Adele Spitzeder

Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2017

Mindestens 30.000 Menschen verloren ihr Geld, als im November 1872 die „Spitzeder’sche Privatbank“ zusammenbrach. Julian Nebel macht mit seinem Buch „Adele Spitzeder – Der größte Bankenbetrug aller Zeiten“ die Geschichte dieser Insolvenz im FinanzBuch Verlag zum Gegenstand eines spannenden Sachbuches. Dass die Geschichte filmreif ist, erkannte beispielsweise auch der Österreichische Rundfunk ORF, der daraus einen Fernsehfilm machte.

Der Untertitel der Neuerscheinung – „Der größte Bankenbetrug aller Zeiten“ – darf nicht allzu wissenschaftlich hinterfragt werden, denn im Buch sucht man einen Vergleich mit anderen Betrugsgeschichten von Banken wie auch eine Diskussion der dafür anzulegenden Maßstäbe vergeblich. Immerhin werden im Nachwort des Buches Charles Ponzi aus den 1920er Jahren sowie Bernard L. Madoff genannt, letzterer betrieb bis zur Finanzkrise 2008 ein milliardenschweres Schneeballsystem.

„Einfallsreichtum, ihr kriminelles Gewerbe durch Manipulation der Medien sowie durch Spenden an die Kirche, an Kriegsversehrte, Studenten und Bedürftige und durch Mauscheleien mit der Polizei abzusichern. Alles in allem war Adele Spitzeder ein Vorbild, eine Blaupause und ein Musterbeispiel für heutige Betrüger“, analysiert Nebel zurecht den Fall dieser außergewöhnlichen Dame.

Dem Autor gelingt es, den Leser mitten in das vorletzte Jahrhundert zu führen und auch die damaligen Lebensverhältnisse anschaulich zu skizzieren. Insbesondere wirtschaftsgeschichtlich interessierte Leser kommen auf ihre Kosten, da sich für sie mit dem konkreten Fall der Adele Spitzeder eine gestochen scharfe Momentaufnahme der damaligen Zeit zeigt, in der das heutige, staatliche Zwangsgeldmonopol noch in den Kinderschuhen steckte: „Mit der Reichsgründung kamen die Währungseinigung und die Mark, die ab 1871 nach und nach in allen Teilen des Deutschen Kaiserreichs eingeführt wurde und spätestens 1876 den bayerischen Gulden ablösen sollte.“

Das Ende zuerst: Nebel führt dem Leser zu Beginn des Buches schon das Ende der Adele Spitzeder vor Augen, so dass sich der Spannungsbogen des Buches daraus ergibt zu verstehen, wie es soweit kommen konnte: „Eine künstliche Panik, empörte sich Adele Spitzeder, die armen Leute seien eine »um ihr Geld besorgt gemachte Menge«. Die Wortwahl ist nicht zufällig, in ihren Augen war es eine von ihren zahlreichen Feinden bewusst hervorgerufene Panik, die ihr Unternehmen stürzen sollte.“ Die Frage der Gerichtskommission nach den Verpflichtungen ihren Gläubigern gegenüber war wenig ergiebig, berichtet Nebel, und zitiert aus Adele Spitzeders Autobiografie: „Ich erwiderte, daß ich dieselben momentan nicht angeben könne, weil ich, wie schon oft gesagt, keine Handelsbücher führe.“

Adele Spitzeder begann ihre Karriere als Schauspielerin, die offenbar über ihren Verhältnissen lebte. „Ein Gastspiel am badischen Hoftheater in Karlsruhe war ein letztes Aufbäumen. Auch hier wurde ‚mir überall der Beifall des Publikums und eine höchst freundliche Beurteilung der Presse zuteil‘. Doch schon bald kehrte sie trotz anhaltendem Erfolg nach München zurück, und zwar bankrott. Die genauen Ursachen dieses ersten Bankrotts der Adele Spitzeder sind unklar. Dass die Schauspielerei ohne festes Engagement kein finanzielles Ruhekissen war, liegt nahe. Dass auch Adeles Lebenswandel mit ursächlich war, scheint gesichert“, berichtet Nebel.

