Kämmerer suchen Kredit im Internet

Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2017

Gut ein halbes Jahr nach dem Marktstart erweitert das Münchner FinTech-Unternehmen CommneX seine digitale Ausschreibungs- und Vermittlungsplattform für Kommunalfinanzierungen auf kommunale Unternehmen. Damit sollen ab sofort auch kommunale Wirtschaftsunternehmen wie Stadt- und Wasserwerke, Verkehrsbetriebe, Zweckverbände sowie weitere Eigen- und Regiebetriebe die Möglichkeit zur effizienten, transparenten und überregionalen Kapitalbeschaffung eröffnet werden.

„Nachdem zahlreiche kommunale Kernhaushalte unser innovatives Tool bereits aktiv für die Ausschreibung ihres Finanzierungsbedarfs nutzen, war die Erweiterung des Angebots auf kommunalnahe Unternehmen nur konsequent“, freuen sich die CommneX-Gründer Friedrich v. Jagow und Carl v. Halem über die positive Resonanz auf die erst vor wenigen Monaten an den Markt gegangene Plattform. „Aktuell haben wir kommunale Finanzierungen in dreistelliger Millionenhöhe in der Pipeline und auch das Interesse der Kommunalwirtschaft ist hoch“, so die beiden Geschäftsführer.

Kommunale und kommunalnahe Kreditnehmer können auf CommneX ihren konkreten Finanzierungsbedarf ausschreiben und Kreditgeber wie Banken, Versicherungen und institutionelle Investoren können direkt Angebote auf diese Finanzierungsprojekte abgeben. CommneX digitalisiert und standardisiert damit die Kapitalbeschaffung für die öffentliche Hand und öffnet den Markt für Investoren. Das FinTech fungiert damit als effiziente und überregionale Schnittstelle zwischen der öffentlichen Finanzverwaltung und dem Finanzmarkt.

Kommunen gelten als „sichere“ Kreditnehmer, da Städte und Gemeinden in Deutschland per Gesetz nicht insolvenzfähig sind. Die kommunale Wirtschaft finanziert sich entweder selbst oder über die Kommune, wobei diese dann oft als Sicherheitenbestellerin oder zumindest Haupteigentümerin auftritt. Banken können Kommunalfinanzierungen und unter weiteren Voraussetzungen auch der Kommunalwirtschaft ein Risikogewicht von null zuteilen, weshalb jene risikolos und zudem eigenkapitalneutral sind. Sie werden als geeignete Anlageklasse für Pfandbriefe oder Versicherungskapital privilegiert behandelt und unterliegen weder Meldepflichten noch Großkreditgrenzen. „Hinzu kommt, dass kurzlaufende Kassenkredite an Kommunen für Banken aktuell eine attraktive Alternative zu negativ verzinsten EZB-Einlagen sind“, ergänzt CommneX-Geschäftsführer Carl v. Halem.

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Industrie-4.0-Daten zur Finanzierung nutzen

Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2017

Das Internet der Dinge und die Finanzierung wachsen immer stärker zusammen: 47 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen in Deutschland arbeiten bei Investitionsentscheidungen bereits mit einem Modell, das industrielle Daten in einen Zusammenhang zu den Finanzkennzahlen stellt. Weitere 42 Prozent der befragten Firmen sind gerade dabei, so ein Modell aufzubauen. Das geht ebenfalls aus der creditshelf-Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“ hervor.
„Bisher nutzt knapp jeder zweite Industriebetrieb die Daten aus seiner Produktion für interne Finanzierungsentscheidungen, wie unsere Studie zeigt“, erläutert Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitet hat. „Der nächste Schritt wird sein, diese Industrie-4.0-Daten auch den Kreditgebern zu Verfügung zu stellen, um Kreditentscheidungen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Schon heute ist ein großer Teil der Unternehmen dazu bereit.“
Die Voraussetzungen dafür sehen die Experten bei vielen Betrieben zumindest vorhanden. So setzen 73 Prozent von ihnen Anlagen, Maschinen und Geräte ein, die Daten an den Hersteller liefern – zum Beispiel im Rahmen von Service- und Wartungsverträgen. Weitere 73 Prozent rüsten die an ihre Kunden ausgelieferten Produkte zumindest teilweise so aus, dass die wichtigsten Betriebsdaten zur Verfügung stehen. Die Knackpunkte sind jedoch: Knapp vier von zehn Firmen nutzen die Daten ihrer Kunden nur in Einzelfällen. Und 51 Prozent der Studienteilnehmer bescheinigen ihren Mitarbeitern allenfalls ein mäßiges bis ungenügendes Know-how, die im eigenen Hause oder beim Kunden erfassten Daten auszuwerten. Zudem bezeichnen nur 47 Prozent der Befragten die für diese Analyse erforderliche, technische Ausstattung ihres Unternehmens als gut oder sehr gut.
„Es ist schade, dass viele Betriebe ihre industriellen Daten und die ihrer Kunden noch nicht weitergehend analysieren können. Der deutsche Mittelstand sollte entsprechendes Know-how aufbauen“, fordert Dr. Tim Thabe, Gründungspartner und Vorsitzender der Geschäftsführung von creditshelf. „Die Produktion von morgen wird auf Echtzeit-Daten basieren – und das wird auch die Finanzierung von Grund auf verändern“, so creditshelf-CEO Thabe. „Die Kreditgeber werden künftig auch die Industrie-4.0-Daten eines Unternehmens analysieren. Das gilt nicht nur für die Akteure aus der neuen Fintech-Welt, sondern auch für die klassischen Hausbanken.“

