Die Zukunft der Kapitalmarktunion: Neobroker zeigen, wie es geht

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Erik Podzuweit, Founder und Co-CEO von Scalable Capital, nutzte sein Interview auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025, um die Notwendigkeit einer stärkeren Verzahnung von Altersvorsorge und Kapitalmarkt in Deutschland zu unterstreichen. Für ihn sei es entscheidend, dass die Rentensysteme stärker für den Kapitalmarkt geöffnet werden: „Wenn Ihr das nicht macht, könnt Ihr es euch sparen“, betonte Podzuweit.

Der Gründer kritisierte, dass alle drei Säulen der deutschen Altersvorsorge bislang praktisch keine Berührungspunkte zum Kapitalmarkt hätten. Liquidität, die in IPOs, Start-ups oder andere Wachstumsunternehmen fließen könnte, werde nicht genutzt. Stattdessen dominierten regulatorische Kleinigkeiten, Formulare und bürokratische Hürden. Dies führe dazu, dass Kapitalrenditen, die in Deutschland investiert werden könnten, langfristig in andere Märkte wie die USA flössen. „Wirft man in ein kapitalistisches System einen Euro, kommen nach sieben bis zehn Jahren zwei Euros heraus. Das nutzt man in Deutschland nicht. Der Return geht nach Amerika“, warnte Podzuweit.

Er unterstrich die Notwendigkeit, Risiko und Rendite angemessen zu bewerten. Das Scheitern von Unternehmen dürfe nicht überproportional teuer sein – wie das Beispiel Meta (Facebook) zeige: Nach einem misslungenen Metaverse-Projekt investiere das Unternehmen nun massiv in Künstliche Intelligenz, entlasse dafür tausende Mitarbeiter und lenke Kapital gezielt um. In Deutschland hingegen führe vermeintlicher Schutz langfristig zu einem Verlust an Innovationskraft und Souveränität.

Für Podzuweit ist klar: „Unsere Demografieprobleme lösen wir nur, wenn die Rentensysteme dem Kapitalmarkt geöffnet werden.“ Neobroker wie Scalable Capital könnten hier bereits heute eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie einfache, digitale Zugänge zu Kapitalmarktprodukten schaffen und so eine breitere Beteiligung am Wachstum ermöglichen. Damit positionieren sie sich als Innovationsmotor, während die politische Diskussion häufig nur bei Kleinigkeiten stehenbleibt. „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“, zitiert Erik Podzuweit abschließend den Satz von Erich Kästner.

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USA – China – Europa: Chancen im Spannungsfeld von Daten, AI Act und Souveränität

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 diskutierten Tanja Müller-Ziegler, Vorständin beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Dr. Sven Deglow, CEO der Deutschen Kreditbank (DKB), und Thomas Groß, CEO der Helaba, über die strategischen Herausforderungen für Europa im globalen Wettbewerb um Daten, Künstliche Intelligenz und digitale Souveränität.

Tanja Müller-Ziegler betonte die Bedeutung einer klaren Interessenvertretung für die Kunden im Umgang mit Daten. Sowohl Stammdaten als auch Transaktionsdaten seien Teil einer kritischen Infrastruktur, deren Nutzung nicht allein den großen Technologieanbietern überlassen werden dürfe. „Die Beziehung zu den Anbietern muss gestaltet werden“, forderte sie.

Dr. Sven Deglow hob hervor, dass auch große Cloud-Anbieter ein Interesse daran hätten, in Europa sichere und vertrauenswürdige Lösungen anzubieten. Gleichzeitig warnte er davor, die USA als Partner völlig in Frage zu stellen. „Man muss schon noch ein bisschen Vertrauen in die USA haben“, so Deglow. Zugleich sei klar, dass die Konkurrenzfähigkeit Europas im Bereich Künstliche Intelligenz nur durch Milliardeninvestitionen gesichert werden könne.

