Persönlichkeitstypologie instrumentalisieren
Von Dr. Oliver Everling | 15.Juni 2009
Die „Persönlichkeitstypologie – Instrument der Mitarbeiterführung“ von Prof. Dr. rer. pol. Hans Jung, der an der Hochschule Lausitz (http://www.lautt.de/) Betriebswirtschaftslehre und Personalmanagement lehrt, liegt nun in einer 3., vollständig überarbeiteten und wesentlich erweiterten Auflage vor. Angesichts der Komplexität der Thematik kaum erstaunlich, dass weitere Typologien aufgenommen wurden und nun auch ein Blick auf die Transaktionsanalyse geworfen wird (http://www.oldenbourg.de/, ISBN 978-3-486-58643-5).
Das Stichwort „Rating“ kommt in dem Buch von Jung nicht vor, dennoch wird es jeden interessieren, der sich mit Ratings beschäftigt: Typologien und Ratingkriteriologien haben viel gemeinsam. Viele Entwickler von Ratingmodellen lassen sich von dem Paradigma leiten, eine Logik zur Typisierung von Unternehmen zu identifizieren, die eher bzw. höher ausfallgefährdet sind als andere. Zu jedem Unternehmensrating gehört auch die Beurteilung des Managements: Hierin liegt unmittelbar ein Überschneidungsbereich des Handwerkszeugs eines Ratinganalysten und der Persönlichkeitstypologie, wie sie Jung in seinem Buch vorstellt.
Jung will mit seinem Buch Führungskräfte im Umgang mit ihren Mitarbeitern besser in die Lage versetzen, sich auf die individuelle Wesensart der verschiedenen Menschen einzustellen und damit die Kommunikation zu verbessern. Das Buch dient auch der Selbsterkenntnis, die in dem Maße an Bedeutung gewinnt, je komplexer die Führungsaufgabe ist. Drittens wirkt sich nach Jung das Wissen über die möglichen Persönlichkeitstypen und deren charakteristische Verhaltensweisen positiv bei der Beurteilung und Personalentscheidung aus. Es sei wohl der Wunsch eines jeden Chefs und Personalleiters, dass „der richtige Mitarbeiter am richten Platz sitzt“, aber nur mit Hilfe der Menschenkenntnis sei dieser Wunsch annähernd zu realisieren. Insbesondere an der Unternehmensspitze sollten die „richtigen Mitarbeiter“ sitzen, um den Erfolg des Unternehmens zu sichern. An einer Typologie von Persönlichkeiten kommt insofern also kein Ratingsystem vorbei.
Auf 170 Seiten liefert Jung einen kompakten Überblick über die in der Literatur ausufernde Materie, denn es fehlt in der Geschichte der Menschheit nicht an Versuchen, Persönlichkeitsmerkmale in „Schubladen“ abzulegen und von diesen für unterschiedliche Zwecke Gebrauch zu machen. Bekannte Charakter- und Persönlichkeitstypologien sind längst in den Sprachgebrauch des Alltags eingezogen, wie Jung an verschiedenen Beispielen zeigt: Von der Astroanalyse als ältester Charaktertypologie, mit der täglich Zeitungen und Zeitschriften noch heute Millionen Leser binden und Geld verdienen, über die Temperamentstypen des Hippokrates, die Konstitutionstypen nach Kretschmer, die Einstellungstypen nach C. G. Jung ibs hin zu den Charaktertypen nach Freud reichen die Versuche, anhand von vergleichsweise wenigen Eigenschaften von Menschen diese umfassend zu beschreiben. Diesen stellt Jung neuere Ansätze der Persönlichkeitsanalyse gegenüber, wie etwa die Lebensformen nach E. Spranger, das Structogram, das DISG-Modell, das Team Management Profil (TMP) oder das INSIGHTS MDI-Verfahren.
