Zeit reif zur Schuldenreduktion
Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2017
Mit einer 53 Staaten umfassenden Länderstudie nimmt das unabhängige Schweizer Bonitätsinstitut Independent Credit View AG (I-CV) erneut die Kreditqualität von Industrienationen und Schwellenländern unter die Lupe. Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stabilisieren sich die Schuldenstände der Industrienationen mehrheitlich. Sie verbessern sich trotz enormer Fortschritte bei der Reduktion von Defiziten in den Staatshaushalten allerdings nur punktuell.
„Die Staaten befinden sich in einem ‚Sweet Spot‘, welcher eine deutlichere Reduzierung der hohen Schuldenlast erlauben würde. Unsere Analysen zeigen, dass die Staatsschuldenquoten (Schulden im Verhältnis zum Brutto-Inlandprodukt) global immer noch auf historisch sehr hohem Niveau verharren. Daraus resultiert die Gefahr, dass die Schuldenstände zusammen mit dem aktuellen Ausgabeverhalten wenig Spielraum lassen bei einem etwaigen Zinsanstieg, für Sonderlasten (zum Beispiel Sanierung von Banken & Rentensystemen) oder bei konjunkturellen Schwächen. Besonders exponiert bleiben die hochverschuldeten Peripherieländer in Europa“, so René Hermann, Lead-Autor der I-CV Länderstudie.
Der Faktor Schuldendynamik ist einer von zahlreichen Treibern der Kreditqualität, die I-CV zur Ergebnisermittlung heranzieht. Wirtschaftsentwicklung, Politik & Megatrends sowie die Gesundheit der Unternehmen zählen ebenso dazu. Gerade innerhalb der Megatrends berücksichtigt die Länderstudie Themen, die die Märkte, Investoren und Gesellschaften gleichermaßen stark beschäftigen. Klimawandel, Demografie, Ressourcenverknappung oder die Integration von ESG-Faktoren sind wichtig für die Länderstudie, die aufgrund von mehr als 50 Bewertungsfaktoren die fundamentale Stärke der Staaten evaluiert und bei der insgesamt ein 4-Phasen Sovereign-Modell angewendet wird.
„Die aktuellen Resultate zeigen, dass sich die globale Entkopplung der Bewertungen und Ratingeinstufungen von den Fundamentaldaten fortsetzt. Die Bilanzen von zahlreichen Staaten und Unternehmen präsentieren sich in strapazierter Verfassung. Bei einem Zinsanstieg oder einer konjunkturellen Schwächephase erwarten wir einen Anstieg der rekordtiefen Ausfallraten. Generell bleibt die Beurteilung politischer und geopolitischer Risiken durch die schwierigen und zähen Brexit-Verhandlungen, aber auch das Drohgebaren zwischen den USA und Nordkorea, ein relevanter Aspekt bei der Bonitätsanalyse von Staaten“, sagt Hermann.
Der deutschsprachige Raum bleibt gemäß der Länderstudie 2017 unverändert eingestuft. Die Schweiz erreicht die Höchstnote, Deutschland die zweitbeste Bonität und Österreich mit AA- das vierthöchste Rating. Generell sind die nordeuropäischen Staaten hoch geratet und folgerichtig interessant für Anleiheninvestoren. Mit Dänemark und Finnland erfuhren zwei von ihnen Upgrades, genauso wie Indonesien, Portugal, Slowakei und Spanien. Diesen sechs Upgrades stehen drei Downgrades gegenüber (Chile, China und Südkorea). Ausschlaggebend für die Upgrades sind zum Beispiel Umsetzung von Strukturreformen, Rückkehr zu Wachstum und Fortschritte bei Stabilisierung der Verschuldungsquote. Zu Downgrades führten etwa die Abschwächung der Kreditkennzahlen oder der Anstieg von politischen und geopolitischen Unsicherheitsfaktoren.
