Illiquid Credit

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juli 2016

Jeremy Ghose von 3i Debt Management spricht bei Hedgework über das Thema: “The Growth of Illiquid Credit”. Alternative Credits gewinnen rasch an Aufmerksamkeit und Interesse bei institutionellen Investoren, da in einer Zeit negativer Zinsen der Druck wächst, alternative Ertragsquellen zu erschließen. Im Unterschied zu privaten Kunden werden die Belastungen, die die Banken aufgrund der negativen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zu tragen haben, an institutionelle Investoren weitergegeben.

Ghose sieht in den letzten zwölf Monaten das stärkste Wachstum bei Private Euqity (43 %), stärker als bei Hedge Funds (25 %), Real Estate (30 %) oder Natural Resources (24 %). Ghose erwartet, dass die Finanzierung durch Baknen weiter an Boden verlieren werde. Er zitiert Zahlen zu dem Anteil nicht performender Kredite zum Beispiel in Italien. Der hohe Anteil der Wertberichtigungen mache es den Banken praktisch unmöglich, sich als offensive Kreditgeber zu präsentieren.

Private Equity sei der Treiber der weiteren Entwicklung des Darlehensmarktes. „Wir sehen eine Menge Dry Powder“, macht Ghose klar. In seiner dreißigjährigen Berufstätigkeit habe er keine Zeit gesehen, in der Leveraged Transactions mit einem so hohen Anteil von EIgenkapital durchgeführt worden wären wie heute.

Ghose lobt die Assetklasse des Loan Market, denn dieser sei z.B. nach der Nachricht über den Brexit kaum berührt gewesen. Die Stabilität des Loan Market mache diesen attraktiv. Er zeigt Statistiken, nach denen auch gegenüber High-Yield Bonds eine niedrigere Volatilität zu verzeichnen ist. Ferne sei eine niedrige Korrelation mit Renditen anderer Assetklassen hervorzuheben.

Ghose erwartet für 2016 und 2017 weiterhin vergleichsweise niedrige Insolvenzraten, wenn man Unternehmen aus den Sektoren Energie, Metalle und Mining ausklammere. 

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Historische Chance für Deutschland

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juli 2016

Ein Volksentscheid in Großbritannien zugunsten eines Austritts aus der Europäischen Union (EU) lag schon immer im Bereich des Möglichen. Dennoch hat der „Brexit“ sowohl die EU als auch die Investoren kalt erwischt, berichtet Christophe Bernard, Vontobel-Chefstratege. Es folgte eine Verkaufswelle an den globalen Aktienmärkten, während sogenannte sichere Häfen wie Staatsanleihen und Gold stark nachgefragt wurden.

Bernard wirft einen Blick auf fünf mögliche Konsequenzen eines wahrscheinlichen Austritts der Briten aus der 28-Staaten-Gemeinschaft: „In erster Linie hat das Ergebnis des britischen Referendums vom 23. Juni das Land in ein politisches Chaos gestürzt. Die tiefen Gräben innerhalb der Parteien und zwischen den Regionen sind nun offen zutage getreten. Großbritannien droht die Spaltung, da Schottland und Nordirland in der EU bleiben möchten, während England und Wales den Alleingang vorziehen.“

Hält das politische Chaos in Großbritannien weiter an, könnte sich das Kräfteverhältnis in Europa zugunsten von Deutschland verschieben. Schon heute profitiert Deutschland davon, noch zu den wenigen mit AAA gerateten Staaten zu gehören, während Großbritannien nach übereinstimmenden Urteil aller führenden, selbst der angelsächsischen Agenturen nicht mehr zum Kreis der AAA-Emittenten gehört. Trifft die Befürchtung von Bernard zu, dann gäbe es nach einer Spaltung Großbritanniens sogar Anlass zu weiteren Herabstufungen durch die Ratingagenturen, während Deutschland sich Anbietern als vergleichsweise „sicheren Hafen“ anbieten würde.