Im Mittelpunkt des Buches stehen die Persönlichkeitsstrukturen nach Fritz Riemann (1902 – 1979), der als Mitbegründer der jetzigen Akademie für Psycholanalyse und Psychotherapie vorgestellt wird. Jung ist der Überzeugung, dass Riemann mit seiner Theorie erste grundlegende wissenschaftliche Hilfestellungen sowie eine ausreichende Typenvielfalt mit vier Grundcharakteren und eine für die Führungskraft nachvollziehbare, komplexe Grundidee anbietet. Die Persönlichkeitstypologie von Riemann beruht auf den Grundformen der Angst, die zu schizoiden, depressiven, zwanghaften und hysterischen Persönlichkeiten in ihren Krankheitsformen führt, in ihren gesunden Formen jedoch mit „unabhängig“ (statt schizoid), „fürsorglich“ (statt depressiv), „beherrscht“ (statt zwanghaft) und „lebhaft“ (statt hysterisch) begriffen werden können.
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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?
Von Dr. Oliver Everling | 15.Juni 2009
TeleTrusT Deutschland hat die Warnung von Jörg Ziercke, dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA), vor den Gefahren des Internet bestätigt. Die IT-Sicherheitsexperten fordern den konsequenten Einsatz von Techniken, die die genannten Risiken substanziell und nachhaltig ausräumen. Forciert durch den Interessenverband TeleTrusT hat die deutsche Industrie in Kooperation mit internationalen Herstellern Konzept und Komponenten des Trusted Computing entwickelt, die Rechner von Behörden, der Wirtschaft und privaten Nutzern zu vertrauenswürdigen Plattformen machen.
Der Interessensverband TeleTrusT klärt darüber auf, dass die bestehenden Unsicherheiten beim online-Banking und anderen kritischen Anwendungen technisch bereits ausgeräumt werden können: „Man kann Sicherheitskomponenten in die Hardware integrieren und eine sichere Plattform anbieten, die das Rechnersystem vor Angriffen schützt“, erklärt Professor Norbert Pohlmann, Vorstandsvorsitzender des TeleTrusT e.V. und Direktor des Instituts für Internet-Sicherheit der FH Gelsenkirchen.
„Diese Technologie heißt Trusted Computing, und ihr wichtigster Baustein ist der manipulationssichere TPM-Chip, das Trusted Platform Modul.“ Die Technologie sei seit 2006 für PCs und andere computergestützte Systeme wie Mobiltelefone verfügbar und bereits in über 200 Millionen Notebooks eingebaut.
„Trusted Computing bedeutet nichts anderes, als dass die im PC verwendeten Hard- und Softwarekomponenten überprüfbar gemacht werden“, ergänzt Dr. Holger Mühlbauer, Geschäftsführer von TeleTrusT. „Durch die Garantie von Integrität und Authentizität kann manipulierte oder böswillige Software isoliert und ein Eingreifen in sensible Prozesse ausgeschlossen werden.“
Die von BKA-Chef Ziercke beschriebenen Sicherheitsprobleme beim online-Banking könnten mithilfe von Sicherheitsplattformen auf der Basis von Trusted Computing ausgeräumt werden. Die von BKA-Chef Ziercke beschriebenen Sicherheitsprobleme erfordern langfristig den nachhaltigen Einsatz vertrauenswürdiger Plattformen. Nach Ansicht der Experten ist die Vertrauenswürdigkeit von Endgeräten und IT-Infrastruktur eine essentielle Voraussetzung für das weitere Wachstum verlässlicher elektronischer Dienste.
„Der Nutzer muss wieder Vertrauen in seinen Rechner gewinnen, sonst wird die IT wertlos für jegliche sensiblen Transaktionen“, so Ammar Alkassar, Vorstandsmitglied von TeleTrusT und Vorstandschef der Technologieschmiede Sirrix AG. „Das ständige Stopfen von entdeckten Sicherheitslücken kann die Auswirkungen zwar kurzfristig reduzieren, ist aber kein nachhaltiger Schutz gegen Angriffe.“
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D&B warnt vor sinkender Zahlungsmoral
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2009
Die Zahlungsmoral in Deutschland leidet zunehmend unter der Wirtschaftskrise. Der Abwärtstrend verlangsamte sich allerdings im Mai. Der prozentuale Anteil der Unternehmen, die ihre Rechnungen pünktlich zahlten, ging etwas langsamer zurück als noch im April, wie aus einer im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellten Studie des Wirtschaftsinformationsdienstleisters D&B Deutschland hervorgeht. Der am Montag veröffentlichte D&B-Zahlungsindex fiel von 78,4 Prozent im April auf 78,19 Prozent im Mai.
