Erster Komplett-Anbieter für digitales Management von Fondspolicen
Von Dr. Oliver Everling | 14.Juli 2017
Der erste Komplett-Anbieter für das digitale Management von Fondspolicen ist gestartet: die f-fex AG in Bad Homburg. Das Geschäftsmodell von f-fex sieht vor, den Bestand an Fondspolicen von Versicherern zu optimieren. So sollen das Bestandsgeschäft gesichert, das Neugeschäft gestärkt, die Beratungsqualität verbessert und die Kundenzufriedenheit gehoben werden. f-fex steht für Frankfurt Fund Experts.
„Unser Ziel ist es, einen Mehrwert für alle Beteiligten zu generieren“, sagt Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG. „Das heißt, erstens faire Renditen und verständliches Reporting für den Policeninhaber, zweitens Stärkung des Neugeschäfts und Sicherung des Bestandsgeschäfts für den Versicherer durch effizientes, kostensparendes Policenmanagement und drittens Unterstützung des Beraters bei der Optimierung seiner Bestände und der Generierung von Neugeschäft unter Berücksichtigung aller regulatorischen Vorgaben.“
Im Wettbewerb der Banken, Versicherer und FinTechs reiche es nicht mehr aus, einmal jährlich eine Bestandsinformation an Kunden auszusenden. Vielmehr seien regelmäßige Information und Betreuung sowie attraktive Renditen trotz Niedrigzinsumfeld ein Qualitätsausweis für Versicherer und zugleich eine Sicherung des Fondsgeschäfts in Zukunft. Die derzeit bei f-fex laufenden Produktentwicklungen sollen, so Schmidt, auch dazu beitragen, die Prozesskosten beim Versicherer zu senken. f-fex werde damit der ideale Partner für neue digitale Versicherungsanbieter.
Transparente, effiziente Lösungen für mehr Rendite mit fondsgebundenen Lebensversicherungen erreicht f-fex mit einem dreistufigen Modell, das Risikotoleranz, Allokationsvorgaben und Fondsauswahl analysiert und im Portfoliozusammenhang optimiert: Ein eigens entwickeltes Software-Tool ermöglicht es, sämtliche Fondspolicen-Portfolios eines Versicherers zu überprüfen, Handlungsbedarf zu erkennen und entsprechende Optimierungsvorschläge zu unterbreiten. Über eine interaktive digitale Plattform werden Policeninhaber und Berater somit in die Lage versetzt, fundierte und renditeorientierte Portfolioentscheidungen zu treffen. Mit dieser Lösung gewährleistet f-fex vollständige Transparenz und unterstützt gleichzeitig die neuen regulatorischen Anforderungen, die ab 2018 in nationales Recht umzusetzen sind.
Neben digitalen Lösungen für das Fondspolicen-Management von Lebensversicherern ist f-fex in zwei weiteren Kompetenzfeldern aktiv: Digitale Lösungen für das fondsbasierte Vermögensmanagement werden Maklerpools und Plattformen dabei unterstützen, Kundenportfolios mit aktiven und passiven Fondslösungen transparent und kostengünstig anzubieten. Darüber hinaus wird f-fex Fondsgesellschaften mit Fonds- und Wettbewerbsanalysen bei der Produkt- und Wettbewerbspositionierung unterstützen.
f-fex vereint Experten aus der Versicherungswirtschaft, der Fondsindustrie und der IT-Branche unter einer Marke: f-fex. Die Gründer verfügen über langjährige Erfahrung in ihren Bereichen. Ihre Vision ist es, f-fex zum präferierten Partner der Versicherungswirtschaft auszubauen und neue Standards im „digitalen“ Wettbewerb zu setzen. Ein Netzwerk zu allen relevanten Marktteilnehmern rundet die Expertise des neuen f-fex Teams ab.
Die f-fex AG wurde im Mai 2017 in Bad Homburg von einem 7-köpfigen Team gegründet: Zum Gründerteam um Dr. Tobias Schmidt gehören die früheren FERI Manager Gunter Fritsche, Dr. Matthias Klöpper und Dr. Helmut Knepel, die beiden ehemaligen Versicherungsvorstände Reinhard Kunz und Anton Wittl sowie dessen Sohn Anton S. Wittl.
