Nicht überall steigen Länderrisiken
Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2010
Coface zeigt sich verhalten optimistisch bei der Einschätzung der Länderrisiken. Zwar neige sich die seit zwei Jahren andauernde globale Wirtschafts- und Finanzkrise dem Ende zu. Doch während viele Schwellenländer bereits zu einem kräftigen Aufschwung ansetzen, kehren die Industrieländer 2010 zunächst nur zu schwachem Wachstum zurück. Vor allem der für die deutschen Unternehmen enorm wichtigen Euro-Zone fehlt der Schwung. „Das Risiko für Zahlungsausfälle und -verzögerungen ist nach wie vor ausgesprochen hoch“, warnt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland.
Der neue Vorstandssprecher Franz Michel warnt: „Die Überwindung der Kreditkrise bedeutet keineswegs, dass alle Risiken verschwunden sind“. Auf dem Kongress Länderrisiken 2010 sagte Michel: „Wir erwarten einen eher verhaltenen Konjunkturverlauf, das heißt einen sehr langsamen Aufschwung, denn sowohl öffentliche Haushalte als auch Unternehmen werden lange brauchen, um Verbindlichkeiten zurückzuführen.“ Zusätzlich zum Forderungsausfallrisiko sei auch die Liquiditätsversorgung längst nicht für alle gewährleistet und werde vielen Unternehmen Probleme bereiten. Viele Banken stünden weiter vor eigenen Problemen.
Der internationale Forderungsspezialist stuft zwar Australien, Neuseeland und Kanada im Länderrating seit April wieder auf A1, womit die drei Länder wieder die Bewertung bekommen, die sie vor der Krise hatten; auch das Rating A2 der USA versieht Coface mit positivem Ausblick. Aber gerade für die westeuropäischen Länder reicht es noch nicht zu einer weiteren Verbesserung. Im Januar war das Rating einiger Staaten, darunter Deutschland und Frankreich (beide A2), bereits unter Beobachtung für eine Aufwertung genommen worden.
Von der Ausbreitung des Abschwungs bereits zu Beginn der Krise waren primär die Industriestaaten betroffen. Viele Länder, die zu den wirtschaftlich starken und Haupthandelspartnern deutscher Exporteure zählen, verloren Anfang 2009 ihre A1-Bewertung oder wurden unter negative Beobachtung gestellt. Dies vor allem deshalb, da sich weltweit das Zahlungsverhalten der Unternehmen verschlechterte. Auch in Deutschland hätten sich die Ausfälle im ersten Halbjahr 2009 verdoppelt, bedingt durch den rasanten Einbruch des Exportgeschäfts, erläutert Norbert Langenbach. „Erst in der zweiten Jahreshälfte ließ die dramatische Entwicklung nach. Ab dem dritten Quartal 2009 hat sich die Zahlungsmoral oder Zahlungsfähigkeit der Unternehmen wieder verbessert, ganz besonders gegen Jahresende.“ Weiterhin, so Norbert Langenbach, seien die Ausfälle und Verzögerungen aber in vielen Ländern ausgesprochen hoch.
Vorstandssprecher Franz Michel erklärte: „Für Unternehmen ist es deshalb unerlässlich, auch alternative Finanzierungen zu prüfen und die eigenen Potenziale zu heben. Wir wissen, dass diejenigen Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind und dass die Unternehmen die Probleme des Aufschwungs besser bewältigen werden, die sich rechtzeitig mit den existenziellen Fragen des Risikomanagements beschäftigt haben. Für die anderen wird es höchste Zeit“. Er rät den Unternehmen, im Bereich der Finanzierung und im Kreditmanagement das Know-how von professionellen Partnern stärker zu nutzen, etwa durch Factoring oder durch die Absicherung von Forderungen mit einer Kreditversicherung.
Seit Ausbruch der weltweiten Krise könne Coface immerhin Industrieländer im Länderrating wieder aufwerten, sagte das Vorstandsmitglied Norbert Langenbach. Europa habe allerdings noch mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Im vierten Quartal 2009 habe das Wachstum in Deutschland stagniert, in Spanien und Italien sei es rückläufig geblieben. Für 2010 erwarten die Analysten von Coface lediglich ein Wachstum von 0,8 Prozent in der Euro-Zone. In Ländern wie Spanien liege das Risiko von Zahlungsausfällen nach wie vor deutlich über dem Weltdurchschnitt und auf einem historischen Höchststand.
