Früherkennung „bestandsbedrohender Entwicklungen“
Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2018
Ohne eine Aggregation der Einzelrisiken kann eine bestandsbedrohende Entwicklung (§ 91 Abs. 2 AktG) nicht erkannt werden, weil meistens Kombinationseffekte mehrerer Risiken das zukünftige Rating und den Bestand eines Unternehmens bedrohen.
Die im IDW PS 340 geforderte Risikoaggregation ist der Kernbaustein jedes Risikomanagements. Um mittels Risikoaggregation mögliche bestandsgefährdende Entwicklungen zu erkennen, benötigt man fundiertes Rating-Know-how. Nur so kann man die Auswirkungen von Risiken auf das Rating in der Zukunft berechnen und feststellen, welche Zukunftsszenarien zu einem Rating führen können, das die Finanzierung des Unternehmens gefährdet (B oder schlechter). Da Risiken nicht addierbar sind, gelingt die Risikoaggregation nur mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation, schreibt Prof. Dr. Werner Gleißner.
Mehr dazu in Gleißner, W. (2016): Die Risikoaggregation: Früherkennung „bestandsbedrohender Entwicklungen“, in: Der Aufsichtsrat, 13. Jg., Heft 04/2016, S. 53-55, Download unter: http://www.werner-gleissner.de/site/publikationen/WernerGleissner_offiziell-Nr-1399-Die-Risikoaggregation-Frueherkennung-bestandsbedrohender-Entwicklungen.pdf (abgerufen am: 22.02.18).
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Deutschland geschwächt in die neue Regierung
Von Dr. Oliver Everling | 20.März 2018
„In Europa scheint Emmanuel Macron inzwischen der Einzige zu sein,“ meint Philippe Waechter, Chief Economist, Ostrum Asset Management, „der sich für eine Reformierung der europäischen Institutionen starkmacht, um so deren Überleben zu sichern.“ Die deutsche Bundeskanzlerin musste nach seiner Beobachtung zunächst das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen mit der SPD abwarten und sehen, ob sie überhaupt in der Lage sein würde, eine neue Regierung zu bilden.
Waechter sieht Merkel geschwächt: „Damit hat die deutsche Regierung das Ruder also nicht mehr wirklich in der Hand. Gleichzeitig haben sich die Sorgen um den Aufwind der AfD in den Meinungsumfragen als absolut gerechtfertigt erwiesen, denn diese Partei ist nun Oppositionsführerin.“
Parallel dazu haben die populistischen Parteien bei der Wahl in Italien am 4. März über 50% der Wählerstimmen erhalten. Vor diesem Hintergrund mehren sich für Waechter die Zweifel, ob dort überhaupt noch eine eindeutig pro-europäische Regierung gebildet werden kann. Geschwächt werden die europäischen Institutionen außerdem durch die Debatte, ob Polen und Ungarn vollwertige Mitglieder der EU bleiben sollen.
„Das Wachstum ist also nach Europa zurückgekehrt, aber die politischen Grundfesten der Region sind wackelig. Deshalb besteht durchaus Anlass zur Sorge,“ mahnt Waechter, „was wohl passieren wird, falls das Wachstum wieder nachlassen und zukünftig weniger Arbeitsplätze geschaffen werden sollten. Dann könnte das politische Gleichgewicht nämlich durchaus erschüttert werden.“
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GBB-Rating geht Cyber-Kriminalität nach
Von Dr. Oliver Everling | 20.März 2018
Im Zuge der digitalen Transformation verlagern sich immer mehr Geschäftsprozesse in den Online-Bereich. Damit wird gerade für Finanzdienstleister das Thema Cyber-Security zum neuen Aufgabenfeld: Wie gelingt es, Kommunikation und die Erbringung von Dienstleistungen gegen potentielle Risiken zu schützen, die aufgrund von Cyber-Kriminalität, d. h. von strafbarem Verhalten Dritter im Internet entstehen?