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Value Investing

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2017

Jean-Marie Eveillard berichtet in „Value Investing“ über „Mein Weg, meine Erfolge, meine Fehler“ – so lautet auch der Untertitel des neuen Buches im Münchner FinanzBuch Verlag. Der Begriff „Value Investing“ verbindet sich heute so sehr mit Warren Buffett und seinen Partnern, dass auch ein erfolgreicher Investor wie Eveillard nicht daran vorbeikommt, sich eingehende mit Buffett zu befassen.

„Ich wiederum bin kein Warren Buffett. Unsere Fonds Global und Overseas haben keine 40 Jahre lang jedes Jahr 20 % geschafft“, räumt Eveillard ein. „Aber sie haben sich über einen ansehnlich langen Zeitraum gut entwickelt, in starken wie in schwachen Märkten (…) Mit anderen Worten: Die Anleger, die uns treu geblieben sind (die ‚glücklichen Wenigen‘) wurden für ihre Geduld belohnt.“

Wer sich als Anleger einseitig mit Warren Buffett befasst, übersieht die langjährige Erfahrung von erfolgreichen Investoren wie Eveillard und läuft Gefahr, Chancen zu verpassen. Schließlich bekennt sich Warren Buffett dazu, sich auch nur mit einem Bruchteil aller Aktien der Welt zu befassen, mit denen eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen ist.

Das Buch von Eveillard trägt autobiografische Züge, denn er berichtet von seinen wichtigsten Karrierestationen und über die Umstände, unter denen er zu seinen Erkenntnissen gelangte. „Ein Freund von mir sagte damals, die Bilanzierungspraktiken würden die Mentalität eines Landes erkennen lassen. Man sollte nicht verallgemeinern, aber die Deutschen machen sich gern Sorgen um die Zukunft – die ‚German Angst‘. Also zeichneten sich auch deutsche Bilanzen durch extrem hypothetische Risiken aus. Zu Hongkong wiederum wurde mir Anfang der 80er-Jahre gesagt, dieser Markt sei nichts für mich, weil die Chinesen Zocker seien. Trotzdem ist es uns als langfristigen Value-Anlegern an der Hong Kong Stock Exchange gut ergangen (zum Beispiel mit Shaw Brothers).“

Eveillard macht deutlich, vor welche Herausforderungen die planwirtschaftlichen Eingriffe in die Finanzmärkte jede Finanzanalyse gestellt hat. „Heute müsste man angesichts der niedrigen Zinsen theoretisch bereit sein, relativ hohe Vielfache zu bezahlen. Jedoch sind die Zinsen (der wichtigste Preis überhaupt) so niedrig, weil sie von den Regierungen künstlich gedrückt werden. Quantitative Lockerung, wie man sie nennt, ist in meinen Augen eine Scheußlichkeit. Sie hat einen mittelmäßigen Wirtschaftsaufschwung herbeigeführt, den Aktienmarkt künstlich aufgeblasen, ebenso wie den Anleihenmarkt, den Markt für Luxusimmobilien und den Markt für zeitgenössische Kunst, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie unerwünschte Folgen haben.“

Trotz der Fehler heutiger Niedrigzinspolitik war früher nicht alles besser, auch nicht an den Finanzmärkten: „Zu den Tücken internationaler Geldanlage“ nennt Beispiele aus Kontinentaleuropa: „Bei einem wurden wir Opfer des deutschen Establishments.“ Bis Ende der 1990er-Jahre besaßen seine Fonds ungefähr 10 % des Unternehmens Buderus, gibt Eveillard ein Beispiel, ein weiteres deutsches Unternehmen hatte ebenfalls eine hohe Beteiligung. „Und dann machte der deutsche Riese Bosch, der selbst nicht börsennotiert war, ein Kaufangebot für Buderus – aber zu einem Preis, den wir für 30 % zu niedrig hielten.“

Der Leser erfährt im Buch von Eveillard, wie rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen den Erfolg von Kapitalanlagen beeinflussen. „Institutionelle Anleger bevorzugten zumeist die stimmberechtigten Aktien, weil sie im Index enthalten waren (ein dummer Grund).“

Eveillard skizziert die Bonitätsrisiken von Anleihen. „Am ehesten ist das Überleben gesichert, wenn der Cashflow ausreicht, um die Schulden zu bedienen. Am zweitbesten ist, wenn es – vorübergehend – am Cashflow mangelt, aber der Wert der Aktiva eines Unternehmens weit über seinen Schulden liegt. (…) Am drittbesten und eigentlich am schlechtesten sind Staatsanleihen, bei denen Zahlungsfähigkeit vorhanden ist, nicht aber Zahlungsbereitschaft.“