Verhaltener wirkte sich die Krise in den Schwellenländern aus. Indien und China erzielten sogar hohe Wachstumsraten in 2009. Somit haben sich die beiden Wirtschaftsriesen außergewöhnlich erfolgreich gegen die Krise gestemmt. Aber nicht nur sie, die Schwellenländer gehen insgesamt gestärkt aus der Krise hervor. Asien zeigte die frühesten Anzeichen einer Erholung. Auch viele andere Länder, darunter Brasilien, die früher nach einem derartigen Einbruch der Weltkonjunktur noch in eine schwere Finanzkrise gestürzt wären, haben den Turbulenzen überraschend gut widerstanden.
Im Oktober letzten Jahres konnte bereits der negative Ausblick für China und Südkorea wieder aufgehoben werden. Mittlerweile haben viele Länder der Region wieder positive Aussichten. Das Rating A3 von Indien blieb seit Dezember 2004 unverändert. Die Wirtschaft des Landes wuchs selbst im Krisenjahr 2009 stärker als zuvor. Doch auch in Asien bestehen Risiken fort. In China beispielsweise, weil die Überkapazitäten in der Industrie durch Konjunkturprogramme in Form von erleichterten Krediten aufrechterhalten bleiben. Das expansive Kreditwachstum und der starke Anstieg der Immobilienpreise dort geben Anlass zur Sorge.
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Initation beginnt Geschäftsmodellerweiterung
Von Dr. Oliver Everling | 5.Mai 2010
Die in Frankfurt am Main gelistete Initation Enterprises Company Ltd., Hong Kong, betreibt ihre Betriebsstätten in Dongguan, Guangdong. Es ist ein OEM-Unternehmen (Original Equipment Manufactoring) für die Entwicklung und Herstellung von Spritzgussprodukten (injection molded) aus Kunststoff und Harz. Sie beliefert ausschließlich japanische Markenhersteller wie Toshiba, National, JVC, Honda, Mitsubishi, Sharp etc. für die Herstellung ihrer hochwertigen Markenprodukte.
„Initation hat einen starken, stetig wachsenden Kundenstamm mit japanischer Herkunft“, sagt Nanyan Ding, Chief Representative Germany, die die Gesellschaft bei der General and Entry Standard Conference in Frankfurt am Main repräsentierte. In Guangdong finden sich für Initation auch die meisten Kunden, zum Teil wird auch direkt nach Japan geliefert.
Der Absatzmarkt befindet sich zurzeit ausschließlich in China und Japan, Hersteller oder Zulieferer im Automobil- und Elektronikbereich sowie Angelbedarf. In der südchinesischen Provinz Guangdong befinden sich viele Fabriken von japanischen Elektro-Herstellern, für diese sind Spritzgussprodukte aus Kunststoff wichtige Ausgangkomponenten.
Künftig sollen deutsche Markenhersteller sollen künftig als Abnehmer gewonnen werden, da diese ähnliche Qualitätsansprüche und eine vergleichbare Mentalität haben. Initation hat bereits einen ersten deutschen Kunden gewonnen (Matabo, Hersteller von Handwerkermaschinen).
Hinsichtlich der Wettbewerber produziert Initation auf Augenhöhe mit japanischen Herstellern, aber mit ca. 10 % Kostenvorteil, berichtet Ding. Da Initation sich auf japanische Kunden fokussiert, sind Tochterunternehmen japanischer Konzerne, die ebenfalls Kunststoffspritzgussprodukte in China herstellen, die Hauptkonkurrenten von Initation. Kostenvorteile, stabile Kundenbeziehungen, fortschrittliche Technologie, Anwendung moderner Informationstechnologie, Tailor-Made-Philosophie sind Wettbewerbsvorteile von Initation, die sich mit hoher Qualität, kulturelle Kompetenz und gutem Service zu günstigen Preisen vereinen.
