Handelsblatt Banken-Gipfel 2023: Experten diskutieren die Zukunft des Finanzsystems

Von Dr. Oliver Everling | 20.September 2023

Der „Handelsblatt Banken-Gipfel 2023″ brachte eine renommierte Runde von Experten zusammen, um über die dringenden Fragen im Zusammenhang mit der globalen Wirtschaft und dem Finanzsystem zu debattieren. Unter dem Thema „Neue Weltordnung, stotternde Wirtschaft, steigende Risiken: Was für ein Finanzsystem brauchen wir?“ teilten Experten aus verschiedenen Branchen und Perspektiven ihre Einsichten und Meinungen.

Tanja Dreilich: Herausforderungen für Deutschland

Tanja Dreilich, ehemalige CFO der Hamburger Hafen und Logistik (HHLA), brachte in der Diskussionsrunde ihre Besorgnis über die deutsche Wirtschaft zum Ausdruck. Sie prognostizierte für das laufende Jahr kein Wirtschaftswachstum und erwartete auch im nächsten Jahr kaum eine Änderung der Situation. Ein wichtiger Punkt ihrer Analyse war Deutschlands alternder Kapitalstock und die Tatsache, dass Investitionen seit 2017 aufgeschoben werden. Kostensteigerungen bei Energie und Personal trugen zu dieser Herausforderung bei. Dreilich betonte die Notwendigkeit, an der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu arbeiten, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Daniel Quinten: Kundenperspektive und Bürokratie

Daniel Quinten, Vorstandsmitglied beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), verwies auf die Abstimmung im Saal, die ein 50:50-Verhältnis zwischen positiver und negativer Sicht auf die aktuelle Lage ergab. Dies spiegelte aus seiner Sicht die Unsicherheiten auf dem Markt wider. Der Ukraine-Krieg habe die Fragilität der globalen Lieferketten aufgezeigt. Er machte auf die Schwierigkeiten von Handwerksbetrieben aufmerksam, Nachfolger zu finden, da potenzielle Nachfolger die Bürokratie als entmutigend empfinden.

Alexandra Habeler-Drabek: Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft

Alexandra Habeler-Drabek, Chief Risk Officer (CRO) der Erste Group, hob die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft hervor. Viele Unternehmen hätten sich bereits auf die Herausforderungen der Transformation eingestellt. Trotzdem ging die Kreditnachfrage zurück. Sie äußerte Bedenken hinsichtlich bestimmter Eingriffe in das Finanzsystem, wie beispielsweise Ideen um Zinsdeckel, die ihrer Meinung nach eher schaden als nutzen.

Heiner Herkenhoff: Kreditnachfrage und Kapitalmarktunion

Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, stellte fest, dass die Kreditnachfrage noch immer wachse, aber nicht mehr so schnell wie zuvor. Die hohen Energiekosten wirkten sich negativ auf die Investitionstätigkeit aus. Er betonte, dass Deutschland weit entfernt davon sei, als der „kranke Mann Europas“ bezeichnet zu werden. Allerdings gab er zu bedenken, dass in Bezug auf die Kapitalmarktunion nur wenig Fortschritte erzielt worden seien. Einfachere Zugänge seien notwendig, und Bankbilanzen könnten durch Verbriefungen bereinigt werden, um mehr Kreditspielräume zu schaffen. Herkenhoff kritisierte auch die überbordende Bürokratie und die geringe Anzahl von Unternehmen, die „taxonomiekonform“ seien, obwohl dies einen erheblichen Aufwand erfordere.

Die Diskussionsrunde auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2023 zeigte die Vielschichtigkeit der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und die unterschiedlichen Ansichten darüber, wie diesen begegnet werden sollte. Es wird deutlich, dass eine gemeinsame Anstrengung von Regierungen, Unternehmen und der Finanzwelt erforderlich ist, um die Zukunft des Finanzsystems zu gestalten und die Wirtschaft zu stärken.

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Christian Sewing beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2023: Ein Plädoyer für mehr Optimismus und europäische Zusammenarbeit

Von Dr. Oliver Everling | 20.September 2023

Die Deutsche Bank ist eine der prominentesten Finanzinstitutionen Europas, und ihr CEO, Christian Sewing, hatte beim diesjährigen Handelsblatt Banken-Gipfel 2023 viel zu sagen. Mit einem Appell für mehr Optimismus und einem klaren Bekenntnis zur Stärkung der europäischen Zusammenarbeit sprach Sewing über die Herausforderungen und Chancen, denen sich die deutsche Wirtschaft und der Finanzsektor gegenübersehen.

Schlechte Schlagzeilen und mehr Optimismus – Christian Sewing begann seinen Vortrag mit einem offensichtlichen Anliegen: den schlechten Schlagzeilen, die die Deutsche Bank in den letzten Jahren begleitet hatten. Doch anstatt sich auf diese negativen Nachrichten zu konzentrieren, ermutigte Sewing das Publikum dazu, „mehr Optimismus zu wagen.“ Er betonte, dass die negativen Schlagzeilen zwar nicht ignoriert werden dürften, aber sie sollten nicht das Bild eines Unternehmens und einer Volkswirtschaft dominieren.

„Wir sind eben nicht der kranke Mann Europas“, betonte Sewing und hob die Resilienz Deutschlands hervor. Er erinnerte daran, dass die deutschen Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt trotz schwieriger Phasen in den letzten Jahren weiterhin solide gewachsen seien. „Das alles ist nicht weg, nur weil die Wirtschaft drei Quartale schwächelt“, fügte er hinzu.

Die Herausforderungen im Blick: Sewing ging jedoch auch auf die Herausforderungen ein, denen sich Deutschland und Europa gegenübersehen. Er nannte einige kritische Punkte, die angegangen werden müssen, darunter „zu hohe, nicht planbare Energiekosten, langsame Internetverbindungen, Rückstände bei der Digitalisierung, Überbürokratisierung und zu lange Genehmigungsverfahren.“ Für Sewing war es „ziemlich klar, was getan werden muss, schon seit vielen Jahren.“

Die drei Hindernisse – der CEO der Deutschen Bank identifizierte drei Hindernisse, die es zu überwinden gilt, um Deutschlands Wirtschaft und den europäischen Finanzsektor zu stärken:

1. Unsere Haltung: Sewing kritisierte die Einstellung, dass die Wirtschaft quasi von selbst weiterläuft. Er erwähnte Diskussionen über eine 4-Tage-Woche und eine lähmende Scheu vor Veränderung. Sewing erinnerte an die Agenda 2010, die den Grundstein für ein goldenes Jahrzehnt legte, und betonte, dass ein mentaler Wandel erforderlich sei. Ausländische Investoren spiegelten oft die Skepsis gegenüber der deutschen Wirtschaft wider.

