Baidu und Geely sorgen für intelligentes Fahren
Von Dr. Oliver Everling | 11.Januar 2021
Das „chinesische Google“ Baidu, Inc. (NASDAQ: BIDU), ein führendes Internetplattform- und KI-Unternehmen, gründet ein Unternehmen zur Herstellung intelligenter Elektrofahrzeuge (EV). Als führendes Suchmaschinen-, wissens- und informationszentrierte Internetplattform folgt das Unternehmen seiner Mission, die komplizierte Welt durch Technologie zu vereinfachen.
Mit der Gründung des neuen Unternehmens geht Baidu eine strategische Partnerschaft mit dem multinationalen Autohersteller Zhejiang Geely Holding Group („Geely“) ein. Baidu wird intelligente Fahrfähigkeiten bereitstellen, um die Steuerung von Personenkraftwagen für das neue Unternehmen bereitzustellen, und Geely, das in den vergangenen Jahren unter den Marken Volvo und Geely als meistverkaufte chinesische Automarke ausgezeichnet wurde, wird sein Know-how in der Automobilkonstruktion und -herstellung einbringen.
„Bei Baidu haben wir lange an die Zukunft des intelligenten Fahrens geglaubt und in den letzten zehn Jahren stark in KI investiert, um ein Portfolio von erstklassigen Selbstfahrdiensten aufzubauen. China ist zum weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge geworden, und das sind wir auch. Autofahrer fordern, dass Fahrzeuge der nächsten Generation intelligenter werden“, sagte Robin Li, Mitbegründer und CEO von Baidu.
„Als führender chinesischer Autohersteller mit globaler Reichweite verfügt Geely über die einzigartige Erfahrung und die Ressourcen, um energieeffiziente, zuverlässige und sichere Automobile in großem Maßstab zu entwerfen, herzustellen und zu vermarkten. Wir glauben, dass durch die Kombination von Baidus Know-how in Bezug auf intelligente Transporte, vernetzte Fahrzeuge und Autonomie mit Geelys Know-how als führender Automobil- und Elektroautohersteller die neue Partnerschaft den Weg für zukünftige Personenkraftwagen ebnen wird.“
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Sicherheit messbar machen
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2021
Die IT und deren Vernetzung nimmt zu. Damit steigt auch die Notwendigkeit und damit einhergehende Komplexität, die Systeme sicher zu konzeptionieren und zu betreiben. Weitere Systemgruppen, wie die der operationalen Technologie (OT), beispielsweise Zeiterfassungs-Systeme, Industrieanlagen oder Steuersysteme, müssen Teil einer ganzheitlichen Betrachtung der IT-Landschaft sein, zeigten Magnus Kneisel und Helmut Oppitz in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“ auf.
Die Autoren Magnus Kneisel und Helmut Oppitz verfügen zusammen über mehr als 40 Jahre Projekt- und Produktmanagement-Erfahrung in den Bereichen Telematik, IT-Sicherheit, Kryptografie und Datenschutz.
Bei der Evaluierung der Schwerpunkte stand immer wieder die Messbarkeit und die objektive Bewertung von Sicherheits-Parametern im Vordergrund, um Diskussionen nicht nur abzukürzen, sondern die Ergebnisse auch reproduzierbar zu machen. Diesen Ansatz leben die Autoren mit statischen Messwert-Methoden und sind nun treibende Kraft, um immer wieder unter Beweis zu stellen, dass Quantifizierung von Key Performance Indexes in Punkto Sicherheit genau so möglich ist, wie es in anderen Bereichen – beispielsweise in Finanz und Controlling – schon lange üblich ist.
„Den sicheren Betrieb zu gewährleisten,“ schreiben Kneisel und Oppitz, „fängt bei der Planung an und ist über den kompletten Lebenszyklus hinweg sicherzustellen. So werden mit CAD-Modellen der Infrastruktur in Verbindung mit Angriffssimulationen, um Schwachstellen bereits vor Implementierung zu erkennen, Schwachstellen vorab identifiziert und minimiert. Im laufenden Betrieb sorgt ein dauerhaftes Risikomanagement dafür, Gefahrenstellen zu priorisieren und das Bedrohungspotenzial richtig einzuschätzen.“
Um das Risiko von Systemen korrekt und transparent zu beschreiben, wird ein objektiver Ansatz benötigt, der reproduzierbar und idealerweise auch automatisierbar ist, damit das Risiko im Zeitverlauf dokumentiert werden kann. „Ansätze mittels quantitativer Stochastik, die die Widerstandsfähigkeit von Systemen in einem Messwert beschreiben, eignen sich dafür hervorragend“, urteilen Magnus Kneisel und Helmut Oppitz. „Wird dieser Messwert in das Risikomanagement eingeführt und regelmäßig bestimmt, entsteht eine belastbare Aussage über den Grad der IT-Sicherheit im Unternehmen.“
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Kapitalanlage Gesundheit
Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2021
Die Einschränkungen der Corona-Krise musste Beate Sander noch erleben. Sie durfte allerdings auch noch erleben, wie aus ihrem bescheidenen Anfangsvermögen aus den 1990er Jahren ein Millionenwert im Jahre 2020 wurde. Zu ihren letzten guten Investments gehörten Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit. Ihre glückliche Hand in der Auswahl der Aktien dieser Branche lag aber nicht an besonderen Erkenntnissen oder Einsichten aufgrund ihrer eigenen Erfahrung ihrer schweren Erkrankung, der sie schließlich erlag, sondern darin, einen Trend frühzeitig richtig erkannt zu haben.
