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Der Magna Mann

Von Dr. Oliver Everling | 24.August 2013

Den „Magna Mann“ muss man kennen: Frank Stronach legt die „Frank Stronach Erfolgsformel“ in seinem Buch „Der Magna Mann“ offen (ISBN 978-3-99001-064-8, Verlag edition a). Das Einzige, was das Buch nicht enthält, ist allerdings eine mathematische Formel. Es handelt sich gewiss nicht um einen wissenschaftlichen Titel, gar mit Fußnoten und Quellenangaben, sondern um einen der vielen, in denen erfolgreiche Unternehmer ihren Weg zum Erfolg und damit auch ihre „Erfolgsrezepte“ beschreiben.

Tellerwäscherkarrieren wie die von Frank Stronach kommen insbesondere bei amerikanischen Lesern bestens an, daher ist es kaum erstaunlich, dass der gebürtige Österreicher seine Erlebnisse seit Kindheit und Auswanderung auf eigene Faust nach Kanada zuerst in englischer Sprache (2012) und jetzt in deutscher Übersetzung (mit Kathrin Nachbaur) verkauft.

Österreichern braucht man Frank Stronach nicht vorzustellen, seine Medienpräsenz ist dort inzwischen unübersehbar. In Deutschland kam Stronach mit seinem Weltkonzern Magna in aller Munde, als er den Versuch der Übernahme der angeschlagenen Adam Opel AG aus dem General Motors-Konzern unternahm. Für das Scheitern macht Stronach in seinem Buch allein politische Einflussnahmen verantwortlich.

Obwohl Stronach längst hoch angesehener Gast an den besten Hochschulen ist und Lehrstühle gestiftet hat, merkt man dem Buch doch seine eigene, nicht akademische Handschrift des einstigen Werkzeugmacherlehrlings an. Fast meint man bei der Lektüre aus dem Buch noch den Geruch der Werkshallen zu riechen, die so lange die Heimat des heutigen Milliardärs waren, der 1957 seine eigene Werkstatt eröffnete und es bis zu einem Konzern mit Milliardenumsätzen und 120.000 Mitarbeitern brachte. So konkret und detailreich sind seine Beschreibungen, dass wohl kaum einem Leser ein plastisches Bild von seinem fulminanten Entwicklungsweg verborgen bleiben kann, den er ohne jeden akademischen Titel nahm.

Stronach erinnert sich in seinem Buch häufiger an seine Erfolge als an seine Misserfolge. Der Titel dient also nicht der Aufarbeitung oder Abrechnung mit Widersachern oder politischen Gegnern oder wirtschaftlichen Konkurrenten. Es ist kein peinliches Enthüllungsbuch, auch nicht zu seinem Privatleben. Im Gegenteil: Sieht man von den ausführlichen Darstellungen seiner Liebe zum Sport mit Pferden ab (seine Aktivitäten im Fußball kommen vergleichsweise seltener zu Wort), liest man über seine Familie wenig.

Da sich der Autor mit seinem „Team Stronach“ inzwischen sogar mit einer nach ihm benannten Partei auf den Weg in die Politik in Österreich macht, er in Kanada für die Liberale Partei bereits vor Jahren einmal im Wahlkampf war und seine Tocher Belinda sogar Ministerin wurde, ist es eher erstaunlich, wie Stronach in einem so persönlich geschriebenen, fast autobiografischen Buch fast nichts über seine Frau und seinen Sohn sagt. Dieser für Politiker, die sich doch sonst gerne mit Babys und Familie ablichten lassen, ungewöhnliche „Mangel“ wurde ihm möglicherweise schon vorgehalten, denn der auf der letzten Seite des Buches abgedruckte Brief – „Liebe Leserinnen und Leser!“ – liest sich fast wie eine Entschuldigung dafür.

Im Epilog mit der Überschrift „Die Freiheit“ fügt der Eurogegner Stronach seinem Buch eine Art Parteiprogramm hinzu, in dem er seine Auffassungen und Forderungen zur Verwaltungsreform, Demokratiereform, Steuerreform, Unternehmerförderung, Arbeitnehmer, Justiz und Kontrolle, Europa und Euro, Banken und Finanzwelt, Schule und Bildung, Kultur, Jugend, Sport, Gesundheitssystem, Pensionssystem, Soziales, Wohnen, Familie, Frauen, Zuwanderung und Asyl, ländlichem Raum, Umwelt, Sicherheit, Landesverteidigung und freiwilliger Dienst, eine gesunde Landwirtschaft und Tierschutz, ORF sowie Allgemeingüter wie Eisenbahn, internationale Flughäfen, Straßen, Wasser- und Elektrizitätsnetz darlegt.

Sein Verdruss mit Politikern treibt ihn zur Forderung, neben „Politiker“ noch „Bürgervertreter“ – Mindestalter 35 Jahre – so etwa nach dem Vorbild der mehr oder weniger zufällig aus der Bevölkerung bestimmten „Geschworenen“ an amerikanischen Gerichten zu bestellen. Diese und andere Forderungen entspringen keinem politologischen Theoriegebäude, sondern sind eher typisch für den Pragmatismus, der erfolgreiche Unternehmer auszeichnet.

„Der Magna Mann“ sollte gerade auch von denjenigen in den Kreditinstituten gelesen werden, die im Rating den Erfolg von Unternehmen allein mit wenigen Kennzahlen erklären wollen. Zur verkürzten Weltsicht von Bankern hat Stronach ein gespaltenes Verhältnis. Bankkredite brachten seinen Konzern einmal beinahe in den Ruin. Sich von der Schuldenlast und der Abhängigkeit von Bankern gänzlich zu befreien, war daher sein erklärtes Ziel. Noch heute plädiert Stronach dafür, nur solche Schulden einzugehen, die man mit Sicherheit zurückzahlen könne.

Themen: Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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