Vier Gründe für RMB-Anleihen
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2022
Der chinesische Anleihemarkt als Ganzes ist riesig – mit rund 20 Billionen US-Dollar ist er mehr als doppelt so groß wie der Gesamtmarkt für Schwellenländeranleihen – und Chinas Wirtschaft ist auch dynamischer als die der übrigen Schwellenländer. Daher werden das Jahr 2022 und die Folgejahre wahrscheinlich von wirtschaftlicher Stabilität geprägt sein, sieht Stephen Li Jen, CEO von Eurizon SLJ Capital, voraus, denn in den Folgejahren wird durch ein besseres Gleichgewicht zwischen Strukturreformen und wirtschaftlichen Anreizen erreicht: „Wir halten ein reales Wachstum von 5,0 Prozent in diesem Jahr für durchaus erreichbar, auch wenn es leicht unter dem von der Regierung gesetzten Ziel von 5,5 Prozent liegen würde. Unserer Meinung nach sollten sich die Anleger nicht zu sehr auf das schwache vierte Quartal 2021 konzentrieren, sondern vielmehr darauf, wie es der Regierung bisher gelungen ist, eine breite Palette von Instrumenten und Ressourcen einzusetzen, um trotz der offensichtlichen Herausforderungen ein relativ starkes und stabiles Wachstum zu erzielen.“
Stephen Li Jen sieht vier Gründe für RMB-Anleihen:
1. Anders als in weiten Teilen der übrigen Welt, verlangsamt sich die chinesische Wirtschaft und die Verbraucherpreisinflation ist niedrig. Infolgedessen erwägt die Peoples Bank of China Maßnahmen zur Stützung der Gesamtnachfrage, während andere große Zentralbanken genau die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Deshalb dürften die Zinssätze in China ruhiger bleiben als in anderen Ländern, die um die Eindämmung der Inflation kämpfen.
2. Westliche Anleihen und Aktien haben ihre negativen Korrelationen verloren, aber RMB-Anleihen haben sich in Stresssituationen weiterhin zuverlässig als sicherer Hafen erwiesen. Während die aktuelle Schockquelle im Westen die Inflation ist, was einen gleichzeitigen Ausverkauf bei Anleihen und Aktien rechtfertigen könnte, haben chinesische Anleihen in diesem Jahr bisher dennoch fast alle traditionellen Vermögenswerte (mit der einzigen Ausnahme von Rohstoffen) deutlich übertroffen. Dieses Muster, wonach der RMB der überlegene sichere Hafen ist, hat sich in den letzten Krisen durchweg bewahrheitet, einschließlich der globalen Finanzkrise von 2008, der europäischen Schuldenkrise von 2011-12, des Taper Tantrum von 2014, des Ausverkaufs von Risikoanlagen im Jahr 2018, des Covid-19 und bis jetzt im Jahr 2022.
3. Der RMB wird durch Chinas robuste Zahlungsbilanz gut gestützt. Die starke weltweite Nachfrage nach chinesischen Waren und die gedämpften Ausgaben für den chinesischen Auslandstourismus haben zu einer untypisch starken Außenbilanz geführt. Solange die Kapitalzuflüsse stabil bleiben, wie dies bisher bei den Anleiheflüssen und den ausländischen Direktinvestitionen der Fall war, dürfte der RMB auch gegenüber dem Dollar gut gestützt bleiben.
4. RMB-Anleihen sind ein großartiger Vermögenswert für ein globales Portfolio. In der Vergangenheit waren RMB-Anleihen nicht nur ein sicherer Hafen in schlechten Zeiten, sondern haben sich auch in guten Zeiten gut entwickelt. Seit 2004 waren RMB-Anleihen mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von etwa 5,7 Prozent in US-Dollar und 6,5 Prozent in Euro in den letzten 18 Jahren der Anleihemarkt mit der besten Performance. Auch die Sharpe Ratio (Fünfjahresdaten) ist im Vergleich zu anderen Anlagen günstig.
Daraus ergibt sich für Stephen Li Jen, CEO von Eurizon SLJ Capital, ein positiver Ausblick für RMB-denominierte chinesische Onshore-Anleihen: „Nicht nur die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Politik Chinas sprechen für RMB-Anleihen und die Währung, sie dürften auch im Vergleich zu den meisten anderen Anlagen, die in diesem Jahr mit starkem Gegenwind konfrontiert sein werden, günstig sein. Die Divergenz der wirtschaftlichen Trends und der Politik zwischen China und einem Großteil der übrigen Welt lässt vermuten, dass RMB-Anleihen ein ausgezeichneter sicherer Hafen für global orientierte Anleger sein könnten.“
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Klingende Sachwert-Investition
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2022
Hochwertige Streichinstrumente können eine interessante, weil wertbeständige Sachanlage sein. „Spitzeninstrumente sind außerordentlich wertstabil“, sagt Christian Reister, der sich auf die Beratung zu hochwertigen Streichinstrumenten spezialisiert hat.
