DEFAMA in Niedersachsen und weniger Leerstand
Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2023
Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) ist ein in Berlin ansässiges Unternehmen, das gezielt in kleine Einzelhandelsobjekte in kleinen und mittleren Städten in Deutschland investiert. DEFAMA legt dabei Wert auf bonitätsstarke Filialisten als Ankermieter, eine begrenzte Anzahl von Mietern (vorzugsweise nicht mehr als 10) und eine Jahresnettomiete von mindestens 100.000 Euro. Das Unternehmen strebt eine zweistellige Nettomietrendite an.
DEFAMA hat eine Reihe von Verträgen und Vereinbarungen abgeschlossen, um sein Portfolio zu erweitern und die annualisierten Nettomieten um mehr als 400.000 Euro zu steigern. Ein Teil dieser Maßnahmen umfasst den Kauf eines Nahversorgers in Markoldendorf, Niedersachsen. Das Objekt wurde 2013 gebaut und hat eine vermietbare Fläche von 1.130 Quadratmetern. Netto ist der Generalmieter des Objekts, und die derzeitige Jahresnettomiete beträgt 130.000 Euro. DEFAMA hat den Kaufvertrag unterzeichnet, und der Nutzen-Lasten-Wechsel soll im Juli erfolgen.
Des Weiteren hat DEFAMA in seinen Bestandsobjekten neue langfristige Mietverträge abgeschlossen oder steht kurz vor dem Abschluss solcher Verträge. In Hof wurde mit JYSK eine Vereinbarung zur Erweiterung der Fläche von derzeit 1.100 Quadratmetern auf zukünftig über 1.500 Quadratmeter getroffen. Der Bauantrag für die Umbaumaßnahmen wird in Kürze gestellt. Nach der Erweiterung wird das Objekt bis auf eine kleine Restfläche vollständig vermietet sein.
In Gardelegen steht DEFAMA kurz vor dem Abschluss eines Mietvertrags mit einem Fitness-Studio über eine Fläche von gut 1.200 Quadratmetern. Der Bauantrag wurde bereits gestellt, und der Umbau soll bis Herbst 2023 abgeschlossen sein. Im Zuge dieser Maßnahme wird ein Bestandsmieter eine Ergänzungsfläche übernehmen. Außerdem plant DEFAMA den Umbau für die Ansiedlung eines Zeitschriftenladens nach Abschluss des Mietvertrags mit einer großen Einzelhandelskette. Insgesamt wird der Leerstand nach Abschluss aller geplanten Baumaßnahmen auf unter 15 Prozent reduziert werden, verglichen mit fast 40 Prozent beim Erwerb vor zwei Jahren. Es laufen auch Vermietungsgespräche für die übrigen Flächen.
In Harzgerode konnte DEFAMA durch die Vermietung der letzten Leerfläche an eine Tierarztpraxis Vollvermietung erreichen. Hier arbeitet DEFAMA gemeinsam mit EDEKA an einer Neuaufstellung, die durch den Erwerb eines angrenzenden Grundstücks ermöglicht wurde. In Lübbenau liegt ein unterschriftsreifer Mietvertrag mit der deutschen Tochtergesellschaft eines börsennotierten Konzerns vor. Dabei handelt es sich um rund 700 Quadratmeter Büroflächen und zahlreiche Stellplätze. Der Umbau soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein und den Vermietungsstand im Objekt auf über 90 Prozent erhöhen. Seit Jahresbeginn wurden auch zahlreiche Mietanpassungen im Immobilienbestand von DEFAMA vorgenommen, hauptsächlich aufgrund vertraglich vereinbarter Wertsicherungsklauseln.
Nach Abschluss aller genannten Zukäufe und Umbaumaßnahmen wird der annualisierte Funds from Operations (FFO) auf 10,4 Millionen Euro steigen, was 2,17 Euro pro Aktie entspricht. Das Portfolio umfasst dann 63 Standorte mit einer Nutzfläche von 256.000 Quadratmetern, die zu 95 Prozent vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Getränke Hoffmann, JYSK, Deichmann, KiK, Takko und toom. Die annualisierte Jahresnettomiete von DEFAMA liegt bei rund 21 Millionen Euro.
DEFAMA prüft zudem eine steigende Anzahl von Kaufangeboten zu attraktiven Preisen. Das Unternehmen hat keine Probleme bei der Finanzierung aufgrund verschiedener erhaltenen Kreditangebote und -abschlüsse von mehreren Banken. Der Vorstand ist optimistisch, den FFO je Aktie durch weitere Zukäufe und Vermietungserfolge im laufenden Jahr weiter steigern zu können.
