Debitorenmanagement macht Ressourcen frei
Von Dr. Oliver Everling | 16.Oktober 2009
Steigende Ansprüche an das Forderungsmanagement ist für viele Unternehmen heute das bestimmende Thema. Markus P. Neuhaus, Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Reorganisation Service, Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, zeigt auf dem EOS Kongress in Berlin die Zwickmühle der Branche auf, die im Forderungsmanagement zwischen Out- und Insourcing liege.
Der Konjunktureinbruch beeinflusst das Zahlungsverhalten von privaten und gewerblichen Auftraggebern zunehmend negativ und hat eine Erhöhung der Abschreibungen auf Forderungen zur Folge, schließt Neuhaus. Wegen der sinkenden Zahlungsmoral stellen Unternehmen höhere Ansprüche an ein funktionsfähiges Forderungsmanagement. Unternehmen weisen einen steigenden Anteil an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen aus. Nur 38,7% der mittelständischen Unternehmen beurteilt die Zahlungsweise ihrer Auftraggeber mit den Noten „sehr gut“ oder „gut“. Ein drohender Liquiditätsengpass kann das Unternehmen in Insolvenznähe führen.
Ein hoher Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bindet Kapital, muss refinanziert werden, drückt die Eigenkapitalquote und beinhaltet Ausfallrisiken, so die Analyse von Neuhaus. Ziele des Forderungsmanagements müssen daher nach Neuhaus die Senkung der Forderungsbestände, die Reduzierung der Abschreibungen auf Forderungen, die Nutzung von Kosteneinsparpotenzialen beim Inkasso, die Ertragssicherung und die Aufrechterhaltung der Geschäftsverbindung auch zu bonitätsmäßig schwachen Kunden sein.
Die Optionen des Outsourcings im weiteren Sinne liegen im externen Forderungsmanagement (Servicegesellschaften etc.), Forderungsverkauf (Factoring/Forfaitierung), Verbriefung und Beitreibung fälliger Forderungen durch Inkassounternehmen/Verkauf abgeschriebener Forderungen. Die Servicegesellschaft übernimmt das komplette Debitorenmanagement. In der Praxis handelt es sich dabei regelmäßig um Tochtergesellschaften, dementsprechend kommt diese Variante erst ab einer bestimmten Größenordnung des Mutterunternehmens in Betracht. Regelmäßig bietet die Servicegesellschaft nach Darstellung von Neuhaus die Umgehung bestimmter tariflicher und arbeitszeitlicher Vorgaben und ermöglicht damit insbesondere in Bezug auf die Personalkosten erhebliches Einsparpotential. Eine Auslagerung des Managements ungekündigter Forderungen an externe konzernfremde Unternehmen wird regelmäßig aufgrund rechtlicher Hürden (Datenschutz, Informationspflichten, etc.) mit hohem Aufwand verbunden sein.
Der Factor übernimmt Forderungen des Verkäufers gegen dessen Schuldner mit einem Zins- und Risikoabschlag. Vorteile für den Verkäufer liegen in der Finanzierungsfunktion, Delkrederefunktion und Dienstleistungsfunktion. Direkter Liquiditätszufluss nach Abtretung bedeutet für das Unternehmen, dass es bei eigenen Lieferanten Skonti in Anspruch nehmen kann. Weitere Vorteile liegen in der Einsparung von Zinszahlungen bei Rückführung von Bankverbindlichkeiten. Die verbesserte Eigenkapitalquote bei Tilgung bestehender Schulden kann die Bonität und das Rating steigern.
Der Forderungskäufer übernimmt beim echten Factoring das Ausfallrisiko. Der Factor übernimmt bei Bedarf auch das Debitorenmanagement, Mahnwesen und Inkasso: Personal- und Sachkosten sinken, die Erfahrung des Factors im Umgang mit Schuldnern wird genutzt, spezielle Mahn-/Überwachungssoftware sichert Effizienz und das Debitorenmanagement wird emotionsfrei durch einen neutralen Dritten übernommen. Neuhaus berichtet über eine hohe vorgerichtliche Erfolgsquote aufgrund hoher Schuldnerakzeptanz und kontinuierliche Überwachung der Schuldner.
Neben dieser zeigt Neuhaus weitere Optionen auf. Sein Fazit: Es erscheint ihm insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise empfehlenswert, das Forderungsmanagement einer laufenden und intensiven Prüfung zu unterziehen. Dabei sollte auch die Rücksprache mit den kreditgebenden Banken in Erwägung gezogen werden. Neuhaus: „Möglicherweise können gemeinsame Lösungen mit externen Spezialanbietern erarbeitet werden.“
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Spannungsverhältnis von Kreditinstituten und Kreditnehmern
Von Dr. Oliver Everling | 16.Oktober 2009
Die Finanzkrise führt zu verschärften Anforderungen gegenüber Kreditinstituten, wodurch das Verhältnis zum Kunden belastet wird, zeigt Prof. Dr. Michael Lister, Lehrstuhl für Finanzen, Banken und Controlling, Lehrstuhl Real Estate, School of Management and Innovation SMI, Steinbeis-Hochschule Berlin SHB, auf dem EOS Kongress in Berlin auf.