Da das „Leave“-Lager (noch) keinen klaren Anführer oder einen Plan für den Abschied von der EU hat, analysiert Bernard, stehen Großbritannien unsichere Zeiten bevor. Gegenwärtig sieht Bernard beinahe unendlich viele Möglichkeiten, wie Großbritannien und die EU ihre Scheidung – oder ein wie auch immer geartetes Zusammenbleiben – gestalten können.

Zur wirtschaftlichen Dimension kommentiert Bernard: „Nach der ‚Brexit‘-Abstimmung haben wir ausgehend von Investitionsrückgängen und einem gedämpften Konsum unsere Prognose für das britische Bruttoinlandprodukt (BIP) für die nächsten 18 Monate um 2.5 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Ein Rückgang in dieser Höhe könnte in Großbritannien, der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU, zu einer leichten Rezession führen. Die Unsicherheit wird sich auch negativ auf die Aussichten in der EU auswirken, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß.“ 

Für den Fall, dass die Verhandlungen „in geordneten Bahnen“ verlaufen, ziehen die Analysten bei Vontobel beim Wachstum in der Eurozone für denselben Zeitraum 0.7 Prozentpunkte ab. Für die USA und den Rest der Welt sind gegenwärtig nur geringe Auswirkungen zu erwarten.

Außerhalb Großbritanniens und der EU würden sich etwaige wirtschaftliche Folgen aus einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen, sprich Kursrückgängen an den Aktienmärkten und höheren Kreditspreads, ergeben. „Die Zentralbanken verfolgen die Entwicklung sicherlich mit großer Aufmerksamkeit. Insbesondere die Europäische Zentralbank ist fest entschlossen,“ meint Bernard, „einen möglichen Anstieg der Renditeabstände zwischen den Staatsanleihen der ‚Peripherieländer‘ der Eurozone einerseits und deutschen Staatspapieren andererseits zu bekämpfen. Auch die Bank of Japan wird bei ihrer nächsten Sitzung im Juli voraussichtlich eine weitere Lockerung der Geldpolitik beschließen.“

Das bedeutet nach Ansicht von Bernard im Wesentlichen Folgendes: „Es wird kräftige Liquiditätsspritzen geben; eine Verschärfung der Geldpolitik ist nicht in Sicht – auch nicht in den USA, dem einzigen großen Industrieland, in dem bis vor Kurzem noch eine Anhebung der Leitzinsen absehbar war. Das sollte dazu beitragen, Verlustrisiken zu minimieren.“

Das weltweite Wirtschaftswachstum und die globalen Unternehmensgewinne werden letzten Endes die wichtigsten Treiber der Aktienmärkte sein. „Insofern erwarten wir,“ heißt es aus dem Haus von Vontobel, „dass die Auswirkungen des Brexits moderat ausfallen werden, sollten alle anderen Faktoren unverändert bleiben. Jedoch werden die Anleger erst konkrete Beweise dafür sehen wollen, bevor sie sich bei riskanten Anlagen engagieren.“

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Unternehmensbewertung

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2016

Im Schäffer-Poeschel Verlag legen Wolfgang Ballwieser und Dirk Hachmeister die fünfte Auflage ihres Buches „Unternehmensbewertung“ vor. Es geht hier um den Prozess der Unternehmensbewertung, um Methoden und Probleme. Die Autoren unterscheiden im Wesentlichen Gesamtbewertungsverfahren, Einzelbewertungsverfahren, Mischverfahren und Überschlagsrechnungen. Bei den Gesamtbewertungsverfahren geht es um den Ertragswert und den Discounted Cash Flow. Bei den Einzelbewertungsverfahren unterscheiden die Autoren Liquidationswert und Substanzwert. Unter den Mischverfahren lernt der Leser das Mittelwertverfahren und Übergewinnverfahren kennen und schließlich bei den Überschlagsrechnungen marktpreisorientierte Verfahren.