Beleg dafür ist ein Buch, das sie gemeinsam mit Jürgen Hannemann im FinanzBuch Verlag schon 2014 vorlegte: „Mit Biotech, Medtech und Pharma erfolgreich an der Börse investieren -Kapitalanlage Gesundheit“. Das Buch schließt heute noch eine Lücke in der Literatur, da es doch wenige Buchtitel gibt, die sich dem Thema in einer für jedermann verständlichen Sprache widmen. Die Stärke der als „Börsen Omi“ bekannt gewordenen Autorin lag insbesondere darin, mit gesundem Menschenverstand sich dem Thema Börse zuzuwenden und leicht verständlich zu erklären.
Die Pandemie hat vor Augen geführt, welche Bedeutung Investitionen in den Gesundheitssektor haben. Es geht nicht nur um Erkrankte, sondern insbesondere auch um Prävention. Monatelang gab es im Jahr 2020 keine Nachrichtensendung mehr, in der es nicht auch um Impfstoffe ging. Die Namen von Biotechnologieunternehmen gelangen in das Bewusstsein von vielen Sparern und Anlegern, die sich sonst kaum mit diesem Wirtschaftssektor – und damit auch Börsensegment – befasst hätten. Die erfolgreichen Anbieter von Impfstoffen erzielten sprunghaft steigende Bewertungen an den Börsen.
Das Buch von Jürgen Hannemann und Beate Sander ist klar und übersichtlich strukturiert. Im ersten Kapitel geht es um Chancen und Risiken, im zweiten werden wichtige Biotech, Medtech und Pharmafirmen vorgestellt. Schließlich gibt es noch einen Anhang mit einem kleinen Gesundheitslexikon und der Würdigung eines Nobelpreisträgers für Medizin. Da das Buch nicht in elektronischer Version angeboten wird, sondern mit einem stabilen Hardcover-Umschlag gut in der Hand liegt, kann es nicht elektronisch durchsucht werden, deshalb macht das Sachwortverzeichnis viel Sinn.
Biotechnologie hat nichts mit Bioprodukten zu tun, bei denen für leicht verderbliche Lebensmittel sowohl Dünger als auch Konservierungsstoffe gespart, zugleich aber auch den Konsumenten höhere Kaufpreise abverlangt werden – was für Investoren durchaus interessant sein kann. Bei der Biotechnologie geht es dagegen um die Geißeln der Menschheit, wie insbesondere dem Krebs, der in seinen vielen Varianten Jahr für Jahr mehr Menschenleben fordert, oder nun, seit der Pandemie, um das Virus Covid 19.
„Das erste Produkt der modernen Biotechnologie war Insulin, quasi der Abgleich, die Kopie eines menschlichen Hormons“, schreiben Beate Sander und Prof. Dr. Jürgen Hannemann, der an der Hochschule Biberach lehrt. Auf der Suche nach dem Jungbrunnen konnte die Menschheit bereits viele Erfolge erzielen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die Lebenserwartungen der Menschen jährlich um etwa drei Monate gesteigert werden. „Bezüglich der Lebenserwartung klafft die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Männer mit einem niedrigen Einkommen profitieren von der in Deutschland gestiegenen Lebenserwartung weniger als ihre einkommensstärkeren Altersgenossen“, berichten die Autoren aus einer Studie des Max-Planck-Instituts in Rostock und skizzieren die Rahmenbedingungen, unter denen Biotech-Unternehmen tätig sind.
Arbeits- und Lebensgewohnheiten verändern sich. „Die mit dem Alterungsprozess einhergehenden Veränderungen sollten im Blick bleiben: der tägliche Kalorienbedarf singt. Er ist mit 75 Jahren um ein Viertel geringer als mit 25. Wer beharrlich seine bisherigen Essensportionen beibehält, wird zwangsläufig dicker.“
Neben der sogenannten roten oder pharmazeutischen Biotechnologie geht es im Buch auch um die Gefahren in der Biotechnologie, die von der sogenannten grünen Biotechnologie oder Gentechnik ausgehen. „Für vorurteilslos denkende und handelnde Fachleute erscheinen beide Richtungen berechtigt und nachvollziehbar: zum einen ist das gezielte erzeugen von Erregertypen mit neuen Eigenschaften wichtig, um gegen deren Auftreten besser gewappnet zu sein. Zum anderen gilt das für die Bevölkerung bestehende Risiko im Falle einer Freisetzung hoch pathogener Erreger als untragbar. Diese Konflikte machen es nicht gerade leichter, eine eindeutige Position für oder gegen derartige Forschungsprojekte zu beziehen.“ Diese Ausführungen der Autoren sind vor dem Hintergrund der aktuellen Corona Krise zu bedenken, in der die Herkunft des Virus noch immer ungeklärt ist.
