Zukunftsplattform an der Frankfurt School zum Metaverse
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2023
Bei der 18. Fachkonferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ eröffnet sich eine Zukunftsplattform: Über „Open metaverse – Immersive experience meets digital ownership“ berichtet Andreas Fauler, Founding Member, Rocketstar Foundation. „Step into the Dekaverse. Potenziale & Herausforderungen des Metaverse für Banken. Ein Erfahrungsbericht.“ Darüber spricht Adrian Waltenrath, Product Owner des Metaverse-Projekts, DekaBank. „Was hat das Sparschwein und der Tresor mit dem Metaverse zu tun? – Erkenntnisse aus einer internationalen Nutzerbefragung zum Metaverse“ ist das Thema von Dr.-Ing. Daniel Duwe, Joint Innovation Hub Fraunhofer ISI, Teamleitung Standort Heilbronn.
Die genannten Themen haben alle einen Bezug zum Metaverse. Das Metaverse beschreibt eine virtuelle Welt, die in Zukunft immer mehr mit der realen Welt verschmelzen wird. Es bietet eine Plattform für immersive Erfahrungen, digitale Interaktionen und den Besitz virtueller Güter.
Andreas Fauler berichtet über das Potenzial des Open Metaverse, das auf einer offenen Plattform aufgebaut ist und digitale Eigentumsrechte unterstützt. „Das Metaverse wird das Internet replattformen“, so seine mutige These. Schon 2026 könnten ein Viertel der Menschen täglich eine Stunde im Metaverse verbringen, laut einer Studie von Gartner. Lesen- Schreiben, Besitzen und Verdienen sowie Erleben und sich selbst ausdrücken – anaog zur Bedürfnispyramide zeigt Andreas Fauler die Stufen auf, über die sich Nutzer des Metaverse bewegen werden und macht mit „coolen“ POAP vertraut, „Proof of Attendance Protocol“.
Adrian Waltenrath gibt Einblicke in die Erfahrungen der DekaBank mit dem „Dekaverse“ und welche Herausforderungen und Chancen es für Banken bietet. Er macht die Unterschiede zu bekannten Social Media deutlich und nennt Beispiele aus der internen Kommunikation. „Intern wollen wir diesen Spirit, Innovationstreiber zu sein, multiplizieren“, sagt Adrian Waltenrath und fügt hinzu: „Wir können es technisch umsetzen und wir erreichen mediale Aufmerksamkeit.“
Dr.-Ing. Daniel Duwe präsentiert die Ergebnisse einer internationalen Nutzerbefragung zum Metaverse und zeigt auf, welche Auswirkungen dies auf den Umgang mit virtuellen Gütern und digitalem Eigentum haben kann: „Alle Bereiche des Banking-Geschäftsmodells weren vom Metaverse betroffen sein: Bereitstellung von virtuellen Zahlungsmitteln, virtuelle Schulung und Mitarbeiterevents, Online-Kollaboration und Nutzung von digitalen Kundendaten.“ Kernaktivitäten, Ressourcen und Partner, Nutzenversprechen, Zielkunden, Marketing und Absatzkanäle, Kostenstruktur und Ertragsmodell werden isch verändern. Aus Deutschland, USA und China wurden 1620 Menschen representativ befragt. „China ist da sehr viel weiter, das Leben ganz oder teilweise ins Metaverse zu verlagern“, berichtet Daniel Duwe aus den Ergebnissen der Studie.
Insgesamt haben diese Themen gemeinsam, dass sie sich mit der Zukunft der virtuellen Welt und ihren Auswirkungen auf verschiedene Branchen, einschließlich des Bankwesens, auseinandersetzen. Das Metaverse wird voraussichtlich in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen und es ist wichtig, sich mit seinen Potenzialen und Herausforderungen auseinanderzusetzen, um auf die Veränderungen vorbereitet zu sein.
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Stereoskopische Technologien in Banken
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2023
Das Metaverse hat nicht nur in der Gaming-Branche, sondern auch in der Finanzbranche die Aufmerksamkeit auf stereoskopische Technologien gelenkt, die eine räumliche Tiefenwahrnehmung ermöglichen. Immersive Gestaltungen können auch in Banken auf verschiedene Weise eingesetzt werden. Dazu gibt es einige Beispiele.