Thomas Groß stellte die Debatte in einen längerfristigen Kontext. Aus seiner Sicht könne es in einem Jahrzehnt realistisch sein, eine europäische Alternative zu den dominierenden US-amerikanischen und chinesischen Anbietern aufzubauen. Die jüngste Neupositionierung mehrerer führender CEOs in den USA zeige jedoch, wie entschlossen dort die digitale Zukunft gestaltet werde. „Europa muss sich fragen, wie es in diesem Umfeld eigene Alternativen aufbaut“, erklärte Groß.

Das Panel verdeutlichte, dass Europa zwischen Abhängigkeit und Eigenständigkeit einen Weg finden muss. Während Kooperation mit internationalen Partnern unverzichtbar bleibt, wird die Forderung nach digitalen Infrastrukturen „made in Europe“ lauter. Nur so kann der Kontinent im Spannungsfeld zwischen den USA und China langfristig Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit sichern.

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Andrea Orcel über Chancen, Transformation und die Rolle von UniCredit

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Andrea Orcel, Group CEO von UniCredit, nutzte sein Gespräch auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025, um die Position Europas im internationalen Vergleich klar zu umreißen. Anhand von Kennzahlen wie dem Einkommen pro Kopf, dem Bruttoinlandsprodukt und der Größe der Banken zeichnete er das Bild eines Kontinents, der in vielerlei Hinsicht hinter den USA zurückliegt. „Europa hinkt den USA immer weiter hinterher“, so Orcel. Doch in dieser wachsenden Differenz sieht er nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance: Europa habe die richtigen Voraussetzungen, um aufzuholen – wenn es gelingt, die notwendige Transformation zu finanzieren.

Dabei komme den Banken eine Schlüsselrolle zu. Sie müssten leistungsfähig sein und die Energie bereitstellen, die Europa für Investitionen und Wachstum braucht. Solange Übernahmen innerhalb Europas stattfinden, seien dies nach Orcels Ansicht keine außergewöhnlichen Vorgänge, sondern notwendige Konsolidierungen, um Stärke im internationalen Wettbewerb zu entwickeln. Für UniCredit selbst erwartet Orcel in den kommenden Jahren eine Ertragssteigerung von rund 30 Prozent – auch ohne eine vollendete Bankenunion.

Mit Blick auf Deutschland unterstrich Orcel, dass UniCredit hier klar als Investor auftritt. Während das Institut in anderen Ländern wie Italien oder Portugal aus Erfahrungen gelernt habe, sei die politische Meinungsbildung in Deutschland noch nicht abgeschlossen. Auf die mögliche Übernahme der Commerzbank angesprochen, verwies Orcel auf die Aktionäre: „Wir werden rund 30 Prozent bis zum Jahresende haben.“ Eine abschließende Entscheidung liege jedoch nicht bei der Politik. Seit dem Erwerb von fünf Prozent von der Bundesregierung habe es keine weiteren Gespräche mit Berlin gegeben. Briefe seien zwar beantwortet worden, doch habe die Regierung stets auf das Management der Commerzbank verwiesen.

Orcel betonte, dass UniCredit seinen Aktionären, Mitarbeitern, Kunden und Partnern verpflichtet sei – nicht den Regierungen. Dennoch könnten politische Rahmenbedingungen nicht ausgeblendet werden. Die möglichen Synergien einer Konsolidierung mit der Commerzbank seien aus seiner Sicht deutlich: Im Mittelstand hätte eine kombinierte Bank noch immer einen niedrigeren Marktanteil als in anderen europäischen Ländern. Zudem habe UniCredit bereits 363 Integrationen erfolgreich umgesetzt, Technologie sei daher kein Hindernis. „Wir sind sehr neutral mit Blick auf den Hauptsitz der Bank“, so Orcel.

Sein Argument für die Konsolidierung war klar: „Wenn die Commerzbank alleine bleibt, werde sie mehr Jobs streichen müssen, als wenn sie mit uns konsolidiert.“ Die unvermeidlichen Effizienzsteigerungen sprächen dafür. In den Einheiten der Commerzbank werde zudem begrüßt, Bürokratie abgeben zu können – ein Vorteil, den eine Zusammenführung mit UniCredit mit sich bringen würde.