Ein Leben auf Pump warf seine Schatten voraus: „Der Verleiher Isaak R. lieh mir 500 Gulden, gab mir ein schlechtes Ölgemälde dazu und gab mir hierfür auf 3 Monate einen Wechsel auf 800 Gulden«51. Das Geld war aber genauso schnell wieder weg, wie es da war. Abendessen, Miete, die Ablösung alter Kredite, wenn der Kreditgeber zu lästig wurde. Es verrann förmlich unter Adeles Fingern. Sie war nun auf Kreditvermittler angewiesen.“

Nebel schildert die Geburtsstunde des Geschäftsmodells von Adele Spitzeder, als sie einem jungen Paar in einem Gasthaus gegenüber saß, in dem sie sich eingemietet hatte: „Das Geld wechselte den Besitzer. Adele stand auf, sie käme gleich zurück. Sie ging nach oben, beschwingt, das Zimmer war also erst einmal bezahlt, sie musste nicht auf die Straße, auch die jüdischen Wucherer würde sie mit ein paar Anzahlungen erst einmal beruhigen können. Von den 100 Gulden nahm sie 20 wieder mit nach unten, zahlte sie als Zinsen für die ersten zwei Monate sofort aus, denn zu seinem Wort müsse man als Ehrenfrau natürlich stehen. Der Rest, also 110 Gulden, sei dann in drei Monaten abholbar.“ Diese Art der schnellen Geldvermehrung habe die Runde gemacht, gerade noch rechtzeitig, innerhalb ihrer Dreimonats-Galgenfrist.

Nebels Befunde zum Geschäftsmodell der Adele Spitzeder geben noch heute Hinweise darauf, wie Schneeballsysteme identifiziert werden können: „Große Investitionen waren eine zu große Gefahr. Jederzeit konnten ja die Leute auf die Idee kommen, oder von übelmeinenden auf die Idee gebracht werden, ihr Geld sei bei der Spitzeder nicht sicher. Jederzeit also konnte es sein, dass sie große Mengen schnell auszahlen musste. Ein Großteil des eingelegten Kapitals musste also tot liegenbleiben. Ein Gegenwert für die Schulden wuchs also nicht. Aber noch strömte das Geld nur so herein.“

Einfache Leute versammelten sich im Gasthaus der Adele Spitzeder. Nach kritischen Momenten kehrte die Mehrzahl der Besucher offenbar zurück: „Das Gasthaus leerte sich, aber in den Köpfen arbeitete es. Am Ende behielt die Gier, die alte Metze, die Oberhand. Und gleich wie sehr sie gezögert hatten, alle kamen wieder.“ Mundpropaganda war die beste Empfehlung: „Beim Mittagstisch, in Pausen, nach Schichtende, beim Bier, bei tausend täglichen Gelegenheiten erzählten die Auer Arbeiter ihren Kollegen aus dem Dachauer Land von der Bank der kleinen Leute, der Bank der Adele Spitzeder. Und Adeles Kundenkreis wuchs.“

Der Eigentümer der Münchner Neuesten Nachrichten wäre Adele Spitzeder schon zum Verhängnis geworden, denn ihm wurde der Spitzeder’schen Geldverleih genannt. Dieser nannte ihn mangels eines offiziellen Namens „Dachauer Bank“. Durch einen ersten Artikel in den Münchner Neuesten Nachrichten fand dieser Name dann Verbreitung.

Die weiteren Schilderungen Nibels erinnern an die Verbreitung heutiger angeblicher Kryptowährungen wie OneCoin: „Zu viel öffentliche Aufmerksamkeit war nicht gut. Mundpropaganda gehörte zum Geschäftsmodell, aber kritische Zeitungsberichterstattung und Besuche der Polizei nicht.“ Nebel stellt fest: „Doch so heftig, wie das Misstrauen über sie hereingebrochen war, so abrupt endete es. Die zuverlässigen Zahlungen hatten die Zweifel ausgeräumt.“

Die Kirche kam Betrügern auch im 19. Jahrhundert zur Hilfe: „Mit Georg Ratzinger, dem Großonkel des späteren Papstes Benedikt XVI, gründete Sigl 1892 den Bayerischen Bauernbund. Sigl kann auch als Urheber des Begriffs »Saupreiß« gelten, den er im Bayerischen Vaterland gern und oft gebrauchte. Zu Sigls Lieblingsgegnern gehörten die Münchner Neuesten Nachrichten, er nahm gerne jede Gelegenheit wahr, gegen diese zu feuern.“

Nebel illustriert die Rolle der damaligen Medien: „Allgemein waren katholisch-konservative Blätter gut auf Adele Spitzeder zu sprechen. Die Augsburger Postzeitung diffamiert ‚linksliberale Kritik als großartigen Schwindel der Berliner Juden‘. Die Debatte wurde ideologisch. Adele Spitzeder wurde so zur Speerspitze katholisch-konservativer Kreise gegen ein vermeintlich jüdisch-liberales Deutschland.“

