Mehr Insolvenzen in Großbritannien zu erwarten

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2017

Die britische Wirtschaft wird derzeit gestützt vom privaten Konsum (plus 2,6 % in 2016), günstigen Kreditkonditionen und der starken globalen Nachfrage. Dennoch soll es nach Prognose des Kreditversicherers Coface bald mehr Insolvenzen geben. Im letzten Quartal 2016 stiegen die Unternehmensgewinne auf über 105 Milliarden Pfund Sterling und damit auf ein Allzeit-Hoch. „Die Zuversicht ist wieder erkennbar gestiegen, besonders unter KMU, nachdem sie unmittelbar nach dem Referendum deutlich gesunken war“, heißt es in der Coface-Analyse. Bei einem gebremsten Wachstum – 1,4% in diesem und 1,2% im nächsten Jahr – bleiben Insolvenzen nicht aus. Das erwartet der internationale Kreditversicherer Coface in einer aktuellen Analyse der britischen Wirtschaft. Coface errechnet plus 8,7% Insolvenzen 2017 und plus 8% in 2018.

„Trotz der hohen Profite zeigen die Ungewissheiten bezüglich des Ausganges der Verhandlungen mit der EU Auswirkungen auf die Investitionen. Sie lagen mit 8,8 Prozent des BIP 2016 auf dem niedrigsten Stand seit der Wirtschaftskrise 2008. Diese Entwicklung dürfte sich bis April 2019 verstärken. Am stärksten betroffen sind Branchen, in denen Investitionen besonders kostenintensiv sind: Metallverarbeitung, Automobil, Bau“, warnen die Experten der Coface.

Die Verhandlungsphase wird für die britische Wirtschaft zu einer harten Belastungsprobe. Die steigende Inflation wird die Kauflaune der Konsumenten und damit den Einzelhandel bremsen. Coface hat die Branche im März 2017 von „mittleres“ in „hohes Risiko“ herabgestuft. Problematisch sehen die Coface-Analysten auch, dass voraussichtlich weniger EU-Bürger einwandern werden. Allein das bremse das BIP-Wachstum um 0,3 Punkte bei einem „weichen“ und um 0,6 Punkte bei einem „harten Brexit“.

Unabhängig von einer harten oder weichen Trennung – Coface hält einen weichen Brexit für wahrscheinlich – wirkt sich der Ausstieg aus der EU auf die Attraktivität des Landes für Investoren aus. Derzeit ist Großbritannien die erste Adresse für FDI in Europa. Investitionen fließen vor allem in den Finanzsektor, in die Informations- und Kommunikationsbranchen, gefolgt von Transport und Logistik. „Der Brexit wird Investitionen und damit auch Innovationen und Forschung und Entwicklung bremsen“, erwartet Coface. Dennoch hebele der Brexit nicht die strukturelle Attraktivität Großbritanniens aus. Wichtige Faktoren bleiben bestehen: Transparenz, gute Governance, differenzierter und flexibler Arbeitsmarkt und nicht zuletzt das günstige Steuersystem. Und um die Nachteile des EU-Ausstiegs abzufedern und einen Einbruch der Direktinvestitionen aus dem Ausland (FDI) zu verhindern, werde die Regierung sicher weitere Vergünstigungen für Investoren schaffen.

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Opfer des Desinteresses an Geldfragen

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2017

Geld verdienen ist gut, Geld ausgeben noch besser. Aber sich mit Geld beschäftigen? „Geld interessiert mich nicht“ – Das sei noch immer von vielen Frauen zu hören, berichtet Anne E. Connelly, Geschäftsführerin der herMoney GmbH. „Dabei können es sich Frauen gar nicht leisten, sich nicht um ihr Geld und die finanzielle Vorsorge zu kümmern. Denn: Frauen verdienen im Schnitt 21% weniger als Männer (unbereinigte Gender Pay Gap) und Frauen beziehen ca. 40% weniger Rente als Männer (Gender Pension Gap).“

Frauen achten nach Erkenntnissen der herMoney GmbH bei der Jobwahl kaum auf die Einkommensperspektiven; sie verzichten zugunsten der Familie auf Karriere – und sie werden für vergleichbare Tätigkeiten oft schlechter bezahlt. Die Folge: Sie verdienen weniger und müssen sich auch im Alter mit einer kleineren Rente begnügen als Männer.