Eine Umfrage soll die aktuellen Einschätzungen zum Umgang mit dem Thema Cyber-Security und die damit verbundenen Herausforderungen zur Vermeidung bzw. Abwehr von Cyber-Kriminalität identifizieren. Die Umfrage wird von GBB-Rating Gesellschaft für Bonitätsbeurteilung mbH in wissenschaftlicher Kooperation mit Frau Prof. Dr. Weißenberger, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Accounting der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie Frau Prof. Dr. Ewelt-Knauer, Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften, insbesondere Financial Accounting der Justus-Liebig-Universität Gießen, durchgeführt. Mehr dazu auf https://www.onlineumfragen.com/login.cfm?umfrage=83834.
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DBRS zurück in Frankfurt am Main
Von Dr. Oliver Everling | 20.März 2018
DBRS, eine der weltweit größten Ratingagenturen, hat die Wiedereröffnung eines Büros in Frankfurt bekannt gegeben und baut damit ihre Präsenz in Europa weiter aus. 2006 gab es bereits einmal ein Büro in Frankfurt am Main, das jedoch im Zuge der Finanzkrise 2008 wieder geschlossen wurde.
Die nun neu gegründete DBRS Ratings GmbH ist das Ergebnis der erfolgreichen Expansion der international tätigen Ratingagentur in Europa. Nach der noch ausstehenden Registrierung bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde wird die neue DBRS Konzerngesellschaft die Einhaltung der geltenden EU Anforderungen für Ratingagenturen auch nach dem geplanten Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union sicherstellen.
„In den letzten Jahren hat DBRS ihre Stellung auf den wichtigsten europäischen Kapitalmärkten sowohl bei Investoren als auch bei Emittenten erheblich stärken können. Unsere Entscheidung, die Expansion in Europa voranzutreiben, basiert auf dem Erfolg unserer Geschäftsstrategie im europäischen Ratinggeschäft“, so Stephen W. Joynt, DBRS Chief Executive Officer.
DBRS hatte sich bereits vor dem EU Referendum in Großbritannien mit der Einrichtung weiterer Niederlassungen auf dem europäischen Kontinent beschäftigt. Die jetzige Entscheidung spiegelt zwar den derzeitigen Zeitplan der britischen EU Entscheidung wider, doch der Hauptgrund für die Expansion von DBRS liegt in der steigenden Nachfrage von Emittenten nach ihren Ratings und den Informationsbedürfnissen von Investoren in Kontinentaleuropa.
DBRS habe sich für den Standort Frankfurt insbesondere aufgrund ihres Bedarfs an genügend qualifizierten Mitarbeiter entschieden, heißt es aus dem Hause der Ratingagentur. Zudem sei Frankfurt für bestehende und neue Kunden in Europa gut erreichbar.
„Frankfurt befindet sich mitten im Herzen Europas, verfügt über eine gute Infrastruktur und hervorragende Anbindung an andere Städte in Europa. Dies hat uns bei der Auswahl von unserem zweiten Standort in Europa durchaus beeinflusst“, so Detlef Scholz, Head of Europe bei DBRS und Geschäftsführer der DBRS Ratings GmbH. Scholz machte sich bereits bei Moody’s einen Namen und wechselte vor Jahren schon zu DBRS zunächst nach London.
Die DBRS Ratings GmbH mit Sitz im Bankenviertel von Frankfurt hat bereits einen ersten Mitarbeiter eingestellt und prüft gerade Bewerbungen für verschiedene offene Stellen im analytischen Bereich sowie in Compliance und Support. Wie auch bei der DBRS Konzerngesellschaft in London wird sich das Büro in Frankfurt nach der Aufbauphase mit der Ratinganalyse von Banken, Pfandbriefen, Verbriefungen und bestimmten Unternehmensfinanzierung beschäftigen.
