Deutsche Unternehmen sehen düstere Wirtschaftsaussichten nach 2023 auch für 2024
Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2023
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bereitet vielen Unternehmen im Jahr 2023 große Sorgen, so berichtet der Kreditversicherer Coface aus Mainz, und die Aussichten für 2024 sind nicht vielversprechender. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 1.075 deutschen Unternehmen zeigt, dass die Mehrheit ihre wirtschaftliche Situation im Vergleich zu 2022 als negativ einschätzt. Dieser pessimistische Blick auf die Zukunft hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Branchen und Geschäftsstrategien.
Zwischen 2022 und 2023 gab es eine stagnierende Geschäftslage für 44 Prozent der befragten Unternehmen. Dies mag auf den ersten Blick als Stabilität erscheinen, aber es bedeutet lediglich, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert hat, insbesondere nach dem wirtschaftlichen Abschwung zwischen 2021 und 2022. Nur 13 Prozent der Befragten berichten von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 41 Prozent von einer Verschlechterung sprechen. Insgesamt ergibt sich ein negativer Saldo von -28 Punkten. Das verdeutlicht, dass viele Unternehmen mit Herausforderungen konfrontiert sind.
Die Aussichten für das Jahr 2024 sind ebenfalls wenig ermutigend. Nur 20 Prozent der Befragten erwarten eine wirtschaftliche Erholung, während sich 28 Prozent auf rückläufige Geschäfte einstellen. Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Sechs von 13 Branchen blicken etwas optimistischer auf das kommende Jahr. Besonders die Papier- und Verpackungsindustrie sticht mit einem Saldo von +28 Punkten hervor. Dies könnte auf die Stabilisierung der europäischen Energiepreise und die damit einhergehende Senkung der Produktionskosten zurückzuführen sein. Im Gegensatz dazu sind Unternehmen im Baugewerbe (-35 Punkte), Groß- und Einzelhandel (-23 Punkte) sowie der Transport- und Logistikbranche (-19 Punkte) nach wie vor pessimistisch.
Die unterschiedlichen Erwartungen sind oft auf die jeweilige Entwicklung der Branche in den Vorjahren zurückzuführen. Die Papier- und Verpackungsindustrie hatte ein schwieriges Jahr, während das Bauwesen in den vergangenen Jahren florierend war.
Das Hauptrisiko für das Exportgeschäft deutscher Unternehmen bleibt unverändert. „Angesichts des Abschwungs zwischen 2021 und 2022 bedeutet dies jedoch nicht, dass die wirtschaftliche Lage neutral ist, sondern nur, dass sie sich für viele Unternehmen nicht weiter verschlechtert hat“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg
Wie im Vorjahr nennen die meisten Unternehmen Unterbrechungen in der globalen Produktionskette als ihr größtes Risiko. Politische Unsicherheiten, steigende Rohstoffpreise und Probleme am Standort Deutschland folgen auf der Liste der Bedenken. Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat an Attraktivität eingebüßt, was auf hohe Arbeits- und Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und den Rückgang der Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2023 zurückzuführen ist.
Angesichts dieser Unsicherheiten setzen immer mehr deutsche Unternehmen auf De-Risking-Strategien, um ihre geschäftliche Abhängigkeit von bestimmten Ländern, Lieferanten oder Kunden zu verringern. Bereits 12 Prozent der Befragten haben Maßnahmen wie die Diversifizierung ihres Lieferantenportfolios oder die Verlagerung von Produktionsstandorten ergriffen. Ein Viertel der Unternehmen plant entsprechende Schritte in den nächsten drei Jahren. Besonders aktiv sind die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Informations- und Kommunikationstechnologie, da sie global stärker vernetzt sind und daher anfälliger für Unterbrechungen in Produktions- und Lieferketten sind.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen deutsche Unternehmen konfrontiert sind, erfordern strategische Anpassungen und eine größere Risikobereitschaft, um in einer unsicheren Weltwirtschaft zu bestehen. Die Entwicklungen in den kommenden Jahren werden zeigen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die negativen Prognosen zu überwinden.