Der Fokus lag auf schneller Geldvermehrung: „Insgesamt war im Ein- und Auszahlungsraum ein solches Chaos, ein solches Durcheinander und es wurde mit solcher Geschwindigkeit gearbeitet, dass Genauigkeit ohnehin nur lästig war und auch gar nicht so wichtig.“

Adele Spitzeders Liebe zu Frauen war von wechselvollem Glück. „Da traf es sich gut, dass nebenan Mutter und Tochter Ehinger einzogen. Vor allem die Tochter Rosa hatte es Adele angetan. Auch sie wollte Schauspielerin werden, Adele nahm sich ihrer an, neben ihren Verpflichtungen, Wechsel zu unterschreiben. Bei einigen privaten Nachhilfestunden kamen sich beide näher, die inzwischen 40-jährige Adele und Rosa mit zarten 21.“ Rosa wurde der Zusammenbruch des Systems ihrer Partnerin zum Verhängnis.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für betrügerische Modelle war damals wie heute ein wohlwollender Klerus. „Michael Buchele war Pfarrer von Hirtlbach im Kreis Dachau und einer der vielen Kleriker, mit denen Adele ein gutes Einvernehmen pflegte. Pfarrer Buchele ‚legte mehrere tausend Gulden bei mir an und, da er die Zinsen stets selbst holte, vom Publikum aber nicht gesehen werden wollte, so empfing ich ihn seinem Wunsche gemäß in meiner Wohnung‘. Und Pfarrer Buchele bestätigte den Namen Dachauer Bank, hätten doch ‚die Leute seiner Gegend alle ihre disponiblen Gelder bei mir liegen‘.“

Spielte mal ein PFarrer nicht gleich mit, wurde er gekauft, berichtet Nebel: „Ein Abstecher in die Privatzimmer der Adele Spitzeder im ersten Stock machte den Vorhaltungen ein Ende. Dort lagerte sie ihr Geld und händigte dem Prediger ‚zu Wohltätigkeitszwecken‘ 1.000 fl. aus. ‚Sehen Sie, Hochwürden, so rächt sich eine Christin‘, seien ihre Abschiedsworte gewesen. Kritik von der Auer Kanzel war nicht mehr zu hören.“

„Anfang 1872 bekam sie von einem Bettelmönch ein großes Kreuz an einem Anhänger geschenkt,“ berichtet Nebel, „das sie von nun an immer zur Schau stellte. In den Zimmern der Bank wurden Heiligenbilder aufgehängt, damit auch ja jeder die Frömmigkeit der Hausherrin bewundern konnte. Allgemein galt sie als Wohltäterin und Bankerin zum Anfassen.“

Auch Staatsdiener ließen sich von Adele Spitzeder überzeugen, denn „sie ersann eine Gegenstrategie, vergab an Polizisten Darlehen zu einem niedrigen Zinssatz. Das sprach sich herum. Sie baute einen ganz neuen Kundenkreis auf, bald waren so viele Polizisten bei ihr Schuldner, dass sich dies sogar bis zum Polizeidirektor Burchtorff herumsprach. Der war fuchsteufelswild. Befahl, dass kein Polizist Kunde dieser Dachauer Bank sein durfte. Adele Spitzeder wusste Rat. Sie trat die Schuld einfach an ihre Bediensteten ab.“

Mit der Verhaftung von Adele Spitzeder lag ihre „Bank“ in Scherben: „Es konnte nicht einmal festgestellt werden, wie viel Geld denn gerade in den Räumen der Spitzeder’schen Privatbank vorhanden gewesen sein müsste, ein Kassenbuch existierte nicht, nicht einmal eine Erkenntnis über Außenstände und Schulden ließ sich den Büchern entnehmen. Ein Quittungsbuch gab es, in dem die Kunden unterschrieben hatten, wenn sie Geld ausgezahlt bekamen. Allein die Namen und Unterschriften waren nicht zu entziffern, Schreibunkundige hatten die üblichen drei Kreuze gemacht.“

Nebel nutzt für sein Buch eine Reihe gesicherter Literaturquellen und Dokumente, um Adele Spitzeder von ihrer Jugend bis zur Haftentlassung vor den Augen der Leser lebendig werden zu lassen: „Von nun an trat sie unter dem Namen Adele Vio auf. Sie komponierte und sang ihre eigenen Lieder, von denen jedoch keine mehr erhalten sind. Hiervon war ein bescheidenes Auskommen möglich, aber eben nur ein bescheidenes. Ein wenig mehr Geld war in Aussicht, als sie im Jahr 1878 ihre Memoiren veröffentlichte, die sie im Gefängnis geschrieben hatte und die nun für 5 Mark erhältlich waren.“

Julian Nebel hat die Chance erkannt, aus einer Reihe historischer Dokumente und Aufzeichnungen ein spannendes Sachbuch zu machen. So gelingt ihm eine detailreiche Darstellung des Verlaufs eines betrügerischen Geschäftsbetriebs, wie er noch heute zum Schaden von gutgläubigen Anlegern in immer neuen Varianten erfunden wird.