Das Büro in Frankfurt ist der zweite Standort von DBRS in Europa und der sechste Standort weltweit. DBRS beschäftigt in den verschiedenen Niederlassungen knapp 500 Mitarbeiter. Nun eröffnen sich neue Karrierechancen mit Stellenangeboten von DBRS: https://dbrs.wd3.myworkdayjobs.com/Careers.
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Thomson Reuters Lipper Fund Awards 2018
Von Dr. Oliver Everling | 16.März 2018
Der Lazard Convertible Global Fonds (SICAV) erhält 2018 in Deutschland gleich drei Thomson Reuters Lipper Fund Awards für seine herausragende Performance. Bei der Award-Verleihung 2018 in Frankfurt wurde der Fonds als „Bester Fonds“ in der Kategorie Global Convertible Bonds über den Zeitraum von drei, fünf und zehn Jahren ausgezeichnet.
Beim Vergleich mit 61 anderen Fonds erreichte der Lazard Convertible Global Fonds auf Drei-Jahres-Sicht die Spitzenposition. Auch bei der Performance über fünf Jahre wurde er zur Nummer eins von 51 Fonds gewählt und auf zehn Jahre zum besten von insgesamt 27 nominierten Fonds. Bereits bei den Lipper Fund Awards in Österreich hatte sich der Fonds erfolgreich in den gleichen Zeiträumen gegen alle Mitbewerber in seiner Kategorie durchgesetzt.
„Wir gratulieren dem Portfoliomanager, Arnaud Brillois, und seinem Team für diese Leistung. Die Awards belegen unser kontinuierliches Bestreben, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen oder gar zu übertreffen“, sagt Andreas Hübner, Geschäftsführer der Lazard Asset Management (Deutschland) GmbH.
Die Thomson Reuters Lipper Fund Awards zeichnen Fonds und Investmentgesellschaften aus, die durch anhaltend starke risikoadjustierte Performance aus der Gruppe ihrer Mitbewerber herausragen. Die Basis für diese Bewertung bilden Lippers urheberrechtlich geschützte leistungsbasierte Bewertungskriterien. Das Analysehaus prämiert jene Fonds, die hinsichtlich des Kriteriums konsistenter risikoadjustierter Ertrag in ihrer Kategorie am besten abschneiden. Die Fonds werden innerhalb ihrer Vergleichsgruppe quantitativ und qualitativ analysiert. Insgesamt prüft Lipper die Ergebnisse mehrerer tausend Fonds.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde der NN (L) US Credit Fonds (P Cap USD, ISIN LU0546920488) über drei und fünf Jahre Laufzeit mit dem ersten Platz in der Kategorie Bond USD Corporates. Zudem hat der NN (L) Banking & Insurance Fonds (P CAP USD, ISIN LU0119198637) über drei Jahre Laufzeit in der Kategorie Equity Sector Financials gewonnen.
Susanne Hellmann, Geschäftsführerin von NN Investment Partners in Deutschland: „Die Auszeichnung im Bereich US Credit bestätigt unsere starke und jahrzehntelange Anleihe-Expertise. Als Asset Manager im Besitz eines großen niederländischen Versicherungsunternehmens ist Fixed Income – von Unternehmensanleihen über Emerging Markets Debt bis hin zu Private Debt – gewissermaßen unsere Unternehmens-DNA.“
Auch die DJE Kapital AG wurde bei den Thomson Reuters Lipper Fund Award 2018 in Deutschland und in Österreich als beste kleine Fondsgesellschaft über alle Anlageklassen hinweg im Zeitraum über drei Jahre mit dem Overall Group Award ausgezeichnet.
In Deutschland erzielte der Rentenfonds DJE – InterCash PA (ISIN: LU0159549814) darüber hinaus sowohl auf Drei- als auch auf Fünf-Jahres-Sicht in der Kategorie „Bond Euro – Short Term“ den ersten Platz und erhielt einen Award. In Österreich ging zudem der Mischfonds DJE – Zins & Dividende PA (ISIN: LU0553164731) im Fünf-Jahres-Vergleich als Sieger in der Kategorie „Absolute Return EUR High“ hervor.
