegerinnen und Anlegern durchgeführt wurde, sind die beiden wichtigsten Entscheidungskriterien für Privatanleger beim Kauf einer Aktie die Gewinnentwicklung des Unternehmens sowie ein transparentes und verständliches Geschäftsmodell. Nahezu gleichauf folgen an dritter und vierter Stelle die Resilienz des Unternehmens und die Kursentwicklung der Aktie. Auf Platz fünf landet in der Studie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Weniger bedeutend für Privatanleger sind der Studie zufolge derzeit ökologische und soziale Faktoren.

In der Studie wurde die zunehmend relevante Investorengruppe der Privatanleger in Deutschland befragt. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) erreichte die Zahl der Aktiensparer im Jahr 2022 mit 12,9 Millionen ein neues Allzeithoch. Allein bei der GRENKE AG verdoppelte sich die Zahl der Privataktionäre in nur einem Jahr (2020) von ca. 10.000 auf über 20.000. Die Studie bietet nun konkrete Ansätze, um die Informationsbedürfnisse der Privatanleger noch präziser und umfassender zu berücksichtigen.

Anke Linnartz, Vice President Investor Relations der GRENKE AG: „Auf Basis der Studie haben wir vor allem Komplexität in der Darstellung des Geschäftsmodells reduziert und erstmals auch Veranstaltungen durch unseren CEO, Herrn Dr. Sebastian Hirsch, für private Aktionärinnen und Aktionäre angeboten. Das kommt gut an. Unser Ziel ist es, Informationen transparent aufzubereiten, das gilt auch für ökologische und soziale Faktoren, die weiter an Bedeutung gewinnen werden.“

Paul Petzelberger, Mitglied des Vorstandes der SdK: „Die innerhalb der wissenschaftlichen Studie erhobenen Investitionsfaktoren schaffen ein tieferes Verständnis für die Investitionsentscheidung von Privatanlegern. Privatanleger investieren ihre Gelder langfristig und mit Weitsicht und wirken antizyklisch auf Aktienkurse. Börsennotierte Unternehmen sind somit gut beraten, Privatanleger als wachsende Investorengruppe stärker zu adressieren, um sie als langfristige Investoren für sich zu gewinnen.“

Prof. Dr. Frank Borowicz von der Fakultät Wirtschaft der DHBW Karlsruhe, der die Studie im Rahmen einer Bachelorarbeit betreute: „Privatanleger standen viele Jahre im Schatten institutioneller Investoren. In der Studie zeigt sich, dass sich die Wichtigkeit von Themen verschoben hat: Ein derartig hohes Interesse von Privatanlegern am Geschäftsmodell und seiner Krisenresilienz ist ein neuartiges Phänomen. Letztlich wollen Privatanleger verstehen, ob das Geschäftsmodell in der sich transformierenden Wirtschaft dauerhaft Bestand hat. Ökologische und soziale Kriterien, obwohl stark diskutiert, spielen bei Anlageentscheidungen von Privatanalegern derzeit noch eine untergeordnete Rolle.“

Bei der GRENKE AG absolvieren derzeit 26 Studentinnen und Studenten ein Duales Studium. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat den Finanzierungsspezialisten in seiner jährlichen Untersuchung erst kürzlich wieder in den beiden Kategorien „Ausbildung“ und „Duales Studium“ mit der Höchstnote von fünf Sternen ausgezeichnet.

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Gesetzgeber machen Weg frei für zukünftiges Wachstum

Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2023

Mit der „Genschere“ CRISPR/Cas verfügt die Menschheit nach Erkenntnissen des FERI Cognitive Finance Institute erstmals über ein niederschwelliges Universalwerkzeug zum gezielten Verändern von Erbgut. CRISPR/Cas wird damit zum radikalen „Gamechanger“ für Krankheitsbekämpfung, Pflanzenzüchtung und biotechnologische Forschung. In Kombination mit Künstlicher Intelligenz sieht das FERI Cognitive Finance Institute für den Ansatz enorme Dynamik und Breite voraus – auch für heute noch unbekannte Anwendungen. Diese Entwicklung ist jedoch nicht frei von Risiken: Mögliche Mutationen oder böswillige Bio-Manipulationen schaffen völlig neue Bedrohungsszenarien.

„Der Grat zwischen Fluch und Segen ist bei dieser Technologie sehr schmal. Großen Wachstumschancen stehen enorme Risiken gegenüber – auch mit Blick auf politische oder militärische Missbrauchsmöglichkeiten“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, in einer aktuellen Analyse zum disruptiven Potential der neuen CRISPR/Cas-Technologie.