Themen: Aktienrating, Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für DEFAMA in Niedersachsen und weniger Leerstand
Unternehmen profitieren jetzt schon von KI
Von Dr. Oliver Everling | 25.Mai 2023
Das KI-gesteuerte textbasierte Dialogsystem ChatGPT hatte bereits zwei Monate nach seiner Einführung weltweit 100 Millionen Nutzer. „Es entsteht gerade ein riesiger Markt für die Generierung von Inhalten durch künstliche Intelligenz“, ist Tilo Wannow, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Balanced überzeugt. Die Technologie habe Einfluss auf alle Branchen, sei es durch eine Reorganisation der Arbeitsabläufe, durch die Erzielung von großen Produktivitätssteigerungen oder die Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten. „Viele auf Basis unseres Qualitätsansatzes ausgewählte Unternehmen nutzen KI schon heute. Neben den bekannten KI-Unternehmen aus der Technologiebranche profitieren auch unbekanntere Unternehmen aus anderen Sektoren von der KI-Entwicklung“, erläutert Wannow in einem aktuellen Marktkommentar.
So verfügten zum Beispiel professionelle Informationsdienstleister wie die britische RELX* bereits über langjährige Erfahrung im Einsatz modernster KI-Technologie. Zuletzt berichtete das Unternehmen über die Integration von KI in „Lexis Nexis“, einer Software für Rechtsanwälte. Die Nutzung von generativer KI erlaubt den Nutzern eine schnellere Recherche zur Vorbereitung von Fällen oder der Erstellung von Korrespondenzen inkl. Fallreferenzen.
Unternehmen aus der Halbleiter-Wertschöpfungskette profitieren dem Fondsmanager zufolge in zweifacher Hinsicht von der KI-Revolution: „Erstens erfordern insbesondere die schnelle Verarbeitung und Speicherung riesiger Datenmengen eine wachsende Anzahl an Halbleitern und Mikroprozessoren. Zweitens wird in der Entwicklung von Hochleistungschips, insbesondere im Simulationsprozess, verstärkt künstliche Intelligenz eingesetzt.“ Das amerikanische Unternehmen Synopsys sei mit seiner Suite „Synopsys.ai“ einer der fortschrittlichsten Zulieferer von Software zur KI-gestützten Chipentwicklung.
Auch in der Medizintechnik werde der Einsatz künstlicher Intelligenz zu erheblichen Effizienzfortschritten führen. Hersteller modernster Endoskop-Kameras wie das US-Unternehmen Stryker lieferten den Chirurgen in Echtzeit Einschätzungen basierend auf automatischer Bilderkennung und trügen somit dazu bei, Behandlungsfehler zu minimieren.
Tilo Wannow nennt ein weiteres Beispiel: In der Analyse von Zellproben wenden Analysegeräte von namhaften Herstellern wie Thermo Fisher ebenfalls Bilderkennungstechnologie sowie datenbankgestützte, auf Machine Learning basierte Diagnosen an. „Die Prognosegüte verbessert sich stetig und die Anzahl der Anwendungsgebiete sollte in Zukunft weiter zunehmen“, ist der Fondsmanager von ODDO BHF AM überzeugt.
Wie genau sich der Einsatz generativer KI auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken wird, lasse sich noch nicht prognostizieren. „Die Beispiele legen aber nahe, dass für viele Unternehmen die KI-Zukunft schon begonnen hat“, so Wannow. Investoren sollten das Thema im Auge behalten.
Themen: Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Unternehmen profitieren jetzt schon von KI
Positive Rendite-Aussichten, Volatilität als eigene Anlageklasse
Von Dr. Oliver Everling | 25.Mai 2023
Das Bad Homburger Multi Asset-Investmenthaus FERI baut sein Angebot im Bereich liquider Alternativer Investments weiter aus. „Angesichts des strukturell veränderten Zinsumfelds und der nachhaltigen Rückkehr der Volatilität an den globalen Finanzmärkten haben wir uns entschlossen, unser Angebot an liquiden Alternativen Investmentstrategien für unsere Investoren weiterzuentwickeln und auszubauen“, erläutert Dr. Marcel V. Lähn, Chief Investment Officer bei FERI.
Dies betreffe neben liquiden Hedgefonds-Strategien vor allem die Volatilitätsfonds der Flex-Familie. „Wir haben mit der OptoFlex-Strategie vor mehr als zehn Jahren eine innovative Lösung zur Vereinnahmung von Volatilitätsprämien für unsere Kunden entwickelt“, betont Carsten Hermann, Geschäftsführer der FERI Trust GmbH und bereits seit 2012 als Leiter Investmentmanagement gesamtverantwortlich für die FERI-Volatilitätskonzepte. Das äußerst erfolgreiche und mehrfach prämierte Konzept des OptoFlex habe über die vergangenen Jahre neue Maßstäbe im Bereich der alternativen Investments für professionelle Anleger gesetzt, weil es im Niedrigzinsumfeld attraktive Renditen abseits der klassischen Renten- und Aktienstrategien ermöglichte und somit maßgeblich zur Stabilisierung der Portfolios beitrug.
„Im Umfeld gestiegener Zinsen greifen institutionelle Anleger nun wieder stärker zu klassischen Rentenprodukten. Klassische Volatilitätsstrategien als reine Zinsersatzprodukte stehen daher nicht mehr so stark im Fokus“, erläutert Hermann. Dabei seien die Perspektiven nach wie vor sehr attraktiv: „Die Zinswende hat auch das Basis-Renditeniveau für die OptoFlex-Strategie deutlich erhöht – zudem erlauben die aktuellen Marktbedingungen mit hohen Volatilitätsprämien wieder die Realisierung attraktiver Überrenditen“, betont Hermann.