3D-Visualisierung von Daten: Banken können stereoskopische Technologien nutzen, um ihre Finanzdaten in einer 3D-Umgebung zu visualisieren. Dadurch können Mitarbeiter die Daten besser verstehen und fundierte Entscheidungen treffen.
Virtuelle Meetings: Stereoskopische Technologien können auch für virtuelle Meetings eingesetzt werden, bei denen es wichtig ist, dass Teilnehmer ein Gefühl der Präsenz haben. Durch die räumliche Wahrnehmung können die Teilnehmer das Gefühl haben, im selben Raum zu sein, was die Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung erleichtert.
Schulung und Training: Banken können stereoskopische Technologien nutzen, um Mitarbeiter zu schulen und zu trainieren. Durch die Verwendung von 3D-Modellen können komplexe Konzepte und Verfahren leichter vermittelt werden.
Kundenservice: Stereoskopische Technologien können auch im Kundenservice eingesetzt werden, um Kunden bei der Lösung von Problemen zu helfen. Durch die Verwendung von 3D-Modellen und visuellen Darstellungen können Kunden besser verstehen, wie bestimmte Prozesse ablaufen und wie sie ihre Probleme lösen können.
Insgesamt können stereoskopische Technologien in Banken nicht nur eingesetzt werden, um die Effektivität und Effizienz der Mitarbeiter zu verbessern, die Zusammenarbeit zu fördern und die Kundenzufriedenheit zu steigern, sondern auch, durch dreidimesionales Sehen neue Erkenntnisprozesse in Gang zu bringen, die der Natur des räumlichen Denkens und Erlebens des Menschen entsprechen.
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Metaverse: Mondlandung für Banker
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2023
Auf der 18. Fachkonferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ sprechen Sven Heinisch, Associate Director, Sopra Steria, und Dr. Jochen Heimann, Senior Manager Banking, Sopra Steria, über „Metaverse: Mondlandung für Banker“.
Die beiden Experten sprechen über oziologische Treiber von virtuellen Gemeinschaftn und MMORGs. Die Abkürzung „MMORPG“ steht für „Massively Multiplayer Online Role-Playing Game“. In allen sozialen Interaktionen gestalten Individuen eine Fassade, um wunschgemäß wahrgenommen zu werden („impression management“, so Erving Goffman in THe Presentation of Self in Everyday Life“). „Wir spielen alle Theater, in der analogen Welt, im Karneval, beim Poker, aber auch im Kreditgespräch“, sagt Sven Heinisch.
Im Metaverse gibt es bereits Personen, die sich hier eine neue Identität geben. Es gehe dabei um die wirtschaftliche Auswirkung. Die Besonderheit des Metaverse sei die Wallet: Die Wallet stellt die eindeutige und sichere, jedoch in der Regel anonyme Identifikation des Nutzers mit dem Metaverse her. Die Metaverse-Identität besteht aus plattform-übergreifenden gültigen Attributen, Vermögenswerten und NFTs.
Sven Heinisch gibt Beispiele für Nutzerzahlen von Spielen und Welten, die große Zahlen von Spielern aktivieren, und fragt nach der Relevanz der Metaversums. Er sieht die Erfolgsfaktoren für das Metaversum in Instant Gratification, Gesellschaft und Politik, nahtlose Immersion, Avatare, Märkte und begrenzte Ressourcen.
Dr. Jochen Heimann fragt die Teilnehmer der Konferenz nach ihren Einschätzungen der Relevanz von Metaversen für das Geschäft eines Finanzdienstleisters: Gering 54 %, Mittel 31 %, Hoch 8 %, so das spontane Ergebnis.
Das Bezahlen mit dem guten Namen sei zum Alltag geworden. Zahlungsverkehr, Kredite gewähren, Einlagen und Assets verwahren sei theoretisch auch in virtuellen Welten möglich. Er spricht von vier Hürden: Nutzen von Bankleistungen in virtuellen Welten deutlich machen, Geschäftsmodelle ihrer Kunden verstehen, Währungen virtueller Wirtschaftsräume als Fremdwährung handeln und robuste Legitimationsverfahren in virtuellen Welten etablieren. „Banken können Vertrauen und Seriostität in den Märkten von Metaversen etablieren“, sagt Dr. Jochen Heimann.