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Zahlungsverzögerungen mehr Norm als Ausnahme
Von Dr. Oliver Everling | 14.Juli 2017
Für die jüngste Zahlungsstudie im Raum Asien-Pazifik hat der internationale Kreditversicherer Coface 2795 Unternehmen in acht Märkten befragt: Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Singapur, Taiwan und Thailand. Am auffälligsten ist der Anstieg des Nichtzahlungsrisikos in China, gefolgt von Thailand. Verbessert haben sich die Zahlungserfahrungen der Unternehmen in Singapur und Hongkong, Taiwan blieb stabil.
In Australien (14%) und Japan (9%), wo die Anzahl der Verzögerungen am niedrigsten ist, berichteten mehr Unternehmen von extrem langen Überschreitungen der Zahlungsziele und von Summen größer als zwei Prozent des Jahresumsatzes. Die Zwei-Prozent-Marke erachtet Coface nach Erkenntnissen aus der Kreditversicherungspraxis als gefährlich für den Cashflow und die Liquidität. 2016 erlitten in den untersuchten Ländern zusammen mehr Unternehmen Zahlungsverzögerungen in einer Höhe, die mehr als zwei Prozent des Jahresumsatzes ausmachten: 25,8 Prozent nach 24,2 Prozent im Vorjahr. Genauer betrachtet ist die Entwicklung noch schlechter, denn der Anteil der Firmen, bei denen sich die sehr langen Verzögerungen auf zehn oder mehr Prozent des Jahresumsatzes beliefen, stieg von 3,4 Prozent 2014 über 5,1 Prozent 2015 auf 5,4 Prozent 2016.
Die Ergebnisse zeigen auch die Zahlungserfahrungen in Branchen. So stellt Coface fest, dass die Überziehungen in der Hälfte der untersuchten Branchen zunehmen. Am riskantesten sind demnach Bau, Industriemaschinen und Elektronik, IT-Telekommunikation und Metall. Im Bausektor verbuchten 33 Prozent der Unternehmen Zahlungsstörungen mit mehr als zwei Prozent vom Jahresumsatz. Das ist der größte Wert unter allen untersuchten Branchen. Auf der Risikoskala folgt knapp nach der Baubranche der Sektor Industriemaschinen und Elektronik. 32 Prozent der Unternehmen hatten hier extrem lange Verzögerungen. Das Nichtzahlungsrisiko beginnt sich auch in der IT-Telekommunikationsbranche zu erhöhen. Mehr Unternehmen (68 Prozent nach 63 Prozent 2015) berichteten von gestiegenen Zahlungsstörungen.
“2017 dürfte ein weiteres herausforderndes Jahr werden, gespickt mit zunehmenden globalen Unwägbarkeiten, auch in Verbindung mit dem gebremsten Wachstum in China“, erwartet Carlos Casanova, Economist für Asien-Pazifik bei Coface. „Dies wird verstärkt durch die Finanzpolitik der Rohstoff-exportierenden Länder und in den USA. In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen bleibt das Zahlungsverhalten in den acht untersuchten asiatischen Ländern voraussichtlich schwach.“
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Schluss mit Luther
Von Dr. Oliver Everling | 13.Juli 2017
Von der Reformation bis zum Holocaust – eine Fülle glücklicher wie auch erschütternder Ereignisse der Menschheitsgeschichte wären ohne den Einfluss des Reformators Martin Luther kaum denkbar gewesen. So ist deutschen Schulbüchern sicherlich nicht zu entnehmen, dass der Nationalsozialismus ohne den Antisemiten Martin Luther kaum die Duldung durch protestantische Wählerschaft gehabt hätte, die zur Machtergreifung Adolf Hitlers führte – einem Diktator, der weder auf die Unterstützung des Papstes noch der katholischen Kirche im Deutschen Reich zählen konnte. Das deutsche Volk gehörte 1933 noch zu 95 % den Kirchen an.
Bis heute finden nicht nur im dogmatischen Amerika für die Wirtschaft maßgebliche Glaubenssätze ihre Wurzeln in protestantischen Lehren. In Großbritannien erlaubte die Abkopplung von der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert die Entstehung des Manchesterkapitalismus. Dem Beispiel Luthers folgten Reformatoren wie Johannes Calvin, dessen Lehren zur protestantischen Askese bis heute nachwirken.
