Wachstum und weniger Insolvenzen in Polen
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2015
In Polen gingen die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2015 um 3,3 Prozent zurück. Damit setzt sich die positive Entwicklung aus dem Vorjahr fort: 2014 gab es 5,1 Prozent weniger Firmenpleiten. Das Wirtschaftswachstum betrug in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 3,4 Prozent. Der internationale Kreditversicherer Coface erwartet für das gesamte Jahr einen Anstieg des BIP um 3,5 Prozent und um weitere 3,4 Prozent 2016. Die verstärkte Wirtschaftstätigkeit in Polen erreicht bereits das erforderliche Niveau, um die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu stabilisieren“, erklärt Grzegorz Sielewicz, Coface-Economist in Polen.
Eine neue Coface-Studie zeigt, dass das BIP-Wachstum jährlich um mindestens 3,1 Prozent steigen muss, um die Insolvenzen von polnischen Unternehmen zu stabilisieren. Der Privatkonsum muss dafür um mindestens 2,9 Prozent pro Jahr wachsen. Beide Voraussetzungen hat die polnische Wirtschaft erreicht. Coface prognostiziert eine anhaltende positive Entwicklung und geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr um 8 Prozent und um weitere 5 Prozent 2016 zurückgehen wird. „Jedoch können bestimmte interne oder externe Risiken die Nachhaltigkeit der positiven Geschäftsentwicklung gefährden, wie etwa die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft. Auch wenn polnische Unternehmen nicht unmittelbar betroffen sind, spüren sie die Auswirkungen auf die Eurozone und insbesondere auf Deutschland, den polnischen Hauptexportmarkt“, sagt Grzegorz Sielewicz.
Die Binnennachfrage ist der stärkste Treiber für das Wirtschaftswachstum in Polen. 60 Prozent des BIPs fielen im letzten Jahr auf den Privatkonsum, der seit Anfang 2014 vierteljährlich um drei Prozent gestiegen ist. Die Konsumenten profitieren von verbesserten Arbeitsmarktbedingungen mit sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Löhnen. Darüber hinaus wird die Kaufkraft der Haushalte durch den deutlichen Rückgang der Ölpreise unterstützt. Die Branchen, die direkt von der Konsumentennachfrage abhängig sind, profitieren. Andere Branchen wiederum haben weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen.
Um 28 Prozent stieg die Anzahl der Insolvenzen von Transportunternehmen in der ersten Jahreshälfte 2015 im Vergleich zum Vorjahr. Der Transportsektor hatte mit weniger Aufträgen auf seinen östlichen Routen zu kämpfen, die unter anderem unter dem russischen Embargo leiden. Diese Ziele waren für die Unternehmen oft profitabler als jene der Eurozone. Darüber hinaus haben die Diskussionen über die Vorschriften der Mindestlöhne polnischer Lkw-Fahrer in Deutschland bereits negative Auswirkungen auf polnische Transportunternehmen, da Deutschland zu einem der wichtigsten Märkte für diese Branche zählt.
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USA auf dem Weg nach unten
Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2015
Das Investment Research von FERI hat seine Prognose für die USA deutlich nach unten korrigiert: Für 2016 rechnen die Experten mit einem Wachstum von höchstens 1,5 Prozent – und liegen damit mehr als einen Prozentpunkt unter dem aktuellen Markt-Konsens.
Die konjunkturelle Lage in den USA hat sich in den vergangenen Wochen spürbar eingetrübt: Sowohl Industrieproduktion als auch die Kapazitätsauslastung sind zwei Monate in Folge zurückgegangen, die Auftragseingänge lassen keine Besserung erwarten. Auch andere vorlaufende Konjunkturindikatoren drehen bereits deutlich nach unten. Die Exporte sind wegen des starken Dollars seit längerem rückläufig, und auch der Beschäftigungsaufbau fiel in den Monaten August und September deutlich schwächer aus als zuvor. Für das dritte Quartal geht FERI von einem schwachen Wachstum von etwa 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus. Niedrige Wachstumsraten seien auch für das vierte Quartal 2015 und für den Beginn des Jahres 2016 wahrscheinlich.
