Türkische Wirtschaft vom Staat getrieben
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2018
Die türkische Wirtschaft legte in den ersten drei Quartalen 2017 mit 7,4 Prozent ein starkes Wachstum hin und übertraf die Erwartungen deutlich. Der Kreditversicherer Coface sieht aber weiter Schwachpunkte und Risiken: zunehmende Abhängigkeit von globalen Finanzinvestoren, schwankende Wechselkurse und steigende Inflation. Bei steigenden Zinsen könnte zudem der starke private Konsum einbrechen. Für das Gesamtjahr 2017 dürfte das Wachstum 6,5 Prozent betragen, für 2018 erwartet Coface 5,2 Prozent.
„Einer der größten Treiber war der Staat. Mit dem Credit Guarantee Fund (CGF) unterstützt die Regierung kleine und mittlere Unternehmen. Sein Volumen wuchs auf fast 64 Mrd. Dollar (250 Mrd. Türkische Lira) an. Über den Fonds wirkt der Staat faktisch als Garantiegeber für Kredite. Die Investitionen stiegen in den ersten neun Monaten 2017 gegenüber 2,7 Prozent von Januar bis September 2016 um 7,9 Prozent an. Dazu trugen Bauinvestitionen bei,“ berichtet Coface, „die im dritten Quartal um 12 Prozent stiegen, und vor allem die plus 15,3 Prozent Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen. Auch der private Konsum legte zu, besonders für langlebige Verbrauchsgüter. Hier wirkten Steuersenkungen stimulierend. Der Export von Waren und Dienstleistungen stieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.“
Trotz der positiven Entwicklung bleibe die türkische Wirtschaft anfällig. Besonders das strukturelle Finanzierungsdefizit ist eine große Gefahr. Das CGF-Programm habe die Banken zu Kreditvergaben stimuliert, deren Kredit-Einlagen-Verhältnis in der zweiten Jahreshälfte 2017 auf 125 Prozent gestiegen sei. „Damit erhöhten sich nicht nur die direkten Bankrisiken, sondern auch die Wechselkursrisiken. Das ist verbunden mit dem aktuellen Leistungsbilanzdefizit. Die Situation könnte sich zuspitzen, wenn die Türkei noch mehr kurzfristiges Kapital aufwenden müsste, um das externe Defizit zu decken.“
Zudem müsse die Türkei steigende Zinsen fürchten, weil damit die Investitionsdynamik eingebremst würde. „Vor diesem ökonomischen Hintergrund und aufgrund der Schwäche der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar und dem Euro dürfte sich der Inflationsdruck auf Verbraucherpreise und Produktionskosten weiter erhöhen. Steigende Preise und Steuern in Verbindung mit einer schwächeren Landeswährung würden aber letztlich die Kaufkraft schwächen und den privaten Konsum bremsen.“
Themen: Debitorenrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Türkische Wirtschaft vom Staat getrieben
Lawinengefahr in Gipfelnähe
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2018
Aus dem Skiurlaub zurückgekehrt, wurden viele Fondsmanager vom fulminanten Start ins neue Jahr 2018 überrascht. Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher von DNCA, einer Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers, kommentiert, wie die Börsen einen glänzenden Start ins neue Jahr hinlegten, nachdem bereits 2017 für nahezu alle Anlageklassen und insbesondere für die riskanteste unter ihnen – Aktien – überaus erfolgreich war. Er sieht kaum überzeugende Argumente dafür, den Allokationen nicht ein gewisses Risiko beizumischen. „Rund um den Globus hellen sich die konjunkturellen Vorzeichen auf, und die amerikanische Zuversicht sorgt weltweit für gute Stimmung unter den Anlegern. Nach wie vor signalisieren Zentralbanken ihre Absicht, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Und bislang haben die weltpolitischen Spannungen noch nicht zur Eskalation geführt. Dennoch könnte es sich für die Anleger als Fehler erweisen, zum Jahresbeginn unbedacht vorzupreschen.“
Wie im Skisport bei der Abfahrt könne ein Verkanten zum Sturz und gar zur Disqualifizierung führen. „Dass die Aktienmärkte nun schon seit mehreren Jahren in Folge im Plus lagen, mahnt zu größter Vorsicht bei der Anlagenauswahl. Die Zinssituation ähnelt einem Balanceakt auf der Slackline.“ Auch mangels Alternativen weichen die Kapitalströme auf Aktien aus, glaubt Maack, und die Bewertungskennzahlen normalisieren sich nur sehr allmählich.
