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Pensionsverpflichtungen und Funding Gap

Von Dr. Oliver Everling | 28.Mai 2013

„Der Zeitwert des Geldes ist nicht risikofrei“, so die Interpretation des IFRS IC / IASB in der Diskussion um die Wahl der richtigen Diskontrate. Die Frage ist von großer Bedeutung für die Aufnahme von Staatsanleihen oder auch Corporate Bonds in Portfolien, die zur Absicherung von Pensionsverpflichtungen eingesetzt werden sollen. Nur wenn auch riskantere Papiere zugelassen werden, können bestimmte Pensionsverpflichtungen erfüllt werden.

Die Auswirkungen von Pensionsrisiken auf die klassische Investmentanalyse stehen im Mittelpunkt des DVFA Kongresses in Frankfurt am Main, der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management. Werden die Pensionszusagen von Unternehmen mit einem „zu hohen“ Zinssatz abdiskontiert, werden die Verbindlichkeiten der Unternehmen unterschätzt.

Michael Schmidt, Managing Director, CIO der Union Investment Privatfonds GmbH, und Martin Thiesen, Global Head of Liability Driven Solutions, DB Advisors, diskutieren unter der Moderation von Ralf Frank, Geschäftsführer der DVFA GmbH, die Herausforderungen von Unternehmen, auch unter den veränderten Zinsszenarien ihre Pensionsverpflichtungen noch nachkommen zu können.

Schmidt gibt Beispiele für Unternehmen, deren Pensionsrückstellungen unter der Annahme höherer Kapitalmarktzinsen gebildet wurden. In manchen Fällen übersteigen die Pensionsverpflichtungen die Kapitalisierung der Unternehmen. Tatsächlich lassen sich unter den gegebenen Bedingungen die versprochenen Renten nicht erwirtschaften. Die Lücke belastet auch den Aktiensparer: Was Unternehmen zusätzlich aufwenden müssen, um ihre durch ausbleibende Zinserträge unerwartet entstehenden Pensionsverpflichtungen zu erfüllen, belastet letztlich die Ertragsperspektiven der Aktionäre.

„Die Interpretation von „High  Quality Corporate Bonds“ als AA-geratete Unternehmensanleihen ist zu eingeschränkt“, sagt Thiesen und zeigt die resultierenden Problemen an der Statistik: „Mangelnde Diversifikatoin führt zu erratischen Sprüngen und einer großen Bandbreite in den Diskonratenannahmen.“ Das Problem schrumpfender Universen sei auf globaler Ebene relevant. Downgrades und Neuemissionen verschärfen nach Ansicht von Thiesen das Probelem zukünftig weiter.

Eine langfristig tragbare Lösung könnte nur der gesamte Investment Grade Unternehmensanleihenbereich sein, so seine persönliche Meinung. Aber „Average refinancing cost of corporate pension sponsor“ werde als neue Interpretation der IAS19R Diskontrate eventuell akzeptiert. Die Fokussierung des IFRIC auf den Kern der ursprünglichen Anfrage macht eine kurzfirstig tragbare Lösung wahrscheinlicher.

„Was ist besser, mehr Pensionsverpflichtungen auszuweisen, oder man gibt den Unternehmen die Möglichkeiten, die Bewertung der Verbindlichkeiten so stabil darzustellen, so dass man die Pensionsverpflichtungen über den Zeitablauf besser managen kann?“ Thiese ist überzeugt, dass mehr Stabilität dazu beitragen würde, diesen Teil der Bilanz deutlich besser vorherzusagen.

„Das Risiko, das sich aus Pensionsrückstellungen ergibt, kann sehr, sehr groß werden“, rechnet Thiese vor und rät Unternehmen daher, für Planbarkeit zu sorgen. „Wenn die Diskontraten niedrig bleiben, bleiben Unternehmen auf einem hohen Berg aus Pensionsverpfllichtungen sitzen.“ Hinzu komme, dass die Sterbetafeln immer wieder angepasst werden müssen. Thiese erinnert an zwei erhebliche Anpassungen in den Niederlanden. „Sie kriegen einen Sprung in den Sterbetafeln. Es ist die Frage, ob Sie diesen absichern können. In UK ist das Langlebigkeitsrisiko ein großes Thema.“

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