EZB, Nationalbanken, Sachverständigenräte und andere Meinungsführer, wie z. B. das Institute for International Finance, Washington DC, fordern von Kreditinstituten, so Lister: Das Risikomanagement muss verbessert werden. Die Anreizstrukturen müssen optimiert werden. Insbesondere die Konstruktion und der Handel von bzw. mit Kreditderivaten müssen genauer durchleuchtet und verstanden werden. Dies wird dazu führen, so Lister, dass die Banken die Kreditvergabepolitik weiter verschärfen, die Kreditzinsen weiter erhöhen und aufgrund knapper Eigenmittel und Liquidität weniger Kredite vergeben.
Prof. Dr. Michael Lister arbeitete von 1984 bis 1987 in einer Bank, studierte danach bis 1992 BWL an der Uni Münster, promovierte 1996, wurde 1998 zum Assistenzprofessor ernannt und habilitierte sich 2002 an der Uni Basel. Von 2003 bis 2008 übernahm er den Lehrstuhl für Finanzen, Banken und Controlling an der WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr, wo er von 2005 bis 2008 auch Prorektor für Forschung war. Prof. Dr. Michael Lister ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Finanzen, Banken und Controlling sowie des Lehrstuhls für Real Estate an der SMI School of Management and Innovation der SHB Steinbeis Hochschule Berlin. Gleichzeitig ist er akademischer Leiter des CRES Center for Real Estate Studies an der SMI. Seit 1993 ist er als Dozent und Berater für bank-, finanz- und immobilienwirtschaftliche Fragestellungen tätig. Er ist zudem Autor verschiedener Veröffentlichungen, z. B. der Bücher „Ertragsorientiertes Bankmanagement“ und „Value Controlling“.
Im Risikotragfähigkeitskalkül tragen Kreditinstitute dem gestiegenen Risiko Rechnung, berichtet Lister. Durch die gestiegene Marktvolatilität nimmt der VaR zu. Die bei Stresstests zu beobachtenden Effekte müssen extremer werden. Die Bedeutung von Risikomaßen für tail events, z. B.: Lower Partial Moments, Conditional Value at Risk, Risikomaße der Extremwerttheorie nimmt zu. Allerdings stellt sich die Frage, so Lister, ob man dem VaR überhaupt noch trauen kann. Die wenig überraschende Konsequenz zeigt Lister auf: Es müssen mehr Risikodeckungsmassen und damit tendenziell mehr Eigenkapital für Erfolgs- und Liquiditätsrisiken bereit gestellt werden. Die Kosten hierfür trägt der Bankkunde.
Im Risiko-Chancen-Kalkül verrechnen die Kreditinstitute mit der Kennziffer RORAC die Eigenkapitalkosten. Im Fokus des Risiko-Chancen-Kalküls steht die Verrechnung von Eigenkapitalkosten über die Kennziffer RORAC: Grundsätzlich müssten bei gleichbleibenden Werten für den geplanten VaR und den Gewinnanspruch für einzelne Geschäfte bei gestiegener Volatilität mehr Eigenkapitalkosten verrechnet werden. Lister: „Zudem dürften nur noch weniger Geschäfte getätigt werden.“
Wenn die Deckungsmassen ausgebaut werden, kann auch der Plan-VaR zunehmen. Je nach Veränderungsrate kann der Ziel-RORAC gleichbleiben. „Dann werden zwar“, sagt Lister, „immer noch höhere Eigenkapitalkosten für volatilere Geschäfte verrechnet. Aber die Beschränkung der Menge der Geschäfte entfällt.“ Erst wenn der RORAC sinkt, können die Eigenkapitalkostenverrechnungen für volatilere Geschäfte vielleicht konstant gehalten werden. Dazu muss der Anstieg des Gewinnbedarfs fällt kleiner ausfallen als der Anstieg des geplanten – und zulässigen – VaR. Auch hier besteht also die Gefahr einer Verteuerung der Kreditkonditionen, warnt Lister.
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Zahlungslösungen beim BAUR Versand
Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2009
Der BAUR Versand, gegründet 1925 als Schuh-Versender mit Firmensitz Burgkunstadt, macht nach Einführung des Sammelbestellergeschäfts seit 1935 Ratenzahlung möglich (seit 1994 mit Zinsen). Seit 1998 ist der BAUR Versand eine Tochter des OTTO Versands und ist seit 2002 mit eigenem Internet-Shop online, der unter den 10 meist besuchten Online-Shops in Deutschland gehört. Zu den angebotenen Zahlarten gehörten Rechnungskauf, Kreditkauf (feste Laufzeiten von 3 – 48 Monaten), Nachnahme und Kreditkarte.