„Aufwärtskorrekturen der Geschäftszahlen gibt es hie und da, jedoch noch nicht auf breiter Front. Die Launen der Währungen und die flatterhaften Wechselkurse wirbeln die Erfolgsrechnungen der großen Konzerne durcheinander. Aktien werden zwar auch weiterhin ein unverzichtbarer Vektor für Outperformance in den Portfolios darstellen“ prognostiziert Maack. Daneben fasst er jedoch auch alternative oder konvexe Strategien („Absolute-Performance-Aktien“, absolute Performance über Anleihen, inflationsgeschützte Fonds, Wandelanleihenfonds) ins Auge, um Portfolios gegen eine wiederaufkeimende Volatilität und das mögliche Überschießen der Zinsen abzusichern.
Bei klassischen direktionalen Anleihestrategien müsse die Devise weiterhin „kurze Duration“ lauten. Ein besonderes Augenmerk sollte schließlich dem Hochzinssegment gelten, dessen wahre Qualitäten vom derzeitigen Zinsniveau und der künstlichen Spreadverengung verdeckt werden. „Wie der Alpinist im Gebirge wird der Anleger 2018 gewiss neue Gipfel erklimmen. Hierfür sollte er sich jedoch“, warnt Maack, „gut anseilen und die richtige Ausrüstung mitbringen, um vor Lawinen gewappnet zu sein.“
Themen: Aktienrating | Kommentare deaktiviert für Lawinengefahr in Gipfelnähe
Mittelstand ahnt Konjunkturüberhitzung voraus
Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2018
Maßnahmen der Geldpolitik und der Fiskalpolitik, die an jeweils aktuellen Erfordernissen und Gegebenheiten orientiert sind und dementsprechend fallweise zum Einsatz gelangen, sind Gegenstand diskretionärer Wirtschaftspolitik. Kernprobleme im Einsatz solcher Instrumente liegen – abgesehen von der mangelnden Kenntnis über ihre Wirkungsrichtung – im exakten Timing und in der genauen Dosierung. Die stimulierenden Maßnahmen der Europäischen Zentralbank, die jahrelang nach der Finanzkrise ohne Erfolg blieben, drohen nun über das Ziel hinausschießen.
Ein Viertel der deutschen Mittelständler erwartet, dass die Konjunktur bereits im laufenden Jahr überhitzen wird. Knapp zwei Drittel der Unternehmen rechnen spätestens 2019 damit, dass das Wachstum an seine Grenzen stößt. Während die Industriebetriebe noch eher an einen anhaltenden Boom glauben, zeigen sich die Handelsunternehmen schon deutlich skeptischer. Das ergab der bereits zum dritten Mal vom digitalen Mittelstandsfinanzierer creditshelf erhobene „Finanzierungsmonitor“. Für die Studie wurden zum Jahreswechsel zusammen mit der TU Darmstadt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt.
Die boomende Konjunktur in Deutschland könnte bereits im gerade erst begonnenen Jahr heiß laufen. Davon gehen 25 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus. Mit dieser Befürchtung sieht jeder vierte Mittelständler die aktuelle Situation bereits kritischer als die Deutsche Bundesbank, die der deutschen Wirtschaft Mitte Dezember nicht nur ein „anhaltend hohes konjunkturelles Grundtempo im laufenden Winterhalbjahr“ bescheinigt hatte, sondern zudem davon ausgeht, dass die Wirtschaft im Lande auch im weiteren Verlauf des Jahres 2018 „kräftig expandieren“ werde.