2. National ausgerichtete Reformpläne: Sewing argumentierte, dass alle Reformpläne zu national gedacht seien und dass die Wirtschaft angesichts geopolitischer Verschiebungen global denken müsse. Er betonte die Bedeutung einer gemeinsamen europäischen Energie- und Bildungspolitik sowie mehr Souveränität für Europa in einer Welt voller Konflikte und Unsicherheiten.

3. Bedeutung des Finanzstandorts: Sewing hob die finanzielle Autonomie Europas hervor und erinnerte an Fehler beim Umgang mit Energiefragen, die sich nicht im Finanzsektor wiederholen dürften. Europa benötige ein leistungsfähigeres Finanzsystem, um den Kapitalmarkt zu erschließen. Er betonte die Notwendigkeit, Banken mehr Spielraum zu geben, um ein euroweiteres Wachstum zu ermöglichen, und wies auf die zu hohe Abhängigkeit von außereuropäischen Banken hin. „Die europäische Kapitalmarktunion muss kommen. Ohne das wird der Green Deal nicht funktionieren.“

Sewing unterstützt die Initiativen von Christian Lindner: Abschließend unterstützte Christian Sewing ausdrücklich die Initiativen von Christian Lindner, dem deutschen Wirtschaftsminister. Er glaubte, dass die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und der politischen Führung entscheidend sei, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Die Verantwortung der Banken: Sewing betonte auch die Verantwortung der Banken selbst, stärker denn je als Risikomanager und Berater der Kunden gefragt zu sein. Er räumte Fehler beim Umgang mit Kunden der Postbank und der Deutschen Bank ein und unterstrich die Notwendigkeit, aus diesen Fehlern zu lernen.

Abschließend trat Sewing der Idee der „Work-Life-Balance“ entgegen und sprach sich dafür aus, Arbeit als einen integralen Teil des Lebens zu verstehen. Seine Worte beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2023 zeigten seine Leidenschaft für eine starke, optimistische und kooperative Zukunft für Deutschland und Europa.

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„Soft Landing“ ist unwahrscheinlich

Von Dr. Oliver Everling | 18.September 2023

Die Aktienmärkte kommen derzeit nicht vom Fleck, sagt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe. Das weiterhin hohe Zinsniveau und die ungünstige Saisonalität lassen nach seiner Ansicht keine größeren Bewegungen zu: „Befürchtungen, dass sich die Inflation in den USA wieder beschleunigen könnte, haben zu Nervosität an den Zinsmärkten geführt.“

Auch in der Eurozone gibt es keine Entspannung an der Zinsfront. Angesichts hartnäckig hoher Kerninflationsraten hat die EZB den Leitzins – trotz schwacher Konjunkturdaten – auf ein 20-Jahreshoch gehievt. Nach nunmehr zehn Leitzinserhöhungen in Folge hat die EZB zwar jetzt ein vorläufiges Ende des Straffungszyklus angedeutet. „Dies bedeutet jedoch nicht,“ erklärt Eduard Baitinger, „dass die Zinsen bald wieder sinken. Angesichts des unverändert hohen Zinsdrucks konnten Technologiewerte ihre dynamische Outperformance nicht fortsetzen und stagnieren seit Wochen.“

Zyklische und defensive Aktien überzeugen ihn im aktuellen Marktumfeld jedoch ebenso wenig. Die Anleger gehen mittlerweile davon aus, dass die sehr robusten US-Makrodaten nur eine Momentaufnahme darstellen und sich diese Entwicklung angesichts der vorherrschenden Rezessionssignale nicht fortsetzen kann. Gleichzeitig zeigt sich die Konjunktur außerhalb der USA zumeist sehr schwach. Dies ist ein weiterer Faktor für die generelle Impulslosigkeit der Aktienmärkte.

Ein wesentlicher Grund für die robuste Performance der globalen Börsen auf Jahressicht sei die Hoffnung auf ein sogenanntes „Soft Landing“ in den USA. Aus empirischer Sicht sei dieses Szenario jedoch unwahrscheinlich. „Die Historie kennt kein Beispiel, bei dem es gelungen ist, die Wirtschaft nach einer Hochinflationsphase so kontrolliert herunterzufahren, dass die Inflation eingedämmt werden konnte, ohne gleichzeitig eine schwere Rezession auszulösen.“

Trotzdem könnte der Glaube an ein „Soft Landing“ die Märkte zunächst weiter antreiben. Im späteren Verlauf ist aber eine „klassische“ notenbankinduzierte Rezession deutlich wahrscheinlicher. Noch sind die aktuellen US-Makrodaten positiv und das Rezessionsszenario scheinbar weit weg. Allerdings ist die Zinsstraffung noch nicht vollständig in der Realwirtschaft angekommen, die negativen Effekte dürften erst 2024 zum Tragen kommen.

Sollte sich die bisherige Zinsstraffung als nicht ausreichend erweisen – was man erst mit deutlicher Verspätung feststellen kann – droht sogar eine zweite Inflationswelle. Dann wären Real-Assets, insbesondere Rohstoffe, im Vorteil. „In dieser komplexen Gemengelage empfiehlt sich grundsätzlich ein Multi-Asset-Investmentansatz, der in der Lage ist, flexibel auf plötzliche Szenariowechsel zu reagieren.“

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Fragwürdige Praktiken bei Parkkontrollunternehmen: Ein Blick auf die Geschäftspraxis von APCOA

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2023

Die Airport Parking Corporation Of America Inc. (APCOA) wurde im Jahr 1947 in Cleveland, Ohio, USA, als Tochtergesellschaft der ITT Corporation gegründet. Heute, fast 75 Jahre später, befindet sich die APCOA Parking Holdings GmbH mit Sitz in Stuttgart in den Händen von Park Luxco 3 SCA in Luxemburg. Eine 100%-Tochtergesellschaft der APCOA Parking Holdings GmbH ist die APCOA PARKING Deutschland GmbH, die wiederum 100% der Park & Control PAC GmbH hält. Dieser Artikel wirft einen kritischen Blick auf die Geschäftspraxis von APCOA, insbesondere im Zusammenhang mit überhöhten Gebühren für vermeintliche „Parkverstöße“.