Die Ausweitung der Produktionskapazität ist für Initation die Perspektive: Innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahren sollen neue Geschäftsfelder erschlossen werden, wie z.B. die Montage von Fertigprodukten. Ein Teil der Produktionskapazitäten in Dongguan soll zu einem billigeren Standort verlegt werden, um Lohn- und Stromkosten zu reduzieren. Das Geschäftsmodell soll von OEM zu ODM erweitert werden, kündigt Ding an.
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Zeit für Wandelanleihen
Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2010
„Die Zeit der Hauptversammlungen ist auch die Zeit für Ermächtigungsbeschlüsse für die Begebung von Wandel- und Optionsanleihen. Die Schaffung einer solchen Ermächtigung für Vorstand und Aufsichtsrat bietet sich in der Hauptversammlungssaison an, um den Finanzierungsspielraum von börsennotierten Gesellschaften zu erweitern, sagt Dr. Laurenz Wieneke, LL.M., Rechtsanwalt bei Noerr (http://www.noerr.com/). Er spricht auf der Entry und General Standard Konferenz zum Thema Wandelanleihen.
Der Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat zur Ausübung dieser Ermächtigung legt das Emissionskonzept fest und muss eine Reihe von Bestimmungen enthalten: Nennwert und Stückelung, Ausgabebetrag, Zinskupon und Zinszahlung, Laufzeit, Wandlungszeiträume bzw. Nichtausübungszeiträume, Wandlungspreis mit Anpassungsklauseln bezüglich Kapitalmaßnahmen und Verschmelzungen, Dividendenzahlungen etc.
Rückkauf und vorzeitige Rückzahlung durch die Gesellschaft, Negativverpflichtungen und andere financial covenants, Kündigungsrechte und die Anwendbarkeit des Schuldverschreibungsgesetzes sind weitere Punkte, die klar geregelt werden sollten.
Bei Wandelanleihen ist das Bezugsrecht der Aktionäre zu beachten, d.h. die Gesellschaft muss die Wandelschuldverschreibungen grundsätzlich erst einmal ihren Aktionären zum Bezug anbieten. Ein Wertpapierprospekt ist dafür nicht erforderlich, solange kein öffentliches Angebot stattfindet und nicht bezogene Papiere ausschließlich an institutionelle Investoren gehen. Auf der Basis einer Ermächtigung der Hauptversammlung kann das Bezugsrecht ausgeschlossen werden; dann ist eine kurzfristige Privatplatzierung möglich.
Veröffentlichung einer Ad-hoc Mitteilung nach § 15 WpHG, Verbriefung und Einbuchung bei Clearstream, Mandatsvereinbarungen mit der Emissionsbank (sog. Engagement Letter mit Fee Vereinbarung), Übernahmevertrag (mit Katalog von Zusicherungen und Regelungen über Legal Opinions, Management Certificates), Hinterlegung beim Handelsregister und Bekanntmachungen etc. sind weitere Meilensteine bei der Emission einer Wandelanleihe.
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Nur die Volatilität bleibt sichere Prognose
Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2010
Die langsame Erholung in den Industrieländern nach einer nicht durch konjunkturelle Überhitzung, sondern durch „Balance-sheet-recession“ verursachten Wachstumseinbruch ist eines der wichtigen Themen auf der Entry und General Standard Konferenz in Frankfurt am Main. Die Konjunkturdaten überzeichnen (durch „staatliches Doping“) und die Stimmungsindikatoren übertreiben.
Die zentralen Risikofaktoren sind der fragliche Exit der Notenbanken und Regierungen, die ungewisse Entwicklung der Banken und der Auslauf der Finanzkrise sowie die Staatsverschuldung (Griechenland und die anderen). Daher fragt Dr. Jürgen Pfister, Chefvolkswirt der BayernLB, wie das ihm für seinen Vortrag vorgegebene Thema zu verstehen sei: „Ist das Eis gebrochen?“
Pfister weist darauf hin, dass Aktien schon seit letztem Jahr wieder gefragt seien, so dass nicht der Frost gemeint sein könne, der sich über das Land durch die Finanzkrise erstreckte. Gefährlicher sei es daher, sich weit ab vom sicheren Ufer auf dem Eis zu bewegen und Anzeichen für ein Einbrechen zu erkennen.