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Auch Weltklassefirmen brauchen aktive Kontrolle: Beispiel Microsoft
Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2023
Die Experten von Wagner & Florack sind überzeugt, dass kurzfristige Prognosen für langfristige Investoren keine Rolle spielen. „Die Realität hält sich einfach nicht an die Drehbücher von Banken und Investmentgesellschaften“, sagt Dominikus Wagner, Firmengründer und mit Dr. Dirk Schmitt Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds. „Warum steigen die Aktien von Apple, Church & Dwight, Danaher oder Visa seit vielen Jahren trotz erschwerter Rahmenbedingungen, während andere wie Daimler, Deutsche Telekom oder General Electric fallen bzw. nicht vom Fleck kommen, obwohl doch das Weltbild mit Geldpolitik, Konjunktur und geopolitischen Krisen für alle dasselbe ist?“
Wagner führt die unterschiedliche Entwicklung auf die Qualität der Geschäftsmodelle zurück. „Buffett und Munger oder die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page sind deswegen so vermögend, weil sie über Jahrzehnte in Firmen investieren, die immer viel verdienen. Deren Produkte werden auch in Rezessionen robust nachgefragt, die Unternehmen setzen dauerhaft nur sehr wenig Kapital ein, sie realisieren hohe und beständig wachsende Skaleneffekte und nutzen somit einen Turboeffekt in ihrem Geschäft, der den Unternehmenswert auf Dauer deutlich anhebt. Das sind Gewinnmaschinen, die aufgrund ihrer Geschäftsmodelle langfristig den höchsten Zinseszins in der ganzen Wirtschaft erzielen.“
Eine entscheidende Voraussetzung sei jedoch, dass die Unternehmen sowohl über die nötige Fähigkeit als auch den erforderlichen Willen zur Veränderung verfügen, um ihr Geschäftsmodell an neue Rahmenbedingungen und Entwicklungen anzupassen. Als Beispiel führt Wagner Microsoft an. „Erst unter dem heutigen CEO Satya Nadella hat sich Microsoft wieder zu der robusten Gewinnmaschine entwickelt, die wir als Miteigentümer in unseren Unternehmerfonds so wertschätzen“, sagt der Manager. Von der Jahrtausendwende bis 2014 wurde der Konzern von Steve Ballmer geführt, unter dessen Ägide für Investoren über viele Jahre hinweg dagegen kein Geld zu verdienen war.
Microsoft hatte nach dem phänomenalen Erfolg seit den 1990er Jahren unter Ballmer beim Geschäft mit dem Windows-Betriebssystems und der Office-Software kaum Wachstum zu verzeichnen. Der Umsatz der Firma stagnierte über viele Jahre, sie verdiente bis zur Sättigung des Windows-/Office-Marktes zwar sehr gut, aber Neues blieb aus. Nadella stellte das Geschäftsmodell grundlegend um. Statt Software-Verkauf setzte er auf „Software as a Service“ (SaaS) sowie den Trend, Software dezentral auf Kunden-Servern zu speichern. Im Gegensatz zu Ballmer trieb Nadella die Transformation des Geschäftsmodells von Microsoft konsequent voran, auch unterstützt durch Zukäufe, wie z.B. LinkedIn im Jahr 2016 oder die aktuell geplante Übernahme von Activision Blizzard. „Es brauchte Zeit und Geduld, bis sich das neue Geschäftsmodell durchzusetzte. Aber dank des kontinuierlichen Wandels unter Nadella zählt Microsoft heute zusammen mit Google zu den führenden Anbietern beim Geschäft mit KI-gestützter Datenauswertung“, sagt Wagner. „Unternehmen wie Apple, Google, Microsoft oder Adobe entwickeln sich stetig weiter und verfügen über einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Mit den riesigen Geldbergen durch die sprudelnden Cash Flows können sie Brüche des Geschäftsmodells überstehen und notwendige Transformationen bewältigen, um neues Geschäft voranzutreiben.“
Gerade in einer Zeit, in der durch Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz oder das Metaverse der Prozess der schöpferischen Zerstörung im Sinne von Schumpeter wieder Fahrt aufnimmt, sei das von enormer Bedeutung: „Viele neue Märkte, Produkte und Geschäftsmodelle können wir uns heute noch gar nicht vorstellen. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass Weltklassefirmen kein Weltbild brauchen, sondern eine fortlaufende aktive Kontrolle des Geschäftsmodells und der zugrunde liegenden Investmentthesen. Dazu zählt auch die Frage der Veränderungsfähigkeit und -willigkeit.“ Darin bestehe aus seiner Sicht die originäre Hausaufgabe eines Investors.
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Zwischen Fed und Realwirtschaft: Ein Blick auf die Ansichten von Axel D. Angermann und Carsten Mumm
Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023
In der Welt der Finanzen und Wirtschaft herrscht oft Unsicherheit, und verschiedene Experten haben unterschiedliche Meinungen darüber, wie sich bestimmte wirtschaftliche Entwicklungen interpretieren lassen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ansichten von zwei renommierten Chefvolkswirten, nämlich Axel D. Angermann von der FERI Gruppe und Carsten Mumm von der Privatbank DONNER & REUSCHEL, bezüglich der aktuellen Lage in den USA.
Axel D. Angermann hebt in seiner Analyse die bemerkenswerte Diskrepanz zwischen den geldpolitischen Maßnahmen der Federal Reserve (Fed) und den Auswirkungen auf die Realwirtschaft in den USA hervor. Trotz der seit 18 Monaten anhaltenden Zinserhöhungen und einer außerordentlich starken geldpolitischen Straffung scheint die Realwirtschaft in den USA davon kaum beeindruckt zu sein. In der Theorie sollten höhere Leitzinsen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpfen und den Unternehmen den Spielraum für Preiserhöhungen nehmen, was wiederum zu einer Senkung der Inflationsrate auf das angestrebte Ziel von 2 Prozent führen sollte.