APCOA betont in seiner Unternehmensphilosophie, sich auf innovative, verantwortungsbewusste und nachhaltige Weise weiterzuentwickeln und hat 2021 die Initiative „APCOA Sustainability in Action“ gestartet, um Umwelt-, Sozial- und Governance-Maßnahmen (ESG-Maßnahmen) zu fördern. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Das Geschäftsmodell von Park & Control PAC GmbH, einer Tochtergesellschaft der APCOA PARKING Deutschland GmbH, wirft Fragen auf. Auf Parkplätzen, die von Park & Control PAC GmbH betreut werden, fällt zunächst kaum auf, dass es sich um einen privat betriebenen Parkplatz handelt. Doch sobald eine Autofahrerin ihr Fahrzeug verlässt und das angeschlossene Geschäft betritt, wird oft ein offiziell aussehender Strafzettel in Form eines Tickets mit der Beschriftung „Parkverstoß und Zahlungsaufforderung“ in Höhe von 35 € ausgestellt, selbst wenn die Parkdauer nur wenige Minuten beträgt oder – nach Kenntnis der Parkregelung – unverzüglich eine Parkscheibe hinterlegt wird.

Es ist äußerst problematisch, wenn ein Unternehmen, wie in diesem Fall die Park & Control PAC GmbH, von Kunden Gebühren erhebt, die sich willkürlich aus den AGB (Allgemeinen Geschäftsbedingungen) ergeben und nicht dem marktüblichen Tarif entsprechen. Die AGB werden vor Ort nicht ausgehändigt und sind auch auf den Websites der beteiligten Unternehmen nicht zu finden. Dies wirft ernsthafte ethische und rechtliche Fragen auf.

Im Unterschied zum Ordnungsamt, das auf Basis jedermann einsehbarer Gesetze tätig wird, bezieht sich die Park & Control PAC GmbH auf ihre eigenen AGB, die jedoch dem Parkticket nicht zu entnehmen sind. Das Parkticket hält auch keinen Link zu den AGB bereit. Auch auf der Website des Unternehmens gibt es zwar eine Erklärung zum Datenschutz auf https://www.park-control.de/datenschutz, nicht aber die AGB, die angeblich das als „Vertragsstrafe“ bezeichnete Parkentgelt legitimieren sollen.

Kundinnen haben das Recht, klare Informationen über die Gebühren und Tarife zu erhalten, die sie für Parkdienstleistungen bezahlen müssen. Willkürliche und nicht transparente Gebühren können Kunden in die Irre führen und ihr Vertrauen in das Unternehmen erschüttern.

Die Erhebung von Gebühren, die nicht auf transparenten Grundlagen oder marktüblichen Tarifen basieren, könnte rechtlich fragwürdig sein und zu rechtlichen Konsequenzen führen. Kunden haben das Recht, faire und rechtliche Verfahren in Anspruch zu nehmen. Solche Geschäftspraktiken können die Kundenzufriedenheit erheblich beeinträchtigen und zu einem negativen Image für das Unternehmen führen. Unzufriedene Kunden könnten ihre Erfahrungen in sozialen Medien teilen oder Bewertungen veröffentlichen, was wiederum das Image des Unternehmens schädigt.

Eine solche Geschäftspraxis kann die Governance- und sozialen Aspekte eines Unternehmens in ESG-Bewertungen beeinflussen. Ein Mangel an Transparenz und Fairness in den Geschäftspraktiken kann zu einem schlechteren ESG-Rating führen.

Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken fair, transparent und im Einklang mit geltenden Gesetzen und Branchenstandards sind. Wenn Kundinnen das Gefühl haben, dass sie unangemessenen Gebühren ausgesetzt sind, sollten sie ihre Rechte kennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Praktiken anzufechten. Darüber hinaus ist es wichtig, auf solche Unregelmäßigkeiten hinzuweisen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Regulierungsbehörden und der ESG-Bewertungsagenturen zu wecken und den Druck auf Unternehmen zu erhöhen, verantwortungsbewusst zu handeln.

Ein Schild mit der Aufschrift „Park & Control PAC GmbH“ suggeriert, dass die Parkplatzüberwachung ordnungsgemäß erfolgt. Doch jeder Anruf bei der angegebenen Rufnummer führt zu einer frustrierenden Erfahrung. „Herzlich willkommen bei Park und Control und vielen Dank für Ihren Anruf. Damit wir Ihr Anliegen schnell bearbeiten können, benötigen wir Ihre Vorgangsnummer.“

Ein automatisierter Roboter empfängt die Anruferin mit der Aufforderung, die Vorgangsnummer anzugeben, um das Anliegen „schnell“ bearbeiten zu können. Wer aber nach der zitierten Ansage die auf dem Parkticket vermerkte Vorgangsnummer sofort eingibt, erhält keine Antwort. Die der Kundin auf dem Parkticket ausgestellte Vorgangsnummer lässt sich erst nach Anhören und Auswahl der ersten Ziffern von Vorgangsnummern eingeben. „Beginnt Ihre Vorgangsnummer mit der Ziffer 3, drücken Sie bitte die 1.“ Entsprechend folgen weitere, verwirrende Anweisungen zur Vorgangsnummer, je nachdem, mit welcher Ziffer oder welchem Buchstaben die Vorgangsnummer beginnt. Erst dann beginnt die eigentliche Eingabe der Vorgangsnummer. Wer sich hier vertippt oder die Ansage missversteht, kommt nicht weiter.

Selbst nach Eingabe der Vorgangsnummer ist der Prozess noch nicht abgeschlossen, da weitere Schritte und Nummernauswahlen erforderlich sind. So wird zum Beispiel abgefragt, ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf. Erst nachdem die Kundin die mühsame Prozedur durchlaufen hat, meldet sich eine Mitarbeiterin, die jedoch erklärt, keine Informationen über den Vorgang im Computer zu haben. Sie fordert die Kundin stattdessen auf, erneut anzurufen, da der Vorgang möglicherweise noch nicht gespeichert sei.

Ein zweiter Anruf führt erneut durch die langwierige Prozedur, und obwohl die Kundin nun endlich wenigstens die Vorgangsnummer von der Mitarbeiterin bestätigt erhält, wird ihr Anliegen nicht entgegengenommen. Stattdessen wird auf die Website des Unternehmens (www.park-control.de/kontakt) verwiesen und darum gebeten, die Vorgangsnummer dort erneut einzugeben und den Vorgang zu beschreiben.

Was jedoch besonders problematisch ist: Kundinnen erhalten keine taggleiche Bestätigung oder Antwort auf ihre Beschwerden. Über die eingegebenen Daten gibt es keine E-Mail als Quittung. Diese Geschäftspraxis erinnert stark an die Vorgehensweise von einschlägigen Inkassobüros und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack bei den betroffenen Kundinnen.

