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Problemstelle Taiwan

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2021

Chinesische Drohgebärden in Richtung Taiwan haben sich in den vergangenen Wochen massiv verschärft. Gleichzeitig haben die USA eine hochrangige Delegation nach Taiwan entsandt. Die Volksrepublik China ist in den westlichen Medien, insbesondere in den USA quasi „vogelfrei“. Während eine öffentliche Strichliste über die vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump verbreiteten „fake news“  geführt wurde, kann über die Volksrepublik China praktisch geschrieben und gesprochen werden, ohne dass in manchen Fällen „Dichtung und Wahrheit“ unterschieden werden könnte. Das macht die objektive Analyse der Situation schwierig.

Der strategische Konflikt zwischen den Großmächten USA und China hat damit eine gefährliche Dynamik entwickelt, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Zu diesem Schluss kommt das FERI Cognitive Finance Institute in der aktuellen Analyse „Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem“. Das geopolitische Big Picture sei auf absehbare Zeit stark von diesem Konflikt geprägt und das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung um Taiwan stehe ernsthaft im Raum. „Eine mögliche Invasion Taiwans ist für China nicht nur ein Gedankenspiel, sondern zentrales Element offizieller Politik“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Obwohl Taiwan auf der Weltbühne scheinbar nur eine untergeordnete Rolle spiele, repräsentiere die Insel ein massives Konflikt- und Disruptionspotential – vor allem aufgrund ihrer strategischen Lage im Südchinesischen Meer.

Taiwan besitzt seit Jahrzehnten einen unklaren Status. Zwar reklamiert das Land seine Eigenständigkeit, diese wird jedoch im Wesentlichen nur von der Schutzmacht USA anerkannt und gewährleistet. Die chinesische Führung bezeichnet Taiwan als „abtrünnige Provinz“, fordert eine „Wiedervereinigung“ und droht ganz offen mit Krieg und Invasion für den Fall, dass Taiwan seine Unabhängigkeit erklärt. Die USA haben ihrerseits mehrfach signalisiert, dass sie einer Aggression Chinas nicht tatenlos zusehen werden und im Februar mit der Entsendung eines Flugzeugträgers in die Region reagiert. Dass China gerade jetzt den Druck auf Taiwan erhöht, ist nach Einschätzung des FERI Cognitive Finance Institute kein Zufall. Mit den gezielten Provokationen teste die chinesische Führung gezielt die Standfestigkeit und Handlungsfähigkeit der Schutzmacht USA unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden.

Da Taiwan nicht nur an einer der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt liegt, sondern mit TSMC auch einen der weltweit wichtigsten Produzenten hochwertiger Computerchips repräsentiert, hätte eine Eskalation schockartige Folgen für Weltwirtschaft und Kapitalmärkte. Schon heute leide die Weltwirtschaft unter akuter Knappheit von Computerchips, was durch negative Entwicklungen in Taiwan massiv verschärft würde. „Der aktuelle Taiwan-Konflikt belastet das geopolitische Klima und bedroht zugleich die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Damit ist klar, dass eine weitere Eskalation um Taiwan nicht als weit entferntes ,non-event‘ abgetan werden kann“, betont Dr. Heinz-Werner Rapp. Investoren sollten deshalb den „Trouble Spot Taiwan“ in nächster Zeit sehr genau im Blick behalten und die davon ausgehenden Risiken keinesfalls unterschätzen.

Die Analyse „Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem“ ist beim FERI Cognitive Finance Institute in der Reihe „Cognitive Comments“ erschienen. Sie steht zum Download unter https://www.feri-institut.de/media-center/publikationen/ zur Verfügung.

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