Thorsten Schrieber, Mitglied der Geschäftsleitung der DJE Kapital AG und verantwortlich für die Bereiche Fondsvertrieb, Marketing & Öffentlichkeitsarbeit, sagt dazu: „Die Auszeichnung unserer Fonds in Deutschland und in Österreich macht mich stolz, denn sie verdeutlicht die erfolgreiche Dividendenstrategie und das exzellente Rentenmanagement unseres Hauses. Ganz besonders freut mich natürlich, dass neben den beiden Fonds auch das Haus DJE insgesamt ausgezeichnet wurde. Über 40 Jahre Erfahrung und eine kontinuierlich hohe Qualität der Entscheidungen durch umfassende Expertise in der Interpretation fundamentaler, markttechnischer und monetärer Analysefaktoren machen sich bezahlt.“
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Der – angebliche – Selbstmord Europas
Von Dr. Oliver Everling | 15.März 2018
„Es ist wahr, dass wir viel Zeit damit verbringen, über die Einwanderung zu reden. Doch was nicht stattfindet, ist die Diskussion, die sich die Menschen wünschen“, glaubt Douglas Murray zu wissen, Autor des Buches „Der Selbstmord Europas – Immigration, Identität, Islam“, das in der „Edition Tichys“ im FBV FinanzBuch Verlag erschien. Bei dem Buch handelt es sich um eine Übersetzung des britischen Bestsellers, übersetzt von Krisztina Koenen.
Der FinanzBuch Verlag hat allen Grund, diesen Titel auch einem deutschen Leserpublikum zugänglicher zu machen, da sich Murray vielfach speziell auch mit der Situation in Deutschland und insbesondere mit dem Vorgehen der deutschen Bundeskanzlerin befasst.
Der Inhalt des Buches reflektiert eine Rat- und Orientierungslosigkeit seines Autors. Einerseits hat es den Anstrich eines epochalen Werkes von grundlegender Bedeutung für Europa in kultureller, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht. Andererseits unterzieht sich der Autor der Mühe, akribisch eine große Zahl von Einzelfällen zu dokumentieren: Murray fragt nach den Hintergründen von Terrroranschlägen, Vergewaltigungen und sonstigen Straftaten, die mit Migration und Religion in Zusammenhang stehen. „Deutschland scheint mir das Land zu sein, in dem diese Fragen am wenigsten diskutiert werden und in dem die Debatte am stärksten eingeschränkt und politisiert ist. Zum Teil ist das eine Spiegelung der Medien, die immer noch glauben, ihre Aufgabe sei es, zwischen der Öffentlichkeit und den Tatsachen zu vermitteln, statt die Tatsachen offenzulegen.“
Das Netzdurchsetzungsgesetz (Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken), das unlängst in Kraft getreten ist, sei nur ein weiteres Instrument, die deutschen Bürger daran zu hindern zu sagen, was sie mit ihren eigenen Augen sehen. „Aufwiegelung war bis dahin schon eine Straftat und wurde verfolgt,“ sorgt sich Murray, „nun ist ‚Hassrede‘ zur Hauptlosung in einem Kampf geworden, der in Wahrheit um das Recht auf Redefreiheit geführt wird.“ Es sei „eine der finstersten Entwicklungen der letzten Jahre“, dass ein Zusammenschluss von Regierungsbehörden und privaten Firmen darüber entscheidet, was „Hassrede“ sei. Dem Leser wird hier wie auch an anderen Stellen des Buches suggeriert, eine Art „Enthüllungsbuch“ über die wahre Geschichte zu lesen.