„Unsere Studie zeigt strapazierte Bilanzen bei High Yield-Schuldnern. Die tiefen Zinskosten stellen mittelfristig die Tragbarkeit und somit das Einhalten der Covenants bei High Yield-Schuldnern sicher. Doch versiegt die Unterstützung der Geldpolitik, dürften bei hochverschuldeten Unternehmen die Kreditausfallraten ansteigen und sich die Risikoprämien rasant ausweiten. Wir rechnen damit, dass sich in einem Extremszenario die Liquidität im High Yield-Markt stark reduziert. Der High Yield-Markt ist gegenüber Refinanzierung, einer Verlagerung der Anlegerpräferenzen auf Qualitätspapiere sowie höheren Zinskosten besonders anfällig. Die richtige Selektion der auch in Krisenzeiten robusten beziehungsweise überlebensfähigen High Yield-Schuldner ist daher wichtiger denn je, um auch künftig in diesem Segment erfolgreich zu investieren“, so Hermann.
Das Fazit des Lead-Autors der I-CV Länderstudie lautet: „Die Bewertungen über das ganze Anlagespektrum (Anleihen, Aktien, Immobilien) sind hoch und werden bei weniger expansiver Geldpolitik korrigieren müssen. Wir bevorzugen im aktuellen Umfeld Staaten mit stabilen politischen Rahmenbedingungen, hoher Wettbewerbsfähigkeit, intakten Bankensystemen und vorausschauender Fiskalpolitik. Dazu zählen beispielsweise die Niederlande, Dänemark, Slowakei und Finnland. Opportunitäten bieten sich risikobewussten Investoren unter anderem in Indonesien, Russland und Peru. Das oberste Gebot bleibt eine vorsichtige Auswahl nach fundamentalen Kriterien und die laufende Überwachung, um sich vor negativen Überraschungen möglichst effizient zu schützen.“
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Weihnachtskauf und Weihnachtsklau
Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2017
Die Besorgung von Weihnachtsgeschenken hat in allen christlich geprägten Ländern eine lange Tradition. Besonders in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtsmarktzeit haben Taschendiebstähle Hochkonjuktur. Dieses Thema greift das Schnäppchen-Portal shopping.de auf.
Fakt ist nach Angaben von shopping.de: Deutschland kämpft seit Jahren, besonders seit Öffnung des Schengenraumes nach Osteuropa, mit anhaltend hohen Taschendiebstahlquoten jenseits der 100.000 angezeigten Straftaten. So wundert es die Beobachter bei shopping.de nicht, dass seit 2012 ein steter jährlicher Zuwachs von rund 12.000Delikten zu verzeichnen ist, wobei laut Experten nur rund 10% der Delikte überhaupt bei der Polizei vorgebracht werden. Oft ist den Opfern gar nicht bewusst, dass die sogenannte Organisierte Kriminalität hinter dem Diebstahl steckt.
Erstmals hat shopping.de über 400 Städte und Kreise in Deutschland zum Thema Taschendiebstahl untersucht. Fazit: Nicht nur Großstädte stehen im Fadenkreuz der Kriminellen, auch zahlreiche Landkreise haben ihre liebe Not mit den Taschendieben. Die Studienmacher sind zu der Überzeugung gekommen, dass Taschendiebstähle seit Langem keine Bagatell-Straftaten mehr sind. Deren hohe Anzahl ist durchaus auch ein Spiegelbild des Landes. Dennoch stehen die Delikte und die Organisierte Kriminalität noch immer außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung – vor allem in den Medien.
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Jetzt Jahresabschluss 2017 vorbereiten
Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2017
Viele Unternehmen kümmern sich viel zu spät um ihren Jahresabschluss, sagt UnternehmerBerater Carl-Dietrich Sander. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt zu entscheiden, welche Stärken des Unternehmens der Jahresabschluss 2017 zeigen soll. Um diese Entscheidungen vorzubereiten, stellt Sander eine Checkliste zur Verfügung unter www.jahresabschluss-check.de.
„Wer sich erst im Laufe des Jahres 2018 um seinen Jahresabschluss kümmert, verschenkt Gestaltungsspielraum“ sagt Sander. Zwar könnten alle Entscheidungen zur Bewertung des Anlage- und Umlaufvermögens in der Bilanz und zur Bemessung der Rückstellungen auch noch im kommenden Jahr getroffen werden. Wenn allerdings zur Gestaltung des Jahresabschlusses noch Liquidität bewegt werden solle, dann müsse dies vor dem 31. Dezember 2017 geschehen. Die Entscheidungen dafür müssten die Unternehmen also jetzt treffen.