Aus seiner „schwachen Zeit Ende der 1990er-Jahre“, in der Eveillard für seine Fonds Renditen weit unter denen anderer Fonds verzeichnen musste, teilt Eveillard mit dem Leser seine Gefühlswelt: „Liegt man zurück, leidet man psychisch (bin ich ein Idiot?) und finanziell (weniger oder gar kein Bonus). Im Extremfall kann man sogar seinen Job verlieren.“

Eveillard weist auf den Widerspruch hin, dass heute immer noch diejenigen Theoretiker die Wirtschaftspolitik bestimmen, die zuvor die Finanzkrise nicht kommen sahen. „Nur sehr wenige Personen in Regierungen, Unternehmen und Forschung sahen die Krise kommen. Alle dort (oder fast alle) sind Neokeynesianer, auch wenn ich manchmal nicht sicher bin, ob Keynes selbst, wenn er noch leben würde, heute Neokeynesianer wäre. Die Wahrheit ist jedenfalls, dass Keynes ein brillanter Autor war, der König des verführerischen Paradoxes, aber am Ende doch ein Quacksalber.“

Eveillard ist keine Kassandra, aber er warnt: „Nach einem 25 Jahre (von 1982 bis 2007) währenden Kredit-Boom sind im Privatsektor immer noch deflationäre Kräfte am Werk. Irgend wann werden die Behörden mit ihrer aktuellen Politik zu weit gehen. ‚Wahnsinn bedeutet‘, so sagte Einstein, ‚immer und immer wieder dasselbe zu machen und ein anderes Ergebnis zu erwarten.'“

Das Buch vermittelt dem Leser das Gefühl, ehrliche Einblicke in die Investmentphilosophie eines erfolgreichen Investors zu erhalten, dessen Erfolg und Alter ihn darüber erhaben machen, dem Leser geschönte Geschichten zu präsentieren. Das Buch ist für jeden eine Empfehlung, der sich ganzheitlich mit den Faktoren befassen will, die zu überdurchschnittlichem Anlageerfolg führen.

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EU-Vertrag neu verhandeln!

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2017

„Alternativlos“ war das Unwort des Jahres 2010. „Unser nächster Redner hat sich nie mit dieser Diskursverweigerung abgefunden“, führt Andreas Kuschmann, Geschäftsführer Institutionelle Kunden der FERI Trust GmbH anlässlich der 30. FERI Tagung Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, emeritierter Präsident am ifo institut und Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität München, als Gastredner ein. „Ist Europa noch zu retten?“, fragt Sinn in seinem Vortrag und kommt auf Probleme der Währungsunion und mögliche Reformansätze zu sprechen.

„Zu Europa gibt es keine Alternative, das würde ich auch unterschreiben“, sagt Sinn, „aber dahin führen viele Wege, auch bessere Wege.“ Er macht zunächst klar, welche Bedeutung der Austritt der Briten für Europa hat. Großbritannien mache rund 16 % des Sozialproduktes aus – so viel, wie die kleinsten 19 Mitglieder nur gemeinsam erreichen. „Dies macht die Bedeutung des Austritts Großbritanniens deutlich“, urteilt Sinn. Deutschland habe noch nicht verstanden, was auf dem Spiel steht.

Gefahren sieht Sinn für den Freihandel durch Trump und die EU. Die freihandelsorientierten Länder verlieren ihre Sperrminorität im Ministerrat. Mit Holland, Deutschland, Österreich und Finnland gab es mit Großbritannien eine Sperrminorität, da diese Länder 35 % der Bevölkerung vereinten. „Wir haben keine Sperrminorität mehr, die mediterranen Länder gehen auf 42 %“. Deutschland müsse daher den EU-Vertrag neu verhandeln, solange das Eisen heiß ist. Nur so könne Großbritannien, ohne das Gesicht zu verlieren, das Chaos vermeiden.

Sinn zeigt, wie seit Beginn der Währungsunion Risiken ohne Risikoprämien gehandelt wurden. Das langfristige Konkursrisiko wurde übersehen. „Eine schöne heile Welt, in der man die Mägen der Beamten in Griechenland füllen und die Bauprojekte in Spanien herstellen konnte“, erinnert Sinn. „Die Verluste sind schon vorgekommen, sind schon passiert, jetzt geht es nur noch um die Frage, in welcher Bilanz diese Verluste bilanziert werden.“

„Das Kapital traute sich zurück, aber nie mehr in dem Umfang wie vor der Krise“, macht Sinn klar. „Man vertraute darauf, dass jemand zu Hilfe kommt“, obwohl es dafür keine reale Grundlage gegeben habe. „Es ist nur ein Keynesianisches Strohfreuer beim BIP“, weist Sinn anhand der Statistik nach: Während das BIP in Deutschland um 11 % seit der Krise gesteigert wurde, liegen alle anderen Länder teils noch weit darunter. Mit -11 % Frankreich, -13 % Portugal, -19 % Italien, -22 % sowohl Griechenland als auch Spanien zeigt das verarbeitende Gewerbe durchweg Schwäche. Nur in Deutschland konnte sich das verarbeitende Gewerbe noch um 7 % verbessern.