„Der vielbeachtete PMI-Index dürfte schon sehr bald unter die kritische Marke von 50 Punkten fallen. Vor diesem Hintergrund gehen wir nicht mehr davon aus, dass die amerikanische Zentralbank in diesem Jahr noch ihre Zinsen erhöhen wird“, sagt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe.
Die FED hatte selbst ihre Wachstumserwartungen im Laufe des Jahres sukzessive revidiert. Von der ursprünglichen Prognose von 3 Prozent geht die amerikanische Notenbank jetzt nur noch von einem Wachstum zwischen 2,2 und 2,6 Prozent aus. Dass dieser Aufschwung nach den jüngsten Entwicklungen als hinreichend robust für eine Zinswende gehalten wird, ist unwahrscheinlich.
„Den richtigen Zeitpunkt für eine Zinsanhebung hat die FED bereits verpasst. Und wenn die wirtschaftliche Schwächephase wie von uns angenommen länger andauert, wird es auf absehbare Zeit gar keinen Zinsschritt geben“, ist Angermann überzeugt.
Die Beibehaltung der Null-Zins-Politik könnte aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein: „Es ist gut möglich, dass die FED nach kurzer Bedenkzeit sogar eine Fortsetzung ihrer Anleihen-Kaufprogramme, also ein ‚Q.E. 4′, beschließt,“ sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chef-Anlagestratege bei FERI. „Die bisherige Hoffnung der großen Notenbanken, eine labile Weltwirtschaft durch das Drucken von Geld quasi ‚mit Gewalt‘ zum Aufschwung zu zwingen, ist geplatzt“, so Rapp. Offensichtlich seien die Altlasten und deflationären Zwänge im globalen System, nach vielen Jahren kreditgetriebener Exzesse, immer noch zu stark. Aktuell stünden die großen Notenbanken unter einem ungeheuren Erfolgsdruck. Trotz massiver Geldschöpfung kommt der erhoffte Aufschwung nicht in Gang. Dies zwinge die Notenbanken in Europa, USA und Japan nun zu einer Politik des „all in“, also einer Art monetärem Endspiel, so Rapp. „Die jüngsten Äußerungen von EZB-Chef Draghi in der letzten Woche machen diesen Punkt ganz klar. Rückzug ist keine Option, statt dessen erhöhen die Notenbanken ihren Einsatz auf Biegen und Brechen.“
Nach der EZB könnte schon bald auch die japanische Notenbank eine Ausdehnung ihrer Q.E-Programme andeuten. Damit würde sich das monetäre Szenario für 2016 deutlich verändern, so die Meinung von FERI Investment Research. Noch stärker als bisher würden die globalen Finanzmärkte von der „Politik der monetären Verwässerung“ getrieben.
Die möglichen Folgen für die Märkte sind ambivalent: „Einerseits erzeugen die Notenbanken weiterhin Treibstoff für die Finanzmärkte, die deshalb reflexhaft weiter steigen können. Sollten die Märkte aber an einem gewissen Punkt den Glauben an die Wirkungsmacht der Notenbanken verlieren, drohen Vertrauenskrisen und ein möglicher Absturz“, mahnt Rapp. Für die Notenbanken stehe sehr viel auf dem Spiel. Die Geldpolitik könnte deshalb in Zukunft noch weitaus stärker ausgedehnt werden, als bisher denkbar. Für strategische Investoren bedeute das auch künftig, wie von FERI schon seit längerem empfohlen, eine klare Präferenz für sachwertorientierte Anlageformen wie Aktien, Beteiligungen, Immobilien und Land.