FERI wird liquide Hedgefonds sowie die hauseigenen Volatilitätskonzepte künftig noch stärker in den ganzheitlichen Multi Asset-Ansatz des Investmenthauses integrieren. „Der Aktienmarkt als Underlying wird künftig bei unseren Alternative Asset-Strategien eine größere Bedeutung einnehmen, aber auch der Bereich Hedgefonds insgesamt“, so Lähn. Außerdem wolle man den Zugang zu den Konzepten für breitere Investorengruppen öffnen.
Nach dem großen Erfolg des OptoFlex sowie des EquityFlex, beides systematische und regelgebundene Optionsprämienstrategien auf Basis des US-Aktienmarkts, wurde der Investmentansatz bereits 2021 mit dem EuroEquityFlex um den europäischen Aktienmarkt erweitert. Das Volumen aller von FERI gemanagten Volatilitätsstrategien liegt aktuell bei mehr als 3 Milliarden Euro. Angesichts der strategischen Wachstumsperspektiven wird das Portfoliomanagement dieser Konzepte angepasst und verbreitert, gleichzeitig wird das zugehörige Risikomanagement optimiert. „Volatilität ist für uns eine eigene liquide Alternative Anlageklasse, die von Marktschwankungen profitiert. Entsprechende Strategien sind deshalb auch künftig sowohl im Portfoliokontext institutioneller als auch privater Investoren unverzichtbar und aus diesem Grund ein elementarer Bestandteil unseres Multi Asset-Investmentansatzes“, sagt Dr. Marcel V. Lähn.
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Positive Rendite-Aussichten, Volatilität als eigene Anlageklasse
Pannonia Bio Zrt. im Rating von Scope
Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2023
Das Emittentenrating der Pannonia Bio Zrt. wurde von Scope Ratings GmbH auf BB+ bestätigt, der Ausblick wurde jedoch von Stabil auf Negativ geändert. Die Herabstufung des Ausblicks kommt kaum überraschend, da das Rating der Pannonia Bio Zrt. nur einen Notch unterhalb des Ratings anderer Agenturen für Ungarn liegt, was gewöhnlich als Obergrenze möglicher Ratings für Emittenten gesehen wird, die in dem Land domizilieren.
Das BB+ Senior Unsecured Debt Rating und das BBB Senior Unsecured Debt Rating wurden ebenfalls bestätigt. Die Änderung des Ausblicks ist in erster Linie auf das Risiko schwacher Ethanolmargen und einer Unterauslastung der Anlagen über einen längeren Zeitraum zurückzuführen. Außerdem nennt Scope Ratings nachteilige regulatorische Eingriffe in Ungarn, die sich auf das Geschäfts- und Finanzrisikoprofil des Unternehmens auswirken. Diese Faktoren überwogen die positiven Effekte der jüngsten Investitionen in Effizienz und die Entwicklung neuer Produkte. Die Ratingbestätigung soll jedoch das moderate Geschäftsrisikoprofil und das gute Finanzrisikoprofil des Unternehmens würdigen.
Der Preisanstieg wichtiger Rohstoffe im Jahr 2021 sowie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2022 führten zu einem beispiellosen Zustand. Während der angespannte europäische Bioethanolmarkt anfangs die Druckmargen unterstützte, zogen hohe Ethanolpreise erhebliche Importmengen an, insbesondere aus den USA und Brasilien.
Trotz Importzöllen machten die Nettoimporte etwa 25 % des gesamten europäischen Verbrauchs aus, was dazu führte, dass die europäischen Ethanolpreise im vierten Quartal 2022 stark sanken und die Crush-Margen in den negativen Bereich drückten. Einigen Ethanolproduzenten gelang es, ihre Produktion und ihre positiven Ergebnisse aufrechtzuerhalten, unterstützt durch Maßnahmen in westeuropäischen Ländern oder Absicherungsgeschäfte aus der Vorkriegszeit.
Pannonia Bio und andere Ethanolproduzenten in Mittel- und Osteuropa mussten jedoch aufgrund fehlender staatlicher Unterstützung und einer Maisknappheit in Ungarn und der Region eine reduzierte oder gestoppte Produktion hinnehmen. Dies führte zu einer schwächeren Profitabilität für Pannonia Bio, die erst im ersten Quartal 2023 eine gewisse Erholung ihrer Margen verzeichnete. Das Unternehmen meldete im zweiten Quartal 2023 eine Rückkehr zur Vollauslastung.
Scope rechnet mit einer relativ stabilen Bioethanolnachfrage und -produktion in Europa, was darauf hindeutet, dass weiterhin erhebliche Importmengen anfallen werden. Obwohl die Rohstoffpreise von ihren Höchstständen im Jahr 2022 zurückgegangen sind und die jüngste Margenerholung unterstützt haben, bleiben sie volatil. Scope geht davon aus, dass sich die Crush-Margen allmählich unter dem Mehrjahresdurchschnitt stabilisieren werden.