Damit machte Orcel deutlich, dass es für ihn nicht allein um Größe, sondern um Effizienz, Schlagkraft und Marktanteile geht. Für die Zukunft Europas sieht er in der Stärkung der Banken nicht nur eine ökonomische Notwendigkeit, sondern eine strategische Aufgabe.

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Turnaround-Story: Resilienz als Produkt – Wie Solaris sein Geschäftsmodell zukunftsfähig macht

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Carsten Höltkemeyer, CEO der Solarisbank, präsentierte auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 die bemerkenswerte Transformation seines Hauses. Unter seiner Führung hat Solaris in den vergangenen Monaten große strukturelle und regulatorische Herausforderungen bewältigt und damit den Grundstein gelegt, das Geschäftsmodell neu auszurichten.

Höltkemeyer betonte, dass die Bank eine intensive Phase der Selbstbeschäftigung hinter sich habe. Zahlreiche Kritikpunkte der Aufsicht seien inzwischen abgearbeitet, auch der Erlaubnisvorbehalt der BaFin sei im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit erfolgreich adressiert worden. „Die großen Themen sind weg, aber sie haben uns Kraft und Geld gekostet“, so Höltkemeyer.

Die Spuren des Umbaus seien zwar noch sichtbar, doch Solaris könne nun wieder aktiv nach vorne blicken. Erste Gespräche mit potenziellen neuen Partnern würden bereits geführt, Ergebnisse erwarte man noch im Laufe dieses Jahres. Besonders im Fokus stehe dabei der Schritt in das B2C-Geschäft – eine Erweiterung, die das bisherige Plattform- und BaaS-Modell der Solaris ergänzt.

Auch die internationale Expansion bleibe ein Thema, wenn auch in korrigierter Form. Nach der Konsolidierung gehe es nun darum, das Unternehmen robust, flexibel und wachstumsorientiert aufzustellen. Höltkemeyer formulierte dies als Kern der Strategie: Resilienz nicht nur als Fähigkeit nach innen, sondern auch als Produkt, das für Partner und Kunden Vertrauen schafft.

Mit diesem Kurs zeigt Solaris, wie ein FinTech aus einer Phase intensiver Regulierung und Restrukturierung gestärkt hervorgehen kann – und wie sich eine Turnaround-Story in ein Zukunftsmodell verwandeln lässt.

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J.P. Morgan setzt auf Berlin als strategischen Standort

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 erläuterte Daniel Llano Manibardo, Head of Germany International Consumer Banking bei JPMorgan Chase und Vorstandsmitglied der J.P. Morgan SE, warum der US-Bankenriese sich bewusst für Berlin als Standort entschieden hat.

Berlin biete, so Llano Manibardo, ein einzigartiges Umfeld für internationale Finanzdienstleister. Zum einen sei die deutsche Hauptstadt durch ihre internationale Ausstrahlung und ihre kulturelle Vielfalt ein Magnet für Talente aus aller Welt. Gerade für ein Unternehmen wie J.P. Morgan, das stark auf innovative Technologien und digitale Banklösungen setzt, sei der Zugang zu hochqualifizierten, internationalen Fachkräften ein entscheidender Faktor.

Darüber hinaus verfüge Berlin über ein lebendiges Ökosystem aus Start-ups, FinTechs und Tech-Unternehmen. Diese Dynamik ermögliche den Austausch mit jungen Unternehmen und fördere Kooperationen, die für die Weiterentwicklung digitaler Banklösungen von großer Bedeutung seien. „In Berlin findet man die richtige Mischung aus Kreativität, Technologie und Unternehmergeist“, betonte Llano Manibardo.

Nicht zuletzt ist von der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands innerhalb Europas zu sprechen. Wer in Deutschland präsent sei, habe unmittelbaren Zugang zu einem der größten und stabilsten Märkte der EU. Mit Berlin als Basis könne J.P. Morgan sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft seine europäische Expansion vorantreiben und zugleich ein klares Signal an Investoren und Kunden senden: Man wolle langfristig in Europa wachsen und gestalten.