In Workshops zur 18. Fachkonferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ gehen Sven Heinisch und Dr. Jochen Heimann einzelnen Use Cases nach.
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Commerzbanking der Zukunft heißt „Open Banking“
Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2023
Dr. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Chief Operating Officer, Commerzbank AG, spricht bei der 18. Fachkonferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ in seiner Opening Keynote über „Disruption oder Evolution? Digitales Banking der Zukunft“. Erstmals seit 2019 versammeln sich alle teilnehmenden Experten wieder vor Ort in der Frankfurt School of Finance and Management, freut sich Verlagsleiter Ulrich Martin vom Frankfurt School Verlag, und begrüßt Prof. Dr. Daniel Beimborn, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg, für die Gesamtmoderation.
An der Schnittstelle zum Kunden wirke die Technik disruptiv. Die Commerzbank sei aber intern schon seit mehr als hundert Jahren auf Wandel eingestellt, denn die gewachsenen Strukturen seien komplex. Das Kernbanksystem abzureißen und neu aufzubauen, das funktioniere nicht so einfach. Das Kernbanksystem evolutionär weiterzuentwickeln, verlange viel tiefgehendes Verständnis.
Digitale Kundenerlebnisse, Skaleneffekte durch Kooperationen, Blockchain Use Cases, Open Banking, Personalisierung durch Data und Analytics benennen die Trends im Banking, die hohe Anforderungen an die IT stellen. „Banking in the pocket“ sei das neue Schlagwort. Modernisierung und Flexibilisierung der IT-Landschaft, Reduzierung der Komplexität in Produkten, Prozessen und Systemlandschaft sowie Verringerung der IT-Wertschöpfungstiefe sind ständige Herausforderungen.
Er nennt die zentralen Stellhebel der Commerzbank: Modernisierung der Architektur in Richtung „zero trust“-Architektur und der technoloigschen Basis, der Gesamtbankarchitektur. Hier geht es darum, Cyber-Resilienz zu optimieren, Software-Entwicklungsprozesse zu industrialisieren, architekturelle Entkopplung zu verstärken und die Datenarchitektur zu modernisieren.
API, CI/CD, Cloud und BDAA sind die vier Kernbausteine, mit denen die Commerzbank arbeitet. „Wir haben es geschafft, 252 Micro-Services auf unsere Anwendungen zu bringen, 252 top API-Services auf Gateway. 61 % der Anwendungen laufen auf der Public CLoud. 37,5 % der Anwendungen seien auf CI/CD-Pipeline. Er rechnet mehr als 150 Mio. EUR P&L Impact aus.
„Wir müssen nicht alles alleine machen“, sagt Oliver del Castillo-Schulz und setzt auf Betriebspartnerschaft zur Auslagerung spezifischer Lösungen. Außerdem werden standardisierte Lösungen von Dritten eingebunden, zum Beispiel Baufinanzierungen. Da wurde die gesamte Anlaufstrecke eines Fintechs gekauft.
Die Zukunft heißt „Open Banking“: Über Platform Banking, Embedded Finance, Banking as a Service und digitales Ecosystem erstreckt sich ein zunehmender Öffnungsgrad des Geschäftsmodells.
Key Take Aways: Schnellere und flexiblere IT durch Standardisierung und Modularisierung, fokussierte Wertschöpfung durch Nutzung von Partnerschaften und Standardsoftware und neue Geschäftsmodelle durch Open Banking und relevante Ökosysteme.
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Ernstzunehmende Warnsignale
Von Dr. Oliver Everling | 9.Mai 2023
In Phasen der Markterholung verlieren Anleger leicht die Ratings aus dem Blick. Das könnte sich mit dem Ende des starken Winterhalbjahres ändern, denn jetzt stehen die tendenziell schwierigen Sommermonate vor der Tür.