Unternehmensbewertung ist Mittel zum Zweck, daher stellen die Autoren die verschiedenen Anlässe und Zwecke der Unternehmensbewertung ganz an den Anfang ihrer Erörterung. Außerdem arbeiten sie heraus, wie wichtig eine korrekte Abgrenzung des Bewertungsobjektes ist, also auch der Unternehmensbegriff.

Den Ertragswert lernt der Leser mit seinen Komponenten kennen, er erfährt von der Vergangenheitsanalyse und Lageanalyse sowie Ertragsprognose. Der Ertragswert wird bei Sicherheit sowie bei dem realistischeren Fall von Unsicherheit ermittelt. Schon vor der Finanzkrise war die Frage nach der Bestimmung des Zinsfußes schon schwierig zu beantworten. Vor dem Hintergrund von Negativzinspolitik nicht nur der Europäischen Zentralbank steht die Unternehmensbewertung heute aber vor völlig neuen Herausforderungen. Je nach Modell ergeben sich bei Anwendung eines negativen Zinsfußes absurd hohe Unternehmenswerte. Leider ist die wissenschaftliche Literatur dazu noch nicht sehr ergiebig. Entsprechend ist das Thema auch bei Ballwieser und Hachmeister im Lehrbuch noch nicht verarbeitet.

Das Ausfallrisiko und die mit einer Insolvenz einhergehenden Kosten sind ein wichtiger Aspekt der Unternehmensbewertung. Bei verschiedenen Modellen lassen es die Modellannahmen nicht zu, Insolvenzkosten explizit mit einzubeziehen. Auch Ballwieser und Hachmeister widmen dem Zwischenschritt der Ermittlung eines Kreditratings daher kein gesondertes Kapitel. Insbesondere bei größeren Unternehmen, bei denen ein externes Rating verfügbar ist, wird dieses von Bewertern in der Praxis jedoch einbezogen, um Annahmen über Risikoprämien zu plausibilisieren.

Die fünfte Auflage hebt sich von den früheren Auflagen insbesondere durch die Aufnahme von zwei neuen Kapiteln zu den Besonderheiten der Unternehmensbewertung für die Steuerbemessung und zur Unternehmensbewertung in der Rechtsprechung ab. Das Lehrbuch wird der Zielsetzung gerecht, als Standardwerk den aktuellen Stand des Fachgebiets zu repräsentieren: Auf 317 Seiten werden Studierende mit allen maßgeblichen Bewertungsverfahren vertraut gemacht und erhalten so das Rüstzeug, um auch in Verhandlungssituationen über den Unternehmenwert in der Praxis bestehen zu können.

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Daten sind der Zins von morgen

Von Dr. Oliver Everling | 30.Juni 2016

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. erteilt einer europäischen Börse mit Sitz in London eine klare Absage. „Es wäre verkehrt, die Briten jetzt für ihre Entscheidung abzustrafen“, macht Fahrenschon klar. Aber eine Fusion der Deutschen Börse mit Verlegung des Sitzes nach London sei nach der Entscheidung der Briten undenkbar. Fahrenschon will den Umzug der European Banking Authority von London in die Europäische Union nutzen, um auch die Bankenaufsicht neu zu ordnen.

Fahrenschon spricht auf dem 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main. „Am Ende sind wir Retailer doch der ganz besondere Transmissionsriemen, der im Kleinen und vor Ort tätig ist, aber ganze Volkswirtschaften betrifft.“

„Lohnt sich in dieser Welt Retail-Banking überhaupt noch?“ Fahrenschon schont nicht, unbequeme Fragen anzusprechen. „Unsere privaten Kunden schirmen wir vor den Negativzinsen ab. Wir wissen, dass es ein Signal für den kompletten deutschen Finanzmarkt wäre. Sehr schnell würden sich erhebliche Anlagevolumina bewegen.“ Aus der Politik der Wirtschaft ein Paradoxon zu erklären, sei eine besondere Herausforderung. Fahrenschon unterstreicht daher, dass es eine große Leistung der deutschen Kreditwirtschaft sein, die Verunsicherung der Kunden abzuwenden.