Im Sachbuch des Tectum Verlags (ISBN 978-3-8288-3958-8) mit dem Titel „Schluss mit Luther – Von den Irrwegen eines Radikalen“ gibt Peter Henkel im Reformationsjahr 2017 eine Fülle weiterer, weniger bekannter Fakten über den Mann preis, für den nicht nur in deutschen Städten Denkmäler gebaut wurden. Der Journalist Peter Henkel, bekannt u.a. aus der Frankfurter Rundschau, fügt mit seinem Buch über die „Lichtgestalt“ Martin Luther der Literatur nicht einfach nur einen weiteren Titel hinzu, der sich mit Leben und Werk dieses Protestanten befasst. Er leitet vielmehr den Leser dazu an, Martin Luther „nicht wie üblich als Glücksfall der Weltgeschichte“ zu verstehen.
Während sich Theologen bei Kritik an Luther um einen zerbrechlichen Konsens sorgen, redet Henkel Fraktur. Luther war kein Pionier der Zukunft, sondern eher Reaktionär. „Von Luthers kühner, widersprüchlicher und im Kern deprimierender Dogmatik trennen uns Heutige und darunter die große Mehrzahl der Gläubigen tiefe Gräben“, schreibt Henkel und kritisiert die „postfaktisch“ „erfundenen oder zurechtgestutzten Legenden und hübschen Anekdoten“.
Mit Akribie geht Henkel den historischen Quellen nach und beweist eine glückliche Hand beim Griff in die inzwischen unübersehbar umfangreiche Literatur über Martin Luther, um Daten und Fakten zu präsentieren, die in keiner Kirche gepredigt werden. Henkel macht sich den gesunden Menschenverstand seiner Leser zunutze, um Luther als vermeintlichen Impulsgeber „tiefschürfender und leidenschaftlicher religiöser Auseinandersetzung“ zu relativieren. „Wenig wahrscheinlich ist dies schon deshalb, weil nach jüngeren Schätzungen 90 Prozent der damals höchstens zwölf Millionen Einwohner zwischen Nord- und Bodensee nicht lesen konnten.“
Wer das Buch von Henkel liest fragt sich, ob Deutschland nicht größere Denker zu ehren weiß als einen in der Satanologie gefangenen Martin Luther. Welcher Kirchensteuerzahler ist sich Luthers „bizzare Welt“, wie Henkel sie nennt, bewusst, die sich noch heute in Kirchen wiederfindet? Henkel sieht „das Verhältnis Gott/Teufel bei Luther erschreckend kompliziert“.
Henkel entlarvt Luther als einen Feind der Vernunft: „Bald hatte Luther nämlich entdeckt, welche Gefahren in der Vernunft lauern“. „Aufklärung bedeutet den Versuch,“ schreibt Henkel, „die Menschheitsphase der Mythen, der unhinterfragten, vielleicht sogar unhinterfragbaren Dogmen hinter sich zu lassen, sie zu überwinden durch Forschen, Beobachten, Ausprobieren und ein Denken, das sich beim Verifizieren und Falsifizieren weder von respektheischenden Überlieferungen allzu sehr beeinflussen lässt noch von anderen Voreingenommenheiten.“
Wer bezweifelt, welchen Grausamkeiten Martin Luther das Wort redete, sollte zu diesem Buch von Henkel greifen und den Quellenangaben nachgehen. In die Verherrlichung des Reformators kann kaum einstimmen, wer sich nicht in Luthers Vorstellungswelt aus Hexen und Teufel einfinden will.
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Milliardenaufwand gegen Geldwäsche
Von Dr. Oliver Everling | 12.Juli 2017
Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland müssen für ihre Prozesse im Bereich Anti-Geldwäsche-Compliance (AML*-Compliance) insgesamt mehr als 46 Mrd. US-Dollar jährlich aufwenden. Diese Hochrechnung ergibt sich aus einer zwischen April und Juni 2017 im Auftrag von LexisNexis® Risk Solutions durchgeführten Umfrage unter 250 Verantwortlichen für Geldwäsche-Compliance in fünf europäischen Ländern – darunter 51 Befragte in Deutschland.