Das Buch hilft, die Geschichte der Biotechnologie zu verstehen, angefangen bei Friedrich Miescher aus Tübingen, der 1869 aus den weißen Blutkörperchen eine Substanz namens „Nuclein“, den Grundstein für die Erforschung der Nukleinsäuren, gewann, und Robert Koch, dessen Name wohl kein Schulkind mehr vergessen wird. „1878 entwickelt Robert Koch die auch heute weitgehend noch gültigen Verfahren zur Kultivierung von Bakterien, den Erregern vieler schwerer Krankheiten. Seitdem verliert die Tuberkulose (Schwindsucht) einiges von ihrem Schrecken.“
Den größten Teil des Buches machen in großer Fleißarbeit zusammengetragene Daten über Biotechnologieunternehmen aus. Im Unterschied zur Schnelllebigkeit in anderen Branchen sind die meisten der 2014 führenden Unternehmen auch heute noch für Investoren interessant. Manche mit Charts abgebildete Kursverläufen zeigen Erfolgsgeschichten, die bis heute fortgeschrieben werden konnten, während weniger erfolgreiche Adressen vom Kurszettel verschwanden.
Jürgen Hannemann und Beate Sander befassen sich detailliert mit einzelnen Werten und liefern daher eine Fundgrube für Stockpicker, die auf den Erfolg einzelner Aktien mit guten Ratings setzen wollen. Das direkte Investment in Aktien einzelner Biotech-Unternehmen passt jedoch nicht zu jedem Anleger, insbesondere dann nicht, wenn der Gesamtwert des Depots noch nicht die dafür notwendige Größenordnung erreicht.
Für solche Sparer empfehlen sich Investmentfonds, mit denen auf den für Unternehmen des Gesundheitssektors günstigen langfristigen Trend gesetzt werden kann. Daher bieten Jürgen Hannemann und Beate Sander auch eine gute Übersicht über Investmentfonds, die praktisch für jeden Geldbeutel passen. Die Autoren leiten den Leser mit einer Auflistung der Vor- und Nachteile von Aktienfonds auch zu dieser diversifizierten Form von Investment in Biotech-Unternehmen an und stellen relevante Kriterien vor. Konkrete Fonds, die allerdings zum Teil ebenso zwischenzeitlich vom Kurszettel verschwunden sind wie manche Biotech-Aktie, werden mit ihren Sternen, also den Fondsratings, benannt, vorgestellt und analysiert.
Das Internet liefert heutzutage zwar aktuelle Informationen, schneller und besser, als es jedes Printmedium schaffen könnte. Die Stärke des Buches liegt also darin, die Situation bis zum Jahr 2014 zu dokumentieren und damit dem Leser die Chance zu geben, damalige Einschätzungen mit zwischenzeitlich eingetretenen Entwicklungen zu vergleichen und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
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Rezension des Buches „Social Credit Rating“
Von Bernd H. Eckhardt | 8.Januar 2021
Wer Beziehungen zu China hat, wird sich mit dem Thema Social Credit System (SCS) beschäftigen müssen. Und es wird weltweit Auswirkungen geben, auch wenn das Gesamtsystem in anderen Ländern mit anderen Gesellschaftssystemen nicht in dieser Stringenz einführbar sein dürfte. Das neue im Springer Verlag von Dr. Oliver Everling herausgegebene Buch „Social Credit Rating: Reputation und Vertrauen beurteilen ist ein guter Einstieg in die Überlegungen und Anforderungen des SCS.
Ab 2020 müssen sich nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen in der Volksrepublik einem Social Credit System unterstellen. Die Anreize sind deutlich gesetzt: Höhere SCS-Werte können zu niedrigeren Steuersätzen, besseren Kreditbedingungen, einem leichteren Marktzugang und mehr Möglichkeiten für öffentliche Aufträge führen. Niedrigere SCS-Werte führen zum Gegenteil und können im Extremfall bedeuten, dass ein Unternehmen auf schwarze Listen gesetzt wird.
Der eingangs in Englisch verfasste Teil des mit fast 700 Seiten sehr umfassenden Buches ist wichtig. Es gibt drei Systeme für Finanzen, Handel und Verwaltung, die ausführlich beschrieben werden. Die historische Einordnung erfolgt dann in deutscher Sprache zum Ende des ersten Teils.