Der Schritt nach Berlin ist daher mehr als nur eine Standortentscheidung – er steht für das Bekenntnis, Deutschland und Europa als Kernmärkte des internationalen Geschäfts stärker in den Fokus zu rücken.

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Zwischen Fachkräftemangel, Home Office und Generation Z – Zukunftsstrategien für den Finanzsektor

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 stand im Rahmen eines Thesen-Talks die Frage im Mittelpunkt, wie Banken und Finanzdienstleister eine zukunftsfähige Strategie entwickeln können. Der Druck ist hoch: Der Fachkräftemangel verschärft sich, Home-Office und hybride Arbeitsmodelle sind nicht mehr wegzudenken, und die Generation Z bringt neue Erwartungen an Arbeitgeber mit. Drei Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen beleuchteten die Herausforderungen und Chancen.

Eva Glanzer, Chief People Officer bei Taxfix, steuert die Personal- und Führungsstrategie des schnell wachsenden FinTechs. Sie betonte, wie wichtig es sei, Talente nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu binden – mit modernen Arbeitswelten, klarer Arbeitgebermarke und agiler Kultur. Ihre Erfahrung aus hochdynamischen Digitalunternehmen macht sie zu einer wichtigen Stimme, wenn es um den Wandel von Führung und Arbeitsorganisation geht.

Carsten Graf, CEO der PSD Bank Braunschweig, zeigte, dass auch regionale Institute neue Wege gehen können, die eine Flut von Bewerbungen einbrachten. Mit der Einführung der Vier-Tage-Woche setzte die Bank ein starkes Zeichen für moderne Arbeitsbedingungen. Der Erfolg spricht für sich: vakante Stellen konnten schneller besetzt werden, während zugleich die Mitarbeiterbindung gestärkt wurde. Dabei verfolgt die Bank bewusst einen anderen Ansatz als viele Digitalunternehmen: Während die PSD Bank Braunschweig am Freitag geschlossen bleibt, weil an diesem Tag erfahrungsgemäß kaum Kunden eine umfassende und komplexe Beratung suchen, legt man den Fokus auf gebündelte Beratungsqualität an den anderen vier Tagen.

Fabian Platzen, General Manager Deutschland beim FinTech iwoca, brachte die Perspektive der Unternehmensfinanzierung ein. Iwoca ist spezialisiert auf digitale Kreditlösungen für KMU und Selbstständige sowie auf Embedded-Finance-Modelle für Plattformen. Platzen, der über zwei Jahrzehnte Erfahrung in Banken und FinTechs mitbringt, betonte dagegen die Bedeutung ständiger Erreichbarkeit. Für ihn ist es selbstverständlich, dass iwoca auch freitags Kundenanfragen bedienen kann, um jederzeit die Flexibilität zu bieten, die gerade kleinere Unternehmen dringend benötigen. Dieser Unterschied verdeutlicht die Spannbreite zwischen regional verwurzelten Banken mit einem klaren Fokus auf persönliche Beratung und digital agierenden FinTechs, die mit durchgehender Verfügbarkeit punkten.

Die Diskussion zeigte, dass der Weg zu einer zukunftsfähigen Strategie weder über reine Kostensenkung noch über technologische Innovation allein führt. Entscheidend ist vielmehr ein Zusammenspiel von moderner Führung, flexiblen Strukturen, gelebter Unternehmenskultur und digitalen Lösungen. Der Finanzsektor steht damit vor der Aufgabe, Arbeitsmodelle neu zu denken, die Erwartungen junger Generationen zu erfüllen und zugleich das Geschäft auf stabile, digitale Beine zu stellen.