Pannonia Bio ist einem verstärkten Wettbewerbsdruck durch höhere Importmengen und staatliche Unterstützung für energieintensive Industrien in westeuropäischen Ländern ausgesetzt, was seine Rentabilität beeinträchtigt und die positiven Auswirkungen der jüngsten Investitionen zunichte gemacht hat. Das Risiko schwacher Margen und einer Unterauslastung der Anlagen könnte in Zukunft zu einer geringeren Einschätzung des Geschäftsrisikoprofils führen.
Im Jahr 2022 ergriff die ungarische Regierung Maßnahmen zur Straffung des Haushaltssaldos, darunter unerwartete Steuern auf bestimmte Sektoren. Pannonia Bio zahlte im September 2022 eine Windfall Tax in Höhe von 36 Millionen Euro im Voraus, wertete den für 2022 fälligen Betrag jedoch später neu aus und versucht nun, den Großteil der Zahlung zurückzufordern. Derzeit laufen Gespräche mit der Steuerbehörde. Die begrenzte politische Vorhersehbarkeit hat die Risikobereitschaft von Pannonia Bio verringert, was zu einer wahrscheinlichen Reduzierung der Investitionsausgaben im Vergleich zu früheren Erwartungen geführt hat. Es wird außerdem erwartet, dass das Unternehmen der Dividendenausschüttung Priorität einräumt und die Interessen vorrangiger Kreditgeber berücksichtigt.
Pannonia Bio hat – dem Bericht von Scope Ratings zufolge – eine Vereinbarung zur Veräußerung seiner Solarprojekte unterzeichnet. Der Abschluss der Veräußerungen wird für Juni 2023 erwartet.
Das Geschäftsrisikoprofil von Pannonia Bio spiegelt seine hocheffiziente Anlage wider, die zu wettbewerbsfähigen Betriebskosten und Gesamtrentabilität beiträgt. Zu den Herausforderungen gehören jedoch das Engagement in volatilen Rohstoffmärkten, eine schwache Diversifizierung von Vermögenswerten und Produkten sowie ein mangelndes Engagement in Spezialprodukten mit geringer Zyklizität.
Das mit BBB bewertete finanzielle Risikoprofil des Unternehmens deutet auf schwächere, aber immer noch solide Kreditkennzahlen hin. Pannonia Bio erwirtschaftete im Jahr 2022 trotz schwacher Margen im vierten Quartal ein Rekord-Scope-bereinigtes EBITDA von 144 Millionen Euro. Allerdings schwächten sich die Kreditkennzahlen ab, wobei der Leverage, gemessen an Scope-bereinigten Schulden/EBITDA, das 2,1-fache erreichte und der Scope-bereinigte freie operative Cashflow/Schulden negativ wurde. Dies war vor allem auf den Abfluss von Betriebskapital zurückzuführen
Die Analysten von Scope Ratings gehen davon aus, dass die Scope-bereinigte Verschuldung/EBITDA im Jahr 2023 auf über 3,0x ansteigen wird, bevor sie sich in den kommenden Jahren auf den Bereich von 2,0x bis 3,0x erholt. Beeinflusst wird diese Erwartung durch konservative Rohstoffpreisannahmen, reduzierte Investitionspläne, die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten, Erlöse aus der Veräußerung von Solarprojekten und Dividendenzahlungen. Scope prognostiziert für die nächsten Jahre eine EBITDA-Spanne von rund 60 bis 90 Millionen Euro jährlich, verglichen mit über 100 Millionen Euro jährlich im Zeitraum 2019–2022.
Pannonia Bio sicherte sich im August 2022 zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten bei bestehenden Kreditgebern in Höhe von 110 Millionen Euro, die bis Ende 2022 genutzt wurden. Auch die Betriebsmittelfazilität in Höhe von 45 Millionen Euro (im April 2023 auf 60 Millionen Euro erhöht) wurde genutzt bis zum Ende des ersten Quartals 2023. Die zusätzliche Verschuldung und die höheren Zinssätze werden zusammen mit konservativen EBITDA-Prognosen zu einem niedrigeren, aber immer noch starken Scope-bereinigten EBITDA/Zinsdeckungsgrad von etwa dem Zehnfachen führen.
Das Unternehmen unterzeichnete im Dezember 2022 einen Finanzierungsvertrag mit der Europäischen Investitionsbank über 50 Millionen Euro, Scopes Ratingfall geht jedoch von keinen Inanspruchnahmen aufgrund der erwarteten Reduzierung des Investitionsprogramms des Unternehmens aus. Pannonia Bio wird voraussichtlich auch Dividendenzahlungen Vorrang einräumen, vorbehaltlich der operativen Leistung, der Kreditvereinbarungen der Banken und der Zustimmung der Bankkreditgeber.