„Innerhalb der vergangenen zwei Jahre sind die Kosten der Geldwäsche-Compliance bei Banken, Asset Managern und anderen Finanzdienstleistern in Deutschland um durchschnittlich 22 Prozent gestiegen. Allein im laufenden Jahr dürften laut den Umfrageergebnissen die Kosten um 15 Prozent bei kleineren und bis 23 Prozent bei größeren Anbietern weiter zulegen“, so heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse. „Diese Entwicklung klingt vor dem Hintergrund der seit 26. Juni 2017 wirksamen Umsetzung der 4. EU-Geldwäsche-Richtlinie in die nationale Gesetzgebung plausibel, denn das neue Geldwäschegesetz ist im Vergleich zum Vorgänger mit deutlich umfangreicheren Sorgfaltspflichten versehen.“
Insgesamt verteilen sich die Kosten der Geldwäsche-Compliance laut der Studie „Die tatsächlichen Kosten der AML-Compliance“ zu 75 Prozent auf Personal- und zu 25 Prozent auf Technologie-Kosten. Nach Tätigkeiten aufgeteilt fallen 40 Prozent der Kosten auf Prüfungen im Bereich „Know-Your-Customer“ (KYC).
Seyfi Günay, Direktor für Finanzkriminalität und Compliance bei LexisNexis Risk Solutions, sagt: „Personalkosten machen den wesentlichen Teil der AML-Compliance-Kosten bei Finanzinstituten in Deutschland aus. Wenn es stimmt, dass die Risikomanagement-Technologie nicht ausgiebig genutzt wird, dann trägt dies zu höheren Kosten bei. Ausschlaggebend sind dabei Prozesse, in denen Aufgaben manuell durchgeführt und Entscheidungen nicht automatisiert getroffen werden und damit mehr Arbeitsstunden erforderlich sind.“
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Noch eine Chance für die FDP?
Von Dr. Oliver Everling | 10.Juli 2017
„Der Nettoertrag aus dem Autorenhonorar dieses Buches kommt der gemeinnützigen Anke und Dr. Gerhard Papke-Stiftung zur Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher zugute.“ Dr. Gerhard Papke strebt mit seinem Buch nicht an, sich an der Offenlegung seiner persönlichen Eindrücke von der FDP und insbesondere der Führung der Partei zu bereichern. Der Lohn seiner Arbeit ist immaterieller Art, seine Absicht: „Am Ende einer ereignisreichen parlamentarischen Laufbahn politische
Bilanz zu ziehen“. Papke will „nicht nur Einblicke in einige spannende Kapitel nordrhein-westfälischer Landespolitik“ geben, sondern auch die Bezüge zur Bundespolitik eben auch den Entwicklungsrahmen für seine Einschätzungen von Prozessen und Personen“ preisgeben.
Für einen solchen Buchtitel eher ungewöhnlich ist der von Papke gewählte Verlag in München, dem FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe. „Was ich über ihn [Guido Westerwelle], Jürgen Möllemann oder auch Christian Lindner schreibe, erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität. Es basiert auf belegbaren und belegten Fakten und meinem gut geführten Privatarchiv“, so Papke und schreibt über seine Sorgen: „Die repräsentative Parteiendemokratie verliert an Unterstützung.“ Insbesondere während der FDP-Regierungsbeteiligung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2005 und 2010 konnte Papke als Fraktionschef der FDP wichtige Elemente marktwirtschaftlicher Reformpolitik mit durchsetzen.
„Mut“ ist für Papke nicht bloß eine „stylische Werbebotschaft“, wie er schreibt: „Die FDP hat wesentliche Richtungsentscheidungen in der Geschichte der Bundesrepublik bewirkt, weil sie bereit war, ihre Existenz für ihre Haltung aufs Spiel zu setzen.“ Christian Lindner verfolge „eine Politik systematischer Risikominimierung“, ist Papke überzeugt und bescheinigt ihm einen Spürsinn dafür, Positionen zu vermeiden, mit denen Lindner eine umstrittene politische Debatte auslösen könnte. „Christian Lindner wird gewissermaßen zum modernen Perfektionierer des politischen Mainstreams.“
„Beschlüsse wie für die generelle Einführung von Mehrfachstaatsbürgerschaften oder die Freigabe von Rauschgift widersprechen meiner persönlichen Überzeugung und rücken die FDP innenpolitisch nach links. Damit wird der Weg für Ampel-Koalitionen mit SPD und Grünen erleichtert“, begründete Papke im September 2016 seine Entscheidung, nicht erneut für den Landtag in Nordrhein-Westfalen zu kandidieren. Ihm fehlte „eine wirklich klare Haltung gegen die ungesteuerte Massenzuwanderung nach Deutschland und die Bereitschaft zur nationalen Sicherung unserer Grenzen“.