Es ist wichtig, dass Unternehmen wie APCOA ihre Geschäftspraktiken überdenken und sicherstellen, dass sie im Einklang mit ihren eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen stehen. Kundinnen sollten nicht das Gefühl haben, dass sie in einem undurchsichtigen und frustrierenden Prozess gefangen sind, wenn sie legitime Beschwerden haben. Transparenz und eine kundenfreundliche Herangehensweise sind entscheidend, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und zu erhalten.

Die Kritik an der Praxis, Kunden mit unerwarteten „Parkverstoß und Zahlungsaufforderungen“ zu überraschen, hängt mit bestimmten sozialen und Governance-Aspekten zusammen, die ESG-Kriterien des Nachhaltigkeitsratings betreffen:

Soziale Aspekte: Das unerwartete Ausstellen von Strafzetteln kann zu negativen sozialen Auswirkungen führen, da es bei den betroffenen Kunden Unzufriedenheit, Stress und Ärger hervorrufen kann. Dies kann wiederum das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit schädigen und zu einem schlechteren sozialen Rating beitragen.

Governance-Aspekte: Eine gute Governance beinhaltet Transparenz, Integrität und ethische Geschäftspraktiken. Das plötzliche Ausstellen von Strafzetteln, ohne klare und transparente Kommunikation und eine angemessene Möglichkeit zur Beschwerde, könnte als mangelnde Transparenz und Kundenorientierung angesehen werden. Dies kann Governance-Mängel signalisieren und das Rating beeinträchtigen.

In ESG-Bewertungen werden Unternehmen ganzheitlich bewertet, und es ist durchaus möglich, dass ein Unternehmen in anderen Bereichen, wie Umweltverträglichkeit oder langfristige Unternehmensführung, gut abschneidet, während es in Bezug auf soziale Aspekte und Governance noch Verbesserungspotenzial hat. Die Kritik zielt darauf ab, auf solche Schwachstellen hinzuweisen und Unternehmen dazu zu ermutigen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken, um einen umfassenderen ESG-Ansatz zu verfolgen, der auch die Kundenzufriedenheit und Ethik berücksichtigt.

Insgesamt ist im Rating darauf zu achten, wie Unternehmen agieren und sicherstellen, dass ihre Praktiken den ethischen Standards entsprechen, die sie selbst verkünden. Nur so kann ein echter Wandel in Richtung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Geschäftspraktiken erreicht werden.

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KFC-Restaurants und ihre kontroversen Geschäftspartner: Der Fall der überhöhten „Parkverstöße“

Von Dr. Oliver Everling | 13.September 2023

In der Welt des Fast Food gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die das Rating und den Erfolg eines Restaurants beeinflussen. Neben der Qualität des Essens und dem Kundenservice spielt auch die Lage eine entscheidende Rolle. Hat das KFC-Restaurant jedoch eine neue, kontroverse Einnahmequelle entdeckt? Es geht um überhöhte Entgelte für „Parkverstöße“. Wir werfen einen Blick auf den Fall des KFC-Restaurants in der Borsigallee 33a in Frankfurt und die fragwürdige Praxis, die dort angewendet wird.

Die Situation in Frankfurt: Das KFC-Restaurant in der Borsigallee 33a in Frankfurt erwirbt sich einen zweifelhaften Ruf, der nicht aufgrund seiner köstlichen Hühnchenprodukte besteht. Hier werden Fahrzeuge unmittelbar nach ihrer Ankunft digital erfasst, und ihren Besitzern wird ein Bescheid „Parkverstoß und Zahlungsaufforderung“ ausgestellt, der auf den ersten Blick wie eine behördliche Anordnung erscheint.

Die Täuschung: Was auf den ersten Blick wie eine legitime Verkehrsstrafe aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine als „Vertragsstrafe“ getarnte Zahlungsaufforderung, die auf den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Park & Control PAC GmbH basiert. Dieses Unternehmen wurde offenbar vom Betreiber des KFC-Restaurants, der AM Continental GmbH & Co. KG aus Darmstadt, beauftragt, um Fahrzeuge zu erfassen und die entsprechenden „Strafen“ zu verhängen. Die AM Continental GmbH & Co. KG gehört Shafiqur Amin, der in der Szene seit vielen Jahren bekannt ist.

Die fragwürdige Praxis: Die bedenkliche Praxis besteht darin, dass Fahrzeugbesitzer für das Abstellen ihres Autos auf dem Parkplatz des KFC-Restaurants zur Kasse gebeten werden, ohne tatsächlich eine Verkehrsregel verletzt zu haben. Die Verwendung einer Bescheinigung „Parkverstoß und Zahlungsaufforderung“ suggeriert, dass eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde, obwohl es sich nur um eine einseitig und willkürlich festgesetzte Vertragsstrafe handelt, die auf den AGB eines privaten Unternehmens basiert.

Über die „Vertragsstrafe“ erhält der Fahrzeughalter vor Ort keine Kenntnis, denn die Einfahrt ist unbeschrankt und die Einwilligung in einen „Vertrag“ mit der Park & Control PAC GmbH soll konkludent erfolgen, indem das Fahrzeug auf den Parkflächen vor dem KFC abgestellt wird. Der Hinweis auf die Rolle der Park & Control PAC GmbH ist dabei so angebracht, dass Kunden des KFC in der Borsigallee 33a diesen rückseitig nicht in den Blick bekommen.

Reaktion der Verbraucher: Verbraucher, die mit dieser fragwürdigen Praxis konfrontiert werden, haben sich zu Recht darüber beschwert. Sie fühlen sich getäuscht und missbraucht, da sie glaubten, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, obwohl dies nicht der Fall ist. Die Praxis hat die Diskussion über die Ethik solcher Geschäftspraktiken angeheizt.

Ordnungswidrig im Sinne des § 24 Absatz 1 des Straßenverkehrsgesetzes handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig gegen eine Vorschrift über Parkuhren, Parkscheine oder Parkscheiben verstößt. Eine solche Vorschrift des Straßenverkehrsgesetzes ist aber nicht die Handlungsgrundlage der AM Continental GmbH & Co. KG und der Park & Control PAC GmbH, die hier nach eigenem Ermessen Kunden zur Kasse bittet.

Rechtliche Implikationen: Die rechtlichen Implikationen dieser Praxis sind komplex. Während Unternehmen das Recht haben, ihre Parkplätze zu überwachen und Gebühren für die Nutzung zu erheben, müssen solche Mieten transparent und fair sein. Das Ausstellen von „Parkverstoß und Zahlungsaufforderungen“ unmittelbar nach Eintreffen auf dem Parkplatz des KFC ohne tatsächlichen Verstoß gegen Verkehrsregeln kann als irreführende und unethische Geschäftspraxis angesehen werden.