Ein großer Vorteil: Der Wert von Streichinstrumenten entwickelt sich nahezu abgekoppelt von anderen Anlageklassen wie Aktien, Renten, Gold oder Immobilien. Zudem sei der Instrumentenmarkt weitgehend von langfristig orientierten Investoren geprägt. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass man bei Spitzeninstrumenten sogar eine klare Tendenz zur Wertsteigerung erkennen kann. Laut der maßgeblichen „Fuchs-Taxe“ haben hochwertige Streichinstrumente in den vergangenen einhundert Jahren einen durchschnittlichen Wertzuwachs von zwischen 5-8 Prozent p.a. verzeichnet. Besonders exponierte Einzelstücke liegen deutlich darüber.
Investition und Mäzenatentum
Vom Investor zum Mäzen ist es dann nur ein kleiner Schritt. Denn hochbegabte Nachwuchskünstler oder schon etablierte Virtuosen haben großen Bedarf an Spitzeninstrumenten. Viele Eigentümer von Meistergeigen, -bratschen oder -celli stellen deshalb ihr Instrument einem Ausnahmekünstler leihweise zur Verfügung.
Die Kapitalanlage Streichinstrument eignet sich für private Investoren, aber auch für Stiftungen, sofern eines der Stiftungsziele im Bereich Kunst/Kultur oder der Exzellenzförderung liegt und damit die Investition im Einklang mit der Satzung und den Förderzwecken steht. Aus Anlagegesichtspunkten erfüllt ein hochwertiges Instrument die für Stiftungen maßgeblichen Kriterien Rendite und Sicherheit. Die Preise für moderne Instrumente beginnen bei etwa 50.000 Euro, historische Instrumente lohnen sich ab etwa 150.000 Euro als Kapitalanlage.
Exzellenzförderung
Ganz konkret wird die Exzellenzförderung derzeit für das „Parzival-Quartett“. Die vier jungen Musiker, die gemeinsam ein Studium für Kammermusik an der HMT Leipzig absolvieren, haben große Ambitionen und verfügen über Empfehlungsschreiben renommierter Professoren.
Für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben, an Meisterkursen und vor allem für ihre Konzerttätigkeit, sind die Musiker auf die Leihgabe besonders hochwertig klingender Instrumente angewiesen.
Diese ermöglichen den Künstlern die gemeinsame Feinabstimmung des Klanges und sorgen für die Präzision des Klangbildes des Quartetts. Solche für diese Arbeit notwendigen exzellent klingenden und aufeinander abgestimmten Instrumente haben Sie jetzt im Geigenhandel gefunden.
Die Kultur-Plattform Maezena (www.maezena.de) hilft an dieser Stelle und vermittelt Kontakte zwischen Mäzenen und Musikern. Die Musiker stellen sich mit diesem Video-Portrait selbst vor:
https://www.youtube.com/watch?v=hQcRx0ClGYA
Die Musiker des Parzival-Quartetts bewerben sich damit gemeinsam bei einem zukünftigen Mäzen um die langfristige Leihgabe der Instrumente. Daß es sich bei den Instrumenten um eine echte Rarität handelt, da es so gut wie keine Quartette von renommierten Geigenbauern gibt, die „aus einem Guss“ für einen Auftraggeber gebaut wurden, ist nicht nur für einen langfristig orientierten Investor hochattraktiv. Auch als Mäzen, hat er damit ein wirkungsvolles „Instrument“, um mit der Leihgabe an die Musiker eine außergewöhnliche kulturelle Wirkung zu erzielen.
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Wachstumsprognosen für das Jahr 2022 revidiert
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2022
Der Kreditversicherer Coface hat seine Wachstumsprognosen für das Jahr 2022 revidiert und damit auf den Krieg in der Ukraine sowie die umfangreichen Sanktionen der vergangenen Wochen reagiert. Starke Rückgänge im Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnen erwartungsgemäß die beiden Kriegsparteien, eine verbesserte Prognose erhalten vereinzelt rohstoffreiche Länder in Afrika und im Nahen Osten. Für die deutsche Wirtschaft erwartet Coface im Jahr 2022 nunmehr ein Wachstum von 1,8% im Vergleich zum Vorjahr – ein Rückgang von 1,6 Prozentpunkten (Pp.) zur vorherigen Prognose.
Der Krieg muss rational denkende Ökonomen überraschen. Ökonomisch betrachtet zählen sowohl Russland als auch die Ukraine aufgrund der Sanktionsmaßnahmen beziehungsweise der Zerstörung der Produktionsmittel zu den größten Verlierern. In der Ukraine erwartet Coface derzeit einen preisbereinigten Rückgang der Bruttoinlandprodukts von 15% gegenüber dem Vorjahr, in Russland wurde die Prognose um etwa 10 Prozentpunkte auf -7,5% herabrevidiert.