Dem „Finanzierungsmonitor 2018“ zufolge sehen weitere 37 Prozent der mittelständischen Finanzentscheider ein Ende des Booms spätestens im Jahr 2019 kommen. Die Ergebnisse im Detail: Insgesamt 74 Prozent der Befragten aus dem Handel prophezeien, dass der Aufschwung maximal bis 2019 dauern wird, während es im Dienstleistungsbereich 65 Prozent sind. Und auch in der tendenziell zuversichtlicheren – auf Exportkurs befindlichen – Industrie erwarten 52 Prozent der Befragten eine Überhitzung bis Ende 2019. Umgekehrt sind, über alle Branchen hinweg, nicht einmal vier von zehn Firmen positiv gestimmt, was die Entwicklung der hiesigen Wirtschaft angeht.
„Einen besonders stark ausgeprägten Pessimismus bezüglich der konjunkturellen Lage beobachten wir im Handel, gefolgt vom Dienstleistungssektor. Nur in der Industrie fühlt sich ein höherer Anteil der Betriebe sicher, wie unsere Untersuchung zeigt“, fasst Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt zusammen, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. „Die Investitionsbereitschaft im deutschen Mittelstand ist zwar wegen der boomenden Wirtschaft deutlich gestiegen, eine wachsende Konjunkturskepsis könnte sie aber ab 2019 bremsen.“
Themen: Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Mittelstand ahnt Konjunkturüberhitzung voraus
Disruptiv zum Ratinganalysten avancieren
Von Dr. Oliver Everling | 5.Januar 2018
Analysten führender Ratingagenturen haben hervorragende Verdienstchancen. Die Faszination des Berufs als Ratingspezialist liegt auch darin, Unternehmensentwicklungen aus der Perspektive des Top-Managements zu sehen und zu verstehen. Auf dem Weg zum Traumjob ergibt sich für Bewerber jedoch ein Dilemma, denn langjährige Praxiserfahrung muss sich mit Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen kombinieren.
Das Rating eines Unternehmens kann nur derjenige beurteilen, der nicht nur theoretische, sondern auch praktische Kenntnisse erworben hat, und außerdem das Unternehmen nicht nur von der finanzwirtschaftlichen, sondern auch von der leistungswirtschaftlichen Seite her versteht. Ideal sind daher akademische Qualifikationen aus unterschiedlichen Fachrichtungen in Kombination mit Berufserfahrung und Verantwortung in der Praxis.
Eine besondere Herausforderung besteht für Ratinganalysten heute zum Beispiel darin, die Konsequenzen der Digitalisierung für Unternehmen richtig einzuschätzen: Die Marktführer von früher, gleich ob in der Fotografie oder im Versandhandel, wie Agfa und Kodak oder Quelle und Neckermann, sind heute Geschichte, weil sie nicht auf den Trend zur Digitalisierung gesetzt haben. Nur diejenigen Analysten erkannten die Entwicklungen, die ihr Urteil nicht nur auf Bilanzanalyse stützten.
Wie kaum ein anderer kennt Prof. Dr. Ottmar Schneck, selbst einst Gründer einer durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA anerkannten Ratingagentur, die Probleme. Schneck konzentriert sich – nach erfolgreichem Verkauf seiner Ratingagentur – ganz auf den Aufbau eines einzigartigen Bildungsangebotes in Deutschland. Schneck steht an der Spitze der SRH Mobile University.
Seit 1. Januar 2018 bietet SPIEGEL ONLINE in Kooperation mit der SRH Fernhochschule – The Mobile University aus Baden-Württemberg an der neugegründeten SPIEGEL AKADEMIE berufsbegleitende, staatlich zugelassene Zertifikatskurse an. Mittelfristig sind außerdem Bachelor- und Master-Studiengänge in Planung, kündigen die SRH Fernhochschulen an.
