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Schifffahrtindustrie im Krisengewässer

Von Dr. Oliver Everling | 5.August 2009

Die Schifffahrtindustrie (Shipping Industry) hat in den vergangenen Jahren ein extrem starkes Wachstum verzeichnet. „Auslöser des kräftigen Booms war hauptsächlich die Globalisierung, das heißt die extreme Zunahme des globalen Handels. Mit der rapide steigenden Rohstoff- und Warennachfrage der kräftig wachsenden Emerging Markets nahm auch der Transportbedarf im Seeverkehr drastisch zu“, heißt in der von der DZ BANK veröffentlichten Bankenstudie mit dem Titel „Schifffahrtindustrie: Im Fahrwasser der Krise“. So florierten nach Feststellung der Analysten in den vergangenen Jahren alle Bereiche der Schifffahrt, und die Produktion neuer Schiffe lief auf Hochtouren.

„Mit dem Übergreifen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft hat nun die Nachfrage nach Rohstoffen und Waren drastisch abgenommen und dürfte auch in den kommenden Monaten gedämpft bleiben. Seit Jahresbeginn sind daher“, so schreibt die DZ BANK, „auch die Frachtraten für Containerschiffe, Trockenfrachter und Tanker drastisch gefallen. Der Baltic Dry Index, der die Entwicklung der Transportkosten für Trockenfrachten misst, ist seit seinem Höchststand im Juli 2008 um über 70% eingebrochen. Die Marktverwerfungen am Schiffsmarkt werden durch unverändert volle Auftragsbücher weiter verschärft. Darüber hinaus verfügen die neuen Schiffe über deutlich höhere Kapazitäten als ihre Vorgängermodelle, so dass der zu erwartende Anstieg.“

Am Aufschwung der Schifffahrtindustrie haben die europäischen Banken aktiv teilgenommen, berichtet die DZ BANK; es lockten lange Zeit hohe Wachstums- bei nur sehr geringen Ausfallraten. „Nun allerdings droht den in die Schiffsfinanzierung involvierten Banken Ungemach. Die missliche Lage der Schifffahrtindustrie, der Werften und Reeder, drückt auf die Qualität der Shipping- Kredite – und all das in einem bereits angespannten Marktumfeld, in dem sich auch die Qualität anderer Kredite, wie beispielsweise im Immobilien- oder Konsumbereich, zunehmend verschlechtert. So müssen die Banken die Risikovorsorge für das einstige Vorzeigesegment drastisch anheben, was die Erträge bereits spürbar geschmälert hat und auch in den kommenden Quartalen.“

Über das größte Schiffsportfolio verfügt nach Feststellungen der DZ BANK mit rund 30 Mrd. Euro die deutsche HSH Nordbank, auf den Plätzen zwei und drei folgen dann die norwegische DnB NOR Bank Group und die zweite norddeutsche Landesbank, die NORD/LB. Das Shipping-Exposure dieser drei Banken wird in der Studie der DZ BANK – soweit die verfügbaren Daten es zulassen – genauer untersucht.

„Während der zu erwartende Einbruch im Segment der Schiffsfinanzierung und die steigenden Kreditausfälle für die DnB NOR Bank verkraftbar erscheinen, da die Gruppe bisher vergleichsweise gut durch die Finanzmarktkrise gekommen ist und zudem von einem konjunkturell erheblich stabileren Umfeld am Heimatmarkt profitiert,“ resümieren Analysten der DZ BANK, „stellen die zu erwartenden Belastungen aus der Schifffahrtindustrie für die zwei norddeutschen Landesbanken, insbesondere für die bereits stark geschwächte HSH Nordbank, eine zusätzliche Belastung in einem bereits stark angespannten Umfeld dar.“

Themen: Bankenrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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