In der Neukundengewinnung ist der Rechnungskauf der Big Point, sagt Andreas Rupp vom BAUR Versand (http://www.baur.de/). Für den Neukunden ist die angebotene Palette an Zahllösungen irrelevant, über 78 % (85 %) wählen (unbewusst) den Rechnungskauf. Eine Eingrenzung auf nur sichere Zahlarten ist nicht praktikabel, urteilt Rupp. In einem zweiwöchigen Test wurden den Internet-Neukunden nur die sicheren Zahlarten Nachnahme und Kreditkarte angeboten. Damit einhergehend konnten die Kreditrisikoprüfungen ausgeschaltet werden. Die Abbruchquoten im Check-Out-Prozess waren so erheblich, dass der Test vorfristig beendet wurde. Auf dem EOS Kongress in Berlin (http://www.eos-kongress.com/) Berichtet Rupp über Einzelheiten.
Die Retourenquote spricht eine eindeutige Sprache in Richtung der langen Kreditlaufzeiten: Je länger die Laufzeit, umso verbindlicher ist der Kundenwunsch. Mit der Option Bankeinzug kann die Retourenquote nennenswert gesenkt werden. Die Möglichkeiten, den Kunden zum Kredit zu führen, sind beträchtlich. Aus Vertriebssicht ist der Kreditkunde der lukrativste. „Gilt dies“, fragt Rupp, „auch aus Kreditsicht?“
Bei den Bestandskunden tritt der Rechnungskauf den Rückzug an. Sowohl der Rechnungskauf (85 % à 64 %) als auch die sicheren Zahlarten verlieren zunehmend an Bedeutung. Die Zahlpause ist ein gerne genutztes Instrument, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Für einen kleinen Aufschlag auf den Artikeleinzelpreis kann sich der Kunde einen Zahlungsaufschub von mind. 100 Tagen „erkaufen“. Die Kombination mit Ratenkauf sei natürlich auch möglich, so Rupp.
Bei wachsenden Laufzeiten verkauft sich die Zahlpause quasi von allein. Je länger die Ratenlaufzeit ist, umso höher ist der Zahlpauseanteil. Der Abstand zwischen Rechnungskauf und Ratenkauf ist enorm. Die Marketing-Strategie ist somit nach Rupp klar: Aus verkäuferischer Sicht ist eine klare Abfolge festgelegt. „Sobald ich den Kunden zur Ratenzahlung bewegen konnte, sollte sich die Zahlpause fast von selbst mit verkaufen lassen. Ziel muss es demnach sein, zuerst die Ratenzahlung anzubieten, um bei Zustimmung – quasi im Huckepack – die Zahlpause noch mit drauf zu packen.“ War das Werben um eine Ratenzahlung schon nicht erfolgreich, so ist das Angebot der Zahlpause im Nachgang zu unterlassen, da diese Kombination eher „exotisch“ ist.
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Emissionshäuser zögern mit geschlossenen Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2009
Bei geschlossenen Beteiligungen ist es im 3. Quartal 2009 zu einem weiteren Rückgang der BaFin-Gestattungen gekommen. Gegenüber dem 2. Quartal 2009 sank das prospektierte Eigenkapital aller Assetklassen um über 16 Prozent. Immobilienfonds konnten diesem Trend im 3. Quartal widerstehen. Das prospektierte Eigenkapitalvolumen neuer Immobilienfonds legte um fünf Prozent auf 444 Millionen Euro zu. Auch New-Energy-Fonds verzeichneten beim geplanten Eigenkapitalvolumen Zuwächse. Dies sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Quartalsanalyse geschlossener Beteiligungen von Feri EuroRating Services.
Schiffsfonds gehören mit einem Minus von acht Prozent beim prospektierten Eigenkapital gegenüber dem 2. Quartal 2009 weiterhin zu den Verlierern. Insgesamt wurden im 3. Quartal von der BaFin zehn Fonds mit einem geplanten Eigenkapital von 218 Millionen Euro genehmigt. Nur ein Fonds mit einem Eigenkapitalvolumen von 15,6 Millionen Euro ist noch ein klassischer Containerschiffsfonds. Die übrigen im 3. Quartal aufgelegten Schiffsfonds sind opportunistische Fonds oder investieren in Zweitmarkanteile. In den ersten drei Quartalen 2008 waren Schiffsfonds sowohl bei der Anzahl der Fonds als auch bei der Höhe des geplanten Eigenkapitals die größte Assetklasse. Nach den ersten drei Quartalen 2009 sind Schiffsfonds in Bezug auf die BaFin-Gestattungen nach Immobilien- und Spezialitätenfonds nur noch die drittgrößte Assetklasse im Bereich der geschlossenen Beteiligungen. Ihr Anteil am geplanten Eigenkapitalvolumen fällt auf unter 20 Prozent.