Die renommierte SRH Fernhochschule, eine Tochter des führenden Bildungsanbieters SRH aus Heidelberg, ist seit mehr als 20 Jahren Qualitätsführer im Bereich E-Learning. Sie hat ein mobiles Studien-Konzept entwickelt, das optimal auf die Bedürfnisse von Berufstätigen abgestimmt ist und sich darüber hinaus an jede individuelle Lebenssituation anpassen lässt. Das Studienmodell setzt auf digitales Lernen mit multimedialen Studienmaterialien.
Das gemeinsame Angebot startet zunächst mit den auf sechs Monate angelegten Hochschulkursen „Digital Media Management“, „Digital Business Management“ und „Projekt- und Change-Management“. Weitere Kurse sind für 2018 bereits in Vorbereitung. Für jeden Kurs gibt es mit einem Zertifikat Note und Credit-Points, die auf entsprechende Studiengänge an der SRH Fernhochschule oder einer anderen Hochschule angerechnet werden können. Wer den Einstieg ins Rating sucht, kann es an dieser Hochschule auch zum „Certified Rating Analyst“ (in Kooperation mit dem Bundesverband der Ratinganalysten) schaffen.
Die Lehrinhalte werden von der SRH Fernhochschule exklusiv für die SPIEGEL AKADEMIE bereitgestellt. Weiteres kursbegleitendes Material wird von den hochqualifizierten Fact-Checkern der SPIEGEL-Dokumentation erstellt. Neben der akademischen Lehre und der persönlichen Betreuung durch Professoren der SRH Fernhochschule ergänzen Experten aus der SPIEGEL-Gruppe die Kurse mit Video-Tutorials aus der Praxis. Für freiwillige Präsenzveranstaltungen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wahl zwischen bundesweit 16 Studienzentren.
„Bildung ist ein Zukunftsfeld“, sagt SPIEGEL-ONLINE-Geschäftsführer Jesper Doub. „Unser Angebot sticht aus den vielen Angeboten am Markt heraus, weil wir gemeinsam Kurse auf Hochschulniveau anbieten und diese mit der umfassenden, fachlichen Expertise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kombinieren“.
Auch Prof. Dr. Ottmar Schneck, Rektor und Geschäftsführer der SRH Fernhochschule freut sich auf das gemeinsame Bildungsangebot: „Wir möchten die Menschen fit machen für die Digitalisierung – zusammen mit SPIEGEL ONLINE erreichen wir dies auf ideale Weise“. Schneck erweist sich mit seinem Mut zu neuen Wegen als Disruptor des bisher von Beamten und Politikerversprechen dominierten, staatlichen Bildungswesens.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Disruptiv zum Ratinganalysten avancieren
Jeder Dritte nähme Finanzprodukte auch von Tech-Konzernen
Von Dr. Oliver Everling | 21.Dezember 2017
Bain & Company ermittelt weltweit einmal jährlich die Loyalität privater Bankkunden, ihre Produktnutzung und die hierfür verwendeten Kanäle. Die Befragung erstreckt sich auf alle wichtigen Institutsgruppen. Den Hausbanken in der Schweiz droht nach der neuesten Studie das Schicksal von Grundversorgern in anderen regulierten Branchen. Während sie Basisdienste bereitstellen, konkurrieren sie mit digitalen Branchenvorreitern und neuen Anbietern um margenstarke Produkte.
Das Ausmass dieser Bedrohung zeigt die Studie „Evolving the Customer Experience in Banking“ der internationalen Managementberatung Bain & Company. An der Studie haben nach Angaben der Berater weltweit rund 133.000 Bankkunden in 22 Ländern teilgenommen, davon knapp 1.900 in der Schweiz. Danach wird schon heute jeder zweite Befragte seiner Hausbank untreu. Gerade bei höhermargigen Produkten wie Krediten und Versicherungen machen sich die Kunden die Vorteile des digitalen Zeitalters zunutze und wählen das beste Angebot am Markt.