„Der Zustrom Hunderttausender junger Männer aus rückständigen, islamisch geprägten Gesellschaften, denen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern völlig fremd ist, gefährdet unsere offene Gesellschaft“, glaubt Papke, dessen Positionen in dieser Frage nicht in einem Widerspruch zur aktuellen Position der FDP steht. Möglicherweise bedurfte es aber seines politischen Rückzugs, um seine Parteifreunde in diesen und weiteren Fragen aufzurütteln. Papke nutzt sein Buch, um seine teils missverstandenen Thesen zum Islamismus in Deutschland zu rechtfertigen.
Mit seinem Buch leistet Papke darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zur Geschichtsschreibung der FDP, denn er stellt kurzweilig und flüssig für die Partei wesentliche, historische Stationen dar. Wer sich die Spannung alter Tage der Partei in Erinnerung rufen will, kommt hier auf seine Kosten. Detailliert kommt Papke auf seine ersten Begegnungen mit Christian Lindner und ihren gemeinsamen Weg ins Parlament, die Arbeit im Landtag, das „Projekt 18″ und das tragisches Ende, den Machtwechsel in Nordrhein-Westfalen, die Landtagswahl 2005 und den Kurs marktwirtschaftlicher Eneuerung, Guido Westerwelle, den missverstandenen Wahlerfolg 2009 und die „Boygroup“, die Landtagsauflösung 2012, das Wahldesaster der FDP 2013 und weitere Ereignisse zu sprechen.
Selbst für politisch ambitionierte Leser dürften einige Passagen des Buches jedoch zu detailliert sein, um über die Parteigrenzen der FDP hinaus von Interesse zu sein. Wen interessieren genaue Wahlergebnisse von Parteitagen, die Jahre zurückliegen? Spätestens seit ihrer Kritik am erzwungenen Rundfunkbeitrag und seit ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag werden die FDP und ihre politischen Talente im deutschen Staatsfernsehen geschnitten. Der öffentliche Bekanntheitsgrad vieler, fähiger FDP-Politiker ist daher so begrenzt, dass Papke über NRW hinaus kaum Aufmerksamkeit eines breiten Leserpublikums erwarten darf. Das könnte sich mit dem Wiedereinzug der FDP in den Bundestag allerdings ändern.
Dem politischen Gegner tut Papke in seinem Buch nicht den Gefallen, durch Bruch der Vertraulichkeit oder Privatsphäre in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. Dazu gibt es weder bei Gerhard Papke, noch bei Christian Lindner oder anderen Politikern der FDP Ansatzpunkte. Papke lässt es aber in seinem Buch nicht zu, dem bisher jüngsten Parteivorsitzenden in der Geschichte der FDP schon heute Bronzestatuen und Denkmäler zu bauen. Zieht die FDP nach der Wahl wieder in den Bundestag ein, wird Lindner unter Beweis stellen können, ob die in Lindner und die Partei gesetzten neuen Hoffnungen berechtigt sind.
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Überflüssige Ratingersteller
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2017
„In den letzten Jahren sind Ratingagenturen, Analyseinstitute u. ä. wie Pilze aus dem Boden geschossen. Daraus resultierend wurde der Markt mit diversen neuen Unternehmensratings und ähnlichen Ansätzen zur Bewertung von (Lebens-) Versicherungsunternehmen geradezu überschwemmt“, schreibt Dr. Jörg Schulz Geschäftsführer der infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH in seinen „infinma news“ Nr. 7 2017.
Diese Analysen haben nach Ansicht von Schulz vor allem eins gemeinsam: „Ihre Vorgehensweise und Systematik ist fragwürdig und in vielen Fällen vor allem dem aktuellen Bestandsmix der meisten Unternehmen nicht (mehr) angemessen. In der Konsequenz hat dann jeder noch so marode Versicherer mindestens ein Verfahren gefunden, bei dem er gut abgeschnitten hat.“ Wenn bei einem LV-Rating einer eher kleinen Gesellschaft wie der Mecklenburgischen (Schulz: „liebe Mitarbeiter / innen und Vertriebler der Mecklenburgischen: bitte nicht persönlich nehmen, es ist auch nicht böse gemeint“) eine drei Mal so hohe Finanzstärke attestiert werde wie der Allianz, dann müsse man sich das Verfahren nicht im Detail anschauen, um zu wissen, dass es unzutreffend sei. „So wurden denn Vermittler und Makler, aber auch Endkunden, mit allen möglichen Gütesiegeln wie Kochmützen, Kronen oder Adlernasen konfrontiert, die sich nicht selten widersprochen haben.
