USA bringen Nahen Osten nicht zur Ruhe

Von Dr. Oliver Everling | 15.Mai 2018

US-Präsident Donald Trump steigt aus dem Atomabkommen mit dem Iran aus – eine Entscheidung, die voraussichtlich auch die Geschäfte französischer Großunternehmen maßgeblich beeinträchtigen wird, schreibt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei La Financière de l’Echiquier (LFDE).

Seit bald zwei Jahrzehnten schon halten sich die führenden US-amerikanischen Ratingagenturen vom Markt für Credit Ratings im Iran fern. Hintergrund dafür ist ihre Sorge, gegen mögliche Sanktionen der USA gegen den Iran zu verstoßen. Entsprechend kritisch werden auch Unternehmen im Rating gesehen, die im Verdacht stehen könnten, gegen Sanktionen der USA zu verstoßen.

„Geopolitisch betrachtet bringt Präsident Trump eine bereits heikle Lage im Nahen Osten aus dem Gleichgewicht“, so de Berranger. „Sollte es zu einer Eskalation kommen, dürfte die Volatilität der Risikoanlagen zweifelsohne wieder rapide ansteigen“, lautet die Einschätzung des CIO.

Ganz auf Versöhnung stehen dagegen die Zeichen in der Beziehung zu Nordkorea: Das für den 12. Juni anberaumte Treffen zwischen Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un stellt „ein noch vor wenigen Monaten nahezu undenkbares Szenario“ dar. Allerdings ist damit „das Problem Nordkorea noch lange nicht gelöst“, gibt de Berranger zu bedenken.

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Sehenswertes bei der DEFAMA

Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2018

Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) hat einen Kaufvertrag über das KOLOSSEUM Spreewald in Lübbenau geschlossen, berichtet Matthias Schrade, Vorstand der DEFAMA. „Die Transaktion wird als sogenannter Share-Deal abgewickelt, wobei DEFAMA einen Anteil von 94% an der Objektgesellschaft erwirbt. Der Kaufpreis beläuft sich auf insgesamt rund 8 Mio. €. Einschließlich vereinnahmter Umsatzmieten und Erlösen des Parkhauses liegen die jährlichen Nettomieterträge aktuell bei rund 900 T€.“

Die vermietbare Fläche des Objektes beträgt nach Angaben der Gesellschaft insgesamt gut 12.000 qm. Größte Mieter des Objekts sind Rossmann, NKD, KiK, MäcGeiz, Ernsting’s family, Sparkasse, Arbeitsamt und ein Fitness-Studio. Daneben sind zahlreiche weitere kleinere Handelsmieter wie Apotheke, Sanitätshaus, Bäcker, Fleischer, Friseur und Blumenladen im KOLOSSEUM vertreten. Darüber hinaus beherbergt das Objekt zahlreiche Ärzte und Therapeuten, die Stadtbibliothek, diverse Beratungsbüros sowie Rechtsanwalts- und Steuerkanzleien. Der direkt benachbarte LIDL-Markt rundet das umfassende Einkaufs- und Dienstleistungsangebot ab.

Mit Abschluss der Transaktion steigt die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA auf rund 7,8 Mio. €, rechnet der Vorstand aus. Das Portfolio umfasst nunmehr 25 Standorte mit über 100.000 qm Nutzfläche, die zu 96% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Coop/Sky, Dänisches Bettenlager, Deichmann, Takko, Hammer und toom. Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei 3,8 Mio. €, entsprechend 1,07 € je Aktie.

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Schuldenberg über Schuldenberge

Von Dr. Oliver Everling | 11.Mai 2018

„Der weltweite Schuldenberg hat mit 164.000 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord erreicht“, schreibt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer (CIO) des französischen Vermögensverwalters La Financière de l’Echiquier (LFDE), in seinem aktuellen Kommentar. „Dieser Mount Everest der Schulden entspricht 225 % des weltweiten BIP und liegt 12 Punkte über dem Stand von 2009.“

Der Hunger nach Fremdkapital scheint ihm noch nicht gestillt: „Sowohl die öffentlichen Haushalte als auch der private Sektor dürften weiter Schulden aufnehmen“, so de Berranger.