„Es gibt eine ganze Reihe von Themen der Bilanzgestaltung, die vor dem Jahresende entschieden und realisiert werden müssen“ so Sander. Als Beispiele nennt er die Reduzierung des Forderungsbestandes oder die Zuführung weiterer Eigenmittel. In der Checkliste „Vorbereitung des Jahresabschluss“ sind diese Positionen gesondert gekennzeichnet, um den Unternehmen die Übersicht zu erleichtern und einen schnellen Zugriff auf diese Themen zu ermöglichen.
Sander weist auf einen anderen wichtigen Aspekt hin: Unternehmen, die in den ersten Monaten 2018 vor Kreditgesprächen mit Banken und Sparkassen stehen, sollten auf jeden Fall ihren Jahresabschluss 2017 präsentieren können. Kreditgeber tun sich mit Entscheidungen auf Basis endgültiger Zahlen leichter, als wenn ein Unternehmen lediglich die vorläufigen Aussagen einer betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) präsentieren kann. Unternehmen können eine weitere Checkliste „Erstellung des Jahresabschluss“ unter www.jahresabschluss-check.de herunterladen. Diese fördert die zügige Zusammenarbeit mit dem Steuerberater bei der Erstellung des Jahresabschlusses, in dem die Aufgaben des Unternehmens wie des Steuerberaters beschrieben und terminiert werden.
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Mehr Nachhaltigkeit
Von Dr. Oliver Everling | 3.November 2017
25 Jahre Forschungsgruppe Ehtisch-ökologisches Rating sind Grund genug, sich an dem Ort wieder zu versammeln, an dem im März 1991 die Gründungsidee geboren wurde. Die Evangelische Akademie Bad Boll versammelte 1991 diejenigen Experten, die schon damals Zukunft in einem ethischen Rating sahen.
Prof. Dr. Georg Lämmlin eröffnet die Tagung „Mehr Nachhaltigkeit“ nicht nur mit einem Rückblick auf die damalige Initiative, sondern auch mit dem Hinweis im Anschluss an das Reformationsjahr, wie aktuell manche Thesen von Martin Luther beispielsweise zur Höhe von Zinsen noch heute sind. Lämmlin kann nicht nur mit Max Deml vom Öko-Invest Verlag sowie Robert Haßler von der oekom research AG zwei Unternehmen, die das Gedankengut des Nachhaltigkeitsratings in die Wirtschafftspraxis getragen haben, sondern mit Ulrich Zipper und Oliver Everling auch zweit Teilnehmer der damaligen Tagung. Lämmlin darf die Teilnehmer von Barbara Hendricks grüßen, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Prof. Dr. Johannes Hoffmann von der Forschungsgruppe Ethisch–Ökologisches Rating skizziert die Entstehung des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens, der nicht ohne die Mitwirkung von Gerhard Scherhon entstanden wäre. Ein tragischer Fahrradunfall schon vor vier Jahren hindert Scherhorn noch heute daran, der Tagung beizuwohnen. Hoffmann berichtet über die nun schon Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte des Ethisch-Ökologischen Ratings und wirft mit Zitaten zu konkreten Gesetzesvorschlägen den Blick in die Zukunft.
Dr. Thomas Weber, Leiter des Nachhaltigkeitsreferates im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, scherzt, dass nur diejenigen Ministerien für „wichtig“ gehalten werden, die einen bestimmten Artikel im Namen tragen, nicht aber diejenigen, die „für“ etwas seien, gleich ob Verbraucher, Frauen usw. Weber spricht über „eine Politik der Nachhaltigkeit: Die SDGs und die Nachhaltigkeitspolitik der Bundesregierung“.
„Alle 60 Tage wächst der Menschheit eine Zahl von Menschen hinzu, die eine Stadt wie Shanghai umfasst“, sagt Weber. Das Bevölkerungswachstum, das schon bald zu einer Weltbevölkerung von 9 bis 10 Milliarden Menschen führen wird, zählt zu den zentralen Herausforderungen für nachhaltiges Wirtschaften in der Zukunft. „Die SDGs sind ein gigantischer Weckruf an die ganze Welt“, erläutert Weber das „Großereignis“, das die Vereinten Nationen geliefert hätten. Bis 2030 werden 17 Ziele in allen Lebensbereichen angestrebt. Weber hebt hervor, dass die Ziele nicht mehr relativ formuliert seien, sondern absolut.
