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Tabu Bankenderegulierung

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2015

„Der Handlungsdruck lässt nach. Ich habe die Hoffnung, dass wir künftig etwas mehr regulatorische Kontinuität haben werden“, sagt Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in seinem Impulsvortrag zum Thema „Liquidität und Kontinuität – Rahmenbedingungen für eine stabile Bankenlandschaft und Wirtschaft“ auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt am Main.

Mehr Einfachheit und weniger Risikosensitivität stellt Hufeld als „Rolle Rückwärts“ dar und greift die Leverage Ratio an. „Wir sollten die Schwächen der Modelle beseitigen“, fordert Hufeld auf und redet der weiteren Verwendung von Modellen das Wort. „Ich könnte mir für einige Risikoarten hybride Modelle vorstellen“, sagt Hufeld und skizziert, was er darunter versteht: die Kombination von internen Modellen wie auch Standardansätzen. Hufeld geht auf den von Vorrednern angeprangerten, schon heute zu großen Umfang der Regulierung nicht ein.

Hufeld diskutiert mit Sven Giegold, Finanzpolitischer Sprecher im Europäischen Parlament, Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Gerhard Hofmann, Mitglied des Vorstandes des BVR und Vizepräsident der EACB, Dr. Johannes-Jörg Riegler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, und Dr. Wolf Schumacher, Vorsitzender des Vorstands der Aareal Bank.

Grillo lässt keinen Zweifel an der Bedeutung der Banken für die Realwirtschaft. „Das Thema angemessene Regulierung ist schwierig“, sagt Grillo, will aber darin nicht den einzigen Schlüssel zur Lösung aller Probleme sehen. Das Denken der Banker müsse geändert werden, das sei für die Industrie wichtig, um mit Banken als partnern umgehen zu können.

Erst musste man Betriebswirt sein, dann Mathematiker und heute muss man Jurist sein, um Banker zu werden, sagt Riegler.  Schumacher sagt klar: „Wir haben zu viel Regulierung. Es steht Kontrolle im Vordergrund, nicht Vertrauen.“ Mit immer neuen Modellen der Vergütung schaffe man kein Vertrauen. Giegold berichtet aus dem Europaparlament, dass nicht mehr über Deregulierung wie vor der Finanzkrise geredet werde. Jetzt wird nur noch reguliert. „Auch wir Grünen haben da zugestimmt“, sagt Giegold und wendet sich den Folgen der Niedrigzinsphase und damit einem anderen Thema zu. „Die Nebensache darf nicht zur Hauptsache werden“, argumentiert Hofmann gegen eine ungebührliche Ausweitung von Compliance-Funktionen in den Banken.

Obwohl die Teilnehmer der Diskussionsrunde wie auch anderer Referenten der Jahrestagung auf die Unübersichtlichkeit und kaum noch zu bewältigende Komplexität der Bankenregulierung zu sprechen kommen, wagt noch keiner, offen auch die Deregulierung zu fordern.

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