„Gute Vorsorge tut also Not. Da wir überzeugt sind, dass finanzielle Unabhängigkeit eine wesentliche Voraussetzung für ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben ist,“ so Connelly, „haben wir herMoney gegründet.“ herMoney sei das unabhängige Finanzforum für Frauen und einzigartig in Deutschland. „Es ist eine werbefinanzierte Webseite, die grundlegende Finanzinformationen vermittelt. Die Einordnung in typische Lebensphasen von Frauen erlaubt eine leichte Orientierung. Die Inhalte werden fortlaufend ergänzt und vertieft und professionell begleitet von Birgit Wetjen. Ich freue mich sehr, dass ich die renommierte Finanzjournalistin für die redaktionelle Leitung des Portals gewinnen konnte.“

Warum Frauen eine spezielle Plattform benötigen? „Finanzinformationen gibt es schließlich genug und Frauen können diese gleichermaßen nutzen. Das stimmt“, räumt Connelly ein. „Frauen benötigen keine anderen Produkte, sehr wohl aber eine andere Ansprache, um sich dem Thema zu öffnen. Das möchten wir mit herMoney erreichen.“

„Ich darf mich bei allen, die mich zum Start von herMoney unterstützt haben herzlich bedanken. Alle Fondsfrauen,“ sagt die Initiatorin der gleichnamigen Initiative, „Journalistinnen, Geschäftsfreunde, Freundinnen und langjährige Wegbegleiter, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen und stehen. Ich bedanke mich bei den ersten Werbepartnern DWS, Pioneer Investments und WWK für ihr Vertrauen, dass wir herMoney zu dem unabhängigen Finanzforum für Frauen in Deutschland machen werden.“

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Mehr ESG Portfolios

Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2017

Portfolios unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien gewinnen an Bedeutung. Die Diversifikator GmbH zum Beispiel bietet jetzt bereits 8 ESG Portfolios an und über einen neuen Partner auch deren Verwaltung.

Diversifikator hat am ersten Juni mit dem Global Equities ESG, dem Global Equities S ESG und dem ESG ETF-Portfolio Trend drei weitere verantwortungsvolle ESG- (Environment, Social, Governance) Portfolios gestartet. Das erste dieser Portfolios wurde für eine Stiftung entwickelt und besteht aus 30 internationalen Aktien, das zweite ist ein aus nur fünf Aktien bestehendes Renditeportfolio und das dritte Portfolio aus fünf ETFs mit Trendphasen-Steuerung wird für einen unabhängigen Vermögensverwalter eingeführt.

Die bisher fünf ESG Portfolios von Diversifikator haben sich in 2017 mit +2,7 bis +14% nach Angaben der Gesellschaft wie folgt entwickelt: ESG ETF-Portfolio +2,7%, Islamic ETF-Portfolio, +4,1%, Deutsche Aktien ESG +14,0%, Infrastructure ESG +12,6%, Real Estate ESG +6,7%.

Besonderheiten der Aktienportfolios sind die sehr weitgehenden Ausschlüsse unerwünschter Unternehmensaktivitäten sowie der starke Fokus auf gute Unternehmensführung und nicht nur ökologische oder soziale Aspekte.

„Wir nutzen für alle ESG Aktienportfolios die gleichen optimierungsfreien ESG-Regeln und auch die Regeln für unsere Trendfolgeportfolios sind identisch“, sagt Prof. Dr. Dirk Söhnholz, der Geschäftsführer und Gründer von Diversifikator. „Wir kennen keinen anderen Anbieter, der öffentlich so viele und so konsequente und günstige ESG-Portfolios wie wir anbietet. Stiftungen und anderen institutionellen Anlegern aber auch Banken, unabhängigen Beratern und Vermögensverwaltern können wir maßgeschneiderte ESG-Portfolios sogar schon ab Anlagesummen von nur einer Million Euro anbieten“, sagt Dirk Söhnholz.

Neu ist auch die Zusammenarbeit mit der MYRA Capital AG (siehe Myra-IVV). Ab Anlagebeträgen von 50.000 Euro können ab sofort alle Portfolios von Diversifikator auch mit einer individuellen professionellen Vermögensverwaltung von MYRA umgesetzt werden.