„Ich kann nur hoffen, dass alle Akteure der Geldpolitik über die eintretenden Effekte im Klaren sind“, warnt Fahrenschon, wenn doch Institute gezwungen sein würden, die sie belastenden Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben und damit eine Kettenreaktion auslösen.

Fahrenschon lässt den Blick auf andere Branchen schweifen. Die Medienwelt, die jahrelang kostenlos Inhalte in den neuen Medien angeboten hat, sucht nun mühsam den Weg zurück zu Bezahlmodellen. Fahrenschon ruft daher dazu auf, kostenintensive Bankleistungen der Kontofühürung auch mit entsprechenden Entgelten zu versehen.

„Daten sind der Zins von morgen“, sagt Fahrenschon. Es gehe aber nicht darum, Daten an Dritte zu verkaufen, sondern den großen Datenpool, über den die Sparkassen ohnehin verfügen, für kundengerechte Produkte zu nutzen. „Über Nacht werden wir Zahlungen von Handy zu Handy ermöglichen. Hier arbeiten wir mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken zusammen.“ Schon bald werde jeder Sparkassenkunde auch zu jeder anderen Bank mit seinem Handy überweisen können. „Wir wollen es nicht zulassen, dass sich Dritte zwischen uns und unsere Kunden schieben“, macht Fahrenschon klar. 

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Scope kauft weitere Ratingagentur

Von Dr. Oliver Everling | 30.Juni 2016

​Mit der heute bekannt gegebenen Veräußerung der Ratingagentur FERI EuroRating Services AG an die Scope Corporation AG setzt die FERI Gruppe die strategische Weiterentwicklung konsequent fort. Ziel ist es, FERI als führendes Investmenthaus in Deutschland, Luxemburg, der Schweiz und Österreich weiter zu etablieren. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf die drei Kerngeschäftsfelder: Investment Research (volkswirtschaftliche Prognosen & Asset Allocation-Analysen), Investment Management (Institutionelles Asset Management & Private Vermögensverwaltung) und Investment Consulting (Beratung von institutionellen Investoren & Family Office Dienstleistungen).

Bereits im vergangenen Jahr hatte FERI diese drei Bereiche unter dem Dach der FERI Trust GmbH zusammengeführt. Dadurch wird eine noch engere Verbindung von Investment Research und Investment Management geschaffen, was die Effizienz und Flexibilität der Investmentprozesse deutlich erhöht. Gleichzeitig hat FERI die etablierte Research- und Selektionskompetenz für klassische wie auch alternative Investments konzentriert und weiter verstärkt.

„Die Veräußerung der EuroRating ist strategisch der nächste konsequente Schritt in der Weiterentwicklung der FERI Gruppe. Wir konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft, in dem Investment Research und Asset Management unmittelbar ineinander greifen. Dieses macht bisher rund 95 Prozent des Umsatzes der FERI Gruppe aus. Gleichzeitig hat die Ratingagentur die Möglichkeit, ihr Geschäft in der Scope Group deutlich weiterzuentwickeln“, sagt Arnd Thorn, Vorstandsvorsitzender der FERI Gruppe.

Im Zuge der Weiterentwicklung wird die FERI Gruppe die langjährige Research-Kompetenz weiter stärken: Zusätzlich zum bestehenden Investment Research und den etablierten Branchenanalysen baut FERI derzeit ein eigenes Forschungsinstitut auf, das speziell langfristige Zukunftstrends und deren Auswirkungen auf Vermögen im Fokus hat. „Der FERI-Ansatz basiert seit fast 30 Jahren auf einem fundierten Research. Nach diesem Grundsatz bauen wir auch das neue FERI Institut auf. Es wird ein meinungsstarker und notfalls unbequemer Vordenker sein, mit klarem Fokus auf die relevanten Zukunftstrends in der Wirtschafts- und Vermögensforschung“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO der FERI Gruppe.