Dabei wachse die Verschuldung laut Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) in den Schwellenländern am stärksten. Besonders der Anstieg der Verschuldung des privaten Sektors in China sei „ein Punkt, den Aktienanleger natürlich genau im Auge behalten müssen“, schreibt der CIO von LFDE.

Auch die von US-Präsident Donald Trump initiierte Steuerreform dürfte ein Anwachsen des Haushaltsdefizits nach sich ziehen. „Das ist kein unerhebliches Problem“, warnt de Berranger. „Das geringste Hüsteln des weltweit größten Kreditnehmers könnte eine wahre Schockwelle auslösen.“

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Generation Y in der Immobilienwirtschaft

Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2018

Eine neue Catella Studie zeigt die zunehmende Prägung der Generation Y auf den heutigen Arbeitsalltag in der Immobilienbranche. „Wünsche, Erwartungen, Wissen und Unkenntnis dieser Gruppe treffen auf eine insgesamt noch immer tradierte Branchenstruktur“, bemerkt dazu Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella.

Wie zuletzt 2015 führte Catella Research eine Umfrage an immobilienwirtschaftlichen Universitäten und Hochschulen des Landes durch, mit dem Ziel die Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeitskräfte von Morgen zu erfassen. In der Grundgesamtheit fanden sich erneut die immobilienwirtschaftlichen Studiengänge der Hochschule Biberach, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, der EBS European Business School Wiesbaden und der Staatlichen Studienakademie Leipzig wieder.

Die Gehalts- und Karriereaspekte sind weiterhin mit Abstand die wichtigsten Aspekte der Arbeitgeberwahl. Die Mehrheit der Befragten nutzt, entgegen der oftmals geäußerten Erwartungshaltung seitens der Immobilienunternehmen, kaum Bewertungstools, um sich ein Bild vom potenziellen Arbeitgeber zu machen. Der Großteil der Befragten rechnet damit, in weniger als 4 Monaten einen Arbeitsplatz im immobilienwirtschaftlichen Bereich zu finden.

Aktuell sind die Sparten Projektentwicklung und Real Estate Asset Management die begehrtesten Berufsfelder der Befragten. Was besonders auffällt: „Die oftmals bewusst jugendlich gehaltene Form der Ansprache und Kommunikation ist nicht unmittelbar erfolgversprechend. Fast scheint es so, dass Attribute, die eher für eine konservative Struktur im Geschäftsleben stehen, die Erwartungen der jungen Leute bestimmen“ erläutert Dr. Thomas Beyerle.

Die Mehrheit der Befragten bezeichnet einen hohen technologischen Standard als notwendige Voraussetzung für eine gute Kommunikation im Unternehmen. Neben einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und einer gesunden Work-Life-Balance inklusive fairer Entlohnung spielen auch die Komponenten Flexibilität und Mobilität eine wesentliche Rolle bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz.

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Banken wünschen kommentarlose Antragsablehnung als Standard

Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2018

Die EU-Kommission hat Banken und Sparkassen aufgefordert, Unternehmen besser über die Gründe einer Kreditablehnung zu informieren. Die Verbände der Kreditwirtschaft haben daraufhin “High-Level-Principles” zum Bankenfeedback bei abgelehnten Krediten an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erarbeitet. Nun geraten diese Prinzipien in die Kritik. Der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ bezeichnet diese Grundsätze als unzureichend und fordert von Banken und Sparkassen eine aktivere Kommunikation.

„Die Kernaussage dieser High-Level-Principles lautet, dass die Kreditinstitute den Unternehmen auf deren Nachfrage die Gründe für eine Kreditablehnung benennen“ erläutert Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater, den Hintergrund der Kritik des Verbandes. „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass eine Bank oder Sparkasse von sich aus, also auf eigene Initiative, die Gründe für eine Kreditablehnung ihrem Kunden erläutert“ fordert Sander.

Dass dies bei weitem nicht der Fall ist, zeigen laut den KMU-Beratern die Ergebnisse ihres „KMU-Banken-Barometer 2016“: Der Aussage „Unsere Bank kommuniziert offen die Gründe für eine Kreditzusage wie Kreditablehnung“ hatten nur 14,1 Prozent der Unternehmen voll zugestimmt, während 17,5 Prozent sagten, dass dies überhaupt nicht zutreffe.