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USA wandeln das Klima alleine

Von Dr. Oliver Everling | 2.Juni 2017

Isolationistische und nationalistische Tendenzen in Großbritannien und in den USA sind – nach dem islamistischen Fundamentalismus – die größte geopolitische Gefahr für die westliche Welt. Zu dieser Einschätzung kommt das FERI Cognitive Finance Institute in einem aktuellen Strategiepapier.

Das Strategiepapier der FERI ist vor dem Hintergrund des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Abkommen höchst aktuell. Trump stoppt und revidiert die Umsetzung des Klimaabkommens in den USA auch um den Preis, das gemeinsame Bemühen der führenden Staaten um nachhaltiges Wirtschaften infrage zu stellen. Seine Kernargumente zielen auf Widersprüche des Abkommens, beispielsweise den Bau von Kohlekraftwerken in Asien zuzulassen, während sie zugleich in den USA abgebaut werden sollen und Arbeitsplätze in den USA kosten. Außerdem kritisiert Trump, dass dem bedingungslosen Commitment der USA die Bedingungen von Ländern wie Indien gegenüberstehen, die ihre Bemühungen von Milliardenzahlungen abhängig gemacht haben.

Zu den aktuellen Ereignissen passt die Analyse der FERI. Derzeit manifestiere sich eine neue, zutiefst beunruhigende „globale Weltordnung 2.0“. „Diese ist im Gegensatz zu früheren Phasen durch tiefe Risse und ideologische Gräben quer durch die geopolitische Weltkarte geprägt“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer des FERI Cognitive Finance Institute und Autor der Analyse.

Verantwortlich dafür sei zum einen der EU-Ausstieg Großbritanniens („BREXIT“), zum anderen die national-populistisch motivierten Vorstöße der USA unter Präsident Trump („TRUMPISMUS“). „In beiden Fällen wendet sich das jeweilige Land gegen einen bisher relativ stabilen politischen Verbund, stellt diesen offen in Frage oder verlässt ihn sogar“, erläutert Dr. Heinz-Werner Rapp. Ursächlich sei in beiden Fällen eine starke populistische Grundströmung mit tiefen Wurzeln und gemeinsamen Ursachen.

Durch den kompromisslosen Ausstieg der Briten aus der EU würden wichtige Beziehungen und gemeinsame Interessen innerhalb Europas belastet, gefährdet oder zerstört. Donald Trump opfere strategische Beziehungen und seit Jahrzehnten gewachsene geopolitische Netzwerke zugunsten kurzfristiger und eher wahltaktischer Vorteile – wie zuletzt beim NATO-Gipfel in Brüssel sowie beim G7-Treffen in Taormina demonstriert. Dieser Zerfall globaler Koordinationsmechanismen erzeuge erhöhte Unsicherheit und gefährde letztlich die „Global Governance“.

„Sowohl Großbritannien als auch die USA vollziehen derzeit Schritte, die man als isolationistisch oder sogar nationalistisch bezeichnen könnte“, so Rapp. Wie diese Entwicklungen durch Prinzipien der Spieltheorie zu einer „Neuen Weltordnung 2.0“ führen und welche Konsequenzen und strategischen Chancen sich daraus für einzelne Länder und Regionen ergeben, analysiert das FERI Institut in seinem aktuellen „Cognitive Comment“.

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Intel im nx-25

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2017

Mit einem Anstieg von rund 1.013% in den letzten gut 20 Jahren (seit 1.4.1997) liegt der „grüne“ nx-25-Index rund 878 Prozentpunkte vor dem „konventionellen“ Benchmark-Index MSCI-World (+135%), berichtet Max Deml, Öko-Invest-VerlagNeu unter den 25 Titeln des Natur-Aktienindex nx-25 ist ab 1.6.2017 die US-Aktie von Intel, einem Halbleiter-Konzern mit weltweit rund 106.000 Beschäftigten (davon rund die Hälfte in den USA). Intel ersetzt die Aktie des japanischen Büromaschinen-/IT-Unternehmens Ricoh (www.ricoh.com, Jahresumsatz rund $ 20 Mrd.). 

