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Im Retail Banking geht die Post ab

Von Dr. Oliver Everling | 30.Oktober 2009

Wegen der Finanzmarktkrise wurden Altersvorsorgevermögen aufgelöst oder abgebaut, berichtet Dr. Michael Meyer aus dem Vorstand der Postbank AG. Meyer sprach auf dem 7. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung (http://www.retailbankentag.de/) zu seinem Thema „Erfolgsstrategien im deutschen Retail Banking“. 17 % der Berufstätigen nehmen Einschränkungen in der Altersvorsorge vor, so das Ergebnis einer Allensbach-Studie. Noch nie gaben so viele Berufstätige an, ihre Altersvorsorge nicht mehr verstärken zu wollen (fast 41 %).

Die Finanzkrise hat auch Einstellungen von Kunden beeinflusst, hebt Meyer hervor. Die Finanzmarktkrise wirkt in jedem Fall auch auf das Retail Banking. „Natürlich gibt es eine Ergebnisreduktion“, räumt Meyer ein. Aber es sei ein vergleichsweise robustes Geschäftsfeld. „Wir werden keine Verluste erleben“, ist sich Meyer sicher. Zins- und Provisionsüberschüsse seien zwar vermindert, aber gemessen an der Struktur des Zinsüberschusses sei dies nicht überraschend. Wenn man auf Girokonten kaum Zinsen zahle, könne man auf Zinssenkungen am Markt nicht reagieren. Auch beim moderaten Rückgang des Provisionsüberschusses sei die Robustheit des Geschäftsmodells der Postbank deutlich geworden.

Die enge Kooperation mit der Post bringe Stabilität in das Thema hinein, betont Meyer. Signifikante Einnahmen bei Konten unterhalb der Zahlungseingangsgrenzen seien hier bedeutsam. Eine moderat gestiegene Risikovorsorge zeigt die Widerstandskraft der Postbank. Meyer sieht aber auch eine Reihe von Anforderungen an das Geschäftsmodell, die er auf dem Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung vorstellt.

Die Kundenwahrnehmung habe sich verschoben. Die Imageverschlechterung der Banken aufgrund negativer Schlagzeilen und „Fehlspekulationen“ sowie die persönliche Betroffenheit des Kunden als Steuerzahler, Sparer und Altersvorsorger führen zu einem veränderten Kundenverhalten, denn der Kunde ist skeptischer, will mehr Informationen, formuliert Anforderungen und plant, sein Vermögen in Teilen umzuschichten.

Einfache und verständliche Produkte, keine Sternchenvermerke und ehrliche Beratung seien in ihrer Bedeutung für den Kunden wesentlich größer geworden. Das Markenimage im Bankensektor sei deutlich unter Druck. Die Postbank sei neben Sparkassen und Genossenschaftsbanken aber Gewinner hinsichtlich Attraktivität und Bekanntheit, freut sich Meyer über die Ergebnisse einer unabhängigen Brand Trust Studie „Marken von morgen“.

Große Potenziale für die Postbank sieht Meyer durch die Stellung als Marktführer in den Kernprodukten Giro, Spar, Baufinanzierung und Bausparen. Die Postbank könne Kundenbedürfnisse durch kundengerechtes Produktangebot erfüllen. Standardisierte Prozesse, enges Kostenmanagement, Refinanzierung und Nutzung von Skaleneffekte sind die wesentlichen Stellhebel auf der Kostenseite zur Optimierung der Kostenposition, so die Analyse von Meyer.

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