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HNA und Deutsche Bank

Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2017

Intransparenz der Eigentums- und Führungsstrukturen gehört zu den Wesensmerkmalen chinesischer Großkonzerne, da sie stets nicht nur Aktionärsinteressen zu berücksichtigen haben, sondern auch mit der kommunistischen Führung des Landes harmonieren müssen.

Nach den VARD-Berufsgrundsätzen sind die Aufsichtsräte dem Unternehmenswohl verpflichtet. „Deutsche Bank: Welche Rolle spielt Aufsichtsrat Alexander Schütz?“ Diese Frage stellt sich nun das Deutsche Corporate Governance Institut. „Wer steckt hinter dem chinesischen Großaktionär HNA, der immerhin 9,9 Prozent an Deutschlands größter Bank hält?“

Das Handelsblatt hat mehrere Monate recherchiert und ist auf eine extrem verschachtelte und intransparente Eigentümerstruktur gestoßen, berichtet das DCGI, eine Eigentümerstruktur, „die gegen zentrale Corporate-Governance-Prinzipien verstößt und drängende Fragen aufwirft – vor allem, welchen Einfluss die chinesische Regierung hat und ob sie womöglich sogar versucht, via HNA staatliche Interessen durchzusetzen.“

„Sollte dies der Fall sein, wäre das die Aufgabe des Wiener Vermögensverwalters Alexander Schütz, der für die HNA in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank eingezogen ist. Bislang, ist aus dem Umfeld der Bank zu hören, dass es dafür keine Anzeichen gibt. Damit haben wir keinen Grund, an Schütz‘ Aussage zu zweifeln, dass es „keine politische Einflussnahme“ gibt. Trotzdem erinnern wir vorsorglich daran, dass Aufsichtsräte ihr Mandat ausschließlich zum Wohle des Unternehmens – und nicht einzelner Stakeholder – ausüben sollen.“

Auf Moody’s Annual Frankfurt Banking Conference war zwar nicht das Governancerating der Deutschen Bank ein Thema, wohl aber Kennzahlen, nach denen die Deutsche Bank im Vergleich zu ihren Peers ungünstiger zu beurteilen ist. Im Baseline Credit Assessment erreicht die Deutsche Bank keine Anlagequalität mehr, sondern verweilt bei Moody’s ba1.

 

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Chinesen um Image bemüht

Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2017

Die chinesische HNA Group und C-QUADRAT beteiligen sich an einer Hilfsaktion für Flüchtlingsfamilien im Nordirak und finanzieren 100 versperrbare und mit Strom versorgte Fertigteilhäuser.

Seit ihrer Gründung hat die HNA Group bereits rund 1,5 Milliarden USD karitative Spenden über ein Spektrum von Initiativen geleistet und erst im Juni dieses Jahres wurden im Rahmen ihrer jährlichen Charity Night in Paris weitere Leistungszusagen von mehr als 35 Millionen USD bekannt gegeben.

Chen Feng, Vorstandsvorsitzender der HNA Group: „Die HNA Group ist auf der Verpflichtung aufgebaut, etwas zurückzugeben und dazu beizutragen, dass die Menschen auf der ganzen Welt ein besseres Leben führen können.“

Die HNA Group ist ein Fortune Global 500 Unternehmen mit den Schwerpunkten Tourismus, Logistik und Finanzdienstleistungen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 hat sich die HNA Group von einer regionalen Fluggesellschaft auf der Insel Hainan in Südchina zu einem internationalen Unternehmen mit einem Vermögenswert von etwa 145 Milliarden USD, über 90 Milliarden USD Jahresumsätzen und einer internationalen Belegschaft von 410.000 Mitarbeitern entwickelt, die vorwiegend in Amerika, Europa und Asien tätig sind.

„Gemeinsam mit der HNA Group möchten wir Familien, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, mit einer menschenwürdigen Unterkunft die Rückkehr erleichtern. Mit unserem Beitrag hoffen wir, eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände von Menschen in Krisensituationen zu bewirken“, sagt C-QUADRAT Vorstand Cristobal Mendez de Vigo.