Den Banken wird es schwer fallen, die Forderung der KMU-Berater zu erfüllen. Banken experimentieren bei ihren Kreditwürdigkeitsprüfungen zunehmend mit statistischen Verfahren und künstlicher Intelligenz, bei der nicht mehr in jedem Fall ein sachlogischer Zusammenhang für die Kreditablehnung argumentiert werden kann. So bleibt dem Kunden betreuen bei den Banken nur, dem Kunden die Entscheidung des Computers mitzuteilen.

Nicht zuletzt auch wegen der überbordenden Bankenregulierung erreichen die von Banken bei Kreditentscheidungen anzulegenden Kriterien eine Komplexität, die sogar noch über die Komplexität der Regeln hinausgeht, wie sie beispielsweise von Suchmaschinen für das Ranking von Suchergebnissen verwendet werden.

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Mit dem Smartphone ins Parkhaus

Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2018

Eigentlich ein ganz normaler Donnerstag in Frankfurt am Main: Am 3. Mai 2018 füllt sich am Morgen das APCOA Parkhaus des Universitätsklinikums in Niederrad mit Fahrzeugen von Mitarbeitern und Patienten. Was ein Routinevorgang mit einer funktionierenden Zählung ein- und ausfahrender Fahrzeuge sein könnte, gerät zum Stau über 13 Parketagen, denn die Angaben über freie Parkplätze sind nicht synchronisiert.

So quälen sich einfahrende Fahrzeuge über ein Dutzend Etagen, um auf dem Dachgeschoss festzustellen, dass definitiv alle Plätze belegt sind und mühsam umzukehren. Den nichtsahnend einfahrenden Fahrzeuglenkern wird nirgends ein Signal gegeben, dass die Suche umsonst sein wird. Immerhin bleibt die Ausfahrt kostenfrei, so dass es für die frustrierten Ärzte und Patienten bei Benzinverbrauch und Zeitverschwendung bleibt.

Was ist passiert? APCOA PARKING, Europas führender Parkraummanager, hat seine neue App APCOA FLOW (apcoa.de/flow) auf Basis einer eigens für seine europäischen Märkte entwickelten, offenen und skalierbaren digitalen Plattform auf den Markt gebracht. Bereits zum Start können Kunden in 200 ausgewählten APCOA Parkhäusern mit mehr als 100.000 Stellplätzen in ganz Deutschland ohne Ticket ein- und ausfahren sowie bargeldlos bezahlen. Die Garage soll das Fahrzeug per RFID-Chip berührungslos erkennen und die Schranken automatisch öffnen. Damit gehören sowohl das Ziehen eines Parktickets als auch die Suche nach Kleingeld sowie das Schlangestehen am Kassenautomaten der Vergangenheit an.

Statt der Schlange am Automaten nun die Autoschlange innerhalb des Parkhauses, da die Zählung nicht richtig funktioniert? „APCOA FLOW stellt ein neues digitales Parking-Erlebnis dar, das in dieser Form einzigartig ist: Die Kombination aus neuen Serviceangeboten und hoher Anzahl an teilnehmenden Parkhäusern in ganz Deutschland sowie die dahinterstehende offene, zentrale und skalierbare digitale Plattform für ganz Europa machen APCOA FLOW zum umfassendsten „Connected Car“-Angebot in Verbindung mit Parkgaragen in Deutschland. Damit setzen wir neue Maßstäbe für die Parkraumbranche“, sagt Philippe Op de Beeck, CEO der APCOA PARKING Group. Geplant ist, letztlich alle rund 300 APCOA Garagen in Deutschland mit APCOA FLOW auszustatten und damit die landesweit über 230.000 Stellplätze für Kunden komfortabel zugänglich zu machen.