Teil II dann wieder in Englisch beschreibt in verschiedenen Artikeln die Systemimplementierung und die regionalen Teilsysteme, die zu einem Zentralen Plan, also einem Gesamtrechtssystem verdichtet werden. Dabei werden lokale Pilotprojekte beleuchtet. Westliche Reaktionen auf das SCS werden zum Abschluss von Teil II dann in Deutsch dargestellt.
Teil III zeigt in Deutsch das Spannungsfeld der europäischen und insbesondere deutschen Rechtslage mit dem chinesischen SCS. Das Ende von Teil III geht auf Influencer Marketing ein, was nicht nur im Zusammenhang mit SCS interessant ist.
Zum Verständnis Chinas trägt Teil IV bei, in dem die durchaus unterschiedliche Geschäftsethik beleuchtet wird, die das SCS System zumindest ermöglicht, möglicherweise in Teilen sogar notwendig gemacht hat.
Das zumindest in Deutschland aktuell überall wiederzufindende Thema Nachhaltigkeit wird in Teil V bedient. In Teil VI ist der in Englisch verfasste Teil interessant, der die wirtschaftlichen Aspekte des SCS aufzeigt; Teil VII in Deutsch geht auf betriebswirtschaftliche Aspekte ein.
Der Ausblick in Teil VIII beschäftigt sich mit der unterdessen oft gestellten Frage, welches System denn nun überlegen ist, das chinesische System des Staatskapitalismus oder das liberale System, das wir kennen. Dazu passt ein Bonmot eines deutschen Vorstandsmitgliedes eines großen Finanzdienstleisters, der statuierte: „Ich bin aus Effizienzgründen überzeugter Anhänger der Diktatur, aber nur wenn der Diktator auch erschossen wird, wenn er die Freiheiten des Einzelnen über Gebühr und zu seinem Vorteil einschränkt.“ Die griechische Demokratie ließ im Gefahrenfall Diktatoren zu, aber nur für maximal zwei Jahre.
Ausführliche Literaturverzeichnisse runden das Bild des Werkes ab. Zeit geplagte Unternehmensführer und Investoren werden die Abstracts lesen und bei Bedarf Mitarbeiter eine Checkliste zur Vorgehensweise erstellen lassen. Solche „Kochrezepte“ enthält das Buch nicht, kann es aufgrund seines Ansatzes, seines Hintergrundes, wohl auch nicht liefern.
Bernd H. Eckhardt ist Diplom-Mathematiker, in Wuppertal geboren, hat in Göttingen (Deutschland) Mathematik wirtschaftswissenschaftlicher Richtung und Jura studiert und danach in Asien und Europa in der Versicherungswirtschaft gearbeitet. Zuletzt war er während 17 Jahren Vorstandsmitglied in der börsennotierten BHW Gruppe (Bank, Bausparkasse, Versicherung). In der BHW Lebensversicherung AG,BHW Pensionskasse AG,BHW Rückversicherung S.A. und der BHW Invest S.a.r.L. leitete er die Vorstandsressorts Kapitalanlage, Mathematik, Öffentlichkeitsarbeit, Personal, Rechnungswesen und Vertrieb. Aktuell gehört das ehemalige Beamtenheimstättenwerk BHW zur Postbank, die von der Deutschen Bank übernommen wurde. Bernd H. Eckhardt ist heute Eigentümer einer sich mit der Beratung Insti tutioneller Anleger und vermögender Privatkunden befassenden Firma, Eigentümer der Web-Seite www.Investors-Office.com und Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO einer auf die Kapitalanlage ausgerichteten Aktiengesellschaft mit Holdingfunktion.
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Equifax zählt auf Kount
Von Dr. Oliver Everling | 8.Januar 2021
Kount, ein Anbieter von auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Betrugspräventions- und digitalen Identitätslösungen, wird für 640 Millionen US-Dollar in die Hände von Equifax kommen. Da sich die globale digitale Transformation beschleunigt und Kundeninteraktionen in Rekordzahlen auf digitale Kanäle übertragen, benötigen Unternehmen neue Wege, um in Echtzeit Vertrauen in die digitale Identität aufzubauen. Zugleich ist das wachsende Problem des Online-Betrugs zu bekämpfen und gleichzeitig die Kundenfriktion zu verringern. Diese Akquisition wird die weltweite Präsenz von Equifax in Bezug auf Lösungen für digitale Identität und Betrugsprävention erweitern und Unternehmen dabei helfen, besser mit ihren Kunden in Kontakt zu treten und gleichzeitig Betrug mit dem Kount Identity Trust Global Network – der branchenweit führenden risikobasierten Authentifizierungsplattform – zu bekämpfen.