Der seit Anfang des Jahres auch auf monatlicher Basis erstellte Indikator fällt damit zum fünften Mal in Folge. Der Index sagt aus, dass im Mai 78,4 Prozent der beobachteten Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich bezahlten. Die durchschnittliche Verzugszeit betrug 9,46 (April: 9,32) Tage. Dieser Wert stieg zum fünften Mal in Folge.
Der Indikator zieht bei Banken leicht an. Im Mai ging vor allem die Zahlungsmoral in der Pharmabranche deutlich zurück. Mit einem Anteil von 92 Prozent an Unternehmen, die ihre Rechnung pünktlich bezahlten, schnitt die Branche aber immer noch am besten ab. Bei den Banken zog der Indikator wieder leicht an. Die von der Finanzkrise besonders stark betroffene Branche liegt damit hinter den Pharmaunternehmen weiter auf Rang zwei. Am schlechtesten ist die Zahlungsmoral weiter unter den Unternehmen der Transport- und Logistik-Sparte. Hier bezahlten nur etwas mehr als 68 Prozent der beobachteten Unternehmen ihre Rechnungen pünktlich.
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Ratinglose Kampa-Gruppe im Insolvenzverfahren
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2009
„Die KAMPA AG präsentiert sich Investoren bisher ohne Rating. Der Zusammenschluss mit der Hebel Haus GmbH in Alzenau dürfte die Voraussetzungen schaffen, mit einem ansehnlichen Rating einer unabhängigen Agentur an die Öffentlichkeit zu gehen“, war im Everling Internet Newsletter Ausgabe 38/2004 vom 15. September 2004 zu lesen. Zu dem Rating kam es nie, nun ist die Gesellschaft insolvent: Kein Rating ist auch ein Rating. Der Insolvenzverwalter Dr. Werner Schreiber teilt mit, dass per 01. Juni 2009 über die Kampa AG und ihre Konzerntöchter das Insolvenzverfahren eröffnet wurde und Dr. Schreiber als Insolvenzverwalter bestellt wurde. Zugleich wurde vom Gericht ein vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt.
Am 29. Mai 2009, also unmittelbar vor Eröffnung der Insolvenzverfahren, wurde dem Insolvenzverwalter seitens eines deutsch-schweizerischen Investors ein vorverhandeltes notarielles Kaufangebot unterbreitet, wonach die produzierenden Konzerngesellschaften der Kampa-Gruppe nahezu vollständig im Wege der übertragenden Sanierung von einer zu diesem Zweck vom Käufer vorgehaltenen Auffanggesellschaft übernommen werden sollten. Diese Konzeption war nach Darstellung von Schreiber das Ergebnis einer mehrwöchigen Sondierung sämtlicher potenziellen Investoren, die sich im Insolvenzeröffnungsverfahren bei der vom Insolvenzverwalter hierzu beauftragten M & A-Beratung Jeffries International Ltd., Frankfurt, gemeldet bzw. aktiv angesprochen worden waren. Schreiber: „Zu betonen ist, dass diese Adresse als Ergebnis umfangreicher Vorverhandlungen von insgesamt 69 nationalen und internationalen Investorenanfragen der einzige Übernahmekandidat war, der bereit war, im Rahmen der von der Insolvenzordnung vorgezeichneten Mindeststandards 450 Arbeitsplätze inklusive 38 Ausbildungsplätze zu übernehmen.“
„Leider sind die notwendigen Finanzierungszusagen zur Kapitalausstattung der Auffanggesellschaft sowie hinsichtlich der vereinbarten Kaufpreise und der für die Fortführung des Unternehmens erforderlichen Mittel trotz mehrfacher Ankündigung nach wie vor nicht gewährleistet“, stellt der Insolvenzverwalter fest. Die im Rahmen des Auswahlverfahrens dazu übermittelte Finanzierungszusage einer schweizerischen Großbank „hat sich bedauerlicher Weise zwischenzeitlich als nicht belastbar herausgestellt. Die Annahme dieses Kaufangebots ist damit im begründeten Interesse der Gläubiger und der Arbeitnehmer als nicht mehr realistisch zu bezeichnen.“
Der (mittelbare) Großaktionär der Kampa AG, d. h. die Investmentgesellschaft Triton, hatte neuerdings zur Vermeidung eines endgültigen Auseinanderbrechens der Kampa-Gruppe in Aussicht gestellt, über eine Übernahmelösung aus der Insolvenz zu verhandeln, insbesondere um einen Großteil der Arbeitsplätze zu erhalten. In den vergangenen Tagen wurden daher umfangreiche Verhandlungen mit Triton geführt. Am heutigen Vormittag hat Triton jedoch mitgeteilt, dass über die in Aussicht genommene Übernahme trotz des gegebenen Zeitdrucks jetzt noch nicht entschieden werden kann. Der Insolvenzverwalter ist daher aus insolvenzrechtlichen und arbeitsrechtlichen Gründen gezwungen, unverzüglich die Freistellung der Mitarbeiter der Kampa-Gruppe einzuleiten.