Indem das bloße Abstellen eines Fahrzeugs bereits mit einer „Vertragsstrafe“ in Höhe von 35 € belegt wird, kann sich für das Geschäft an der Borsigallee 33a in Frankfurt ein erheblicher Zusatzertrag ergeben, liegen doch die Menüpreise bei KFC meist zwischen 10 € und 20 €. Wer beispielsweise für 15 € zu speisen glaubte, fährt anschließend mit Kosten von zusammen 50 € vom Hof.

Das Restaurant des Shafiqur Amin ist so gelegen, dass es nach der Autobahnabfahrt bei Einfahrt nach Frankfurt am Main viele weit gereiste Autofahrer einlädt, hier Station zu machen und zu speisen. Daher geht die Rechnung für Betreiber auch dann noch auf, wenn sich verärgerte Kunden aufgrund der unethischen Praxis von diesem Restaurant abwenden und nicht wiederkehren. Genügend andere Kunden, die sich keiner „Parkverstöße“ bewusst sind und diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, können folgen. Frankfurt ist eine beliebte Metropole mit Anziehungskraft für die gesamte Region und darüber hinaus.

Die Praxis des KFC-Restaurants in der Borsigallee 33a in Frankfurt, überhöhte „Parkverstöße“ als eine zusätzliche Einnahmequelle zu nutzen, spricht deutlich gegen den Gedanken eines guten ESG-Ratings (Environmental, Social, Governance). Hier ist, warum diese Praxis den ESG-Prinzipien widerspricht:

Soziale Aspekte (Social): Täuschung und Verbrauchermissbrauch sind mit einem guten Sozialrating unvereinbar. Die skizzierte Praxis täuscht die Verbraucher, indem sie vorgibt, dass sie gegen Verkehrsregeln verstoßen haben, obwohl dies nicht der Fall ist. Sie führt zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit und Täuschung bei den betroffenen Fahrzeugbesitzern, was einen negativen sozialen Einfluss hat.

Ebenso kann keine gute Governance bescheinigt werden, denn hier handelt es sich um einen Fall mangelnder Transparenz und unethischer Geschäftspraktiken: Die Praxis der Ausstellung von Parktickets mit der Bezeichnung „Parkverstoß und Zahlungsaufforderung“ ohne tatsächlichen Verstoß gegen Verkehrsregeln wirft Fragen zur Transparenz und zur Einhaltung ethischer Geschäftspraktiken auf. Unternehmen sollten transparent über ihre Gebühren und Geschäftspraktiken sein und sicherstellen, dass sie ethische Standards einhalten.

Ein gutes ESG-Rating basiert auf der Bewertung von Umwelt-, sozialen und Governance-Faktoren und bewertet, wie ein Unternehmen in diesen Bereichen abschneidet. Unternehmen, die gegen diese Grundsätze verstoßen, riskieren, ein schlechtes ESG-Rating zu erhalten, was sich negativ auf ihr Image, ihre Investorenbeziehungen und ihren langfristigen Erfolg auswirken kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass ethische Geschäftspraktiken und die Einhaltung von ESG-Kriterien nicht nur aus moralischer Sicht wichtig sind, sondern auch dazu beitragen können, das Vertrauen der Kunden und Investoren zu gewinnen, rechtliche Probleme zu vermeiden und langfristige Nachhaltigkeit zu fördern. Die Praxis, wie sie im Fall des KFC-Restaurants in der Borsigallee 33a in Frankfurt beschrieben wurde, sollte daher kritisch hinterfragt und möglicherweise rechtlich und ethisch überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie den ESG-Prinzipien entspricht.

Fazit: Die Einnahmequelle des KFC-Restaurants in der Borsigallee 33a in Frankfurt durch überhöhte „Parkverstöße“ wirft ernsthafte ethische Fragen auf. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass es sich in vielen Fällen nicht um tatsächliche Verkehrsstrafen handelt, sondern um Gebühren, die auf den AGB eines privaten Unternehmens basieren. Solche Praktiken erfordern eine genauere Prüfung und möglicherweise strengere Regulierungen, um die Verbraucher vor Täuschung und Ausbeutung zu schützen. Es bleibt abzuwarten, wie dieser Fall sich weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen er auf die Fast-Food-Branche insgesamt haben könnte.

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Chinas Wirtschaft im Wandel: Herausforderungen und Investmentchancen

Von Dr. Oliver Everling | 13.September 2023

Die chinesische Wirtschaft sieht sich derzeit mit erheblichen Turbulenzen konfrontiert, wobei die Probleme in der Immobilienbranche eine zentrale Rolle spielen und die Anleger in Unruhe versetzen. James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform von Lazard Asset Management, analysiert die Ursachen für diese wirtschaftlichen Herausforderungen und bietet Einblicke, wie Anleger damit umgehen können.

Die jüngsten Entwicklungen in China haben die Besorgnis der Marktteilnehmer hinsichtlich einer sich verschärfenden Immobilienkrise verstärkt. So hat der einst größte Immobilienentwickler Chinas, Country Garden, eine Kuponzahlung versäumt, bevor sie im letzten Moment nachgeholt wurde. Gleichzeitig meldete das hoch verschuldete Unternehmen Evergrande in den USA Konkurs an. Diese Ereignisse haben die ohnehin schon gedämpfte Stimmung der Anleger weiter verschlechtert.

Doch die Probleme in China gehen weit über den Immobilienmarkt hinaus. In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung verstärkt das Konzept des „gemeinsamen Wohlstands“ verfolgt und dabei nationale Champions gestört. Dies führte zu bedeutenden Veränderungen in verschiedenen Sektoren, darunter E-Commerce und Online-Bildung. Unternehmen wurden dazu gedrängt, staatliche Kontrolle höher zu gewichten als schnelles Umsatzwachstum.

Zusätzlich zu den innenpolitischen Herausforderungen belasten internationale Faktoren die chinesische Wirtschaft. Der Westen hat aus Sicherheitsgründen Maßnahmen ergriffen, um seine Märkte vor chinesischen Technologieprodukten zu schützen. Darüber hinaus hat Chinas Allianz mit Russland im Ukraine-Konflikt die Beziehungen zum Westen beeinträchtigt und zu einem Rückgang ausländischer Investitionen geführt.

Die chinesische Regierung hat bisher keine wirksamen Maßnahmen ergriffen, um den Binnenkonsum anzukurbeln und Investitionen in Wachstumsbranchen zu lenken. Die Lockerung der restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung von Immobilienspekulationen hatte begrenzte Auswirkungen auf die öffentlichen Ausgaben. Eine anhaltende Wirtschaftsschwäche könnte das Risiko einer Deflation erhöhen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert zwar ein Wachstum von 5,2 Prozent für China im Jahr 2023, doch die wirtschaftlichen Aussichten des Landes hängen von einer möglichen Trendwende ab.