In der historischen Betrachtung sieht Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, sowohl beim Dax als auch beim Dow Jones im Juli häufig noch freundliche Kurse, während es ab August „gefährlich“ wurde und die schwierige saisonale Phase beginnt. Auch der MSCI World Index habe sich in diesem Jahr fast bilderbuchartig an den „Fahrplan“ des guten Winterhalbjahres gehalten. Zwar wird die Luft jetzt dünner, doch sieht Michael Winkler noch keine charttechnischen Verkaufssignale.
Sein Blick auf den US-Aktienmarkt zeigt, dass wenige große Tech-Aktien die Indizes nach oben ziehen, während sich die breite Masse der Aktien in diesem Jahr kaum bewegt hat – Nebenwerte sogar im Minus notieren. Summa summarum hält er fest, dass die Aktienmärkte gerade massive Widerstandszonen erreichen und sich bei der Entwicklung ein insgesamt sehr differenziertes Bild zeigt.
Auch die Konjunktur verdeutlicht das gemischte Bild: „Das vom Conference Board ermittelte US-Verbrauchervertrauen fällt seit Jahresanfang wieder und beendet die Erholung von Sommer letzten Jahres. Auch im Hinblick auf die nächste Erhebung zeigt sich, dass die Erwartungen der Verbraucher immer schlechter werden. Das sind schlechte Aussichten, vor allem wenn man bedenkt, dass US-Verbraucher für 70 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) stehen und somit immens wichtig für die Konjunktur sind.“
Michael Winkler erkennt auf dem US-Arbeitsmarkt hingegen keine Schwäche. „Mit 253.000 neugeschaffenen Stellen – erwartet wurden 185.000 – fällt der Arbeitsmarktbericht erneut stark aus und die Arbeitslosenquote fällt auf nur 3,4 Prozent. In der deutschen Wirtschaft verbesserte sich die Stimmung zwar leicht und der ifo Geschäftsklimaindex stieg zum sechsten Mal in Folge. Doch ist im gleichen Zuge der Auftragseingang in der Industrie eingebrochen und verzeichnet im März den größten Einbruch seit April 2020.“
Sein Fazit: Die nächsten Quartale werden schwierig- Sowohl die Warnzeichen der Industrie, als auch diverse andere Warnsignale – wie die weiter restriktive Geldpolitik (Geldmarkt in den USA bei ca. 5 %), inverse Zinsstrukturkurven und die zahlreiche Frühindikatoren, die den Weg in Richtung US-Rezession zeigen – sollten berücksichtigt und ernstgenommen werden.
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Deka eröffnet Sparkassen Zugang zu den Ratings von Scope
Von Dr. Oliver Everling | 4.Mai 2023
Mehr als 300 Sparkassen und institutionelle Kunden der Deka können die Kreditratings von Scope über die Plattform „Deka Easy Access“ nutzen. Damit erhält ein weiterer großer Investorenkreis Zugang zu den Ratings von Scope.
Die Ratings von Scope sind zukünftig auf der Informations- und Handelsplattform „Deka Easy Access“ (DEA) verfügbar. Über die DEA können Sparkassen – insbesondere Depot A Treasurer – und institutionelle Kunden der Deka ihre Eigenbestände steuern und handeln.
Die auf Deka Easy Access zur Verfügung gestellten Scope Ratings erstrecken sich auf Anleihen von Staaten, Ländern, Unternehmen und Finanzinstituten. Das von Scope bewertete Universum europäischer Emittenten deckt mehr als 10.000 Anleihen mit einem aggregierten Volumen von rund 23 Billionen Euro ab.