„Wir sind stolz darauf, dass wir in Deutschland mit APCOA FLOW für Autofahrer vom Start weg das größte Smart-Parking-Angebot für Parkhäuser geschaffen haben. Mit unserer App und der damit verbundenen Plattform revolutionieren wir das Parking-Erlebnis unserer Kunden: Dank APCOA FLOW wird Parken erstmals zum nahtlosen Bestandteil der Mobilitätserfahrung. Wir bieten unseren Nutzern mit APCOA FLOW mehr Komfort, ein höheres Sicherheitsgefühl und letztlich mehr Freiheit und Zeit für die wichtigen Dinge im Leben“, erklärt Detlef Wilmer, Geschäftsführer von APCOA PARKING Deutschland GmbH.

Kunden können die APCOA FLOW App ab sofort sowohl im Google Play Store als auch im App-Store herunterladen, sich registrieren und ihren persönlichen APCOA FLOW Chip für die Windschutzscheibe bestellen. Per RFID-Erkennung öffnen sich die Schranken im Parkhaus automatisch. Jeder einzelne Parkvorgang wird vom System im Hintergrund exakt erfasst und über die hinterlegte Kreditkarte abgerechnet. Die elektronische Bezahlung ist für Kunden jederzeit einsehbar und ermöglicht einen transparenten Überblick über alle Parkvorgänge.

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Weiteres Fachmarktzentrum bei DEFAMA

Von Dr. Oliver Everling | 2.Mai 2018

Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) hat einen Kaufvertrag über ein Fachmarktzentrum in Mylau (Sachsen) geschlossen, einem Ortsteil von Reichenbach im Vogtland. „Der Kaufpreis beläuft sich auf 1,5 Mio. €“, berichtet Matthias Schrade, Vorstand der DEFAMA. „Die jährlichen Nettomieterträge liegen nach Vollvermietung bei rund 170 T€. Die Nutzfläche der 1992 gebauten Immobilie umfasst rund 2.250 qm. Das Objekt ist zu mehr als 95% vermietet. Hauptmieter ist Edeka, daneben sind auch Deichmann, NKD, eine Getränkemarktkette und ein Bäcker vertreten.“
Mit Abschluss dieses Erwerbs steigt die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA auf 6,9 Mio. €, rechnet der Vorstand aus. „Das Portfolio umfasst 24 Standorte mit gut 90.000 qm Nutzfläche, die zu 97% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Coop/Sky, Dänisches Bettenlager, Deichmann, Takko, Hammer und toom. Ohne Effekte aus dem Joint-Venture Radeberg und weiteren Zukäufen liegt der annualisierte FFO des Portfolios nun bei rund 3,4 Mio. €, entsprechend 0,96 € je Aktie.“

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DEFAMA will annualisierten FFO weiter steigern

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2018

Für die ersten drei Monaten 2018 meldet die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) bei einem Umsatz von 1,77 (Vj. 1,06) Mio. € ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 1,12 (0,68) Mio. €. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 471 (296) T€ erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 370 (236) T€. Dies entspricht einem Gewinn von 0,10 (0,07) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 748 (472) T€ und erhöhten sich somit um 58% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

In den Zahlen enthalten waren im ersten Quartal die Erträge von 22 Bestandsobjekten, berichtet der Vorstand. Voraussichtlich ab Juni wird das Objekt in Hamm hinzukommen; weitere geplante Objektkäufe dürften im zweiten Halbjahr zusätzliche Erträge beisteuern. Für das Gesamtjahr erwartet DEFAMA daher ohne Effekte aus dem Joint-Venture Radeberg einen FFO von 3,2 Mio. € und eines Nettogewinns nach HGB von 1,75 Mio. €.

Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei gut 3,3 Mio. €, entsprechend 0,94 € je Aktie. Da DEFAMA zum 31.3. über einen Cashbestand von mehr als 2 Mio. € verfügte und sich durch das Joint-Venture Radeberg ein weiterer Mittelzufluss von rund 2 Mio. € ergeben wird, geht der Vorstand davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch deutlich steigern zu können.

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Saudi-Arabien als China des Nahen Ostens?

Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2018

Ross Teverson, Head of Strategy, Emerging Markets bei Jupiter Asset Management, hört oft, dass Saudi-Arabien für den Nahen Osten genauso wichtig sei wie China für Asien. „Das klingt zunächst ein wenig vermessen,“ kommentiert er, „aber es gibt sicherlich einige interessante Parallelen zu China. Saudi-Arabien wird Gastgeber des G20-Gipfels im Jahr 2020 sein und wir haben schon einige Zeit im King Abdullah Financial District verbracht, wo er stattfinden wird. Heute ist ein großer Teil des Gebiets eine Baustelle, aber der Distrikt hat früher stark an Peking und Shanghai erinnert, wo oft der politische Wille den Anstoß zur schnellen Fertigstellung von Projekten gibt.“

Außerdem scheine sich Saudi-Arabien an Chinas Investitionsmodell zu orientieren, indem sie in Infrastrukturprojekte investieren, um Engpässe beim Wirtschaftswachstum zu beseitigen. So befinden sich zum Beispiel ein neues U-Bahn-System in Riad und eine Hochgeschwindigkeits-Schienenverbindung zum Flughafen im Bau.

Eine weitere mögliche Parallele zu China ist die Vorstellung, dass Mohammad bin Salman seine eigene Autorität durch Antikorruptionsmaßnahmen gestärkt hat, ähnlich wie Präsident Xi in den ersten Jahren seiner Amtszeit. „Bisher ist ihm dieses Vorgehen nicht zum Verhängnis geworden,“ analysiert Teverson, „aber zweifellos hat es unter den hochrangigen Mitgliedern der königlichen Familie und den betroffenen Geschäftsleuten einigen Unmut hervorgerufen.“

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Coface warnt vor zuviel Optimismus in China

Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2018

Die chinesischen Unternehmen gehen überwiegend davon aus, dass es mit ihrer Volkswirtschaft weiter steil aufwärts geht. In einer Untersuchung des internationalen Kreditversicherers Coface rechnen 67 Prozent der 1000 befragten Unternehmen mit einem deutlichen Wachstum auch 2018.

59 Prozent der Risikomanager berichteten, dass der Absatz ihrer Unternehmen 2017 gestiegen sei, 67 Prozent erwarten das auch für 2018. 53 Prozent erlebten 2017 eine Verbesserung ihres Cashflows zum Vorjahr, 61 Prozent gehen davon aus, dass sich der Cashflow im laufenden Jahr besser darstellen wird.

Für Coface-Economist Carlos Casanova ist dieser Optimismus nur zum Teil berechtigt: „Ein großer Teil des Wachstums basiert auf einer hohen Verschuldung. Im internationalen Vergleich und in Relation zum Entwicklungslevel Chinas sind Schulden in Höhe von 250 Prozent des BIP extrem hoch.“

Coface erwartet, dass in diesem Jahr noch mehr Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten bekommen werden. Die vorsichtigere staatliche Geld- und Finanzpolitik werde insbesondere auf Unternehmen durchschlagen, die schon jetzt hoch verschuldet sind und lange Zahlungsverzögerungen verkraften müssen. Andererseits werde der Staat verhindern, dass mehrere gleichzeitige Stressfaktoren den Aufschwung gefährden. Eine Reihe von Reformen ist bereits eingeleitet, darunter ein Insolvenzgesetz, das auf die so genannten Zombie-Firmen ziele.

„Weitere Maßnahmen lassen erkennen, dass die Regierung riskante Kreditvergaben und die hohe Verschuldung von Unternehmen eindämmen will“, erklärt Carlos Casanova. Allerdings erfolge dies nicht nur nach rein wirtschaftlichen, sondern auch nach politischen Aspekten. So könnten Firmen, die zwar nicht sonderlich profitabel seien, aber viele Menschen beschäftigten, mit staatlicher Unterstützung rechnen. Sie bekämen weiterhin Subventionen und Garantien sowie günstige Kreditkonditionen. Das gelte auch für die staatlichen Unternehmen. Solche gestützten Zombi-Firmen gibt es hauptsächlich in Regionen mit Schwerindustrie. Sie gelten wirtschaftlich gesehen als „das alte China“, im Unterscheid zum „neuen China“, dessen Unternehmen sich höherwertigen Produkten und Dienstleistungen widmen.

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