Allerdings, so Angermann, sind diese Zusammenhänge in der Praxis bisher nur teilweise nachvollziehbar. Viele Beobachter argumentieren, dass die aktuellen Umstände von früheren Wirtschaftszyklen abweichen und dass „dieses Mal alles anders ist“. Dies könnte dazu führen, dass die Fed in der Lage ist, die Inflation auf 2 Prozent zurückzuführen, ohne größere Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verursachen. Die jüngsten Prognosen der Fed scheinen diese These zu unterstützen, obwohl der Blick auf den zukünftigen Zinspfad der Fed eine erhebliche Unsicherheit innerhalb des Offenmarktausschusses zeigt.
Axel D. Angermann betont jedoch, dass ökonomische Wirkungsmechanismen nicht einfach außer Kraft gesetzt werden. Obwohl die geldpolitische Straffung vorerst nicht zu einer signifikanten Verschlechterung der Realwirtschaft geführt hat, gibt es Gründe dafür. Überschussersparnisse der Haushalte aus der Pandemiezeit stützen vorerst den Konsum, der Inflation Reduction Act fördert zusätzliche Ausrüstungsinvestitionen, und angebotsseitige Engpässe am Häusermarkt verhindern vorerst stärkere Preisrückgänge. Auch der Anstieg der Kreditzinsen deutet darauf hin, dass eine verringerte Kreditnachfrage die Konsumdynamik beeinträchtigen wird.
Die entscheidende Frage bleibt jedoch, selbst wenn es vorerst gelingt, eine Rezession zu vermeiden, ob die Inflation tatsächlich auf das angestrebte 2 Prozent-Ziel sinken wird. In einem anhaltend engen Arbeitsmarkt und anhaltend hoher gesamtwirtschaftlicher Nachfrage sprechen viele Faktoren dafür, dass die Lohnsteigerungen wieder anziehen und Unternehmen weiterhin Preise erhöhen können. In dieser Situation müsste die Fed entweder ihr Inflationsziel aufgeben oder die Zinsen weiter erhöhen, was mit erheblichen realwirtschaftlichen Auswirkungen verbunden wäre.
Angermann zieht Parallelen zur Geschichte und betont, dass auch dieses Mal „nicht alles anders sein“ wird. Ökonomische Grundprinzipien werden voraussichtlich nicht neu überdacht werden müssen.
Insgesamt verdeutlichen die Ansichten von Angermann und Mumm die Unsicherheit und Komplexität der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Während Angermann darauf hinweist, dass ökonomische Grundprinzipien nach wie vor relevant sind, betont Mumm die Notwendigkeit einer datenabhängigen geldpolitischen Ausrichtung. Investoren und Wirtschaftsbeobachter werden weiterhin gespannt auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft achten und die Analysen und Prognosen von Experten wie Angermann und Mumm genau verfolgen.
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„No Landing“ und die Herausforderungen für die US-Wirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023
Ein Blick auf die Analyse von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL: In der Welt der Wirtschaft gibt es viele Begriffe und Konzepte, die für Laien oft schwer verständlich sind. Eines dieser Konzepte ist „No Landing“, ein Begriff, den Volkswirte verwenden, um eine bestimmte Phase in der Wirtschaftsentwicklung zu beschreiben. Diese Phase wird dadurch gekennzeichnet, dass die Zinsen von den Notenbanken angehoben werden, um die Inflation zu bekämpfen. Das Ziel ist es, den Inflationsdruck zu reduzieren. Allerdings tritt in dieser Phase keine nennenswerte Abkühlung der Wirtschaft auf. Im Gegenteil, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bleibt weitgehend stabil. Dies führt dazu, dass der Inflationsdruck hoch bleibt. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, müssen die Notenbanken die Zinsen weiter anheben, bis schließlich eine Rezession eintritt. In der Geschichte der Vereinigten Staaten wurden bisher nur zwei Arten von Landungen dokumentiert: Soft oder Hard Landings. Diese beziehen sich auf deutliche Wachstumsabkühlungen oder tiefe Rezessionen, die nach einem Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve (Fed) auftreten.
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, hat sich zu dieser Thematik geäußert und beleuchtet die aktuellen Entwicklungen auf den Finanzmärkten. Eine der wichtigen Fragen, die derzeit an den Börsen diskutiert wird, betrifft die Leitzinsspitze in den USA. Es wird davon ausgegangen, dass diese erreicht ist, und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung im Dezember oder Januar beträgt etwa 40 Prozent. Das Hauptszenario, so Mumm, ist jedoch eine längere Phase mit anhaltend hohen Zinsen auf dem aktuellen Niveau. Die tatsächliche Wirkung der bisherigen Zinsanhebungen ist nach wie vor schwer abzuschätzen. Dies liegt unter anderem an den strukturellen Veränderungen in den Wirkungsketten aufgrund fundamentaler Veränderungen in den letzten Jahren.
Ein besonders augenfälliges Beispiel für diese Veränderungen ist der Arbeitsmarkt nach der Coronakrise. Obwohl es klare Anzeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung gibt, wie rückläufige Aktienkurse, fallende Immobilienpreise, ein Absinken der Stimmungsindizes der Unternehmen und eine weltweite Industrierezession, verharrt die US-Wirtschaft auf einem Vollbeschäftigungsniveau. Dies ist überraschend, da man angesichts dieser Indikatoren eine steigende Arbeitslosigkeit erwartet hätte. Die Fed ist daher gezwungen, „auf Sicht zu fahren“ und ihre geldpolitische Ausrichtung von Sitzung zu Sitzung datenabhängig anzupassen. Dies führt zu erhöhter Unsicherheit für Marktteilnehmer.