Thomas Leicher, Leiter Vertrieb Institutionelle Kunden bei der DekaBank, sagt: „Wir freuen uns, die DEA-Plattform mit den Ratings der größten europäischen Ratingagentur erweitern zu können. Damit erhöhen wir zum einen das Spektrum an Bonitätseinschätzungen, das wir den Sparkassen und unseren institutionellen Kunden bieten. Und zum anderen tragen wir zu mehr Wettbewerb auf dem Ratingmarkt bei.“
Stefan Krasz, Head of Sales der Scope Group, sagt: „Die Relevanz einer Ratingagentur bestimmt sich nach der Akzeptanz ihrer Bewertungen. Durch die Präsenz auf der DEA Plattform können auf einen Schlag nahezu sämtliche Sparkassen und weitere institutionelle Anleger unsere Ratings in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen.“
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Spuren im Handelsregister verwischen
Von Dr. Oliver Everling | 28.April 2023
Name, Geburtsdatum und Wohnort eines Geschäftsführers einer GmbH müssen für alle Interessierten im Handelsregister einsehbar sein. Schließlich seien funktionsfähige und verlässliche öffentliche Register „für die Sicherheit und Leichtigkeit des Rechtsverkehrs unerlässlich“, so das Oberlandesgericht (OLG) Celle.
Die Rechtsbeschwerde gegen das Urteil wird vom OLG Celle zugelassen. Sollte die Rechtsbeschwerde erfolgreich sein, hätte dies Konsequenzen für manche Anbiete raus der Rating-, Scoring- und Auskunfteibranche, denn bisher erleichtern es die Handeslregisterdaten, Schuldner eindeutig zu identifzieren und deren Bonität zu beurteilen.
Christian Solmecke, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei WBS.LEGAL, greift das Urteil auf und kommentiert: „Das Handelsregister soll allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich über die Verhältnisse einer (Handels-) Gesellschaft zu informieren: Wo ist ihr Sitz? Wer sind ihre Gesellschafter? Wie hoch ist ihr Stammkapital? Wer vertritt sie? Zu diesem Zweck sieht § 43 der Handelsregisterverordnung (HRV) unter anderem vor, dass neben dem Namen eines Geschäftsführers auch dessen Geburtsdatum und Wohnort in das Register aufzunehmen sind.“
Hiergegen wandte sich der Geschäftsführer einer GmbH, der um seine Sicherheit fürchtete: Da er beruflich mit Sprengstoff umgehe, sah er die Gefahr, Opfer einer Entführung oder eines Raubes zu werden.
Das Oberlandesgericht (OLG) Celle entschied mit Beschluss vom 24. Februar 2023 jedoch, dass der Geschäftsführer die Veröffentlichung dieser Daten hinnehmen müsse (Az. 9 W 16/23).
Wie Christian Solmecke berichtet, ist gegen den Beschluss des Senats Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt. Sollte der Bundesgerichtshof wegen dieses Sonderfalls grundsätzlich die Transparenz über den Wohnsitz eines Geschäftsführers einschränken, würde dies auch die Recherchen von Inkassobüros usw. behindern.
Wer als Geschäftsführer seinen Wohnsitz verschleiern will, kann dies schon heute erfolgreich tun und braucht auf das Urteil des Bundesgerichtshofs nicht zu warten: Die Notare verlangen den Nachweis über den jeweils aktuellen Wohnsitz, der ja gegebenenfalls auch kurzzeitg angemeldet sein kann. Wird dieser Wohnsitz nach dem Notartermin geändert, bleibt es für den Registereintrag bei der Angabe des Wohnsitzes, über den das Notariat einen Nachweis vorliegen hatte. Die Vorschriften des HRV lassen sich mit etwas Mühe umgehen und sorgen insoweit ohnehin schon für Unsicherheiten.
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Subventionen für „alte“ Branchen nicht zielführend
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2023
Massive Subventionen für „alte“ Branchen und etablierte Problemlösungen seien nicht der richtige Weg, den Strukturwandel zu begleiten, sagte Dagmar Kirsten, Leiterin der Branchenanalyse bei der FERI beim 36. FERI-Konjunktursymposium in Bad Homburg.
„Weil dadurch bestehende Strukturen zu stark konserviert werden und die dort gebundenen Ressourcen auch für innovative Prozesse fehlen“, macht die Branchenexpertin klar. Stattdessen sollten die Kosten der De-Karbonisierung für die Unternehmen generell begrenzt werden.
Möglich sei dies, indem etwa der Strompreis vom Gaspreis entkoppelt werde. Grundsätzlich sollten die Rahmenbedingungen für den Strommarkt neu geordnet und die europäische Integration der Strommärkte vorangetrieben werden.