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GES und oekom research
Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2015
oekom research, eine der weltweit führenden Ratingagenturen im Bereich nachhaltiger Investments und der unabhängige Engagement Dienstleister GES bündeln ihre Kräfte noch stärker. Ab sofort ersetzt GES das bisherige GES Risk Rating durch das oekom Corporate Rating. Somit können alle Kunden des GES Engagement Forum auf die Corporate Rating-Informationen von oekom research zugreifen. Das oekom Corporate Rating umfasst ein weltweites Universum von derzeit über 3.500 Unternehmen inklusive aller Firmen, die an der Stockholmer Börse gelistet sind. Zudem nutzt oekom research ein zusätzliches Team von neun GES-Analysten für die Erstellung der oekom Corporate Ratings.
Um die wachsende Nachfrage nach Serviceleistungen im Bereich des nachhaltigen Investments in den verschiedenen Märkten Europas noch besser befriedigen zu können, hatten oekom research und GES bereits 2012 eine strategische Partnerschaft vereinbart. Anfang 2014 wurde die Kooperation auf den Bereich der Unternehmensanalyse ausgedehnt. Die nun erfolgte weitere Vertiefung bündelt die Kräfte zweier wichtiger Player auf dem Markt für ESG Investment noch stärker und macht den Erfolg der bisherigen Zusammenarbeit deutlich.
GES zählt weltweit zu den erfahrensten unabhängigen Engagement-Dienstleistern für nachhaltige Investments und betreut Assets in Höhe von 1 Billion Euro. Gemeinsam mit Anlegern nimmt GES Einfluss auf das Management von Unternehmen hinsichtlich Umwelt-, Sozial- und Corporate Governance Aspekten. Zentrale Plattform hierfür ist das GES Engagement Forum. Das Online-Portal bildet die Grundlage für einen aktiven Ownership-Prozess seitens der GES-Kunden.
Die oekom research AG bietet mit dem oekom Corporate Rating eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens und betrachtet Umwelt-, Sozial- und Corporate Governance Aspekte. Zur Bewertung der Nachhaltigkeits-Performance eines Unternehmens definieren die Analysten von oekom research aus einem Pool von fast 1.000 Indikatoren ein Set von circa 100 spezifischen Kriterien. Zu den Kunden von oekom research zählen mehr als 100 institutionelle Investoren aus 10 Ländern. Die Analysen von oekom research beeinflussen derzeit rund 600 Milliarden Euro Assets under Management.
Hanna Roberts, CEO von GES International: „Die positive Erfahrung, die beide Unternehmen in der bisherigen Partnerschaft gesammelt haben und die umfangreiche Marktexpertise, die in diesem Zusammenhang entstanden ist, hat uns darin bestätigt und ermutigt, unsere Zusammenarbeit noch weiter auszubauen. Die zusätzliche Detailtiefe des oekom Corporate Rating ist ein wichtiges und hilfreiches Instrument für einen effektiven Engagement–Prozess, wie wir ihn unseren Kunden anbieten möchten.“
Robert Haßler, CEO von oekom research: „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass GES auf unser Rating umgestiegen ist und sehen darin eine Bestätigung der Qualität unserer Arbeit. Die bisherige Partnerschaft mit GES hat uns gezeigt, dass wir auf verschiedenen Ebenen sehr gut zusammenarbeiten können. Das ist eine sehr gute Basis für die weitere Kooperation. Ganz besonders freut es uns, dass nun Kunden aus dem skandinavischen Raum ganz einfach auf unsere Ratings zugreifen können.“
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Coface sieht gute Chancen für Photovoltaik
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2015
Obwohl chinesische Unternehmen den Markt beherrschen, ist die Solarenergie mittelfristig ein aussichtsreicher Markt für europäische Unternehmen. Diese Ansicht vertritt der internationale Kreditversicherer Coface in einem neuen Branchen-Panorama. Zugleich steigen die Risiken in mehreren Branchen. Im dritten Quartal hat Coface deshalb die Bewertungen einiger Branchen aktualisiert, darunter Automobil und Energie.