Das Kürzel CRISPR/Cas steht für ein molekularbiologisches Verfahren, mit dem sich ein DNA-Strang an einer beliebigen Stelle durchtrennen lässt, um ihn dort gezielt zu verändern. Dieses bahnbrechende Verfahren ermögliche sprunghafte Innovationen in zahlreichen Anwendungsgebieten. Darunter seien neue Möglichkeiten zur Heilung von Erb- und Infektionskrankheiten, zur Bekämpfung von Krebs sowie zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Pflanzen.

Um diese Zukunftschancen zu realisieren, würden derzeit weltweit die bislang strengen Gentechnikgesetze gelockert. Großbritannien habe als erstes Land bereits eine Marktzulassung für eine CRISPR/Cas-basierte Therapie erteilt, die US-Gesundheitsbehörde folgte vor wenigen Tagen. „Die enorm vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Genschere eröffnen künftig hohes Wachstumspotential. Investoren und Unternehmer sollten CRISPR/Cas und dessen weitere Entwicklung deshalb schon heute sehr genau beobachten“, erklärt Rapp.

Neben spektakulären Zukunftschancen erzeuge die CRISPR/Cas-Technologie jedoch auch neuartige Risiken und Bedrohungsszenarien. Neue Krankheiten, Resistenzen, Mutationen und ein unkontrolliertes Artensterben seien ebenso denkbar wie eine ungewollte oder gezielte Freisetzung pandemiegefährlicher Viren; zudem könnten irreversible Schäden im globalen Genpool resultieren.

Die relativ einfache und zugleich preiswerte CRISPR/Cas-Technologie begünstige zudem einen Missbrauch der Genschere durch selbsternannte „Gendesigner“ – ebenso wie die Entwicklung spezieller Biowaffen durch „Schurkenstaaten“ und skrupellose Militärs. Aus diesen Gründen sei die politische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung bei diesem Thema immens. „Investoren sollten auch diese Bedrohungsszenarien sehr genau im Blick behalten. In der heutigen Welt geopolitischer Konflikte ist nicht automatisch von einem wohlmeinend-friedlichen Gebrauch neuer Technologien wie CRISPR/Cas auszugehen“, warnt Rapp.

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50 Millionen Euro aus Rentnergesellschaften geleistet

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Die VEDRA Pensions hat im Dezember 2023 die Marke an 50 Millionen Euro bereits gezahlter Renten erreicht. Damit sieht sich VEDRA Pensions als der Anbieter im deutschen Markt, der die meisten Auszahlungen aus Pension Buy-outs an Betriebsrentner vorzuweisen hat. Im Jahr 2016 war das Unternehmen mit dem Ziel angetreten, die Übernahme von Pensionsverbindlichkeiten (Pension Buy-outs) in Deutschland zu etablieren.

Die VEDRA Pensions ist eine deutsche Holdinggesellschaft und hat sich auf innovative und pragmatische Lösungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Pensionsverbindlichkeiten spezialisiert („Pension Buy-outs“). Seit ihren Ursprüngen vor sieben Jahren hat die VEDRA auf dem deutschen Markt Pionierarbeit geleistet, wenn es darum geht, Unternehmen von Risiken zu befreien, die mit Pensionsverbindlichkeiten einhergehen. Konkret sind dies Inflation, Langlebigkeit, Zinsänderungs- und Marktrisiken.

Mit seinem Modell erreicht VEDRA eine vollständige wirtschaftliche und rechtliche Enthaftung des Unternehmens, verbunden mit der Ausbuchung der Verpflichtungen aus der Bilanz. Für die betroffenen Rentner wiederum bedeutet dies den Vorteil einer vollständigen Ausfinanzierung der Verpflichtungen. Gegenwärtig betreut VEDRA schon mehrere tausend Anspruchsberechtigte.

Mit der ersten Übernahme einer Rentnergesellschaft und dem dazugehörigen Pensionsplan im Jahre 2016 sowie weiteren Transaktionen legte VEDRA Pensions den Grundstein dazu, das Modell der Übernahme von Pensionsverpflichtungen durch eine Rentnergesellschaft bekannter zu machen. Mit Erfolg, wie der nun erreichte Meilenstein beweist. Er soll allerdings nur eine Etappe auf dem Weg sein. Denn der Bedarf der Unternehmen an zeitgemäßen und maßgeschneiderten Lösungen für die Ausfinanzierung und den abschließenden Risikotransfer von Pensionsverbindlichkeiten ist heute akuter denn je. Die Rentnergesellschaft und der Pension Buy-out bieten für diesen Bedarf ein sicheres und erprobtes Modell.