Um bestehende Abhängigkeiten von China zu verringern, seien Abschluss und Umsetzung neuer Handelsabkommen hilfreich. Neben dem Abbau von überbordenden Regulierungen und einer grundsätzlichen Beschleunigung vieler Prozesse komme es entscheidend darauf an, den Entwicklungspfad offen zu halten und nicht durch Festlegungen auf bestimmte Technologien von vorneherein künstlich zu verengen. Dies sei eine Aufgabe nicht nur für die Politik, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes.
Im Jahr 2024 dürften Sondereffekte aus Lieferengpässen und der Energiekrise auslaufen, sagte Dagmar Kirsten, dafür belasten die hohen Zinsen. Das Rating ist im aktuellen Quartal stabil, allerdings sei das Ausfallrisiko in vielen Branchen erhöht. Zuletzt gab es nur wenige Änderungen im Rating. Kritischere Einschätzungen gab es insbesondere im Baugewerbe und bei baunahen Industriebranchen.
Das Gesamtbild sei noch immer kritischer als im 1. Quartal 2020 vor Ausbruch der Coronakrise. Dabei hatten sich die Ausfallrisiken bis zum Frühjahr 2022 erholt, um dann in den Sog der durch den Einmarsch in die Ukraine ausgelösten Energiekrise, der Verschärfung der geopolitischen Risiken sowie der restriktiven Geldpolitik erneut anzusteigen.
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Automobilindustrie akut gefährdet
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2023
Die vielfach befürchtete De-Industrialisierung Deutschlands ist kein unabwendbares Schicksal. Der notwendige strukturelle Wandlungsprozess der deutschen Wirtschaft sollte aber ergebnisoffen gestaltet und auf massive Subventionen zugunsten einzelner Wirtschaftszweige verzichtet werden. Das ist das zentrale Ergebnis einer lebhaften Diskussion, die die FERI-Experten im Rahmen des 36. FERI-Konjunktursymposiums gemeinsam mit ihren zahlreichen Gästen aus verschiedenen Teilen der Wirtschaft führten.
Die Produktion energieintensiver Industriezweige werde in den kommenden Jahren weiter sinken: Für die Grundstoffchemie rechne FERI mit einem kumulierten Rückgang um mehr als 20 Prozent bis zum Jahr 2030, für die Stahlerzeugung und die Papierherstellung um mehr als 10 Prozent. „Dies ist jedoch keineswegs neu, sondern die Fortsetzung eines bereits seit Jahren laufenden strukturellen Wandels, den es in der Vergangenheit auch in anderen Sektoren wie der Bekleidungsbranche gab“, machte Dagmar Kirsten, Leiterin der Branchenanalyse bei der FERI, deutlich.
Kritisch zu sehen sei allerdings die Entwicklung in der Automobilindustrie infolge der Elektrifizierung und grundsätzlich veränderter Anforderungen an ihre Produkte. Besonders der Verlust von Marktanteilen in China, als dem wichtigsten Markt für die deutschen Hersteller, sei in diesem Zusammenhang besorgniserregend. Auch eine wichtige Branche wie der Maschinenbau werde auf seinen globalen Absatzmärkten immer stärker durch chinesische Anbieter herausgefordert.
Schrumpfenden Branchen stünden allerdings Bereiche mit einem positiven Wachstumspotenzial gegenüber. Dazu zähle die Informations- und Kommunikationsbranche, die in den kommenden Jahren vier- bis fünfmal so stark wachsen könne wie die Gesamtwirtschaft.
Um dieses Potenzial stärker zu nutzen, benötige Deutschland allerdings generell eine deutlich konstruktivere Einstellung zur Digitalisierung sowie konsequente und schnelle Maßnahmen wie beispielsweise eine umfassende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Erforderlich seien auch eine grundlegende Überarbeitung der Datenschutzgrundverordnung und verbesserte Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle.
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Nicht ob, sondern wann kommt die US-Rezession ist die Frage
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2023
Beim 36. FERI Konjunktursymposim reflektiert Chef-Volkswirt Axel Angermann zunächst die Kernthesen des Vorjahres, vom 27. April 2022: Ukraine-Krieg, Stagflation der Weltwirtschaft und Geldpolitik im Straffungsmodus. Soviel Eigenwerbung muss ein Jahr später, am 27. April 2023 für die FERI erlaubt sein: Was damals als zentrale Themen des Jahres identifiziert wurde, beschäftigte die Kapitalmärkte über das ganze Jahr hindurch.