Im Mai 2017 mussten die Versicherer erstmals die nicht unproblematische, sog. Solvenzquoten nach Solvency II veröffentlichen. Strittig sei, ob die Solvenzquote wirklich ein alleiniges Bewertungs- oder Auswahlkriterium für einen Lebensversicherer sein kann. „Unabhängig davon dürften jedoch all die Ersteller der o. g. ‚populärwissenschaftlichen Ratings‘ einen erheblichen Erklärungsbedarf bekommen, wenn plötzlich ein Unternehmen mit sieben Kronen und neun Adlernasen eine Solvenzquote von unter 100% ausweist“, warnt Schulz. Umgekehrt stelle sich auch die Frage, warum ein Unternehmen mit nur zwei Kochmützen eine Solvenzquote von 500% oder mehr haben kann. Das eine habe mit dem anderen allenfalls zufällig etwas zu tun.
Kommt zukünftig eines dieser Ratingverfahren zu einem Ergebnis, das sich mit der veröffentlichten Solvenzquote nur schwer vereinbaren lässt, stellt Schulz dem Ratingersteller die Frage, was er anders gemacht hat und warum sein anderes Ergebnis dennoch seine Berechtigung haben soll. Kommt das Ratingverfahren hingegen zu einem vergleichbaren Ergebnis, ist es redundant. „Die Ratingagenturen verdienen Geld mit dem Verkauf von Gütesiegeln und die Versicherer sehen sich durch ein gutes Rating in Ihrer Arbeit bestätigt. Nach dem Sinn des Verfahrens, der hinter einem werbewirksamen Siegel steht, fragt ohnehin niemand.“
Insofern hegt Schulz die Hoffnung, dass das eine oder andere dieser Verfahren vielleicht zukünftig vom Markt verschwinden könnte. „Dann besteht auch nicht mehr die Gefahr, dass ein Versicherer wenige Wochen bevor er unspektakulär vom Markt verschwindet, noch mit einer sehr guten Unternehmensqualität ausgezeichnet wird.“
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Aufwertung des Euro bald am Ende
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2017
„Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber dem Dollar um 7 Prozent aufgewertet. Ende Juni wurde der höchste Stand gegenüber der US-Währung seit 13 Monaten erreicht. Stärke des Euro oder Schwäche des Dollar?“ Das fragt Axel D. Angermann – er analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.
Für beide Sichtweisen sieht Angermann gute Argumente. „Für eine relative Schwäche des Dollar sprechen derzeit vor allem zunehmende Zweifel an der generellen Handlungsfähigkeit der amerikanischen Regierung. Offenbar rechnen die Marktteilnehmer nicht mehr mit einer schnellen Umsetzung einer Steuerreform oder anderer konjunkturstimulierender Maßnahmen seitens der Trump-Regierung und verfolgen zunächst eine Strategie des Abwartens. Zudem deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren nicht gerade auf ein besonders kräftiges Wachstum in den kommenden Monaten hin.“
Für eine Euro-Aufwertung aus eigener Kraft spricht nach Ansicht der Analysten aus Bad Homburg die verbesserte konjunkturelle Lage im Euroraum und das Ende politischer Unsicherheit nach dem eindeutigen Votum für Emanuel Macron bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich. Auch die Erwartung, dass die EZB damit beginnen könnte, aus der ultraexpansiven Geldpolitik auszusteigen, spielt hier eine Rolle.
„Die genannten Faktoren dürften nun allerdings im Wechselkurs des Euro zum Dollar weitgehend eingepreist sein. Dass der Euro jetzt noch weiter deutlich aufwertet,“ warnt Angermann, „ist daher unwahrscheinlich. Zwar dürfte der konjunkturelle Rückenwind im Euroraum eine Weile anhalten. Doch die strukturellen Probleme und die Heterogenität der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den einzelnen Ländern sind nicht verschwunden. Und auch wenn die Chancen für eine Erneuerung in Europa mit dem Wahlsieg Macrons gestiegen sind, wird der Weg dorthin schwierig sein und viel Zeit beanspruchen.“
Eine weitere Prüfung sieht Angermann für den Euro in den Parlamentswahlen in Italien. „Spätestens im Frühjahr 2018 entscheidet sich dort, ob es den populistischen Kräften gelingt, genügend Stimmen für ein Referendum über den Verbleib Italiens in der Währungsunion zu sammeln. Selbst wenn dieses Szenario nicht die größte Wahrscheinlichkeit haben mag, bleibt es doch eine latente Gefahr und steht im deutlichen Kontrast zur aktuellen Sorglosigkeit an den Märkten.“
Gegen eine Fortsetzung der Euro-Aufwertung spreche auch die im Vergleich zu den USA schwächere Wachstumsdynamik. Auch wenn sich der Abstand deutlich verringert habe, sei die US-Wirtschaft auch ohne zusätzliche Stimulierung mittels einer Steuerreform oder ähnlichem robuster als die des Euroraums.