„Es ist einfach,“ schreibt Murray, „über die guten Seiten der Einwanderung zu sprechen: Indem man sie bejaht, ist man für Offenheit, Toleranz und Aufgeschlossenheit. Aber die negativen Seiten zu sehen, sie gar zu erwähnen, ruft Anschuldigungen hervor wie Engstirnigkeit, Intoleranz, Xenophobie und kaum verborgener Rassismus.“ Als die Fälle von bandenmäßiger Vergewaltigung vor Gericht kamen, berichteten die Medien voller Beschönigungen, meint Murray, „vermutlich um die Öffentlichkeit daran zu hindern, entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. So wurden zum Beispiel die Gangs wie im Fall von Oxfordshire als ‚asiatisch‘ beschrieben, auch wenn sie ausschließlich aus muslimischen Männern pakistanischer Herkunft bestanden. Nur selten wurde vor den Gerichten oder in den Medien erwähnt, dass die Opfer deshalb ausgewählt wurden, weil sie keine Moslems waren.“
Murray geht es immer wieder um den mangelnden Schutz der Grenzen Europas. „In sehr seltenen Fällen wurde mal ein Migrant, der Verbrechen begangen hat, in sein Heimatland zurückgeschickt. Aber selbst in einem solchen Fall sind die Hürden sehr hoch. Es ist einfacher zu erlauben, dass sich die Menschen in Italien zerstreuen, als sich an geltendes Recht zu halten. Die Wahrheit ist: Wer die Überfahrt nach Lampedusa überlebt hat, kann für immer in Europa bleiben.“
Bei manchen Darstellungen von Murray fühlt sich der Leser an Thilo Sarrazin erinnert, den Murray auch nennt: „Obwohl es offenkundig war, dass sich die Migranten in Deutschland – genau wie Sarrazin behauptete – nicht integrierten, fiel die politische und mediale Elite über Sarrazin wegen seiner ketzerischen Behauptungen her. Infolgedessen wurde Sarrazin gezwungen, von seinem Posten bei der Bundesbank zurückzutreten. Und obwohl er selbst zu den politisch Linken in Deutschland gehörte, distanzierte sich seine Partei, die SPD, von ihm ebenso wie die CDU Angela Merkels.“
Die Europäer sieht er als Masochisten, die fortwährend Schuld bei sich selber suchen würden: „Während die europäischen Länder den Tod eines Dreijährigen als ihre eigene Schuld ansahen, sah sich die arabische Welt und im weiteren Sinne die muslimische Umma, aus der der Junge kam, zu keinerlei Aktionen veranlasst. Zum Beispiel haben die sechs Golfstaaten – Kuwait, Bahrain, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Oman – bis 2016 keinem einzigen syrischen Flüchtling Asyl gewährt. Flüchtlingen aus Eritrea, Nigeria, Bangladesch oder Pakistan gegenüber waren sie ebenso wenig großzügig.“
Der Wunsch, sich sündig zu fühlen, habe die europäischen liberalen Gesellschaften fest im Griff: Sie seien die Ersten in der Geschichte, die, wenn sie einen Schlag abbekommen, erst einmal fragen, womit sie das verdient hätten. „Die nicht zu lindernde historische Schuld setzt sich bis in die Gegenwart fort. Deshalb sind die Europäer“, glaubt Murray, „auch dann die Schuldigen, wenn sie diejenigen sind, die misshandelt oder von noch Schlimmerem getroffen werden.“
Murray weiß den Wald vor Bäumen nicht zu sehen, so dass er an eine Welt in Chaos glaubt. Indem er sich in Details der von ihm aufgegriffenen Geschichten verliert, fehlt ihm der Blick für Antworten auf die Fragen, die ihn umtreiben. Er bekennt: „Doch die meisten Menschen suchen in ihrem Leben nach irgendeiner Form von Gewissheit. Religion, Politik und persönliche Beziehungen gehören zu den wenigen Bereichen, in denen solche Gewissheiten geschaffen werden können im Chaos, das wir überall um uns herum sehen.“ Es geht ihm um ein Problem, „das man einfacher fühlen als nachweisen kann, aber es geht ungefähr so: Das Leben in liberalen Demokratien ist bis zu einem gewissen Grade dünn und flach, und insbesondere im modernen Westeuropa hat es seinen Sinn und sein Ziel verloren.“
Murray fühlt sich offenbar einer von ihm nicht näher konkretisierten Religiösität verpflichtet: „Solange die Nicht-Religiösen nicht bereit sind, für statt gegen die Quellen zu arbeiten, denen ihre Kultur entsprungen ist, ist kein Ausweg in Sicht. Denn es ist nicht erkennbar – egal, wie sehr man es auch versuchen mag –, dass es gelingen könnte, ein vollkommen neues Glaubenssystem zu erfinden. Da bisher jedoch niemand dieses völlig neue Glaubenssystem erfunden hat, verlieren wir unsere Fähigkeit, über Wahrheiten und Sinn zu sprechen.“ Seine Suche nach einem Glaubenssystem bleibt erfolglos, eine Welt ohne Krieg der Glaubenssysteme kann er sich nicht vorstellen.