Eine verbesserte Wachstumsprognose erhalten vor allem Länder, die reich an Rohstoffen und zugleich kaum abhängig von Importen aus Russland und der Ukraine sind. Hierzu zählen Länder im Nahen Osten wie Saudi-Arabien oder der Iran, der durch seine großen Ölreserven wieder eine Annäherung mit den USA und zumindest eine Teilaufhebung des Ölembargos erreichen könnte. Gleiches gilt für einzelne Länder im südlicheren Afrika wie Angola und Gabun, deren Ölexporte mehr denn je gefragt sein dürften.
Wachstumsprognosen bleiben in manchen Ländern trotz der russischen Invasion in der Ukraine stabil. Das gilt für weite Teile Lateinamerikas und Afrikas. Eine gleichbleibende BIP-Prognose bedeutet jedoch nicht, dass ein Land nicht vom Krieg in der Ukraine beeinflusst wird. Beispiel Norwegen: Dort profitiert die Ölindustrie, die jetzt deutlich mehr investieren kann und starke Exportzahlen vermeldet. „Aber es gibt eben auch die Verlierer. Das sind die norwegischen Konsumenten, denn der Staat gibt das Öl an seine Einwohner nicht vergünstigt ab. Die Norweger müssen also ähnlich hohe Preise zahlen wie Westeuropäer. Die Gewinne und Verluste für die norwegische Wirtschaft als Ganzes gleichen sich schlussendlich aus“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
In den meisten Ländern Europas wurden die BIP-Prognosen für das Jahr 2022 zwischen 0,5 und 1,5 Prozentpunkte abwärtsrevidiert. Grund hierfür sind weniger die direkten Handelsbeziehungen – vielmehr spielen der Preiseffekt von Rohstoffen sowie Zulieferprobleme eine herausragende Rolle. Obwohl Russland seinen Verpflichtungen bei Gas- und Öllieferungen fast unverändert nachkommt, haben die Finanzmärkte hier einen deutlichen Rückgang antizipiert. Das hat zu einem starken Anstieg der Öl- und Gaspreise in Europa geführt. „Die hohen Energiepreise übersetzten sich in hohe Produktions- oder Transportkosten, die dann fast alle Güter mehr oder weniger stark verteuern.
In der Folge bezahlen Konsumenten mehr für ihre normalen Einkäufe und haben weniger Geld für andere Anschaffungen, wodurch das BIP-Wachstum abgebremst wird“, erklärt Christiane von Berg. Gleiches gelte auch für Unternehmen, denen dann weniger Liquidität für Investitionen zur Verfügung steht. Deutschland ist als Industriestandort mit einer starken Energienachfrage von den genannten Entwicklungen besonders betroffen. Die Coface-Experten rechnen nach aktuellem Stand nur noch mit einem Wachstum von 1,8% (-1,6 Pp.) für dieses Jahr, auch aufgrund des starken Anziehens der Inflationsrate, die mit 6,9% dieses Jahr in Richtung der Werte von 1974 (erster Ölpreisschock) gehen könnte.
In den Niederlanden erwartet Coface ein BIP-Wachstum von 3,6% (vorher 4,4%) und eine Inflation, die innerhalb des Jahres 2022 die 10%-Marke durchbrechen sollte. Die Niederlande sind zwar Netto-Energie-Importeur, könnten aber mittels anderer Bezugsquellen zumindest unabhängig von russischem Gas werden. Dennoch fällt der negative Effekt gestiegener Gaspreise auf die niederländische Wirtschaft ähnlich stark aus wie in den Nachbarländern, da über 70% der Einwohner mit Gas heizen. Steigende Gaspreise betreffen in der Folge also deutlich mehr Menschen als beispielsweise in Deutschland, wo 37% mit Gas heizen.
Im Norden Europas gibt es unterschiedliche Effekte durch den Krieg in der Ukraine: Mit Blick auf das BIP rechnet Coface in Norwegen mit keiner Veränderung, während die Inflationsrate von 3,5% auf 4% aufwärts revidiert wurde. In Finnland sind die Auswirkungen hingegen deutlicher zu spüren. Denn Finnland und Russland haben nicht nur eine gemeinsame Grenze, sondern sind auch durch Handelsabkommen miteinander verbunden. Diese Beziehungen aufgrund der europäischen Sanktionen weiter herunterzufahren, dürfte schwierig und kostspielig zugleich werden. Daher prognostiziert Coface ein BIP-Wachstum von nur noch 2,5% im Jahr 2022 (-0,7 Pp.). In Dänemark und Schweden dagegen sind die direkten Handelsbeziehungen zu Russland oder der Ukraine weniger ausgeprägt und Gas macht nur einen kleineren Anteil am Netto-Energiekonsum in beiden Ländern aus.
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Moody’s übernimmt Class y Asociados S.A. Clasificadora de Riesgo (S.A.)