Das geplante Eigenkapital der von der BaFin gestatteten Immobilienfonds betrug im 3. Quartal 444,6 Millionen Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von über fünf Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2009. Der Anteil der Immobilienfonds am prospektierten Eigenkapital aller Assetklassen stieg im 3. Quartal von 32 auf fast 40 Prozent.
New-Energy ist die andere Assetklasse, die sich in maßgeblichem Umfang dem Abwärtstrend im 3. Quartal widersetzen konnte. Das prospektierte Eigenkapital stieg gegenüber dem 2. Quartal um über 22 Prozent (von 58 Millionen auf 71 Millionen Euro). Ein Vergleich der ersten drei Quartale mit den Vorjahresquartalen zeigt, dass New-Energy-Fonds die geringsten Rückgänge aller Assetklassen zu verzeichnen haben. Das geplante Eigenkapitalvolumen reduzierte sich gegenüber 2008 nur um knapp 19 Prozent, während alle Assetklassen zusammengenommen ein Minus von fast 64 Prozent aufweisen. „Wir können eine kontinuierliche Qualitätssteigerung bei den New-Energy-Fonds feststellen“, urteilt Wolfgang Kubatzki, Leiter Geschlossene Beteiligungen bei Feri EuroRating.
„Wie befürchtet behindert insbesondere das eingeschränkte Angebot an den richtigen Produkten eine signifikante Markterholung. Das Marktpotenzial von der Anlegerseite ist nach unseren Erkenntnissen jedenfalls wieder vorhanden“, so Wolfgang Kubatzki. „Dies lässt sich nicht zuletzt am überwältigenden Platzierungserfolg einiger Fonds sehr gut ablesen.“
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Industrielle Revolution regenerativer Energien
Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2009
Energie ist ein Megatrend, der das 21. Jahrhundert prägen könnte. Der Ölpreis erreichte im Herbst 2008 einen kurzzeitigen Stand von über 130 Dollar pro Barrel, was als „schwaches Signal“ im Sinne der strategischen Frühwarnung interpretiert werden kann. Man könnte diese Preisspitze aber auch als vernehmbaren Paukenschlag ansehen, der die kommenden Trommelwirbel einleitet. Die durch kollektive Fehlbewertungen von Immobilien ausgelöste Finanzkrise scheint gerade überstanden, schreiben Prof. Dr. Johannes Kals und Denise Sommer in ihrem Beitrag für die Ausgabe 6/2009 der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis“ (http://www.krp.ch/).
Prof. Dr. Johannes Kals, Diplom-Kaufmann an der RWTH Aachen, wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Duisburg-Essen, Promotion an der TU Berlin, Berater im Bereich Umweltmanagement in der Gerling Consulting Gruppe in Köln, ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Ludwigshafen (http://www.energyconsultingkals.de/). Denise Sommer, Bankkauffrau, Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang „Controlling, Management and Information“ an der Fachhochschule Ludwigshafen, Berufserfahrung in der RATING EVIDENCE GmbH, und ist derzeit bei der Plan Plus Faktor GmbH in Frankfurt am Main.
„Es ist als Hypothese zu prüfen, ob sich im Energiebereich Entwicklungen vorbereiten, die ebenfalls für kollektive Überraschung auf dem Immobilienmarkt führen. Fragen wir uns,“ so die Autoren, „welche Verwerfungen (oder Verwüstungen) ein dauerhafter Rohölpreis von 130 Doller pro Barrel bei der Bewertung von Immobilien auslösen könnte. Zum Verständnis entsprechender Szenarien und Analysemethoden für das Rating sind einige bautechnische Grundlagen wichtig, mit denen sich die folgenden Abschnitte zunächst beschäftigen.“
Es kann kollektive blinde Flecken geben, so das Ergebnis ihrer Betrachtung, das sei eine Lehre aus der Immobilienkrise des Herbst 2008. Bei der Förderung von Rohöl scheine „Peak Oil“ (die maximale Fördermenge) jetzt erreicht zu sein. Neben der mengenmäßigen Knappheit werde die Begrenzung der Emission von Treibhausgasen durch rechtliche Regelungen dringend gefordert. Einzelwirtschaftlich sei der Energieverbrauch von Neubauten und sanierten Altbauten über Jahrzehnte festgelegt. „In diesen Zeitspannen haben wir volkswirtschaftlich keine Wahl: Eine neue industrielle Revolution muss die fast vollständige Umstellung auf regenerative Energien bringen.“ Das bedeutete für Immobilien die Sanierung des gesamten Gebäudebestandes auf Passivhausniveau. „Die Technologie ist verfügbar. Es könnte sich als Fehler erweisen,“ warnen die Experten, „Neubauten heute noch schlechter als Passivhausstandard zu bauen.“
Rating von Immobilien könne diesen Übergang beschleunigen, indem die hier umrissenen Szenarien in die Bewertung Eingang finden. „Es entspricht nicht nur einzelwirtschaftlicher Rationalität, die Auswirkungen starker Energiepreissteigerungen auf das eigene Immobilienportfolio zu kennen. Es auch ethisch geboten,“ urteilen die Autoren, „über Bewertungen und die darauf folgenden Kauf- und Sanierungsentscheidungen Energieeffizienz und regenerative Energieformen voran zu bringen.“
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Deutschlands nächste Jahre
Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2009
„Deutschlands nächste Jahre“ muss jeden interessieren, der sich mit Ratings für Wirtschaftseinheiten in Deutschland beschäftigt – gleich ob Ratings für Gebietskörperschaften, Banken, Versicherungen oder Unternehmen. Daher lohnt es sich für Ratinganalysten, das Buch von Peter Felixberger „Deutschlands nächste Jahre – Wohin unsere Reise geht“ (http://www.murmann-verlag.de/, Buch ISBN 978-3-86774-071-5, E-Book 978-3-86774-085-2, 157 Seiten) auf ihr Portable Reader System zu laden.
Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise trafen sich im Berliner Kanzleramt ausgewählte Zukunftsforscher, um über die Zukunft Deutschlands zu debattieren. Der Publizist Peter Felixberger war als unabhängiger Gast bei allen Hearings, Workshops und Debatten mit Experten, der Kanzlerin und ihren engsten Mitarbeitern dabei. Mit seinem Buch legt er seinen unabhängigen Report über dieses Zukunftsprojekt vor.
Peter Felixberger war Gründer und Chefredakteur des Online-Magazins changeX, Herausgeber der 12-bändigen Buchreihe „Visionen für das 21. Jahrhundert“ und Kolumnist und Buchrezensent für die Süddeutsche Zeitung und brandeins. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter „Arbeit neu denken“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Felixberger).
„Deutschlands nächste Jahre. Wohin unsere Reise geht“ zeichnet drei große mögliche Zukunftslinien nach: Welche Werte, Leitbilder und Lebensziele werden das Leben der Deutschen bestimmen? Wie werden sich Wirtschaft, Arbeit und Bildung entwickeln? Und was wird aus unserem Wohlstand und der Lebensqualität? Das Buch packt die dafür wegweisenden Ideen und Konzepte der wichtigsten deutschen Zukunftsforscher in einen „Rucksack“. Alles dreht sich dabei um die Grundfrage: Was nehmen wir mit und was lassen wir zurück, um eine lebenswerte Zukunft zu realisieren? Der Leser begibt sich damit auf eine Erkenntnisreise über Chancen und Möglichkeiten, drohende Probleme und Niederlagen.
Ausgangspunkt ist Deutschland im Jahr 2009. „Ein Land, das in diesem Jahr 60 Jahre Bundesrepublik und 20 Jahre Wiedervereinigung feiert. Ziel der Überlegungen ist die nächste Generation,“ so Felixberger, „die im Jahr 2030 an den Schalthebeln in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sitzen wird.“ Das Buch soll dazu einen Überblick über die Konzepte der Zukunft liefern. „Kurz: Es ist eine unverwechselbare Reise der Chancen und Möglichkeiten, der drohenden Probleme und Niederlagen.“
Der Nutzen des Buches für Ratinganalysten besteht darin, einen Einblick in die Ideen und Vorstellungen zu erhalten, mit denen sich das Kanzleramt und namhafte Zukunftsforscher befassen. Der Text von Felixberger ist kein Protokoll der Gespräche, stützt sich aber maßgebend auf die von verschiedenen Seiten vorgestellten Konzepte und Quellen. Felixberger bringt eigene Wertungen ein, ohne diese dem Leser zu Lasten der Nachvollziehbarkeit der von den Experten vorgetragenen Argumente aufzudrängen. So ist das Buch inhaltlich zwischen einem Bericht und einem eigenen Diskussionsbeitrag positioniert. Dabei kommt Felixberger seine umfassende Literaturkenntnis zugute.
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Preisträgernominierung für oekom research
Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2009
Die Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gleich zweimal nominiert: in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Finanzdienstleistung“ und für den Sonderpreis „Deutschlands recyclingpapierfreundlichstes Unternehmen“. Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden die Preise am 6. November 2009 in Düsseldorf im Rahmen einer großen Gala vergeben.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wurde 2008 durch eine Initiative des Wissenschaftsjournalisten Stefan Schulze-Hausmann ins Leben gerufen. Der Preis prämiert Unternehmen, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Schonung der Umwelt verbinden. Sonderpreise zeichnen Persönlichkeiten aus, die national oder international in herausragender Weise den Gedanken einer zukunftsfähigen Gesellschaft fördern. Träger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. (in Gründung), in deren Kuratorium unter anderem Dr. Volker Hauff (Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung), Sylvia Schenk (Vorsitzende von Transparency International Deutschland e.V.) und Dr. Günther Horzetzky (Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales) mitwirken.