Details zur Transaktion der FERI EuroRating Services AG sowie zur strategischen Weiterentwicklung der Scope Group finden sich in einer begleitenden Scope-Pressemitteilung unter www.scopegroup.com.

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Von Bank zu Banking

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2016

Andreas Pratz, Partner und Leiter der Financial Institutions Group für Deutschland bei der A.T. Kearney GmbH, erwartet, dass Angebote wie eine Kontoeröffnung in wenigen Minuten hohe Akzeptanz haben werden. Damit widerspricht er Bedenkenträgern, die auf dem 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung die Bereitschaft von Bankkunden in Frage stellten, die Bequemlichkeit der Kontoeröffnung online nutzen zu wollen. Roland Boekhout, Vorsitzender des Vorstandes der ING-DiBa AG, hatte am Morgen noch berichtet, dass immer noch der größere Teil der Kontoeröffnungen über das umständliche Postident-Verfahren in Warteschlagen der Postfilialen erfolge.

„Frictionless“ sei der neue Standard. Das sei der Begriff des „New Normal“: Urban Mobility (Uber, MyTaxi, …), Smart Home (Google Nest, Amazon Echo, …), Connected Cars (Parkhaus, Mautstraßen, Versicherung), mHealth (Apple Healthkit, Google Fit, …), Car-Sharing (Direvenow, Car2Go), Predictive Shopping (Amazon Prime, Amazon Dahs, Smart Appliances (Thermomix, Smart Fridge, …), Media on Demand (Netflix, Spotify, …).

Grob gesagt zeige sich bei deutschen Konsumenten etwa folgende Aufteilung: 20 % verweigern sich grundsätzlich, die neuen Technologien anzunehmen, 20 % sind aufgeschlossen, auch die neuesten Möglichkeiten zu nutzen, während rund 60 % nur dann neue Wege geht, wenn die Vorteile ganz erheblich sind.

Pratz macht klar, dass auch die Schmerzen der Banken zum Beispiel mit Kontoeröffnungen, die bis zu 14 Tage dauern, recht groß seien. Es liege daher nicht nur im Interesse der Kunden, die Prozesse deutlich zu beschleunigen. Unternehmen wie arvato Bertelsmann, CUnexus oder Rocket Mortgage ermöglichen schon heute Echtzeitentscheidungen mit komplett papierlosen und automatisierten Antragsprozessen, berichtet Pratz aus der Praxis.

Mit Blick auf Deutschland sieht Pratz bei den Banken einen im internationalen Vergleich mittleren Ertrag, die niedrigste Risikovorsorge, aber den höchsten Aufwand. „Wir haben praktisch kein Risiko mehr im Privatkundengeschäft. Wir sind Gewinner in der Eurozone, vollbeschäftigt und haben Wachstum.“ So erklärt Pratz die aktuelle Situation, die nur dadurch getrübt wird, dass Deutschland für jeden verdienten Euro die höchsten Kosten auf sich nehme.

Geschäftsvolumina und Erträge wachsen, aber die Gewinne stagnieren. Eine vorübergehende Gewinnerholung gab es in Westeuropa primär dank gesunkener Risikovorsorge. Die Gewinne in Deutschland stagieren trotz günstiger Risikositution, da die Kosten zu stark steigen.

Deutsche Banken seien relativ komplex aufgestellt. Neben den Produkten im Schaufenster läuft eine Vielzahl von Produkten im Hintergrund weiter, so dass sich eine entsprechend große Anzahl von Prozessen ergebe. Aus diesem Zusammenhang ergibt sich die Angreifbarkeit durch neue Wettbewerbeer, die sich auf wenige Prozesse konzentrieren.

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Moderne Bankkonzepte integrieren Kunden, Bargeld und Filialen

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2016

„Egal wen man fragt, Finanzdienstleistungen sind eines der nächsten Ziele digitaler Uwälzungen“, sagt Christian Weisser, Senior Vice President und als Bereichsvorstand bei Wincor Nixdorf (künftig Diebold-Nixdorf) verantwortlich für das weltweite Geschäft mit Banken. Der Aussage, dass die Digitalisierung das Risiko (signifikant) erhöht, die eigene Markstellung zu verlieren, ist unter Finanzdienstleistern praktisch schon Konsens. Weisser spricht auf dem 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt am Main.