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Handelsblatt Award „Women in Banking und Fintech“ geht an Nehir Safak-Turhan

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025

In Frankfurt am Main wurde der renommierte Handelsblatt Award in der Kategorie „Women in Banking und Fintech“ verliehen. Die Auszeichnung findet traditionell im Rahmen des Handelsblatt Banken-Gipfels 2025 statt und ehrt jährlich Vordenkerinnen aus der Finanzwelt. In diesem Jahr konnte sich Nehir Safak-Turhan von adesso gegen zahlreiche Bewerberinnen durchsetzen und die hochkarätige Jury überzeugen.

Nehir Safak-Turhan wurde für ihre beeindruckende Vita und ihr starkes Engagement ausgezeichnet. Als aktives Mitglied von UN Women setzt sie sich unermüdlich für Chancengleichheit ein und ist eine leidenschaftliche Verfechterin von Female Finance und Finanzbildung. Mit ihren zahlreichen Fachbeiträgen und der Förderung von Netzwerken ermutigt sie Frauen, sich aktiv mit Technologiethemen zu beschäftigen und ihre Karriere in der Finanzbranche voranzutreiben.

Zu den Finalistinnen gehörten außerdem zwei weitere herausragende Persönlichkeiten: Agnes Brelik, die als erste Frau seit 300 Jahren in der Geschäftsleitung der Bethmann Bank steht und mit ihrer Initiative Female Banking wichtige Impulse setzt, sowie Sophie Thurner, Co-Founderin von beatvest. Sophie Thurner gilt als echtes Vorbild für Frauen in der Finanzbranche und engagiert sich neben der finanziellen Gleichstellung auch stark für weibliche Gründerinnen.

Der Handelsblatt Award „Women in Banking und Fintech“ zeichnet jährlich Frauen aus, die mit ihren Visionen und ihrem Einsatz die Branche prägen. Eine namhafte Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus Banken, Fintech, Medien und Wissenschaft, wählt die Gewinnerinnen aus und würdigt so deren bedeutenden Beitrag.

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Kapitalmarktunion, nationale Interessen und das Lieferkettengesetz: Jörg Kukies über Detailfragen der Regulierung

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 erinnerte Jörg Kukies, Bundesfinanzminister a.D., an die Unterschiede zwischen Kapitalmarktunion und Währungsunion. Während es politisch relativ einfach sei, sich auf die großen Linien einer Kapitalmarktunion zu einigen, stellten die vielen Detailregelungen die eigentliche Hürde dar. „Es ist ganz einfach, den ersten Paragrafen zu bestimmen, aber erheblich schwieriger, jedes einzelne Detail zu verabreden“, so Kukies. Gerade das Thema Verbriefungen sei ein Musterbeispiel dafür, dass der Teufel im Detail stecke.

Mit Blick auf die Frage der Kapitalkosten äußerte er Skepsis, ob die geplanten Strukturveränderungen tatsächlich spürbare Effekte haben würden. Ob man auf die Ratings von Fitch, Moody’s oder S\&P schaue – der Beweis, dass regulatorische Anpassungen die Kosten der Kapitalbeschaffung grundlegend verändern, stehe noch aus.

Kukies ging zudem auf aktuelle politische Entscheidungen ein. Er verwies auf den Kabinettsbeschluss vom Mittwoch, sämtliche Berichtspflichten nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auszusetzen. „Das zeigt ja, es tut sich was. Die Rückmeldungen der Wirtschaft werden adressiert“, erklärte er. Damit müssen Unternehmen künftig nicht mehr dokumentieren, dass sie entlang ihrer internationalen Lieferketten die Einhaltung von Menschenrechten sicherstellen. Das nationale Gesetz bleibt zwar formal in Kraft, soll aber 2027 durch die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) abgelöst werden. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD ursprünglich eine vollständige Abschaffung des Gesetzes in Aussicht gestellt.

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Neue Geschäftsfelder und Akquisitionen: Die TARGOBANK auf dem Weg zur Universalbank

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025

Im Gespräch auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 skizzierte Isabelle Chevelard, CEO der TARGOBANK, die strategische Ausrichtung ihres Hauses. Deutschland biete zahlreiche Chancen für profitables Wachstum, betonte sie. Die Bank investiere stark, insbesondere in IT, um die Rolle einer Universalbank konsequent auszubauen. Dabei spiele auch die Versicherungsgesellschaft als wesentlicher Bestandteil des künftigen Geschäftsmodells eine zentrale Rolle.