„Mit der Beschleunigung der digitalen Migration ist die Verwaltung von Authentifizierung und Online-Betrug bei gleichzeitiger Optimierung des Kundenerlebnisses zu einer der größten Herausforderungen unserer Kunden geworden. Durch die Übernahme von Kount werden die Datenbestände von Equifax erweitert, um globalen Unternehmen die Informationen und Lösungen zu bieten, die sie zur Schaffung von Identitätsvertrauen benötigen“, sagte Mark W. Begor, CEO von Equifax.
Als Ergebnis eines starken Patentportfolios verwendet das Kount Identity Trust Global Network AI, um Vertrauens- und Betrugsdatensignale aus 32 Milliarden digitalen Interaktionen, 17 Milliarden Geräten und fünf Milliarden jährlichen Transaktionen in 200 Ländern und Territorien zu verknüpfen. Je mehr Signale gesammelt und mit den AI-gesteuerten analytischen Erkenntnissen von Kount kombiniert werden, desto prädiktiver werden sie. Dies verhindert digitalen Betrug und schützt vor Kontoübernahmen in Echtzeit, während personalisierte Kundenerlebnisse ermöglicht werden.
Unternehmen können das Maß an Vertrauen und Risiko bestimmen, das sie gerne akzeptieren, um Betrug in Echtzeit zu blockieren und personalisierte Kundenerlebnisse zu ermöglichen. Schnelle und genaue Entscheidungen zur Kundenidentität können sichere Zahlungen, Kontoerstellungen und Anmeldeereignisse ermöglichen und gleichzeitig digitalen Betrug, Rückbuchungen, Fehlalarme und manuelle Überprüfungen reduzieren.
„Mehr als 9.000 Marken weltweit verlassen sich auf das Kount Identity Trust Global Network, um sich vor digitalem Betrug zu schützen und gleichzeitig personalisierte Kundenerlebnisse und neue E-Commerce-Kanäle zu ermöglichen“, sagte Bradley Wiskirchen, CEO von Kount. „Wir freuen uns, Kount-Lösungen mit einem umfangreichen Satz von Equifax-Daten, -Analysen und -Produkten anbieten zu können. Die globale Reichweite von Equifax wird die internationale Akzeptanz von Kount beschleunigen und es uns ermöglichen, mehr Unternehmen auf der ganzen Welt dabei zu unterstützen, ihre digitalen Innovationen und ihre Kunden besser zu schützen gegen neu auftretende Bedrohungen bei gleichzeitiger Verbesserung des Kundenerlebnisses.“
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Kneisel/Oppitz: Sicherheit messbar machen
Von Ulrich Schniedermeier | 8.Januar 2021
Eine Rezension von Kapitel 34 „Sicherheit messbar machen“ von Magnus Kneisel und Helmut Oppitz im Buch Social Credit Rating: Reputation und Vertrauen beurteilen“, herausgegeben von Dr. Oliver Everling im Springer Verlag. Verfasser: Ulrich Schniedermeier, Geschäftsführer der 2U Agentur für InformationsTechnologie GmbH (2U-IT), München.
So unterschiedlich die verschiedenen Kreditsysteme auch sind, allen ist gemein, dass es in ihnen um das Management von Risiken geht. Wirtschaftliche Risiken, technische Risiken, Risiken durch Cyber Attacks und viele Risiken mehr, es sind immer Risiken zu erkennen, zu bewerten, und diesen Risiken ist, hoffentlich rechtzeitig genug, zu begegnen, um Sicherheit zu schaffen.
Für die dabei involvierten Datenverarbeitungs-Komponenten „IT (Information Technology) und OT (Operational Technology)“ befasst sich 2U-IT seit ihrer Gründung im Jahre 2004 mit Schutzmaßnahmen zur Risikominimierung und Sicherheitsgenerierung. Dabei ist die Zeitkomponente ganz entscheidend, denn Risiko-Minimierung muss rechtzeitig erfolgen. Hier gilt das Motto: „Krisen meistert man am besten, indem man ihnen zuvor kommt.“ (Zitat W. Whitman Rostow, US-amerikanischer Wirtschaftshistoriker)
Bevor man sich dem spannenden und Gewinn wie Schutz bringenden Thema der Beurteilung zukünftiger Risiken widmen kann, sind zunächst Wege zu finden, Risiken messbar zu machen. Diesem Thema haben sich die Autoren Magnus Kneisel und Helmut Oppitz in ihrem Kapitel „Sicherheit messbar machen“ gewidmet.
Ich stimme den Autoren zu, dass die übliche Risikoklassifizierung in niedrige / mittlere / hohe Risiken ungenügend ist und zudem meistens auch nur auf Schätzungen beruht, die einer gemessenen mathematisch exakten Risikobewertung unterlegen ist. Was und wie kann man denn bei IT/OT -Risiken oder der zugehörigen Sicherheit messen?
Die Autoren gehen einen praxisgerechten Weg und führen einen Wert ein, den sie „Time to Compromise“, also „Zeitspanne, die bis zum erfolgreichen Angriff verstreichen wird“, nennen.
