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China droht kein Banken-Crash

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 23.Oktober 2013

Als im Sommer die Zinsen am Interbankenmarkt in China unverhältnismäßig  gestiegen sind, machte sich die Sorge breit, dass in China vor einem Banken-Crash stehen könnte. Denn Ende Juni kam es zu einem massiven Ausverkauf am Anleihenmarkt, die Notierungen brachen ein, die kurzfristigen Zinsen stiegen auf Rekordwerte. Weil die die Zentralbank, die People’s Bank of China, keine Bereitschaft zeigte, Geld ins System zu pumpen, stieg der Shibor (Shanghai Interbank Offered Rate), der Geldmarktzins, der angibt, zu welchen Sätzen 18 in China tätige Banken sich kurzfristig Geld leihen, quasi über Nacht auf 12,36 %, nachdem der Zins am Tag zuvor noch bei 8,22 % gelegen hatte. Der Stress am Kreditmarkt hatte die Ratingagentur Fitch aufgebracht, um vor Problem im chinesischen Bankensektor zu warnen.

Diese Ängste  jedoch versuchte Prof. Dr. Horst  Löchel, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management  bei einem Vortrag der IHK Frankfurt  zu zerstreuen. Er wies auf dem 36. China Jour Fixe auf die hohe Profitabilität, die gute Kapitalausstattung, die hohen Mindestreservesätze,  die strenge Bankenaufsicht  und den verhältnismäßig  geringen Anteil der faulen Kredite (0,95 %) im chinesischen Bankensystem hin. Selbst wenn die Schätzungen einträfen, wonach die NPL-Quoten eher bei 5-6 % liegen dürften, gehe davon keine Gefahr für das Bankensystem aus, betont der China-Experte. Risiken sieht er eher im Geschäftsmodell der Banken.

Auch das von vielen Experten mit Sorge gesehene, hohe Kreditwachstum – derzeit nehme die Darlehenssumme der Banken rund 15 % pro Jahr zu – scheint Löchel keine großen Kopfschmerzen zu bereiten. Festzustellen ist jedoch, dass in China das Wachstum im Wesentlichen durch Kredite getrieben wird und dass die Zentralbank versucht, das Kreditwachstum zu drosseln, indem die Banken dazu angehalten werden, keine Kredite mehr an Staatsunternehmen zu vergeben. Angesichts der hohen Kreditschwemme  hätten die Unternehmen bisher wenige Anreize ihr Geschäftsmodell weiter zu entwickeln. Was Löchel jedoch in diesem Zusammenhang nicht erwähnte, ist die hohe Verschuldung der chinesischen Firmen.  Nach Schätzungen der Citigroup soll sich die Verschuldung der nicht-finanziellen Unternehmen im Jahr 2012 einen Wert von 151 % des BIP erreicht haben. Das sei der höchste Wert unter den zehn größten Volkswirtschaften weltweit, betont die US-Bank.

Überzeugt ist Löchel jedoch davon, dass der Finanzmarkt weiter liberalisiert werden muss. Dies müsse jedoch mit einer Reform der Geschäftsmodelle der Banken einhergehen. Zu den Reformvorhaben der  chinesischen Regierung zählt die Liberalisierung des Renminbi und die Shanghai Freihandelszone, wobei die Umsetzung der Shanghai FTZ durchaus noch zehn Jahre dauern könnte. In diesem Kontext wies Löchel darauf hin, dass  Peking wieder verstärkt auf die Hongkong-Karte setze, was sich insbesondere  an den Börsengängen festmachen lässt, die zum großen Teil an der Hongkonger Börse erfolgten. Des Weiteren spricht  sich der Experte auch für eine Konsolidierung des Bankensektors – und hier im Besonderen bei den City Commercial Banks – aus.  Im Gegensatz zu den vier staatseigenen Großbanken, die im Zuge der Bankenreform  im Zeitraum 2004-2005 zuerst rekapitalisiert und bis 2010 an die Börse geführt wurden, sind von den City Commercial Banks bislang lediglich die  Bank of Beijing, Bank of Ningbo and Bank of Nanjing gelistet.

Ausblickend geht Löchel davon aus, dass zumindest eine der vier Großbanken privatisiert werden wird. Eine stärkere Privatisierung könnte auch dazu beitragen, den Wettbewerb im Bankensektor zu forcieren und den Marktanteil der „Big Banks“ von derzeit 50% allmählich zu verringern. Wie profitabel der Bankensektor ist, zeigte eine Analyse von PWC. Dieser zufolge  erhöhte sich der Nettogewinn der zehn größten Banken im ersten Halbjahr um rund 14 % auf 581,6 Bio. RMB.

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