C-QUADRAT unterstützt seit vielen Jahren unterschiedliche Projekte auf der ganzen Welt, um vor allem Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Milieus bessere Zukunftschancen zu ermöglichen.

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Chancenreicher IPO von ayondo

Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2017

Die Financial Technology Gruppe ayondo ist auf bestem Wege, das erste börsengelistete FinTech-­Unternehmen in Singapur zu sein. Umgesetzt wird das Börsenlisting durch ein Initial Public Offering (IPO) anstatt eines Reverse Takeovers (RTO), wie Mitte 2016 bekannt gegeben. Der  Prozess des RTOs wurde im September beendet, da bestimmte Bedingungen nicht von dem  Vertragspartner ayondos erfüllt werden konnten.

Robert Lempka, CEO der ayondo Gruppe sagt: „Das Ende des RTO-Prozesses macht den Weg für ein Initial Public Offering (IPO) frei. Die Vorbereitungen für einen RTO und einen IPO gestalten sich in Singapur fast identisch, daher konnte das  Börsenlisting auf Anfang 2018 terminiert werden.“

Weitere, in den Prozess involvierte Parteien, wie UOB Kay Hian Private Limited, als Sponsor der Transaktion, und die Börse Singapur (Singapore Exchange Limited), unterstützen ayondo auch zukünftig im Rahmen des IPOs.

Im November 2017 ist CEO  Robert Lempka in Singapur als Gastredner des dortigen FinTech Festivals eingeladen. „Wir sind stolz, Teil dieser aufregenden FinTech-Szene in Singapur sein zu dürfen und können den Moment unseres Börsengangs kaum abwarten“, ergänzt Lempka.

Vor einem Monat hat die ayondo Gruppe die Aktivierung der Portfolio Management Lizenz der BaFin bekanntgegeben. ayondo ist die erste FinTech Firma, die ihre Dienste unter dieser BaFin-Lizenz anbietet.

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Wetterfrösche springen in die Bundesbank

Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2017

Die Warnung der Bundesbank vor Klimarisiken ist nicht die erste Warnung, schreibt Dr. Ulrich Horstmann im Financials Explorer des BayernLB Research. „Das Thema gewinnt aufsichtsrechtlich an Relevanz. Für die Finanzbranche, die seit Jahren mit einer Vielzahl neuer Regulierungen konfrontiert ist, kommt dieser Schritt zwar nicht überraschend. Mit ihm stellen sich aber grundsätzliche Fragen. Besteht die Gefahr einer Überregulierung? Sind Versicherer (und Banken) nicht in der Lage, erhöhte Risiken durch den Klimawandel und die politischen Handlungsfolgen zu erfassen? Ist der Hinweis aus der Bundesbank zur Sicherung der finanziellen Stabilität notwendig?“

Das Thema ist nicht neu – schon längst haben sich manche Vorstandsmitglieder von Versicherungen zu Wetterfröschen entwickelt. „Jetzt kann auch die Bundesbank zumindest darauf verweisen, dass sie – bislang noch ohne regulatorische Folgen – auf die Herausforderungen durch den Klimawandel öffentlichkeitswirksam hingewiesen hat. Neue Regulierungsvorschriften sind aber“, warnt Horstmann, „nicht ausgeschlossen. Wie bei anderen Regulierungsthemen könnten diese die Selbstregulierungsfähigkeit der Branche allerdings einschränken. Marktwirtschaftliche Preisfindungsprozesse könnten zu weit durch politische Vorgaben und Kontrolle ihres Vollzuges ersetzt werden.“

Angesichts der langjährigen Klimaexpertise vor allem von Rückversicherer wird der Risikohinweis der Bundesbank innerhalb der Branche, vermutet Horstmann, keine nennenswerten Risikoadjustierungen auslösen. Klimakatastrophen (v.a. in ärmeren Regionen) habe es schon immer gegeben. „Sie waren aber häufig bilanziell weniger relevant, da nur in höherentwickelten Regionen der Erde überhaupt ein Versicherungsschutz besteht. Insofern ermöglichen der Aufstieg der Schwellenländer und die steigenden Schäden durch den Klimawandel für die Versicherungsbranche ein höheres Wachstum, das sogar eine profitable Geschäftsausweitung verspricht. Mit jeder neuen Katastrophe – die diesjährige Hurrikansaison wird dies wieder zeigen – sind Versicherer in der Lage, Tarife nach oben anzupassen.“

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Coface sieht Weltwirtschaft in Fahrt

Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2017

Aufgrund der Stimmungsaufhellung im Welthandel und positiver lokaler Entwicklungen hat der internationale Kreditversicherer Coface einige Länder- und Branchenbewertungen verbessert. So wurden Ungarn (jetzt A3), Finnland (A2), Zypern (A4) und Weißrussland (C) heraufgestuft. Bei den Branchen, die Coface immer auch geografisch differenziert, gibt es Verbesserungen unter anderem für das verarbeitende Gewerbe, die Metall- und Automobilindustrie, die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie in einzelnen Weltregionen.