Der Intel-Aktienkurs stieg in den 1990-er Jahren steil von rund $ 1 auf $ 75 an, fiel bis zur Finanzkrise 2008 auf $ 12,50 zurück und hat seither wieder fast 200% zugelegt. Intel wurde 1999 (u.a. zusammen mit Microsoft) in den Dow-Jones-Index aufgenommen und ist nun die erste und einzige Aktie, die sowohl im Dow Jones (mit 1,1% Gewichtung) als auch im nx-25 (mit dzt. 3,5%) gelistet ist. Der nx-25 startete 1997 mit 1.000 Punkten und liegt aktuell bei gut 11.000 Punkten – u.a. dank Titeln wie Tesla, deren Kurs sich seit dem Börsengang 2010 (zu $ 17) auf nunmehr über $ 340 verzwanzigfacht hat.

Intel zählt zu den Vorreitern in Sachen CSR/Sustainability, die Aktie hat beim oekom-research-Report kürzlich die beste „Prime“-Bewertung aller untersuchten IT-Titel erhalten. Intel zählt seit 2008 laut EPA als grösster freiwilliger Käufer von Grünstrom. Beim aktuellen weltweiten Ranking der 100 “most reputable companies“ (www.reputationinstitute.com) liegt Intel (77,74 Punkte) auf Platz 8 (Vorjahr Platz 11); Rolex führt hier mit 80,32 Punkten vor Lego mit 79,46, Bosch belegt Platz 6 mit 78,12 Punkten. Bei den „100 Most Authentic Brands“ (www.rankingthebrands.com) liegt Intel auf Platz 6, hinter Disney (1), BMW (2) und Apple (5). Bei der Fortune-Liste von 50 „Change the World“-Unternehmen, die soziale Verbesserungen bringen, kommt Intel auf Rang 12, nach First Solar (10) und vor Tesla (50).

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KMU sehen Kreditzugang verschlechtert

Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2017

Für 52 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland hat sich in den vergangenen zwölf Monaten der Zugang zu klassischen Bankkrediten verschlechtert. Das ergab der schon zum zweiten Mal vom digitalen Kreditmarktplatz creditshelf erhobene „Finanzierungsmonitor“, für den zusammen mit der TU Darmstadt mehr als 100 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt wurden.

Das Fintech creditshelf reagiert auf diese gerade für kleine und mittlere Betriebe mitunter existenzbedrohende Situation mit einer Kreditinitiative, für die über 100 Millionen Euro zur Finanzierung von Mittelständlern bereit stehen. Beim creditshelf-Sofortkredit verspricht das Portal die Kreditentscheidung innerhalb von nur 48 Stunden.

„Die festen Zusagen von Investoren in Höhe von über 100 Millionen Euro zeigen, dass sich unser Kreditmodell – Investoren finanzieren das Wachstum von Unternehmen – voll etabliert hat“, sagt creditshelf-Geschäftsführer Dr. Daniel Bartsch. Von Juni bis August können damit kurzfristige Betriebsmittelfinanzierungen ab einem Volumen von 100.000 Euro und mit einer Laufzeit von bis zu sechsunddreißig Monaten schnell und einfach zugesagt werden.

„Sowohl aus unserer Studie als auch aus den täglichen Gesprächen mit Unternehmern wissen wir um die Bedeutung des Faktors Zeit“, so Bartsch weiter. „Daher garantieren wir mit unserem creditshelf-Sofortkredit, dass keine Kreditentscheidung länger als 48 Stunden dauert.“

„Kleine und mittlere Firmen haben zuletzt eher wenig von der angeblichen Kreditschwemme gespürt und erwarten auch jetzt nicht, bei der Kreditaufnahme von der immer noch anhaltenden Niedrigzinsphase zu profitieren“, fasst Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt die aktuelle Situation zusammen. „Im Gegenteil: 64 Prozent der für die Studie befragten Betriebe halten künftig sogar noch schwierigere Kreditkonditionen durch steigende Zinsen für wahrscheinlich, 67 Prozent fürchten dies als Folge einer verschärften Regulierung und 63 Prozent aufgrund einer restriktiveren Kreditvergabe seitens der Hausbanken.“

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EZB-Geldschwemme macht Ramsch attraktiv

Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2017

Zuletzt rückten die Öl- und Rohstoffpreise wieder verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte. Bedenken hinsichtlich eines Angebotsüberschusses und die Angst vor einer schwindenden Nachfrage aus China dominierten jüngst die Schlagzeilen und verursachten Volatilität und Preisschwächen. Mike Della Vedova, Portfoliomanager der European High Yield Bond Strategie von T. Rowe Price stellt sich daher die Frage: „Steigt der europäische Markt für Hochzinsanleihen angesichts der größeren Abhängigkeit amerikanischer High Yields von Öl- und Rohstoffpreisen jetzt wieder in der Anlegergunst?“