Konnektivität, Automation, Entscheidungsfindung und Innovation sind Dimensionen in der Gestaltung des Weges zur Digitalisierung. Weisser verdeutlicht, das Digitalisierung für Wincor Nixdorf heißt. „Begeisterung entsteht durch persönlichen Servie im richtigen Moment“, macht Weisser an verschiedenen praktischen Beispielen klar. Mobile Konzepte unterstützen die Berater von Banken dabei. 

Bargeld sei weiterhin das einzige Bezahlmedium mit 100 % Akzeptanz. Es gebe weiterhin gute Möglichkeiten, durch optimierte Bargeldrozesse den Service für Geschäftskunden und die eigene Effizienz zu steigern. Weisser sieht das Thema Bargeldoptimierung über das einfache Cash Recycling hinaus. „Digitalisierung heißt, dass die Effizienzen in der Automatisierung besser gehoben werden können.“ Wie Weisser zeigt, sind durch die Dienste von Wincor Nixdorf „hürdenlose“ Konsumentenerfahrungen möglich.

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ING-DiBa als Freund der FinTechs

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2016

„Zusammen mit den FinTechs kriegen wir es hin, schnell und wendig zu bleiben“, stellt Roland Boekhout, Vorsitzender des Vorstandes der ING-DiBa AG, die Strategie seiner Banken angesichts der technologischen Herausforderungen dar. Früher habe man ausführliche Marktforschung gemacht, ein Projekt beschlossen, dieses jahrelang umgesetzt und am Schluss kaum noch gewusst, warum man es anfänglich gestartet hatte. Diese Zeit sei endgültig vorbei.

„Omni-channelNutzung bei der ING-DiBa wächst weiter. Die am stärksten wachsende Kundengruppe nutzt mobile Services als ergänzung zum Online-Banking. Die Zahl der Kunden, die ausschließlich das Telefon nutzen, sei leicht gesunken – sie machen aber noch mehr als die Hälfte der Anrufer aus. Die Zahl der „Mobile only“-Nutzer sei noch relativ gering.

Im Vergleich zu den Niederlanden seien Deutsche eher konservativ. Die Transparenz darüber, was möglich ist, verändere aber deutlich die Bereitschaft der Digital Natives, neue Wege zu gehen. Die Beschleunigung werde von den Kunden getrieben.

Digitalisierung sei kein Selbstzweck. „Wir wollen Banking für die Kunden noch einfacher machen – denn wir sind der Meinung , dass Banking auch Spaß machen kann. Wir wollen der Place to be sein.“ Die besten Ideen kommen von innen, ist Boekhout überzeugt und betont die Rolle seiner Mitarbeiter. 

„Wir brauchen nicht alles neu zu erfinden, da wir getestete Innovationen nach Deutschland holen können“, erläutert Boekhout anhand der Europakarte, die die unterschiedliche Markstellung seiner Bank in den verschiedenen Ländern – vom Wachstumsmarkt über den Herausforderer bis zum Marktführer – skizziert.

„Den Vorsprung, den man hat, ist sehr zeitbeschränkt“, beklagt Boekhout. Wie schwierig es ist, das Verhalten der Kunden vorauszusehen, erläutert Boekhout am Beispiel der Kontoeröffnung. Immerhin würden jeden Monate rund 50.000 Menschen in Deutschland ein Konto bei der ING-DiBa neu eröffnen. Obwohl sie dies in maximal 8 Minuten von Zuhause aus bequem im Sessel mit dem PC oder Smartphone tun könnten, würden sich immer noch die Mehrheit der Kunde lieber zur Postfiliale fahren, sich dort in die Schlange stellen und sich per Postidentverfahren legitimieren. Boekhout ruft dazu auf, Kunden Zeit zu geben, sich an die bequemeren Möglichkeiten zu gewöhnen und Vertrauen in die neuen Technologien zu gewinnen.