Franziska Jahn-Madell von Ruffer LLP diskutiert Nachhaltigkeit in Politik und Unternehmen vor dem Hintergrund des Brexit. Schwerpunkte ihres Vortrags sind Populismus und ESG, Psychologie, Investorpräferenz, UN PRI und Integration von ESG. Jahn-Mdell diskutiert den neuen Brutalismus, der in der Architektur, aber heute im sozialen Brutalismus zum Ausdruck komme. Diskriminierung nach Nation, Religion, Ethnie, Geschlecht, sexueller Orientierung usw. kennzeichnen nach Jahn-Madell den sozialen Brutalismus.
Jahn-Madell spricht jedoch nicht nur über die Herausforderungen der Nachhalitgkeitsidee, sondern auch überr die Erfolge, wie beispielsweise die rasch wachsende Zustimmung zu ESG-Kriterien sowie das rasante Wachstum von Nachhaltigkeitskriterien bei Investments in Neuseeland.
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Wendepunkt erreicht oder überschritten?
Von Dr. Oliver Everling | 1.November 2017
„Die voraussichtlich weiterhin positive Entwicklung der Unternehmensgewinne in Europa ist für Investoren mit Fokus auf europäischen Aktien von nicht zu überschätzender Bedeutung“, glaubt die global tätige Investmentgesellschaft T. Rowe Price. Nach Jahren mit enttäuschendem Ergebniswachstum und Ratingherabstufungen markiere die Aussicht auf eine Rückkehr zu Gewinnzuwächsen im zweistelligen Bereich in diesem Jahr einen wichtigen Wendepunkt.
Dean Tenerelli, Portfoliomanager des Continental European Equity Fund von T. Rowe Price, nennt vier Dinge, die bei europäischen Aktieninvestments zu beachten sind: Europas jüngste Gewinnhistorie ist enttäuschend gewesen, Erwartungen wurden neu abgesteckt – mit positiver Wirkung, Verbesserungen im Finanzsektor sind eine wichtige Einflussgröße, das makroökonomische und politische Umfeld wirkt unterstützend.
Wirft man einen Blick zurück auf den Zeitraum von 2012 bis 2016, so fällt Tenerelli auf, dass jedes Jahr mit einer großen Einigkeit darüber begonnen hat, dass die Gewinnerwartungen zu hoch seien und einen übermäßig optimistischen Blick auf die Aussichten europäischer Unternehmen reflektierten. „Das führte soweit, dass die Ertragserwartungen im ersten Quartal bedeutend herabgestuft wurden, weil Unternehmen zwangsläufig enttäuschten und von Jahr zu Jahr immer schwächer wurden. Infolgedessen konnte auch die gesamte Entwicklung der europäischen Erträge über einen längeren Zeitraum hinweg nicht überzeugen“, sagt Tenerelli. Im Ergebnis führte dies dazu, dass sie sich heute nach wie vor deutlich unterhalb jener Levels befinden, die vor 10 Jahren erreicht worden sind. Im Vergleich dazu haben sich die Erträge in den Vereinigten Staaten im selben Zeitraum deutlich erholt und die Hochs übertroffen, die es im Vorfeld der Finanzkrise gegeben hat.
Von den Stoxx-600-Unternehmen, die ihre Q2-Ergebnisse veröffentlichten, sieht Tenerelli bei 59,8 Prozent die Erwartungen entweder erfüllt oder übertroffen. Mit zwei starken Quartalen im Rücken befinden sich die Konsensschätzungen für das Wachstum europäischer Gewinnerwartungen 2017 auf einem gesunden Level von 15,7 Prozent¹. „Im Vergleich dazu wird das Ertragswachstum für US-amerikanische Unternehmen für das Gesamtjahr bei 9,7 Prozent² erwartet“, so Tenerelli.
2017 konnten Banken die Ertragserwartungen bisher in den meisten Fällen erfüllen oder schlagen. „Wir haben mit einem größeren Engagement bei ausgewählten Banken begonnen, wobei wir uns auf liquide, gut kapitalisierte Geschäfte mit starken Franchises fokussiert haben. In Spanien etwa haben wir bestimmte Holdings aufgenommen, bei denen wir erwarten, dass sie gegebenenfalls von Konsolidierungs-/M&A-Möglichkeiten profitieren werden“, sagt Tenerelli.