„Und noch während der Lebenszeit der meisten unter uns werden sich dieses Land“, schreibt Douglas Murray mit Datum vom 26. Januar 2018, „und die meisten anderen Länder Westeuropas bis zur Unkenntlichkeit verändert haben – auch für jene, die erst seit Kurzem zu seinen Einwohnern zählen. Vielleicht geht alles gut. Vielleicht sterben die Leute aus, die sich noch erinnern, wie Schweden, Deutschland oder Großbritannien einst waren. Vielleicht. Vielleicht entsteht aber auch eine neue Welt voller neuer Probleme.“
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Ritterschlag für oekom research
Von Dr. Oliver Everling | 15.März 2018
oekom research, eine der führenden Nachhaltigkeits-Ratingagenturen, wird heute Teil von Institutional Shareholder Services Inc., dem weltweit größten Anbieter von Corporate Governance und Responsible Investment-Lösungen. Um der Stärke und dem hohen Ansehen beider Marken Rechnung zu tragen, wird der so entstehende neue Geschäftsbereich ISS-oekom benannt. Dieser ergänzt die bisherige Arbeit von ISS mit hochqualitativen Dienstleistungen für die nachhaltige Geldanlage. Die Geschäftstätigkeiten von ISS-oekom werden weiterhin von Robert Haßler, einem der Gründer und langjährigen CEO von oekom research geleitet.
“Ich freue mich, dass oekom research nun ein Teil von ISS wird. Dieser Schritt unterstützt unser gemeinsames Ziel, institutionellen Investoren erstklassige ESG-Ratings und -Daten für den dynamisch wachsenden Markt des nachhaltigen Investments zur Verfügung zu stellen”, erklärt Haßler. „Beide Unternehmen ergänzen sich durch ihre jeweiligen Expertisefelder optimal. Für oekom research bietet der Zusammenschluss zudem die Möglichkeit, seine Mission zur Schaffung einer nachhaltigen Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft noch umfassender verfolgen zu können.“
oekom research wird seine Geschäftstätigkeiten und Büros in München, Paris, London, New York und Zürich mit insgesamt mehr als 110 Mitarbeitern beibehalten. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet und gilt als Pionier im Bereich des Nachhaltigkeitsratings. Als solcher unterstützt oekom research institutionelle Investoren bei der Umsetzung nachhaltiger Anlagestrategien seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Mehr als 180 Finanzdienstleister und institutionelle Investoren nutzen das Nachhaltigkeitsresearch von oekom für die Auswahl von Wertpapieren in verschiedensten Anlageformen. Die durch die Analysen von oekom research beeinflussten Assets under Management betragen aktuell 1,5 Billionen Euro.
“Die weltweite Nachfrage nach ganzheitlichen Lösungen und Services für die nachhaltige Geldanlage wächst kontinuierlich. Wir freuen uns daher sehr, mit dem Zusammenschluss beider Unternehmen hierauf reagieren zu können” erklärt Stephen Harvey, Chief Operating Officer von ISS: “Wir heißen Robert Haßler und das gesamte oekom-Team in der ISS-Familie herzlich willkommen und freuen uns darauf, unseren Kunden auch weiterhin branchenweit führende Informationen und Dienstleistungen rund um Umwelt-, Sozial- und Governance-bezogene Aspekte anbieten zu können.”
