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Damoklesschwert Eurozone

Von Dr. Oliver Everling | 13.Juni 2012

„Meine englischen Kollegen sind deutlich negativer“, sagt Hela Hinrichs von Jones Lang LaSalle bei der Scope Investment Conference „Geschlossene Immobilienfonds“ in Frankfurt am Main zu ihrer Prognose, dass die Eurozone mit einer Wahrscheinlichkeit von 45 %, so ihre Schätzung, nicht bleiben wird, wie sie ist. Eine Erholung habe nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 5 %, das wahrscheinlichste Szenario sei, dass sich die Krise fortsetze.

Hinrichs beobachtet eine Abschwächung der Büroflächennachfrage nach einem überraschend starken Vorjahr. „Es ist absolut kein Zusammenbruch des Marktes in Europa“, berichtet Hinrichs, auch wenn die Leerstandsquoten hoch bleiben würden. Überangebot gibt es in Dublin, Moskau, Rotterdam oder Amsterdam. Frankfurt habe ein ausreichendes Angebot, um Unternehmen eine einfache Expansion zu ermöglichen, bemerkt Hinrichs und kommentiert auf diese Weise positiv den nihct ganz so hohen Leerstand in Frankfurt am Main.

„In Paris und auch in Deutschland wurden die Incentives deutlich abgebaut, so dass sich die Spitzenmieten nicht so stark erhöht haben“, berichtet Hinrichs aus der Praxis der Immobilienmärkte. Der Spitzenmietaufschlag zur Miete in Gebäuden durchschnittlicher Qualiät in zentralen Lagen beträgt in München rund 85 %, in London City dagegen nur 25 %. „Vor allem in deutschen Märkten hat man ein hohes Potential.“

In Deutschland stehe die europäische Immobilienuhr auf 6 Uhr, in Amsterdam dagegen auf 12 Uhr – alle anderen europäischen Märkte stehen zwischen diesen beiden Extremen. Während in Deutschland mit Mietsteigerungen zu rechnen sei, müsse in Amsterdam mit nachgebenden Mieten gerechnet werden. Eine Besonderheit sei in Deutschland, dass Immobilien unter Nachhaltigkeitsaspekten zertifiziert werden müssten, um ihren Markt zu finden. Im Thema Nachhaltigkeit ist Deutschland inzwischen weiter fortgeschritten, aber Großbritannien und Frankreich sind Deutschland in vielen Bereichen (nachhaltige Gesetzgebung, Zertifizierung, „grüne“ Mietverträge etc.) voraus.

Deutschland dominiere auch den Logistikmarkt, gefolgt von Polen und Russland. „Die Logistikmieten geraten unter Druck“, berichtet Hinrichs. Insgesamt gehe man aber von einer stabilen Entwicklung aus, ebenso wie bei den direkten Immobilieninvestitionen. „Die Amerikaner sehen ihre Möglichkeiten in ihrem eigenen Markt und die Europäer gehen nicht unbedingt nach Asien.“ Auf 30 Städte weltweit entfalle rund die Hälfte des globalen Transaktionsvolumens bei Immobilien.

Themen: Fondsrating, Immobilienrating | Kein Kommentar »

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