„Wir sind wirklich stolz auf diese Zahl und unsere proaktive Rolle am deutschen Markt. 50 Millionen Euro an ausgezahlten Renten an ursprünglich mehr als 5.000 Anspruchsberechtigte und mehrere Rentnergesellschaften unterstreichen die Skalierbarkeit unseres Konzeptes“, kommentiert Christian Petersmann, Geschäftsführer und Mitgründer der VEDRA Pensions. „Ein solcher Meilenstein ist auch immer ein Entscheidungspunkt, die bisherigen Leistungen zu bewerten. Bei uns stehen die Ampeln auf grün, wir sind auf dem richtigen Weg. Unser Ziel ist die weitere Institutionalisierung des Marktes für Risikotransfers von Pensionen analog zur Entwicklung in anderen Ländern. Sowohl von Unternehmen als auch von unseren Pensionären erhalten wir viel Zustimmung. Danken möchten wir den Geschäftspartnern, die uns auf diesem Weg bislang begleitet haben. Ohne Aktuare, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und natürlich auch unsere Investmentpartner wäre dies nicht möglich gewesen.“

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Der dritte „Pfeil“ ist ein Treffer

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Anleger sollten ihre Cash-Positionen gegen die aktuell attraktiven Renditeniveaus bei etwa 4,5% für 10-jährige US Treasuries bzw. 2-2,5% für Bundesanleihen tauschen, empfiehlt die Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée. Auch Aktien hält das Haus für attraktiv, insbesondere Technologiewerte und japanische Aktien, denen die aktuelle Ausgabe des House View gewidmet ist. „Im kommenden Jahr können Investoren bei japanischen Aktien mit nachhaltigem Gewinnwachstum gegenüber europäischen und Schwellenländeraktien punkten“, ist Michaël Lok, UBP Group CIO und Co-CEO UBP Asset Management, überzeugt. Auch konjunkturell sieht der Chefanlagestratege Japan aufgrund der unterstützenden Wirtschaftspolitik konstruktiver als Europa, das auf der Stelle treten dürfte.

Die Bewertungen globaler Aktien (ohne USA) liegen fast auf den Niveaus zu Zeiten der globalen Finanzkrise 2008/9, der Euro-Staatsschuldenkrise 2011 oder der Covid-Pandemie 2020. Dies ist laut Lok zum Teil auf die strukturellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen zurückzuführen, die Europa und China zu bewältigen haben. In Japan hingegen könne man jetzt die Früchte der von Shinzo Abe unter dem Schlagwort „Drei Pfeile“ eingeleiteten wirtschaftlichen Umstrukturierungen und Reformen ernten. Sie seien die Ursache für die Verbesserung der Fundamentaldaten japanischer Unternehmen. Der schwächere Yen habe die Gewinne der großen Exporteure begünstigt, während die Rückkehr der „animal spirits“ die Neubewertung trage und die Tokioter Börse weiterhin Reformen der Unternehmensführung vorantreibe (der dritte der „Pfeile“). Mit der weitreichenden Entschuldung der japanischen Unternehmen sollten sie in der Lage sein, Aktienrückkäufe zu beschleunigen.

„Der japanische Aktienmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren von einem liquiditätsgetriebenen Markt, der durch die Ausweitung der Bewertungen und anschließenden Kurseinbrüchen geprägt war, zu einem Markt entwickelt, der fast ausschließlich durch das Wachstum der Unternehmensgewinne angetrieben wird“, schreibt Michaël Lok. „Jahrzehntelang hatte das Land gezögert, bevor es dann 2012 breit angelegte Unternehmens- und Wirtschaftsreformen auf den Weg brachte. Seit 2012 hat der MSCI Japan ein jährliches Gewinnwachstum von 10,5% p.a. erzielt und liegt damit nur leicht hinter den beeindruckenden 11,3% des technologielastigen Nasdaq-100 im gleichen Zeitraum zurück“, führt Lok aus.

