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Zu schön, um wahr zu sein

Von Dr. Oliver Everling | 26.Januar 2011

Jens Schmidt-Bürgel, Geschäftsführer der Fitch Deutschland GmbH (www.fitchratings.com) zeichnet auf der Fitch Ratings European Credit Oulook-Konferenz 2011 ein Bild der Welt aus Widersprüchen: Unternehmenserträge, Bruttoinlandsprodukte, Schwellenländer, Konsum, stabilisierende Großbanken und stabilisierende Ratingausblicke sind die guten Nachrichten. USA, Großbritannien und Australien stehen auf der anderen Seite noch vor großen Herausforderungen, öffentliche Defizite, Arbeitslosigkeit und die Refinanzierung der Banken sind noch mit Fragezeichen zu versehen. Zu den Minuspunkten gehören auch das Vertrauen in den Finanzsektor und die niedrigen Zinsen.

„Die Investoren Wollen Rendite schaffen“, macht Schmidt-Bürgel klar, daher sei der Druck groß, attraktivere Anlagemöglichkeiten zu finden. Schon allein die Tatsache, dass ohne das Einwirken der Zentralbank die Finanzmärkte nicht mehr funktionieren würden, müsse ein Warnsignal sein. Ende 2007, Anfang 2008 schien es noch, als sei die Krise „managebar“. Griechenland sei der Auslöser der sovereign-Krise gewesen, obwohl Griechenland zunächst keine Hilfen brauchte. Schmidt-Bürgel erläutert, wie kleinere Krisen sich auswirken können, ihre Kreise ziehen. „Die Märkte reagieren auf jede kleinere Volatilität.“

Vertrauen spielt eine vitale Rolle in der Funktionsweise der Märkte. Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, sei es wahrscheinlich so, dass es „zu schön“ ist. Ein klares Warnsignal sieht Schmidt-Bürgel darin, dass inzwischen die Standards und Anforderungen wieder abgesenkt worden seien. „Modellergebnisse sind aber nicht die letzte Antwort“, warnt Schmidt-Bürgel.

Schmidt-Bürgel stellt die zentrale Bedeutung einer hohe analytischen Qualität und eines stringenten Überwachungsprozesses für Risiken heraus. Die Vergleichbarkeit von Ratings über geografische Räume und Produktklassen hinweg müsse sichergestellt werden. Kommunikation und Transparenz, Scanning und aktiver Radar sowie Sensitivitätsanalysen tragen dazu bei, die Situation richtig einzuschätzen.

Sieht man vom US-Markt einmal ab, haben sich die Ratings weltweit stabilisiert. Auch der negative Ausblick bei Finanzinstitutionen bildete sich von Quartal zu Quartal in den letzten zwei Jahren deutlich zurück. Bei Unternehmen sind sogar positive und negative Ausblicke gleichauf. Das Investorensentiment – gemessen am Investor Sentiment Index – zeigt, dass sich nur die Einschätzungen für die öffentlichen Emittenten (Staaten) deutlich verschlechtert hat, ansonsten sind positive Entwicklungen zu verzeichnen. Die Staaten stehen vor den größten Herausforderungen als Emittenten, da sie für immensen Refinanzierungsproblemen stehen werden. Öffentliche Emittenten müssen mit einem Crowding-Out rechnen, das die Finanzierung öffentlicher Haushalte deutlich erschweren wird.

Themen: Bankenrating, Länderrating, Pfandbriefrating, Unternehmensrating, Verbriefungsrating | Kein Kommentar »

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