„Wir freuen uns sehr über diese Nominierung. Diese Wertschätzung der prominent besetzten Jury ist ein wichtiges Signal für unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner. Sie unterstreicht die Bedeutung und die Glaubwürdigkeit unserer Aktivitäten für eine stärkere Verankerung von Nachhaltigkeit in Unternehmen und auf dem Kapitalmarkt“, kommentiert Robert Haßler, CEO der oekom research AG, die gute Nachricht.
Dr. Günther Bachmann, Rat für Nachhaltige Entwicklung und Leiter der Jurysitzung erläutert die Bedeutung des unternehmerischen Engagements im Bereich Nachhaltigkeit: „Nachhaltige Unternehmen sind zunehmend auch ökonomisch erfolgreicher, hinzu kommen eine hohe Mitarbeiterorientierung und ein vorbildliches soziales Engagement.“
oekom research zählt zu den weltweit führenden Ratingagenturen im Bereich des nachhaltigen Investments. Seit 1993 ist das Unternehmen auf die Analyse von Unternehmen und Ländern hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen Performance spezialisiert. Als erfahrener Partner von institutionellen Investoren und Finanzdienstleistern identifiziert die Ratingagentur diejenigen Emittenten von Aktien und Rentenpapieren, die sich durch ein verantwortungsvolles Wirtschaften gegenüber Gesellschaft und Umwelt auszeichnen. Die Analysen von oekom research werden von über 60 verschiedenen Asset Managern und institutionellen Investoren genutzt und beeinflussen damit derzeit rund 90 Milliarden Euro Assets under Management.
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Luftfahrt erreicht den Boden
Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2009
Die Ausgangslage ist bekannt: Die Weltwirtschaft befindet sich in der schlimmsten Krise der letzten 50 Jahre. Der Ölpreis befindet sich nach einem historischen Höchststand im letzten Jahr wieder in einem Aufwärtstrend. Die Situation in der Luftverkehrsbranche ist dennoch sehr unübersichtlich, zeigt Alexander Zock auf, da mehrere Faktoren zusammenwirken, deren gemeinsame Auswirkungen zurzeit noch nicht klar ersichtlich sind. Zock, Ph.D., ist Geschäftsführer des European Center for Aviation Development (http://www.ecad-aviation.de/) und sprach als Referent bei der Scope Investment Conference Luftfahrt zum Thema „Luftfahrt in Turbulenzen? Marktstabilität, Nachfragetrends, Perspektiven“ (http://www.scope.de/).
Mit der asymmetrischen Verteilung des Nachfragewachstums auf der Welt erhalten neue Standorte und Geschäftsmodelle eine zunehmende Bedeutung (z. B. Dubai). Die mit der Konsolidierung in der Branche einhergehenden Strukturveränderungen beginnen sich erst grob abzuzeichnen. Die Einstufung der „Schweinegrippe – H1N1″ als weltweite Pandemie durch die WHO (letzte Pandemiewarnung liegt 40 Jahre zurück) schafft eine zusätzliche Verunsicherung im weltweiten Verkehrsmarkt, stellt Zock fest.
Der Luftverkehr zeigt auf globaler Ebene seit über 50 Jahren ein starkes Wachstum, welches nur temporär unterbrochen wurde. Die Krisen sind temporär, nicht zyklisch und stark mit der GDP-Entwicklung verbunden, unterstreicht Zock. In den letzten 35 Jahren fiel der weltweite Passagierluftverkehr (in RPK) drei Mal, allerdings jeweils nur für 1 – 3 Jahre. Nachfrageeinbrüche dauerten in den letzten 35 Jahren immer nur zwischen 1 – 3 Jahren. Auf Nachfrageeinbrüche folgten immer wieder nachfragestärkere Jahre mit Wachstumsraten wie vor der Krise.
Die Profitabilität der Luftverkehrsbranche zeigt einen klaren Zyklus mit wachsender Amplitude. Normiert man die Amplitude mit der Marktgröße, so nivelliert sich dieser Effekt. In den letzten 30 Jahren folgten auf 5 schlechte Jahre immer 6 gute Jahre, zeigt Zock an der Statistik. Die Branchenprofitabilität und die Flugzeugauslieferungen liefen weltweit über einen langen Zeitraum gegenläufig. Die Flugzeugbestellung erscheint hierbei in hohem Maße zyklisch zu erfolgen, so der Eindruck von Zock.
Auch in guten Jahren sind nicht alle Fluggesellschaften profitabel. Die Profitabilität ist dabei inhomogen verteilt, weist Zock in einer Übersicht nach. Die Krise im Luftverkehr begann bereits im Sommer 2008. Sowohl im Passagiermarkt als auch im Cargomarkt zeigt sich seit April 2009 eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau. Zock analysiert die Veränderung der internationalen Nachfrage im Passagier- und Cargobereich.
Der Weg in die Krise war regional unterschiedlich, stellt Zock fest. Nachdem im weltweiten Passagierluftverkehr im ersten Quartal weltweit der Trend nach unten ging, zeigen sich in den meisten Regionen Bodenbildungen. „Eine Ausnahme ist die Region Middle East, in der sich wieder starkes Wachstum zeigt“, so Zock.