„Auch wenn viele den schwachen Yen als Haupttreiber für die Performance japanischer Aktien nennen, sind es in Wirklichkeit steigende Gewinnspannen und der Abbau von Schulden in den Bilanzen, die für fast 77% des Gewinnwachstums der Unternehmen in den letzten zehn Jahren verantwortlich waren“, rechnet der UBP-Stratege vor. Der schwache Yen dürfte hingegen nur für 6-7% des Gewinnwachstums der Unternehmen verantwortlich gewesen sein. Es sei allerdings zu optimistisch, mit einem weiteren Anstieg der Gewinnmargen zu rechnen, da diese bereits mit den Höchstständen der 1960er und frühen 1970er vergleichbar seien. Diese sollten nun für einen beständigen Cashflow sorgen, der er es den Unternehmen erlaube, über Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe die Rendite für die Aktionäre zu steigern. „Japanische Aktien wiesen 2023 bis Ende November einen beeindruckenden Kursgewinn von 29,6% mit einem Gewinnwachstum von fast 16% und Bewertungsausweitung von fast 9% aus“, schreibt Lok. Dennoch liege die Bewertung nahe des 10-Jahres-Durchschnitts. „Das bedeutet, dass Anleger hier auf nicht-zyklische Erträge, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe vertrauen können.“

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Inlandsmarkt unter Zinsdruck

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Die große Sorge vor einer Energienotlage, die noch vor einem Jahr die Schlagzeilen beherrschte, ist jetzt, am Ende des Jahres 2023 und mit Blick auf den bevorstehenden Winter kein Thema mehr. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die Situation: „Dennoch ist die wirtschaftliche Lage in Deutschland nur scheinbar besser als vor einem Jahr. Tatsächlich lag die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2023 ziemlich exakt auf dem Niveau vom Jahresende 2022. Die aktuellen Konjunkturindikatoren weisen auf eine anhaltende Stagnation hin, was die Notwendigkeit politischer und wirtschaftlicher Anpassungen unterstreicht.“

Die Aussichten für das Jahr 2024 sieht Axel D. Angermann insgesamt getrübt. „Ein wesentlicher Grund dafür sind hohe Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Die schwache Nachfrage aus den Schlüsselmärkten USA und China begrenzt die Exportaussichten der deutschen Unternehmen. Eine Trendwende ist hier nicht in Sicht. Aus China sind weiterhin kaum positive Impulse zu erwarten, und der US-Wirtschaft droht im kommenden Jahr eine moderate Rezession, mindestens aber eine deutliche Abschwächung der Wachstumsdynamik. Wenn die Ausfuhr in die beiden wichtigsten Handelspartner außerhalb der EU schwächelt, ist das kein gutes Vorzeichen für die Exporte insgesamt.“

Die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt sich zunehmend negativ auf den Inlandsmarkt aus. „Zwar ist der Anteil der Unternehmen,“ rechnet der Chefvolkswirt vor, „die Finanzierungsengpässe als wesentliches Produktionshemmnis ansehen, nach wie vor gering. Dafür klagen aber inzwischen fast 40% der Industrieunternehmen unter Auftragsmangel, und zusammen mit deutlich gestiegenen Zinsen ist das keine gute Voraussetzung für höhere Ausrüstungsinvestitionen. Im Bausektor federn die bestehenden Aufträge im Tiefbau und im Gebäudebestand die Rückgänge in anderen Bereichen noch ab, aber der Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen um mehr als 30%, die nahezu halbierten Wohnungsbaukredite an Haushalte und der deutlich sinkende Umsatz von Bauträgern und Projektentwicklern lassen für die Bauinvestitionen insgesamt nichts Gutes erwarten.“

Mit Blick auf den privaten Konsum sollte die steigende Kaufkraft der Haushalte aufgrund der nachlassenden Inflation zu einem spürbaren Anstieg der privaten Ausgaben führen. „Dem steht allerdings eine anhaltend sehr schlechte Konsumentenstimmung entgegen, die deutlich unter dem Niveau vom Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie liegt“, hält Angermann entgegen. „Nachdem das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, dass die Pläne der Ampel-Regierung zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds gegen die Verfassung verstoßen, stehen nicht nur zahlreiche Projekte im Rahmen der geplanten Energiewende auf der Kippe. Es herrscht nun auch generell verstärkte Unsicherheit über die Entwicklung von Steuern und das Weiterbestehen von Subventionen. All das lähmt die Ausgabenlust der privaten Haushalte. Auch der staatliche Konsum wird unter der verhängten Haushaltssperre leiden.“

Für 2024 sei nur mit einem marginalen Anstieg der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Deutschland drohe damit in einen verhängnisvollen Kreislauf zu geraten: Die dann seit fünf Jahren andauernde Wirtschaftsflaute verschärft bestehende Verteilungskonflikte und bremst die Möglichkeiten zur finanziellen Abfederung notwendiger Strukturanpassungen, und dies wiederum bremst die wirtschaftliche Dynamik weiter. Es sei zu hoffen, dass die Ampel-Regierung noch die Kraft findet, mittels einer systematischen Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen und der Streichung nicht notwendiger Staatsausgaben diesen Knoten zu durchschlagen.

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