Die Energiebranche ist eine der größten Sektorgewichtungen im amerikanischen High-Yield-Markt und umfasst ungefähr 14 Prozent der Benchmark¹. Dieses Exposure lässt Della Vedova zufolge US-amerikanische Hochzinsanleihen anfälliger für Ölpreisbewegungen erscheinen als europäische, wo Emittenten aus dem Energiesektor gerade einmal fünf Prozent der Benchmark² ausmachen. „Das bedeutet, dass Europa wahrscheinlich eher in Marktphasen eine Outperformance zeigt, in denen der Preisdruck für Öl- und Rohstoffpreise weiter stark anhält. Beim Blick auf die Zusammensetzung des Gesamtmarktes wird zudem deutlich, dass der US-Markt einen höheren Anteil an schwächer-bewerteten Unternehmen aufweist“, so der Experte. Emittenten mit einem C-Rating machten 14,5 Prozent der Benchmark aus. In Europa liege der Wert bei lediglich vier Prozent. „Unterm Strich scheinen das Risiko und die Volatilität für europäische High-Yields also niedriger zu sein als für amerikanische.“

Aus fundamentaler Perspektive rückt laut Della Vedova für Europa wie für die USA insbesondere ein aktuelles Thema in den Fokus und zwar die sich verbessernden Unternehmensgewinne. Della Vedova ergänzt: „Allerdings ist es wichtig herauszustellen, dass sich Europa in einem früheren, kreditfreundlicheren Abschnitt des Konjunkturzyklus befindet als die USA, mit einem geringen Inflationsdruck sowie steigendem Wachstum.“ Des Weiteren profitiere Europa von der akkommodierenden Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB). Während die US-amerikanische Federal Reserve die Geldpolitik straffe und dieses Jahr vermutlich noch zwei Zinsanstiege ansetze, bleibe die EZB bei ihrer Politik der Negativzinsen und kaufe aktuell jeden Monat Anleihen in Höhe von 60 Milliarden Euro. Obwohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehe, dass die EZB das Tempo ihrer Ankäufe drosseln werde, bleibe die Geldpolitik akkommodierend.

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Dämpfer für die Volksrepublik China

Von Dr. Oliver Everling | 24.Mai 2017

Die Ratinghistorie der Volksrepublik China ist auf dem Weg der Normalisierung – zu ungewöhnlich wäre es, wenn das Rating über mehrere Jahrzehnte hinweg ausschließlich nach oben gehen würde. Das langfristige Rating für die Volksrepublik China wurde von Aa3 auf A1 gesenkt – der Ausblick wurde zugleich von „negativ“ auf „stabil“ korrigiert. Die Ratingaktion von Moody’s kommt jedoch nicht für alle überraschend.

Edmund Goh zum Beispiel, Fixed Income Investment Manager bei Aberdeen Asset Management, kommentiert die Herabstufung Chinas durch die Ratingagentur Moody’s wie folgt: „Dies ist keine große Überraschung. China war bereits seit einem Bericht von Moody’s aus dem letzten Jahr auf dem Weg herabgestuft zu werden. Die Ratingagentur war insbesondere über den hohen Verschuldungsgrad des chinesischen Systems besorgt, der sich auch im Jahr 2016 nicht verringert hat, als das Land sich bemühte, das binnenwirtschaftliche Wachstum anzukurbeln.“

Die Marktreaktion sollten nach seiner Einschätzung eher milde ausfallen. „Ausnahmen dürften hier einige erstrangige US-Dollar-Anleihe sein, die von staatseigenen Unternehmen begeben wurden, welche ihre Kreditwürdigkeit im Wesentlichen aus dem Landesrating ziehen. Chinesische Festlandsinvestoren werden die Herabstufung weitgehend ignorieren. Und der Anteil der Auslandsinvestoren im Heimatmarkt ist zu klein, um den Markt zu bewegen.“

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Investitionen in Pflegeimmobilien nachhaltig sichern

Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2017

Die Rendite von Investitionen in pflegeimmobilien ist im Vergleich zu anderen Asset-Klassen hoch. Durch den demografisch bedingten steigenden Bedarf
werden diese Investments auch in Zukunft nachhaltig interessant und wettbewerbsfähig
bleiben, wenn sie klug und zukunftsorientiert ausgewählt werden. Zudem bieten die
Spezialimmobilien Absicherungen gegen Verluste: Die Mietverträge garantieren mit i.d.R. zwanzig Jahren Laufzeit (+5) langfristig gesicherte Einnahmen. Mieterwechsel sind bei Pflegeimmobilien eher selten.