Die Genesung der Weltwirtschaft schreitet nach Einschätzung von Coface mit einem stärker als am Anfang des Jahres erwarteten Wachstum im Welthandel fort. „Europas Wirtschaft hat Schwung aufgenommen. Die politischen Risiken, auch wenn sie nicht verschwinden, schwächen sich ab. Positive Entwicklungen sind auch in Brasilien und Russland zu verzeichnen, während Kapitalzuflüsse in einigen Schwellenländern Fahrt aufnehmen“, erklärt Coface-Economist Dr. Mario Jung zum Länder- und Branchen-Barometer für das dritte Quartal 2017.

Aufgrund dieser positiven Trends hat Coface einige Länderbewertungen verbessert. Für Ungarn konstatieren die Volkswirte eine lebhafte Wirtschaftsaktivität, unterstützt vom Haushaltskonsum und neuen Investitionen. Diese werden auch angeregt von EU-Geldern. Finnland weist ermutigende Aussichten in Bezug auf Unternehmensinsolvenzen vor. Diese sind 2016 um 6 Prozent gefallen und bereits in der ersten Hälfte von 2017 um weitere 19 Prozent. Das Wachstum steigt weiterhin aufgrund des günstigen außenwirtschaftlichen Umfelds. Für 2017 werden 1,3 Prozent erwartet, 2018 dann 1,7 Prozent. Zypern registriert ein dynamisches Wachstum und hat die Kontrolle über die eigenen Banken- und öffentlichen Finanzsektoren verbessert. Weißrussland profitiert von der erhöhten Aktivität in Russland und Europa, was die Exporte und den Haushaltskonsum stimuliert.

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„Mental Accouting“ myopischer Anleger

Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2017

„Mental Accounting“ bezieht sich auf die impliziten Methoden, die Menschen nutzen, um finanzielle Ergebnisse zu bewerten. Ein „myopischer Anleger“ triff kurzfristige Entscheidungen und überprüft insbesondere seine Ergebnisse kurzfristig. Anleger, die ihr Portfolio bei schwankenden Vermögenswerten regelmäßig analysieren, akzeptieren geringere Renditen als jene, die ihr Portfolio nur selten anschauen, berichtet aus einschlägigen Studien Goran Vasiljevic, CIO und Mitglied der Geschäftsführung der Lingohr & Partner Asset Management: „Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit, mit einem Verlust konfrontiert zu sein, wesentlich größer ist. Wird solch ein Verlust entdeckt, ist dies für die meisten Anleger mit Schmerzen verbunden.“

Investoren würden immer wieder durch eine negative Nachrichtenlage verunsichert und können sich diesen Einflüssen durch die tägliche Berichterstattung nur schwer entziehen. Folglich würden Investoren mehr und mehr myopisch. In ihrem Versuch, Verluste zu vermeiden und die Volatilität zu kontrollieren, zahlen nach Beobachtung von Vasiljevic Anleger oft hohe Preise für vermeintliche Sicherheit, wodurch sie aber vielmehr das Risiko einer unterdurchschnittlichen Rendite erhöhen.

„Wir als Value-Investoren mit langfristiger Sichtweise sorgen uns weniger um kurzfristige Aktienschwankungen, sondern konzentrieren uns stattdessen auf die zu Grunde liegenden Fundamentaldaten von Unternehmen. Die derzeitige Risikoaversion gegenüber einigen Sektoren, wie beispielsweise europäische Banken, führt zu einer Unterbewertung, von der geduldige Investoren profitieren können. Von einer wertorientierten Perspektive her sind es eher die unpopulären Sektoren,“ führt Vasiljevic weiter aus, „die attraktiv bewertet sind. Deshalb ist Value-Investing oftmals konträr zur menschlichen Intuition und steht regelmäßig unter einem Rechtfertigungsdruck. Es ist emotional eine große Herausforderung, sich anders als die Allgemeinheit im Markt zu verhalten. Sich gegen die Mehrheit beziehungsweise den Herdentrieb zu stellen, bedeutet, auch häufig in fallende Kurse hineinkaufen zu müssen – was durchaus abschreckend wirken kann.“