Trotz dieser Unsicherheit geht Carsten Mumm davon aus, dass es in den kommenden Monaten zu einer spürbaren Abkühlung der US-Konjunktur kommen wird. Sein Hauptszenario ist eine milde Rezession, die vor allem auf die stark gestiegenen Zinsen bei längeren Laufzeiten zurückzuführen ist. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in den USA ist zwar zuletzt leicht angestiegen, befindet sich aber weiterhin im kontraktiven Bereich. Schwache Auftragseingänge, sinkende Lagerbestände und eine deutlich nachgebende Preiskomponente deuten ebenfalls auf eine abkühlende Konjunktur hin.
In Bezug auf die Beschäftigungslage zeigt sich ein gemischtes Bild. Einige Unternehmen berichten von Einstellungsstopps, während andere Schwierigkeiten haben, genügend Personal zu finden. Der bevorstehende August-Arbeitsmarktbericht wird voraussichtlich eine leicht schwächere Beschäftigungslage anzeigen.
An den Börsen wird das Konzept von „No Landing“ daher kurzfristig weiterhin intensiv diskutiert werden. Dies könnte dazu führen, dass Aktien, Edelmetalle und der Euro im Vergleich zum US-Dollar weiter konsolidieren. Allerdings erwartet Carsten Mumm, dass sich die Situation im Verlauf des Herbstes ändern wird. Schwächere US-Konjunkturdaten sollten eine Umkehr gegen Ende des Jahres einleiten.
Insgesamt bleibt die Lage an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft komplex und von Unsicherheit geprägt. Die Entwicklungen werden eng verfolgt, und die Einschätzungen von Experten wie Carsten Mumm sind wichtige Wegweiser für Investoren und Wirtschaftsbeobachter.
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ARTS Total Return Momentum-Strategie stellt sich dem Rating
Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023
Der Total Return Momentum-Ansatz von ARTS Asset Management wurde von der Ratinggesellschaft TELOS einer umfassenden Analyse unterzogen. Dabei wurde der Schwerpunkt der Überprüfung auf die quantitative Steuerung der Assetklassen, die Momentum-basierte Auswahl der Investments sowie auf das Risikomanagement gelegt. Neben der Auswertung eines ausführlichen Rating-RFPs (Request for Proposal) wurden zahlreiche Interviews mit Schlüsselpersonen aus verschiedenen Abteilungen, die in den Investmentprozess eingebunden sind, geführt. Die Gesamtbewertung war mit AAA- top und entsprach somit den höchsten Qualitätsstandards gemäß der Bewertungskriterien des TELOS Investmentprozess Ratings (TIR).
Dabei konnte die ARTS-Investmentstrategie gleich in mehreren Bereichen überzeugen: Zum einen zeichnet den ARTS Total Return Momentum-Ansatz ein stabiler, klar strukturierter und systematischer Investmentansatz aus, wobei das ARTS-Handelssystem gemäß TELOS eine gut kalibrierte Trendzyklenlänge und Reaktionsgeschwindigkeit aufweist. Andererseits trägt das integrierte Risikomanagement zusammen mit seiner Stop-Loss-Komponente dazu bei, lange und heftige Verlustphasen zu vermeiden. Im Hinblick auf die Unternehmensstruktur und das Fondsmanagement wurde ebenfalls eine überdurchschnittliche Bewertung erzielt, da das Investmentteam der österreichischen Asset Management Gesellschaft sich durch eine hohe Kontinuität sowie eine sehr hohe Expertise in der Entwicklung systematischer und quantitativer Portfoliomanagement-Modelle auszeichnet.
„Wir freuen uns, dass unser bewährter Total Return-Momentum-Ansatz auch die höchsten Qualitätsstandards des Investmentprozess-Ratings von TELOS erfüllt. Diese Auszeichnung verdeutlicht, dass bei aktiven Fonds nicht nur die Performance, sondern auch der gesamte Investmentprozess von Bedeutung ist. Anleger sollten klar nachvollziehen können, wie ihr Vermögen verwaltet und vor großen Verlusten durch ein ausgereiftes Risiko- und Qualitätsmanagement geschützt wird“, sagt Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management.
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Preissturz auf dem deutschen Wohnungsmarkt: Eine Analyse
Von Dr. Oliver Everling | 2.Oktober 2023
Der deutsche Wohnungsmarkt, trotz hoher Nachfrage, erlebt derzeit einen politisch bewirkten Preisverfall. Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, kommentiert diese bemerkenswerte Entwicklung und beleuchtet die Hintergründe.
In einem aktuellen Bericht äußerte sich Prof. Dr. Jan Viebig besorgt über den drastischen Rückgang der Immobilienpreise in Deutschland. Er betonte: „Angesichts des knappen Angebots an Wohnraum müssten die Preise für Wohnimmobilien steigen. Tatsächlich gehen sie zurück. Im zweiten Quartal 2023 sind die Preise für Wohnimmobilien um durchschnittlich 9,9 % gegenüber dem Vorjahr gefallen.“ Dies stellt laut dem Statistischen Bundesamt den stärksten Rückgang seit dem Jahr 2000 dar.
