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Performance-Analyse und Fondsbewertungssysteme

Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2010

Die so genannte Subprime-Krise warf schon zu ihrem Beginn 2007 Schlaglichter auf die Überbringer der schlechten Nachrichten, die Ratingagenturen. Zu gute Ratings für wenig krisenerprobte Finanzinstrumente, die aus Verbriefungen von Immobilienportfolien hervorgingen, wie auch zu späte Herabstufungen von ausfallgefährdeten Titeln ließen nicht nur Anleger und Emittenten, sondern auch den Gesetzgeber einschreiten: Rating ist kleine bloße Meinungsäußerung mehr. Ratingberichte sind nicht mehr mit Artikeln von Journalisten zu vergleichen, die durch das interessante Beschriften von Zeitungs- oder Zeitschriftenseiten ihr Geld verdienen. Die USA setzten bereits mit dem Credit Rating Agency Reform Act 2006 dazu an, die Ratingagenturen strikter zu regulieren. Die Gesetzgeber in der EU wie auch in anderen Staaten folgten nach der Finanzkrise.

Es zeigte sich bei den US-amerikanischen Agenturen, dass auch innerhalb einzelner Ratingagenturen Ratings mit unterschiedlicher Evidenz, divergierender Beweislage, erteilt werden. Schon zwischen der Treffgenauigkeit der wenigen AAA-Ratings, die für führende Industriekonzerne erteilt werden, und den tausenden von AAA-Ratings, mit denen die Papiere von Zweckgesellschaften platziert wurden, muss unterschieden werden. Mehr noch bedarf es der Untersuchung, welche Leistungen von denjenigen Einheiten in Ratingagenturen erbracht werden, die auf ganz anderer informationeller Basis, mit anderen Methoden und Zielrichtungen Ratings erstellen, wie zum Beispiel Fondsratings.

Nun legt Andreas Weingärtner eine empirische Untersuchung der S&P Fund Stars und des S&P Fund Management Ratings mit seinem 172 Seiten starken Buch „Performanceanalyse & Fondsbewertungssysteme“ vor (ISBN 9-783839-129463). Es handelt es sich um eine von Prof. Dr. Christian Armbruster (Zweitkorrektor: Prof. Dr. Michael Jakob) betreute Diplomarbeit, die von Andreas Weingärtner an der Fachhochschule Kaiserslautern am Standort Zweibrücken im Fachbereich Betriebswirtschaft für den Studiengang Finanzdienstleistungen eingereicht wurde. Gemessen am Neuigkeitswert und wissenschaftlichen Anspruch, überholt Weingärtner manche Inauguraldissertation, für die an anderen Orten schon ein Doktortitel erteilt wird.

Mit der Arbeit von Andreas Weingärtner wird klar, wie weit das Thema der Performance-Analyse und die empirische Untersuchung von Fondsbewertungssystemen abgesteckt werden kann und muss. Die wichtigste theoretische Grundlage finden diese Systeme in der modernen Kapitalmarkttheorie, insbesondere im Capital Asset Pricing Model. Die Analyse der Finanzkrise macht klar, dass der Anteil systematischer Risiken in vielen Portfolien deutlich unterschätzt wurden, die Möglichkeiten also überschätzt wurden, durch Diversifikation unterschiedliche Renditeentwicklungen bzw. Risiken innerhalb eines Portfolios auszugleichen. Schon die Messung des Anlageerfolgs anhand der üblichen Performance-Maßstäbe wurde durch die Krise in Frage gestellt. Die Gegenüberstellung erzielter Renditen mit denen mehr oder weniger zufällig zusammengewürfelter Marktindices liefert dem Anleger noch keine Orientierung zur Auswahl von Fonds.

Gerade bei Investmentfonds leisten Ratings wertvolle Dienste, indem sie in einer für jedermann verständlichen Form in der Art von Schulnoten Orientierung über die relative Vorziehungswürdigkeit geben. Fondsratings ersetzen nicht die individuelle Anlageberatung, da in diese auch das Risikoprofiling des Anlegers und die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage des Einzelnen einzubeziehen ist, liefern aber die dem anlegergerechten Rat gegenüberzustellende anlagegerechte Klassifikation. Fondsratings kanalisieren in dieser Weise das anlagesuchende Kapital zu denjenigen Fondsmanagern, die die besseren Anlageresultate, gemessen an den jeweiligen Schwerpunkten und Zielsetzungen liefern. Angesichts dieser für alle Marktwirtschaften elementaren Aufgaben des Ratings ist zu wünschen, dass sich noch viele Studenten und Wissenschaftler die Arbeit von Andreas Weingärtner zum ermutigenden Beispiel nehmen.

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