Sinn sieht „vier trostlose Optionen“: Transferunion, Deflation in der Peripherie (Austerität), Nachinflationierung des Nordens oder Austritt und Abwertung. „Einen fünften Weg gibt es nicht“, ist sich Sinn sicher. „Wir können nur noch wählen, welcher Weg am wenigsten trostlos ist.“ Es gehe nun aber in die Transferunion mit Krediten, die erst zinslos gestellt werden und dann sich in echte Transfers verwandeln.

Forderungen aus unterproportionaler Banknotenausgabe, Target-Verbindlichkeiten, Securities Markets Programme bzw. SMP-Käufe durch die nationalen Zentralbanken (NZBs) der nicht-GIPSIZ-Länder, Griechenland, Ilran, Portugal addieren sich 1342 Mrd. Euro, von denen 17 % durch Parlamente beschlossen wurden und 83 % in einem EZB-Rat, in dem Malta das gleiche Gewicht wie Deutschland habe.

Für 2,3 Billionen Euro bei einer anfänglichen Geldmenge von 1,3 Billionen Euro werden bis Ende 2017 Wertpapiere gekauft, um durch Quantitative Easing „die große Entschuldungsaktion“ durchzuführen. Davon sind 1,8 Billionen Euro Staatspapiere – im Widerspruch zu Artikel 123 AUEV. „Trotz der Symmetrie der Käufe implziert QE neue Target-Salden“, analysiert Sinn. Am Beispiel Spaniens macht Sinn den Prozess klar, wie die Schulden Spaniens bei der Deutschen Bundesbank landen. „Die Bundesbank finanziert die RÜckkäufe der südlichen Staatspapiere von deutschen Investoren. Sie finanziert Dreiecksgeschäfte mit der ganzen Welt“, warnt Sinn.

Wohin steuert Europa? In die Transferunion, so die klare Antwort von Sinn. „Wie würden Sie eine Forderung verbuchen, die Sie nie einklagen können, die mit Null verzinst wird und bei der die Schuldner den Zins festlegen?“ Sinn nennt diese Forderungen in der Bilanz der Deutschen Bundesbank „eine Luftnummer“.

„Der Weg in die Transferunion brächte Südeuropa die Holländische Krankheit und würde Deutschland teuer zu stehen kommen.“ Sinn macht ferner klar, dass ein Europa der zwei Geschwindigkeiten keinen Sinn machen kann. Jean-Claude Juncker dränge daher alle in den Euro. „Über beide Ohren verschuldete Staaten“ würden gerne beitreten – damit die Kredite nicht kaputtgehen, werde nach der Druckerpresse gerufen.

Für Griechenland könne es nichts schöneres geben, als die Druckerpresse bedienen zu können für eine Währung, die in anderen Ländern gesetzliches Zahlungsmittel ist. Kommen weitere Länder hinzu, potenziere sich das Problem, glaubt Sinn.

Schuldensozialisierung und Selbsthaftung sind die beiden möglichen Modelle für Europa. Sinn erinnert daran, dass 1837 bis 1842 neun US-Staaten in den Konkurs gingen. „Die Fiskalunion war eher Sprengstoff als Zement für den neuen amerikanischen Staat“, zitiert Sinn Harold James, Princeton. Im Sezessionskrieg 1861 bis 1865 sei es nicht nur um Sklaverei gegangen, sondern insbesondere auch um das Scheitern der Schuldensozialisierung. Die Konsequenz sei eine klare Trennung und eine klares Bekenntnis der USA zur Selbsthaftung gewesen, berichtet Sinn an die Geschichte der USA.

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Ende der Komfortzone

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2017

Wie es an den internationalen Kapitalmärkten weitergeht, untersucht Carsten Hermann, Geschäfsführer der FERI Trust GmbH, in seinem Vortrag über das „Ende der Komfortzone?“ Hermann spricht auf der 30. FERI Tagung in Frankfurt am Main.
Die Zinswende der US-FED werde am Markt möglicherweise unterschätzt, das die FED vier Zinsschritte avisiert, der Markt aber nur zwei escomptiert. Hermann warnt vor „gefährlichen“ Konsens-Trades im zurückliegenden deflationären Umfeld: Technologie und Health Care als bevorzugte Branchen, Schwellenländer-Konsumaktien, Stable-Growth- und Qualitätsaktien, idealerweise mit hoher Dividendenrendite, Unternehmensanleihen und High Yields, Emerging Market Debt und Immobilien sowie REITS.

Renten bleiben aktuell ungeeignet für Neuanlagen. Das Bewertungsniveau von Aktien ist inzwischen wieder hoch. Energieaktien zeigten über alnge Strecken aber eine relative Schwäche gegenüber dem Weltaktienmarkt. Der gegenwärtige Ölpries als auch das gegenwärtige Bewertungsniveau der Aktienmärkte rechtferrtigen eine höhere Bewertung von Energieaktien, glaubt Hermann. Außerdem erinnert er an die Korrelation von Zinsen und Bankaktien.