Der Abschwung in der europäischen Solarenergie kam so überraschend wie ihr Aufschwung. Das Platzen der Blase zeichnete sich mit dem Ende der nationalen und europäischen Subventionen ab. Die aufeinander folgenden Wirtschaftsprobleme schwächten Unternehmen, deren Gewinne schwanden. Schließlich fiel Europa, das den Photovoltaik-Markt aufgrund der politischen Festlegung und der Zahl der Anlagen lange dominiert hatte, hinter Asien zurück. Dort sind nun 60 Prozent der weltweiten Anlagen.
Die Coface-Volkswirte halten diesen Abschwung in der europäischen Photovoltaik-Industrie aber für vorübergehend und bleiben optimistisch, was die mittelfristige Rolle im europäischen Energiemix angeht. Denn mittelfristig dürfte sich der Photovoltaiksektor wieder erholen, hauptsächlich durch eine europäische Energieintegration. “Für Unternehmen bieten die guten Aussichten der Branche Möglichkeiten im Bereich der Installation und Wartung der Solar-Panels. Die Herstellung der Panels wird dagegen ganz überwiegend in ausländischer Hand bleiben“, erklärt Coface-Economist Khalid Aït Yahia.
Derzeit sieht Coface für den Energie-Sektor insgesamt erhöhte Risiken, sowohl in Nordamerika, Asien als auch in Westeuropa. Diese drei Regionen untersucht der Kreditversicherer regelmäßig für seine Branchenbewertungen. Wegen des erneuten Preisrückgangs für Öl hat Coface die Energiebranche in allen drei Regionen in „hohes Risiko“ herabgestuft. Die führenden Ölgesellschaften reduzieren ihre Investitionen und schwächen damit auch die in der Produktionskette nachfolgenden Unternehmen. Nordamerika ist am stärksten von den fallenden Ölpreisen betroffen. Neben den drastischen Investitionskürzungen müssen die Öl-fördernden und –produzierenden Unternehmen hohe Schulden und Abwärtsdruck auf die Preise verkraften. In Westeuropa wurde die Branche in einigen Ländern von den Problemen mit der schleppenden Entwicklung der Schiefergasindustrie und vom Einbruch des Ölpreises getroffen. Unternehmen reduzieren ihre Investitionen. In den aufstrebenden Ländern Asiens halten sich die Auswirkungen der Ölproblematik in Grenzen. Denn die großen Ölgesellschaften sind staatlich kontrolliert und werden entsprechend gestützt. Allerdings dürfte es auch hier Nachwirkungen geben, etwa beim Zugang zu Finanzierungen.
Die Automobilindustrie durchläuft derzeit einige Veränderungen. In Nordamerika läuft es gut, vor allem auch wegen der steigenden Verkaufszahlen bei Luxusautos. In Westeuropa ist die Branche nach vielen strukturellen, auf Kostenreduktion zielenden Anpassungen wieder auf Wachstumskurs. Allerdings könnte der VW-Skandal das Bild trüben, besonders in Deutschland und Mittel- und Osteuropa. Schwierig ist die Situation in den aufstrebenden Ländern Asiens. Dort hat Coface die Branche auf „mittleres Risiko“ herabgestuft. In China legte der Absatz in den ersten acht Monaten nur um 2,6 Prozent zu. Die allgemeine Verlangsamung des chinesischen Wachstums und zunehmender Wettbewerb wirken sich auf die Hersteller aus. Sie müssen sich auf neue Wachstumsdimensionen einstellen, weit unterhalb der gewohnten zweistelligen Raten.
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URA Rating Agentur kritisiert Finanzberichte
Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2015
Die URA Rating Agentur GmbH befasst sich mit den jüngst veröffentlichten Finanzberichten von Anleiheemittenten. Die Analysten der Agentur kommentieren ihre Befunde. Demnach „vermitteln in Einzelfällen plakative Presseerklärungen zum jeweiligen Finanzbericht einen viel zu positiven Eindruck von der Entwicklung des Unternehmens, trotz der allgemeinen Forderung nach mehr Transparenz“, erklärt die URA Rating Agentur und nennt Beispiele.
