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Verschwundener im Scope Advisory Board

Von Dr. Oliver Everling | 11.April 2021

„Der Scope Advisory Board bringt international renommierte Persönlichkeiten zusammen, die als Botschafter für Scope fungieren, um die alternative europäische Ratingagentur zu werden. Der Beirat vertritt die europäische Vielfalt und ihre vielfältigen Finanzmärkte und Volkswirtschaften. Alle Mitglieder tragen mit ihrem Ruf, ihrem Netzwerk und ihrem Fachwissen dazu bei, die Sichtbarkeit der europäischen Ratingalternative zu stärken“, schrieb mit Copyright 2020 die Scope SE & Co. KGaA noch Mitte März 2021 auf ihrer Webseite https://scopegroup.com/boards-and-ambassadors.

Mitte März 2021 ließen sich folgende Personen mit Fotos, Namen und – ausgewählten – Funktionsbezeichnungen auf der Website abbilden. Honorary Board: Prof Dr Horst Köhler, Jean-Claude Trichet, José Manuel González, Pier Carlo Padoan und Leszek Balcerowicz. Board of Trustees: Gerd Häusler (Chair), Simon Fraser (Vice Chair), Lorenzo Bini Smaghi, Dr. Johannes Fritz, Dr. Dieter Schenk. Advisory Board: Dr. Peter M. Haid (Chair), Maurice Thompson, Prof. Ewald Nowotny, François Tesch, Janusz Reiter, Alejandro Fernández de Araoz, Luigi Dante, Dr. Herbert Stepic, Dr. Michael Ollmann, Panfilo Tarantelli, Prof. Dr. Mark Binz, Francisco R. Rey, Torsten Hinrichs, Zaza Beradze, Yaroslav Issakov.

Die Logik der Reihenfolge ist unklar. Hatte der direkt nach dem Vorsitzenden des Beirats, Dr. Peter M. Haid, genannte Maurice Thompson eine Sonderstellung, war er Primus inter pares und deshalb vor Prof. Ewald Nowotny, François Tesch oder Janusz Reiter usw. zu nennen? Das Ranking folgte jedenfalls nicht einem alphabetischen Ordnungssystem.

Anfang April „verschwand“ der Scope Advisory Board von der Website. Nur noch die Herren – es sind überall ausschließlich Männer – des Honorary Board und des Board of Trustees waren verblieben. Nach der Veröffentlichung über die „Rumpfwebsite“ sind inzwischen alle Männer wieder da – fast alle, denn nun fehlt Maurice Thompson. Doch wie tragen jetzt die Mitglieder „mit ihrem Ruf, ihrem Netzwerk und ihrem Fachwissen“ dazu bei, die Sichtbarkeit der europäischen Ratingalternative zu stärken?

Über Maurice Thompson aus obiger Liste, Aufsichtsratschef des in Havarie geratenen Bremer Kreditinstituts, der Greensill Bank, wurde nicht nur als Aktionär, sondern auch als Beirat der Berliner Ratingagentur berichtet. Scope Ratings erteilte erst 2019 ein Rating A- für die Greensill Bank und hielt es bis 17. September 2020 aufrecht – ein Rating gleichauf mit dem der namhaftesten deutschen Banken. „Ein Rating mit Geschmäckle“, wie die Börsen-Zeitung berichtete.

Am 2. April 2021 wurde auf das Verschwinden des „Scope Advisory Board“ aufmerksam gemacht und über Zusammenhänge berichtet. Nun lässt sich der Vorgang als bloße Aktualisierung der Website bagatellisieren, denn der „Scope Advisory Board“ ist heute wieder da – aber ohne Maurice Thompson. Eine Meldung findet sich dazu im „Media Centre“ der „Scope Group“ nicht – kein Dank für die von ihm geleistete Arbeit, mit seinem Ruf, seinem Netzwerk und seinem Fachwissen dazu beigetragen zu haben, die Sichtbarkeit der europäischen Ratingalternative zu stärken, wie es angeblich Auftrag des „Scope Advisory Board“ ist. Aber es gibt auch kein Eingeständnis, was den mangelnden Dank erklären würde. Verschwiegenheit gehört offenbar zu den Prinzipien, nach denen der Vorsitzende Dr. Peter M. Haid den Beirat führt.

 

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