„Bislang profitieren von dieser stillen Abwanderung vor allem andere Kreditinstitute. Doch 35 Prozent der befragten Schweizer Bankkunden sind grundsätzlich offen dafür,2 schreiben die Experten, „Finanzprodukte auch von grossen Tech-Konzernen wie Amazon, Apple oder Google zu erwerben. Diese Unternehmen verdrängen damit die Fintechs als gefährlichste Angreifer. Lediglich 22 Prozent der Schweizer würden den Start-ups bislang Geld anvertrauen. Dabei sinkt die Bereitschaft, Produkte bei Branchenneulingen zu erwerben, mit zunehmendem Alter.“
Bain-Partner Dr. Dirk Vater verweist auf die Vorstösse von Tech-Konzernen bei Kreditkarten oder Ratenzahlungen, und sieht deren Einstieg ins Retail-Banking als denkbaren nächsten Schritt: „Die Voraussetzungen für große Tech-Konzerne sind günstig. Sie verfügen über eingespielte digitale Prozesse sowie etablierte Marken – und schon heute vertrauen ihnen Kunden auch persönliche Daten an.“ Zwar wenden sich bislang nur wenige Kunden komplett von ihrer Hausbank ab.
„Doch die stille Abwanderung trägt bereits Züge einer Massenbewegung“, warnt Vater. „Gerade die Filialbanken müssen alles daransetzen, ihre Kunden stärker als bisher über alle Kanäle hinweg
zu begeistern.“
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Jeder Dritte nähme Finanzprodukte auch von Tech-Konzernen
Zu viele Fusionen, Übernahmen und fremdfinanzierte Wertpapierkäufe?
Von Dr. Oliver Everling | 21.Dezember 2017
Die Märkte stehen auf Rekordhochs, die Investoren sind guter Dinge. „Die Finanzbedingungen sind locker, die Zinsen niedrig. Warum sollten sich Unternehmen und Verbraucher da nicht mehr Geld leihen? Der Schuldendienst ist in einem derart günstigen Umfeld kein Problem – oder doch?“ Das fragt sich James Swanson, MFS Chief Investment Strategist. Da überrasche es nicht, dass die Verschuldung von Unternehmen und Haushalten auf Werte deutlich über den letzten beiden Höchstständen gestiegen sei.
„Nach meiner Erfahrung verschuldet man sich dann zu stark, wenn man sich zu sicher ist; und übertriebene Selbstsicherheit ist niemals gut. Der Schuldendienst ist zurzeit durchaus handhabbar,“ argumentiert Swanson, „aber im Dezember hat die Fed die Zinsen erneut angehoben – und meiner Ansicht nach wird sie auch 2018 die Zinsen häufiger anheben, als man an den Märkten erwartet. Gegen Ende eines Konjunkturzyklus steigen die Zinsen meist, und der aktuelle Zyklus ist einer der längsten der Geschichte.“
Mehr Fusionen und Übernahmen und höhere Preise für die übernommenen Unternehmen seien typisch für das Ende eines Konjunkturzyklus. „Meiner Ansicht nach gibt es hier zurzeit klare Übertreibungen. Gegen Ende des Konjunkturzyklus bezweifeln Unternehmen oft, dass sie Gewinn und Umsatz ausreichend steigern können, um die Investoren zufriedenzustellen. Stattdessen kaufen sie andere Unternehmen, um durch Synergieeffekte die Gewinne je Aktie zu steigern. Aber oft kaufen sie zu teuer ein. Mein Eindruck ist, dass die Übernahmen zulegen und die Übernahmeprämien in Richtung der Höchststände steigen, die wir aus früheren Zyklen kennen.“