Trotz der Herausforderungen bieten sich nach wie vor Investmentmöglichkeiten in China. Die chinesischen Unternehmen im MSCI China Index sind derzeit so günstig bewertet wie nie zuvor. Es ist jedoch entscheidend, Unternehmen zu identifizieren, die im Einklang mit den Regulierungsreformen stehen und finanziell stabil sind.

Neben der Immobilienkrise stellt der Konflikt zwischen Taiwan und China ein weiteres Risiko dar. China strebt wahrscheinlich eine friedliche Lösung für die Wiedervereinigung mit Taiwan an, um Sanktionen zu vermeiden. Dennoch bleibt die politische Umsetzbarkeit fraglich.

Abschließend ist festzuhalten, dass China im Kontext von Emerging Markets-Investments zu bedeutend ist, um ignoriert zu werden. Mit seiner riesigen Bevölkerung und der wachsenden Mittelschicht ist China ein wichtiger Markt. Anleger sollten jedoch vorsichtig vorgehen und die Entwicklungen in China genau im Auge behalten. Die Zukunft der chinesischen Wirtschaft hängt von der Entwicklung des Immobilienmarktes und der politischen Maßnahmen ab. Anleger sollten daher die Daten zum chinesischen Immobilienmarkt und politische Veränderungen genau verfolgen, um die Aussichten für den Binnenkonsum und die Industrietätigkeit des Landes besser einschätzen zu können.

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Energiewende als Triebkraft

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2023

Eine überwiegende Mehrheit institutioneller und professioneller Anleger weltweit (71%) plant in den nächsten drei Jahren eine Erhöhung ihrer Allokation in Impact-Investing-Lösungen. Das ist das Ergebnis einer neuen Vontobel-Studie. Während europäische Anleger Spitzenreiter bei der Nachfrage nach Lösungen bleiben, dürften asiatische Anleger bald aufholen. Dabei investiert mehr als die Hälfte der Befragten (58%) erst seit weniger als drei Jahren in diese Kategorie.

Bei Umfrage-Teilnehmern, die bereits in Impact investieren oder entsprechende Investments planen, sind börsengehandelte Aktien mit 67% die beliebteste Anlageklasse. Darüber hinaus haben 56% der Befragten vor, Allokationen in börsengehandelte Aktien in den nächsten drei Jahren zu erhöhen. Die Anleger planen ebenfalls, ihre aktuelle Allokation über die Anlageklassen in den nächsten drei Jahren breiter aufzufächern, wobei 51% sich für Infrastruktur entscheiden (bislang investiert: 39%), 38% für Immobilien (26%) und 23% für Rohstoffe (7%). Mehr als die Hälfte der Befragten (57%) gibt an, vollständig oder hauptsächlich in aktive Impact-Strategien zu investieren.

Aus geographischer Sicht sind Anleger aus Europa mit einem Anteil von 70%, die in Impact-Investment-Lösungen investieren, Spitzenreiter. Dem gegenüber stehen 56% Anleger aus Nordamerika und 57% aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Die Umfrageergebnisse lassen jedoch auch auf ein starkes Anlegerinteresse aus der Asien-Pazifik-Region schliessen, die Allokation in Impact-Investments auszubauen. Dort planen 92% die Allokationen über öffentliche Märkte zu erhöhen, und 79% über private Märkte. Ein Treiber bei den öffentlichen Märkten in Asien-Pazifik ist die erweiterte Definition der treuhänderischen Verpflichtung, die auch die künftige Bewertung von Auswirkungen der Investments umfasst. Dieser Punkt wird dort von 54% der Anleger im Vergleich zu 25% in Europa und 20% in Nordamerika genannt. Auch in Europa stehen die Auswirkungen der Investments weiterhin an der Spitze der Überlegungen, wobei künftig 67% der Anleger mehr Allokationen über öffentliche Märkte und 72% über private Märkte planen.

„Die herausfordernden Marktbedingungen der letzten 18 Monate haben sich auf Anlageklassen sowohl der öffentlichen als auch der privaten Märkte ausgewirkt – auch auf die mit einem nachhaltigen Fokus. Die Umfrage zeigt, dass sich Anleger trotz der schwierigeren Zeit weiterhin für Impact Investing engagieren und sogar vorhaben, ihre Allokation in den nächsten paar Jahren zu erhöhen“, so Pascal Dudle, Head of Listed Impact bei Vontobel. „Interessanterweise planen sie dies für eine viel breitere Palette an Anlageklassen über öffentliche und private Märkte hinweg. Das ist ein positiver Indikator dafür, dass das Konzept des Impact Investing keine Nische innerhalb des Thema Nachhaltigkeit mehr ist, sondern mittlerweile als spezifische und eigene Anlageart betrachtet wird.“

Betrachtet man die Treiber hinter den Allokationen in Impact-Investitionen, so steht die Energiewende auch weiterhin an oberster Stelle. So benennen 81% bzw. 77% der Anleger die Dekarbonisierung bzw. den Übergang zu Netto-Null als Hauptziele ihrer Impact-Investitionen, wobei auch die Biodiversität auf der Tagesordnung der Anleger nach oben wandert – mehr als die Hälfte von ihnen (56%) befürwortet Impact-Investitionen mit Zielen, die auf Biodiversität ausgerichtet sind. Bei den ihrer Meinung nach drängendsten Bereichen, die durch Impact Investing angegangen werden sollten, stehen Erneuerbare Energien (68%), Energieeffizienz (58%) und Wasser (43%) ganz oben auf der Tagesordnung.

Trotz der Anlegertendenz zu Umweltzielen streben sie dennoch auch einen Impact im gesamten Nachhaltigkeitsspektrum an. Fast sechs von zehn Umfrageteilnehmern (58%) möchten, dass ihre Impact-Investitionen auf Chancengleichheit und Diversität ausgerichtet sind. Für Anleger im Asien-Pazifik-Raum und in Nordamerika liegt mit 66% bzw. 63% die stärkste Präferenz auf diesen sozialen Anliegen, europäische Anleger folgen mit 53%.

