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Stabiler Aufschwung auf brüchigem Fundament?

Von Dr. Oliver Everling | 11.April 2011

Das Thema der 24. Feri Frühjahrstagung wurde noch vor dem Erdbeben in Japan gewählt: “Stabiler Aufschwung auf brüchigem Fundament?” Dr. Eberhard Weiß, Vorstand der Feri EuroRating Services AG (www.feri.de), macht klar, dass es sich hier lediglich um eine Koinzidenz handelt. Es gibt gute und schlechte Nachrichten, aber weniger Volatilität, überschreibt Weiß eine Übersicht wichtiger Indikatoren wie Konsumklima, Produktion, Export u. a. Die USA sei auffallend bei allen Indikatoren inzwischen “grün”, während man in China bereits konjunkturell auf der Bremse stehe.

“Japan ist schon weitgehend überwunden”, sagt Weiß. Allerdings bleibe das Risiko einer weitreichenden radioaktiven Kontamination in Japan wie auch die der Unruhen in Nordafrika und des nachhaltigen Ölpreisanstiegs. Störfaktoren sind die Länderrisiken in Europa wie auch die Gefahr von Zusammenbrüchen systemrelevanter Banken und Finanzinstitute.

“USA läuft besser als gedacht, da dort neue Konjunkturprogramme aufgelegt wurden”, sagt Weiß. Auch das Konjunkturpaket in Deutschland wurde erst im Winter wirksam, da die Mittel von den Kommunen zwar abgerufen wurden, bei diesen aber oft noch auf Konten liegen und erst später wirksam werden. “Die erwartete Schwäche im zweiten Halbjahr 2010 ist nicht eingetreten, sondern der Schwung blieb.”

Die größten Volkswirtschaften – China und die USA – haben das größte Wachstum, dadurch bleibt es auch beim Wachstum in anderen Staaten. “Im Vergleich zu den Industriestaaten eigentlich einer aberwitzige Situation, dass man in China von oben bremsen muss, um auf 9 % Wachstum zu kommen, während in den Industriestaaten von unten versucht werden muss, mehr Wachstum zu erreichen”, so Weiß und hat keine Angst, dass in China etwa “zu stark” gebremst würde.

“Die chinesische Regierung baut ernsthaft die gesamte Wirtschaft um”, so die Einschätzung von Weiß mit Blick auf die Spannungen, die mit der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien in China zusammenhängen. Die Wirtschaft werde “konsumlastiger”, da der private Verbrauch stärker wachse als die Investitionen. Weiß warnt aber davor, das Wachstum von 10 % des privaten Verbrauchs in China zu überschätzen, denn absolut wächst der Verbrauch in den Industriestaaten immer noch stärker.

Trotz der unvorstellbaren Wachstumsraten – für jeden im Durchschnitt 10 % mehr im Jahr über viele Jahre hinweg – sei das Konsumwachstum zu relativieren, denn die Industriestaaten konsumieren im Durchschnitt der Bevölkerung immer noch wesentlich mehr.

Die Risiken für das chinesische Wachstum sind dieselben wie bisher: Blase in den Immobilienmärkten, Fehlallokationen von Kapital (notleidende Kredite) und hohe Inflation in kurzer Frist, langfristig liegen die Risiken in den politischen Implikationen des Strukturwandels hin zu einer inlandsorientierten Wirtschaft.

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