Ein anderes Thema sieht Swanson in fremdfinanzierten Wertpapierkäufen. „Viele sehen in mehr fremdfinanzierten Wertpapierkäufen einen Hinweis auf eine bessere Marktstimmung. Aber man kann ebenso gut von übertriebener Selbstsicherheit sprechen. Ende Oktober betrugen die Margin-Verpflichtungen an der New Yorker Börse 561 Milliarden US-Dollar. Das ist ein neuer Höchststand. Einige Investoren beleihen ihre Portfolios, um mehr Aktien zu kaufen, was die Gewinne bei einem weiteren Kursanstieg vervielfachen kann. Aber leider gilt das auch für die Verluste, wenn die Kurse fallen. Andere Investoren nutzen Margin-Kredite als günstige kurzfristige Finanzierungsmöglichkeit. Problematisch könnte es werden, wenn die Investoren Wertpapierkredite ähnlich nutzen wie Immobilienkredite vor der internationalen Finanzkrise. Wer sein Portfolio beleiht, gibt einen Puffer auf. Bei fallenden Märkten könnten die Kreditnehmer dann zu Aktienverkäufen gezwungen sein, um ihre Kredite zu bedienen.“
Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Zu viele Fusionen, Übernahmen und fremdfinanzierte Wertpapierkäufe?
CACEIS profitiert von ICF BANK
Von Dr. Oliver Everling | 21.Dezember 2017
Die Frankfurter ICF BANK AG fungiert als alleiniger Market Maker auf Quotrix, der elektronischen Börsenhandelsplattform an der Düsseldorfer Börse. In dieser Funktion verantwortet die ICF BANK, heißt es aus dem Hause der CACEIS Bank S.A., Germany Branch, ein umfangreiches Produktportfolio von etwa 4.000 Aktien, 3.100 Anleihen, 2.700 Investmentfonds sowie 1.400 Exchange Traded Products.
Die Bank baut das Geschäftsfeld seit Anfang 2017 erfolgreich aus. Aktuell wickelt Quotrix ungefähr 7% aller Aktien-Orders (ohne Xetra) von Retail-Investoren in Deutschland ab. Die ICF BANK mandatierte CACEIS als Settlement Agent zur Unterstützung des wachsenden Geschäfts.
Bernd Gegenheimer, Vorstandsvorsitzender der ICF BANK AG, erklärt: „Für unser wachstumsstarkes Quotrix-Geschäft waren wir auf der Suche nach einem weiteren leistungsstarken Dienstleister, der imstande ist, ein steigendes Handelsvolumen bei gleichbleibender Servicequalität abzuwickeln. Mit CACEIS haben wir einen Service-Provider mit einer starken Reputation und einer beachtlichen Expertise gefunden. Wir sind überzeugt, dass unser Partner in der Lage ist, unsere ambitionierten Wachstumspläne für Quotrix zu unterstützen.“
Dr. Holger Sepp, Mitglied der Niederlassungsleitung von CACEIS in Deutschland, ergänzt: “Wir freuen uns sehr, dass wir zur Unterstützung des Quotrix-Geschäfts der ICF BANK ausgewählt wurden. Dieses zusätzliche Mandat unseres langjährigen Partners ICF bestätigt unser nachhaltiges Engagement zur Unterstützung der Kunden mit unserem Expertenwissen. Die ICF BANK peilt ehrgeizige Entwicklungsziele an, und wir werden sie bei der Erreichung ihrer Ziele bestmöglich unterstützen.“
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für CACEIS profitiert von ICF BANK
Chancen trotz Niedrigzinsen
Von Dr. Oliver Everling | 21.Dezember 2017
Die fest umrissenen Vorgaben der Zentralbanken für 2018 werden die Anleihemärkte prägen. Ibrahima Kobar, stellvertretender Chief Executive Officer und Co-Chief Investment Officer bei Natixis Asset Management, ist der Meinung, dass Rentenfonds im Jahr 2018 deshalb attraktive Anlagechancen bieten.