„Vor allem aber wird in den Märkten derzeit die Tatsache unterschätzt, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus fortsetzen wird, während die Leitzinsen im Euroraum noch längere Zeit bei Null bleiben dürften. Die an den Märkten derzeit herrschende Erwartung,“ so Angermann, „dass die Fed bis Ende des Jahres 2018 nur zwei weitere Zinsschritte unternimmt, könnte sich schnell als falsch herausstellen.“
Nehme man alle diese Faktoren zusammen, spreche vieles dafür, dass der Aufwertungstrend des Euro bald ein Ende findet und der Wechselkurs am Ende des Jahres spürbar niedriger sein wird als derzeit. Ein Drama wäre dies freilich nicht, schließlich gehen von einem schwächeren Euro noch einmal positive Wirkungen auf die Exporte und damit auf die Konjunktur im Euroraum aus.
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Fossiles Divestment
Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017
Auf der heute von oekom research veranstalteten Fachtagung „Fossiles Divestment – Nachhaltiges Investment“ waren sich die Teilnehmer aus Finanzwirtschaft und öffentlicher Hand in ihrer Forderung einig: Nur eine umfassende Finanzwende mit einer baldmöglichen Abkehr von der Kohle-, Öl- und Erdgasfinanzierung kann sicherstellen, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens realisiert werden können. Aufgerufen zum Handeln sind nicht nur die Finanzwirtschaft, sondern verstärkt auch Bundesländer, Kommunen und Gebietskörperschaften als öffentliche Investoren. Auch wenn es hier bereits ermutigende Beispiele gibt, ist man jedoch noch weit von einer flächendeckenden Bewegung entfernt.
Für die Erreichung der Pariser Klimaziele zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf maximal 2 Grad Celsius ist der Einfluss von institutionellen und privaten Investoren von großer Bedeutung. Sie können gemeinsam mit der Politik die zentralen Treiber für die Dekarbonisierung der Wirtschaft sein. Die Vereinten Nationen sehen darüber hinaus auch die Kommunen in der Position, hier eine starke Hebelwirkung ausüben zu können, sind diese doch größtenteils an der Finanzierung der jeweiligen regionalen Versorgungsinfrastruktur beteiligt.
Für Robert Haßler, CEO oekom research, zeigt die Fachtagung auf beeindruckende Weise, wie groß die Motivation der Finanzakteure für das Thema Divestment bereits ist: „Auch Versorgungswerke, Pensionskassen und weitere institutionelle Investoren beobachten die aktuellen Entwicklungen im Bereich Divestment aufmerksam. Je mehr einzelne Erfahrungswerte kommuniziert werden, desto eher können sich weitere Interessierte an ihnen orientieren. Der Austausch der einzelnen Akteure, wie er bei dieser Fachtagung stattgefunden hat, ist daher von enormer Wichtigkeit. Er zeigt den Weg auf, wie eine Dekarbonisierung im Finanzbereich realisiert werden kann.“
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Mehr lokale Spezialisten im Credit Management
Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017
Drei Tochtergesellschaften der DKV MOBILITY SERVICE Holding arbeiten mit dem Credit Application Manager CAM der Prof. Schumann GmbH. Von Portugal bis Russland und von Norwegen bis nach Marokko können diese Unternehmen nach Angaben von Prof. Schumann ihre Kunden vollautomatisch bewerten und effizient verwalten. Inzwischen wurde die Informationsbeschaffungs-Strategie im Credit Management um die Möglichkeit der Nutzung von Daten regionaler Spezialisten ergänzt. Dadurch wird neben einer besseren Informationsqualität auch eine deutliche Kostenreduktion erreicht.