„Generell empfiehlt sich vor dem Hintergrund der aufgezeigten Implikation für die Kapitalmärkte, die Aktivität bei der Verwaltung von Vermögen zu erhöhen. Dies kann über eine übergeordnete taktische Asset Allocation oder über den Einsatz aktiv gemanagter Fonds erfolgen.“

Gerade der historisch erhöhte Einsatz passiver Ansätze unterstütze die potentielle Vorteilhaftigkeit dieser Handlungsempfehlung. „Je höher der Anteil aktiver Manager, umso weniger Ineffizienzen bietet der Markt. Je höher der Anteil passiver Manager und ETFs, desto ineffizienter ist der Markt und desto größer das Potential für aktive Manager/aktive Managementansätze.“

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Europa im unruhigen Umfeld

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2017

Ein Dach, eine Währung hätten nicht prinzipiell scheitern müssen, führt Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI Grupp in seinen Vortrag ein zum Thema „Europa in einem unruhigen Umfeld: Wie robust ist der Aufschwung?“ mit einem Hinweis auf den Gewinner des Deutschen Buchpreises 2017, Robert Menasse. Die Probleme des Euros sieht Angermann im Kontext nationaler Egoismen.

Angerman spricht über die spürbare Aufwärtsrevision der Wachstumsprognose für das laufende Jahr. Zwei Faktoren, USA und China, könnten aber den robusten Aufschwung bedrohen. „Der Aufschwung dauert schon eine ganze Weile an“, wirft Angermann zunächst den Blick in die USA, „und befindet sich im neuten Jahr“. Allerdings sterbe ein Aufschwung nicht an Altersschwäche.

Ein leichter Aufwärtstrend sei bei der Lohnentwicklung zu sehen. Yellens Misterium: Es ist auch der noch amtierenden US-amerikanischen FED-Chefin nicht erklärbar, weshalb sich die Indikatoren nicht wie erwartet entwickeln. Angermann lässt somit ein Kernrisiko der gegenwärtigen Geldpolitik durchblicken, dass darin besteht, dass die zugrundeliegenden Modelle letztlich falsch sind und die Realität nicht vollständig beschreiben. Globalisierung und Digitalisierung sind Stichworte, die mit denen Ursachen und Sonderfaktoren möglicherweise gesucht werden können.

Mögliche Steuersenkungen fallen nach Ansicht von Angermann zu gering aus, um zusätzlichen Schub zu erzeugen. Die FED sei sehr moderat dabei, sich wieder geldpolitischen Spielraum zu erzeugen. Enttäuschung über die Performance der US-Regierung, Ausbleiben wirtschaftspolitischer Impulse, Unsicherheit über das politische Umfeld, moderate Wachstumsdynamik, moderate Inflation und Rücknahme der Erwartungen an die FED, gute Konjuktur im Euroraum, verringerte politische Risiken in Europa und Erwartungen an die EZB, einen Ausstieg aus der Expansiven Geldpolitik sieht Angermann als Gründe für die Dollarschwäche. Die Faktoren seien inzwischen aber weitestgehend eingepreist, neue Überraschungen in diese Richtung seien daher unwahrscheinlich.

In China gewinnen Dienstleistungen an Bedeutung für die Gesamtwirtschaft. Angermann spricht das Spannungsverhältnis zwischen notwendigem Strukturwandel und politischer Stabilität an. Angermann streicht heraus, dass es auch in China – wie in Europa – erhebliche Unterschiede in den einzelnen Regionen gibt. Manche Provinzen haben mehr Bevölkerung als ganz Deutschland.

„Was folgt nach dem Parteitag“, fragt Angermann, und zeigt drei mögliche Szenarien für die kommenden Jahre auf. Mit der Festigung der Macht Xi Jinpings geht das Ziel der Etablierung Chinas als Weltmacht mit dem Mittel staatlicher und zentraler Steuerung und Kontrolle einher. Fraglich sei, wie die zentrale staatliche Macht künftig eingesetzt werde. Daraus folgen Fortsetzung des Status Quo, Strukturwandel oder Kontrollverlust mit Platzen der Verschuldungsblase, Kaskadeneffekten und Vertrauensverlust als drei mögliche Szenarien.

„Eine Störung des weltwirtschaflichen Umfelds für Europa haben wir schon, den sehr starken Euro“, warnt Angermann. „Günstige Finanzierungsbedingungen und das Ende der Austeritätspolitik waren Triebkräfte für den Auschwung, die Unternehmenskredite steigen allerdings nicht.“ Angermann sieht die Triebkräfte für den Konjunkturaufschwung vorerst weiter wirken. Auffällig sei allerdings, dass im aktuellen Aufschwung die Investitionen unter dem Niveau vorangegangener Aufschwünge bleiben.