Von Dr. Oliver Everling | 19.April 2022
Moody’s Corporation verleibt sich eine weitere Ratingagentur ein, diesmal in Südamerika: Class y Asociados S.A. Clasificadora de Riesgo (S.A.), eine führende Ratingagentur für den inländischen Anleihemarkt Perus. Die Übernahme wird die wachsende Präsenz von Moody’s in ganz Lateinamerika ausbauen und Moody’s lokale Plattform erweitern, gleichzeitig die Unterstützung für das Wachstum der Kapitalmärkte in der Region bekräftigen. Moody’s beabsichtigt, Class in Moody’s Local Peru zu integrieren.
„Perus dynamischer inländischer Kapitalmarkt hat für Moody’s Priorität, da wir unsere Präsenz in ganz Lateinamerika weiter ausbauen“, sagte Renzo Barbieri O’Hara, General Manager von Moody’s Local Peru. „Mit Class freuen wir uns über die Möglichkeit, unsere analytischen Fähigkeiten zu vertiefen, um zur weiteren Entwicklung der peruanischen Kapitalmärkte beizutragen.“
Die in Lima ansässige Class y Asociados S.A. Clasificadora de Riesgo (S.A.) deckt peruanische Unternehmen, Kommunen, Banken, Versicherungsgesellschaften und andere Finanzinstitute ab. Das Analystenteam stützt sich auf jahrelange Erfahrung in der Arbeit an den peruanischen Kapitalmärkten, um den Marktteilnehmern Einblicke in das Kreditrisiko zu liefern.
Vor der Fusion wird Class y Asociados S.A. Clasificadora de Riesgo (S.A.) separate Betriebsabläufe, analytisches Personal und Kreditbewertungsverfahren unterhalten. Sobald die Integration abgeschlossen ist, werden das Rating-Portfolio von Class und das Team von Rating-Analysten Teil von Moody’s Local Peru.
Moody’s Local ist eine inländische Ratingplattform, die 2019 ins Leben gerufen wurde, um Ratings und Research für die Kapitalmärkte in ganz Lateinamerika bereitzustellen. Die Plattform kombiniert maßgeschneiderte Methoden mit erfahrenen Teams lokaler Analysten, um Erkenntnisse über Emittenten und Emissionen zu liefern. Neben Peru ist Moody’s Local in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Panama und Uruguay tätig.
Die Übernahme wurde von der peruanischen Aufsichtsbehörde für den Wertpapiermarkt (Supertintendencia del Mercado de Valores – SMV) genehmigt. Die Übernahme wird aus Barmitteln finanziert und wird voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf die Finanzergebnisse von Moody’s im Jahr 2022 haben.
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Rating von Optimum Solar nicht im Optimum
Von Dr. Oliver Everling | 14.April 2022
Die Scope Ratings GmbH (Scope), Berlin, hat heute das Emittentenrating des ungarischen Bauunternehmens Optimum Solar Zrt. auf C von B+ heruntergestuft, während der Ausblick auf Negativ gehalten wird. Scope hat auch das Rating für vorrangige unbesicherte Schuldtitel von B+ auf C herabgestuft.
Das Geschäftsumfeld von Optimum Solar hat sich im Jahr 2021 erheblich verschlechtert, berichtet die Berliner Ratingagentur: Aufgrund der verschärften Kreditbedingungen verzögerten sich mehrere Projekte, da die Kunden keine Finanzierung erhalten konnten.
Mit steigenden Zinsen in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 nahm die Risikobereitschaft bei der Verfolgung von Projekten ab und Optimum Solar wurde wegen alternativer Finanzierungsstrukturen für einige Rahmenverträge angesprochen. Dies führte dazu, dass die meisten Großprojekte von 2021/22 auf 2023/24 verschoben wurden, statt wie es ursprünglich vom Unternehmen geplant war.
Der Ausblick für Optimum Solar ist negativ, da Scope prognostiziert, dass das Unternehmen die anstehende Anleihezinszahlung in Höhe von 210 Mio. HUF im Mai 2022 nicht aus der Mitte April verfügbaren Liquidität decken kann.
Darüber hinaus hängt die Leistung des Unternehmens im Jahr 2022 von der erfolgreichen Durchführung eines großen Projekts ab, das über 80 % der prognostizierten Einnahmen ausmacht. Dieses Projekt muss auch eine Betriebskapitalfinanzierung erhalten, die Optimum Solar derzeit nicht selbst leisten kann oder will, aber die Gesellschaft ist eine Absichtserklärung mit seinem strategischen Partner PV Central eingegangen. Die Finanzierung des Betriebskapitals erfordert auch eine Bankgarantie, die 125 Mio. HUF an Bargeld bindet.
Eine negative Ratingaktion könnte eintreten, wenn das Unternehmen kurzfristig nicht die für den Schuldendienst und potenzielle Restrukturierungsvereinbarungen erforderliche Liquidität sicherstellen kann und die Kreditgeber auf ihre Forderung nach beschleunigter Rückzahlung verzichten. Der Anleiheprospekt sieht eine Rückzahlung des gesamten Anleihenennbetrags innerhalb von 10 Werktagen vor, was für das heute vergebene Rating gilt. „Ein solches Szenario wird daher wahrscheinlich zu einem Ausfall des Unternehmens führen“, warnt Scope.