Die Preise für Wohnimmobilien waren zuvor auf einem Höchststand im zweiten Quartal 2022, bevor sie im vierten Quartal 2022 um durchschnittlich 3,6 % und im ersten Quartal 2023 um durchschnittlich 6,8 % gegenüber dem Vorjahr sanken. Besonders bemerkenswert ist, dass der Preisrückgang vor allem die Großstädte betrifft, darunter Berlin, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Düsseldorf, in denen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im zweiten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 12,6 % gefallen sind.
Auf den ersten Blick könnte dieser Preisrückgang positiv erscheinen, da er Wohnimmobilien wieder erschwinglicher für Käufer macht. Doch Prof. Dr. Jan Viebig weist darauf hin, dass die geringeren Kaufpreise zumindest teilweise auf die zinsbedingt höheren Finanzierungskosten zurückzuführen sind, was Käufer letztendlich weniger oder gar nicht von den gesunkenen Preisen profitieren lässt.
Ein Schlüssel zum Verständnis dieses Marktphänomens sind die regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Ausweisung von Neubauflächen gestaltet sich schwierig, da sie oft auf Interessenkonflikte mit Anrainern, Landwirten und dem Naturschutz stößt. Zusätzlich zu den ohnehin gestiegenen Baukosten tragen gesetzliche Vorschriften zum Klimaschutz an Gebäuden zu den steigenden Kosten bei. Prof. Dr. Viebig merkt an: „All diese Anliegen mögen politisch berechtigt sein. Doch den politischen Entscheidungsträgern muss auch klar sein: Man kann nicht die Eier und das Omelett haben, wie die Franzosen sagen.“
Die Politik steht vor einem Dilemma, da sie gleichzeitig ökologische und soziale Ziele verfolgen muss. Das Bemühen um Klimaschutz und die Erweiterung des Angebots an preiswertem Wohnraum scheinen sich zu widersprechen. Prof. Dr. Viebig betont: „Wir befinden uns in einem klassischen Zielkonflikt: Die Klimapolitik steht auf dem Wohnungsmarkt im Konflikt mit der Sozialpolitik. Aus politischen Gründen will die Ampelkoalition nicht das tun, was erforderlich wäre, um das Angebot an günstigen Mietwohnungen auszuweiten.“
Die Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, einen Ausgleich zwischen diesen verschiedenen Interessen zu finden und die Erwartungen der Wähler zu erfüllen. Die Zukunft des deutschen Wohnungsmarktes hängt von den politischen Entscheidungen ab, die in diesem komplexen Spannungsfeld getroffen werden müssen.
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EACRA Positionspapier zur vorgeschlagenen Verordnung über Transparenz und Integrität von ESG-Bewertungsaktivitäten
Von Dr. Oliver Everling | 27.September 2023
Am 13. Juni 2023 legte die Europäische Kommission das nachhaltige Finanzpaket vor, das unter anderem einen Legislativvorschlag zur „Transparenz und Integrität von Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungsaktivitäten“ enthält (im Folgenden als „ESG-Bewertungen“ bezeichnet). Angesichts des erheblichen Aufwinds, den ESG-Themen in der Finanzbranche in den letzten Jahren erfahren haben, begrüßt die European Association of Credit Rating Agencies (EACRA) im Allgemeinen die Absicht der Europäischen Kommission, die ESG-Bewertungsaktivitäten zu regulieren. EACRA hofft, dass dieser neue gesetzliche Rahmen zur Steigerung der Vergleichbarkeit von ESG-Bewertungen zwischen verschiedenen Anbietern beitragen wird.
In ihrem Positionspapier veröffentlicht die EACRA die Ansichten ihres Verbandes, der europäische Ratingagenturen („CRAs“) vertritt, die gemäß der Verordnung 1060/2009 (in der geänderten Fassung) bei ESMA registriert sind. Die Hauptbedenken der EACRA beziehen sich auf den vorgeschlagenen Artikel 15 (1) (b), der die gleichzeitige Erstellung von ESG-Bewertungen und Kreditbewertungen verbietet. Die EACRA gibt auch einige Kommentare zu den vorgeschlagenen Regelungen zum Anwendungsbereich und zu den Offenlegungspflichten ab.
Die EACRA weist darauf hin, dass die ESMA bereits vor mehr als drei Jahren „Leitlinien zu den Offenlegungspflichten für Kreditbewertungen“ herausgegeben hat, die spezifische Verpflichtungen für CRAs zur Offenlegung von ESG-Faktoren in ihren Pressemitteilungen enthalten, sofern diese Faktoren eine wesentliche Rolle bei einer Änderung einer Kreditbewertung oder einer Rating-Aussicht gespielt haben. Daher sind CRAs bereits verpflichtet, ESG-Faktoren in ihre Kreditbewertungsaktivitäten einzubeziehen und zu offenbaren.