„Was für Deutschland richtig wäre, ist es nicht für Italien“, sagt Angermann, „und umgekehrt.“ Der Chefvolkswirt sieht eine zweifache Divergenz der Politiken der EZB und der FED kommen, sowohl beim Zins als auch bei der Bilanz. Die Zentralbankbilanz der EZB wachse weiter und die Zinsen bleiben niedrig, während die FED die Zentralbankbilanz reduziere und die Zinsen erhöhe.

„Hat der schöne Aufschwung alles zur Zufriedenheit gelöst?“ Die Schwäche Italiens bleibe ein Risikofaktor, denn Italien bleibe immer noch vom Vorkrisenniveau entfernt. Hier sei zwar ein stetiges, moderates Wachstum sichtbar, aber dieses lasse nicht erwarten, bald das Vorkrisenniveau zu erreichen. „Ja, die Unterschiede im Euroraum sind geringer geworden, zwischen dem besten und dem schlechtesten Land im Euroraum ist die Differenz in den Lohnstückkosten von über 50 % auf rund 20 % gefallen. Die Lohnstückkosten seien insbesondere aber in Italien deutlich höher als in Deutschland.

Selbst bei extrem optimistischen, unrealistischen Annahmen sinke in Italien die Staatsverschuldung in fünf Jahren lediglich auf 115 % und bleibe damit unangemessen hoch, sieht Angermann voraus. Angermann setzt daher die institutionelle Weiterentwicklung von EU und EUW auf die Agenda der Politiker. Seit September 2017 müsse die deutsche Position zur Zukunftsvision für Europa von Macron diskutiert werden. Insbesondere Italien bleibe der entscheidende Schwachpunkt, sagt Angermann in seinem Fazit.

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Dilemma zwischen Rom und Berlin

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2017

Die EZB sieht sich seit geraumer Zeit mit der Forderung nach einer zügigen und deutlichen Abkehr von ihrer ultraexpansiven Geldpolitik konfrontiert. Der Beschluss, das Ankaufvolumen von Wertpapieren ab Januar auf 30 Milliarden Euro monatlich zu halbieren, das Programm selbst aber mindestens bis Oktober und aller Voraussicht nach noch darüber hinaus weiterlaufen zu lassen, erfüllt diese Forderung nicht und wird folglich die Kritik an der EZB nicht zum Verstummen bringen. „Aber wie berechtigt ist die Kritik überhaupt?“

Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die Fakten: „Richtig ist: Die deutsche Bundesbank hätte die geldpolitischen Zügel längst gestrafft, so wie es die Fed bereits tut.“ Während aus deutscher Sicht dies nahe liege, sieht es für Italien anders aus. Hier zunächst die Fakten für Deutschland, laut Angermann: „Die deutsche Wirtschaftsleistung liegt knapp 10 Prozent über dem Niveau von 2008. Im laufenden Jahr steht beim Wachstum eine Zwei vor dem Komma. Die Arbeitslosenquote liegt (nach international vergleichbaren Kenngrößen) unter 4%. Die Beschäftigtenstatistik weist 3,6 Millionen mehr Beschäftigte aus als im Jahr 2008. Die Banken vergeben wieder mehr Kredite (aktuell etwa 4% mehr als im Vorjahr und 25 Mrd. Euro mehr als im Jahr 2008). Steigende Zinsen stellen angesichts eines Schuldenstandes des deutschen Staates von 65% und einer aktuellen Rendite 10-jähriger Staatsanleihen von etwa einem halben Prozentpunkt auch für den Finanzminister kein Problem dar.“

Diskussionswürdig hält Angermann allenfalls die Inflationsentwicklung: Die aktuelle Kerninflation von 1,5% zeige, dass selbst die unter Volldampf befindliche deutsche Wirtschaft nicht mit Inflationsgefahren zu kämpfen hat. Angermann diskutiert allerdings nicht, ob hier der Schein vielleicht trügt, denn die Produktivität ist buchstäblich für jedermann durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in bisher nicht gekanntem Ausmaß gestiegen. Die steigende Produktivität bildete sich bisher aber nirgends in sinkenden Preisen ab.

Wenn man die wirtschaftliche Lage durch eine italienische Brille betrachtet, wird deutlich, wem die Politik des Italieners an der Spitze der Europäischen Zentralbank dient: „Die italienische Wirtschaftsleistung liegt insgesamt noch mehr als 6 Prozent unter ihrem Niveau von 2008. Die Arbeitslosenquote ist mit 11% noch immer sehr hoch. Die Kreditvergabe der Banken liegt weiterhin darnieder (6% unter dem Vorjahreswert, knapp 140 Mrd. Euro unter dem Niveau von 2008). Und schließlich: Zinserhöhungen würden den italienischen Finanzminister, der einen doppelt so hohen Schuldenstand wie Deutschland verkraften und für 10-jährige Staatsanleihen etwa viermal so hohe Zinsen bieten muss wie sein deutscher Amtskollege, erheblich belasten.2

Nun ist Mario Draghi weder Präsident der deutschen noch der italienischen Notenbank, gibt Angermann zu bedenken, sondern hat die Aufgabe, eine für den Euroraum angemessene Geldpolitik zu finden. Angermanns Ausführungen zeigen, dass diese Aufgabe im Grunde genommen praktisch unlösbar ist, solange die wirtschaftlichen Entwicklungen im Euroraum so weit auseinanderlaufen, wie das aktuell noch immer (und übrigens schon seit dem Start der Währungsunion) der Fall ist.

