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Spanische Sparkassen konsolidieren

Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2010

Die Konsolidierungsbestrebungen im spanischen Sparkassensektor nehmen deutlich Fahrt auf und Form an, stellt Jörg Birkmeyer vom DZ BANK Research in den „Strategie Credits“ fest, einer Research-Publikation der DZ BANK. Angesichts des Problemdrucks bei den Sparkassen – die Sparkassen sind traditionell stark im Hypothekengeschäft engagiert und leiden infolgedessen auch besonders unter dem Anstieg der Not leidenden Kredite – pressiere die Zeit.

Caixa Catalunya, Caixa Tarragona und Caixa Manresa kündigten die erste größere Fusion im Sparkassensektor Spaniens an. Die fusionierte Einheit, in deren Mittelpunkt das Privatkundengeschäft steht, soll eine Bilanzsumme von mehr als 81 Mrd. Euro haben (4 Millionen Kunden, 8.000 Mitarbeiter und 1.215 Zweigstellen).Vier weitere Sparkassen wollen bestimmte Geschäftsbereiche in eine neu zu gründende Einheit zusammenlegen. Zu dem Konsortium zählen Caja de Ahorros del Mediterráneo, Cajastur, Caja de Extremadura und Caja Cantabria. Die vier Sparkassen wollen sich nach dem Prinzip einer „kalten Fusion (fusión fría) zusammenschließen.

Diese virtuellen Fusionen oder strategischen Allianzen, erläutert Birkmeyer, erfolgen über ein so genanntes Sistema Institucional de Protección (SIP). Ein SIP stellt ein privatrechtliches Sicherungsabkommen mit dem Ziel dar, die Liquidität und Solvabilität der beteiligten Institute zu sichern und deren Insolvenz zu vermeiden. Dabei treten die einzelnen Sparkassen weiterhin unabhängig voneinander mit eigener Marke und Vertriebsnetz am Markt auf und bündeln lediglich übergeordnete Funktionen, wie beispielsweise Refinanzierung/ Liquiditätsmanagement oder Risikomanagement.

SIPs unterliegen der Bankenaufsicht des Landes und dürfen nur von in Spanien zugelassenen Kreditinstituten mit ähnlicher Geschäftsausrichtung gegründet werden. Die neue Einheit wird den eigens zur Restrukturierung eingerichteten Bankenrettungsfonds FROB (Fondo para la Reestructuración Ordenada Bancaria) um finanzielle Unterstützung in Höhe von etwa 1,6 Mrd. Euro ersuchen. Die EU-Kommission hat den Fonds (vorerst) bis Ende Juni genehmigt, so dass die Institute bis zu diesem Datum Anträge auf Unterstützung einreichen können, berichtet das DZ BANK Research.

„Auch wenn sonst allenthalben Ungewissheit über die künftigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten herrscht,“ schreibt Birkmeyer , „so dürfte eines mit Gewissheit gesagt werden können: Marktakteure werden sich auch in den nächsten Tagen und Wochen darauf einstellen können, dass weitere Sparkassenfusionen in Spanien angekündigt werden, eventuell auch Rettungsaktionen durch die spanische Bankenaufsicht bekannt gegeben werden müssen. Denn die spanische Notenbank, die zugleich die spanische Bankenaufsicht ausübt, scheint den politischen Ränkespielen bei der anstehenden Konsolidierung nicht mehr allein passiv zusehen zu wollen ihre bisherige Praxis hatte ihr auch den Vorwurf mangelnder Autorität eingebracht. Daher scheint sie nun eine aktivere Rolle bei der Bereinigung“ und Problemlösung im spanischen Sparkassensektor zu übernehmen. Die spanische Notenbank will die Zahl der Sparkassen noch in diesem Jahr um mehr als die Hälfte auf rund 15 bis 20 reduzieren.“

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