Erhebliche Einmalerträge würden entweder überhaupt nicht genannt (z.B. bei Underberg), oder diese würden zwar erwähnt, aber nicht in ihrer Höhe quantifiziert (z.B. bei VST Building Technologies), warnt die URA Rating Agentur.
Außerdem falle der Einstieg neuer finanzstärkerer bzw. zusätzlicher Gesellschafter bei einigen Anleihe-Emittenten auf. „Dies dient zwar häufig auch der Wachstumsfinanzierung, erleichtert jedoch grundsätzlich die Refinanzierung von Altanleihen und ist damit im Einzelfall eine Alternative zur Ausgabe von Folgeanleihen: z.B. bei Hallhuber Refinanzierung durch ein Gesellschafterdarlehen von Gerry Weber, bei MAG IAS durch eine zugesagte ausreichende Finanzmittel-Ausstattung durch die taiwanesische Fair Friend Group. posterXXL wurde von der britischen PhotoBox Holdco Ltd. übernommen. Bei KTG Agrar ist indirekt die chinesische Fosun International Ltd. mit einem 9%igen Kapitalanteil eingestiegen (und vermutlich auch mit einem größeren zinsgünstigen Kredit). Außerdem bemüht sich z.B. Scholz um einen zusätzlichen Investor.“
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Prioritäten in der Flüchtlingskrise
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2015
Humanitäre Hilfe ist Pflicht. „Aber die Zahl der in Deutschland Schutz Suchenden muss sinken. Außenpolitische Priorität hat daher die Verbesserung der Lage der syrischen Flüchtlinge in den Auffanglagern,“ schreibt Christian Lindner, MdL, als Bundesvorsitzender an die Freien Demokraten, „zum Beispiel in der Türkei, in Jordanien und dem Libanon, weil sich sonst weitere Millionen Menschen in Bewegung setzen. Innerhalb Europas muss eine faire Verteilung der Lasten erreicht werden“. Die EU habe als Verein von Rosinenpickern“ keine Zukunft.
Kriegsflüchtlinge sollten, betont Lindner, für die Dauer der Bedrohung in ihrer Heimat humanitären Schutz genießen. Deutschland müsse jedoch das klare Signal in die Herkunftsländer senden, dass „wir uns bei aller Solidarität das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. Deshalb sollten wir Flüchtlinge nur dulden, aber vom weitgehenden Asylverfahren ausschließen! Das entlastet die Behörden und erspart uns eine Debatte über das Asylrecht im Grundgesetz, die sonst in Kürze scharf geführt werden wird, aber nichts bringt. So werden auch Ausweisung und spätere Rückführung erleichtert.“ Dieses Verfahren habe sich in den neunziger Jahren bei den Bürgerkriegsflüchtlingen vom Balkan bewährt.
Lindner fordert für Deutschland ein modernes Einwanderungsgesetz, das die chaotische Zuwanderung wieder vernünftigen Regeln unterwirft. „Als alternde Gesellschaft brauchen wir in vielen Berufen Zuwanderer. Aber wir haben ein Recht darauf, uns diejenigen auszusuchen, die wir in unseren Arbeitsmarkt einladen.“ Die vielen Bremsen für Wachstum und Beschäftigung, die die Große Koalition seit 2013 gezogen hat, müssen gelöst werden, damit die geringqualifizierten Zuwanderer eine Chance erhalten. Sonst wird aus der Flüchtlingskrise eine Integrationskrise.
„Deutschland muss sich selbst wieder über seine Identität klar werden, damit es zu Integration einladen kann. Wir stehen uns mit deutschen Selbstzweifeln im Wege. Dabei haben wir Grund zum Stolz auf unsere liberale Verfassung. Sie ist unverhandelbar – und muss daher vom Rechtsstaat in jedem Winkel unseres Landes durchgesetzt werden“, so Lindner.
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Robo Advisors: Digitale Anlageverwaltung schlägt DAX?