Nach Tenerelli dürfte der Brexit-Prozess auch weiterhin ein ungewisser Einflussfaktor für Europa sein, genauso wie geopolitische Faktoren, darunter die anhaltenden Spannungen mit Nordkorea. Während der Verlauf des Konjunkturzyklus eine Risikoquelle darstellt, scheinen sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in Europa zu verbessern. „So legen es belastbare Daten und Umfragen, wie etwa der ISM-Einkaufsmanagerindex, nahe. Das Umfeld mit geringem Wachstum und niedriger Inflation wirkt unterstützend,“ urteilt Tenerelli, „während das stabilere politische Umfeld in Europa zu deutlich mehr Selbstvertrauen geführt hat. Wenn in diesem Jahr und darüber hinaus ein Ertragswachstum realisiert werden sollte, dürfte das Investoren größeres Vertrauen in die Möglichkeiten relativer Bewertung geben, die bei europäischen Aktien existieren.“
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Wunsch und Wirklichkeit nachhaltiger Kapitalanlage
Von Dr. Oliver Everling | 29.Oktober 2017
Vier von zehn Privatanlegern in Deutschland finden nachhaltige Kapitalanlage so attraktiv, dass sie ihr Geld dort investieren würden. Für ein solches Investment haben sich bislang aber nur 4,8 Prozent der im Rahmen einer repräsentativen Umfrage befragten Privatanleger entschieden, berichtet das NKI Institut für Nachhaltige Kapitalanlagen: „Dabei verhindern insbesondere ein unzureichendes Informationsangebot sowie Vorbehalte hinsichtlich der Renditechancen nachhaltiger Kapitalanlagen, dass alle interessierten Privatanleger ihr Geld auch tatsächlich nachhaltig investieren.“
Im Rahmen einer der bisher größten Umfragen zur nachhaltigen Kapitalanlage in Deutschland hat das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen 1.694 Finanzentscheider in Privathaushalten in Deutschland befragt. Im Mittelpunkt der Umfrage standen die Bekanntheit und Attraktivität dieser Kapitalanlagen bei Privatanlegern sowie deren Motive für und Vorbehalte gegen diese Form der Geldanlage.
Mehr als jeder vierte Befragte (26,2%) hat demnach bereits von nachhaltigen Kapitalanlagen gehört, 39,5% halten nachhaltige Anlagen für attraktiv. Nur jeder zehnte interessierte Privatanleger, insgesamt 4,8% aller Befragten, hat aber bisher entsprechende Anlageprodukte gekauft. Das vorhandene Marktpotenzial wird damit nur zum Teil ausgeschöpft.
Gegen den Kauf nachhaltiger Geldanlagen sprechen nach Angaben der Befragten vor allem unzureichende Informationen. So empfinden 40,1% der Befragten das Informationsangebot zu nachhaltigen Anlageprodukten als unzureichend, 35,2% ist die Wirkung der Anlagen für eine nachhaltige Entwicklung unklar. Eine unzureichende Beratung durch ihre Hausbank ist für 22,7% der Befragten ein Grund, nicht nachhaltig zu investieren. 30,9% befürchten ein höheres Anlagerisiko, 22,5% eine schlechtere Rendite.