Dieser Wert ist wahrhaft universell, denn er kann bezogen sein auf Hardware wie auf Software – Strukturen, er kann die errechnete Zeit bis zur Kompromittierung eines ganzen Netzwerks angeben, etc. Eines ist selbsterklärend: ein TTC-Wert 1,5 Jahre ist nur halb so gut wie ein Wert 3,0 Jahre.
Egal was wir untersuchen, der TTC Wert gibt eine klare Auskunft über das Angriffs- und Beschädigungs-Risiko des zu bewertenden Systems auch im Vergleich mit anderen Systemen, vorausgesetzt … man kann diesen Wert mathematisch exakt berechnen. Wäre das nicht möglich, wäre man wieder bei den Schätzungen, von denen man ja weg will und weg muss.
Die Autoren zeigen eine Lösung dieser Anforderung auf, indem sie auf eine schwedische Software hinweisen, die den Messwert TTC errechnet, und zwar aus der Korrumpierungswahrscheinlichkeit (Max Success Rate) und den statistischen Aufwänden eines Angreifers (Days) , die benötigt werden, um das jeweilige IT-/OT-Asset zu korrumpieren. Dabei errechnet sich ein statistischer Wert, der zwar keinen Aufschluss darüber gibt, wie lange ein Angreifer in genau diesem Moment tatsächlich benötigen würde, um das Asset zu korrumpieren, der aber dafür wertvolle Hinweise auf die Infrastruktur-Resilienz liefert. Vor allem lässt der statistische Wert TTC Vergleiche mit anderen IT-/OT-Assets innerhalb der IT-/OT-Infrastruktur zu, um beispielsweise eine priorisierte Abarbeitung von anstehenden Schutz-Maßnahmen abzuleiten.
Dadurch bietet securiCAD die Möglichkeit, Risiken, auch neue bzw. künftige Risiken, vorherzusagen und zu bewerten, um u.a. Gegenmaßnahmen gegen neue und künftige Gefahren möglichst schon vor deren Entstehen und somit rechtzeitig zu ergreifen. Sowohl die Vorhersage als auch die Bewertung erfolgen bei securiCAD durch die Nutzung neuer und hoch entwickelter Algorithmen.
Mit dieser Lösung lassen sich virtuelle Angriffssimulationen auf Modelle z.B. von IT-Architekturen durchführen und auswerten, aktuelle Schwachstellen aufzeigen und sogar künftige Bedrohungen vorhersagen. Nicht zuletzt ermöglicht es securiCAD, Risikobewertungen von isolierten technischen Problemen auf einen ganzheitlichen Ansatz zur Messung der Risikoexposition einer gesamten IT-Infrastruktur auszuweiten.
Einen großen praktischen Vorteil sehe ich darin, dass dieser neuartige Ansatz eine unabhängige „zweite Sicht“ auf ein Bedrohungsszenario liefert und es so ermöglicht, anhand eines und desselben Netzwerkmodells verschiedene Angriffsszenarien in Varianten durchzuspielen und dadurch sehr schnell effiziente Entscheidungshilfen zu liefern, welche Verteidigungsmaßnahmen am effektivsten und wirtschaftlich am günstigsten sind und am ehesten geeignet sind, Sicherheit zu verbessern..
Informationen sind die wesentliche „Währung des 21. Jahrhunderts“, deshalb macht die Sicherheit von Informationen den entscheidenden Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern aus. Die Möglichkeit zur vorbeugenden Reaktion auf Risiken der Zukunft ist ein neues und aus meiner Sicht erstrebenswertes Sicherheitsniveau gerade in Zeiten sich schnell potenzierender CYBER-Angriffe, die weltweit alle betreffen und die auch für die chinesische Finanzwirtschaft eine stetige Herausforderung sind und sein werden.
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Das Sozialkreditsystem in China aus ethischer Sicht
Von Dr. Oliver Everling | 6.Januar 2021
Das Sozialkreditsystem ist ein im Test bzw. in den Anfängen befindliches Überwachungs-, Erfassungs- und Bewertungssystem zur Angleichung des Verhaltens der Bürger, Behörden und Firmen von China an die moralischen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Anforderungen der Kommunistischen Partei (KP). Mit diesem System befasst sich Prof. Dr. Oliver Bendel in seinem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“ des Springer-Verlags.
Bendel hat an der Universität Konstanz sowohl Philosophie und Germanistik als auch Informationswissenschaft studiert und an der Universität St. Gallen in der Wirtschaftsinformatik promoviert. Er lebt und arbeitet in der Schweiz. Seine Forschungsschwerpunkte sind Informationsethik und Maschinenethik. Seit 1998 sind über 300 Fachpublikationen entstanden, darunter verschiedene Bücher und Buchbeiträge sowie zahlreiche Artikel in Praktiker- und Fachzeitschriften.