Die Quintessenz von Pfister: Eine volatile Seitwärtsentwicklung auf Sicht von drei bis sechs Monaten ist für ihn das wahrscheinlichste Szenario.
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Warum stuft S&P’s eigentlich nicht England oder die USA herunter?
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 30.April 2010
Die allseits mächtige Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat am Dienstag sowohl Griechenland um drei Notches auf „BB+“ und damit auf ein „Non-Investment-Grade und Portugal um zwei Notches auf „A-“ heruntergestuft. Zugleich erteilte die Agentur Griechenland ein „Recovery-Rating“ von „RR4“. Dies bedeutet, dass die Agentur im Falle eines Zahlungsausfalls Rückzahlungen von 30-50 % erwartet.
Mit dieser Abstufung droht sich nicht nur die Haushaltslage in dem von der Pleite bedrohten Land zu verschärfen, sondern auch die Lage der heimischen Institute, denn mit dem Downgrade droht den griechischen Banken der Verlust der EZB-Fähigkeit, wenn sie in den Bereich unter „Investmentgrade“ fallen und dann dem Bankensystem die besicherte Refinanzierung im Ausland unmöglich gemacht wird.
Trotz der sich zuspitzenden Lage in Griechenland und Portugal stellt sich für mich die Frage, warum S&P nicht zeitgleich auch England und die USA herunterstuft? Denn mit Blick auf die Verschuldungslage sehe ich keine große Differenz zwischen den Staaten aus der Eurozone und den angelsächsischen Ländern. Ferner drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Aktionen der Ratingagenturen um die Griechenland-Krise und auch die Krise der südeuropäischen Staaten nur ein Ablenkungsmanöver der wirklich schuldigen ist: das sind England und die USA.
Wie gerade erwähnt, sind die Haushalte in England und den USA nicht besser als die der südeuropäischen Staaten. So soll laut den Prognosen des britischen Schatzkanzlers Alistair Darling die Neuverschuldung für den Zeitraum 2010/11 rund 12 % des BIP`s betragen – und damit oberhalb von Portugal (-9,4%) und nur leicht unter dem von Griechenland (-13,6 %). Und wie sieht es in den USA aus? Nach einem Defizit im Haushaltsjahr 2009 von 1,4 Billionen Dollar rechnet die US-Administration für das laufende Haushaltsjahr mit einem Fehlbetrag von 1,5 Billionen Dollar, was zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Um von den Problemen der Angelsachsen abzulenken, hat man also schnell PIIGS erfunden, um dort die Diskussion zu eröffnen, und wenn dann gegen ein Land spekuliert wird, sucht man natürlich sich das kleinste und schwächste aus – das war in dem Fall Griechenland -, und jetzt raten auch noch die angelsächsischen Ratingagenturen prozyklisch die Finanzen hinunter und erhöhen damit den Druck sowohl auf die betroffenen Länder als auch auf die „wackeligen“ deutschen Politiker.
Das ist pure Interessenpolitik. Die Ratingagenturen sind angelsächsisch und haben auch das Desaster mit verursacht und lenken jetzt gerne die Aufmerksamkeit auf neue Krisen und hoffen, dass da die Diskussion entsteht und nicht im eigenen Land, und das scheint ja auch bislang gut zu funktionieren.
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Ratingtransparenz bei Emerging Markets Rentenfonds
Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2010
Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG (http://www.fonds-rating.de/) strukturiert ihre Fondskategorien für Schwellenländeranleihen um und führt eine 22 Fonds umfassende Vergleichsgruppe für Anleihen auf lokale Schwellenländerwährungen ein.