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2015
FinTech-Startups wollen mit Robo Advisors den Anlagemarkt revolutionieren und der traditionellen Vermögensberatung mit der automatisierten Anlageverwaltung den Kampf ansagen. Ob Anleger mit einem passiv gemanagten Portfolio auf Dauer tatsächlich MSCI World und DAX schlagen können, will das Finanzportal Brokervergleich.net mit einem Echtgeldtest herausfinden.
Robo Adviser sind ein neuer Trend in der Anlageberatung, einem Markt für die automatisierte Finanzberatung. Mit einfachen Portfolios sollen Privatanleger schon mit kleinen bis mittleren Anlagebeträgen die Möglichkeit haben, an den Chancen erfolgversprechender Anlagestrategien zu partizipieren. Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Auf Basis eines standardisierten Abfrageprozesses wird ein individuelles Anlageprofil erstellt und im Zuge dessen ein Anlagevorschlag gemacht. In der Regel ist das Portfolio mit passiven Aktien- Rentenfonds ausgestattet, die entsprechend dem Risiko-Ziel-Profil gemischt sind. Vor allem Nutzer, die auf passive Anlagestrategien setzen, kommen mit Robo Advisors auf ihre Kosten. Das Portfoliomanagement erfolgt nach mathematischen Algorithmen. Laut Finanzexperten Daniel Franke, ist die digitale Vermögensverwaltung angesichts der transparenten und einfachen Strukturen „ein spannender Ansatz, mit dem auch Laien von den Vorzügen des Kapitalmarktes profitieren können“.
Die Online-Vermögensverwaltung erfreut sich auch hierzulande inzwischen wachsender Beliebtheit. Um eventuelle Chancen für Anleger auszuloten, hat das Investmentportal Brokervergleich.de einen Echtgeldtest geschaltet. Unter realen Bedingungen wird die Performance der hiesigen Anbieter für Robo Advice Plattformen unter http://www.brokervergleich.de/online-vermoegensverwaltungen/ monatlich ausgewertet. Angesichts der noch recht kurzen Laufzeit, der Test startete im Mai 2015, ist die Aussagekraft zwar noch eingeschränkt, allerdings wird deutlich, dass die Anlagekonzepte eine gute Alternative für Nutzer bieten. Denn sowohl im August als auch im September 2015 haben die Robo Advisors den internationalen MSCI-World-Index sowie den DAX geschlagen. „Die Werte bestätigen uns, dass die Portfolio-Aufstellung die Anleger sicher über die börsenschwachen Monate gebracht hat.“, kommentiert Franke das bisherige Test-Ergebnis.
Mit Robo Advisors profitieren Nutzer von kostengünstigen, transparenten und von Experten empfohlenen Anlagestrategien. Die vorgenannten Vorzüge dürften vor allem jüngeren Ziel- und Nutzergruppen den Einstieg in die eigene Vermögensverwaltung schmackhaft machen. Bei der digitalen Vermögensverwaltung findet keine fundierte und individuelle Beratung statt. „Diese wird allerdings dann unverzichtbar, wenn es um eine langfristige, also bedürfnisorientierte Finanzplanung geht, beispielsweise beim Thema Altersvorsorge.“, so Franke.
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Feri findet UniAbsoluter Ertrag gut
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2015
FERI EuroRating Services AG hat den Mischfonds „UniAbsoluterErtrag“ mit „B“ („gut“) bewertet. Der Fonds wurde am 30.04.2015 von Union Investment aufgelegt und verfügt somit zum Bewertungsstichtag (31. Juli 2015) über einen Track Record von drei Monaten.