Doch wie auch bei anderen Investments stehen der relativ hohen Rendite Risiken gegenüber. „Die gute und gleichbleibende Qualität des Betreibers (Pächters),der Erhalt der Attraktivität der Immobilie und die kontinuierliche Kultivierung des Ambientes in der Einrichtung sind genauso Voraussetzung für einen langfristigen Erfolg wie das schnelle Reagieren auf geänderte gesetzliche Vorgaben“, betont Ines Löwentraut, Geschäftsführerin von Avivre Consult. „Gerade für Investoren, die sich in der Pflege nicht auskennen, verbergen sich hier Gefahren, die es frühzeitig zu entdecken gilt“.

Ihr Fazit: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Auditierungen / Überprüfungen durch ein Experten-Team stellen sicher, dass ein frühzeitiges Reagieren – auch bei wirtschaftlicher Schieflage –
möglich ist. Zudem verbessern sie die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren, da sie dem Investor ein Gespür für die Besonderheiten von Pflegeimmobilien vermitteln. Schließlich kann in Streitfällen das externe Expertenteam als Mediatorenteam hinzugezogen werden. Der Umfang der Prüfung wird individuell an die Wünsche des Auftraggebers angepasst. Sinnvoll sind eine Analyse und Bewertung von Immobilie (baulich), Pflegequalität, Marktfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Eine Fotodokumentation und ggf. ein Maßnahmenkatalog sind immer enthalten. So wird die Entwicklung der Immobilie über die Jahre hinweg dokumentiert und bewertet und kann bei Verhandlungen mit dem Betreiber herangezogen werden.

„Schwierig wird es dann, wenn der Betreiber sich gegen die Begehungen sträubt und Informationen zurückhält“, weiß Mario Schmitz, Head of Market Research und Due Diligence
bei Avivre Consult aus Erfahrung. „Die Entscheidung, welche Bereiche geprüft werden, sollte bereits im Vorfeld mit dem Betreiber festgelegt werden. Es ist sinnvoll, diese Vereinbarungen zur Auditierung bei Abschluss des Mietvertrages mit dem Betreiber der Einrichtung auch schriftlich zu fixieren.“

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Europa im Vorteil

Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2017

Carsten Mumm, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel, zieht einen transatlantischen Vergleich der Aktienmarktperspektiven und sieht Europa im Vorteil.

„Seit der globalen Finanzkrise 2008 haben sich US-Aktien deutlich besser entwickelt als ihre europäischen Pendants. So hat der US-Standardaktienindex S&P500 in den vergangenen 10 Jahren per Saldo eine Wertentwicklung von über 50 Prozent zu verzeichnen und übertraf bereits 2013 seine Allzeithöchststände von 2007. Demgegenüber konnte der STOXX EUROPE 600 Index erst in diesem Mai das Niveau von Mitte 2007 wieder erreichen“, berichtet Mumm.

Die Hintergründe für diese Diskrepanz sind nach seiner Ansicht vielschichtig. „Ein wichtiger Faktor ist, dass die amerikanische Ökonomie, getrieben durch ein unmittelbares und rigoroses Umschalten der US-Notenbank Fed auf eine ultra-expansive Geldpolitik und die frühzeitige Rekapitalisierung der US-Banken, sehr schnell auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren konnte. Demgegenüber fiel die Eurozone nach 2009 schon in 2012 erneut in eine Rezession. Zudem wurden US-Aktien von vielen Anlegern als relativ sicher angesehen, während die Kurs¬ent-wicklung europäischer Unternehmen immer wieder durch den drohenden Zerfall der Eurozone zurückgeworfen wurde.“

Seit Anfang 2017 jedoch liegen europäische Aktien vorn. Der STOXX EUROPE 600 konnte gut 10 Prozent hinzugewinnen. Der S&P500 hat lediglich ein Plus von ca. 7 Prozent zu verzeichnen.

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