„Feri EuroRating Services reagiert damit auf das Bedürfnis der Anleger nach mehr Transparenz in diesem Bereich“, so Vorstand Dr. Tobias Schmidt. „Dadurch wird die Vergleichbarkeit der Fonds erhöht und die Auswahl des jeweiligen Produktes vereinfacht. Gleichzeitig schaffen wir mit diesem Schritt die Grundlage für die Bewertung dieser noch neuen Fondskategorie mit Hilfe des Feri Fondsratings.“
In den vergangenen Jahren haben Anleihen aus Schwellenländern, die auf lokale Währungen lauten, bei internationalen Investoren an Bedeutung gewonnen. Die Gründe waren vor allem die Diversifikationsmöglichkeiten der Schwellenländeranleihen sowie ihre vergleichsweise höheren Renditen, Kursgewinne bei sinkenden Zinsen bzw. Spreads sowie eventuellen Zusatzerträge bei Aufwertung der lokalen Währung.
Feri EuroRating Services AG bezieht in die Peergroup „Renten Emerging Markets Lokale Währungen“ solche Investmentfonds mit ein, die mindestens 90 Prozent des Fondsvermögens in Staats- und/oder Unternehmensanleihen der Emerging Markets investieren. Der Anteil von Anleihen, die auf lokale Währungen denominiert sind, muss dabei höher als 50 Prozent sein. Darüber hinaus gibt es eine weitere Peergroup für „Renten Emerging Markets“, die vornehmlich Fonds mit Fokus auf Hartwährungsanleihen umfasst, sowie die Vergleichsgruppe „Renten Emerging Markets EURO-Hedged“.
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Gratisliquidität heizt Spekulationen an
Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2010
Erste Anzeichen für eine Konjunkturerholung mindern die Risiken für Unternehmen nicht, da sich diese noch längst nicht auf alle Länder und Branchen erstrecken – so das Urteil des Kreditversicherers Coface Deutschland (http://www.coface.de/). Wie der internationale Forderungsspezialist mitteilt, komme insbesondere die für die deutschen Unternehmen enorm wichtige Euro-Zone nicht so schnell voran. „Wir werden weiter mit großen Problemen zu tun haben“, sagte Franz J. Michel, Vorstandssprecher von Coface Deutschland, beim Kongress Länderrisiken in Mainz. Zusätzlich zum Forderungsausfallrisiko müssten sich die Unternehmen auf der Finanzierungsseite auf Probleme einstellen. Viele Banken stünden weiter vor eigenen Problemen. Und da auch die staatlichen Impulse an ihre Grenzen stießen, stelle sich die Frage: Wer finanziert den Aufschwung?
Die antizyklischen staatlichen Konjunkturprogramme hatten in Verbindung mit einer expansiven Haushaltspolitik einen großen Anteil an der Überwindung der Wirtschaftskrise, sagte Michel. Dadurch seien aber auch die Staatsschulden explodiert. Nun gelte es, den richtigen Moment für eine Sparpolitik zu finden, die die Staatsverschuldung begrenzt, ohne die Konjunktur zu bremsen.
Noch nicht viel zu spüren sei von der angekündigten, strengeren Regulierung der Finanzmärkte. „Noch immer gibt es große Mengen von Liquidität, die nach wie vor unreguliert Akteuren zur Verfügung steht“, erklärte Michel. Hieraus könnten sich wieder die klassischen Spekulationsblasen bilden. „Denn Anleger, die – anders als viele Unternehmen – über Liquidität verfügen, wissen nicht, wohin damit. Sie können die Spekulationen anheizen.“
Zwischen der Entwicklung der Börsen und dem nun allmählich einsetzenden Aufschwung bestehe eine große Diskrepanz. Franz J. Michel warnt: „Wenn die Akteure an den Finanzmärkten der Realwirtschaft zu weit voraus eilen, besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft erneut unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wird.“ Der CEO von Coface Deutschland kritisiert auch die Regulierung der Ratingagenturen. Hier sei man offensichtlich zur Tagesordnung übergegangen, ohne die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. „Die Regulierung der Ratingagenturen hat versagt.“
„Die Banken haben noch eigene, nicht zu unterschätzende Risikopakete vor der Brust“, erwartet Franz J. Michel auf der Kreditseite keine deutliche Entspannung. „Die noch nicht restlos bewältigten Probleme mit den Giftpapieren, eine insgesamt noch längst nicht wieder rund laufende Wirtschaft mit drohenden Kreditausfällen: Das führt, in Verbindung mit den verschärften Eigenkapitalanforderungen, wahrscheinlich zu einer restriktiven Kreditpolitik“, sagte Michel.
