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Überrendite

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2016

Wer sich selbst um seine eigenen Finanzen kümmert und Ersparnisse so anlegen will, dass er mehr als die von Banken und Sparkassen versprochenen Zinsen auf sein Vermögen erwarten darf, greift sicher gerne zu einem Buch mit dem Titel „Überrendite“. Mit dem neuen Buch im FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe fasst Dr. Alexis Eisenhofer 25 Jahre seiner Erfahrungen als Investor und Unternehmer am Kapitalmarkt zusammen.

Kein Buch vermag mehr einen kompletten Überblick über alle Finanzanlagen zu bieten. „12 Millionen Instrumente umfassen außerdem weitaus mehr,“ macht Eisenhofer klar, „als die weltweiten Sparer überhaupt Geld haben. Damit es in diesen Wertpapieren Kurse gibt, die ein Privatanleger handeln könnte, müssen Maschinen nach bestimmten Modellen künstliche Preise stellen.“

„Der Glaube an besonders kluge Portfoliomanager veranlasst Millionen Kleinsparer weltweit, insgesamt 74 Billionen US-Dollar in 122.000 Fonds zu investieren. Dass es nur 52.000 börsennotierte Unternehmen gibt, von denen eigentlich nur 5.000 genügend Aktien für den Börsenhandel haben, zeigt das besondere Gewicht von Fondsmanagern in der Finanzbranche“, gibt Eisenhofer zu denken. Selten finde man aber die von Fonds erhoffte Überrendite.

„Außerdem verlieren Ansätze, die historisch gut funktionierten, aufgrund von hoher Nachahmung ihren Wert. Was nutzt der Nobelpreis von Harry Markowitz zur Berechnung optimaler Portfolios,“ fragt Eisenhofer, „wenn jeder diese Vorgehensweise anwendet?“ Das Buch ist locker formuliert: Erstens ist es wohl der falsche Ort, in diesem Kontext nach dem Nutzen des Nobelpreises zu fragen, und zweitens dürfte wohl gerade dann die Theorie von Harry Markowitz – rein theoretisch – ihren höchsten Nutzen bringen würde, wenn sich jeder an sie halten würde. Zu den realitätsfernen Annahmen seiner Theorie gehört nämlich, dass der Anleger stets rational auf vollkommenen Märkten handelt.

Eisenhofer skizziert die Gründe, weshalb es den meisten Anlegern nicht gelingen dürfte, mit aktiv gemanagten Fonds zur Überrendite zu gelangen, und erläutert die Vorteile von Indexfonds. „Wenn es jedoch nur passive Anlagen gäbe und niemand die Fundamentaldaten der Unternehmen prüfen würde,“ räumt er ein, „wäre der Kapitalmarkt nicht effizient. Bei aller Kritik an aktivem Portfoliomanagement kann insgesamt hierauf jedoch nicht völlig verzichtet werden. Je mehr Indexfonds entstehen, desto stärker wird ab einem gewissen Zeitpunkt das Pendel in Richtung aktives Management zurückschwingen.“

Diese Aussage passt zu seiner Feststellung an anderer Stelle, als es um die Effizienzmarktthesen von Eugene Fama geht: „Dass Kapitalmärkte gar nicht völlig effizient sein können, liegt auch am Informationsparadoxon: Wären Märkte nämlich effizient, könnten kostenintensive Informationen gar nicht durch Gewinne refinanziert werden und würden unterbleiben. Folglich kann der Markt auch nicht mehr alle Informationen verarbeitet haben, weil diese ja nicht beschafft worden sind.“

Dem Leser wird die Vielfalt der Einflussfaktoren klar, die auf den Ertrag jeder Kapitalanlage einwirken. „Komplexität entsteht aber nicht nur bei den Entscheidungsträgern,“ so Eisenhofer, „sondern wird diesen auch oftmals durch Gesetze und Anlagerichtlinien vorgegeben. In guter Absicht geben Aufsichtsbehörden Rahmenbedingungen vor, die allerdings Rendite kosten. Dies gilt insbesondere für die großen institutionellen Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen.“

Während Credit Ratings nur am Rande diskutiert werden, geht Eisenhofer ausführlicher auf Fondsratings ein. „Fondsratings und Analystenempfehlungen sind wichtige Vertriebsmittel. Nur selten haben sie aber“, so sein Fazit, „eine echte Prognosekraft. Bei Fondsratings sind meist nur die schlechten Ratings aussagekräftig, weil schlechte Fonds keine weiteren Mittel einsammeln können und daher strukturelle Kostenprobleme haben.“

Das Buch liest sich flüssig, weißt aber keine sonderlich ausgeklügelte Gliederung auf. 22 Themen reihen sich aneinander. So folgen beispielsweise den Ausführungen zur Effizienzmarkthypothese Darstellungen wissenschaftlicher Renditeanomalien, Erläuterungen der technischen Aktienanalyse und Bemerkungen zur Prognosegüte bei Daytrading. Weiter geht es mit dem Fondsmanagerparadoxon, Ex-Post-Verzerrung von Renditen, mit einem Abschnitt mit dem Titel „Der falsche Guru“ und die Auflistung typischer Verhaltensfehler von Anlegern.

Das Buch kann fast wie eine Zeitschrift gelesen und durchblättert werden, da die einzelnen Kapitel unterhaltsam und in sich schlüssig formuliert sind. Der Leser lernt Grundlagen wichtiger Theorien und eine Vielzahl von Begriffen kennen, ohne ein trockenes Studium von Definitionen fürchten zu müssen.

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