Der Insolvenzverwalter wird nunmehr vorsorglich gleichwohl versuchen, so heißt es aus Minden, für die jeweiligen Standorte bzw. Werke der Kampa-Gruppe auch Einzellösungen zu finden. Soweit solche nicht in Betracht kommen, wird nunmehr das gesamte Anlagevermögen (Betriebsimmobilien, Vorratsgrundstücke, Musterhäuser, Maschinenpark, Markenrechte etc.) zum Einzelverkauf kommen.
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Auskunfteien in der Volkswirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2009
Auskunfteien nehmen in der entwickelten Volkswirtschaften immer bedeutendere Rollen wahr. Rainer Neumann, Vorstandsvorsitzender der SCHUFA Holding AG, macht anlässlich seines Vortrags im MontagsMeeting des Europäischen Finanz Forums die Funktionen deutlich, die eine Auskunftei wahrnimmt. „Wir sind keine Schuldnerverzeichnis“, macht Neumann gleich einleitend klar. Die SCHUFA speichert nicht Vermögen oder Einkommen. Mit 433 Millionen Einzeldaten unterhält die SCHUFA aber den größten Datenpool.
1927 als Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung in Berlin durch BEWAG (Vattenfall) und AEG gegründet, wurde 1930 die erste Regionalgesellschaft in Dortmund etabliert und 1952 der Bundes-SCHUFA e.V. gegründet. Schon 1954 wurden 2 Millionen Auskünfte gegeben. 1957 wurde der Sitz nach Wiesbaden verlegt, wo die SCHUFA noch heute ansässig ist. 1965 überschritt die SCHUFA 10 Millionen Auskünfte. Ein wichtiges Datum war 1978 das Inkrafttreten des Bundesdatenschutzgesetzes. 2001 wurden die Regionalgesellschaften nach Gründung der SCHUFA Holding AG zusammengeführt. 2008 wurden 50 Millionen Auskünfte erteilt. Die Gründung eines Joint-Ventures mit einer isländischen Firma hat den Hintergrund, über deren Präsenz in Europa rasch ein paneuropäisches Angebot zu schaffen.
Zu 36,4 % gehört die SCHUFA Holding AG den Kreditbanken, zu 24,7 % den Sparkassen, 17,9 % Privatbanken, 7,9 % Genossenschaftsbanken sowie zu 13,1 % dem Handel und anderen, die zu den ursprünglichen Gesellschaftern gehören. In Deutschland sei es eine Besonderheit, dass der Kunde den Versand der Ware vom Versandhändler gegen Rechnung erwarte. Daher seien die Versandhäuser in besonderem Maße auf die Bonitätsprüfung ihrer Kunden angewiesen.
Auf Wunsch von Datenschützern wurde die Versorgung von Vermietern mit SCHUFA-Daten eingestellt; dann seien aber die Vermieter dazu übergegangen, von Mietern Selbstauskünfte zu verlangen. Die Logik der Datenschützer sei hier gewesen, dass jeder Mensch ein Recht auf eine Wohnung habe und eine negative Auskunft ihn an der Wahrnehmung seines Rechts hindern könnte.