Für Unternehmen sei es deshalb unerlässlich, auch alternative Finanzierungen zu prüfen und die eigenen Potenziale zu heben. „Wir wissen, dass diejenigen Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind und dass die Unternehmen die Probleme des Aufschwungs besser bewältigen werden, die sich rechtzeitig mit den existenziellen Fragen des Risikomanagements beschäftigt haben. Für die anderen wird es höchste Zeit“, so der Vorstandssprecher. Er rät den Unternehmen, im Bereich der Finanzierung und im Kreditmanagement das Know-how von professionellen Partnern stärker zu nutzen, etwa durch Factoring oder durch die Absicherung von Forderungen mit einer Kreditversicherung.
Auch wenn die Kreditversicherer in der Krise von einigen Industrieverbänden kritisiert wurden, so habe Coface Deutschland am Ende der Krise sogar mehr Risiken gezeichnet als zuvor. „Wir reden hier immerhin über eine Summe von 114 Milliarden Euro in der Kreditversicherung. Dazu kommen 25 Milliarden im Factoring“, erklärte Michel. Im Vergleich dazu nehme sich der so dringend geforderte staatliche Unterstützungsrahmen mit 7,5 Milliarden Euro, von denen nur rund 35 Millionen Euro in Anspruch genommen worden seien, eher bescheiden aus.
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Eurozone ohne Schwung
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010
Das Länderrating misst das durchschnittliche Risiko eines Zahlungsausfalls bei Unternehmen in einem bestimmten Land. Es umfasst drei Bausteine, den Einfluss der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Aussichten des Landes auf die finanziellen Verpflichtungen eines Unternehmens, die Coface-Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen dieses Landes und das dort vorzufindende Geschäftsumfeld (Finanztransparenz, Gläubigerschutz, institutionelle Rahmenbedingungen) mit sieben Ratingstufen.
Lieferantenkredite sind in China und Indien jetzt gängige Praxis, berichtet Langenbach über die gebräuchlichen Zahlungsziele. Fast 20 % geben in China schon mehr 90 Tage oder mehr als Zahlungsziel, ähnlich in Indien; während man in Indien an die Zahlungsziele stärker halte, müsse man in China noch mit deutlichen Überziehungen rechnen.
Ausfälle sind in den USA noch sehr häufig, während das Zahlungsverhalten 2010 in Kanada weit unter dem Weltniveau angesiedelt ist, also sich von den USA abgekoppelt hat. In Brasilien gab es keinen Bedarf zur Anpassung des Ratings A4. Bulgarien und Rumänien entwickelten sich aus dem A-Bereich ins B binnen des letzten Jahres. Kasachstan, Russland, Aserbaidschan, Ukraine und Usbeksitan bleiben allesamt außerhalb der Investmentgrades.
Griechenland befindet sich mit einem Rating A3 auf Beobachtung für eine mögliche Abwertung. In Griechenland sehe die Coface sehr hohe Zahlungsausfallrisiken. Die Staatsverschuldung werde ich Griechenland auch Auswirkungen auf die Unternehmen haben. Daher müssen auch die Unternehmen sorgfältig überprüft werden, ob sie für die nächsten 12 Monate überlebensfähig sind.
In Griechenland waren die Zahlungsausfälle noch im Juli 2009 etwa auch weltdurchschnittlichem Niveau. „Dies wird sich nach extremen Verschlechterung jedoch weiter ändern“, warnt Langenbach. Die Aussichten für 2010 sind durch einen Aufschwung mit hohem Risiko gekennzeichnet, denn „der Eurozone fehlt der Schwung“, so Langenbach.