Bei der Implementierung von Impact Investing müssen sich Investoren weiterhin mit Greenwashing auseinandersetzen. Zu ihren wesentlichen Bedenken zählen irreführende oder übertriebene Impact-Behauptungen (60%), das Fehlen eines klaren Branchenstandards / einer Definition für Impact-Manager (49%) sowie die unzureichende Transparenz bei der Berichterstattung (44%). Die Fähigkeit, den Impact des Portfolios nachzuweisen, ist von absolut zentraler Bedeutung und muss ein wesentlicher Bestandteil der Berichtssysteme von Investmentfirmen sein, da 82% der Anleger Transparenz und Messbarkeit von Impact-Ergebnissen als wichtige Faktoren bei der Auswahl von Impact-Investing-Managern benennen.

Von den Anlegern werden mehrere Herausforderungen benannt, die ihnen bei der Bewertung von Impact-Investing-Strategien begegnet sind und die sie wahrscheinlich von der Aufnahme dieser Strategien abhalten würden. Dazu zählen: das Fehlen verlässlicher Daten, die schlechte Transparenz von Benchmarks/Indizes sowie die breite Palette unterschiedlicher Ansätze bei Vermögensverwaltern.

„Auch wir bei den Anlegern ein starkes Engagement für Impact erkennen können, stehen doch viele noch am Anfang ihres Impact-Wegs. Ein wesentliches Hindernis, und eine gemeinsame Herausforderung, die sie unabhängig von ihrem Standort benennen, besteht in der fehlenden Transparenz und damit der Fähigkeit, den Impact ihrer Portfolios zu messen und auszuweisen. Eine erhöhte Transparenz ist der Schlüssel zum Vertrauensaufbau bei den Anlegern“, ergänzt Dudle.

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Investitionsklima steigt, aber nur in Deutschland

Von Dr. Oliver Everling | 1.September 2023

Die Mehrheit der europäischen Immobilien-Investoren (55 Prozent) kalkuliert bei neuen Immobilien-Investments derzeit mit einer jährlichen Rendite von 3 bis 5 Prozent. Das hat eine aktuelle Umfrage von Union Investment unter 134 Immobilienunternehmen und institutionellen Immobilien-Investoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ergeben. 25 Prozent davon kalkulieren mit einer Zielrendite von 3 bis 4 Prozent, 30 Prozent mit 4 bis 5 Prozent pro Jahr. Ein Fünftel der Befragten (20 Prozent) setzen bei Neu-Investments eine jährliche Rendite von über 6 Prozent an.

„Die Preisfindungsphase auf den europäischen Immobilienmärkten ist nach wie vor in vollem Gange. Ob die kalkulierten Renditen auch so erzielt werden können, bleibt abzuwarten. Wir beobachten, dass die Preisvorstellungen von Verkäufern und Käufern meist noch nicht zueinander finden. Aus dem stark zurückgegangenen, fragmentierten Transaktionsgeschehen lässt sich aktuell keine klare Marktevidenz ableiten“, so Martin Schellein, Leiter Investment Management Europa bei Union Investment. Laut Studie geht die Mehrheit (60 Prozent) der europäischen Immobilien-Investoren derzeit davon aus, dass es noch länger als zwölf Monate dauert, bis sich die Transaktionsmärkte wieder beleben. 37 Prozent rechnen bereits innerhalb der kommenden zwölf Monaten mit einer deutlichen Belebung des Investmentmarkts.

Bei den selbstgesteckten Renditezielen der Immobilien-Portfolios europäischer Immobilien-Investoren zeigt sich kein klarer Trend: 31 Prozent der Befragten haben ihre Ziele nach unten angepasst, 26 Prozent nach oben. 39 Prozent haben ihre selbstgesteckten Renditeziele indes bis dato nicht geändert. Über die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer (60 Prozent) geben an, dass sie ihre selbstgesteckten Renditeziele in den kommenden drei Jahren dennoch nicht erreichen werden.

Ein Ausverkauf an den europäischen Immobilienmärkten ist nach wie vor nicht in Sicht. Über die Hälfte der befragten Immobilien-Investoren wollen in den kommenden zwölf Monaten erst einmal abwarten und ihre Immobilien halten oder sogar neu investieren. Im Detail: Bei 25 Prozent der Umfrage-Teilnehmer liegt der strategische Schwerpunkt auf dem Halten ihrer Objekte, bei 27 Prozent auf dem Kauf. Bei 39 Prozent der Befragten liegt der Fokus ihrer Investmentstrategie in den kommenden zwölf Monaten auf dem Verkauf. Immobilien bleiben jedoch ein unverzichtbarer Baustein in der Asset Allokation: Laut Studie gaben 67 Prozent der Befragten die Krisen-Resistenz und Werterhaltungsfunktion als wichtigste Eigenschaft des Betongoldes an.

Je nach Land unterscheiden sich die Investmentstrategien allerdings deutlich. Während in Deutschland (55 Prozent der Befragten) und Frankreich (39 Prozent) in den kommenden zwölf Monaten stärker auf Verkäufe gesetzt wird, liegt in Großbritannien der Schwerpunkt der Investmentstrategie auf Abwarten und Halten (52 Prozent der Befragten). Nur 21 Prozent der befragten britischen Investoren setzen auf Verkäufe.

Die Stimmung an den europäischen Immobilienmärkten bleibt insgesamt gedämpft. Der von Union Investment in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ermittelte Immobilien-Investitionsklimaindex zeigt zudem ein recht uneinheitliches Bild: Während das Barometer in Deutschland um 2,4 auf 61,3 Punkte gestiegen ist, ging es in Frankreich und Großbritannien bergab. Am stärksten hat sich die Stimmung in Frankreich verschlechtert: Der Index sank im ersten Halbjahr 2023 um 2 auf 59,3 Punkte. In Großbritannien rutschte das Barometer nur um leichte 0,7 auf 59,6 Punkte.

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Komplizierter Weg in die Zukunft

Von Dr. Oliver Everling | 23.August 2023

Der spektakuläre Erfolg von ChatGPT hat die „KI-Revolution“ in einer Weise beschleunigt, die selbst Experten überrascht. Nachdem das FERI Cognitive Finance Institute in mehreren Studien schon frühzeitig auf die disruptive Dynamik der Künstlichen Intelligenz hingewiesen hat, ist das Thema mit dem Auftreten neuer KI-Systeme jetzt endgültig im Mainstream angekommen. „Durch die enormen Entwicklungssprünge im neuen Bereich der generativen KI rückt die Einführung massentauglicher KI-Systeme um gut 10 Jahre nach vorne. Nun läuft bei KI die nächste Welle, die Wirtschaft und Gesellschaft noch viel schneller und radikaler transformieren wird, als bislang erwartet“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, anlässlich eines aktuellen Analyse-Updates zu den rapiden Fortschritten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz.