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Vermögen bleiben finanzieller Repression ausgesetzt

Von Dr. Oliver Everling | 6.Oktober 2017

Die Freude über das Ergebnis der Bundestagswahl, steigende Börsenkurse und leichtes Wachstum der Wirtschaft übertünchen die Probleme, die sich mit der aktuellen Geldpolitik geschaffen werden. „Vermögen sind heute mehr denn je einer schleichenden Erosion, Inflation und finanzieller Repression ausgesetzt. Die Inhaber werden subtil durch den Staat und die Notenbanken enteignet“, stellt Dr. Kevin Schaefers, Leiter Family Office der FERI Trust GmbH, im Rahmen des FERI Family Office Tags 2017 fest.

Die Parameter der Wirtschafts- und Finanzpolitik haben sich nach Feststellungen der FERI grundlegend verändert, denn im Zuge der Finanzkrise haben die Zentralbanken ihren Einfluss auf die Finanz- und Geldpolitik deutlich ausgebaut. „Weil die Notenbanken das Finanzsystem ohne Limits und ohne Rücksicht auf Spätfolgen mit Geld fluten, werden Vermögenswerte weltweit verwässert“, beschreibt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO von FERI die Situation.

Diese „Neue Normalität“ mit einer offenen und gezielten Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik birgt große Risiken – und alte Gewissheiten, die bislang Grundpfeiler jeder Anlagestrategie waren, gelten nicht mehr. In Zeiten schleichender Vermögenserosion gehören daher gerade bei großen Familienvermögen sämtliche Anlagestrategien auf den Prüfstand gestellt. „Investoren müssen sich von der Idee des risikolosen Zinses oder der Vorstellung sicherer Staatsanleihen verabschieden“, betont Dr. Kevin Schaefers. Vielmehr seien heute vor allem Konzepte gefragt, die das Vermögen umfassend schützen.

Grundlage dafür sei bei großen Vermögen ein umfassendes strategisches Risikomanagement, das deutlich über die Betrachtung des Finanzvermögens hinausgeht. „Auch das so genannte Human- und das Sozialvermögen müssen heute in die Analyse einfließen – das reicht bis zu präventiven Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit und der Reputation einzelner Familienmitglieder“, so Schaefers.

Angesichts der „neuen Normalität“ böten vor allem Sachwerte wie Immobilien, Direktbeteiligungen und Aktien die besten Ertragschancen. „Nur reale Vermögenswerte schützen vor Vermögenserosion“, so Schaefers.

Wozu es führt, wenn Zentralbanken unlimitiert neues Geld schaffen und welche Auswirkungen OMF auf die zugrundeliegenden Wirtschafts- und Finanzsysteme hätte, analysiert das FERI Cognitive Finance Institute unter dem Titel „Overt Monetary Finance (OMF) and its Implications – Blessing or Curse?“. Die Studie gibt es zum Download auf der Website des FERI Cognitive Finance Institute: https://www.feri-institut.de/media-center/studien/

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Kursgewinne ermutigen zu Investmentrisiken

Von Dr. Oliver Everling | 6.Oktober 2017

Natixis Global Asset Management hat die Ergebnisse seiner globalen Umfrage unter Privatanlegern für das Jahr 2017 veröffentlicht. Im Februar und März 2017 sind in 26 Ländern Asiens, Europas, Amerikas und des Nahen Ostens insgesamt 8.300 Privatanleger (davon 400 aus Deutschland) befragt worden.

Mehr als zwei Drittel (68%) der weltweit befragten Anleger geben an, sich finanziell sicher und durch hohe Kursgewinne am Markt ausreichend ermutigt zu fühlen, um höhere Investmentrisiken einzugehen. Aber die Rekordhochs sowie die historische Marktruhe der letzten Jahre reichen nicht aus, glauben die Analysten von Natixis, ihre Verlustängste vollständig zu beruhigen. Die Anleger scheinen unter „Risiko“ vor allem den Verlust von Kapital und nicht das Verpassen von Anlagechancen zu verstehen.