FinTechs seien keine Bedrohung, sondern eine wichtige Ergänzung. Boekhout will allerdings FinTechs nicht einfach in die Bank integrieren. „Sonst werden sie so wie wir, das brauchen wir doch gar nicht.“ Die Kooperation mit FinTechs heiße, nicht alles selbst zu entwickeln. Dies heißt für Boekhout aber nicht, alles beim Alten in der Bank zu belassen.

Neue Arbeitsmethoden und Skills seien in der digitalen Zeit unvermeidlich: Agile Arbeitsmethoden, noch mehr Kooperationen zwischen Bereichen und Ländergesellschaften, neuer Führungsstil mit lateraler Teamführung, veränderte Einstellungskriterien (Mindset und Talent ist genauso wichtig wie Erfahrung), neue Skills wie beispielsweise UX Designer oder Behavioral Psychologist.

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Diebold-Nixdorf auf dem Retail-Bankentag

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2016

„Wir heißen besonders unsere englischen Gäste willkommen, die sich hier in Frankfurt am Main schon einmal umsehen“, führt Dr. Jens Zinke, Geschäftsführer der Börsen-Zeitung, in die ausgebuchte Veranstaltung ein, die gemeinsam mit Wincor Nixdorf durchgeführt wird. Zinke zitiert zur Begrüßung und Einführung zum 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung Statistiken, nach denen die Bankengruppen der Genossenschaftsbanken und der Sparkassen gegenüber den privaten Banken an Marktanteilen seit der Finanzkrise gewonnen haben. 

Zinke warnt jedoch vor voreiliger Freude darüber, denn verschiedene Bedrohungen lassen das Geschäft auch dieser Bankengruppen in der Zukunft schwieriger erscheinen. Zinke illustriert die anstehenden Probleme am Beispiel der FinTechs, die sich oft gerade auf die ertragsstarken Geschäftssegmente spezialisiert haben und dort die Ertragssituation etablierter Häuser angreifen. „Nur Banken können Omnikanal“, ermutigt Zinke. „Die Zukunft des Retailbanking sind wir“, so könnte man ein Zitat von Karl Popper umformulieren, schlägt Zinke den Banken vor.  

Eckhard Heidloff, Vorsitzender des Vorstandes der Wincor Nixdorf  AG, lobt die seit Jahren perfekte Organisation und Moderation des Retail-Bankentags, die von Menschen wie beispielsweise Dr. Jens Zinke und Bernd Wittkowski getragen werde, Mitglied der Chefredaktion der Börsen-Zeitung. 

Heidloff skizziert internationale Entwicklungen, bei denen es für Deutschland darauf ankomme, schnell genug zu sein. Blockchain z.B. könne auch eine Chance sein, wenn man schnell genug die Möglichkeiten nutze. „Cash“ oder bargeldlos – das werden nach Ansicht von Heidloff neben vielen anderen Themen, die die Banken schon seit Jahren beschäftigen, auch weiterhin Dauerthemen bleiben.

Nicht zu vergessen seien die Kostenentwicklungen. Das betreffe auch die Arbeit von Wincor Nixdorf. Heidloff räumt ein, dass der Einbruch der BRIC-Staaten auch Wincor Nixdorf vor Herausforderungen gestellt habe. „Im ersten Halbjahr sind wir um 8 % gewachsen und haben alte Profitabilität wiederhergestellt.“

„Es macht Sinn, mit Diebold zu fusionieren. Etwa gleich groß, aber Diebold ist sehr groß in Amerika. Zusammen haben wir etwa 20 % Asia-Pacific und jeweils 40 % Amerika und Europa.“ Die neue Firma wird heißen Diebold-Nixdorf, weiterhin mit dem Balken in der Mitte, kündigt Heidloff an. Die Börsenwerte in den USA seien erheblich höher als in Deutschland, so dass es zweit Firmensitze geben wird.Die Aktie werde sowohl in New York, als auch in Frankfurt am Main notiert.