Versandhandel, Wohnungswirtschaft, Inkassounternehmen, Telekommunikation, Handel, Dienstleister, Versorger, Versicherer und eCommerce melden Negativinformationen bei der SCHUFA ein, während die Banken und Sparkassen sowie Bausparkassen, Leasingunternehmen usw. sowohl Positiv- als auch Negativinformationen an die SCHUFA liefern. In Deutschland gebe es mehr als 50 Auskunfteien; der Vorteil der SCHUFA liegt in der breiteren Informationsbasis.
Nachmeldungen sorgen für Aktualisierung der Informationen während der Vertragslaufzeit. Namen, Geburtsdatum, Anschrift, Voranschriften und SCHUFA-Basisscore gehören zu den gespeicherten personenbezogenen Daten, darüber hinaus werden Daten über Bankkonten, Kreditkarten, Leasingverträge, Mobilfunkkonten, Versandhandelskonten, Ratenzahlungsgeschäfte, Kredit / Bürgschaften sowie Zahlungsausfälle bei angemahnten und unbestrittenen Forderungen gespeichert. Voraussetzungen für Vertragspartneranfragen sind ein „berechtigtes Interesse“ im Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes, Geld-, Waren- oder Dienstleistungskredite in nennenswertem Umfang, Vorliegen einer Anfrage nach Kreditkonditionen, einer tatsächlichen Antragstellung oder eines laufenden Vertrages sowie bei Kreditinstituten die Zustimmung des Kunden.
Auskunfteien sind Kernbestandteil moderner Volkswirtschaften. Sie reduzieren in Kreditmärkten „Informationsasymmetrien“ zwischen Kreditgebern und –nehmern und ermöglichen Kredite und Beschleunigen die Transaktion, da keine Einzelprüfung erforderlich wird. Auskunfteien tragen zur Ausweitung des Kreditangebots bei sinkenden Konditionen bei, da das geringere Risiko an die Verbraucher weitergegeben werden kann. Sie leisten außerdem, wie der SCHUFA-Schuldenkompass zeigt, einen Beitrag zur Überschuldungsprävention.
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Risikofaktor Biodiversität
Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2009
Die Zukunft ganzer Branchen ist abhängig vom Erhalt der Artenvielfalt. So lautet das Ergebnis des „Theme Report Biodiversity“, das der Europäische Fachverband für nachhaltiges Investment (Eurosif) gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsratingagentur oekom research heute publiziert. Das Hintergrundpapier richtet sich in erster Linie an Investoren, Fondsmanager und Vermögensverwalter.
Matt Christensen, Geschäftsführer von Eurosif: „Der Verlust der Artenvielfalt und die Einschränkungen der Ökosystem-Leistungen beinhalten Risiken für zahlreiche Branchen. Gleichzeitig eröffnet das aktive Management dieser Aspekte im Rahmen eines umfassenden sozialen und umweltbezogenen Managementsystems neue Marktchancen. Für den Finanzsektor zählen dazu unter anderem neue Finanzprodukte mit Bezug zum CO2-Management und -Handel, spezifische Bankleistungen oder Nachhaltigkeitsfonds mit Fokus auf Biodiversität und Umwelttechnologien.“
Vor allem Land- und Forstwirtschaft, Papierindustrie und Tourismus sind angewiesen auf den Erhalt der Artenvielfalt, intakte Böden und Landschaften. Neben Bau- und Bergbauunternehmen sind es jedoch diese Branchen, die auch besonders stark in das System eingreifen.
Biodiversität ist damit eine risikorelevante Größe für Unternehmen und Branchen. Der Bericht unterscheidet verschiedene Risikokategorien: beispielsweise regulatorische und physische Risiken, aber auch Marktpreis- und Reputationsrisiken. Die Autoren zeigen für die genannten Branchen, wo die konkreten Bedrohungen aber auch die Chancen von Unternehmen liegen.