Chevelard sieht in Bankenfusionen ein geeignetes Instrument, um Europa im internationalen Wettbewerb zu stärken. „Wir wollen Teil der Konsolidierung sein“, erklärte sie und schloss weitere Übernahmen nicht aus – konkrete Namen nannte sie jedoch nicht. Für die TARGOBANK sei Deutschland neben Frankreich ein zweiter Heimatmarkt, und die Strategie sei klar langfristig ausgerichtet: „Wir denken langfristig. Wir haben Zeit. Schritt für Schritt.“

Die kürzlich bekanntgegebene Partnerschaft mit der Oldenburgischen Landesbank (OLB) bezeichnete Chevelard als „Perfect Match“. Es gebe keine Überschneidungen, vielmehr würden sich die Kompetenzen beider Institute ergänzen. Auch mit Blick auf den Wettbewerb durch Neobroker stellte sie klar, dass die TARGOBANK keine Konfrontation anstrebe: „Wir werden Trade Republic nicht aus dem Markt werfen. Neobroker sind ein zusätzliches Angebot, wir haben keine großen, ambitionierten Ziele damit.“

Mit ihrer Strategie unterstreicht die TARGOBANK den Anspruch, sich zu einer umfassenden Universalbank zu entwickeln und gleichzeitig die Chancen der Konsolidierung in Europa aktiv zu nutzen.

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Cornelius Riese: Kryptowährungen mit Augenmaß – und ein klares Bekenntnis zu Wero

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 nahm Dr. Cornelius Riese, CEO der DZ Bank, unter anderem auch Stellung zu zwei Themen, die die Zukunft des Finanzsektors maßgeblich prägen: Kryptowährungen und digitale Bezahlsysteme. Gefragt nach den Skeptikern von Kryptowährungen betonte er, dass es sich zweifellos um ein riskantes Finanzinstrument handle, das jedoch auf eine deutliche Nachfrage stoße. Deshalb sei es für Banken eine Selbstverständlichkeit, entsprechende Angebote vorzuhalten – allerdings ausschließlich für Selbstentscheider, die bereit seien, die Risiken zu tragen, und nur für Kunden, die ihre Kompetenz im Umgang mit derartigen Produkten nachweisen könnten.

Besonders leidenschaftlich sprach Riese über das europäische Bezahlsystem Wero. Er bezeichnete sich selbst als „leidenschaftlichen Verfechter“ dieser Initiative. Während das frühere Projekt PayDirect nicht den erhofften Erfolg gebracht habe, sei Wero aus seiner Sicht ein vielversprechender Ansatz, der mit hoher Geschwindigkeit entwickelt werde. Der Fokus liege dabei konsequent auf digitalen Lösungen und nicht mehr auf physischen Karten. Wichtig sei vor allem die Interoperabilität: vorhandene Infrastrukturen müssten integriert, bestehende Lösungen nahtlos migriert werden. Damit, so Riese, könne Europa im Zahlungsverkehr technologisch und strategisch unabhängiger werden und seinen Kunden gleichzeitig eine moderne, verlässliche Alternative zu internationalen Systemen bieten.

Wero, das von der European Payments Initiative (EPI) getragen wird, soll ein einheitliches, europäisches Bezahlsystem schaffen, das verschiedene Funktionen bündelt: Neben klassischen Zahlungen im Handel – sowohl online als auch im stationären Geschäft – ermöglicht es auch Peer-to-Peer-Überweisungen in Echtzeit sowie perspektivisch die Integration weiterer Dienste wie digitales Identitätsmanagement und Treueprogramme. Damit soll Wero nicht nur die Abhängigkeit von globalen Anbietern wie Visa, Mastercard oder PayPal verringern, sondern auch ein vertrauenswürdiges, datenschutzkonformes System bieten, das in der gesamten Eurozone genutzt werden kann.

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