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Krise in Südeuropa treibt Talfahrt

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2012

Kein Wunder: „Krise in Südeuropa spitzt sich zu“ – das schreibt die der Kreditversicherer Coface anlässlich einer aktuellen Coface-Länderbewertung im Juli 2012. Coface stuft demnach sechs Länder, darunter Spanien, Italien, Zypern und Indien, in seinen Länderbewertungen schlechter ein. „Anlass geben die schwierigen Bedingungen für die Realwirtschaft und das Nachlassen der Zahlungsmoral. Spanien (A4), Italien (A4) und Indien (A3) stehen unter negativer Beobachtung“, wird dazu aus Mainz berichtet.

Zypern stuft der internationale Kreditversicherer von B auf C herunter. Indonesien (B) dagegen wird mit positivem Ausblick versehen. Die Rezession in Südeuropa beeinträchtigt Spanien und Italien und hat sich inzwischen bis nach Zypern ausgebreitet. Für die drei Länder erwartet Coface in 2012 einen Wirtschaftsabschwung von 2 Prozent (Spanien), 1,8 Prozent (Italien) und 1,3 Prozent (Zypern).

Beim indischen Wachstumsmodell zeichnen sich erste Schwierigkeiten ab und Argentiniens Geschäftsumfeld zeigt Anzeichen von Verfall. Einen Lichtblick entdeckt jedoch der Kreditversicherer: „Gestützt von der Dynamik des heimischen Marktes besitzt Indonesien genügend Widerstandskraft, um sich gegenüber der Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds zu behaupten.“

Weil sich die wirtschaftliche Situation in Südeuropa verschlechtert, versieht Coface die A4-Bewertungen von Spanien und Italien mit negativem Ausblick. Zypern wird von B auf C heruntergestuft. „Im ersten Quartal 2012 hat sich die Rezession in Spanien verschlimmert. Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen nehmen in Spanien zu. Nicht nur die Baubranche, sondern auch die Bereiche Lebensmittel, Elektrogeräte, Chemie und Nichtfachhandel sind betroffen. Das ausbleibende Wachstum macht eine Reduzierung der Staatsverschuldung unmöglich und die Lage auf dem Sekundärmarkt bleibt weiterhin merklich angespannt.“

Der Industrie- und Dienstleistungsbereich sei stark rückläufig und die Immobilienpreise seien im Vergleich zum Spitzenwert von Dezember 2007 um 30 Prozent gefallen. Die Arbeitslosenquote steige weiter – seit März 2012 liege sie bei über 24 Prozent.

Coface beobachtet eine deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens italienischer Unternehmen, vor allem im Metall-, Lebensmittel-, Bau- und Textilbereich. In Italien ging das BIP im ersten Quartal 2012 zum dritten Mal in Folge zurück, und zwar um 0,8 Prozent. „Die rückläufige Entwicklung im Industriesektor beschleunigte sich. Besonders die Baubranche musste innerhalb eines Jahres einen Einbruch von 15,1 Prozent hinnehmen. Die Arbeitslosenquote erreichte im April mit 10,2 Prozent Rekordhöhe.“

Zu einem Zeitpunkt, an dem Reformen zu einer steigenden Desillusionierung in der Bevölkerung führen könnten, stellt das Ausmaß der Staatsverschuldung eine ernsthafte Bedrohung dar. Inwieweit das Land die Verschuldung in den Griff bekommt, hängt in hohem Maße davon ab, wie sich die Markterwartungen verändern.

Zypern ist das fünfte Land der Euro-Zone, das um Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm bittet. Die Banken, stark griechischen Risiken ausgesetzt, stellen mit einer Bilanzsumme, die siebenmal so hoch ist wie das BIP Zyperns, ein systemisches Risiko dar. Die Privatverschuldung (311 Prozent des BIP in 2011) ist auf Zypern die höchste in Europa, die Verschuldungsrate der  Unternehmen beläuft sich auf 186 Prozent des BIP, warnt Coface. „Während die Baubranche noch immer unter den Folgen der geplatzten Immobilienblase leidet, haben massive Ausfälle in der Stromversorgung der Petrochemie zu schaffen gemacht.“

Themen: Länderrating | Kein Kommentar »

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