Bei lokalen Auskunfteien sei häufig festzustellen, so Prof. Schumann, dass diese mehr Treffer ohne langwierige Recherche bei der Kundensuche zurückliefern können und die Daten häufig auch aktueller sind. Internationale Anbieter nutzen auch häufig die Datenbasis der lokalen und transformieren sie in ein Standardformat. Hierbei können wertvolle Informationen verloren gehen. „Wenn ein Kunde in einem Land eine umfangreiche Kundenbasis besitzt und dort regelmäßig Geschäfte tätigt, kann es durchaus vorteilhaft sein, lokale Anbieter zu wählen, die eine besondere Nähe zu den Kunden haben und oftmals auch günstiger sind“, erklärt Dr. Martina Städtler-Schumann, die Geschäftsführerin der Prof. Schumann GmbH.
In der CAM-Standardsoftware sei deshalb aktuell eine Schnittstelle zum französischen Informationsanbieter Ellisphere implementiert und an DKV als Erstkunden ausgeliefert worden. Im Ergebnis konnten bei der DKV EURO SERVICE GmbH & Co. KG die Prozesse durch gute Abdeckung beschleunigt und die Informationsqualität verbessert werden. „In Zusammenarbeit mit der Prof. Schumann GmbH wurde hier ein fließender Übergang von einem globalen Provider zu einem lokalen Spezialisten geschaffen. Parallel zum Alltagsgeschäft konnte dieser Wechsel störungsfrei vollzogen werden.“, berichtet Matthias Rauh, Leiter Kreditmanagement der DKV EURO SERVICE GmbH & Co. KG, zufrieden.
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Von Big Data zu Smart Data im Asset Management
Von Dr. Oliver Everling | 6.Juli 2017
Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen das Rentenalter und verstärken damit die demografischen Probleme in weiten Teilen der westlichen Welt. Um Produktivität und nachhaltiges Wirtschaftswachstum dennoch langfristig aufrecht zu erhalten, werden nach Meinung von Javier Rodriguez-Alarcon, Head of EMEA Client Portfolio Management innerhalb der Quantitative Investment Strategies (QIS) Gruppe bei Goldman Sachs Asset Management, Technologien immer wichtiger: „Weltweit greifen immer mehr Menschen auf digitale Technologien im Alltag zurück und erzeugen so automatisch immer größere Datenmengen. Allein in den letzten zwei Jahren wurden über 90 Prozent aller jemals generierten Daten erzeugt und dieser Trend dürfte sich weiter beschleunigen. Bis 2020 wird das weltweite Datenvolumen das 128-fache des im Jahr 2013 bestehenden Volumens erreichen.“
Dieses exponentielle Datenwachstum berge enorme Herausforderungen, eröffne aber gleichzeitig große Chancen. „Ein Großteil der Daten hat wenig Informationsgehalt und dient bestenfalls der Unterhaltung. Das trifft unter anderem auf diverse Katzen-Videos auf YouTube zu, die für Anlageentscheidungen kaum interessant sein dürften. Doch genauso gibt es unzählige Informationen, die für Anleger höchst relevant sind. Sie liefern frühe und präzise Signale – etwa über die Wirtschaftsaktivität oder menschliche Präferenzen und Verhaltensmuster.“ Für Investoren eröffnen sich so neue Möglichkeiten, Rodriguez-Alarcon gibt Beispiele: Um die künftige Entwicklung eines Unternehmens abzuschätzen, kann nunmehr neben einer menschlichen- auch eine algorithmenbasierte, Analyse angewandt werden. „Wir haben das Zeitalter von ‚Big Data‘ erreicht. Anleger sollten die Chance ergreifen, bei der Weiterentwicklung von Big Data zu ‚Smart Data‘ eine führende Rolle einzunehmen.“
Entscheidend für den Erfolg datenorientierter Anleger ist es nach Ansicht von Rodriguez-Alarcon, die Masse an unstrukturierten Daten so zu verarbeiten, dass daraus mehrwertige Erkenntnisse gewonnen werden können. „Es ist wichtig, dass Anlagestrategien möglichst alle verfügbaren und relevanten Informationen berücksichtigen. Denn letztendlich geht es beim Investieren immer darum, einen Informations- und Analysevorsprung zu nutzen. Das aktive Vermögensmanagement zielt darauf ab, Investmentchancen aufzudecken, bevor der Markt sie erkennt und einpreist. Dabei verschaffen datengetriebene Modelle Anlegern einen wesentlichen Vorsprung und können ihren Erfolg maßgeblich beeinflussen.“
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