Von KI generierte Texte, Bilder, Videos oder Musikkompositionen seien schon heute praktisch nicht mehr von menschlichen Kreationen zu unterscheiden. Künstliche Intelligenz werde so in vielen Bereichen zum entscheidenden „Game Changer“. Ein Großteil der Arbeiten, die mit der Anwendung von gelerntem Wissen zu tun haben, könne künftig durch KI erledigt werden. „Erstmals bekommen jetzt auch hochqualifizierte Wissensarbeiter Konkurrenz durch Maschinen. Das wird die Arbeitswelt grundlegend verändern“, erklärt Rapp. Das historisch beispiellose Tempo und die enorme Wucht der KI-Transformation löse in vielen Fällen berechtigte Befürchtungen aus. Dazu zähle auch die wachsende Sorge vor KI-Missbrauch und „Deep Fakes“, nicht nur in sozialen Medien, sondern zunehmend auch in Politik, Justiz, Medizin oder dem Finanzbereich. Auch dass die Marktmacht großer Technologie-Konzerne, die sich auf massiven Datendurchsatz stütze, durch KI noch verstärkt werden könnte, sei durchaus kritisch einzuschätzen.

Grundsätzlich sei es bei einem hochkomplexen Thema wie KI kaum möglich, die nächsten Entwicklungsschritte genau vorherzusagen. Es müsse jedoch davon ausgegangen werden, dass Künstliche Intelligenz, die alle Lebensbereiche des Menschen umfasst und darin steuernd eingreift, das ökonomische und gesamtgesellschaftliche Umfeld so radikal verändern werde, wie nur wenige Entwicklungen zuvor. Schon jetzt sorge die Dynamik massiv wachsender Datenmengen für einen exponentiellen Verlauf der KI-Entwicklung. Hinzu kämen in naher Zukunft noch technologische Innovationen wie „neuromorphe Chips“ und Quantencomputer, was die KI-Entwicklung dann nochmals massiv beschleunigen werde. Unternehmer und Investoren sollten sich deshalb mit den attraktiven Zukunftspotentialen, aber auch mit den absehbaren Verwerfungen beim Thema KI intensiv vertraut machen.

Die Analyse „KI: The Next Level“ ist beim FERI Cognitive Finance Institute als „Cognitive Comment“ erschienen und steht zum Download unter Content Center | FERI (feri-institut.de) zur Verfügung.

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Ein Jahr „gesetzliche Inflationsreduzierung“ in den USA

Von Dr. Oliver Everling | 14.August 2023

Am kommenden Mittwoch, den 16.08.2023, jährt sich die Unterzeichnung des US Inflation Reduction Act (IRA). Aus diesem Anlass zieht Maurice Hewins, Multi-Asset Strategist bei Schroders, eine erste Bilanz und legt dar, welche Bereiche bislang am meisten profitiert haben.

Einer der größten Profiteure ist für ihn die E-Fahrzeugproduktion. Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen stiegen in den USA im ersten Quartal um 54 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei einem von zwölf Fahrzeugen handelt es sich mittlerweile um ein Elektrofahrzeug.

„Tesla, Hyundai, Kia, Ford, GM und BMW sind nur einige der Automobilhersteller, die mehrere Milliarden Dollar in ihre US-Fertigungskapazitäten für Elektrofahrzeuge investieren, um weiterhin in den Genuss der Verbraucherkredite zu kommen“, so Hewins. Schließlich werden die Qualifikationskriterien im Laufe des nächsten Jahrzehnts immer strenger.

Ebenso profitierte der Batteriesektor. Hewins hierzu: „Seit der Verabschiedung des IRA haben die US-Batterieproduktionskapazitäten höhere Wachstumsraten als in Europa und sogar in China verzeichnet. Die Anreize durch den IRA waren so stark, dass Unternehmen ihre Investitionen von Europa in die USA verlagert haben.“

In der Solarbranche haben Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA einen enormen Nachfrageanstieg erlebt, da der IRA einen inländischen Produktionsanteil vorschreibt.

First Solar, einer der Solarmodulhersteller in den USA, profitierte nach Beobachtung von Maurice Hewins besonders. Durch den Einsatz eines First Solar-Moduls in einem Solarpark für Versorgungsunternehmen erhält der Entwickler sofortigen Zugang zu Steuervergünstigungen. Dies hat sich als so starker Nachfragetreiber erwiesen, dass First Solar jetzt bis 2026 vollständig ausgelastet ist und sogar Verträge für 2026-2030 abschließt.

Entwickler ohne Zugang zu First Solar-Modulen stehen hingegen vor Herausforderungen. Die Berechnungen für die Vergünstigungen erfordern von den Lieferanten volle Transparenz darüber, wie viel Prozent ihrer Produkte aus den USA stammen.

„In der Praxis bedeutet dies, dass man als Anbieter von Solarmodulen dem Entwickler mitteilen muss, woher die Materialien für das Produkt bezogen wurden, wie hoch die einzelnen Kosten waren und welchen Aufschlag man dem Entwickler berechnet – eindeutig sehr sensible Informationen“, meint Hewins.

In Bezug auf Wasserstoff wurden äußerst großzügige Subventionen für Wasserstoff eingeführt, insbesondere für grünen Wasserstoff. Das könnte dazu führen, dass die Produktionskosten bis Mitte des Jahrzehnts weniger als 1 US-Dollar pro Kilogramm betragen. „Trotz dieser Subventionen sind die Fortschritte bei Projekten in größerem Maßstab aufgrund der hohen Energiepreise, der überhöhten Arbeitskosten und der Produktionsprobleme sowie des allgemeinen Umfangs und der Komplexität neuartiger Wasserstoffproduktionsprojekte nur langsam“, merkt Hewins an. „Trotz dieses langsamen Starts sind wir optimistisch, dass sich der Fortschritt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts beschleunigen wird, wenn die Elektrolyseur-Technologie weiterentwickelt und erprobt ist.“

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der IRA nicht alle Probleme für diejenigen löst, die in saubere Technologien investieren wollen. Genehmigungsfragen, Inflationsdruck, Probleme in der Lieferkette und die Warteschlange für den Netzanschluss bleiben hartnäckige Herausforderungen.

„Dennoch gehen wir davon aus, dass die Entwickler erneuerbarer Energien mehr Vertrauen in die USA haben werden, um den Ausbau von Solar- und Windenergiekapazitäten zu unterstützen. Darüber hinaus bieten die steuerlichen Anreize eine finanzielle Unterstützung, die die Rentabilität einiger der im Entstehen begriffenen Unternehmen für saubere Technologien im kommenden Jahrzehnt erheblich verbessern wird“, so Hewis abschließend.

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