Dramatisch ist der Verlust im Premiumsegment. Die aktuelle Krise führte vor allem auch zu einer dramtischen Schrumpfung des Premiumsegments im Passagierbereich. Die Veränderung der internationalen Premiumnachfrage von August 2007 bis Juni 2009 ist unübersehbar. Die Airlines haben ihre Kapazität angepasst: Die aktuelle Krise führte sowohl im Passagierbereich als auch im Cargobereich zu starken Kapazitätsanpassungen. Die Reaktion der Fluggesellschaften auf den hohen Ölpreis und die Krise ist insbesondere im Bereich der Stilllegung von Flugzeugen zu sehen.
Als Reaktion auf die Krise sind weitere Maßnahmen der Fluggesellschaften zu beobachten: Verstärktes Kostenmanagement („Business as usual“), verstärkte Absenkung der Ticketpreise (z. B. Nordatlantik bis zu -20 %), Kapitalaufnahme an den Finanzmärkten (vor allem Nordamerika und Asien/Pazifik), verstärkte „Sales-Leaseback“ Aktivitäten (insbesondere in Nordamerika und Europa), um den Cashflow zu optimieren, Verschiebung von Flugzeugauslieferungen und verstärkte Konsolidierung (Lufthansa, New Alitalia, British Airways und Iberia etc.) zur Realisierung von Synergien.
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Zahlungsmoral muss im Blick bleiben
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2009
Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich im September einer Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland zufolge weiter leicht verbessert. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex stieg damit zum vierten Mal in Folge. „Die Zahlen belegen die Erholung der deutschen Wirtschaft in den letzten Monaten und die positiven Zeichen aus vielen Unternehmen“, sagte D&B-Geschäftsführer Thomas Dold am Mittwoch in Darmstadt. Der D&B-Zahlungsindex stieg im September auf 78,82 (August 78,72) Prozent und nähert sich weiter dem Niveau vom März.
Der Index sagt aus, dass im September 78,82 Prozent der beobachteten Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich bezahlten – dies sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch Ende 2008, rechnet das zur Bisnode Gruppe gehörende Unternehmen vor. Der Indikator wird seit Anfang des Jahres auf Monatsbasis veröffentlicht und fiel dabei von Januar bis Mai deutlich – seit Juni erholt er sich wieder leicht. Die durchschnittliche Verzugszeit betrug im September 9,5 (August: 9,41) Tage. Bei den einzelnen Branchen verbesserte sich die Zahlungsmoral vor allem im Baugewerbe sowie im Groß- und Einzelhandel. Deutlich abwärts ging es dagegen bei den Banken – die Branche zählt allerdings immer noch zu den zuverlässigsten.
„Ob jedoch die Erholung in einen stabilen Aufschwung mündet, ist derzeit schwer abzuschätzen. Zu unsicher ist derzeit noch, wie stark ein Anziehen der Weltwirtschaft auch auf deutsche Unternehmen wirkt“, betonte Thomas Dold, Geschäftsführer von D&B. Zudem stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Investitionen solide zu finanzieren. Dies sei angesichts der sehr restriktiv gewordenen Kreditpraxis sehr viel schwieriger als noch vor der Finanzkrise.
Seit Ende 2008 ging nach Feststellungen von D&B in fast allen Branchen die Zahlungsmoral zurück. Lediglich der Maschinenbau ist hier eine Ausnahme. Am Schlechtesten um die Zahlungsmoral ist es weiterhin in der Transport- und Logistiksparte bestellt. Hier sank die Zahlungsmoral im Jahresverlauf auch am Stärksten. Spitzenreiter in puncto Zuverlässigkeit bei den Zahlungen sind weiter die Pharmaunternehmen. Hier zahlen fast 94 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich, während dies nur rund 68 Prozent in der Transport- und Logistikbranche machen.
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LTAV zur Schiffsbewertung
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2009
Erhöhte Neubautätigkeit in der zurückliegenden Boomphase hat bei Schiffen ein Überangebot an Schiffsraum bewirkt. Die Schifffahrtsmärkte sind am Boden infolge langer Planungs- und Bauzeiten von Schiffen und kaum zu glättender Marktentwicklung (3 bis 4 Jahre). Der Zusammenbruch der Container gründet auf der starken Abschwächung der Bulker, den Liquiditätsengpässen an den Kapitalmärkten und den zunehmenden Auftragsstornierungen, Wandlungen und Verschiebungen bei Neubauten. Bernd Holst von der INGENIEURBÜRO WESELMANN GmbH (http://www.weselmann.de/) gibt auf der SCOPE CIRCLES Investment Conference Schiffe (http://www.scope.de/) einen Überblick über die Container-, MPP- und Car Carrier-Märkte sowie Bulker.- und Tankermärkte.