Nun geht es um das kommende Jahr: „wir sind ziemlich pessimistisch für die Wachstumserwartungen 2024.“ 2023 stelle sich zwar in vielen Ländern besser dar als zunächst angenommen. In den USA sei die Rezession sicher, die Frage sei nur, wann sie komme. Es gab eine Überhitzung durch die Covid-Stimulierung, partiell im Arbeitsmarkt, strukturell inflationäre Risiken, restriktive Geldpolitik und expansive Fiskalpolitik mischen sich zu latenden Rezessionsrisiken in den USA.
Der Höhepunkt der Inflation sei überschritten, soweit die gute Botschaft. Die schlechte sei aber, dass der Weg zu einem 2%-Ziel nicht ohne Friktionen gelingen werde. Zunächst helfen Basiseffekte, aber ein weiterer Rückgang von 4% auf 2% dürfte ohne echte Rezession schwierig werden.
Die Gaspreise seien deutlich zurückgegangen, bleiben aber höher als vor 2021. Auch Öl bleibt teuer, trotz Preisrückgängen. Für die FERI bleiben spürbar steigende Erdgaspreise im Jahresverlauf 2023 das Basisszenario. Eine Folge der China-Öffnung werde steigende Nachfrage sein: Die zusätzliche globale Nachfrage werde deutlich höher sein als das zusätzliche Angebot. Axel Angermann will nicht von einer Mangellage sprechen, aber weist deutlich auf die Faktoren hin, die die Gaspreise wieder nach oben treiben werden.
Die Geldpolitik habe mit einer drastischen Straffung reagiert. Für das Jahr 2023 gebe es noch keine Hoffnung auf Zinssenkung. Die Geldpolitik sei ganz klar restriktiv, sowohl in den USA, als auch in Europa, mit Ausnahme der unorthodoxen Zinspolitik in der Türkei.
Die Kerninflationsraten sinken in den USA im Zusammenhang mit den Arbeitslosenquoten, berichtet Dr. Volker Kleff von der FERI. Für die Konjunktur bedeute dies, dass die Arbeitslosenquote um rund 3 Prozentpunkte in den USA steigen müsste. 1994 und 1995 gabe es bereits einmal Zinserhöhungen, denen eine Rezession folgt. Die Knappheit an Bankeinlagen erschwert die Kreditvergabe und begünstigt die Rezession. Der Bausektor bricht wegen höherer Zinsen ein. Relativ schnell brach in den USA der Verkauf bestehender Häuser ein. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den USA bei den Wohungsbauinvestitionen.
Der Arbeitsmarkt als Säule der US-Konjunktur laufe jedoch noch relativ gut. Die Arbeitslosenquote sei einem Rekordtief nahe, das zeigt die Beschäftigungsentwicklung. Das stütze den privaten Konsum in den USA. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sei in den letzten Wochen deutlich gestiegen, allerdings sei die Zahl der offenen Stellen immer noch hoch.
Nimmt man für die USA die Inversion der Zinsstrukturkurve als Indikator könne mit der Rezession in den USA etwa bis März 2024 gerechnet werden. Die negative US-Arbeitsmarkteinschätzugn deckt sich allerdings mit Rezesionssbeginn bereits im dritten Quartal 2023. „Diesmal dürfte es eine echte Rezession geben, die also auch den privaten Konsum betrifft“, sagt er will damit die aktuelle Situation von früheren unterscheiden, bei denen es nur technisch zur Rezession kam, die durch „soft landing“ aufgefangen wurde.
Die Wahl in den USA sei für die konjunkturellen Kräfte in den nicht entscheidend, trotz vielen Unterschieden im Detail. Joe Biden würde als Präsident in einer zweiten Amtszeit sicherlich seine industriepolitische Ausrichtung weiter verfolgen. Auf die Konjunkturprognose habe dies aber nur geringen Einfluss.
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