„Wir stehen am Beginn einer für Anleihen positiven Phase,“ so Kobar, „die gewissermaßen durch eine Aufwärtsspirale bestimmt wird. Die Gründe dafür sind eine fest umrissene Geldmarktpolitik sowie Klarheit bezüglich der zukünftigen Zinsentwicklung. Die politischen Risiken, die Anfang 2017 noch zu beobachten gewesen waren, liegen mittlerweile weit hinter uns, und obwohl externe Schocks nicht vollständig ausgeschlossen werden können, wissen die Märkte mittlerweile, wie sie solche Ereignisse einpreisen müssen. Außerdem ist auch das volkswirtschaftliche Umfeld günstig, so dass die aktuellen Verzerrungen bei den Anleihenbewertungen demnächst nachlassen dürften, wenn die EZB ihre Wertpapierkäufe reduziert.“
Vor diesem Hintergrund sollte 2018 für Anleiheninvestoren ein gutes Jahr werden, glaubt Kobar, in dessen Verlauf wegen der aktuellen Knappheit an Papieren mit deutlichen Überzeichnungen von Emissionen zu rechnen ist. Angesichts nach wie vor größtenteils negativer realer Zinsen ist es auch weiterhin entscheidend, aktiv nach Rendite Ausschau zu halten. Seitens der Anleger ist also Mut gefragt.
Gleichzeitig weist Ibrahima Kobar darauf hin, dass Staatsanleihen aus den europäischen Peripheriestaaten nun attraktive Anlagechancen eröffnen sollten, sofern es bei den US-Zinsen sowie bei Dollar nicht zu einem Schock kommt. Gleiches gilt insbesondere auch für Papiere aus jenen Schwellenländern, welche die Inflation in den Griff bekommen haben und auf den Wachstumspfad zurückgekehrt sind.
Trotz enger Zinsdifferenzen können zwar auch Hochzinsanleihen Erträge bieten, aber dabei bedarf es eines äußerst selektiven Investmentansatzes. Mit Hilfe von Wandelanleihen werden Anleger angesichts einer positiven Tendenz an den Aktienmärkten ebenfalls Renditen erzielen können. Letztlich wird es entscheidend sein, die Duration – also die historische Komponente der Performance – mittels Produkten, die kurz und lang laufende Papiere miteinander kombinieren, geschickt zu steuern, um so auch wechselnden Marktumfeldern Rechnung zu tragen.
Themen: Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Chancen trotz Niedrigzinsen
Abgänge bei Ratingagentur Scope
Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2017
Weitere Führungskräfte verlassen die Berliner Ratingagentur Scope. Diese wechseln zur im Mai 2017 gegründeten f-fex AG, die mit diesen Managern ihre Führungsmannschaft weiter ausbaut: Mit Daniel Burgmann und Dr. Günther Jilg kommen zwei Manager zur f-fex AG hinzu. Beide werden auch Anteilseigner des Unternehmens.
Daniel Burgmann war vor seinem Engagement bei f-fex über 20 Jahre in verschiedenen Funktionen der FERI Gruppe tätig. Zwischen 2011 und 2017 war er Mitglied der Geschäftsleitung der FERI EuroRating Services AG mit Verantwortung für die BereicheOperations & Compliance. Nach der Übernahme der FERI EuroRating durch die Scope-Gruppe im August 2016 war Burgmann zuletzt dort als Head of Fund Analysis & Operations tätig.
Mit Günther Jilg, der ebenfalls knapp 20 Jahre für die FERI-Gruppe tätig war, stößt eine erfahrener IT-Entwicklungschef zum f-fex-Team hinzu. Jilg leitete über viele Jahre die Software-Entwicklung der Fondsanalyse- und Fondsmanagement-Systeme von FERI(InvestBase). Nach der Übernahme der FERI EuroRating Services AG durch die Scope-Gruppe war Jilg als Direktor IT Administration für die Migration und Integration der FERI-Systeme in die neue Umgebung zuständig.