Die Liquidität von Pannonia Bio bleibt aus Sicht der Berliner Ratingagentur angemessen, obwohl einige verfügbare Optionen genutzt wurden, was zu einem geringeren Spielraum führt. Scope geht für die nächsten 12 Monate von einer kurzfristigen Finanzschuldendeckung von über 1x aus, unter Berücksichtigung verfügbarer Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente von 41 Mio. EUR zum 31. März 2023 und eines positiven Free Operating Cashflows.
Der negative Ausblick spiegelt die hohe Wahrscheinlichkeit wider, dass sich der anhaltende Druck auf die Ethanolmargen auf die Rentabilität und die Kreditkennzahlen des Unternehmens auswirken wird, wobei die um den Umfang bereinigte Verschuldung/EBITDA in den nächsten 12 bis 18 Monaten voraussichtlich das 2,5-fache überschreiten wird. Das Rating könnte herabgestuft werden, wenn sich die Kreditkennzahlen verschlechtern, die Rentabilität nachlässt oder das anhaltende Risiko schwacher Margen und einer Unterauslastung der Anlagen besteht.
Der Ausblick könnte wieder auf „Stabil“ korrigiert werden, wenn das Risiko schwacher Margen und einer Unterauslastung der Anlagen gemindert wird und das Unternehmen solide Kreditkennzahlen mit einem um den Umfang bereinigten Schulden-/EBITDA-Verhältnis von unter 2,5 beibehält. Ein weiterer Aufwärtstrend ist bei der aktuellen Geschäftsstruktur unwahrscheinlich, könnte aber durch deutliche Verbesserungen bei Diversifizierung, Reichweite und Kreditkennzahlen ausgelöst werden.
Es wird erwartet, dass die vorrangig besicherten Schulden eine „ausgezeichnete“ Erholung aufweisen werden, was einem BBB-Rating entspricht, während die vorrangigen unbesicherten Schulden, einschließlich der 15-Milliarden-HUF-Anleihe, die im Rahmen des Anleihefinanzierungsprogramms für Wachstum der Ungarischen Nationalbank ausgegeben wurde, voraussichtlich ein „ „durchschnittliche“ Erholung, was zu einem BB+-Rating führt.
Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Pannonia Bio Zrt. im Rating von Scope
Die nachhaltigsten Banken und Vermögensverwalter
Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2023
Das Bad Homburger Multi Asset-Investmenthaus FERI wurde vom Wirtschaftsmagazin Capital und dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) als bester unabhängiger Vermögensverwalter im Bereich Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Laut der aktuellen Untersuchung bekam FERI als einziger Anbieter in dieser Kategorie die Höchstwertung von fünf Sternen.
Bereits zum dritten Mal hat das Magazin Capital gemeinsam mit dem IVA die nachhaltigsten Banken und Vermögensverwalter ausgezeichnet. Dabei untersuchten die Experten die Angebote im Bereich ESG und Nachhaltigkeit anhand von drei Bewertungskategorien: Portfolio, ESG im Investmentprozess (Produkttransparenz) und schließlich ESG im Unternehmen selbst – also die Berücksichtigung von Umwelt (Ecological), Sozialem und guter Unternehmensführung (Governance) nicht nur bei den Anlagen, sondern auch beim Handeln des eigenen Unternehmens.
Bereits vor Jahren hat FERI bei seinen Investmentlösungen und Beratungsdienstleistungen einen Nachhaltigkeitsansatz implementiert, der die ESG-Kriterien mit den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen kombiniert. „Wir freuen uns sehr, dass wir die Jury mit diesem Ansatz überzeugt haben“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, der als Vorstand bei FERI das Thema Nachhaltigkeit verantwortet.
Das 2019 gegründete FERI SDG Office steuert als zentrales Kompetenzzentrum die individuelle Beratung nachhaltiger Investmentlösungen sowie die strategischen Investitionen in einer zukunftsorientierten und verantwortungsvollen Anlagestrategie. „Der Beratungsbedarf und die Nachfrage von Investoren nach entsprechenden Fonds und Investitionsmöglichkeiten steigen kontinuierlich, nicht zuletzt im Bereich Alternative Assets und Private Markets“, betont Antje Biber, die als Head of SDG Office die Nachhaltigkeitsstrategie der FERI Gruppe vertritt.
Das Thema Nachhaltigkeit beinhalte für FERI zudem ein klares Bekenntnis zur gesellschaftlichen Mitverantwortung als Unternehmen. „Bei unserem Engagement für Gesellschaft und Umwelt fokussieren wir uns auf ausgewählte Nachhaltigkeitsziele wie Klimaschutz, Gleichstellung und Bildung. Hier sehen wir unsere größten Einflussmöglichkeiten“, so Antje Biber.