Die EACRA stellt fest, dass die vorgeschlagene Verordnung für ESG-Bewertungen einige Konzepte der CRA-Verordnung hinsichtlich Prozessen, Verfahren und organisatorischen Anforderungen sowie Anforderungen an Rating-Methodologien enthält. Allerdings handelt es sich bei der vorgeschlagenen Verordnung für ESG-Bewertungen um eine weniger strenge und detaillierte Regulierung im Vergleich zur CRA-Verordnung.
Die EACRA begrüßt die Bestimmung, dass ESG-Bewertungsanbieter gemäß Artikel 15 (1) (b) der vorgeschlagenen Verordnung keine Kreditbewertungsaktivitäten erbringen dürfen. Die EACRA ist jedoch der Ansicht, dass diese Anforderung nicht für Unternehmen gelten sollte, die bereits als Kreditratingagenturen gemäß der Verordnung 1060/2009 registriert sind. Die EACRA führt verschiedene Gründe an, darunter die Tatsache, dass registrierte Kreditratingagenturen bereits über organisatorische Strukturen verfügen, die den Bestimmungen des Vorschlags entsprechen, und dass sie bereits von der ESMA überwacht werden.
Die EACRA fordert eine Änderung des vorgeschlagenen Artikel 15, um klarzustellen, dass Artikel 15 (1) (b) nicht für Unternehmen gilt, die als Kreditratingagenturen gemäß der Verordnung 1060/2009 registriert sind. Die EACRA weist auch auf die Bedeutung der Integrität von ESG-Daten hin und äußert Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit, die vorgeschlagene Regulierung zu umgehen, indem ESG-Bewertungen von autorisierten ESG-Bewertungsanbietern von Dritten verbreitet werden. Schließlich betont die EACRA die Bedeutung einer gleichen Wettbewerbsbedingungen und schlägt vor, dass ESG-Bewertungen, die von öffentlichen Behörden der Union oder der Mitgliedstaaten erstellt werden, den ersten drei Bedingungen gemäß Artikel 2 (2) (i) der Verordnung unterliegen sollten.
Im Vergleich zur CRA-Verordnung stellt die EACRA fest, dass der vorgeschlagene Ansatz für ESG-Bewertungen zwei wichtige Elemente vermissen lässt. Erstens sind ESG-Bewertungsanbieter nicht verpflichtet, die ESG-Bewertung dem bewerteten Unternehmen vor der allgemeinen Veröffentlichung mitzuteilen. Stattdessen sieht der Vorschlag einen Mechanismus für Beschwerden (Artikel 18) vor. Zweitens werden allgemeine Informationen über ESG-Bewertungsanbieter ab Januar 2028 am European Single Access Point (ESAP) verfügbar sein, während ESG-Bewertungen selbst nicht am ESAP veröffentlicht werden sollen. Die EACRA sieht keinen Grund dafür, warum von Emittenten angeforderte ESG-Bewertungen nicht genauso benutzerfreundlich am ESAP veröffentlicht werden sollten, wenn die ESMA bereits in der Lage ist, Kreditbewertungen am ESAP in einer benutzerfreundlichen Version bereitzustellen.
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Finanzen möglichst kinderleicht
Von Dr. Oliver Everling | 26.September 2023
Finanzielle Bildung ohne Coaching verliert schnell ihre Wirkung. Denn Wissen allein genügt nicht. Werte und Ziele sind der Motor für Lernen. Kinder und Erwachsene nehmen Informationen auf und verändern ihr Verhalten im Umgang mit Geld und Risiko dauerhaft, wenn zur Information auch die Emotion und Motivation dazu kommen.
Die Ausbildung zum FCM Finanz Coach® vermittelt ein vertieftes Verständnis für die mental- emotionalen Seiten von Geld und Risiko und ist darüber hinaus ist eine fundierte Coachingausbildung. Nina Leder aus Stuttgart ist seit 10. Juli zertifiziert als FCM Finanz Coach®.
Quereinsteiger wie Nina Leder, die in der fast zweijährigen Ausbildung die Grundlagen zur Zertifizierung zum FCM Finanz Coach® gelegt haben, haben Interesse an Menschen und sind begeistert von Finanzen. Sie möchten, dass Kinder und Erwachsene das gesamte Potential, das sie in sich tragen, zum Erreichen einer Lösung nutzen. Dazu sind sie bereit, Finanzcoaching von der Pike auf zu lernen.
Nina Leder hat als eine der ersten hundert Teilnehmerinnen der Ausbildung das Zertifikat erhalten. Dafür ist ein umfangreicher Prozess nötig. Neben der Teilnahme an interaktiven Seminaren, der Reflexion der eigenen Entwicklung als Finanzentscheider und Finanzcoach, kommt insbesondere die Evaluation von eigenen Coachings gemäß Standards der acht Kernkompetenzen der ICF (International Coach Federation) zur Anwendung.
„Mit guten, wirkungsvollen Fragen finden Kinder, Jugendliche und Erwachsene in dem scheinbar unentwirrbaren Chaos der Wahlmöglichkeiten den roten Faden für ihren eigenen Finanzweg. Es lohnt sich, das Chaos zu entwirren“, sagt Nina Leder.