Rolf D. Häßler, Director Business Development bei oekom research resümiert: „Derzeit lässt sich der ökonomische Wert von Biodiversität und Ökosystem-Leistungen nicht umfassend bestimmen. Klar aber ist, dass sich diejenigen Unternehmen deutliche Wettbewerbsvorteile erarbeiten, die Biodiversitätsaspekte in ihr Nachhaltigkeits- beziehungsweise Risikomanagement integrieren. Der Schwerpunkte sollte dabei auf der Identifikation, Messung und externen Berichterstattung der positiven wie negativen Auswirkungen der eigenen Aktivitäten auf Artenvielfalt und Ökosysteme liegen.“
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Scopes Risikokontrollsystem für Zertifikate
Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2009
Durch die Neuentwicklung der Ratingagentur Scope sollen sich erstmals Zertifikaterisiken effizient kontrollieren lassen, so der Anspruch des neuen Risikoontrollsystems für Zertifikate. Um Beratungsrisiken zu begrenzen, hat Scope Analysis speziell für Intermediäre das erste Risikokontrollsystem für Zertifikate entwickelt. Der Konkurs des Zertifikate-Emittenten Lehman Brothers sowie die Turbulenzen an den Märkten von Aktien und anderen Zertifikate-Underlyings haben die elementare Bedeutung einer permanenten Risikoüberwachung bei diesen Produkten demonstriert. Insbesondere auf die Intermediäre – Banken, Vermögensverwalter und Vermittler – kommt eine immer größere Verantwortung zu, Risiken rechtzeitig zu erkennen und dadurch einen Vermögensschaden bei Kunden zu verhindern bzw. zu begrenzen. Auch die BaFin hat die Kontrollfunktion der Vertriebe besonders herausgestellt.
„Mit dem neuen Scope-Risikokontrollsystem können Intermediäre erstmals die Entwicklung auch großer Zertifikateportfolios kontinuierlich, umfassend und für ihre Kunden nachvollziehbar verfolgen“, wirbt die Agentur. Damit schaffe das neue Tool mehr Transparenz und Sicherheit für den Berater in dem komplexen Markt. Je nach Anforderungen ihrer Kunden können Berater individuell bis zu fünf Warnstufen sowie flexible Parameter eingeben. Das Risikokontrollsystem zeigt an, ob sich ein Zertifikat bereits in einem kritischen Bereich befindet oder darauf zusteuert. Beispielsweise kann der Berater die Veränderung der Risikopuffer und die Entwicklung des Deltas beobachten. Außerdem können Bonitätsschwellen oder bestimmte CDS-Niveaus fixiert werden, die nicht unterschritten werden dürfen. Die Risiko-und Bewertungskennziffern aktualisieren sich automatisch.
Auf diese Weise schafft das neue Risikokontrollsystem den erforderlichen Überblick und spart Zeit: Auf Wunsch können sich Intermediäre über sensitive Veränderungen in den Kundenportfolios auch per E-Mail -und mit dem Handy abrufbar – informieren lassen. Damit können Berater rechtzeitig Handlungsbedarf identifizieren, gegensteuern und damit Verlustrisiken für ihre Kunden begrenzen. „Mit dem neuen Risikokontrollsystem“, so Scope Analysis-Geschäftsführer Florian Schoeller, „wird das Risiko für den Berater wieder beherrschbar. Für ihn und seine Kunden ergibt sich dadurch ein bisher nicht vorhandenes Niveau an Transparenz und Sicherheit im Zertifikatemarkt.“
Das einfach zu handhabende Tool steht ausschließlich Lizenzpartnern des Unternehmens zur Verfügung und ist in die Scope Zertifikate-Plattform http://www.scope-zertifikate.de eingebunden. Das Risikokontrollsystem komplettiert diese Informations- und Analyseplattform zu einer detaillierten und individuell nutzbaren Gesamtübersicht des Zertifikatemarktes und ist in dieser Form in Deutschland einzigartig. Scope Analysis hat in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Datenbasis für Zertifikate sowie Indexprodukte aufgebaut und analysiert mittlerweile rund 150.000 Zertifikate auf täglicher Basis. Ein Teil der Scope-Analyseergebnisse ist auch dem privaten Anleger zugänglich. Er kann sich beispielsweise über Eigenschaften und Bewertung der Zertifikate informieren; darüber hinaus stehen ihm leistungsfähige Tools zur Produktauswahl zur Verfügung. Selektionskriterien sind beispielsweise Basiswert, Struktur, Restlaufzeit, Risikokategorie, Mindestqualität und Bonität des Emittenten.