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Besonnen digitalisieren
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2018
Im FERI Jahrespressegespräch 2018 ist die Digitalisierung ein heißes Thema. Die Digitalisierung als integrale Ergänzung eines stabilen und erfoglreichen Geschäftsmodells zeigt sich als eine der Kernkompetenzen der Gesellschaft aus Bad Homburg, die nicht einfach jedem Modewort folgen will.
„Wir werden unsere Kunden weiterhin persönlich betreuen“, sagt Marcel Renné, Vorstand und COO der FERI AG. „Wir ergänzen die persönliche Kundenberatung mit HIlfe digitaler Serivces, z. B. in der Kommunikation oder Informationsbereitstellung.“ Dies nennt er „hybrides Modell“.
Die innovative Nutzugn von Wissen von Wissen ist Teil der FERI DNA und soll zukünftig auch im Bereich der Digitalisierung der knstlichen Intelligenz zeigen. „Wir vertiefen unser Research durch digitale Technologien, die uns unterstützen, Komplexitäten zu reduzieren und die Prognosequalität zu verbessern.“
Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO der FERI AG, gibt Beispiele, wie die neuen Technologien neue Möglichkeiten der Szenarioanalyse bieten. „Wir arbeiten an bestimmten Themen, um Märkte mit einer anderen Topografie zu analysieren. Komplexität bekommt man nicht weg, aber man sie kann sie einfacher darstellen, analysierbar und auswertbar zu machen.“ Er fügt hinzu: „Jeder, der da leichtgläubig herangeht, wird desillusioniert“, warnt der Experte aus Bad Homburg.
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Niedrigzinspolitik bleibt im Euroraum
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2018
„Mit Blick auf 2019 werden wir schwächere Wachstumsraten sehen“, prognostiziert Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI aus Bad Homburg. Die Fundamentaldaten bleiben nach seiner Meinung vorerst jedoch positiv für die Aktienmärkte. Das Wachstum in den USA sieht er oberhalb des Trends, u.a. aufgrund des fiskalischen Stimulus durch die Steuerreform. „Im Fokus stehen die USA.“
Senkung der Unternehmenssteuern, Infrastrukturinvestitionen, Protektionismus – „die drei Punkte haben wir bereits vor einem Jahr in den Mittelpunkt gestellt“, sagt Angermann und sieht Trump konsequent die Punkte umsetzen, die er im Wahlkampf versprochen habe. Wenn der Bau der Mauer zu Mexiko zurzeit noch nicht die notwendigen Mehrheiten finde, so könne man aber davon ausgehen, dass Trump schon bald wieder mit neuen Vorschlägen in dieser Richtung aufwarte.
Angermann will sich nicht auf den Beginn des wirtschaftlichen Abschwungs festlegen, sieht aber das Erfordernis, sich jetzt darauf einzustellen. Trump folge politischer (Populismus-) Logik. Die ökonomischen Nachteile würden bei Zöllen auf Kraftfahrzeuge stärker sichtbar werden. Nachteile seien bei Stahl und Aluminium in der Regel nicht unmittelbar sichtbar. „Wir befinden uns noch nicht in einem globalen Handelskrieg“, beruhigt Angermann, da Zölle auf Stahl und Aluminium für den Welthandel noch unkritisch seien. „Das sind durchaus keine neuen Erfindungen, das hat auch die EU schon einmal praktiziert.“ Erst die Kraftfahrzeugbranche, wenn diese Opfer werde, könne das Bild ändern.