Eine positive Ratingmaßnahme, die den Ausblick stabilisiert, kann gerechtfertigt sein, wenn genügend Liquidität, z. B. durch eine erhebliche Kapitalspritze, gesichert ist, um anstehende Schuldenzinszahlungen zu decken, bis die Erlöse aus dem Großvertrag später in diesem Jahr eintreten und die Kreditgeber zustimmen, dass das Unternehmen den Nennbetrag der Anleihe nicht zurückzuzahlen hat.
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Politisches Engagement zahlt sich für junge Menschen aus
Von Dr. Oliver Everling | 14.April 2022
Laut einer neuen Analyse von Experian nutzen junge Menschen in Großbritannien, die 2021 wahlberechtigt sind, mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit Social-Media-Plattformen als im Wählerverzeichnis eingetragen. Dabei verzichten sie auf Vorteile, die sie nur durch eine Wahlbeteiligung erlangen können, indem sie sich in das Wählerverzeichnis eintragen lassen.
Es geht im wesentlichen um sechs Möglichkeiten, wie junge Menschen in Großbritannien nachweislich davon profitieren können, ins Wählerverzeichnis aufgenommen zu werden:
Erstens, die Registrierung zur Stimmabgabe verbessert die Kreditwürdigkeit: Der Experian Credit Score spiegelt die Chancen wider, von Kreditgebern Genehmigungen zu erhalten, beispielsweise für einen Kredit, eine Kreditkarte oder sogar einen Mobilfunkvertrag. Wer sich für die Stimmabgabe registriert, erlaubt Experian, seine Wahldaten in einem Bericht aufzuzeichnen. Diese Daten helfen Kreditgebern, Namen und Adresse zu bestätigen, sodass sich die Punktzahl dadurch erhöht und die Kreditaufnahme erleichtert wird.
Zweitens, der Eintrag ins Wählerverzeichnis erspart Zeit bei Kreditanträgen: Wenn die Kreditgeber die Angaben eines Antragstellers nicht anhand des Wählerverzeichnisses bestätigen können, können sie andere Identitätsnachweise und Adressnachweise verlangen. Dies kann die Bewerbung verzögern. Bewerber können durch die Registrierung zur Wahl dauerhaft Zeit sparen.
Drittens ist es nach einer Wahlregistrierung einfacher, auf bestimmte Dienste zuzugreifen. Kreditgeber sind nicht die einzigen Organisationen, die die Wahldaten verwenden, um Kunden zu identifizieren. Die Registrierung für die Wahl kann auch den Zugang zu Versicherungs-, Rechts- und Buchhaltungsdiensten sowie zu einigen öffentlichen Dienstleistungen (z. B. zum Erhalt eines Reisepasses) erleichtern.
Viertens, Mitreden: Der Hauptzweck der Registrierung besteht darin, dass Wähler an den Kommunal- und Parlamentswahlen teilnehmen und so Einfluss auf deren Ausgang nehmen können.
Fünftens, besser geschützt sein: Wenn sich jemand an einer früheren Adresse zur Stimmabgabe angemeldet hat, ist es wichtig, sich am neuen Wohnort erneut anzumelden. Dies kann helfen, Identitätsdiebstahl und Betrug zu vermeiden.
Sechstens, vielleicht wird auch sonst jede Bewerbung einfacher: Einige Arbeitgeber – insbesondere im Finanzsektor – verwenden das Wählerverzeichnis, um die Angaben zu überprüfen, wenn sich Kandidaten um eine Stelle bewerben.
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Verantwortung der deutschen Außen- und Energiepolitik
Von Dr. Oliver Everling | 14.April 2022
Für Analysten standen seit 2013, als die FDP nicht nur aus der Bundesregierung, sondern sogar aus dem Bundestag ausschied, die Fehler in der Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung, aber auch die Fehler der Geldpolitik auf europäischer Ebene mit ihren Konsequenzen für die Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte im Vordergrund. Dabei war aber ebenso klar, dass sich Deutschland auch eine falsche Außen- und Sicherheitspolitik leistete. Schon scheint vergessen zu sein, welche Personen das Außenministerium besetzten.
Nun holt die dunkle Vergangenheit des deutschen Auswärtigen Amtes nach Ausscheiden von Guido Westerwelle im Jahr 2013 den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) ein, denn dieser löste die Politik der Liberalen im Außenministerium ab. Der Begriff des Normandie-Formats, auch Normandie-Quartett, soll offenbar die Namen der Verantwortlichen verschleiern, denn dieser Begriff bezieht sich seit Juni 2014 auf eine semi-offizielle quadrilaterale Kontaktgruppe, vornehmlich auf Regierungs- und Außenministerebene, zwischen Russland, Deutschland, Frankreich und der Ukraine zu Fragen des Ukraine-Konflikts.