Rolf D. Häßler, Geschäftsführer des NKI: „Der Schlüssel für die weitere Marktentwicklung ist die Verbesserung der Transparenz über das Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten und deren positive Wirkungen für eine nachhaltige Entwicklung. Private wie auch institutionelle Anleger fordern zu Recht mehr Informationen darüber, wie nachhaltige Kapitalanlagen ihrem Anspruch gerecht werden und welchen konkreten Beitrag sie zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten.“
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Shantytown Redevelopment in China
Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2017
Eines der wichtigsten Reformprojekte der chinesischen Zentralregierung ist das so genannte „Shantytown Redevelopment“. Shantytowns sind Armen- bzw. Elendsviertel im Umfeld chinesischer Großstädte – auf diese geht Stefan Breintner, Stellvertretender Leiter Research & Portfoliomanagement der DJE Kapital AG, in seinem Marktkommentar ein: Unter „Shantytown Redevelopment“ versteht man die Anstrengungen der chinesischen Regierung, diese Viertel zu beseitigen und den Lebensstandard der Bewohner zu verbessern. „In der Vergangenheit bekamen betroffene Haus- bzw. Wohnungsbesitzer lediglich neuen Wohnraum durch die jeweiligen Lokalregierungen gestellt. Inzwischen – und das ist der entscheidende Unterschied – erfolgt auch eine direkte finanzielle Entschädigung durch die Zentralregierung in Peking. Betroffenen Familien wird das Geld direkt ausbezahlt. Diese Entschädigungen liegen bewusst deutlich über dem Preis eines neuen Appartements, so dass für die Familien auch noch Geld für zusätzlichen Konsum übrig bleibt.“
Die direkte finanzielle Kompensation habe vor allem in den mittelgroßen und kleineren Städten, deren Einwohnerzahl aber immer noch im Millionenbereich liegt, zu einem erheblichen Konsumanstieg geführt, so Breintner. „2017 gingen so zum Beispiel die Absatzzahlen chinesischer Autohersteller, die Modelle im unteren Preissegment anbieten, auch ohne staatliche Subventionen massiv in die Höhe. Einkaufszentren in diesen Städten berichten wieder von deutlich steigenden Besucherzahlen und dies trotz des in China nach wie vor boomenden E-Commerce-Geschäfts. Auch die Tourismusbranche hat sich positiv entwickelt. Insbesondere der Tourismus im eigenen Land gewinnt dabei weiter an Bedeutung. Von dieser Entwicklung könnte mittelfristig zum Beispiel die bei den Chinesen beliebte Sonderverwaltungszone Macau mit ihren zahlreichen Hotels und Casinos nachhaltig profitieren.“
Die Einzelhandelsumsätze wachsen nach wie vor zweistellig, zuletzt um 10,34 Prozent. Das Konsumentenvertrauen hat zuletzt den höchsten Stand seit 2008 erreicht. Die gleichzeitig gute Entwicklung der Unternehmensgewinne führt darüber hinaus zu einer verbesserten Investitionsneigung der Privatwirtschaft. „Dieses positive Momentum wird derzeit auch durch die aktuell erstaunlich gute Entwicklung der chinesischen Produzentenpreise deutlich,“ schreibt Breintner, „die zuletzt gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent gestiegen sind. Mit Blick auf die kommenden Monate spricht dies für weiterhin steigende Unternehmensgewinne. In den kommenden Jahren 2018 bis 2020 sollen im Rahmen des Shantytown-Projekts zudem etwa 15 Millionen weitere Shantytown-Häuser abgerissen und die Bewohner entsprechend entschädigt werden. Das Projekt dürfte daher Chinas Konsumwirtschaft auch zukünftig positiv beeinflussen.“
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Ertragsanstieg vorprogrammiert
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2017
Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) berichtet über ihre Ergebnisse: In den ersten neun Monaten 2017 erzielte die Gesellschaft bei einem Umsatz von 4,06 (Vj. 2,39) Mio. € ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 2,68 (1,70) Mio. €. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 1,24 (0,83) Mio. € erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 0,97 (0,66) Mio. €. Dies entspricht einem Gewinn von 0,27 (0,23) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 1,81 (1,14) Mio. € und erhöhten sich somit um 59% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
In den Zahlen enthalten waren im ersten Quartal die Erträge von zwölf Bestandsobjekten, im zweiten Quartal kamen Büdelsdorf, Wittenburg und ab Juni das sogenannte Westerwald-Portfolio hinzu. Das Fachmarktzentrum in Florstadt trug ab Juli zu den Erträgen bei.