Der „UniAbsoluterErtrag“ veranlagt als Mischfonds mit Absolute Return Charakter mit dem Ziel der flexiblen Ertragsgenerierung. Der Fondsmanager kann dabei flexibel in ein breites Investmentuniversum investieren, wobei er sowohl hinsichtlich der Instrumentenauswahl als auch hinsichtlich der Assetklassen mit großen Freiheitsgraden agieren kann. Das Fondsmanagement investiert zum einen in marktneutrale Strategien und zum anderen in temporäre Marktinvestments. Erstere umfassen Anlagestrategien, die gegenüber Marktrisiken weitgehend immunisiert werden. Diese können sowohl auf taktischer als auch auf strategischer Ebene eingegangen werden. Taktisch werden temporäre Investments durchgeführt, für die eine besonders hohe Überzeugung besteht (sog. High Conviction Themen). Das Fondsmanagement strebt eine Zielrendite von 300 Basispunkten p.a. (brutto, rollierend über einen 3-Jahreszeitraum) oberhalb des 3-Monats-Euribors an. Die Anlagestrategie des UniAbsoluterErtrag wird durch das Union Investment Committee (UIC) bestimmt, ein Expertengremium, in das Investmentsignale aus sämtlichen Portfoliomanagement-Einheiten von Union Investment eingehen. Die Feinsteuerung des Fonds liegt in der Verantwortung des Portfoliomanagers.
Das Management des „UniAbsoluterErtrag“ verfügt über eine überdurchschnittliche Investmenterfahrung. Hauptverantwortlicher Fondsmanager ist Oliver Frey, der seit Juli 2013 im Team Asset Allocation bei Union Investment tätig ist und am 01. Februar 2015 zum Leiter der Einheit Multi Asset Management ernannt wurde. Jörg Schmidt ist Co-Manager des Fonds und seit 2010 Leiter der Einheit Funds Selection Strategy im Multi Asset Management der Union Investment. Als Stellvertreter steht darüber hinaus Michael Schulz im Team Multi Asset zur Verfügung.
Insgesamt wird sowohl der Performance- als auch der Risikobeitrag als „gut“ bewertet. Die Performance-Indikatoren bestimmen sich insbesondere durch die Bewertung der Stabilität, hier dominiert durch die Stabilität der Unternehmensstruktur, sowie der Bewertung der langfristigen Ertragskraft. Die gute Bewertung der langfristigen Ertragskraft resultiert nicht zuletzt aus der personellen Zusammensetzung des Fondsmanagements und dem Erfolgsbeitrag aller zur Verfügung stehenden Researchanalysten aus dem Aktien- und Rentenbereich. Auch der Erfolgsbeitrag des Investmentstils wird sehr positiv bewertet. Ausschlaggebend ist hier der große Allokationsfreiraum des Fondsmanagements bei der Instrumenten- und Emittentenauswahl sowie unter anderem des Durationsmanagements.
Der Risikobeitrag wird positiv durch den integrierten Risikomanagementansatz beeinflusst. Die Reduzierung von Drawdowns sowie die aktive Risikosteuerung des Gesamtportfolios werden dem Absolute Return Charakter gerecht.
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Moderate Wachstumseffekte durch Zuwanderung
Von Dr. Oliver Everling | 16.Oktober 2015
Neben den Gründen für die verstärkte Zuwanderung nach Deutschland und politischen Entscheidungen stehen mögliche wirtschaftliche Konsequenzen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Ergebnisse der aktuellen DVFA Freitagsfrage zeigen, dass mit 53,3 Prozent die Mehrheit der Investment Professionals in Deutschland einen moderaten Wachstumsimpuls erwartet. Knapp ein Drittel, 31,1 Prozent, rechnet nicht mit einem verstärkten Wachstum, ausgelöst durch die Zuwanderungswelle. Insgesamt 15,5 Prozent der Befragten rechnen hingegen mit einem starken oder sehr starken Impuls.
Große Einigkeit herrscht unter den Experten im Hinblick darauf, dass die aktuellen Entwicklungen die politische Stabilität im Land nachhaltig beeinflussen werden (88,1 Prozent). Dabei gehen 49,6 Prozent von einem starken Einfluss, 38,5 Prozent von einem geringen Einfluss aus. Nur 11,9 Prozent der Befragten sehen hier keinen Zusammenhang.
Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt sehen 54,8 Prozent aufgrund der aktuellen Entwicklung die Notwendigkeit für Änderungen beim gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn: Eine komplette oder teilweise Aufhebung erachten 37,8 Prozent der Investment Professionals für sinnvoll, eine Aussetzung des Mindestlohns befürworten 17,0 Prozent. Keine Notwendigkeit für Änderungen sehen 45,2 Prozent der Befragten.
„Die wirtschaftliche Entwicklung, die politische Stabilität und die erfolgreiche Integration jener Menschen, die aus Drittländern in Deutschland eintreffen, um Asyl zu beantragen, hängen eng zusammen und können eine starke Wechselwirkung entfalten“, erläutert Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA e.V.
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Stadtwerken geht das Licht aus
Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2015
Die Auswirkungen der Energiewende, der steigende Kostendruck im Netzbetrieb sowie höherer Wettbewerb im Vertrieb stellen deutsche Stadtwerke vor erhebliche Herausforderungen. Zwar weisen nach Ansicht von Scope Ratings weiterhin vier von fünf Stadtwerken eine Kreditqualität im Investmentgrade-Bereich auf, dennoch haben sich wesentliche Finanzkennzahlen seit 2010 zum Teil deutlich verschlechtert – dies gilt vor allem für Stadtwerke mit Beteiligung an konventioneller Stromerzeugung.
Die Umsätze der Stadtwerke nahmen seit 2010 im Mittel leicht um 1,8% zu, berichtet Scope. Die operativen Ergebnisse (EBITDA) sind im Mittel um 4,0% gesunken. Die absolute Verschuldung der Stadtwerke hat sich im Mittel um 7,5% erhöht. Der Verschuldungsgrad (Adjustierte Verschuldung/EBITDA) ist signifikant von 2,0x auf 3,4x angestiegen. Die Zinsdeckungsquoten sind weiterhin auf sehr komfortablem Niveau: Im Median liegt die Zinsdeckung (EBITDA fixed charge coverage) bei >7,0x; bei 10% der Versorger jedoch bei <1,3x. Alle diese Fakten sind bei Scope nachzulesen. "Vor allem aufgrund des Rückgangs der operativen Ergebnisse können einige Stadtwerke notwendige Infrastrukturinvestitionen nicht mehr aus dem operativen Cash Flow leisten – und müssen stärker fremdfinanzieren. Gleiches gilt", schreibt die Ratingagentur aus Berlin, "für die weiterhin hohen Ausschüttungen an die Kämmerer, welche zum Teil voll fremdfinanziert werden müssen. Beide Aspekte schwächen die Kreditqualität der Unternehmen aus Ratingsicht„.
Während Stadtwerke bislang aufgrund ihrer Cash Flow Stabilität und Absicherung über kommunale Mehrheitsgesellschafter als Kreditnehmer mit höchster Bonität galten, ist der Finanzierungszugang mittlerweile leicht eingeschränkt. Dies mache die Beschaffung von Fremdkapital deutlich komplexer, so Scope.
An der Stilllegung dauerhaft defizitärer Segmente, Anpassung der Ausschüttungspolitik an die Ertragskraft des Unternehmens und Einschränkung fremdfinanzierter Dividendenausschüttung zur Stärkung der Free Cash Flows, Ausbau dezentraler Erzeugungskapazitäten wie Erneuerbare Energien oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit kurzfristigen Ergebniseffekten, Zusammenschluss oder Kooperationen der derzeit noch über 1000 Stadtwerke in Deutschland wird nach Ansicht von Scope zur Erzeugung von Synergien und Skaleneffekten kaum ein Weg vorbeiführen.
Die 30 von Scope untersuchten Stadtwerke sollen eine repräsentative Auswahl von Stadtwerken darstellen – sowohl in Bezug auf die Größe, den Integrationsgrad zu Erzeugung und Infrastruktursegmenten wie Bäderbetriebe oder Abfallwirtschaft als auch auf die regionale Verteilung. Für die Auswertung wurden die Geschäftsberichte der Jahre 2010 bis 2014 herangezogen. Die Durchschnittsangaben beziehen sich stets auf den Median.
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