Wegen Marktstörungen in etlichen Schifffahrtssegmenten sind zum Teil keine Marktwertermittlung möglich. Die Marktwertermittlung erfolgt grundsätzlich charterfrei. Der Chartermarkt hat erheblichen Einfluss auf Wertentwicklung von Gebrauchtschiffen, positiv als auch negativ. Der Einfluss von Betriebskosten relativiert sich, je nach Chartermarkt – hoher Chartermarkt: wenig Einfluss, – niedriger Chartermarkt: wesentlicher Einfluss. Schiffe mit hohen Betriebskosten werden von Charterern benachteiligt.
Alter und Zustand sind für die Bewertung von zentraler Bedeutung: Technischer Zustand hat ab gewissem Schiffsalter großen Einfluss. Je älter das Schiff, desto mehr hängt Wert vom Zustand ab. Die Neubauqualität und Wartung beeinflussen Betriebskosten mit zunehmendem Alter. Die Neubauqualität hat erheblichen Einfluss auf Betriebskosten/Schiffswert. Bei schweren Montagefehlern von Aussenhautplatten und Bodenträgern, gibt Holst ein Beispiel, wird der Wert des Schiffes erheblich beeinträchtigt.
Wer führt Schiffswertschätzungen durch? Zu nennen sind durch IHK öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schiffswertschätzungen, An- und Verkaufsmakler für Schiffe sowie freie Sachverständige für Schiffswertschätzungen. Diese wenden Vergleichswertverfahren – der Regelfall zur Ermittlung des Schiffswertes – oder Ertragswertverfahren an, die nicht üblich sind, aber der Überprüfung des Marktwertes dienen. Das Sachwertverfahren / Substanzwertverfahren wird nur bei Spezialschiffen angewandt.
Holst stellt den „Long Term Asset Value“ vor: Ein auf historischen TC-Raten basiertes DCF Wertermittlungsverfahren beruht darauf, ahnliche Schiffe mit dem zu bewertenden Objek zu vergleichen. Wichtig ist die Durchführung von Anpassungsrechnungen und die Berücksichtigung von Kriterien wie Schiffstyp, Schiffsgröße, Alter, Ausrüstung, Bauart und Zustand. Zu- oder Abschläge berücksichtigen Abweichungen.
Das Vergleichswertverfahren wird mit Zu- und Abschlägen dargestellt. Das derzeitige Verfahren bei gestörten Märkten: 10 Jahres Durchschnittswerte ähnlicher Schiffe (nicht immer möglich), Durchführung von Anpassungsrechnungen nicht möglich, Durchschnitt nur auffindbar bei Wahl eines entsprechenden Suchkorridors. Kriterien sind hier Schiffstyp, Schiffsgröße, Alter.
Schiffsschätzer / Makler haben Bewertungen wegen gestörter Märkte z.T. ausgesetzt, denn Transaktionen sind in gestörten Segmenten in der Regel Notverkäufe, es gibt keine repräsentative Basis für Vergleichswertermittlung und im Bereich Betriebskosten liegende Charterabschlüsse können nicht für Ertragswertanalyse berücksichtigt werden.
Der LTAV muss als von Marktstörungen unabhängige, am langfristigen, nachhaltigen Ertragspotential orientierte Bewertungsgrundlage verstandnen werden. Die Basis bildet das Barwertverfahren / DCF (an Erfordernisse der Schiffsbewertung angepasst) mit konservativen, nachhaltigen und statistisch belegbaren bzw. transparenten Ansätzen. Übliche Bewertungsverfahren sollen nicht ersetzt werden, plädiert Holst, da der LTAV bei funktionierenden und gestörten Märkten einsetzbar ist (bei Marktuntertreibungen / Marktübertreibungen)
Ein überarbeiteter LTAV wurde theoretisch / methodisch durch PWC untersucht, berichtet Holst, durch Auswertung von 135.600 Fallbeispielen mit dem Ergebnis, dass der LTAV grundsätzlich zuverlässige Methode sei. Er genüge in theoretischer Hinsicht allen Anforderungen, allerdings schlägt PWC eine Modifikation des LTAV Konzepts vor. Die Überarbeitung hat VHSS mit PWC vorgenommen, der überarbeitete LTAV entspricht dem Wirtschaftsprüfungsstandard (IDW S1) zur Unternehmensbewertung und wird zur Anwendung empfohlen.
Die Bewertungsvorschriften ergeben sich aus dem Gesetz zur Neuordnung des Pfandbriefrechts vom 22. Mai 2005 (BGBL.2005 Teil I, S 1373 – 1393), der Verordnung über die Ermittlung der Beleihungswerte von Schiffen gem. § 24, Abs. 1 – 3 des Pfandbriefgesetzes, Fassung vom 06.05.2008 (Beleihungswertermittlungsverordnung) und den Wertermittlungsanweisungen verschiedener Banken nach Schiffsbankgesetz / Gesetz zur Neuordnung des Pfandbriefrechts.
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