Themen: Nachhaltigkeitsrating, VV-Rating | Kommentare deaktiviert für Die nachhaltigsten Banken und Vermögensverwalter
Prognose für China angehoben
Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2023
Das abrdn Research Institute hat kürzlich seine Prognose für das reale BIP-Wachstum in China von 2,9 % im Jahr 2022 auf 6,0 % im Jahr 2023 angehoben. Paul Diggle, Chief Economist, bei abrdn, erläutert, warum das chinesische Wachstum trotz des im April unerwartet geringeren Wachstums auf Jahressicht stärker ausfallen dürfte als angenommen, und was das für Investoren bedeutet:
„Im Gegensatz zu den düsteren Prognosen für die Industrieländer erholt sich die chinesische Wirtschaft nach den langen Einschränkungen durch Corona deutlich. Die Stärke des BIP im ersten Quartal bestätigt das. Im Gegensatz zu den Industrieländern ist die Geldpolitik in China expansiv und wird es wahrscheinlich auch bleiben. Die Zinssätze sind niedrig und es könnte Spielraum für eine Senkung geben“, sagt Paul Diggle.
Während der Lockdowns gab es, so Paul Diggle, nur begrenzte fiskalische Unterstützung durch die Regierung. Deshalb stellt die Inflation in China jetzt kein Problem dar. Auch auf dem Arbeitsmarkt herrscht Flaute, mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 18 % in einigen städtischen Gebieten. Das ist zwar nicht großartig, bedeutet aber, dass es weniger Lohninflation gibt als in den USA, Großbritannien und anderen Märkten.
„Die wohlhabenderen chinesischen Haushalte haben während Corona einen Überschuss an Ersparnissen angesammelt“, berichtet Paul Diggle. „Jetzt werden Ausgaben und Reisen im In- und Ausland nachgeholt. Der Straßen- und U-Bahn-Verkehr hat in den größten Städten deutlich zugenommen und auch der Urlaubsmarkt erholt sich. Im Jahr 2019 gaben chinesische Touristen 250 Mrd. US-Dollar im In- und Ausland aus. Die Rückkehr der chinesischen Touristen wird sich auch für viele andere Volkswirtschaften positiv auswirken.“
Premierminister Xi Jinping strebr ein BIP-Wachstum von 5 % an, wobei der Dienstleistungssektor dieses Wachstum antreibt. „Die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und den Erhebungen bei den Dienstleistungsunternehmen waren gut und bestätigen den konsumgetriebenen Aufschwung. Der Umfragewert für das nicht-verarbeitende Gewerbe lag zwar leicht unter der Konsensschätzung (56,4 statt 57), doch dieser immer noch sehr hohe Wert deutet darauf hin,“ so Paul Diggle, „dass der Dienstleistungssektor eine gute Grundlage für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal bilden wird.“
Der Teilindex für das Baugewerbe ging ebenfalls zurück, bleibt aber mit 63,9 auf dem zweithöchsten Stand seit Oktober 2018, was mit dem Schwerpunkt der politischen Unterstützung übereinstimmt. Darüber hinaus schlagen die politischen Entscheidungsträger weiterhin einen unterstützenden Ton an und erklären, dass „die interne Dynamik nicht stark ist und die Nachfrage immer noch unzureichend ist“. Damit verringere sich nach Ansicht von Paul Diggle das Risiko eines vorzeitigen Ausstiegs aus der Politik und dies könnte sogar zu einer weiteren leichten Lockerung führen.
Auch die Wiederbelebung des Satzes „Wohnen ist zum Leben da, nicht zum Spekulieren“ in der offiziellen Kommunikation zeigt, so Paul Diggle, dass die Behörden darauf bedacht sind, die Fortschritte bei der Risikominderung für Immobilienentwickler nicht zu gefährden.
All diese Faktoren dürften das Wachstum in China stärker ankurbeln, als in vielen Wirtschaftsprognosen erwartet wurde, glaubt Paul Diggle. „Das bedeutet, dass Investoren in der Lage sein sollten, gute Anlagemöglichkeiten zu finden, die immer noch gut bewertet sind.“
Themen: Aktienrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Prognose für China angehoben
Sphene Capital erhöht Kursziel für sdm-Aktie: Neubewertung nach Übernahme
Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2023
Im Anschluss an die Übernahme der IWSM Industrie- und Werkschutz Mundt GmbH durch die sdm SE haben die Analysten von Sphene Capital das Kursziel für die sdm-Aktie von 6,70 Euro auf 8,40 Euro angehoben. Die Empfehlung lautet weiterhin Kaufen.
Durch die Übernahme der IWSM Industrie- und Werkschutz Mundt GmbH steige die sdm-Gruppe mit mehr als 750 Mitarbeitern in die Gruppe der Top 20 der Sicherheitsdienstleister in Deutschland auf.
Die regionale Präsenz der in München ansässigen sdm werde um die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen erweitert. IWSM soll – wie schon die im Januar übernommene RSD Rottaler Sicherheitsdienst – eigenständig weiterentwickelt werden, die Ertragslage aber soll durch die Nutzung von Skaleneffekten und einem gemeinsamen Auftritt bei der Neukundengewinnung verbessert werden.
Angesichts des Umsatzzuwachses und der von den Analysten ab 2024 erwarteten Synergieeffekten sei eine fundamentale Neubewertung der sdm-Aktie erforderlich. So haben die Analysten die Umsatz- und Gewinnschätzungen ab dem laufenden Jahr 2023 deutlich angehoben.
Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Sphene Capital erhöht Kursziel für sdm-Aktie: Neubewertung nach Übernahme
Disruptiv vom „Boomer“ zum „Zoomer“
Von Dr. Oliver Everling | 16.Mai 2023
Mit der Generation Z („Zoomer“) tritt eine neue Generation in den Vordergrund, die das Potential besitzt, traditionelles Verhalten und Denken in allen Lebensbereichen nachhaltig zu verändern. Obwohl die Gen Z, die Alterskohorte der zwischen 1995 und 2009 Geborenen, zahlenmäßig eher klein ist, hat sie sich in der Weltöffentlichkeit bereits laut und deutlich Gehör verschafft – wie etwa bei den weltweiten „Fridays for Future“. „Die ‚Zoomer‘ sind nicht nur technologisch fitter und global vernetzter als jede Generation vor ihnen, sondern setzen sich auch selbstbewusst und fordernd für ‚ihre‘ Themen und Werte ein – weltweit und gut koordiniert durch gezielte Nutzung digitaler Medien“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, bei der Vorstellung einer aktuellen Analyse des FERI-Instituts zur Generation Z.
Als erste wahre Generation von Digital Natives, die schon von klein auf im Internet sozialisiert worden sei und rund um die Uhr „online“ lebe, verlagerten die Zoomer den zwischenmenschlichen Austausch zunehmend von der realen in die virtuelle Welt. Wie das Phänomen der digitalen „Shitstorms“ zeige, nutze die Gen Z gezielt die globale Wirkmacht und Reichweite sozialer Medien, um ihren Forderungen sehr direkt und vehement Ausdruck zu verleihen. Hier bahne sich ein radikaler Kulturwandel an, vor dem sich weder Unternehmen noch Politik verschließen könnten.
Da sich der Personalmangel nach dem Ausscheiden der Babyboomer deutlich verschärfen werde, habe die Gen Z gegenüber Arbeitgebern eine sehr gute Verhandlungsposition, die sie schon heute mit großem Selbstbewusstsein nutze. Selbstverwirklichung im Beruf und flexible Arbeitsmodelle seien der Gen Z wichtiger als ein hohes Gehalt oder sozialer Status. Umfragen zeigten, dass jeder zweite Zoomer in einem Unternehmen arbeiten wolle, das einen positiven „Impact“ leiste. Damit gerate die alte Arbeits- und Leistungskultur vieler Unternehmen unter einen völlig neuen Anpassungs- und Rechtfertigungsdruck.
Auch für Investoren und Vermögensinhaber spiele der Auftritt der Generation Z in den nächsten Jahren eine erhebliche Rolle. In ihren Finanzgewohnheiten habe die Gen Z bereits deutlich mit ihren Vorgenerationen gebrochen, indem sie ihre Finanzgeschäfte weitgehend in den digitalen Raum verlagere. Zudem habe die nachrückende Generation ein ausgeprägtes Wertebild. „Die Generation Z erwartet, dass Unternehmen für Ziele einstehen, mit denen sie sich identifizieren kann. Fehlt dieser ‚Purpose‘, sind Zoomer sofort bereit, einer Marke dauerhaft den Rücken zuzukehren“, ergänzt Rapp. Dadurch entstehe künftig erhöhter Druck auf Geschäftsmodelle, die keinen klaren Bezug zu universellen Zielen wie Klimaschutz oder Diversität nachweisen können. Entsprechende Risiken in betroffenen Sektoren sollten von Anlegern frühzeitig wahrgenommen und verstanden werden.
Themen: Privatkundenrating | Kommentare deaktiviert für Disruptiv vom „Boomer“ zum „Zoomer“
Transformation der sdm SE garantiert Umsatzsprung
Von Dr. Oliver Everling | 12.Mai 2023
Die sdm SE hat sich heute mit den Eigentümern der IWSM Industrie- und Werkschutz Mundt GmbH (IWSM) auf eine Mehrheitsübernahme geeinigt. Demnach erwirbt die sdm SE 74,9 % der Gesellschaftsanteile des Sicherheitsdienstleisters mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Die übrigen 25,1 % werden vom Geschäftsführer der IWSM gehalten. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Der Kaufpreis wird überwiegend durch Fremdkapital finanziert.
Die im Jahr 1997 gegründete IWSM gehört zu den führenden Sicherheitsdienstleistern in Nordrhein-Westfalen. Mit rund 450 Mitarbeitern wird ein breites Spektrum an Sicherheitsdienstleistungen abgedeckt. Dabei sind – wie bei sdm – der Werks-, Objekt- und Revierschutz das Kerngeschäft. IWSM hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und den Umsatz von 14,9 Mio. Euro in 2018 auf 29,0 Mio. Euro in 2022 gesteigert. Das EBITDA wurde in dieser Zeit auf 2,52 Mio. Euro genauso mehr als verdoppelt wie der Jahresüberschuss auf 1,59 Mio. Euro (Zahlen 2022 ungeprüft). Inklusive des neuen Tochterunternehmens strebt die sdm SE im laufenden Jahr einen Konzernumsatz von rund 50 Mio. Euro an und damit etwa eine Verdreifachung im Vergleich zu 2022.
