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Die Mär vom Kreditverkauf
Von Dr. Oliver Everling | 31.Januar 2008
Der Forderungsverkauf ist eine Liquiditätsquelle für Banken, sagt Dr. Marcel Köchling, Vice President, Lone Star Germany GmbH, Frankfurt/Main. Die negative Presse seit einiger Zeit habe jedoch dafür gesorgt, dass der Markt sich heute anders darstelle als noch vor wenigen Jahren. So hätten sich beispielsweise die Sparassen praktisch völlig zurückgezogen. Sogar die Commerzbank habe die Medienwelle für sich genutzt, um zu verkünden, dass sie keine Kredite mehr verkaufe.
Die meisten anderen Geschäftsbanken würden das Thema jedoch gelassen sehen. Bei rückstandsfreien Krediten werde nicht gegen den Schuldner vorgegangen, verspricht Meinel. Es existiere de facto kein einziger Fall, an Hand dem sich ein solcher Vorgang belegen ließe. Die Boulevardpresse schreibe hier gegenseitig voneinander ab, ohne dazu Fakten zu haben. Gegen die Masse letztlich substanzloser Meldungen sei es schwierig, mit der Wahrheit anzukommen.
Köchling hält es für falsch, dass sich bestimmte Banken zurzeit gänzlich vom Forderungsverkauf verabschiedet hätten. Dies führe nur dazu, dass im Laufe der Zeit sich wieder ein Berg von Forderungen anhäufen würde, der dann wieder relativ plötzlich abzutragen sei. So würden sich die Probleme später nur wiederholen. Köchling spricht sich für einen rationaleren Umgang mit dem Thema aus.
Dr. Wulf Meinel, Managing Director, The Carlyle Group, Frankfurt/Main, kommt auf seine massiven Einkäufe in den letzten Jahren zu sprechen. Private Equity habe sich als eigene Assetklasse etabliert. Durch die Branche sehe er sich bestätigt. Immobilien werden unterhalb ihres möglichen Wertes eingekauft, wertsteigernd verwaltet und an langfristige Investoren verkauft. Die Dealpipeline sei liquide. Der Markt habe eine wesentlich höhere Umschlagsgeschwindigkeit erfahren als bisher. Davon habe auch sein Haus profitiert.
Der Anteil des Fremdkapitals liege deutlich unter 90 %. In dieser Größenordnung würden nur spezialisierte Hedgefonds operieren. Er operiere mit einem Drittel Eigenkapital. Dafür seien immer auch Fremdfinanzierungen erhältlich. Zu den Investoren gehe man ungern zurück und sagt, „wir haben es nicht geschafft“. Das sei auch noch nie passiert. Abhängig vom Fremdkapital gebe es immer auch Marktopportunitäten. Ein Investor gibt einer Investmentstrategie über einen bestimmten Zeitraum Geld. Wenn dieses Geld nicht abgerufen worden wäre, wäre sicher über die Gebühren neu zu verhandeln. Wenn die Verzinsungserwartung nicht erfüllt werde, würde er auch bestraft, da bestimmte Hurdlerates nicht erreicht würden. Nur wenn die Markterwartungen nicht erfüllt würden, könnte es Probleme geben.
Lone Star Germany glaube nach wie vor an Deutschland, sagt Köchling. So habe man erst vor kurzem einen neuen Fonds mit mehreren Milliarden Eigenkapital neu aufgelegt. Deals, die mehrere hundert Millionen betragen, sind manchen Banken bereits zu riskant. Fremdkapital sei schwierig zu bekommen, obwohl genügend Eigenkapital zur Verfügung stünde. Hier komme es auf gute Beziehungen an.
Für „spitz gerechnete Objekte“ gebe es 75 % bis 80 % Fremdkapital, sagt Peter C. Herold, Geschäftsführer, SCAIAP Capital Partners S.á.r.l., Luxemburg/Frankfurt. Was werde aber auf der Objektseite passieren? Gibt es bereits in der zweiten Jahreshälfte 2008 ein bereiteres Angebot aufgrund auslaufender Darlehensverträge? Er erwarte, dass Spieler aus dem Ritt der Zinskurve auf den Markt kommen würden. Wer in einem moderierten Prozess, einer Auktion oder einer nicht öffentlichen Verhandlungssituation heraus gekauft habe, kann zu unterschiedlichen Preisen gekauft habe. Hierin sieht Herold Chancen.
Meinel warnt davor, dass Erwartungen gleich wieder auch Gegenerwartungen erzeugen würden. Die Erwartungshaltung wird nicht immer von demjenigen bedient, dem sie entgegentrete. Manchen Käufern werde gesagt, mehr Eigenkapital nachzuschießen. Es werde kein generelles „Auf-den-Markt-Werfen“ der Transaktionen der letzten zwei Jahren geben, verspricht Meinel.
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