Ganz offensichtlich führte diese Politik nicht zum Erfolg. Daher kann es nicht passen, wenn der deutsche Bundespräsident, seinerzeit mitverantwortlich für die im Ergebnis gescheiterten Verhandlungen, sich vor den Ruinen in der Ukraine als Helfer oder für sein Mitgefühl feiern lassen will, statt Verantwortung zu übernehmen.
Zur unabhängigen Beurteilung der Situation ist das Research der DZ BANK hilfreich, die auch die Fehler in der Energiepolitik beleuchtet: „Deutschland ist in weit höherem Maße als die meisten anderen EU-Länder abhängig von den Energielieferungen aus Russland“, stellen die Experten des Spitzeninstituts der deutschen Genossenschaftsbanken fest. „Mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases kam im letzten Jahr über Pipelines aus Russland. Alternativen wie Flüssiggas wurden nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, die entsprechenden Terminals zur Anlandung wurden – anders als in fast allen anderen Ländern mit den entsprechenden Möglichkeiten – in Deutschland erst gar nicht gebaut.“
Daher stellen die Analysten klar: „Dieser strategische Fehler der deutschen Energiepolitik rächt sich nun. Man hat sich beim Gas nicht nur auf einen Lieferanten konzentriert, man hat dem Erdgas auch eine zentrale Rolle in der Energiewende zugedacht.“ Während der Ausstieg aus der Kernenergie für das Ende dieses Jahres vorgesehen wurde und auch die Kohleverstromung so schnell wie möglich beendet werden soll, habe man sich dem Erdgas als „Übergangstechnologie“ auf dem Weg zu den erneuerbaren Energieträgern verschrieben.
Die politischen Fehler zeigen nun vielfältige Wirkung: „Auch in der Gebäudebeheizung spielt das Erdgas eine zentrale Rolle“, schreibt das DZ BANK RESEARCH, „Rund die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland werden mit Gas beheizt, hinzu kommt noch etwa ein Viertel mit Ölheizungen. Eigentümer und Mieter dieser Immobilien leiden nun ganz besonders unter dem Anstieg der Energiepreise. Sollte es in den kommenden Wochen und Monaten noch zu einem totalen Embargo gegen Energielieferungen aus Russland kommen, ist hier zumindest mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen.“
Die Fehler des amtierenden Bundespräsidenten, der sich schon seit seinem Amtsantritt im Auswärtigen Amt und dann natürlich als Bundespräsident immer mehr auf das Repräsentieren konzentrierte, statt nachhaltige Lösungen herbeizuführen, werden nun von den vielen Haushalten zu bezahlen sein.
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Abhängigkeit von Russland bleibt
Von Dr. Oliver Everling | 13.April 2022
Als Pioniere ihrer Branche haben die Fondsmanager bei Triodos Investment Management eine klare, nachhaltige Strategie entwickelt. Im Thema „Nachhaltigkeit“ Tempo zu machen, gehört praktisch zum Gencode dieses Instituts. Die aktuelle Situation setzt aber Grenzen, das Tempo der wirtschaftlichen Transformation weiter zu erhöhen.
Hans Stegeman, Chefanlagestratege bei Triodos Investment Management (IM), muss sich mit den Folgen des Ukraine-Krieges für die makroökonomische Politik und den Handel im Hinblick auf die Rohstoffabhängigkeit befassen. Derzeit werden in der Weltwirtschaft jedes Jahr über 100 Milliarden Tonnen Ressourcen verbraucht, aber nur 8,6 % davon werden recycelt und wiederverwendet.
„Unsere Materialwahl wirkt sich auch direkt auf eine Vielzahl von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken aus,“ schreibt Hans Stegeman, „die mit der Herstellung von Waren verbunden sind – von Arbeitsbedingungen und Handelsströmen bis hin zu Umweltverschmutzung, Klimawandel und Landnutzung. Und obwohl es eine ehrgeizige Agenda gibt, wird es schwierig sein, das Tempo zu erhöhen und weniger abhängig von Russland zu werden. Dies ist jedoch von entscheidender Bedeutung, da viele kritische Materialien auch von Russland geliefert werden.“
Russland kontrolliert bis zu 44 % der weltweiten Palladiumlieferungen, rechnet der Chefanlagestratege vor, Palladium, das ein Schlüsselelement für Schadstoffkontrollvorrichtungen in Autos und in der Luft- und Raumfahrtindustrie ist, während die Ukraine etwa 50 % des weltweiten Angebots an Neon für die Halbleiterherstellung produziert. Die Entwicklung der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie in der EU erfordert eine Vielzahl von Materialien aus Russland, wie Platin (13 %), Titan (23 %) und Vanadium (34 %).