„Im vierten Quartal werden 21 Objekte über den vollen Zeitraum enthalten sein,“ sagt Vorstand Matthias Schrade, „also vier Immobilien mehr als von Juli bis September. Hierbei handelt es sich um die Zukäufe in Sangerhausen, Harzgerode und Wildau sowie einen Arrondierungskauf in Höhn, während der jüngste Zukauf in Waldeck ertragsseitig erst ab Januar ertragswirksam wird. Ein weiterer Ergebnisanstieg im Schlussquartal ist damit bereits vorprogrammiert.“
Der Vorstand geht daher davon aus, dass DEFAMA die Prognose eines FFO von 2,6 Mio. € und eines Nettogewinns nach HGB von 1,4 Mio. € bzw. 0,40 € je Aktie komfortabel erreichen wird. Hinzu kommt ein positiver Einmaleffekt aus dem Joint-Venture in Radeberg, dessen Abschluss im vierten Quartal erfolgen soll. Bei planmäßiger Abwicklung des geschlossenen Letter of Intent würde sich durch den hierbei stattfindenden hälftigen Verkauf des Objekts an den Projektpartner für das Geschäftsjahr 2017 ein Rekordgewinn von insgesamt rund 2,3 Mio. € bzw. 0,65 € je Aktie für DEFAMA ergeben.
Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei 3,2 Mio. € entsprechend 0,90 € je Aktie vor beziehungsweise gut 2,9 Mio. € und 0,83 € je Aktie nach dem Joint-Venture in Radeberg. Da die DEFAMA zum 30.9. über einen Cashbestand von gut 1,7 Mio. € verfügte und sich durch den Teilverkauf von Radeberg ein weiterer Mittelzufluss von rund 2 Mio. Euro ergeben wird, geht der Vorstand davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch deutlich steigern zu können.
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Happy Birthday bei Creditshelf
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2017
Drei Jahre nach seiner Gründung hat das Frankfurter FinTech creditshelf doppelten Grund zu feiern: Zum Geburtstag hat der digitale Mittelstandsfinanzierer im September zum ersten Mal monatliche Kreditanfragen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro erhalten. Zudem hat creditshelf jüngst zwei weitere institutionelle Investoren von der Kreditplattform überzeugen können. Für 2018 peilt das Unternehmen ein deutlich dreistelliges Millionenvolumen an Finanzierungen an.
„Mit mehr als 100 Millionen Euro an Kreditanfragen von Mittelständlern war der September der bisher stärkste Monat für creditshelf. Das werten wir als eindrucksvolle Bestätigung unseres Geschäftsmodells“, freut sich creditshelf-Geschäftsführer Dr. Daniel Bartsch. „Der Markt nimmt unsere durch digitale Abwicklung unterstützten Unternehmenskredite nicht nur an, sondern scheint geradezu darauf gewartet zu haben.“
Die Refinanzierung der Kredite erfolgt durch professionelle und institutionelle Investoren, denen sich damit eine Anlageklasse erschließt, die vorher so nicht verfügbar war. Entsprechend hoch ist das Interesse der Investoren, zu denen Family Offices ebenso zählen wie spezialisierte Fonds: Erst kürzlich hat creditshelf seinen aktiven Investorenkreis um zwei relevante Akteure erweitern können. Außerdem haben die bestehenden Investoren ihre Bereitschaft untermauert, 2018 noch mehr Mittelstands-Kredite als bisher zu finanzieren.
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Noch attraktive Aktien erhältlich
Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2017
Aktien aus den Emerging Markets bieten Value-Anlegern nach wie vor attraktive Investmentgelegenheiten. Diese Meinung vertritt James Donald, Leiter der Emerging-Markets-Platform bei Lazard Asset Management. „Im Vergleich zu Titeln aus den Industrieländern werden Aktien aus den Emerging Markets derzeit mit einem Abschlag von 25 Prozent gehandelt und das bei einer vergleichbaren oder sogar höheren Eigenkapitalrendite“, sagt der Experte.
Derzeit seien zwar vor allem Growth- und Momentum-Aktien gefragt und es sei noch zu früh, um zu sagen, ob sich das Marktumfeld bereits gedreht habe. Seiner Erfahrung nach entwickeln sich valueorientierte Strategien jedoch sehr stark, sobald sich die Präferenz am Markt ändere.
Bezogen auf Sektoren beobachtet Donald, dass sich die Rally bei den Schwellenländer-Aktien ausweitet. Bislang stünden vor allem Werte aus der Technologie- und Finanzbranche im Fokus. Es deute sich jedoch an, dass auch die Sektoren Energie und Werkstoffe vom Aufschwung erfasst würden.
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