Finanzielle Gesundheit erreicht, wer bewusst gute Finanzentscheidungen trifft. Dazu tragen in Zukunft immer mehr FCM Finanz Coaches® wie Nina Leder mit ihrer neuen Dienstleistung bei.
Die Coachingausbildung wird von Monika Müller, selbst Master Certified Coach (ICF) und seit mehr als 20 Jahren Geschäftsleiterin von FCM Finanz Coaching, seit 2013 im gesamten deutschsprachigen Raum angeboten. In 8 Seminaren über 18 Monate verteilt erlernen die Teilnehmer Fragen und Interventionen, um Geld, Finanzen und Finanzentscheidungen als zentrale Themen im Coaching zu adressieren. Die Ausbildung fundiert auf dem Verständnis von Coaching eines der größten weltweiten Coachingverbände (ICF).
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Angriff durch De-Dollarisierung
Von Dr. Oliver Everling | 26.September 2023
Die Stärke und Vormachtstellung der USA steht auf zwei Beinen: Militär und US-Dollar. Zum einen opfern die USA mehr Ressourcen für Kriege als jedes andere Land der Welt, setzt mehr Geld für Militär und Waffen ein als irgendein anderer Staat, was den USA das Eingreifen in Konflikte rund um den Globus ermöglicht. In den USA werden übrigens relativ zur Bevölkerung und auch nach absoluter Zahl mehr Menschen inhaftiert als sonstwo.
Zum anderen stehen die USA auf dem Bein des US-Dollars, ohne den praktisch keinem Land der Welt die Beteiligung am Welthandel möglich ist. Während der Angriff auf die militärische Übermacht wohl militärische Mittel erforderlich machen würde, geht der Angriff auf den US-Dollar auch mit friedlichen Mitteln, was sehr chinesischer Philosophie entspricht. Im Unterschied zu den USA oder Russland ging von der Volksrepublik China bisher kein Angriffskrieg aus. Daher ist die Analyse „Chinas Angriff auf den US-Dollar – Maßnahmen, Motive und mögliche Risiken für das westliche Finanzsystem“ vom FERI Cognitive Finance Institute, die als „Cognitive Comment“ erschienen ist, von besonderem Interesse. Im Folgenden daraus einige wesentliche Punkte daraus.
Die Schwächung des US-Dollar als globale Leitwährung ist ein zentrales Element in Chinas Strategie zur Ablösung der USA als globaler Hegemon. Der Konflikt zwischen den rivalisierenden Großmächten wird damit verstärkt auch über das internationale Währungs- und Finanzsystem ausgetragen. „China weiß, dass die Kontrolle über das US-Dollar-System den USA massive Vorteile verschafft. Der Dollar ist für die USA ein globaler Machtfaktor und wird deshalb von China gezielt attackiert“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, in einer aktuellen Analyse zu Chinas Strategie der „De-Dollarisierung“.
China führt die Allianz gegen US-Dollar an: China sehe gezielte Angriffe gegen die US-Währung als wichtigen Hebel, um die globale Dominanz der USA zu untergraben. Aus diesem Grund forciere China planvoll – und auf unterschiedlichen Ebenen – eine Schwächung des US-Dollar-Systems. Gleichzeitig wolle China seine eigene Interessensphäre vor einem möglichen Einsatz des US-Dollar als Sanktionswaffe schützen. „Solange ein Großteil seiner Energie-, Rohstoff- und Handelsströme innerhalb des US-Dollar-Systems abgewickelt wird, hat China nie volle Souveränität über seine wirtschaftliche Sphäre. Eine Strategie der ‚De-Dollarisierung‘ ist deshalb für die chinesische Führung von größtem Interesse“, erklärt Rapp. Entsprechend verstärke China strategische Allianzen mit der Golfregion und anderen Ländern des „Globalen Südens“. Dort biete China nicht nur umfangreiche wirtschaftliche Kooperation, sondern ermögliche gezielt auch Transaktionen außerhalb des US-Dollar-Systems. „China ist nicht nur treibende Kraft hinter der Erweiterung der BRICS-Gruppe, sondern forciert dort auch alternative Verrechnungswährungen als Konkurrenz zum US-Dollar. Die Aufnahme neuer BRICS-Mitglieder, darunter große Energieexporteure wie Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), wird die von China angeführten Attacken gegen den US-Dollar also perspektivisch verstärken“, warnt Rapp.
Die Schattenseiten des Dollar-Privilegs: Eine Ablösung des US-Dollar durch den chinesischen Yuan sei jedoch vorerst wenig wahrscheinlich. Die noch immer unverzichtbare Rolle des US-Dollar als globale Reservewährung sowie massive Netzwerkeffekte im US-Dollar-System würden dem klar entgegenwirken. Allerdings lägen Risiken für den US-Dollar auch in den USA selbst: „Das Dollar-Privileg verführt die USA zu dem Irrglauben, ungehemmte Staatsverschuldung ließe sich ewig fortsetzen. Ein laxer Umgang mit den Staatsfinanzen löst jedoch Vertrauensverluste aus und fördert eine Erosion des US-Dollar-Systems von innen“, so Rapp. Eine weitere Gefahr stelle die wachsende Bereitschaft der USA dar, durch US-Dollar-Sanktionen erhebliche Teile des Weltfinanzsystems faktisch ins Abseits zu drängen. Diese potentielle „Dollar-Waffe“ erzeuge globale Unruhe und fördere den Trend zur Abkopplung vom US-Dollar. Aufgrund dieser dynamischen Faktoren, die durch Chinas gezielte Attacken noch verstärkt würden, stiegen die strukturellen Risiken im US-Dollar-System. Investoren und Vermögensinhaber sollten deshalb die weiteren Entwicklungen sehr aufmerksam im Blick behalten.
