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Neue wirtschaftspolitische Agenda

Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2017

Das 30. FERI Konjunktursymposium 2017 ist von der neuen wirtschaftspolitischen Agenda bestimmt, die sich insbesondere in den USA seit der Präsidentenwahl, aber auch in anderen Ländern zeigt. „Ich lasse mir im Leben nicht einreden, dass 9,5 % Arbeitslosenquote Vollbeschäftigung sind“, sagt Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI AG, mit Blick auf die Entwicklung der Arbeitslosenquote nach Monatswerten im Euroraum. Auch vor diesem Hintergrund sieht Angermann die Inflationsrate im Euroraum weiterhin eher niedrig.

„Temporärer Wachstumsschub, später konjunktureller Abschwung“, titelt Angermann zur wirtschaftlichen Dynamik in den USA. Das BIP-Wachstum 2016 in Höhe von 1,6 % werde von 2,5 % in 2017 abgelöst. Ein schwacher Jahresauftakt dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Laufe des Jahres höhere Raten geben werde. „Mit Trump hat das zunächst gar nichts zu tun, denn das liegt im Konjunkturzyklus der USA“, warnt Angermann vor der These, hier schon Ergebnisse seiner Politik zu sehen.

„Es ist nicht unser Hauptszenario, aber im Bereich der Möglichkeiten, dass die Präsidentschaft Trump scheitern könnte.“ Russland-Verbindungen, Trump als sicherheitspolitisches Risiko, Scheitern wesentlicher Vorhaben im Kongress wären Elemente dieses Szenarios. Die Rücknahme von Obamacare sei vorerst gescheitert. Wenn Trump von seinen Vorhaben und Ankündigungen im Wahlkampf nichts wirklich umsetzen kann, könnten entweder die Rahmenbedingungen der Wirtschaft weiter so bleiben, wie sie sind, oder aber erratische Politikaktionen, Protektionismus, Chaos in der Regierung und Vertrauensverlust die Folge sein.

„Die USA haben sich in den vergangenen 25 Jahren am weltweiten Steuerwettbewerb nicht beteiligt“, berichtet Angermann. Noch immer liegen die Steuersätze bei 40 %, was erhebliche Nachteile für US-Unternehmen mitsichbringe. „Das Prinzip der weltweiten Besteuerung führt zu hohem bürokratischem Aufwand für Unternehmen und Steuerbehörden.“ Angermann spricht von einer Unzahl von Ausnahmen und speziellen Regelungen, um zum Bespiel Doppelbesteuerungen zu vermeiden, und die Fragwürdigkeit der Begrenzung eines Verlustvortrags auf zwei Jahre.

Vor diesem Hintergrund hält Angermann es für möglich, dass das Steuersystem von Trump in Angriff genommen wird. Im Ergebnis sei es aber wahrscheinlich, dass es zu einer Senkung von Steuersätzen kommt. Für 2018 schließt Angermann es nicht aus, dass sich das BIP um 3,2 % erhöhen wird. Es könne aber auch sein, dass in den USA der politische Wachstumimpuls auf eine Volkswirtschaft trifft, die bereits an Vollbeschäftigung grenzt. Die Arbeitslosenquote würde noch weiter auf gut 4 % sinken, aber auch höhere Stundenlöhne zur Folge haben. „Ein weiterer Wachstumsschub hat definitiv das Potential, steigende Lohnzuwachsraten zur Folge zu haben.“

Wenn aber die Löhne steigen, ist auch mit höherer Inflation zu rechnen. Die Fed habe bereits begonnen, ihre Projektionen zu erhöhen. „Seit Dezember 2016 hebt die Fed ihre Projektionen an“, berichtet Angermann. Anfang 2016 trug die Divergenz der Geldpolitik maßgeblich zu Verwerfungen an den Kapitalmärkten bei. Fraglich bleibt, wann die Fed ihre Bilanz zurückführt.

Zwischen der Fed Funds Rate und der Federal Funds Rate nach der Taylor Regel klafft eine immer breitere Kluft. Nach der Taylor Regel müssten die Zinsen noch deutlicher angehoben werden. Damit rechnet Angermann zwar nicht, in jedem Fall aber damit, dass der Leitzins schneller angehoben wird und bei über 3 % bis 2018 landen könnte. Konjunkturelle Aufschwünge würden in der Regel am Ende durch die Zentrabank „gekillt“, formuliert Angermann. Dies könnte auch in den USA wieder passieren, so dass das Ende des aktuellen Aufschwungs 2018 käme (und damit immerhin der zweitlängste, nach dem Zyklus 1991 bis 2000, wäre).

„2020 würde die Fed für die dann erfolgende Präsidentenwahl einen wunderbaren Buhmann abgeben“, sagt Angermann und weist darauf hin, dass bisher kein republikanischer Kandidat ohne Rezession auskam. Mit einem BIP-Wachstum von 1,6 % in 2019 sowie 0,2 % 2020 sieht Feri eine deutliche Abschwächung in den USA voraus.

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