Im Zuge des personellen Ausbaus stocken die Gründer das Grundkapital der f-fex AG weiter auf. „Mit unseren beiden Neuzugängen und der Kapitalerhöhung sind wir für dieweitere Entwicklung unserer Fonds- und Portfolioanalyse-Tools bestens aufgestellt“, so der CEO der f-fex AG Dr. Tobias Schmidt. „Wir blicken optimistisch in die Zukunft: Versicherer und Finanzvertriebe werden in den nächsten Jahren kaum um eineIntegration von intelligenten, digitalen Analyse- und Beratungslösungen in das traditionelle Fondspolicen-Management herumkommen. f-fex bietet hierfür zeitgemäßeLösungen an. Der Markt für Fondspolicen ist für Versicherer und Makler weiterhin hoch attraktiv und im Lebensversicherungsgeschäft ohne Alternative“, so Schmidt. Gleichzeitig werde die in 2018 anstehende Umsetzung der europäischen Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD) sowohl Versicherern als auch Beratern umfangreiche Informations- und Dokumentationsverpflichtungen abverlangen, die eineProfessionalisierung und Digitalisierung der hinter den Versicherungspolicen stehenden Fondsportfolios notwendig werden lässt.
Die f-fex AG wurde im Mai 2017 in Bad Homburg von einem 7-köpfigen Team gegründet. Zum Gründerteam um Dr. Tobias Schmidt gehören die früheren FERI Vorstände Gunter Fritsche, Dr. Matthias Klöpper und Dr. Helmut Knepel, die beiden ehemaligenVersicherungsvorstände Reinhard Kunz und Anton Wittl sowie dessen Sohn Anton S. Wittl.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Abgänge bei Ratingagentur Scope
DEFAMA noch aktionärsfreundlicher
Von Dr. Oliver Everling | 15.Dezember 2017
Die Aktie der Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) wird jetzt auch im Qualitätssegment m:access der Börse München gehandelt. Einem entsprechenden Antrag hatte der Freiverkehrsausschuss der Börse München auf seiner Sitzung am 12. Dezember 2017 zugestimmt. Mehr Handelsmöglichkeiten der Aktie machen die DEFAMA noch aktionärsfreundlicher.
Die Folgepflichten für den m:access hatte DEFAMA schon zuvor erfüllt. Unter anderem legt DEFAMA einen Geschäftsbericht mit geprüftem Konzernabschluss vor, veröffentlicht Quartalsberichte, Unternehmensnachrichten sowie einen Finanzkalender und nimmt jährlich an mehreren Analystenkonferenzen teil.
Die in Berlin ansässige DEFAMA investiert gezielt in kleine Einzelhandelsobjekte in kleinen und mittleren Städten, überwiegend in Nord- und Ostdeutschland. Erfolgsrezept der DEFAMA ist u.a. das Rating der Objekte: Wichtigste Kaufkriterien sind je zwei oder mehr bonitätsstarke Filialisten als Ankermieter, ein Kaufpreis von maximal der 9-fachen Jahresnettomiete, möglichst nicht mehr als 10 Mieter und eine Jahresnettomiete von mindestens 100 T€.
Erklärtes Ziel von DEFAMA ist es, langfristig einer der größten Bestandshalter von kleinen Fachmarktzentren in Deutschland zu werden. Die DEFAMA-Aktie ist im Qualitätssegment m:access der Börse München gelistet.
Durch das Listing im m:access ist nun auch die Aufnahme einer Zweitnotiz im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse und damit die Einbeziehung in den XETRA-Handel möglich. Der über mwb fairtrade gestellte Antrag wurde genehmigt, meldet die Gesellschaft. Somit wird die DEFAMA-Aktie ab 18. Dezember 2017 auch in Frankfurt und auf XETRA handelbar sein.
Themen: Aktienrating, Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für DEFAMA noch aktionärsfreundlicher