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Länderratings sind Ansichtssache
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010
„Die Größe der Spieler ist ein Problem“, analysiert Jérôme Cazes, CEO der Coface aus Paris auf dem Coface Kongress Länderrisiken 2010 in der Rheingoldhalle Mainz die Entwicklung der Finanzkrise. Die in der Kritik stehenden Verbriefungen und die daraus geschöpften Wertpapieren wurden von nur wenigen großen Investmentbanken kreiert. Cazes befasst sich aber nicht nur mit der Konzentration unter den Investmentbanken, sondern auch mit der unter den Ratingagenturen.
„Ich habe mich seit Jahren für die Regulierung der Ratingagenturen ausgesprochen“, sagt . „Hat aber die Regulierung einen Effekt auf die jüngsten Probleme mit den Ratingagenturen?“, fragt Cazes. Die Regulierung betrifft Agenturen, nicht Ratings. „Wir alle nehmen Medikamente“, daher gebe es eine Regulierung für Medikamente, um Nebenwirkungen oder Schäden zu begrenzen. Die Regulierung betrifft hier aber die Medikamente und nicht nur die Produzenten. Anders beim Rating: Ratingagenturen werden zwar nach der neuen EU-Verordnung über Ratingagenturen überwacht, Ratingagenturen müssen sich registrieren zu lassen.
Die Eckpunkte der Regulierung sind die unabhängige Besetzung des Aufsichtsrats, die Rotation der Analysten, die alle vier Jahre zu wechseln haben usw. Aber die Ratings werden selbst keiner Kontrolle unterworfen. Ratingagenturen haben eine größere Macht als die Parlamente in vielen Ländern, da von ihren Entscheidungen Kauf- und Verkaufsentscheidungen von Zentralbanken abhängig gemacht werden, nicht nur von zahllosen institutionellen und privaten Investoren.
Zu privaten Institutionen sei daher eine ungeheure Macht delegiert worden. „Wir brauchen Ratingagenturen, aber wir brauchen auch eine Regulierung der Ratingagenturen und ihrer Ratings“, macht Cazes klar. „Man kann in einer Sache sehr gut sein, sehr schlecht in einer anderen“, warnt Cazes und unterstreicht: „Welche Art von Statistik können auf 20 oder 30 Erfahrungen gestützt werden? Keine!“ Cazes macht klar, dass Länderratings von den US-Agenturen nichts anderes als Meinungen sind, die nicht durch eine große Anzahl von statistischen Beobachtungen abgesichert seien.
Jérôme Cazes diskutierte mit Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär, BMWi, Dr. Andreas Möhlenkamp, Hauptgeschäftsführer, Wirtschaftsvereinigung Stahl- und Metallverarbeitung, unter der Moderation von Lars Hoffmann, Managing Editor, Dow Jones News GmbH. Möhlenkamp macht auf Unterschiede im deutschen und französischen Rechtssystem aufmerksam, die auch die Beziehungen und damit auch die Risiken zwischen Kunden und Lieferanten betreffen. So gebe es beispielsweise den Eigentumsvorbehalt in Frankreich nicht. Möhlenkamp lobt die Politik, die dafür gesorgt habe, dass für nicht-börsennotierte Unternehmen IFRS nicht kommen werde, und ermutigt Hans-Joachim Otto, den eingeschlagenen politischen Weg weiter zu gehen.
Möhlenkamp skizziert den Kaskadeneffekt der Warenkreditversicherung. Es handle sich um die Versicherung, die einen Dritten betrifft. Der Kunde verliert möglicherweise seinen Lieferanten. Die Position des Dritten, dessen Bonität geprüft werde, müsse in das Versicherungsvertragsrecht integriert werden. „Bei den Investmentbanken haben wir ein Oligopol, aber bei den Warenkreditversicherungen auch“, kritisiert Möhlenkamp. Cazes zeigt auf, dass der wichtigste Wettbewerber der Kreditversicherer die Selbstversicherung sei. Die meisten Unternehmen machen immer noch von der Selbstversicherung Gebrauch, so dass es die Kreditversicherer mit einer harten Konkurrenz zu tun habe.