Obwohl 76% der deutschen Investoren angeben, dem Sicherheitsaspekt einen höheren Stellenwert einzuräumen als der Performance (im Vergleich dazu sind es weltweit 77%), erwarten sie relativ hohe jährliche Erträge (im Durchschnitt eine reale Rendite von 10,5% über der Inflationsrate pro Jahr). In Zeiten, in denen viele Marktexperten auf lange Sicht mit Erträgen im niedrigen einstelligen Bereich rechnen, müssen die Investoren ihre Anlagestrategien also möglicherweise noch einmal überdenken und verstärkt auf wirklich aktiv agierende Manager setzen, die bestrebt sind, die Markt-Indizes mittels einer ausgezeichneten Einzeltitelselektion zu übertreffen. Darüber hinaus suchen deutsche Anleger vermehrt den Rat ihres persönlichen Finanzberaters.

Knapp die Hälfte (41%) der deutschen Anleger sind davon überzeugt, dass die Dienstleistungen der Vermögensverwaltungsbranche ihr Geld wert sind. So erklären 85% der deutschen Investoren, dass sie ihrem persönlichen Finanzberater absolut vertrauen, was den Umgang mit komplexen finanziellen Aspekten betrifft (weltweit 88%).

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BB für Anleihe der Metalcorp Group

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2017

BankM – Repräsentanz der FinTech Group Bank AG („BankM“) hat die neue Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A19MDV0) der Metalcorp Group B.V. („Metalcorp“) über EUR 50 Mio. erfolgreich platziert. Die Emission, die ein Umtauschangebot sowie ein öffentliches Angebot und eine Privatplatzierung umfasste, traf bei den Investoren auf hohes Interesse. Als Sole Global Bookrunner war BankM für die Privatplatzierung sowie die Koordination und technische Abwicklung des Gesamtprozesses verantwortlich.
„Das langfristig auf Risikovermeidung und die Erzielung stabiler Erträge ausgerichtete Geschäftsmodell der Metalcorp Group hat auch viele neue Investoren überzeugt. Der Platzierungserfolg ist zudem Ausdruck des Ausbaus unseres Salesteams im Fremdkapitalbereich“, sagt Ralf Hellfritsch, Gründungspartner der BankM und mitverantwortlich für den Bereich Fixed Income.
Die Anleihe der von der Ratingagentur Creditreform mit BB bewerteten Metalcorp Group hat eine Laufzeit von fünf Jahren, einen Kupon von 7% pro Jahr und ist seit dem 2. Oktober in den Open Market (Freiverkehr) der Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen. Der Emissionserlös dient zum Ausbau der Geschäftstätigkeit sowie zur anteiligen Rückzahlung der bestehenden Anleihe 2013/2018 (ISIN: DE000A1HLTD2). Mit der erfolgreichen Platzierung ist die Anschlussfinanzierung gesichert und die Gesellschaft kann sich voll auf die weitere Unternehmensentwicklung konzentrieren. Im ersten Halbjahr 2017 stieg der Konzernumsatz von EUR 209 Mio. auf EUR 313 Mio. und das Betriebsergebnis verbesserte sich von EUR 6 Mio. auf EUR 13 Mio.
Die Transaktion unterstreicht die verstärkte Präsenz und Kompetenz von BankM im Fremdkapitalbereich. So wurde das Team bereits im Vorfeld der Transaktion gezielt erweitert und nachhaltige Investorenkontakte aufgebaut sowie in IT- und Datentechnik investiert. Für die Anleihe der Metalcorp konnten so sehr gezielt 2.300 Kontakte angesprochen werden.
Ziel der getätigten Investitionen in den Fremdkapitalbereich ist es, Mittelständlern im Rahmen des BankM-Hausbankprinzips ganzheitliche Finanzierungslösungen anzubieten. Denn angesichts eines immer volatileren Eigenkapitalmarktes, gewinnt Fremdkapital für Unternehmen an Bedeutung. Während viele Banken jedoch ausreichende Sicherheiten und provisionsträchtige Produkte voraussetzen, setzt BankM auf ein flexibles, produktunabhängiges Angebot, das den zeitlichen und finanziellen Aufwand auf Unternehmensseite minimiert und auch Unternehmen mit Bonitätsratings im Non-Investment-Grade-Bereich offensteht. Anstatt vorübergehenden Trends wie Mittelstandsanleihen oder Schuldscheindarlehen zu folgen, gilt es, die für ein Unternehmen anlassbezogen strategisch beste Finanzierungslösung zu finden. So wie bei Metalcorp: Im Dezember 2016 vermittelte BankM der Gesellschaft zunächst eine Fremdfinanzierung zum weiteren Geschäftsausbau, jetzt folgte die Platzierung der Anleihe, die die Anschlussfinanzierung der Altanleihe abschließt und das weitere Unternehmenswachstum absichert.

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