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Ganz Europa von Schuldenmachern besetzt?

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2012

„Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“ Asterix-Fans wissen es, scherzt Paul Hermreck, Bürgermeister von Verl: Mit dieser Einleitung beginnt jedes neue Abenteuer der berühmten Comic-Serie.

Paul Hermreck ist Bürgermeister der rund 25.000 Einwohner zählenden Stadt Verl im Kreis Gütersloh (www.verl.de). Er gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint. Von 1976 bis 1978 absolvierteer eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der Westfälischen Provinzial Versicherung in Münster und führte von 1979 bis 2004 für dieses Unternehmen ein eigenes Versicherungsbüro in seiner Heimatstadt Verl. Im Oktober 1984 wurde der Christdemokrat in den Rat der Stadt Verl gewählt, wo er sich in verschiedenen Fachausschüssen engagierte. 1990 übernahm PaulHermreck den stellvertretenden Vorsitz in der CDU-Fraktion, im Frühjahr 2004 wurde er stellvertretender Bürgermeister. Seine Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister erfolgte im September 2004. Inzwischen ist Paul Hermreck seit2009 in seiner zweiten Amtszeit als hauptamtlicher Bürgermeister tätig.

„Nun, die Stadt Verl liegt zwar nicht in Gallien, sondern im Herzen von Ostwestfalen. Doch in einer Kommunallandschaft,“ sagt Hermreck, „in der allein in Nordrhein-Westfalen von insgesamt 396 Städten und Gemeinden 34 akut überschuldet oder bis 2013 von der Überschuldung bedroht sind, mag Verl durchaus wie das kleine gallische Dorf erscheinen, das statt den Römern der allgegenwärtigen Schuldenkrise trotzt.“

Denn die Stadt gehört nicht nur zu den gerade einmal zehn bis 15 Kommunen in NRW, die im Kernhaushalt als schuldenfrei gelten, sondern verfügt darüber hinaus über liquide Mittel in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro. „Welchem Zaubertrank Verl diese außergewöhnlich gute Finanzlage zu verdanken hat?“ Hermrecks Rezept kommt vollkommen ohne Magie aus, sondern ist ganz einfach: eine Haushaltspolitik mit Augenmaß, frei nach der alten Binsenweisheit „Man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt“.

Eine Philosophie, bedauert der Bürgermeister aus Verl, die leider vielen anderen Kommunen sowie auf höherer Ebene auch Staaten, Ländern und Kreisen offenbar als allzu unpopulär und bieder erscheint. So bezifferte der Bund der Steuerzahler die deutsche Staatsschuld am Ende des Jahres 2011 auf 2,02 Billionen Euro. Bei fast 82 Millionen Bundesbürgern entspricht dies statistisch einer Pro-Kopf-Verschuldung in Höhe von 24.763,00 Euro.

„Plastisch vor Augen geführt,“ illustriert Hermreck die Schuldensumme, „sind das mehr als vier Milliarden 500-Euro-Scheine. Das Gewicht dieser Geldmenge beläuft sich auf 5.260 Tonnen, was einem Güterzug mit 96 Waggons zu je 55 Tonnen füllen würde. Dieser Zug wäre dann 1,73 Kilometer lang.“

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