Otto macht klar, dass nach dem Subsidiaritätsprinzip überall da private Lösungen Vorrang haben, wo diese effizienter seien. In der Finanzkrise habe sich gezeigt, dass in einigen Bereichen der Staat gefordert gewesen sei. Im Krisenjahr 2009 wurden 8 % zusätzliche Warenkreditgarantieren ausgereicht, insgesamt rund 22,4 Mrd. €, berichtet Otto. Das sei der historisch bisher höchste Wert. Die Warenkreditversicherung sei ein privates Geschäft, der Staat springe nur dort ein, wo dies zwingend erforderlich sei.
Cazes legt dar, dass der Staat als Folge der Finanzkrise keine Hilfen an die Kreditversicherer geleistet habe. Im Ergebnis sei der Effekt neutral. Es gebe keinen Kannibalismus zwischen „öffentlich“ und „privat“, macht Otto dazu klar.
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Zertifikatemarkt teilt sich in zwei Richtungen
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010
Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG zeichnet in ihrer aktuellen Umfrage unter Zertifikateemittenten ein positives Stimmungsbild. So ist die Branche im April 2010 ähnlich zuversichtlich wie bei der letzten Befragung im Oktober vergangenen Jahres. Die große Mehrheit der Anbieter erwartet steigende Absätze. Besonders attraktiv seien dabei Aktienanleihen, Garantiezertifikate sowie Produkte auf Deutsche Aktien, Aktienindizes, Gold und Öl. An der April-Umfrage nahmen im 19 Zertifikateemittenten teil, deren Produkte in Deutschland notiert sind.
„Bei den Emittenten herrscht weiterhin gute Stimmung. Im Jahresvergleich steigen nicht nur die Börsenumsätze, sondern auch die Zahl der emittierten Produkte wächst. Die Branche könnte also das Krisentief hinter sich gelassen haben“, so Andreas Köchling, Senior Analyst Fonds & Zertifikate bei der Feri EuroRating Services AG.
Insgesamt sind mehr als 83 Prozent der Befragten der Ansicht, das Absatzpotenzial von Zertifikaten werde 2010 gegenüber 2009 zunehmen oder gar stark zunehmen. Als die aussichtsreichsten Produktarten gelten die sicherheitsorientierten Aktienanleihen und Garantiezertifikate. 89 bzw. 67 Prozent der Befragten sehen hier gutes bzw. sehr gutes Absatzpotenzial.
„Daran sehen wir, dass der Markt offenbar in zwei Richtungen marschiert“, kommentiert Zertifikateexperte Köchling. „Eine hohe Nachfrage erwarten die Emittenten für Produkte mit Puffern und Garantien. Demgegenüber werden aber auch volatile Zertifikate nachgefragt, die durch ihre Hebelwirkung hohe Chancen, aber auch hohe Risiken besitzen.“
Stagnieren würde dagegen die Zahl der Basiswerte, auf die Zertifikate angeboten würden. Hier sehen 72 Prozent der Befragten eher eine Seitwärtsbewegung. Derselbe Anteil erwartet auch, dass die Zahl der Anbieter gleich bleibt. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Produktvielfalt: Nur 22 Prozent der Befragten erwarten hier eine Zunahme, während 70 Prozent diese als stagnierend ansehen.
Hinsichtlich der Komplexität der Produkte bestätigte sich der bereits vor einem halben Jahr ermittelte Trend. Die eine Hälfte der Umfrageteilnehmer erwartet eine gleichbleibende, die andere Hälfte gar eine abnehmende Komplexität.
Auch für die Nachfrage nach risikobehafteten Zertifikaten erkennt die Feri EuroRating Services einen Trend. Trotz der hohen Renditechancen dieser Papiere erwarten nur noch 12 Prozent der Anbieter, dass künftig mehr Hebel- als Anlagezertifikate nachgefragt werden. Im Oktober 2009 waren noch 31 Prozent dieser Meinung, berichten die Analysten der Ratingagentur aus Bad Homburg.
„Kein Einziger Anbieter erwartet komplexere Produkte, und auch die Zahl derer nimmt ab, die auf den Risikoappetit der Anleger setzen. Für uns klare Zeichen dafür, dass die Entwicklung hin zu einfacheren und weniger riskanten Produkten geht. Dies sollte sich bald in der angebotenen Produktpalette niederschlagen“, so Köchling abschließend.
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