„Der Anteil der Mineralien aus Russland, die in der europäischen 3D-Drucktechnologie verwendet werden, beläuft sich beispielsweise auf etwa 12 %; für die Entwicklung der EU-Robotertechnologie sind es etwa 9 %. Russland ist auch der weltweit drittgrößte Lieferant von Nickel, das für Batterien von Elektrofahrzeugen, aber auch“, schreibt Hans Stegeman, „für die Herstellung von rostfreiem Stahl, einem Grundstoff für zahlreiche Industriezweige, verwendet wird. Langfristige Verträge und mitunter eine fortschrittliche Produktionsbasis führender russischer Lieferanten verschärfen den Versorgungsengpass weiter.“
Unterbrechungen im Fluss dieser Rohstoffe bedrohen nicht nur Verbraucher und Industrie durch Preisexplosionen, warnt der Chefanlagestratege: „Schwerwiegende Versorgungsengpässe in den kommenden Monaten stellen auch eine strategische Bedrohung für die wirtschaftliche Sicherheit der EU dar: die Fähigkeit der EU, ihre transformativen grünen und digitalen Ambitionen zu verwirklichen. China – das viel mehr Engpässe bei der Rohstoffversorgung kontrolliert – könnte sogar jede Störung nutzen, um seine Vormachtstellung bei der Versorgung zu festigen, was die Abhängigkeit und Anfälligkeit der EU weiter verstärken würde.“
Während die Energieabhängigkeit gelöst werden könnte, sei dies bei der Rohstoffabhängigkeit weitaus schwieriger. Abgesehen von der Tatsache, dass die Zahl der alternativen Lieferanten begrenzt sei, werde die Energiewende die Nachfrage nach seltenen Metallen und Mineralien erhöhen. Recycling wäre hier eine Lösung, aber die Recyclingraten der meisten dieser Metalle und Mineralien liegen derzeit nicht über 60 %, berichtet Hans Stegeman.
„Bei Mineralien wie Lithium liegt die derzeitige Recyclingquote sogar nur bei 10 %. Andere Kreislaufstrategien – von der Reparatur bis zur Aufarbeitung und Wiederverwendung – sind hier weniger oder gar nicht anwendbar“, heißt es aus dem Hause Triodos. „Die derzeit hohen Preise können daher ein Segen sein, da sie Alternativen rentabler machen und die zusätzliche Erforschung von Ersatzstoffen für diese Ressourcen bis zu einem gewissen Grad sowohl bei der Ressourceneffizienz als auch bei der Suche nach Ersatzstoffen helfen könnte. Dennoch wird die Umstellung der europäischen Wirtschaft von einem linearen auf ein (mehr) zirkuläres System ein riesiges Projekt sein.“
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Ratingagentur nimmt die Kryptowährungen aufs Korn
Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2022
Die neue Kreditenzyklopädie von Fitch wirft einen umfassenden Blick auf den globalen Markt für dezentrale Finanzen (DeFi). Mit dem Titel „Credit Encyclopedia Series: Decentralized Finance Primer“ veröffentlicht Fitch Ratings erstmals eine ausführliche Beschreibung und Stellungnahme zum Thema DeFi.
Obwohl es keinen Konsens über eine Definition von DeFi gibt, wird es im Allgemeinen als ein globales Ökosystem von Webanwendungen und elektronischen Geldbörsen charakterisiert, die Computerprogramme oder Smart Contracts nutzen, die auf öffentlichen Blockchains gespeichert sind, ohne dass ein zentralisierter vertrauenswürdiger Vermittler wie eine Bank oder ein anderes erforderlich ist. DeFi hebt sich daher auch vom traditioneller Austausch von Devisen und Sorten ab, also auch von Bargeld, das sich außerhalb des ausstellenden Staates, in welchem es als gesetzliches Zahlungsmittel gilt, in Umlauf befindet.
„Unser Leitfaden deckt alles ab, von den Merkmalen des DeFi-Ökosystems, den Rating-Überlegungen, den wichtigsten Risikofaktoren und regulatorischen Überlegungen in diesem Bereich bis hin zur Rolle der Rating-Agenturen“, verspricht die internationale Ratingagentur.
„Wir hoffen, dass dieser neueste Eintrag in unserer Credit Encyclopedia-Reihe als nützliches Lehrmittel und Ressource für Forscher und Finanzdienstleistungsexperten gleichermaßen dienen wird“, schreibt Fitch Ratings.
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Wandelanleihen als Konsequenz des Dilemmas der Zentralbanken
Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2022
Wie schlägt sich die angespannte geopolitische Lage auf die Kapitalmärkte nieder? Werner Krämer, Senior Economic Analyst und Geschäftsführer von Lazard Asset Management in Deutschland, sowie seine Kollegin Desiree Sauer raten zu einer langfristigen Positionierung in einem ungewissen Umfeld.