Angermann macht klar, wie schwer die Wirkung von Zöllen abschätzbar ist, da ihre Wirkung von unternehmensspezifischen Strukturen abhängt. Die Autohersteller könnten sich zum Beispiel so organisieren, dass mehr in den USA hergestellt wird. Der Nettoeffekt sei daher die Frage. Für die Staten mit größter US-Exportabhängigkeit, wie Mexiko, Kananda oder Malaysia, sei das Thema Schutzzölle besonders wichtig.
Angermann rechnet auch in den USA damit, dass die Löhne stärker steigen könnten. Löhne und Importpreise seien die Treiber der Inflation in den USA, aber die chinesischen Erzeugerpreise bremsen. „Für die nächsten Monate wird sich das in einem Rahmen bewegen, das normal zu nennen ist. Das Lohnwachstum könnte durchaus aber auch etwas stärker werden.“
Der schwache Doller verteuere die Importpreise, auf der anderen Seite stehe aber ein deutlicher Rückgang der Dynamik der chinesischen Erzeugerpreise aufgrund der dortigen Abkühlung. Angermann zeigt ein Chart, in dem die Inflation bis auf 4 % hochschnellen und damit die Notenbank auf den Plan bringen könnte. „Es ist ein denkbar und auch ein nicht sehr unwahrscheinliches Szenario, so dass man es im Blick behalten muss.“
Die Arbeitslosenquote geht im Euroraum deutlich zurück, wenn man aber Deutschland herausrechne, so sei sie immer noch deutlich höher als vor der Krise. „In den USA liegt die Arbeitslosenquote dagegen deutlich unter dem Vorkrisenniveau.“ Den Inflationsdruck sieht Angermann daher im Euroraum begrenzt. Die EZB sei daher nicht aus Gründen der Preisstabilität gezwungen, aus der Niedrigzinspolitik auszusteigen.
Der weltwirtschaftliche Aufschwung sei noch intakt, aber dei Höhepunkt wahrscheinlich erreicht. Die globale Abschwächung (oder Rezession) ab 2019 oder 2020 werde wahrscheinlicher – Auslöser wären die USA. Ein echtes Inflationsproblem sieht Angermann vorerst nicht, aber potentiell einen „Inflation Scare“. Unsicherheitsfaktoren resultieren aus Protektionismus.
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Risikogerechte Bewertung alternativer Unternehmensstrategien
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2018
Unternehmensbewertungs- und Rating-Know-how ist von zentraler Bedeutung bei der risikogerechten, fundierten Beurteilung strategischer Handlungsoptionen. In einem Artikel von Prof. Dr. Werner Gleißner wird anhand eines Fallbeispiels erläutert, wie ausgehend von einer üblichen Unternehmensbewertung (bezogen auf die aktuelle Strategie) eine alternative strategische Handlungsoption bewertet werden kann.
Ausgehend von einer „traditionellen“ CAPM-basierten Bewertung fließen die Ergebnisse einer quantitativen Risikoanalyse bei der Bestimmung von Entscheidungswerten ein. Es wird gezeigt, dass der Umfang von Chancen und Risiken den Erwartungswert der Cashflows und die Insolvenzwahrscheinlichkeit beeinflusst. Die durch das Rating ausgedrückte Insolvenzwahrscheinlichkeit wirkt langfristig quasi wie eine negative Wachstumsrate der Erträge.
Auch auf die in einem unvollkommenen Kapitalmarkt und speziell auch bei nicht börsennotierten Unternehmen sinnvolle Ableitung des Diskontierungszinssatzes unmittelbar von den Ertragsrisiken (Gewinnvolatilität), anstelle von historischen Aktienkursschwankungen (CAPM) wird eingegangen.
Mehr dazu in Gleißner, W. (2013): Die risikogerechte Bewertung alternativer Unternehmensstrategien: ein Fallbeispiel jenseits CAPM, in: Bewertungspraktiker, Heft 3/2013, S. 82-89, Download unter: http://www.werner-gleissner.de/site/publikationen/WernerGleissner_offiziell-Nr-1187-Risikogerechte-Bewertung-alternativer-U-Strategien.pdf (abgerufen am: 22.02.18).
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