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Mangelnde Aufklärung stützt Bankenerträge
Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2009
Als nicht repräsentativ bezeichnet Karl Matthäus Schmidt das Ergebnis einer DZ Bank-Studie, wonach Verbraucher, trotz Finanzmarktkrise, kein Geld für unabhängige Beratung bezahlen wollen. „Was dringend passieren muss“, so der Vorstandssprecher der quirin bank in Berlin, „ist eine unabhängige und nicht provisionsgetriebene Aufklärung der Verbraucher über die tatsächlichen Kosten, die sich in Bankprodukten verstecken. Viele Anleger unterliegen doch immer noch dem Irrglauben, die herkömmliche Bankberatung sei kostenlos.“ Dies sei eine Illusion, so Schmidt in Berlin. Keine Illusion sei dagegen, dass durch mangelhafte Finanzberatung Anlegern in Deutschland jährlich ein Vermögensverlust von rund 30 Milliarden Euro entstehe.
„In dem Moment, wo Verbraucher begreifen, was sie eine Bankberatung wirklich kostet und wie viele Gebühren sich die Banken vom Geld des Anlegers nehmen, sind diese sehr wohl bereit, für eine unabhängige Beratung Geld zu bezahlen. Zumal, wenn dabei unterm Strich mehr übrigbleibt als bei einer herkömmlichen Bankberatung“, sagt Schmidt.
Schmidts auf Honorarberatung spezialisierte quirin bank hat die Kundenzahlen seit Beginn des neuen Private Banking von 700 (Dezember 2006) auf heute 4.200 Kunden (Juni 2009) versechsfacht. In den Vereinigten Staaten und den skandinavischen Ländern ist die Honorarberatung längst gang und gäbe. Dort nähmen, laut Schmidt, immer mehr Menschen das Thema Geldanlage eigenverantwortlich in die Hand und seien froh, einen Berater zu haben, der wirklich auf ihrer Seite stehe. Die unabhängige Honorarberatung erzwinge, dass die Interessen von Kunde und Berater identisch seien. Im herkömmlichen Bankensystem seien sie dagegen häufig entgegengerichtet. Nur ein transparentes Vergütungssystem für die Leistungen der Bank, das Schluss macht mit versteckten Gebühren und Provisionen, lässt die Bankkunden in den vollen Genuss der erwirtschafteten Gewinne kommen, sagt der Vorstandssprecher der quirin bank. Das ist nach Auffassung Schmidts der einzig glaubwürdige Weg, wie sich das durch die Finanzkrise verlorene Vertrauen der Anleger zurückgewinnen ließe.
Die quirin bank bietet Privatanlegern Vermögensberatung für 75 Euro im Monat plus Erfolgsbeteilung an. Ab einem Pauschalpreis von 250 Euro erhalten Anleger eine umfassende Analyse ihrer privaten Finanzen.
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Gründe für Investitionen in den Wohnungsmarkt
Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2009
Aus Investorensicht gibt es einige Gründe, die für Investitionen in den Wohnungsmarkt sprechen, schreibt Dr. Georg Pfleiderer, Autor der jüngsten Ausgabe des „DEGI Research – ImmobilienFOKUS“. Hervorzuheben sind die gestiegene Sensibilität für Risiken (nicht zuletzt auf dem Sekundärmarkt für indirekte Immobilienanlagen) sowie die Aussicht auf Opportunitäten. Positive Impulse durch das Anziehen der Inflation und geringe Neubauaktivitäten sind nicht auszuschließen, sollten aber nicht überbewertet werden.