Der Beschluss der EZB vom Oktober könne in diesem Lichte als Versuch angesehen werden, verschiedenen Anforderungen an die Geldpolitik Rechnung zu tragen. „Natürlich lässt sich darüber streiten,“ räumt Angermann ein, „inwieweit dies als gelungen gelten kann. Es wäre aber für eine sachbezogene Diskussion der Geldpolitik im Euroraum gewiss hilfreich, eine europäische Sichtweise einzunehmen und das Thema nicht einfach ausschließlich aus deutscher Sicht zu betrachten.“

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Pilotphase für Nachhaltigkeitskriterien

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2017

„Das Interesse unserer Kunden an nachhaltig anlegenden Investmentfonds steigt zunehmend“, sagt Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung der European Bank for Financial Services GmbH (kurz: ebase®). „Sie wollen ihr Geld mit gutem Gewissen anlegen und berücksichtigen neben wirtschaftlichen Faktoren immer mehr auch ökologische, soziale und ethische Aspekte bei ihren Anlageentscheidungen – dem kommen wir mit unserem umfangreichen Angebot an nachhaltigen Investments entgegen.“

Seit Mai 2017 bietet ebase in einer Pilotphase ihren Kunden und Geschäftspartnern die Möglichkeit, bei der Fondsauswahl unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien über einen speziellen Filter zu berücksichtigen. So kann gezielt nach Fonds gesucht werden, die ausgewählte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

„Unsere Kunden können damit sehr leicht Fonds identifizieren, die ihren persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen entsprechen und bei denen beispielsweise die Umweltorientierung oder die Berücksichtigung von erneuerbaren Energien im Vordergrund steht“, erklärt Geyer. Andere Kriterien sind etwa der Ausschluss von Atomenergie, Gentechnik, Tierversuchen oder Rüstung.

„Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase können wir rechtzeitig zum Januar 2018 diesen zusätzlichen Service in das Angebot mit aufnehmen. Unser Ziel ist es, unseren Kunden, zeitgleich mit den zwingend einzuführenden Neuerungen zur Umsetzung der europäische Finanzmarktrichtlinie MiFID II, einen zusätzlichen Mehrwert und weitere Qualitätsverbesserungen bei unseren Leistungen zu bieten“, so Geyer weiter.

Eine Untersuchung der Handelsaktivitäten der ebase-Kunden im September habe gezeigt, dass ein ausgeprägtes Interesse an umweltorientiert anlegenden Fonds festzustellen ist.

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Zeit reif zur Schuldenreduktion

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2017

Mit einer 53 Staaten umfassenden Länderstudie nimmt das unabhängige Schweizer Bonitätsinstitut Independent Credit View AG (I-CV) erneut die Kreditqualität von Industrienationen und Schwellenländern unter die Lupe. Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stabilisieren sich die Schuldenstände der Industrienationen mehrheitlich. Sie verbessern sich trotz enormer Fortschritte bei der Reduktion von Defiziten in den Staatshaushalten allerdings nur punktuell.

„Die Staaten befinden sich in einem ‚Sweet Spot‘, welcher eine deutlichere Reduzierung der hohen Schuldenlast erlauben würde. Unsere Analysen zeigen, dass die Staatsschuldenquoten (Schulden im Verhältnis zum Brutto-Inlandprodukt) global immer noch auf historisch sehr hohem Niveau verharren. Daraus resultiert die Gefahr, dass die Schuldenstände zusammen mit dem aktuellen Ausgabeverhalten wenig Spielraum lassen bei einem etwaigen Zinsanstieg, für Sonderlasten (zum Beispiel Sanierung von Banken & Rentensystemen) oder bei konjunkturellen Schwächen. Besonders exponiert bleiben die hochverschuldeten Peripherieländer in Europa“, so René Hermann, Lead-Autor der I-CV Länderstudie.

Der Faktor Schuldendynamik ist einer von zahlreichen Treibern der Kreditqualität, die I-CV zur Ergebnisermittlung heranzieht. Wirtschaftsentwicklung, Politik & Megatrends sowie die Gesundheit der Unternehmen zählen ebenso dazu. Gerade innerhalb der Megatrends berücksichtigt die Länderstudie Themen, die die Märkte, Investoren und Gesellschaften gleichermaßen stark beschäftigen. Klimawandel, Demografie, Ressourcenverknappung oder die Integration von ESG-Faktoren sind wichtig für die Länderstudie, die aufgrund von mehr als 50 Bewertungsfaktoren die fundamentale Stärke der Staaten evaluiert und bei der insgesamt ein 4-Phasen Sovereign-Modell angewendet wird.