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Großbritannien auf Talfahrt

Von Dr. Oliver Everling | 28.Juni 2016

Auch am dritten Handelstag nach dem Referendum stehen die Märkte im Zeichen der BREXIT-Folgen. „Für die EU stellt sich jetzt die grundsätzliche Frage nach den Zukunftsperspektiven – für Großbritannien haben sich die Prognosen für Wirtschaft und Wachstum deutlich verschlechtert“, sagt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe. Die britische Wirtschaft dürfte mindestens in den kommenden beiden Quartalen schrumpfen und insgesamt für das Jahr 2017 ein Wachstum knapp oberhalb der Null erreichen, ist Angermann überzeugt.

Die britische Wirtschaft sei auf absehbare Zeit mit erheblichen Unsicherheiten belastet. Betroffen sind laut aktueller FERI Prognose vor allem der Finanzsektor, exportorientierte Branchen, Immobilienentwickler und Einzelhändler. FERI geht für 2017 von einem deutlichen Einbruch der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen (mindestens -5 Prozent) aus. „Die schlechtere Stimmung wird sich in Großbritannien auf den privaten Konsum und die Beschäftigung auswirken. Wir rechnen mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von derzeit 5 auf bis zu 7 Prozent im Jahr 2017“, so Angermann.

Im Außenhandel werden die Importe infolge der Verteuerung durch die Pfund-Abwertung sinken, während die Exporte leicht zulegen werden, weil britische Produkte attraktiver werden. Das Pfund wird tendenziell weiter an Wert verlieren – FERI rechnet mit einer Abwertung gegenüber dem Euro um knapp 10 Prozent im Jahresdurchschnitt 2016 und um weitere 5,5 Prozent im Jahr 2017. „Die Bank of England wird auf absehbare Zeit keine Zinserhöhung vornehmen, sondern vielmehr mit neuen Maßnahmen der quantitativen Lockerung versuchen, der britischen Wirtschaft positive Impulse zu geben“, schätzt Angermann. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang auch eine Zinssenkung. Allerdings könnte der zu erwartende Anstieg der Inflation in UK die Geldpolitik in ein Dilemma bringen.

Der BREXIT hat laut FERI Prognose auch negative Wirkungen auf die Wirtschaft im Euroraum: Insbesondere werde die Unsicherheit auch hier tendenziell zu einer noch stärkeren Investitionszurückhaltung führen. Daneben seien Exporte nach Großbritannien von der Abwertung des Pfunds negativ betroffen.

Die FERI Prognose für den Euroraum ist bereits defensiv ausgerichtet und bezieht die Fragilität des weltwirtschaftlichen Aufschwungs mit ein. „Vor diesem Hintergrund stellt der BREXIT zwar ein zusätzliches und gravierendes Abwärtsrisiko dar. Wir sehen das Wachstum im Euroraum aber weiterhin positiv“, so Angermann. FERI gehe zudem davon aus, dass im Zuge der Austrittsverhandlungen das gemeinsame Interesse von Großbritannien und der EU an einer Fortsetzung der intensiven wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu beiderseits akzeptablen Lösungen führt.

„Der BREXIT wird die Kapitalmärkte noch für eine geraume Zeit belasten“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chef-Stratege der FERI AG. Da der tatsächliche Ablauf des BREXIT noch weitgehend ungeklärt sei, bleibe vorerst viel Unsicherheit in den Märkten. Neue Risikoszenarien für die Märkte ergeben sich aus  einer weiteren politischen Fragmentierung Europas. Die Risikoprämien der Euro-Peripherie dürften tendenziell ansteigen, was speziell Länder wie Italien, Spanien und Portugal belasten würde.

„Auch die amerikanische Notenbank wird aufgrund der Unsicherheiten im Euroraum tendenziell noch vorsichtiger agieren – weitere Zinsschritte der FED sind vorerst sehr unwahrscheinlich“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp.

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