Die Zielregionen sind aus Sicht des DEGI Research relativ klar identifizierbar: Es sind die Wachstumsgebiete und Innenstädte. „Dabei ist sicherlich eine differenziertere Betrachtung als die hier vorgenommene notwendig und insbesondere ein pauschaler Ausschluss Ostdeutschlands als Investitionsziel einer Vergabe von Chancen gleichzusetzen – wie beispielsweise die positive Bevölkerungsentwicklung in den Wachstumszentren Dresden, Leipzig und Erfurt zeigen.“ Zu beachten sei auch, dass die Bevölkerungsentwicklung nicht die einzige aus Investorensicht relevante nachfrageseitige Variable ist. Beispielsweise führen andere demographische Effekte zu einer Zunahme der Haushalte. Durch die Alterung der Gesellschaft steigt zunehmend die Anzahl an Single-Haushalten, während bei den Familien-Haushalten ein Rückgang zu erwarten ist. Der Schwerpunkt der Nachfrage verlagert sich dadurch von familiengerechten Wohnungen auf altersgerechte, kleinere Einheiten.
„Insgesamt gehen wir davon aus,“ heißt es bei der DEGI Research weiter, „dass bis zum Jahr 2020 die Zahl der Haushalte um 1,1 Mio. auf 40,5 Mio. steigt. Positive und zielgruppenadäquate Ausprägungen objektspezifischer Differenzierungsmerkmale wie Mikrolage, Qualität, Architektur und nicht zuletzt Energieverbrauch bieten Spielraum für interessante Investments in allen Regionen.“ Auf der Angebotsseite wirken Abriss und stark reduzierte Neubauaktivitäten in Richtung eines neuen Gleichgewichts. „Die entscheidende Rolle spielt natürlich immer der Preis.“ Wenn sinkende Mieteinnahmen (und ggf. auch die Abrisskosten) korrekt eingepreist sind, kann jedes Investment ökonomisch sinnvoll sein.
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Mehr Energiefonds von weniger Emittenten
Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2009
Nach Aussage von Steffen Möller, Chef Analyst von Scope Analysis (http://www.scope.de/), wurden in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 9,3 Mrd. EUR in Geschlossene Energiefonds investiert, davon 3,0 Mrd. EUR in Form von Eigenkapital. Der Anteil von Energiefonds am gesamten Fondsvolumen Geschlossener Fonds liegt gegenwärtig bei 2,61 Prozent, in 2008 betrug das emittierte Fondvolumen 561 Mio. EUR.
Zurzeit befinden sich in Deutschland nach Angaben der Ratingagentur rund 30 Geschlossene Energiefonds in Emission; der Großteil sind Solarfonds. Diese Beteiligungsmodelle finden auch aktuell während der Finanz- und Wirtschaftskrise verhältnismäßig schnell eine Finanzierung und werden zügig ausplatziert. Schwerer hatten es bisher dagegen Biogasfonds: Bei Angeboten dieser Nischensparte war noch mit längeren Platzierungszeiträumen zu rechnen. Biogasfonds dürften aber jetzt durch gesetzliche Veränderungen an Attraktivität gewinnen.
Insgesamt fand bei Zielmärkten der Fonds in den vergangenen fünf Jahren ein deutlicher Strukturwandel statt: Inzwischen hat Photovoltaik den früheren Spitzenreiter Windenergie weit überholt. Weniger Anbieter bringen mehr Beteiligungsmodelle: Trotz zunehmender Fondsangebote ist im vergangenen Jahr die Anzahl der Emittenten zurückgegangen. Viele kleine Initiatoren, die Fonds mit geringen Volumina aufgelegt hatten, verschwanden vom Markt. Im Gegenzug konnten die Großen der Branche deutlich Marktanteile gewinnen. Die „Big Player“ der Branche entdecken das Segment immer mehr für sich, schreibt Scope; parallel hierzu hat sich das durchschnittliche Fondsvolumen von Energiefonds (exkl. Agio) in 2008 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.
Auffällig hoch sind die Weichkosten in diesem Fondssegment, ermittelt die Ratingagentur. 21,7 Prozent des von den Anlegern eingezahlten Kapitals verdient kein Geld, sondern fließt in Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Damit liegen Energiefonds fast gleichauf mit den Schiffsfonds, die bei den Weichkosten seit Jahren an der Spitze der Branche sind. Auffällig sind auch die hohen Genehmigungskosten bei Energiefonds.
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