Die Analyse „Chinas Angriff auf den US-Dollar – Maßnahmen, Motive und mögliche Risiken für das westliche Finanzsystem“ ist beim FERI Cognitive Finance Institute als „Cognitive Comment“ erschienen und steht zum Download unter Content Center | FERI (feri-institut.de) zur Verfügung.
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Inflationsschutz nur global
Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2023
Globale Aktien spielen aus guten Gründen eine Schlüsselrolle in vielen Anlageportfolios. Sie bieten Diversifizierungsvorteile und die Partizipation an Unternehmen aus verschiedenen Sektoren mit sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Mit Blick auf die Industrieländer sieht Bertrand Cliquet, Portfolio Manager der Lazard Global Equity Franchise-Strategie, jedoch noch einen weiteren Grund für eine Position in globalen Aktien: den Schutz vor Inflation.
„Globale Aktien können Portfolios auf eine Weise vor den kapitalfressenden Auswirkungen der Inflation schützen, wie es die meisten Anleihen derzeit nicht können“, erklärt Cliquet. Anleihen würden Anlegern nach jahrelangen Tiefständen mittlerweile zwar deutlich höhere nominale Renditen bieten, aber die realen Renditen seien auf Grund der weiterhin hohen Inflation recht niedrig geblieben. „Aus unserer Sicht ist der Kampf gegen die Inflation noch lange nicht gewonnen und Anleger müssen sich entsprechend positionieren. Globale Aktien sind eine gute und einfache Möglichkeit, sich vor Inflation zu schützen“, so der Experte.
Damit globale Aktien im Portfolio tatsächlich einen Schutzwall gegen den Wertverlust durch die Inflation darstellen können, sei die Aktienauswahl entscheidend. Cliquet und sein Team setzen auf so genannte Economic-Franchise-Unternehmen: „Wir definieren Economic-Franchise-Unternehmen als Unternehmen, deren Erträge besser vorhersehbar sind, während ihre großen Wettbewerbsvorteile wie z. B. ein natürliches Monopol, Kostenführerschaft oder Netzwerkeffekte es ihnen ermöglichen, hohe Renditen bis weit in die Zukunft hinein aufrechtzuerhalten.“ Aus Sicht Cliquets weisen nur etwa 250 Unternehmen aus dem globalen Aktienanlageuniversum diese Merkmale auf.
„Die Vorteile der so identifizierten Unternehmen lassen sich jedoch nur realisieren, wenn auch eine strenge Bewertungsdisziplin eingehalten wird“, so Cliquet. Denn Economic-Franchise-Unternehmen würden in der Regel zu relativ hohen Marktbewertungen gehandelt, da ihre Cashflows ein geringes Risiko aufweisen würden, die Kapitalrenditen hoch seien und sie solide Wachstumsmöglichkeiten böten. „Um die Rendite zu maximieren, dürfen Anleger für diese Eigenschaften nicht zu viel bezahlen“, erklärt Cliquet. „Wir listen daher alle in Frage kommenden Aktien in der Reihenfolge ihrer erwarteten Rendite auf und investieren nur in diejenigen, von denen wir glauben, dass sie uns eine angemessene jährliche Rendite bieten können.“
Ein solch strenger Ansatz ist aus Sicht Cliquets für verschiedene Marktumgebungen über einen vollständigen Anlagezyklus hinweg geeignet. „Unsere Strategie konnte in der Vergangenheit mit steigenden Märkten Schritt halten, was bei Value-orientierten Strategien eher selten der Fall ist“, sagt Cliquet. „In fallenden Märkten hat sie sich jedoch besonders gut behauptet. Die knapp dreißig Aktien, die wir derzeit halten, sind günstig bewertet, weisen erhebliche Abschläge auf ihren inneren Wert auf und verfügen über weiteres Aufwärtspotenzial.“
Das inflationäre Umfeld wird nach Ansicht Cliquets auch weiterhin eine große Herausforderung darstellen, insbesondere angesichts der aktuellen Höhe der Kerninflation. Gleichzeitig dürften die Zentralbanken in ihrem Kampf um die Eindämmung des Preisdrucks keine Kompromisse eingehen. „Ein solches Umfeld ist für Unternehmen wie Anleger nicht einfach. Wir setzen deshalb auf Unternehmen, die eine hohe Ertragsvisibilität bieten. Denn was die Erträge anbelangt, so sind die Erwartungen vieler Marktteilnehmer an weiter steigende Margen aus unserer Sicht zu optimistisch“, sagt der Portfoliomanager.
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