„Die aktuellen Resultate zeigen, dass sich die globale Entkopplung der Bewertungen und Ratingeinstufungen von den Fundamentaldaten fortsetzt. Die Bilanzen von zahlreichen Staaten und Unternehmen präsentieren sich in strapazierter Verfassung. Bei einem Zinsanstieg oder einer konjunkturellen Schwächephase erwarten wir einen Anstieg der rekordtiefen Ausfallraten. Generell bleibt die Beurteilung politischer und geopolitischer Risiken durch die schwierigen und zähen Brexit-Verhandlungen, aber auch das Drohgebaren zwischen den USA und Nordkorea, ein relevanter Aspekt bei der Bonitätsanalyse von Staaten“, sagt Hermann.

Der deutschsprachige Raum bleibt gemäß der Länderstudie 2017 unverändert eingestuft. Die Schweiz erreicht die Höchstnote, Deutschland die zweitbeste Bonität und Österreich mit AA- das vierthöchste Rating. Generell sind die nordeuropäischen Staaten hoch geratet und folgerichtig interessant für Anleiheninvestoren. Mit Dänemark und Finnland erfuhren zwei von ihnen Upgrades, genauso wie Indonesien, Portugal, Slowakei und Spanien. Diesen sechs Upgrades stehen drei Downgrades gegenüber (Chile, China und Südkorea). Ausschlaggebend für die Upgrades sind zum Beispiel Umsetzung von Strukturreformen, Rückkehr zu Wachstum und Fortschritte bei Stabilisierung der Verschuldungsquote. Zu Downgrades führten etwa die Abschwächung der Kreditkennzahlen oder der Anstieg von politischen und geopolitischen Unsicherheitsfaktoren.

„Unsere Studie zeigt strapazierte Bilanzen bei High Yield-Schuldnern. Die tiefen Zinskosten stellen mittelfristig die Tragbarkeit und somit das Einhalten der Covenants bei High Yield-Schuldnern sicher. Doch versiegt die Unterstützung der Geldpolitik, dürften bei hochverschuldeten Unternehmen die Kreditausfallraten ansteigen und sich die Risikoprämien rasant ausweiten. Wir rechnen damit, dass sich in einem Extremszenario die Liquidität im High Yield-Markt stark reduziert. Der High Yield-Markt ist gegenüber Refinanzierung, einer Verlagerung der Anlegerpräferenzen auf Qualitätspapiere sowie höheren Zinskosten besonders anfällig. Die richtige Selektion der auch in Krisenzeiten robusten beziehungsweise überlebensfähigen High Yield-Schuldner ist daher wichtiger denn je, um auch künftig in diesem Segment erfolgreich zu investieren“, so Hermann.

Das Fazit des Lead-Autors der I-CV Länderstudie lautet: „Die Bewertungen über das ganze Anlagespektrum (Anleihen, Aktien, Immobilien) sind hoch und werden bei weniger expansiver Geldpolitik korrigieren müssen. Wir bevorzugen im aktuellen Umfeld Staaten mit stabilen politischen Rahmenbedingungen, hoher Wettbewerbsfähigkeit, intakten Bankensystemen und vorausschauender Fiskalpolitik. Dazu zählen beispielsweise die Niederlande, Dänemark, Slowakei und Finnland. Opportunitäten bieten sich risikobewussten Investoren unter anderem in Indonesien, Russland und Peru. Das oberste Gebot bleibt eine vorsichtige Auswahl nach fundamentalen Kriterien und die laufende Überwachung, um sich vor negativen Überraschungen möglichst effizient zu schützen.“

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Weihnachtskauf und Weihnachtsklau

Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2017

Die Besorgung von Weihnachtsgeschenken hat in allen christlich geprägten Ländern eine lange Tradition. Besonders in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtsmarktzeit haben Taschendiebstähle Hochkonjuktur. Dieses Thema greift das Schnäppchen-Portal shopping.de auf.

Fakt ist nach Angaben von shopping.de: Deutschland kämpft seit Jahren, besonders seit Öffnung des Schengenraumes nach Osteuropa, mit anhaltend hohen Taschendiebstahlquoten jenseits der 100.000 angezeigten Straftaten. So wundert es die Beobachter bei shopping.de nicht, dass seit 2012 ein steter jährlicher Zuwachs von rund 12.000Delikten zu verzeichnen ist, wobei laut Experten nur rund 10% der Delikte überhaupt bei der Polizei vorgebracht werden. Oft ist den Opfern gar nicht bewusst, dass die sogenannte Organisierte Kriminalität hinter dem Diebstahl steckt.

Erstmals hat shopping.de über 400 Städte und Kreise in Deutschland zum Thema Taschendiebstahl untersucht. Fazit: Nicht nur Großstädte stehen im Fadenkreuz der Kriminellen, auch zahlreiche Landkreise haben ihre liebe Not mit den Taschendieben. Die Studienmacher sind zu der Überzeugung gekommen, dass Taschendiebstähle seit Langem keine Bagatell-Straftaten mehr sind. Deren hohe Anzahl ist durchaus auch ein Spiegelbild des Landes. Dennoch stehen die Delikte und die Organisierte Kriminalität noch immer außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung – vor allem in den Medien.

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