Damit befinden sich inzwischen drei eigenständige Sicherheitsdienstleister unter dem Dach der börsennotierten sdm SE: die sdm Sicherheitsdienste München GmbH & Co. KG, die Anfang 2023 übernommene RSD Rottaler Sicherheitsdienst GmbH sowie die IWSM Industrie- und Werkschutz Mundt GmbH. Die heute vereinbarte Mehrheitsübernahme der IWSM (wirksam zum 01. Januar 2023) bedeutet für die sdm SE einen Umsatz- und Ertragssprung, die überregionale Expansion außerhalb Bayerns und neue strategische Perspektiven. Mit Aktivitäten in Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie zusammen mehr als 750 Mitarbeitern kann die Gruppe künftig beispielsweise an Ausschreibungen für Großprojekte teilnehmen.
Themen: Aktienrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Transformation der sdm SE garantiert Umsatzsprung
Zwei Fünftel des BIP stammen aus Chinas digitalen Wirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 11.Mai 2023
Beim Stichwort China und digitale Wirtschaft denken viele an chinesische E-Commerce-Riesen wie Alibaba. „Doch die Landschaft ist deutlich vielfältiger und umfasst ein breites Spektrum von Branchen: von Dateninfrastruktur, Halbleitern und Telekommunikationsdiensten über das industrielle Internet der Dinge und intelligente Fertigung bis hin zu Datenmanagement und eben E-Commerce“, schreibt Yanxiu Gu, Produktspezialistin für chinesische Aktien bei ODDO BHF AM, in einem aktuellen Marktkommentar.
Mit einer Milliarde Smartphone-Nutzern und mehr als 1,15 Millionen installierten 5G-Basisstationen ist China die zweitgrößte digitale Wirtschaft der Welt. Zwischen 2016 und 2021 hat sich das Volumen der Digitalwirtschaft in China mehr als verdoppelt und macht inzwischen 40 Prozent des chinesischen BIP aus. Gu zufolge lässt sich der Digitalisierungstrend im Reich der Mitte gut am digitalen Parkleitsystem der 12-Millonen-Metropole Hangzhou veranschaulichen, mit dem das Problem von Parkstaus entschärft wird. Autofahrer können dort für 75 Prozent aller Parkplätze die Anzahl der verfügbaren Parkplätze in Echtzeit abrufen und nach Verlassen des Parkplatzes bezahlen. Landesweit lag die durchschnittliche Wachstumsrate des Smart-Parking-Sektors zwischen 2016 und 2022 bei rund 20 Prozent pro Jahr.
Auch wenn Staatschef Xi Jinping schon länger die Rolle der Digitalisierung für Chinas Entwicklung betont, hat die Initiative „digitales China“ in den westlichen Medien weniger Beachtung gefunden als etwa die „Neue Seidenstraße“. Ende Februar 2023 kündigten das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und die chinesische Regierung einen Plan für die digitale Entwicklung an, mit dem China dank effizienter digitaler Infrastruktur und „bahnbrechender Innovationen“ bis 2035 zu den digital führenden Nationen der Welt aufsteigen soll. Allein zwischen 2021 und 2025 werden in China rund 1,4 Billionen Euro in Informationsinfrastrukturen wie 5G, Internet der Dinge, industrielles Internet, KI, Cloud Computing, Blockchain, Rechenzentren und Kommunikationsnetze investiert.
Mit dieser Informationsinfrastruktur habe China bereits bemerkenswerte Fortschritte bei der Umsetzung seiner Strategie für ein digitales China erzielt. „Ein Drittel der chinesischen Internetnutzer sind über 5G-Dienste online“, schreibt die Investmentexpertin. Weltweit seien es im Durchschnitt 12,1 Prozent. Schon jetzt zeichnen sich der Expertin zufolge zahlreiche Akteure ab, die vom Digitalisierungstrend in China profitieren und deutliche Kurszuwächse im laufenden Jahr verbuchen konnten. Sie nennt Anbieter von Kommunikationsgeräten, die den rasant steigenden Bedarf an Rechenleistung für sich nutzen können, wie z.B. der Hersteller optischer Module Zhongji Innolight*. Daneben hätten sich Sektoren wie die Unterhaltungsbranche und Anbieter von Industriesoftware, die ihre Profitabilität durch den Einsatz von KI-Technologien steigern könnten, gut entwickelt. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Aktienkurse fast aller Unternehmen, die zur Strategie der „digitalen Wirtschaft“ passen, sprunghaft an. „Und das, obwohl einige davon wie China Mobile* oder Halbleiterhersteller AMEC* auf der „Entity List“ der US-Regierung stehen und somit für US-Bürger nicht investierbar sind“, so Yanxiu Gu.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Zwei Fünftel des BIP stammen aus Chinas digitalen Wirtschaft