Es findet, so beschreibt Bendel den Plan, „ein permanentes Rating und Scoring mit Blick auf die Lebenssituation, das Sozialverhalten oder Verwaltungs- und Wirtschaftsaktivitäten statt.“ Sein Buchbeitrag skizziert die Diskussion über das Sozialkreditsystem in den westlichen Medien und zwischen den Experten in China.
„Ausgehend von Grundannahmen,“ so Bendel, „die von der Planung und Projektierung abgeleitet sind, werden Überlegungen aus der Perspektive der Ethik angestellt, und zwar mit Blick auf die betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Die Anwendung des Systems auf Unternehmen spielt im vorliegenden Beitrag keine Rolle. Der Befund ist, dass eine bestimmte Umsetzung des Sozialkreditsystems die Lebensqualität heben, aber auch die Persönlichkeitsrechte und die Menschenrechte verletzen kann.“
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Moody’s entwickelt Angebot zu Gewerbeimmobilien weiter
Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2021
Die internationale Ratingagentur Moody’s Corporation (NYSE: MCO) übernimmt das Unternehmen Catylist, Inc., einen Anbieter von CRE-Lösungen (Commercial Real Estate) für Makler. Mit der Akquisition wird die CRE-Plattform von Moody’s Analytics (MA) weiterentwickelt, wodurch die Abdeckung von Daten auf Immobilienebene erheblich verbessert und das Angebot an Analyselösungen für den Brokermarkt erweitert werden soll.
„Catylist bietet durch seinen beeindruckenden Umfang und seine Abdeckung, die intuitive Benutzeroberfläche und die innovativen Research-Services für Broker tiefe Einblicke in die CRE-Märkte“, sagte Stephen Tulenko, President von Moody’s Analytics. „Die Übernahme von Catylist ergänzt die Analysefunktionen von Moody und erweitert unsere wachsende Suite von CRE-Tools, die umfangreiche und relevante Daten mit leistungsstarken Analysen integrieren.“
Die innovative Plattform von Catylist bietet CRE-Brokern eine umfassende Suite von Daten, Analysetools und verifizierten Informationen zur Auflistung von Immobilien. In Kombination mit den vorhandenen CRE-Funktionen von Moody’s ermöglichen die leistungsstarken proprietären Tools die Analyse von Bestands-, Preis- und Leerstandstrends.
Ronald D. Marten, CCIM, Gründer, Präsident und CEO von Catylist sieht Moody’s auf dem Weg zum führenden Anbieter von Informationen über gewerbliche Immobilien. „Wir freuen uns, unser Geschäft weiter auszubauen und den sich wandelnden Anforderungen des Sektors als Teil eines dynamischen Unternehmens wie Moody’s gerecht zu werden.“
Die Akquisition baut auf Moodys Kauf von Reis, Inc., einem führenden CRE-Daten- und Analyseanbieter, im Jahr 2018 auf. Die Daten von Catylist, einschließlich Informationen, die direkt von Maklern bezogen werden, werden Moodys umfangreiches und wachsendes Netzwerk an CRE-Produkten und -Dienstleistungen weiter verbessern.
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Sechs in Großbritannien ansässige Ratingagenturen haben ihre Registrierung verloren
Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2021
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), die Aufsichtsbehörde der Ratingagenturen (CRAs) der Europäischen Union (EU), hat die Registrierung von Ratingagenturen mit Sitz im Vereinigten Königreich (UK) zurückgezogen. Die Entscheidungen der ESMA folgen auf das Ende der Übergangsfrist für den Austritt Großbritanniens aus der EU am 31. Dezember 2020. Die Kreditratings aus dem Vereinigten Königreichs müssen für ihre Verwendung durch die EU bestätigt werden.
Nach der CRA-Verordnung der EU muss ESMA die Registrierung eines Unternehmens widerrufen, wenn es die Bedingungen, unter denen es registriert wurde, nicht mehr erfüllt, einschließlich der in der EU ansässigen juristischen Person.
AM Best Europe-Rating Services Ltd., DBRS Ratings Ltd., Fitch Ratings Ltd., Fitch Ratings CIS Ltd., Moody’s Investors Service Ltd. und The Economist Intelligence Unit Ltd. stehen daher nicht mehr auf der Liste der CRA-Zulassungen der ESMA.
Die von den genannten Ratingagenturen abgegebenen Ratings können in der EU nur dann für Regulierungszwecke verwendet werden, wenn sie von einer EU-Ratingagentur gebilligt wurden. In einer früheren Mitteilung vom 27. Oktober 2020 bestätigte die ESMA, dass alle in Großbritannien ansässigen Ratingagenturen mit Ausnahme von The Economist Intelligence Unit Ltd Schritte unternommen haben, um sicherzustellen, dass eine EU-Ratingagentur bereit und in der Lage ist, ihre Kreditratings zu bestätigen.
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Chinesische Verhältnisse auch in Deutschland?
Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2021
„In den Markt der mittelständischen Unternehmensfinanzierung drängen mit großer Macht neue Finanzvermittler und -dienstleister,“ berichtet Rainer Langen in seinem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“, „die alle den gerade stark wachsenden Markt der Online-Kredite erobern wollen. Neu gegründete FinTechs bieten besonders spezialisierte und kundenorientierte Finanzdienstleistungen an und machen damit den traditionellen Banken im Firmenkundengeschäft zunehmend Konkurrenz. Prozesseffizienz und Digitale Vernetzung sind die Schlagwörter der Zukunft. So unterschiedlich die Vertriebsfunktionen der einzelnen FinTech-Player auch sein mögen, so gleich und artverwandt sind jedoch bei allen die im Hintergrund ablaufenden digitalen Prozesse.“
Rainer Langen ist Diplom-Volkswirt und startete seine Karriere als Risikomanager und Verhandlungsführer im Firmenkundenkreditgeschäft einer deutschen Großbank. Inzwischen unterstützt er seit mehreren Jahren als Berater mittelständische Unternehmen in schwierigen Finanzierungsfragen. Er ist Autor der Fachbücher „Die Sprache der Banken“ (2007) und „Finanzierungschancen trotz Bankenkrise“ (2009) und hat schon früh auf das Erfordernis einer professionellen Kommunikation zwischen Unternehmen und Banken hingewiesen. In diesem Zusammenhang gründete Langen 2010 das Deutsche Institut für Kreditmediation (IKME) sowie als bundesweites Expertennetzwerk den Bundesverband der Kreditmediatoren e. V. (BdKM), dessen 1. Vorstand er ist. Langen ist zudem Mitherausgeber der in 2012 und 2013 erschienen Fachbücher „Finanzkommunikation – Chancen durch Kreditmediation“ und „Basel III“.
„Geheimnisumwitterte Algorithmen steuern die Kreditentscheidung. Implementiert in komplexe IT-Programme liefern diese autonome Handlungsempfehlungen: Kreditvergabe, ja oder nein. Wenn ja,“ so Langen, „in welcher Höhe, mit welcher Kondition und welcher Laufzeit. Der Kreditanalyst, so wie man ihn von klassischen Banken kennt, ist letztlich „nur“ noch für die Prozessoptimierung zuständig. Seine Aufgabe besteht zunehmend darin, automatisierte Risikosysteme zu installieren, diese zu verbessern, Sonder- und Spezialfälle mit dem Algorithmus zu trainieren und die Prozessabläufe mit den Kunden zu optimieren.“
Automatisierte, lernfähige und objektivierte Risikomodelle (Data Analytics) sind das Herzstück jeder digitalen Kreditentscheidung, zeigt Langen auf. „Über unterschiedlichste Programm-Schnittstellen werden alle relevanten Informationen aus unternehmensinternen oder externen Quellen herangezogen: aus der Buchhaltung, der Kontoführung (Digital Account Check), aus öffentlichen und privaten Registern oder Auskünften, aus Marktdaten und Branchenvergleiche, aus Nachrichten via Internet, Youtube oder sonstigen Social-Media-Kanälen. Die Zusammenfassung dieser speziellen Informationen über Vernetzung, maschinenlesbare Daten und anschließender umfassender Datenanalyse ermöglicht ein Aggregationsniveau, dass bisher manuell nicht möglich war. Ziel der Vernetzung ist es dann, über Cloud-basierte Lösungen und maschinenlesbare Datentechnik den automatisierten Austausch von Informationen zwischen mehreren, unabhängig voneinander agierenden Netzwerkpartnern zu ermöglichen.“
Öffentliche Wahrnehmung, das Internet und die Sozialen Medien bieten nach Ansicht von Langen über Vernetzung und Digitalisierung einen schier unerschöpflichen Fundus an Fakten, Meinungen und Hintergrundinformationen, die in keinem Jahresabschluss eines Unternehmens stehen. Über verschiedenste Portale oder Medien lassen sich somit Informationen zur „Sozialen Unternehmenskompetenz“ filtern. Damit ist die Grundlage für ein Sozialkreditsystem auch in Deutschland gelegt.
„Von daher liegt in der Beschäftigung mit den Erfordernissen der Digitalen Finanzkommunikation eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der unternehmerischen Konkurrenzfähigkeit. Es gilt, neue Wege zu gehen und schneller auf der Lernkurve zu sein als der Wettbewerb. Manches mag noch nach Zukunftsmusik klingen,“ so Langen, „beschränkt lediglich auf einige wenige standardisierte und unkomplizierte Sachverhalte. Aber lernfähige Algorithmen, automatisierte Prozessketten und ein vernetzter Datentransfer werden mehr und mehr völlig neue Finanzierungslösungen im Rahmen von Kooperationspartnerschaften ermöglichen – mit allen, die bereit sind, sich den neuen Realitäten der Digitalisierung zu stellen.“
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