„Normalerweise erholen sich die globalen Märkte von Kriegen und Katastrophen, und so wird es wahrscheinlich auch diesmal sein“, urteilt Makroökonom Werner Krämer. Doch es gibt ein Aber: „Das Timing der Erholung lässt sich schwer voraussagen.“ Er erwartet weltweite ökonomische Folgen des Ukraine-Kriegs, die jedoch regional sehr unterschiedlich ausfallen. „Wir sehen das bereits in den Ratings: Fitch hat die Prognose für das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2022 um 0,7 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt, für die Eurozone um 1,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent und für die USA um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Darin spiegelt sich die Belastung durch höhere Energiepreise und geldpolitische Verschärfungen wider.“
Für Russland sieht Desiree Sauer, Investmentstrategin bei Lazard Asset Management, unabhängig vom Kriegsausgang eine düstere Zukunft voraus: „Russland wird durch die Sanktionen in eine weitgehende wirtschaftliche Isolation gedrängt, außerdem hat das Land das Vertrauen der Investoren verspielt.“ Zudem sei abzusehen, dass die westlichen Länder die Abhängigkeit von russischem Öl sukzessive verringern. Dies werde ein weiterer Schlag für die russische Wirtschaft sein. In der Ukraine selbst seien die Folgen der Verwüstung und Abwanderung noch nicht abzusehen.
Andere Emerging Markets-Länder seien ebenfalls betroffen. Desiree Sauer präzisiert: „Die gestiegenen Kraftstoffpreise sind insbesondere für ölimportierende Länder wie China, Indien und die Türkei problematisch. Hinzu kommen gestiegene Nahrungsmittel- und Düngerpreise, die insbesondere die ärmsten Länder – allen voran in Nordafrika – hart treffen.“ Viele Länder würden nicht über die nötigen Wasser-, Boden- und Witterungsbedingungen verfügen, um selbst alle Nahrungsmittel anzubauen. Sie seien auf Nahrungsmittelimporte angewiesen und erlitten Kollateralschäden aus dem sinkenden Angebot und den steigenden Preisen.
Auch in Europa befeuern die Energiepreiserhöhungen die Inflation, insbesondere in Deutschland und den osteuropäischen Ländern. „Hier hat man in den letzten Jahren zu wenig getan, um die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu reduzieren“, lautet das Urteil der Expertin. Für die Zentralbanken bedeute das eine große Herausforderung, denn Sie müssten die hohe Inflation jetzt in den Griff bekommen. „Aber sie wandeln auf einem schmalen Grat, denn steigende Preise in Kombination mit einer straffen Geldpolitik könnten die Nachfrage und damit das Wachstum bremsen“, so Sauer. Dabei sei das Risiko einer Stagflation oder gar einer Rezession in der Eurozone ausgeprägter als in den USA. „Die Fehlertoleranz ist also gering“, betont die Expertin. Daher sei unklar, ob die Europäische Zentralbank wie die US-amerikanische Federal Reserve in diesem Jahr mit dem Zinserhöhungszyklus beginnen wird.
Für die Vermögensanlage bietet dieses Umfeld wenige Optionen. „Anleger sollten auf mögliche Rückschläge vorbereitet sein“, warnt Werner Krämer. „Steigende Inflationsraten sind eine Herausforderung für alle festverzinslichen Anlagen, insbesondere in Europa.“ Europäische Staatsanleihen böten keinerlei Schutz vor Inflation und wiesen aktuell negative Realrenditen auf. Zudem würden die Aufkäufe der Zentralbanken auslaufen, worunter diese Assetklasse zusätzlich leide.
„Auch in den riskanteren Anleihensegmenten werden die kommenden Jahre nicht einfach“, prognostiziert Krämer. Das habe Konsequenzen: „Da Anleihen so unattraktiv sind, wenden sich Anleger tendenziell eher Aktien zu. Das ist verständlich, aber aufgrund des hohen Rückschlagrisikos nicht ungefährlich. Daher sollte der Fokus bei der Aktienauswahl auf Qualität und einer strengen Kontrolle der Risikoexposition liegen“, sagt Krämer.
Einen Kompromiss bieten seiner Meinung nach Wandelanleihen: „Sie partizipieren bei einer Aktienrallye, verhalten sich in Bärenmärkten aber eher wie Unternehmensanleihen. Damit weisen sie im Vergleich zu Aktien ein attraktives Auffangnetz auf.“ Weitere Alternativen sind aus Sicht des Experten marktneutrale Lösungen wie zum Beispiel Convertible Arbitrage, bei der gleichzeitig Wandelanleihen gekauft und Aktien leerverkauft werden. Solche Ansätze hätten sich schon in der Finanzkrise bewährt. Der Ökonom bestätigt: „Convertible Arbitrage und andere marktneutrale Konzepte können sich in einem volatilen Umfeld sehr gut behaupten.“
Für die Anlagespezialisten steht fest: Langfristigkeit und Diversifikation sind die beiden Schlüssel zum Erfolg. „Anleger sollten auf die strategische Asset Allocation achten“, empfiehlt Werner Krämer. „Ein wohldiversifiziertes Portfolio beinhaltet immer unterschiedliche Assetklassen und mehrere Regionen. Auf eine solche Streuung zu verzichten, bedeutet gerade in unsicheren Zeiten ein unnötiges Risiko.“
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